Tag: Parlamentswahlen 2024

  • Nach Parlamentswahlen: zersplitterte Kräfteverhältnisse

    Nach Parlamentswahlen: zersplitterte Kräfteverhältnisse

    Am 6. Dezember hatte das Verfassungsgericht die erste Runde der Präsidentschaftswahlen für ungültig erklärt. In der Begründung hieß es, dass das Wahlverfahren verzerrt gewesen sei. Nach Ansicht des Verfassungsgerichts wurde die freie Wahl durch Fehlinformationen im Rahmen einer Kampagne beeinträchtigt, in der der unabhängige Kandidat Călin Georgescu, der Gewinner des ersten Wahlgangs, unter Umgehung der nationalen Wahlgesetze aggressiv beworben wurde. Dabei seien die Algorithmen von Social-Media-Plattformen missbraucht und Werbespots nicht eindeutig als Wahlkampfinhalte gekennzeichnet worden.

    Der Sieg eines pro-russischen Extremisten in der ersten Runde hat der gesamten sogenannten souveränistischen Bewegung Auftrieb gegeben. Souveränismus ist ein Sammelbegriff für ultranationalistische Parteien und Bewegungen, die sich durch einen abstrusen Mix aus fremdenfeindlichen und antisemitischen, populistischen und verschwörungstheoretischen Botschaften auszeichnen. Gleich drei Parteien aus diesem Spektrum zogen nach den Wahlen vom 1. Dezember ins Parlament ein: die Allianz für die Einheit der Rumänen (AUR), SOS Rumänien und die Partei der Jungen Menschen (POT). Dabei erzielte insbesondere die AUR mit rund jeweils 18 % ein sehr gutes Ergebnis für beide Kammern des Parlaments.

    Eine ideologisch unklar positionierte Splitterpartei namens DREPT hatte gleich nach dem Urnengang auch die Fairness der Parlamentswahlen in Frage gestellt. In der Beschwerde der Partei hieß es, dass der Wahlkampf für die Parlamentswahlen durch ausländische Einflussnahme, illegale Finanzierungen, neofaschistische Propaganda und kriminelle Vereinigungen ebenso verzerrt worden sei wie der mittlerweile annullierte Urnengang für die Präsidentschaftswahl.

    Der Oberste Gerichtshof lehnte jedoch den Antrag auf Annullierung der Parlamentswahlen ab, so dass Rumänien am 21. Dezember eine neue Legislative haben wird. Die Sozialdemokratische Partei (PSD) wird mit 120 Mandaten die meisten Senatoren und Abgeordneten im neuen Parlament haben, gefolgt von der AUR mit 93 und der National-Liberalen Partei (PNL) mit 71 Mandaten. An vierter Stelle steht in der nächsten Legislaturperiode die Union Rettet Rumänien (USR) mit 59 Volksvertretern. Die Partei SOS Rumänien mit 40 Abgeordneten, der Ugarnverband (UDMR) und die Partei der Jungen Menschen (POT) mit jeweils 31 Abgeordneten vervollständigen die Liste der sieben Parteien, die ihre Vertreter ins Parlament entsandt haben. In der Abgeordnetenkammer verfügt die Fraktion der nationalen Minderheiten über 19 Mandate. Die Rumänen in der Diaspora werden durch zwei Senatoren und vier Abgeordnete im Parlament vertreten.

    Doch die schwierigste Aufgabe steht erst bevor: In dieser zersplitterten Legislative muss – idealerweise bis zum Ende dieses Jahres – eine stabile Mehrheit gefunden werden, um eine Regierung bilden zu können. Es zeichnet sich zwangsläufig ein Koalitionskabinett ab, dessen dringendste Aufgabe sein wird, den Zeitplan für die Präsidentschaftswahlen festzulegen. Die pro-europäischen Kräfte (PSD, PNL, USR und UDMR) hatten sich zwar darauf geeinigt, geschlossen gegen den Extremismus vorzugehen, doch nach der Annullierung der Präsidentschaftswahlen ist nichts mehr sicher. Vorerst steht nur eines fest: Bis zur Vereidigung des neuen Präsidenten im nächsten Jahr wird der amtierende Klaus Johannis Staatschef bleiben.

  • Parlamentswahlen: Wahllisten stehen fest

    Parlamentswahlen: Wahllisten stehen fest

    Insgesamt 21 politische Parteien und Gruppierungen haben die Kandidatenlisten für die Parlamentswahlen eingereicht, aus denen sich die Zusammensetzung des Parlaments in Bukarest ergeben wird. Der 17. Oktober war der letzte Tag, an dem Bewerbungen angenommen wurden. Das härteste Rennen findet um die Sitze der Senatoren und Abgeordneten in der Hauptstadt statt, wo mehrere bekannte Gesichter auf den Listen stehen.

    Die Liste der Sozialdemokraten für den Senat wird von dem Arzt und Virologen Adrian Streinu-Cercel eröffnet, und für die Abgeordnetenkammer ist der erste Kandidat der Chef der Kanzlei des Premierministers, Mihai Ghigiu. Die Liberalen eröffnen ihre Listen in Bukarest für den Senat und die Abgeordnetenkammer mit dem ehemaligen Bildungsminister Sorin Câmpeanu und dem Energieminister Sebastian Burduja. Die Union Rettet Rumänien (USR) schickt die ehemalige Bürgermeisterin des 1. Bukarester Stadtbezirks, Clotilde Armand, ins Rennen für den Senat und den ehemaligen Wirtschaftsminister Claudiu Năsui für die Abgeordnetenkammer. Für die Partei „Rechte Kraft“ (FD), ein abtrünniger Flügel der Liberalen, führt der ehemalige Ministerpräsident Ludovic Orban die Liste für die Abgeordnetenkammer an, während der Eugen Tomac, der Vorsitzende der Partei der Volksbewegung (PMP), die dem ehemaligen Staatspräsidenten Traian Băsescu nahesteht, den ersten Platz auf der Wahlliste seiner Partei für den Senat belegt.

    Auch der ehemalige Sportminister Eduárd Novák kandidiert für den Demokratischen Verband der Rumänien-Ungarn (UDMR) für ein Mandat im rumänischen Parlament. Die rechtspopulistische Allianz für die Einheit der Rumänen (AUR) hat Petrișor Peiu, einen Wirtschaftsanalysen im Rahmen einer Stiftung, die der Partei nahe steht, auf den ersten Platz für den Senat gesetzt, während Parteichef George Simion und der Geschäftsmann Gigi Becali die Liste für die Abgeordnetenkammer eröffnen. Der ehemalige Leiter der Umweltpolizei, Octavian Berceanu, führt die Liste der linksliberalen REPER-Partei für den Senat an, während der Abgeordnete Cătălin Teniță den ersten Platz auf der Wahlliste für die Abgeordnetenkammer belegt.

    Was die Wahlliste für die Diaspora-Vertreter betrifft, so haben sich 18 Parteien und zwei Unabhängige für das Rennen angemeldet. Die Liberalen werden nur für den Senat und die Rechte Kraft nur für die Abgeordnetenkammer kandidieren, nachdem ein Gericht einige Kandidaturen nach Einsprüchen abgelehnt hatte. Die vom Zentralen Wahlbüro festgelegte Reihenfolge auf den Wahlzetteln für die Diaspora stellt die Kandidaten der USR, der Rechten Kraft (FD) und der Ungarnpartei (UDMR) auf die vorderen Plätze. Was die Briefwahl betrifft, so hat die Ständige Wahlbehörde mitgeteilt, dass sich knapp 7 000 (6 839) Auslandsrumänen für diese Methode der politischen Willensbekundung entschieden haben, die meisten von ihnen leben in Großbritannien, Deutschland und der Schweiz.

    Die diesjährigen Parlamentswahlen finden am rumänischen Nationalfeiertag, dem 1. Dezember, statt, flankiert von den beiden Runden der Präsidentschaftswahlen am 24. November bzw. 8. Dezember. Im Ausland finden die Parlamentswahlen an zwei Tagen, dem 30. November und dem 1. Dezember, statt.