Tag: Pflichtversicherung

  • Altersvorsorge: Rentner sind künftig armutsgefährdet

    Altersvorsorge: Rentner sind künftig armutsgefährdet

    Auf europäischer Ebene wird erwartet, dass nur ein Viertel der Bevölkerung nach der Pensionierung den gleichen Lebensstandard hat. Wie üblich sind die Zahlen für Rumänien noch pessimistischer: 63% der Befragten meinten, sie hätten keine andere Wahl, als nach dem Ruhestand zu arbeiten, um ihre Rechnungen bezahlen zu können.



    Um diese Prozentsätze jedoch zu verstehen, sagt Manuela Stănculescu, Soziologin des Forschungsinstituts für Lebensqualität, dass wir davon ausgehen müssen, dass die oben genannten Prozentsätze Meinungen und Erwartungen darstellen. Es ist die Art von Meinungen, die das Antwortmuster einhalten, das sich auf die (gute oder schlechte) Richtung bezieht, in der sich das Land bewegt, oder auf die persönliche Zufriedenheit. Bei den letztgenannten Kriterien belegten die Rumänen in Europa schon immer die letzten Plätze, weil sie pessimistisch sind. Umfragen dieser Art deuten nach Ansicht von Manuela Stănculescu auf ein bestimmtes Verhaltensmuster oder eine bestimmte Art von Mentalität hin:



    Die Rumänen weisen ein gewisses Verhaltensmuster auf. Erst in den letzten Jahren hat ein Teil begonnen, langfristig zu planen. Einige von ihnen machen beispielsweise Pläne für ihre Renten. Wegen unserer kommunistischen Vergangenheit denken wir: ‚ Die Rente kommt sowieso ‘ oder ‚Wir warten nur darauf, dass die Rente ankommt.‘ Es ist so, als dächten wir, die Rente kommt von alleine und klopft an die Tür. Bürger anderer Länder sind sich bewusst, dass sie um ihre eigene Rente sorgen müssen, und in diesen Ländern gibt es mehrere Finanzinstrumente und Mittel, mit denen die Menschen ihre Rente planen können. Dies ist ein Verhaltensmuster, an das sich die Menschen im Westen sehr früh gewöhnen. In Rumänien wird so etwas weder zu Hause gelernt noch wird es in der Schule gelehrt. Erst vor kurzem und nur bei der überdurchschnittlich verdienenden Bevölkerung ist die Tendenz entstanden, diese Art von Verhaltensmuster zu haben. Man fängt an, seinen Urlaub zu planen oder finanzielle Pläne für die Ausbildung seines Kindes im Ausland zu schmieden. So etwas hat es früher nicht gegeben.“




    Anders ausgedrückt: Ein Gro‎ßteil der Rumänen sowie der anderen osteuropäischen Bürger, deren Existenz vom Kommunismus geprägt war, muss verstehen, dass die Rentenplanung auch eine gewisse Verantwortung gegenüber dem persönlichen Schicksal darstellt. Dieses Verhaltensmuster ist ein trostloses kommunistisches Erbe, das bei der Messung der Ersparnisse offensichtlich wird. Hier greift auch der Lebensstandard ein. Rund 69% der Rumänen geben an, dass sie aufgrund ihres geringen Einkommens nicht sparen können. Abgesehen von Armut und Mentalität gibt es jedoch noch einen anderen Grund: das Angebot der Banken und Finanzinstitute im Allgemeinen, sagt Manuela Stănculescu. Hier ist sie erneut und spricht diesmal über die wahren Ursachen der niedrigen Ersparnisse.



    Ein hohes Ma‎ß an Armut. Viele Menschen können nicht sparen, weil sie nichts zu sparen haben. Zweitens ist ein solches Sparverhalten bei ihnen nicht entwickelt. Warum? Weil sie nicht so erzogen wurden. Das Problem der ex-kommunistischen Länder ist der Mangel an finanzieller Erziehung in Schulen. Drittens gibt es keine Vielfalt von Finanzprodukten, die zum Sparen anregen könnten, da Banken in Rumänien diese Vielfalt an Bank- oder Finanzprodukten nicht anbieten, so wie das anderswo in Europa der Fall ist.“




    Dennoch werden die Wahrnehmung und die Erwartungen der Bevölkerung, wenn auch nur teilweise, durch konkrete Daten gestützt. Bereits 2009 warnte die Weltbank, dass das Rentendefizit in Rumänien bis 2020 5% des BIP übersteigen würde. Dann würde es einem Aufwärtstrend folgen, gefolgt von einem Rückgang bis auf 6,2% des BIP bis 2050. Die Defizite werden durch die Alterung der Bevölkerung verursacht, aber auch durch die Kosten für die Umstellung eines Teils der Beiträge der Renten-Säule I (Renten, die durch ein staatlich verwaltetes öffentliches System aus dem Sozialversicherungshaushalt finanziert werden) auf die Säule II (Renten, die durch Pflichtbeiträge an einer privat verwalteten Pensionskasse gewährleistet werden).



    2009, als diese Prognosen gemacht wurden, hatte Rumänien bereits sein Rentensystem reformiert und es auf drei Säulen strukturiert: Säule I, wo die Arbeitnehmerbeiträge vom Staat verwaltet werden, Säule II — pflichtig für Personen unter 35 Jahren und fakultativ für Personen zwischen 35 und 45 Jahren, davon wird ein Anteil privat verwaltet, und Säule III, ein auf freiwilliger Beteiligung basierendes Rentensystem, das von privaten Unternehmen verwaltet wird. Während etwas mehr als 7 Millionen Rumänen zur zweiten Säule beitragen, entschieden sich Ende 2016 nur etwa 410 Tausend Menschen für die dritte Säule. Dies beweist, dass entweder nur 400 Tausend Rumänen verstanden hatten, dass die Rentenplanung auch eine Frage der persönlichen Entscheidung ist, oder, dass sich nur diese Personen monatliche Einlagen auf ein privates Rentenkonto leisten können.



    Daher ist der Pessimismus der Menschen hinsichtlich der Notwendigkeit, nach der Pensionierung weiter zu arbeiten, durch den gegenwärtigen Lebensstandard und auch durch Daten, die den Rückgang der Bevölkerung belegen, gerechtfertigt. Die Soziologin Manuela Stănculescu wieder mit Details:



    Die gro‎ßen Probleme im Zusammenhang mit dem Ruhestand in der Zukunft haben drei Ursachen. Die erste ist die Überalterung der Bevölkerung, und wir erleben derzeit einen beschleunigten Alterungsprozess, was bedeutet, dass wir in den nächsten 10 bis 20 Jahren eine zunehmende Zahl von Menschen im Rentenalter haben werden: Die Renten sollen von jungen Menschen abgesichert werden, deren Zahl ständig sinkt und das wird auch weiterhin der Fall sein. Somit werden diese wenigen jungen Menschen eine gro‎ße Anzahl von Rentnern unterstützen müssen. Das wird einen hohen Druck auf die Rentenkasse ausüben. Darüber hinaus gibt es zwei weitere Ursachen. Erstens gibt es die in Rumänien noch sehr entwickelte graue Wirtschaft. Zum einen ist sie ein Mittel zum Überleben, zum anderen wird sie langfristig zu unserer Zerstörung führen. Der tatsächliche Nachteil der illegalen Beschäftigung ist, dass man keine Einkommensquellen nachverfolgen kann, was sich letztendlich entweder in kleine Renten oder in überhaupt keine Rentenfonds auswirkt. Die dritte bedeutende Ursache ist die internationale Migration. Diese funktioniert wie folgt: Nehmen wir an, jemand arbeitet illegal im Ausland, kehrt zurück in die Heimat, hat hier eine Mindesteinkommensquelle oder gar kein Einkommen, danach verlässt er das Land wieder. Sie haben zwar einen anständigen Lebensunterhalt verdient, tragen aber weder in Rumänien noch im Ausland zu einer Rentenkasse bei. Diese Phänomene des Alterns und der Migration der Menschen stellen also die nächsten Generationen vor gro‎ße Herausforderungen. In der Zukunft wird man genauso gut über die Armut der Rentner sprechen können. In dieser nicht weit entfernten Zukunft werden Rentner eine sehr armutsgefährdete Kategorie bilden. Derzeit sind sie es nicht. Kinder und Jugendliche haben derzeit eine Armutsgrenze erreicht, die in einer modernen Gesellschaft vollkommen inakzeptabel ist.“




    Experten sind jedoch der Ansicht, dass die Behörden, wenn sie sich mehr auf die Verbesserung der Situation dieser jungen Menschen konzentrieren würden, automatisch zu einer erhöhten Nachhaltigkeit des Rentensystems beitragen würden.

  • Tourismusperspektiven in Rumänien

    Tourismusperspektiven in Rumänien

    Am Donnerstag wurde in Bukarest die diesjährige Tourismusmesse eröffnet. Hälfte der Rumänen haben dieses Jahr nicht vor, in Urlaub zu gehen, ein Drittel planen den Urlaub erst für 2015. Es gibt jedoch auch eine gute Nachricht: Rumänien steht auf der Rangliste der beliebtesten Reiseziele auf dem ersten Platz, weit vor Italien, Ungarn, Bulgarien, Griechenland, Deutschland, der Türkei und Spanien. Die Tourismusbetreiber müssen daher ihre Angebote hauptsächlich auf Inlandsreisen oder auf Ferien in den Ländern konzentrieren, die auf der Rangliste der beliebtesten Reiseziele stehen.





    Ich wende mich an das ganze Volk an: Wir brauchen Touristen!” Sagte jüngst der Bürgermeister der touristischen Schwarzmeerstadt Constanţa, Radu Mazăre. Der benachbarte Ferieneort Mamaia wurde bei der Eröffnung der Bukarester Tourismusmesse im Stil des brasilianischen Karnevals gefördert und der Bürgermeister Mazăre trat dabei als König des Karnevals”, begleitet von 20 Topmodels auf. Eine Strandpromenade, stark beleuchtete Strände wie in Rio de Janeiro und prachtvolle Shows, diese sind die touristischen Attraktionen des rumänischen Top-Ferienortes an der Schwarzmeerriviera. Während der Mamaia für sein Nachtleben berühmt ist, rangieren Eforie Nord und Jupiter auf den ersten Plätzen auf der Liste der beliebtesten Ferienoerte für Familien mit Kindern an der rumänischen Schwarzmeerriviera.





    Seit einigen Jahren ist auch das Dorftourismus in Rumänien besonders erfolgreich und erfreut sich einer gro‎ßen Popularität. Der Tourismusverband, der Dorftourismus fördert ANTREC soll diesen Monat die diesjährige Auflage des Sonderprogramms Ferien auf dem Lande” starten. Die Touristen sollen dabei eine der 5.000 Dorfpensionen wählen und somit das authentische Dorfleben mit seinen Traditionen, Kulturwerten, der bekannten Gastfreundschaft der Dorfbewohner in traumhaften Umgebungen erleben und zugleich ihre Geschmackspapillen an den traditionellen Speisen der Region, die sie wählen, weiden.





    Die gastronimischen Routen wurden auch zu besonders beliebten touristischen Produkten, das gastronomische Tourismus Rumäniens könnte daher neben der Schwarzmeerriviera, dem Donaudelta, das auf der UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes steht und den berühmten Klöstern im Nord-Osten des Landes zu einer touristischen Marke Rumäniens werden. Das Jahr 2014 wird überdies die Sicherheit von Reisenden, sowie der Komfort und Qualität der Reisen wieder in den Vordergrund rücken. Die Nationale Behörde der Reiseveranstalter (ANAT) legte neulich strengere Kriterien zum Erteilen von Funktionsgenehmigungen fest. Diese sollen dazu führen dass die potentiellen Touristen den Tourismusbetreibern mehr vertrauen.





    Die letzteren sollen nach Umsetzung neuer Kriterien verpflichtet werden, den Touristen unter anderem eine Pflichtversicherung zu bieten, die den Betrag, den die Kunden für Diensleistungen und Pakete zahlen zu 100% versichert. Solche Versicherungen können nicht in Raten bezahlt werden, damit der Reisende die Garantie hat, das sein Geld in Sicherheit ist. Das mindeste Sozialkapital, das ein Reiseveranstalter braucht um seine Tätigkeit zu genehmigen soll auf 5.000 Euro steigen.