Tag: Petru Pacuraru

  • Arbeitsmarkt: Kündigungswelle mischt  Arbeitsverhältnisse auf

    Arbeitsmarkt: Kündigungswelle mischt Arbeitsverhältnisse auf






    Die ursprünglich in den USA auftretende Entwicklung wurde dort als Great Resignation“, Big Quit“ oder Great Reshuffle“ bezeichnet und gilt nun als globale Erscheinung. Mit einer unlängst durchgeführten Umfrage wurde diese Entwicklung auch in Rumänien belegt. Die Einzelheiten kennt Raluca Dumitra, Kommunikationsbeauftragte einer Online-Plattform für Job-Vermittlung:



    Arbeitssuchende sind immer weniger kompromissbereit. Anfang des Jahres haben wir eine Umfrage unter Angestellten auf der Suche nach einem neuen Job durchgeführt, und das Ergebnis war überraschend: 21 % der Angestellten würden ihren Job quittieren, selbst wenn sie keinen Plan B parat haben. Dies sollte Arbeitgeber aufhorchen lassen, umso mehr die pandemiebedingten Beschränkungen im öffentlichen Leben seit dem 9. März aufgehoben wurden. Ich lege das Ergebnis der Umfrage folgenderma‎ßen aus: Die Arbeitgeber wünschen sich, dass immer mehr Angestellte zur Büroarbeit zurückkehren, während die Arbeitnehmer die gewonnene Flexibilität beibehalten wollen. Ich denke, dieser Anspruch auf Flexibilität wird konstant bleiben, und Arbeitgeber wären gut beraten, dem Rechnung zu tragen, denn ein zu starkes Beharren auf Büroarbeit könnte nach hinten losgehen und so manche Arbeitnehmer zum Kündigen bewegen. Hinzu kommt, dass viele rumänische Arbeitnehmer extrem optimistisch hinsichtlich ihrer Zukunft sind — rund 75 % der Befragten glauben, dass sie einen neuen Job in weniger als drei Monaten finden könnten. Und das korreliert mit den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt — in den meisten Wirtschaftsbranchen und Industriezweigen gibt es ein gro‎ßes Defizit an qualifizierter Arbeitskraft. Was letztendlich tatsächlich hei‎ßt, dass hochqualifizierte Menschen zurzeit in weniger als drei Monaten einen besseren Arbeitsplatz finden könnten.“




    Petru Păcuraru, Geschäftsführer einer Firma, die in Human-Resources-Training spezialisiert ist, bestätigt diesen Trend und meint, auch die Ursachen zu kennen:



    Ein Grund für diese Entwicklung scheint auch die Tatsache zu sein, dass das Jahr 2020 viele Ungewissheiten und dadurch auch Zögern mit sich brachte. Die Arbeitsmigration war gleich Null, Kündigungen und Jobwechsel waren kaum vorhanden, so dass die neue Dynamik ab 2021 eine Kompensation für die Stagnation im Jahr 2020 brachte. Ein weiterer Grund für diesen Wandel ist auch die Rückkehr zur Büroarbeit, die viele Unternehmen vorschreiben. Und ein Teil der Angestellten will die gewonnenen Vorteile der Arbeit im Homeoffice nicht einfach so einbü‎ßen — Flexibilität und die Möglichkeit zur Heimarbeit sind die neuen Kriterien für einen guten Job geworden. Und ich würde auch noch einen dritten Grund für diesen Trend anführen. In Krisenzeiten sind einige Menschen auch zunehmend risikobereit. Das hei‎ßt, sie setzen nicht mehr allein auf den Kompromiss eines sicheren Jobs, sondern finden auch den Mut, etwas Wichtigerem in ihrem Leben Vorrang zu geben.“




    Der Human-Resources-Experte Petru Păcuraru relativiert zugleich seine Auslegungen und gibt zu, dass kündigungswillige Arbeitnehmer eher zu den Privilegierten oberhalb des Durchschnitts gehören, die einen relativ gesicherten finanziellen und beruflichen Status genie‎ßen:



    Wenn wir uns die Alterskohorten oder die Einkommensklassen anschauen, sind es sicherlich eher die Arbeitnehmer im Alter von über 30 oder 35 Jahren, zudem mit einer überdurchschnittlichen Ausbildung, die den Schritt ins Ungewisse wagen. Denn eine Kündigung bringt nicht immer gleich einen neuen und besseren Job. Und ich würde hier als Beispiel Angestellte nennen, die in besonders dynamischen und stressbeladenen Bereichen arbeiten, die oft zum Burnout führen. Und in solchen Fällen quittiert man seinen Job nicht allein aus dem Wunsch heraus, einen neuen und besseren Arbeitsplatz zu finden, sondern schlicht aus Überlebensinstinkt.“




    Die PR-Expertin Raluca Dimitra bestätigt diese Ansicht. Die planlose Kündigung sei nicht so sehr ein unüberlegter Schritt oder Ausdruck eines überbordenden Optimismus — die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt würden vielmehr den Mutigen entgegenkommen:



    Schauen wir uns allein die Zahlen für den letzten Monat an: Auf unserer Plattform haben wir über 38.000 neue Stellenausschreibungen — und das gerade nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine! Im Vergleich zum vorangegangenen Monat entspricht das einer Zunahme um 13 %, also selbst in schwierigen Zeiten schauen sich die Menschen nach neuen Jobs um. Wir haben monatlich rund 900.000 Anwärter auf unserer Plattform, was bedeutet, dass immer noch viele Menschen kündigen, um einen besseren Arbeitsplatz zu finden. Im Vergleich zum Vorjahr sind die absoluten Zahlen allerdings etwas im Sinken begriffen, doch das war durchaus zu erwarten, denn 2021 war hinsichtlich der Arbeitssuche ein rekordverdächtiges Jahr. Sicherlich hatten damals die Arbeitgeber noch die Vormachtstellung, doch 8 von 10 Angestellten sagten gleichzeitig, dass ihre oberste Priorität ein Jobwechsel noch im Laufe des Jahres sei. Das taten viele auch, und man sieht auch dieses Jahr, dass die Suche nach neuen Jobs immer noch voll im Trend ist.“




    Die Nachfrage nach neuen Angestellten variiert in den unterschiedlichen Wirtschaftszweigen und Berufsbranchen. Besonders gefragt sind Arbeitnehmer in Bereichen wie Einzelhandel, Verkehrswesen, Hotelgewerbe und Gastronomie sowie in Call Centern und in der IT-Branche. Die Jobvermittlungsexpertin Raluca Dumitra ist der Auffassung, dass die Dynamik auf dem rumänischen Arbeitsmarkt weiterhin lebhaft bleibt — trotz der weltweiten Pandemie und des Kriegs in der benachbarten Ukraine:



    Wir können uns sicherlich nicht mit den USA vergleichen, es kann daher nicht die Rede von einer Great Resignation, also einer gro‎ßen Kündigungswelle sein — dafür haben wir hier eine unterschiedliche Kultur und andere Mentalitäten. Trotzdem ist es auch hierzulande nicht von der Hand zu weisen: Immer mehr Arbeitnehmer in Rumänien werden sich dessen bewusst, dass es selbst in Pandemie- oder Kriegszeiten recht viele Jobs gibt. Das trägt wiederum zu mehr Selbstbewusstsein bei, auch wenn man nicht immer einen Plan B hat. Der Arbeitsmarkt wird dynamisch bleiben, und für die nahe Zukunft prognostiziere ich eine Zunahme der Kündigungen.“

  • Folgen der Pandemie: Burn-Out-Syndrom immer verbreiteter

    Folgen der Pandemie: Burn-Out-Syndrom immer verbreiteter

    Ein Jahr Pandemie liegt hinter uns — ein Jahr voller Lockdowns, Masken, Desinfizieren auf Schritt und Tritt. Und ein Jahr Telearbeit. Sie war als ideale Lösung für unseren Schutz vor einer Covid-19-Infektion gepriesen, und, wo nur möglich, wurde Büroarbeit in die eigenen vier Wände verlegt. Heute hat sich die Sichtweise signifikant verändert. Die psychische Erschöpfung oder das so genannte Burn-Out-Syndrom fordert bei einer wachsenden Zahl von Menschen einen zunehmend hohen Preis. Die besorgniserregende Inzidenz des Burn-Out-Syndroms hat in letzter Zeit Spezialisten dazu veranlasst, es mit der Heimarbeit in Verbindung zu bringen und internationale Forschungsstudien sind schon veröffentlicht worden. Auch in Rumänien wird an solchen Studien gearbeitet, erläutert der Psychologe und Pädagoge Dragoș Iliescu:




    Statistische Daten liefern vor allem Fokusgruppen, die an der Universität Bukarest und der Westuniversität in Timișoara (Temeswar) im Bereich der Arbeitsgesundheit, speziell zum Thema Stress am Arbeitsplatz, organisiert wurden. Die Zahlen sind buchstäblich explodiert, was auch zu erwarten war“, sagt der Psychologe. Das Burn-Out-Syndrom werde ihm zufolge nicht durch Überarbeitung verursacht, wie die Forscher bisher angenommen hatten, denn offenbar arbeiten wir in der Zeit der Pandemie nicht unbedingt mehr. Die Erschöpfung werde überdies nicht durch die Arbeit allein verursacht, sondern durch andere, eher nebensächliche Dinge. Was zum Burn-Out-Syndrom führt, ist nicht unbedingt die Existenz von Stress, sondern der anhaltende oder chronische Stress. Er verändert den Menschen, und wenn wir heute von chronischem Stress sprechen, dann geht es darum, was wir ständig tun. Wir werden manchmal von diesen Dingen überfordert. Emotionale oder kognitive Anforderungen verändern die Menschen, wenn sie lang genug anhalten, findet Dragoș Iliescu.




    Wissenschaftliche Studien zu beruflichem Stress haben ergeben, dass die Menschen zwar nicht per se mehr arbeiten, dafür aber das Gefühl haben, mehr zu arbeiten, wenn sie zu Hause sind. Die wahrgenommene Arbeitsbelastung ist sogar um 40% oder mehr gestiegen. Wir wissen nicht, ob das objektiv so ist, oder ob die Wahrnehmung, die wir dazu haben, rein subjektiv ist. Aber letztlich kommt es hier auf die Wahrnehmung an, denn die Menschen reagieren nach ihrer eigenen Wahrnehmung der Ereignisse, meint Dragoș Iliescu:



    Die Grenzen zwischen Privatleben und Arbeitsleben sind völlig verschwommen. Man hat das Gefühl, dass man tagein, tagaus arbeitet, ohne Pause. Man hält kurz inne, um einen Happen zu essen oder für die Kinder zu kochen, dann geht man wieder an die Arbeit. Nicht wenige Menschen machen das durch, man hat das Gefühl, dass man immer mehr arbeitet und das Gleichgewicht zwischen Familie und Beruf einfach nicht mehr stimmt. Und dazu kommt meist noch das Gefühl der Unsicherheit durch die Pandemie, weil man nicht wei‎ß, wie es weitergeht. Diese vielen Stressfaktoren wirken dauernd ein und man hat keine Zeit, sich davon zu erholen — daher werden sie extrem schädlich“, sagt Iliescu.




    Dass es keine Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben mehr gibt, ist auch für Fachleute offensichtlich geworden. Petru Păcuraru leitet seine eigene Personalberatungsfirma und erzählt aus dem Alltag seiner aus dem Home Office arbeitenden Kunden:



    Sie sagen mir: ‚Ich habe gar nicht bemerkt, dass der Tag vorbei ist. Ich habe nur gesehen, wie es hell war und dann wieder dunkel.‘ Oder: ‚Ich bin vier Stunden lang nicht von meinem Stuhl aufgestanden, ich hatte keine Mittagspause.‘ Oder: ‚Ich empfinde konstanten Druck, ich werde ihn auch am Wochenende nicht los. Ich habe Kopfschmerzen, bin schlaflos und habe zugenommen.‘ (…) Und so weiter. Das Burn-Out-Syndrom wird von einem ganzen Paket von unangenehmen Dingen begleitet und beraubt uns auch einer besseren Kommunikation und der Zeit, die wir mit den Liebsten verbringen können. Ich denke, es ist überraschend und kontraintuitiv. Wir dachten, dass Heimarbeit uns helfen wird, aber in Wirklichkeit nimmt sie uns vieles weg, wenn wir nicht aufpassen, die berufliche von der privaten Sphäre seines Lebens zu trennen“, erklärt der Personaler.




    Auch Kinder sind aufgrund des Online-Schulunterrichts und der vielen Stunden vor digitalen Bildschirmen von der Erschöpfung betroffen. Sie haben die üblichen Symptome dieses Zustands, und die Ursache für ihre Erschöpfung ist die gleiche wie bei ihren Eltern. Ein spezifisches Merkmal bei Kindern ist, dass Erschöpfung von Stressfaktoren wie Mangel an sozialen Kontakten mit Freunden herrührt. In einem solchen Fall müssen die Eltern fachgerechte Hilfe aufsuchen und ihren Kindern kommunikativ und verständnisvoll begegnen. Eigentlich sollten Systeme zur effizienten Bewältigung eines solchen psychischen Zustands für Jugendliche, aber auch für Erwachsene entwickelt werden. Die negativen Auswirkungen werden auch nach der Pandemie anhalten — die Fernarbeit wird uns auch nach der Pandemie erhalten bleiben, glaubt Personalunternehmer Petru Păcuraru:



    Im Gro‎ßen und Ganzen sind etwa 20 Prozent der Beschäftigten in ganz Rumänien in Telearbeit. Aber in den Gro‎ßstädten, wo es nicht mehr so viel Industrie gibt und die meisten Angestellten in Büros arbeiten, liegt der Anteil der Telearbeit sogar bei etwa 50 Prozent. Im Bankwesen, wo wir auch Kunden haben, leisten 80% der Mitarbeiter Telearbeit und in der IT-Branche liegt der Anteil bei 90%. Es ist also klar, dass wir in den nächsten drei bis fünf Jahren ein hybrides Arbeitssystem haben werden, das aus Telearbeit und Arbeit im Büro besteht. Ich gehe also davon aus, dass es uns in den nächsten Jahren gelingen wird, das Burn-out-Syndrom, das mit der Telearbeit einhergeht, in den Griff zu bekommen.“



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  • Arbeitsmarkt in der Pandemie: sichere Jobs, mehr Homeoffice und Flexibilität gesucht

    Arbeitsmarkt in der Pandemie: sichere Jobs, mehr Homeoffice und Flexibilität gesucht

    2020 liegt hinter uns — ein Jahr voller Überraschungen, geprägt von Veränderungen und gro‎ßen Problemen. Es gab Umwälzungen sowohl auf dem Arbeitsmarkt als auch in der Art und Weise, wie die Menschen ihren Job und ihre berufliche Entwicklung wahrnehmen. Doch nun stellt eine kürzlich durchgeführte Umfrage der Online-Rekrutierungs- und Bewerbungsplattform eJobs einen durchaus hohen Grad an Optimismus fest. So besteht Hoffnung, dass der Druck am Arbeitsplatz abnimmt, sagt der Direktor von eJobs, Bogdan Badea, der den Stress am Arbeitsplatz als Ergebnis einer Kombination von Faktoren sieht:



    Es ist ein Gemisch, dieser Stress aus der Gesundheitskrise: Arbeitgeber haben in einem schwierigen Jahr, das durch die Pandemie und Einschränkungen gekennzeichnet war, Leistungsdruck auf die Menschen ausgeübt. Und die Krise hat den Menschen Angst gemacht, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Wer einen stabilen Arbeitsplatz hatte, schaute sich nicht mehr andere Stellen an, um zu sehen, ob es etwas Besseres gibt, sondern hielt am aktuellen Arbeitsplatz fest. Aber aus Sicht der Gesamtanmeldungen auf der Plattform war das Jahr 2020 für uns ein absoluter Rekord. Fünf Monate des Jahres 2020 waren der beste Zeitraum in der 21-jährigen Geschichte der Plattform. Aber es ging vor allem um Menschen, die einen Job brauchten: Entweder hatten sie ihren bisherigen verloren, oder sie standen kurz davor, arbeitslos zu werden, weil es ihrem Unternehmen nicht gut ging. Deshalb ist die Zahl der Anmeldungen um eine Million pro Monat gestiegen, was weit über dem normalen Durchschnitt liegt, d.h. mehr als 40 % oder sogar 50 % mehr als 2019.“




    Diese Zahlen zeigen nicht nur, dass viele Menschen aufgrund der Gesundheitskrise ihren Job verloren haben, sondern auch, dass viele Menschen im Jahr 2021 einen sicheren Arbeitsplatz haben wollen, falls eine ähnliche Situation wieder eintritt, sagt Bogdan Badea. Ein Beweis dafür ist der Anstieg des Bedarfs an beruflicher Umschulung und der Rückgang der Nachfrage nach Jobs im Ausland, wo die Situation noch unsicher ist, meint der Personaler:



    Im Jahr 2020 ist die Nachfrage nach Umschulungen gestiegen. Zwischen 10 und 15 % der Teilnehmer an der Umfrage machten so etwas durch, und nach Abschluss der beruflichen Umschulungskurse war es für sie glücklicherweise viel einfacher, eine Arbeit zu finden. Auf der anderen Seite, was die Nachfrage nach Jobs im Ausland betrifft, sehen wir hier einen spektakulären Rückgang. Im Jahr 2019 zielten von den insgesamt 10 Millionen auf der Plattform registrierten Bewerbungen rund zwei Millionen auf Jobs im Ausland ab. Zu diesem Zeitpunkt war der Wunsch der Rumänen, im Ausland zu arbeiten, also gro‎ß. Aber im Jahr 2020 sank dieser Anteil von 20 % auf 2 %. Ein spektakulärer Rückgang, und im Jahr 2021, sogar im Januar, können wir sehen, dass dieser Prozentsatz ziemlich niedrig bleibt.“




    Arbeitgeber im Jahr 2021 sollten sich als Folge der Pandemie auf mehr Flexibilität der Arbeitszeiten einstellen, glaubt Bogdan Badea von eJobs:



    Flexible Arbeitszeiten sind ein Muss. Diese Flexibilität gab es schon vorher in vielen Unternehmen, vor allem in multinationalen Konzernen. Ich denke, so wie die Heimarbeit in der hybriden Variante ausgeweitet wird, im Wechsel mit der Arbeit im Büro, so wird auch die Flexibilität hinsichtlich des Beginns und des Endes der Arbeitszeit weitergehen, und beide Seiten sind dazu bereit. Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer wollen das, und die meisten Bewerber suchen nach Jobs, die eine flexible Arbeitszeitgestaltung haben und es ihnen erlauben, von zu Hause aus zu arbeiten.“




    Flexibilität geht Hand in Hand mit Berechenbarkeit nach einem extrem schwierigen Jahr wie 2020, glaubt auch Petru Păcuraru, Chef eines Personalunternehmens:



    Ich denke, das Wichtigste, wonach die Mitarbeiter in diesem Jahr gesucht haben, war Planungssicherheit. Obwohl es in vielerlei Hinsicht ein sehr schwieriges Jahr war, litten die Menschen besonders unter der Unsicherheit, was in naher Zukunft passieren würde: ob ein Impfstoff erscheint oder nicht, wie lange man von zu Hause aus arbeiten kann oder ob man sich isolieren muss. Andererseits hatten die Menschen das Bedürfnis nach Flexibilität. Da sie von zu Hause aus arbeiteten und ihre Kinder nicht zur Schule oder in den Kindergarten gehen konnten, mussten sie mit all diesen Faktoren jonglieren. Das kostet enorm viel an Energie und erfordert einen weniger starren Arbeitsplan, um irgendwann auch Zeit für das Privatleben einzuplanen.“




    Am Anfang mit viel Hoffnung und Enthusiasmus aufgenommen, zeigte das Arbeiten von zu Hause aus schnell seine Grenzen. Dennoch bleibt es eine praktikable Option sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber, die wahrscheinlich ein hybrides System bevorzugen: eine Woche Fernarbeit und den Rest der Zeit im Büro, sagt Păcuraru:



    Ich denke, dass Telearbeit etwas ist, über das wir auch in 50 Jahren noch reden werden. Telearbeit bedeutet, dass ein Teil der Kosten, die mit dem Geld- und Zeitaufwand für die Fahrt ins Büro verbunden sind, umverteilt werden. Natürlich macht das eine Reihe von Fähigkeiten erforderlich, die die Menschen zunächst nicht haben. Ein Aspekt bezieht sich auf die Trennung von Berufs- und Privatleben im gleichen Raum des eigenen Zuhauses. Das ist die gro‎ße Lektion, die wir in Bezug auf die Fernarbeit lernen müssen. Und weil wir nicht wussten, wie man damit umgeht, haben wir die höchste Burnout-Rate zu verzeichnen, seit so etwas gemessen wird. Aber in Zukunft kann diese Fähigkeit auch dank Kursen zu diesem Thema entwickelt werden. Nach und nach werden die Menschen in diesem Sinne weiter diszipliniert werden, im Jahr 2021, das ein Hybrid-Jahr sein wird: Das hei‎ßt, viele Unternehmen werden sich dafür entscheiden, dass ihre Mitarbeiter zwei oder drei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten.“