Tag: Pfähler

  • Die Walachei zu Zeiten des Fürsten Vlad Dracul „Der Pfähler“

    Die Walachei zu Zeiten des Fürsten Vlad Dracul „Der Pfähler“

    Vlad Ţepeş, der als Vorbild für Dracula diente, war Fürst der Walachei. Zum ersten Mal regierte er kurz im Jahr 1448. Das zweite Mal stieg er 1456 auf den Thron und regierte bis 1462. Seine dritte Herrschaft im Jahr 1476 dauerte nur ein paar Monate. Im Alter von 50 Jahren wurde er ermordet.



    Vlad Ţepeş stieg 1456 mit Hilfe des Reichsverwesers Ungarns Johann Hunyadi auf den Thron der Walachei. Damals versuchten die europäischen Staaten, den Eroberungen des Osmanischen Reiches in Europa Einhalt zu gebieten. Der Historiker Ştefan Andreescu erläutert:



    1456 kam es zu einer weiteren gro‎ßen Schlacht zwischen den Osmanen und den Europäern. Belgrad wurde belagert und überstand den Angriff. Belgrad wurde erst ein halbes Jahrhundert später erobert. Johann Hunyadi wusste, was folgt, deshalb wollte er die Donau sichern und auf dem Thron der Walachei einen Alliierten haben. Vlad Ţepeş kommt aus Siebenbürgen, eine Gruppe von Bojaren aus der Walachei erkannte ihn an.“




    Vlad Ţepeş war ein autoritärer Fürst und hatte seine Jugend am Hofe des Sultans verbracht. Angenehm war es da für ihn nicht gewesen und deshalb wollte er die Türken besiegen. Ihm gelang es, die Walachei politisch zu stabilisieren. Zudem schloss er Allianzen mit anderen europäischen Mächten. Der Historiker Ştefan Andreescu erläutert weiter:



    Er stieg auf den Thron nach jahrzehntelangen Turbulenzen. Es war ein Zeitalter der Anarchie. Er versuchte seine Position im Inneren zu sichern und eine eventuelle Opposition, die seinen Thron gefährden konnte, auszuschalten. In den slawischen und deutschen Auflagen der Geschichten über Dracula gibt es Berichte über die drastischen Ma‎ßnahmen, die er getroffen hat. Solche Ma‎ßnahmen traf er auch gegen die Adelsfamilie Albu, die Ansprüche auf den Thron erhoben. Vlad Ţepeş hat es aber nicht geschafft, die ganze Opposition auszuschalten. Eine Gruppe von Bojaren informierte zum Beispiel die Osmanen, als Vlad Ţepeş beschlossen hatte, keinen Tribut mehr zu zahlen und einer Allianz unter der Leitung von Papst Pius II. beizutreten.“




    Ţepeş verlie‎ß sich auf ein paar Alliierte. In erster Reihe auf Johann Hunyadi, auf den ungarischen König Mathias Corvinus und den moldauischen Fürsten Stephan der Gro‎ße. Stefan Andreescu dazu:



    Stephan der Gro‎ße und Vlad Ţepeş waren Cousins. Stephan der Gro‎ße bestieg im Frühling 1457 mit Hilfe von Vlad Ţepeş den Thron der Moldau. 1476 nahm Vlad Ţepeş mit Hilfe von Stephan dem Gro‎ßen den Thron der Walachei zurück. Das waren zwei Momente, in denen sie zusammengearbeitet haben. 1462 haben sie aber auch gegeneinander gekämpft, Stephan der Gro‎ße hat ein paar Mal — ohne Erfolg — versucht, die Burg Chilia zu erobern. Die Burg war für ihre Position an der Donaumündung wichtig und stellte den Zugang der Walachei zum Schwarzen Meer dar. Der Historiker Iorga meinte, Stephan der Gro‎ße habe blo‎ß versucht, die Eroberung der Burg durch die Türken zu vermeiden.“




    In den Kämpfen, die er gegen die Türken führte, war Ţepeş mit seinem Heer zahlenmä‎ßig immer unterlegen. Seine Strategie war es daher, Schlachten auf offenem Feld zu vermeiden. Sein grö‎ßter Erfolg war die bekannte nächtliche Attacke von 1461. Ştefan Andreescu berichtet weiter:



    Er brachte wirkungsvolle Taktiken ein. Die Erde wurde verbrannt, die Brunnen vergiftet, Gefangene und Verbrecher gepfählt und zur Schau gestellt. Zudem attackierte er nachts, um den Osmanen Angst einzujagen. Es gibt mehrere Berichte über diesen Streifzug, es gibt auch eine osmanische Chronik über diese Attacke auf das Zelt des Sultans Mehmet II., mit dem Ziel, diesen zu ermorden. Ein päpstlicher Legat, Nicolo de Modrusa, unterhielt sich mit Vlad Ţepeş während seiner Gefangenschaft in Buda über diesen Angriff. Der andere Feldherr, der von der entgegengesetzten Seite hätte angreifen müssen, hatte Angst bekommen und attackierte nicht mehr. Nur Ţepeş mit seinen Leuten drangen ins osmanische Feldlager ein, verfehlten aber das Zelt des Sultans und mussten sich zurückziehen.“




    Derselbe päpstliche Legat, Nicolo de Modrusa, hat auch eine Beschreibung von Vlad Ţepeş hinterlassen. Diese Beschreibung ist dem Gemälde des walachischen Fürsten, das sich im Schloss Ambras in Tirol, befindet, ähnlich:



    Vlad Ţepeş war ein nicht sehr gro‎ßer Mann, aber sehr stark und mit einem furchterregenden Aussehen. Er hatte eine gro‎ße Höckernase, ein schmales, etwas rötliches Gesicht, lange Augenlider und grüne Augen. Das Gesicht und das Kinn waren rasiert, nicht aber der Schnurrbart. Die Schläfen waren aufgeschwollen und ein Stierhals verband seinen hohen Nacken mit den breiten Schultern, auf die lange schwarze und lockige Haare fielen.“

  • QSL 2 / 2014

    QSL 2 / 2014

    Die Burg Poenari (auch Zitadelle genannt) ist die Ruine einer mittelalterlichen Höhenburg im Kreis Argeș in der Gro‎ßen Walachei. Sie liegt auf der Felskante des Berges Cetățuia, etwa 25 Km von der alten Fürstenstadt Curtea de Argeș entfernt und abseits der Westseite der Transfogarascher Hochstra‎ße. Der Name Poenari rührt von einem etwa 6 Km entfernten Dorf, das der Burg im Mittelalter höchstwahrscheinlich auch diente. Unter diesem Namen wurde sie auf jeden Fall in den historischen Quellen im 15. und 16. Jh. aber auch in den Chroniken des 17. und 18. Jh. erwähnt.



    Die Burg wurde wahrscheinlich Anfang des 13. Jh. von den Herrschern der Walachei errichtet. Als Erbauer wird der legendäre Fürst Rudolf der Schwarze (rum. Radu Negru Vodă) aus dem Geschlecht der Bessarabiden genannt. Im 14. Jh. war sie eine wichtige Festung und wechselte mehrmals seine Bewohner und die Bezeichnung. Im 15. Jh. erkannte Vlad III. (auch als Țepeș — der Pfähler bekannt) die strategische Wichtigkeit der Höhenburg und lie‎ß sie durch Zwangsarbeiter ausbauen und verstärken. Der Chronist Radu Popescu berichtet, der Woiwode habe sich an die Bewohner der Stadt Târgoviște rächen wollen, weil diese seinen Bruder geärgert hatten. Dem Chronisten zufolge habe er an einem Ostertag Männer und Weiber, Burschen und Mädchen schlagen lassen und gefangen genommen und sie in ihren Festkleidern zur Burg Poenari getrieben, wo sie arbeiten mussten, bis ihnen die Kleider am Leibe zerfetzten“. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Burg daher auch Festung Vlad des Pfählers“ genannt.



    Entlang der Zeit diente die Burg verschiedenen Zwecken — sie war Zufluchtsort der Woiwoden, Schatzkammer aber auch Kerker für Adelige und Kaufmänner, die sich der Arglist“ schuldig gemacht hatten. Der erste urkundlich im Juli 1481 erwähnte Burggraf war ein gewisser Ratea, gefolgt von Gherghina, einem Bruder der Fürstin Rada. Die Tatsache, dass ein Mitglied der Herrscherfamilie auf der Burg waltete, zeugt von der Bedeutung dieser Festung. Im Jahr 1522 tauschte der Fürst Radu von Afumați die Burg gegen zwei Domänen in Siebenbürgen beim ungarischen König Johann Zapolya ein. Bis 1529 blieb die Burg Stützpunkt der walachischen und transsilvanischen Fürsten. In den historischen Finanzbüchern Hermannstadts ist in einem Eintrag vom Januar 1524 zu lesen, dass dem Burggrafen Thomas Mysky ein bestimmter Geld-Betrag durch Stan dem Walachen“ zu überbringen sei. Weitere siebenbürgische Burggrafen waren Nikolaus Thomory (1524-1526) und Peter Off (1526-1529). Im Jahr der Schlacht von Mohács (1526) befahl der ungarische König den Kronstädtern, 400 Gulden der Burg zukommen zu lassen, damit diese ihre wichtige Position unter den antiosmanischen Wehranlagen nicht einbü‎ße.



    Einige Jahre später gelangte die Walachei und dann Transsylvanien in osmanische Hand. Fürst Radu Paisie (1535-45) lie‎ß auf Befehl Sultan Süleyman I. des Prächtigen“ alle wichtigen Burgen schleifen und keine neuen errichten. Burg Poenari verlor in diesem Zuge ihren Grundbesitz und somit ihre Aufgabe als Flucht- und Verteidigungsort. Der letzte Burggraf Neagu verlie‎ß 1552 die Burg Poenari, die danach erneut aufgegeben wurde, so dass sie im Laufe des 17. Jahrhunderts verfiel.



    Zur Baugeschichte der Burg: Sie ist ein lang gestreckter Bau von 44 Metern Länge, ihre bis zu drei Meter dicken, ursprünglich über fünfzehn Meter hohen Mauern bestehen an der älteren Nordseite aus Flussstein, an der Südseite überwiegend aus Ziegelsteinaufbauten auf Flusssteinfundamenten, die direkt in die steil ins Tal abfallende Felsformation übergehen. Ihre geschützte Lage machte sie fast uneinnehmbar. Die Türme hatten einen Zinnenkranz mit Verteidigungsplattform und Spitzhelmen, die Mauern Wehrgänge. Fünf Wehrtürme, je zwei runde an Süd- und Nordseite sowie ein massiver, mit Stützpfeilern verstärkter prismatischer Wohnturm aus dem 13. Jahrhundert, der gleichzeitig als Bergfried und Torturm den einzigen Zugang an der westlichen Mauerseite bewachte, ergänzten die Wehranlage. Der Wohnturm bildete den Burgkern. Untersuchungen dort fanden Spuren von Fallgatterführungen und Hinweise auf eine luxuriöse Einrichtung (Sechskantziegel, glasierte Kacheln). Das Kellergeschoss im Felsen war Verlies und Aufbewahrungsort des Landesschatzes, das Erdgeschoss diente der Wachmannschaft, die oberen Stockwerke (drei oder vier) beherbergten Wohnräume für Burgvogt und Fürsten. Vierzig Mann Besatzung konnte die Burganlage aufnehmen. Im Innenhof stand die Burgzisterne.



    Im Jahr 1888 riss ein Erdrutsch einen Teil der Burg in die Tiefe. 1968 bis 1970 wurden archäologische Forschungen durchgeführt, zwischen 1969 und 1974 erfolgte eine Teilreparatur und Sicherung, ihre Mauern und Türme stehen gro‎ßteils heute noch.



    Drei rumänische Forscher (M. Ciobanu, N. Moisescu und R. St. Ciobanu) machten in den 1980er Jahren ein interessantes Experiment, das die Schutzfunktion der Burg und das gegenseitige Verhältnis zur 25 Km entfernten Fürstenstadt Curtea de Argeș bewies: Sie zündeten nachts je eine Fackel in einem Wehrturm der Burg und im Glockenturm der St. Nikolauskirche in der Stadt — beide Signale waren vom jeweils anderen Beobachtungspunkt sichtbar.



    Aufgrund der Verbindung der Burg Poenari mit dem grausamen Fürsten Vlad der Pfähler wurde oft falsch angenommen, dass es sich hier um das Draculaschloss aus Bram Stokers berühmtem Roman Dracula handle. Dem ist nicht so. Denn Bram Stoker hatte nie von der Burg Poenari gehört und war auch nicht in deren Nähe. Er legte den Ort der Handlung seines Romans in das nordöstliche Siebenbürgen, mehr als 200 Kilometer entfernt. Der indonesisch-niederländische Autor und Illustrator Hans Corneel de Roos fand heraus, dass Stokers eigene handschriftliche Forschungen dies bestätigen. Stoker dachte sich eine bestimmte Stelle in dieser entlegenen Gegend für die Vampirhochburg aus, einen kahlen, 2033 Meter hohen Berg in den siebenbürgischen Ostkarpaten (Tihuța-Pass).



    Quellen: www.cetateapoenari.ro, Wikipedia