Tag: Plattenbauten

  • Mnemonics-Projekt: Rumänien stellt kommunistische Stadtraumgestaltung in Venedig aus

    Mnemonics-Projekt: Rumänien stellt kommunistische Stadtraumgestaltung in Venedig aus

    Irina Gudană, Raluca Sabău, Roxana Pop, Romeo Cuc, Mihai Gheorghe und Vlad Tomei hatten Lust, zu spielen. Sie dachten zurück an ihre Kindheit und passten dementsprechend ihr Projekt perfekt an die diesjährige Thematik der Biennale in Venedig an — denn heuer geht es um das Thema Freespace. Sie meldeten sich für die Projektauswahl an und vertreten nun Rumänien bei der renommierten Kunstschau. Die 16. Architektur-Biennale findet vom 26. Mai bis 25. November 2018 unter dem Motto Freespace“ in Venedig statt. Die “Biennale di Venezia” gilt als eine der wichtigsten Kunstschauen der Welt. Irina Petra Gudană, Projektteilnehmerin, schilderte uns den Weg des Projekts bis ins Finale:



    Die Architektur-Biennale in Venedig ist eine der wichtigsten Architektur-Veranstaltungen der Welt. Rumänien nimmt jedes Jahr teil, sowohl an der Kunstschau wie auch an der Architektur-Ausstellung. Dieses Jahr beteiligt sich Rumänien mit dem Projekt Mnemonics. Das Projekt liegt uns, den Autoren, sehr am Herzen, denn wir haben unsere Kindheitserinnerungen zusammengelegt, um es zu gestalten. Unser Vorhaben untersucht die Entwicklung des Urbanismus und der Architektur in Rumänien und betrachtet sie durch das Filter des kollektiven Gedächtnisses. Das kollektive Gedächtnis fungiert als roter Faden und wird durch die Erinnerungen mehrerer Generationen von Kindern und Erwachsenen definiert. Diese sind in Städten, zwischen grauen Hochhäusern und Wohnblöcken gro‎ßgewachsen. Damit antworten wir auf das Rahmen-Thema der diesjährigen Ausgabe — Freespace, freier Raum. Die Ausstellung Rumäniens in Venedig umfasst eigentlich zwei Räume — der eine setzt den anderen fort. Es geht einerseits um das Pavillon Rumäniens in Giardini de la Biennale, wo wir die urbane Architektur in Rumänien mit den engen Räumen zwischen den Wohnblöcken nachzustellen versuchen. Die zweite Ausstellung ist in der Galerie des Rumänischen Kulturinstituts in Venedig untergebracht. Hier gibt es viel weniger Platz, also versuchten wir, nur ein Treppenhaus nachzubauen. Denn das Treppenhaus ist emblematisch für den Eingang in jedweden Wohnblock in Rumänien.“




    Vlad Tomei trat später dem Projekt bei, denn er hatte andere Beschäftigungen und sein Interesse lag eigentlich anderswo.



    Ich bin Journalist von Beruf. Und diese ist eine der ersten Ausstellungen, die ich sehe, von der ich behaupten kann, sie ist einfach, inklusiv und verständlich für viele Besucherkategorien. Die Ausstellung ist so aufgebaut, dass sie den engen Raum zwischen verschiedenen Wohnblöcken in rumänischen Städten wiedergibt.“




    Wir fragten Petra Gudană, was die Besucher sehen und erleben werden:



    Das Pavillon wurde umgewandelt, es besteht aus zwei wichtigen Teilen — zum einen die Wände des Pavillons, die Gegenstand der Urbanismus-Studie sind. Diese Wände stehen für die Wohnblock-Fassaden und erinnern an den Raum zwischen den Wohnblöcken, wo wir als Kinder spielten. Wir untersuchen die Entwicklung der Architektur im Laufe der Jahrzehnte und erklären ihren Werdegang. Im Mittelpunkt stehen die Elemente, an die wir uns alle erinnern: der Teppichschläger, die Schaukeln, das Rad, der Tischtennistisch. Das sind Elemente, die überall in Rumänien im Raum zwischen den Wohnblöcken vorkamen. Es war das städtische Zubehör im öffentlichen Raum vor ein paar Jahrzehnten. Nach der Wende sind all diese Elemente mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Für uns fungieren sie als Gedächtnisanreize. Sie sind die »Mnemonics« für unsere Geschichten. Die Besucher betreten unser Pavillon und bekommen einen Überblick über den Urbanismus. Sie haben die Möglichkeit, sich mit all diesen Elementen auseinanderzusetzen. Ganz interessant: Die von uns vorgeschlagene Chronologie endet mit einer Frage über die Zukunft. Die Frage wurde den Kindern im Rahmen einiger von unseren Partnern organisierten Werkstätte gestellt. Einer unserer Partner ist der Verein »De-a arhitectura« (»Wir spielen Architektur«). Über die von ihnen gelieferten Antworten machen wir uns einen Eindruck über die Meinung der Kinder im Hinblick auf die Zukunft der Hochhäuser in Rumänien. Die Antworten wurden von den Kindern in Form von Zeichnungen ausgedrückt. Sie strahlen eine gro‎ße Kreativität aus.“




    Vlad Tomei fügte darüber hinaus Folgendes hinzu:



    Die Kinder wurden aufgefordert, die Wohnblöcke der Zukunft zu zeichnen. Als ich ihre Zeichnungen sah, wusste ich gleich, ich würde gerne in so einem Gebäude wohnen. Die von ihnen vorgeschlagenen Wohnblöcke waren mit Rutschen versehen. In unmittelbarer Nähe gab es Spielplätze und viele andere spannende Elemente, die sie sich vorgestellt hatten. Es stimmt, dass es kindische Ideen sind, doch es ist unsere Pflicht, diese in Betracht zu ziehen. Denn wir müssen den öffentlichen Raum zukunftsorientiert umgestalten.“




    Was die ausgestellten Elemente betrifft, abgesehen von den Fassaden, seien auch die Kindheitsspiele ein wesentlicher Bestandteil der Ausstellung, so Vlad Tomei:



    Ein wichtiges Element sind die Spielkärtchen. In jeder Wand sind Kasten eingebaut, die Spielanweisungen von Spielen enthalten, die wir in unserer Kindheit spielten. Das erläutert auch die Projektdokumentation. Das lebendigste Bild in all unseren Köpfen sind die Kinder, die drau‎ßen vor dem Treppenhaus oder hinter dem Wohnblock miteinander spielen. Und sie stellen sich ganze Welten vor, obwohl der von ihnen bewohnte Raum leer ist.“




    Ein glückliches Treffen, gespickt mit Gedanken über die Kindheit und einen Raum der Freiheit, so wie er von den Kindern von früher wahrgenommen wurde. Sie spielten zwischen grauen Wohnblockwänden und verwandelten jeglichen Raum in einen magischen Ort.

  • Hörerpostsendung 13.10.2013

    Hörerpostsendung 13.10.2013

    Hinweis auf die Winterfrequenzen 2013 / 2014.



    Nach vielen Jahren hat ein alter Hörer wieder zu uns gefunden. Detlef Zarbok (aus Elmshorn, Schleswig-Holstein) schickte uns nebst der Auflösung unseres Enescu-Quiz folgende Zeilen:



    Liebe Freunde bei Radio Rumänien International!



    Vor rund 49 Jahren war ich viele Jahre Hörer von Radio Rumänien International und hatte einen regen Schriftwechsel mit Ihnen. Damals“, so schrieben Sie, war ich der jüngste Hörer Ihrer Sendungen (mit 14 Jahren). Durch Ihre Programme und viele Zeitschriften und Bücher in deutscher Sprache habe ich viel über Rumänien gelernt. Eine der Zeitschriften, an die ich mich erinnern kann, hie‎ß Neuer Weg“.



    Nun bin ich im Ruhestand und habe wieder Zeit und Mu‎ße, Ihren Sendungen zuzuhören. Da dachte ich, ich schreibe mal wieder. Erstaunlich: Eine der weiblichen Stimmen glaube ich wiederzuerkennen. Sollte es tatsächlich sein, dass diese Moderatorin immer noch im Dienst ist? Oder hat sie eine ganz ähnliche Stimme wie damals eine andere Mitarbeiterin?



    Viele Grü‎ße aus Deutschland



    Ihr



    Detlef Zarbok




    Lieber Herr Zarbok, vielen Dank für Ihre Zeilen, es freut uns sehr, einen so langjährigen Hörerfreund wieder begrü‎ßen zu dürfen. Moderatoren von früher haben wir nicht mehr, alle jetzigen Mitarbeiter der Deutschen Redaktion sind nach der Wende eingestellt worden, daher hat die Stimme der Kollegin, die Sie gehört haben, vermutlich eine Ähnlichkeit mit jener, die Sie in Erinnerung haben. Bis vor wenigen Jahren hatten wir noch unsere Kollegin Cornelia Stanciu in der Redaktion, die tatsächlich um die 50 Jahre lang im Rundfunk gewesen sein muss, mehrere Generationen deutschsprachiger Redakteure kennengelernt hat und Ihnen bekannt sein dürfte. Heute ist sie in Ruhestand und wir wissen leider nicht mehr, wie es ihr geht, da sie kein Telefon hat.




    Unser Hörerfreund Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) hob in seinem September-Brief die Highlights der gehörten Sendung hervor. Au‎ßerdem schilderte er seine Erlebnisse von einer Reise in Ostdeutschland:



    Im heutigen Funkbriefkasten wurde das Thema für den kommenden Hörertag von RRI Anfang November angekündigt. Nun, zur Zukunft der Auslandssendungen angesichts der gestiegenen Konkurrenz von Fernsehen, sozialen Netzwerken und anderen Freizeitangeboten gibt es einiges zu sagen, wobei das Ergebnis sicherlich nicht repräsentativ sein dürfte, denn Antworten werden Sie hauptsächlich von den Hörern der Auslandssendungen erhalten, und deren Zahl dürfte mittlerweile sehr geschrumpft sein. Nun, ich werde noch versuchen, zu dem Thema einige Gedanken niederzulegen.



    In der Sonntagsstra‎ße wurden die Besuche der US-Präsidenten Nixon und Ford in Rumänien aufgegriffen. Das war sicher eine gewaltige Propagandashow Ceauşescus. Ich kann mich erinnern, dass Ceauşescu im Ausland immer den Eindruck vermitteln konnte, nicht auf Linie mit Moskau zu sein, der Politik der UdSSR also kritisch gegenüberzustehen. In Wirklichkeit unterdrückte das Ceauşescu-Regime das Volk genau so wie alle anderen Ostblockstaaten. Aber Ceauşescus Propaganda war eben recht geschickt.



    Weiter wurde in der Sonntagsstra‎ße die Stadtflucht aus Bukarest thematisiert. Die Gründe für den Umzug aufs Land sind nachvollziehbar. Dazu will ich etwas schildern, was ich gerade während einer Reise in den äu‎ßersten Osten Deutschlands erlebt habe. Wir sind mit dem Fahrrad an der Nei‎ße entlang von Zittau über Görlitz, Bad Muskau bis nach Forst gefahren, danach westwärts nach Branitz/Cottbus und dann wieder nach Süden an der Spree entlang nach Spremberg und Bautzen. Görlitz und Bautzen sind im Krieg unzerstört geblieben und jetzt weitgehend restauriert. Beide Städte mit ihren vielen prächtigen Bauten, Giebeln und Türmen sind deshalb äu‎ßerst sehenswert. (Leider ist Bautzen hauptsächlich durch den Stasi-Knast bekannt geworden.) Und in der schönen Altstadt von Görlitz haben wir zu unserem Erstaunen viele leere Wohnungen vorgefunden, für die händeringend Mieter gesucht werden. Man bietet sogar ein kostenloses 14tägiges Probewohnen an. Aber die Menschen ziehen es vor, in ihren hässlichen Plattenbauten am Stadtrand wohnen zu bleiben, was für uns völlig unverständlich ist. Aber man hat sich inzwischen offenbar an das Leben in den Plattenbauten gewöhnt.




    Vielen Dank für Ihre ausführlichen Zeilen und die interessanten Reiseeindrücke, lieber Herr Andorf. Die Plattenbauten sind tatsächlich überall im ehemaligen Ostblock eine nicht wegzudenkende Erscheinung im Stadtbild. Hässlich sind sie meistens, vor allem wenn sie auch noch heruntergekommen sind, doch zumindest in Bukarest sind die Eigentümer oft bemüht, die innere Einrichtung komfortabel erscheinen zu lassen. Und da Sie den Stasi-Knast in Bautzen erwähnt haben, möchten wir auch verraten, dass die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Bukarest von der hier lebenden deutschen Community spöttisch als Bautzen II (unter Ostdeutschen) bzw. Stammheim II (unter Westdeutschen) bezeichnet wird. Das rührt davon her, dass die Bundesrepublik im Jahr 2002 ein neues Gebäude für die Botschaft in Bukarest errichten lie‎ß, das viel Stein und Glas samt dazugehörenden Gittern für die Sicherheit zur Schau stellt. Im Feuilleton der FAZ mokierte sich damals der Autor Kai Michel über das Gebäude mit folgenden Worten:



    Das Auswärtige Amt muss sparen; so lässt man diesmal bauen und zieht zur Miete ein. Der Neubau kommt als langweilige Investorenkiste aus Glas und Stein daher, doch das ist nicht nur dem privatwirtschaftlichen Bauherrn anzukreiden. TERCON Immobilien“ errichtet am Leipziger Platz in Berlin auch die kanadische Botschaft — im gleichen Leasingverfahren.



    Während die Kanadier aber heimischen Stein in die deutsche Hauptstadt einfliegen lassen, muss für Deutschland in Bukarest beliebiges Fassadenmaterial reichen: White Kashmir“ aus Brasilien war wohl gerade irgendwo im Angebot.



    Nun will keiner heimattümeln, aber ein bisschen mehr Gestaltungswille wäre angebracht gewesen, auch Feingefühl. Die neue Botschaft liegt in einem idyllischen Landhausviertel gegenüber dem Kiseleff-Park. Nicht wenige Nationen residieren hier hoch herrschaftlich in alten Villen. Einzig die Deutschen haben einen Neubau in Auftrag gegeben und dafür den Vorgängerbau abrei‎ßen lassen — marode sei er gewesen. Wenig diplomatisch präsentiert sich nun die Botschaft als Störenfried einer einst intakten Nachbarschaft. In Deutschland wäre so etwas nie genehmigt worden.




    Zeit für die Posteingangsliste. Aus Salzburg in Österreich erhielten wir einen Brief von Renate und Günter Traunfellner (vormals Kastner). Herzlichen Glückwunsch für Ihre Vermählung, wir haben den neuen Namen und die neue Adresse zur Kenntnis genommen.



    Weitere Postbriefe Briefe aus Deutschland erhielten wir von: Detlef Zarbok (aus Elmshorn, Schleswig-Holstein), Oskar Schmitt (Hamburg), Georg Schafheitle (Singen am Hohentwiel, Baden-Württemberg), Klaus Huber (Karpfham/Bad Griesbach in Bayern), Peter Möller (Duisburg, NRW), Monika und Horst Kuhn (Hamburg) schickten nebst Empfangsberichten eine schöne Postkarte mit Urlaubsgrü‎ßen vom Balaton-See und ihren Beitrag zum Hörertag, Ulrich Wicke (Felsberg, Hessen) ebenfalls mit seinen Gedanken zum Hörertag, Christoph Paustian (Häusern, Baden-Württemberg), Thomas Jeske (Gelsenkirchen, NRW), Hans Gosdschan (Cottbus, Brandenburg), Reiner Peuthert (Stendal, Sachsen-Anhalt), Joachim Verhees (Krefeld, NRW), Peter Thränert (Dresden) und Manfred Haubold (Wolfsburg, Niedersachsen).



    Ein Fax erhielten wir von Heinz-Günter Hessenbruch (aus Remscheid, NRW).



    E-Mails gingen bis einschlie‎ßlich Freitagmittag von folgenden Hörern ein: Paul Gager (aus Österreich) sowie Hendrik Leuker, Bernd Seiser, Herbert Jörger, Jörg-Clemens Hoffmann, Dieter Feltes und Kurt Enders (alle aus Deutschland).



    Das Internet-Formular nutzte Antonio Mateo (aus Grevenbroich, NRW).



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  • Streunerhunde in Rumänien – ein Blick in die Vergangenheit

    Streunerhunde in Rumänien – ein Blick in die Vergangenheit

    Der Kanon der politischen Korrektheit will es, dass Streunerhunde heute auch als herrenlose“ oder sogar als gemeinschaftliche“ Hunde bezeichnet werden. Die Stra‎ßenhunde waren schon im vergangenem Jahrhundert ein ungelöstes Problem in den rumänischen Städten. Die Ursachen für dieses Erbe sind komplex, sie reichen von der Unfähigkeit der Behörden, klare und rigorose Gesetze zu erarbeiten und umzusetzen, bis zum verantwortungslosen Umgang mancher Menschen mit den Vierbeinern.



    Die Streunerhunde werden mit Schmutz, Krankheiten und unsicheren Stra‎ßen in Verbindung gebracht. Auch nachdem Menschen von Hunden auf der Stra‎ße totgebissen wurden, hat man dieses Problem in Rumänien nicht lösen können. Das Zögern der Behörden, die Verwirrung der öffentlichen Meinung und die kontrovers geführten Diskussionen über eine akzeptable Lösung haben bewirkt, dass die Tiere in kleinerer oder grö‎ßerer Anzahl stets auf der Stra‎ße geblieben sind.



    Die Historikerin Constanţa Vintilă-Ghiţulescu vom Geschichtsinstitut Nicolae Iorga“ in Bukarest erzählt über die Stra‎ßenhunde in den rumänischen Städten der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts:



    Die Streuner waren schon immer ein Problem Rumäniens. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts stellt sich das Problem deren Beseitigung aus den Städten. Bis zu dem Zeitpunkt existierten diese auch, weil viele Häuser nicht umzäunt waren, die Grundstücke waren nicht abgregrenzt. Die Hunde, die sich dann in der Nähe der Häuser aufhielten und anhänglich wurden, gehörten im Grunde genommen allen. Sicherlich sahen Städte wie Bukarest und Iaşi damals anders als heute aus, ohne Einzäunungen und gut abgegrenzte Grundstücke, aber die Stra‎ßenhunde waren damals ein Problem in ganz Europa. Das erste Dokument, das ich finden konnte und sich mit dem Problem der Streuner in Rumänien befasst, stammt aus dem Jahr 1810. Die Russen, die damals, während des russisch-türkischen Kriegs von 1806-1812 die rumänischen Fürstentümer besetzt hatten, machen auf dieses Problem der Stra‎ßenhunde aufmerksam und rekrutieren ein Hundefänger-Team. Dieses hatte die Aufgabe, sie einzufangen und zu töten. Sie geraten aber in Konflikt mit den Hundebesitzern. Es erscheinen Schreiben, in denen die Besitzer aufgefordert werden, die Hunde an der Kette oder im Hof zu halten, anders würde man sie beseitigen. Nachdem die Russen 1812 abziehen, wird die Ma‎ßnahme aufgehoben. 1850 finden wir die Ma‎ßnahme wieder. Die Städte fingen an, sich zu strukturieren und das französische Modell der Hygienisierung und der Urbanisierung wird angewendet. In den Dörfern sind Streunerhunde hingegen überall zu finden, sie werden nicht an der Kette gehalten, sie sind in einem von Menschen bewohnten Raum anwesend.“



    In den Augen der Fremden werden die Stra‎ßenhunde berüchtigt. Constanţa Vintilă-Ghiţulescu hatte Einsicht in Dokumente, die belegen, dass nach Einbruch der Dunkelheit ganze Stra‎ßenhunde-Rudel die Stadt beherrschten:



    Die Konsuln Gro‎ßbritanniens und Frankreichs, die bis 1859 in Bukarest tätig waren, sprechen von der Unmöglichkeit, wegen dieser Hunde nachts auf den Stra‎ßen von Bukarest und von Iaşi zu spazieren. Es gibt einen Zeitzeugenbericht von 1850, der die Hunderudel in der Nähe des Dâmboviţa-Flusses schildert. Warum sie sich da aufhielten? Entlang des Dâmboviţa-Ufers gab es viele Schlachthöfe, Gerbereien und Fleischbearbeitungsläden. Diese kleinen Unternehmen warfen die Abfälle in den Fluss. Da gab es dann sehr viele Hunde, weil sie dadurch Nahrung fanden. Ein Spaziergang durch diese Gegend glich einem Selbstmord. 1852 fordert ein Schreiben der städtischen Verwaltungsräte, dass Ma‎ßnahmen gegen die Hunde ergriffen werden. Es erscheint auch die Idee, das erste Hundeheim zu bauen. Begründet wurde dies dadurch, dass die Tötung der Hunde grausam war. Der humanitäre Diskurs gewinnt Anhänger in der Öffentlichkeit. Es wurde sinngemä‎ß gesagt, wir seien Menschen und können keine Hunde in der Öffentlichkeit töten. Das unglaubliche Verhalten der Hundefänger wurde verurteilt.“



    Auch in der Vergangenheit gab es Fälle von Streunern, die Menschen getötet haben, Zeitzeugenberichte belegen es. Extrem gefährlich waren die tollwütigen Hunde. In Zeiten von Epidemien vervollständigten Berichte von halbverwilderten Hundemeuten das apokalyptische Bild der von einer Seuche befallenen Gesellschaft. Constanţa Vintilă-Ghiţulescu über Berichte aus Geschichtsquellen:



    In einer Zeitung aus der Epoche gibt es Berichte über tollwütige Hunde, die in Döfern, nicht Städten, Menschen angreiffen und zerfleischen. Dass dies ein tatsächliches Problem in jener Zeit war, ist auch aufgrund der vielen Rezepte gegen Tollwut ersichtlich, die damals abgedruckt wurden. Wir sprechen hier aber auch von Wölfen, nicht nur von Hunden. In den ländlichen Regionen, insbesondere im Gebirge, sind die Wölfe immer anwesend, vor allem nachts und im Winter. Besonders wild werden die Hunde während Epidemien. Dann wird die Nahrung knapper, weil sich die Menschen isolieren. Die Schau ist besonders grausam während einer Pestepidemie. Die Leichen werden nahe der Oberfläche begraben oder die Pestkranken werden noch lebendig begraben. Die Menschen haben solche Angst im Falle eines Sterbenden, dass sie nicht einmal mehr darauf warten, dass dieser stirbt. Wie gesagt, die Schau ist grausam: Hunde, die Leichen oder fast tote Menschen ausgraben.“



    Auch in den nachfolgenden Epochen wurde das Problem der Streuner nicht gelöst. Während des Kommunismus nahm die Zahl der Stra‎ßenhunde zu. In den rumänischen Städten, aber insbesondere in Bukarest, wurden ganze Stadtteile abgerissen. Menschen, die in Häusern mit Garten wohnten, wurden in Plattenbauten umgesiedelt und sahen sich oft gewzungen, ihre Hunde auf der Stra‎ße auszusetzen.



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  • Grüne Gebäude in Rumänien

    Grüne Gebäude in Rumänien

    In Rumänien gibt es insgesamt 65 Projekte für energieeffiziente Häuser, die umweltgerecht gebaut werden sollen. Das zeigt ein Bericht, den der Rumänische Rat für Grüne Gebäude in Zusammenarbeit mit der Organisation NAI Romania erstellt hat. Von den 65 Projekten sind 17 Gebäude international zertifiziert, während die restlichen 48 Gebäude infolge eines Energie-Audits in die Energie-Klasse A eingestuft worden sind.



    Die identifizierten Behausungen stellen, aus Sicht der bebauten Fläche, 5% der insgesamt im Zeitraum 1990-2013 errichteten Gebäude dar. Sie sind sowohl in Bukarest, als auch au‎ßerhalb der Hauptstadt, vor allem in den rumänischen Gro‎ßstädten zu finden. Einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung grüner Gebäude in Bukarest leiste auch das Bürgermeisteramt des ersten Bezirks, eröffnet Ion Brad, Vorsitzender des Lokalrates.



    Wir haben bereits ab 2006 mit den sogenannten Wärmedämmungsma‎ßnahmen an den Plattenbauten begonnen. Bislang sind fast 410 Wohnblöcke thermisch isoliert. An weiteren 200 sind die Arbeiten gerade im Gange, weitere 200 sollen Ende dieses Jahres wärmegedämmt sein und für 2014 sind noch einmal 200 Wohnblöcke vorgesehen. Insgesamt sind es 1000 Plattenbauten. All die erwähnten Ma‎ßnahmen werden im Zuge der angepeilten Reduzierung des Energiekonsums und der Kohlenstoffemissionen getroffen. Letzten Monat haben wir einen Beschluss verabschiedet, laut dem auf den Dächern aller Schulen aus dem ersten Bezirk Photovoltaikanlagen montiert werden sollen, natürlich dort wo es möglich ist. Mit der erzeugten Energie soll entweder die Beleuchtung, oder die Warmwasserversorgung bzw. das Heizwasser gesichert werden.“



    Ein Gro‎ßteil der grünen Gebäude Rumäniens ist in Bukarest zu finden. Der Crystal Tower ist zweifelsohne eines der interessantesten, Beleg dafür steht die Auszeichnung des Verbandes der Green-Building-Profis aus Mittel- und Osteuropa. Der Verband ist zuständig für die Erteilung des sogenannten BREEAM-Zertifikats. Dieses gibt Aufschluss über die umweltrelevante Gesamtleistung eines Gebäudes, von der Planung über die Ausführung bis hin zur Nutzung. Das Zertifikat gilt als ältestes und wichtigstes Instrument zur Bewertung von grünen Gebäuden. Mutterland des BREEAM ist Gro‎ßbritannien. Mihaela Drăghici ist die stolze Vertreterin des Crystal Tower:



    Das Projekt Crystal Tower ist das erste in unserem Land, das die BREEAM — Bewertung ‚exzellent’ erhielt. Es weist eine moderne, raffinierte und elegante Architektur auf — sehr viel Wert haben die Planer auf den Umweltschutz und einen reduzierten Energieverbrauch gelegt. Das Gebäude ist mit einer fortschrittlichen Technologie ausgestattet, die meisten Anlagen gelten als Premieren für Rumänien. Davon würde ich als erstes die doppelte Vorhang-Fassade erwähnen, die ein intelligentes und sonnenempfindliches Rollladen-System integriert, für den Sonnenschutz und die Wärmedämmung. Dann das Ventilationssystem VRV2 oder das Building Management System der neuesten Generation — dieses steuert, überwacht und optimiert die Einrichtungen im Gebäude. Das Projekt Crystal Tower ist nicht nur ein grünes Gebäude, sondern auch ein sehr sicheres Gebäude, dessen Struktur vom Typ BAR ist, also Beton mit einiger rigiden Stahlbefestigung — das macht es zu einem der sichersten Gebäude in Rumänien, es kann einer Erdbebenstärke von bis zu 8,5 Grad auf der Richterskala standhalten.“



    Das Gebäude ist sowohl für die Bedürfnisse und Ansprüche von Unternehmen als auch für die persönlichen Bedürfnisse von Privatpersonen entworfen worden. Es enthält Büroräume, Konferenzsäle, ein Restaurant, Bars und Cafés, allesamt im 15. Stockwerk, ein Fitnesscenter und ein Spa im 14. Stock, vier Untergeschösse und nicht zuletzt einen Heliport auf dem Dach. Der Crystal Tower ist überhaupt das einzige Privatgebäude in Rumänien, auf dem Hubschrauber landen können.



    Das rumänische Gesetz sieht Steuerermä‎ßigungen für Gebäude vor, die mit grünen Technologien errichtet oder saniert wurden. Die Vertreterin des Rumänischen Rates für Grüne Gebäude, Luiza Manolea, hat eigene Vorstellungen für die Verfeinerung des Gesetzes:



    Wir schlagen zwei Arten von Steuersenkungen vor. Eine Basis-Ermä‎ßigung und zusätzliche Ermä‎ßigungen. Die Grundermä‎ßigungen sollen anhand internationaler Zertifikate sowie der Einstufung in eine bestimmte Energieklasse gewährt werden. Die zusätzlichen Ermä‎ßigungen sehen andere Kriterien vor, wie etwa die Emissionen von Stickstoffoxiden der Heizanlagen, der Trinkwasser-Verbrauch — je weniger Wasser man verbraucht, desto grö‎ßer soll die Steuersenkung sein. Dann soll es noch andere Kriterien für die Senkung der Gebäudesteuer geben, wie der Umgang mit Regenwasser und eine Sicherheitsinspektion der Behausung.“



    Experten sind der Ansicht, dass die Liberalisierung der Energiepreise den Bau von grünen Gebäuden vorantreiben wird. Theoretisch müssten alle Bauprojekte bis 2020 Nullenergiehäuser beinhalten. Das sind Häuser, die den Energiebedarf aus eigenen Quellen decken und Null Kohlenstoffemissionen haben.



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