Tag: Polithäftlinge

  • Arlette Coposu, die leidgeprüfte Frau des „Senioren“

    Arlette Coposu, die leidgeprüfte Frau des „Senioren“

    Über Corneliu Coposu und seine Leidensgeschichte in kommunistischen Gefängnissen ist nach 1989 viel geschrieben worden. Er war ein Vorbild für die Wiederbelebung der rumänischen Demokratie nach 1990 und ein Wahrzeichen dafür, dass man die kommunistische Gefangenschaft mit Würde ertragen kann. In der Zwischenkriegszeit war er persönlicher Sekretär des gro‎ßen christlich-konservativen Politikers Iuliu Maniu (Nationale Bauernpartei – PNŢ). Zwischen 1947 und 1964 wurde er 17 Jahre lang von den kommunistischen Behörden inhaftiert und verbrachte 8 Jahre in Einzelhaft. Im Dezember 1989 baute er mit einigen anderen Überlebenden des kommunistischen Kerkers die Christlich-Demokratische Nationale Bauernpartei (PNŢCD) wieder auf.



    Seine Frau Arlette wurde jedoch weniger Aufmerksamkeit geschenkt, obwohl diese bemerkenswerte Frau es überaus verdient hätte. Sie erlebte ein noch schlimmeres Schicksal als ihr berühmter Ehemann. Nachdem ihr Mann am 14. Juli 1947 verhaftet worden war, wurde sie aus ihrem Haus vertrieben und musste zur Familie ihres Mannes ziehen. Im Jahr 1950 wurde sie zusammen mit ihrer Schwester France verhaftet und unter dem Vorwurf der Spionage für Frankreich inhaftiert. Ihre Schwester starb im Gefängnis, und Arlette, obwohl sie das Gefängnis überlebte, starb 1966, zwei Jahre nach ihrer Entlassung und der Wiedervereinigung mit ihrem Mann, an Krebs. Corneliu Coposu heiratete nie wieder, und das Paar hatte nie Kinder.



    Sie wurde 1915 als Arlette Marcovici in Constanţa geboren. Ihr Vater war der General Ion Marcovici, und ihre Mutter, Jeanne Huser, war französisch-schweizerischer Abstammung. Aus der früheren Ehe ihres Vaters stammten die drei Schwestern France, Odette und Antoinette. Die Familie Marcovici hatte ein Hotel am Meer, das Französische Hotel“, in dem sie 1941 ihren zukünftigen Ehemann, Corneliu Coposu, kennenlernte. Sie heirateten am 24. Oktober 1942 und waren nur 5 Jahre lang zusammen.



    Corneliu Coposu hat eine wichtige Rolle in der jüngsten Geschichte Rumäniens gespielt. Manche Historiker sagen, dass die Demokratie in Rumänien ohne ihn und sein Überleben unter der kommunistischen Verfolgung und Inhaftierung viel schwieriger wiederaufzubauen gewesen wäre. Um ihn über seine Politik hinaus besser kennen zu lernen, muss man seine Familie und seine Empfindlichkeiten betrachten. Ionuţ Gherasim ist Vorsitzender der Stiftung Corneliu Coposu“. Er zitiert für uns ein Porträt von Arlette, das von Flavia Bălescu-Coposu, ihrer Schwägerin, skizziert wurde:



    Dass Arlette in unser Leben trat, war ebenso überraschend wie unerwartet. Es war im Frühjahr 1941, als wir Flüchtlinge waren, weit weg von zu Hause. Unser Vater kam von einem Treffen mit dem päpstlichen Nuntius, Erzbischof Andrea Casulo, zurück und traf Corneliu, der in Begleitung einer blonden, blauäugigen jungen Frau ankam. Sie sprach die schönste rumänische Sprache, die kultivierteste, ohne jede Spur eines regionalen Akzents. Sie war strahlend und blickte einem direkt in die Augen. Vater sagte uns, er habe das Gefühl, dass sie die Braut von Corneliu sein würde. Zeitlich betrachtet dauerte die Ehe 24 Jahre, aber sie verbrachten nur 6 Jahre miteinander. In unserer kurzen Begegnung, liebten und bewunderten wir sie, weil sie die Verkörperung ihres Namens war, denn Arlette bedeutet »Ehre«. Sie war kompetent, aktiv, freundlich, gro‎ßzügig, aufmerksam, ernsthaft, kreativ und temperamentvoll.“




    Die Historikerin Andreea Mâniceanu ist die Autorin einer Biografie über Arlette Coposu. Sie verbrachte viele Stunden mit Flavia und Rodica Coposu, ihren Schwägerinnen, die ihr anhand von Fotos und Dokumenten aus dem Familienarchiv von der Beziehung ihres Bruders zu ihr berichteten. Das Ergebnis war ein kleiner Abschnitt der Geschichte, auf den die Autorin sehr stolz ist. Besonders stolz ist sie darauf, dass sie eine Heldin der jüngeren rumänischen Geschichte in den Vordergrund gestellt hat, die beispiellosem Übel gegenüberstand und es überlebte, um in die Zukunft zu blicken:



    Dies ist eine Lebensgeschichte, die ich auf ewig zu erzählen habe. Es ist die Lebensgeschichte eines Vorbildes von Würde und Bescheidenheit. Sie war eine au‎ßergewöhnliche Frau mit ungebremstem Mut und starkem Glauben. Auf dem Foto, das am Tag ihrer Entlassung nach 14 Jahren in kommunistischen Gefängnissen aufgenommen wurde, fand sie die Kraft, zu lächeln. Es ist das Foto einer Frau, die nach über einem Jahrzehnt der Qualen die Kraft findet, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Ihre Geschichte sollte der Historie nicht verloren gehen, sei es auch nur deswegen.“




    Die Geschichte von Arlette Coposu ist den Rumänen heute nicht sehr bekannt, aber sie wäre es würdig, Denkmäler wie die ihres viel bekannteren Mannes in Bukarest und im ganzen Land zu haben.

  • Folterknechte der Diktatur: das Experiment von Piteşti

    Folterknechte der Diktatur: das Experiment von Piteşti

    In letzter Zeit erscheint in den rumänischen Medien oft ein Wort mit erschreckender Resonanz: Folterer. Diese sind ins öffentliche Licht gerückt, nachdem einige der letzten Täter, die in den 1950er Jahren, während der wildesten stalinistischen Periode, politischen Gefangene schrecklich gefoltert haben, zu Haftstrafen verurteilt wurden. Obwohl das Wort eine genaue Bedeutung hat, bekam es wegen seines unsachgemä‎ßen Gebrauchs, und zwar wegen seiner Verwendung für all jene, die in kommunistischen Gefängnissen und in der totalitären Justiz gearbeitet haben, einen anderen Sinn.



    Der Folterer war gleicherma‎ßen Opfer und Henker. Einige dieser unschuldigen Menschen, die in kommunistischen Gefängnissen angekommen waren, wollten dem Kerker entkommen. Und entweder wegen körperlicher Schwäche oder aufgrund eines hässlichen Charakters versuchten sie, auf Kosten ihrer Leidenskollegen bessere Haftbedingungen zu bekommen. So nahmen sie am sogenannten Experiment von Piteşti“ teil. Das war eine Form der Umerziehung, die ihre Quellen in der sowjetischen Theorie und Praxis hatte. Die Persönlichkeit eines Menschen wurde durch kontinuierliche Folter verändert; die Weltanschauung, die persönlichen Werte und Überzeugungen wurden gelöscht und durch andere, kommunistische, ersetzt. Das Experiment begann im Jahr 1949 im Gefängnis in Piteşti und dessen Ergebnisse hätte man landesweit anwenden sollen. Der berüchtigtste Folterknecht von Piteşti war Eugen Ţurcanu.



    Das Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunk besitzt Interviews mit Überlebenden des Umerziehungsexperimentes von Piteşti. Der ehemalige politische Gefangene Sorin Bottez wurde im Jahr 2001 interviewt. Sogar nach so vielen Jahren fiel es ihm schwer, über das Piteşti-Experiment zu sprechen, ohne emotional zu werden:



    Es ist ein besonders trauriges und sehr schmerzhaftes Thema. Trotz der Tatsache, dass ich einer der wenigen Überlebenden bin, die während der Umerziehung nicht nachgegeben haben und ihre Ehre oder Überzeugungen nicht über Bord geworfen haben, zögere ich, andere zu beschuldigen, weil ich wei‎ß, wie schrecklich diese Zeit war. Au‎ßer denen, die das getan haben, ohne selbst gefoltert worden zu sein, sondern einfach aus Abscheulichkeit oder Feigheit. Diese Menschen verurteile ich, ich würde sie gerne an den Pranger gestellt sehen, was wohl nie passieren wird. Aber es muss eine klare Unterscheidung geben zwischen denen, die während der Umerziehung nachgegeben haben, die über die Widerstandsfähigkeit des Gehirns hinaus gefoltert wurden, denn es war eine Frage des Gehirns, nicht der Muskeln oder Sehnen, und denen, die alle diese Gräueltaten begangen haben, weil ihnen das Blaue vom Himmel versprochen wurde. Das sind die wahren Verbrecher, die niedrigen Bastarde! Einige haben das, was sie verdient haben, bekommen, sie wurden von den Kommunisten verurteilt und hingerichtet. Leider nur einige von ihnen.“




    Wir stellen uns oft vor, dass das Böse eine bestimmte Gestalt hat. Das es furchteinflö‎ßend aussehen müsste, um zu zeigen, was es ist. Aber dem ist nicht so, es sieht aus wie jeder Mensch. Aristide Lefa hat den Folterer Eugen Ţurcanu kennengelernt. Im Jahr 2000 erinnerte er sich an ihn:



    Ţurcanu war eine Art Chef, sogar der Anstaltsdirektor fürchtete sich vor ihm, er schlenderte frei durchs Gefängnis, hatte alle Schlüssel, natürlich mit Zustimmung des Innenministeriums. Direktor Dumitrescu fürchtete ihn, musste aber mit ihm zusammenarbeiten. Ţurcanu ging durch das Gefängnis, regelte alle Details, ordnete Prügel an. An dem Abend, als ich entlassen wurde — wir waren etwa 50 Personen, die zum Sanatorium geschickt wurden, von denen nur 18 dort ankamen –, stand ich mit dem Gepäck in der Hand, um zum Bahnhof gehen. Da kam Ţurcanu raus vom Direktor, rot im Gesicht, vor Aufregung oder Wut, was wei‎ß ich… Er sah uns an und dachte wahrscheinlich: ‚Die entkommen mir!‘ Und dann ging er. Es war das letzte Mal, dass ich Ţurcanu gesehen habe.“




    Ion Fuică, ein anderer ehemaliger Polithäftling, erinnerte sich im Jahr 2000 an die schrecklichen Prügelorgien, die von Ţurcanu organisiert wurden:



    Da kamen die schlimmsten Schlägertypen. Die führten dich in die Kammer 4 des Krankenhauses, wo Ţurcanu war. Ţurcanu sa‎ß an einem Tisch, der Raum hatte einen Holzofen, man spürte diesen angenehmen Holzgeruch. Hier fanden die Geständnisse statt. Es gab reichlich Papier und Bleistifte und du musstest schreiben. Am zweiten oder dritten Tag kam dann Ţurcanu und sagte: ‚Was ist das, soll das ein Geständnis sein?! Glaubst du, dass das Ermittlungen sind?‘ Von den schriftlichen Geständnissen ging man zu den mündlichen über. ‚Hast du nicht das und das deiner Mutter angetan? Wie, du gibst das nicht zu?!‘ Und dann folgte Prügel. Schläge bis zur Bewusstlosigkeit. Ein anderer wurde gezwungen, seinen eigenen Urin zu trinken, das habe ich mit meinen Augen gesehen, der arme Mann. Das ist zwar bekannt, ich wollte es aber bestätigen, dass ich es gesehen habe, dass es keine Geschichten sind.“




    Wenn es keine Zeugnisse und schriftlichen Quellen gäbe, würden die meisten Leute denken, dass der Folterknecht eine Figur in Horrorromanen ist. Doch die wahren Schrecken der Vergangenheit übertreffen bei weitem die Fiktion der Literatur und der Kinowelt.

  • Folter in kommunistischen Gefängnissen: Ehemaliger Polithäftling erinnert sich an seine Peiniger

    Folter in kommunistischen Gefängnissen: Ehemaliger Polithäftling erinnert sich an seine Peiniger

    Über Folterer hat man in Rumänien nach der Wende von 1989 viel gesprochen. Im Zuge der Vergangenheitsaufarbeitung setzte man sich mit den Peinigern in den kommunistischen Gefängnissen auseinander. Ein Folterer war zum Beispiel der Häftling, der seine Kollegen in der Zelle peinigte, um diese im Geiste der kommunistischen Ideologie umzuerziehen“. Es gab aber auch andere Kategorien von Folterern. Gefoltert haben im kommunistischen Rumänien auch die einfachen Wächter, die Ermittler und sogar die Leiter der Strafvollzugsanstalten oder Arbeitslager. Das Verfahren war der Gehirnwäsche ähnlich, führte zur Entpersönlichung und weiter zur Bildung von falschen sozialen Wahrnehmungen. Im Kommunismus wurde das sogenannte Piteşti-Experiment“, das in der gleichnamigen Stadt stattfand, das bekannteste Umerziehungs-Projekt durch Folter.



    Nach dem Fall des Kommunismus erfuhren auch breitere Kreise, wie solche Folterer ausschauten. Diese schienen normale Menschen, mit Familie, gesellschaftlichem Umgang, Meinungen und Überzeugungen zu sein. Namen wie Alexandru Nicolski, Alexandru Drăghici, Gheorghe Crăciun, Alexandru Vişinescu, Ion Ficior und andere weniger bekannte bilden einen Kreis des Schreckens und zeigen, wie weit die Entwürdigung des Menschen gehen kann.



    Professor Sorin Bottez war Mitglied der Jugendorganisation der National-Liberalen Partei und verbrachte 15 Jahre im Gefängnis. In einem Interview von 2001 mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks erinnerte er sich an diese Jahre.



    Ich bin einer der weniger Überlebenden, die während der Umerziehung nicht nachgegeben und unter keinen Umständen auf Ehre und Prinzipien verzichtet haben. Da ich aber wei‎ß, wie grausam diese Periode war, zögere ich, die anderen zu verurteilen, es sei denn, dass sie ohne gequält, ohne gefoltert zu werden, aus reiner Gemeinheit oder Feigheit gehandelt und nachgegeben haben. Diese Menschen verurteile ich und würde sie gerne an den Pranger gestellt sehen. Das wird aber niemals geschehen. Man muss unterscheiden zwischen denen, die während der Umerziehung die Folter nicht aushalten konnten, deren Hirn nachgegeben hat, denn es war eine Sache des Hirns, nicht der Muskeln oder der Sehnen, und denen, die gemein gehandelt haben, weil ihnen alles Mögliche versprochen wurde.“




    Agonie ist das Gefühl, das die Schilderungen der Folteropfer erweckt. Professor Sorin Bottez berichtet weiter:



    Wenn ich über Sachen berichte, die die Grenze des Glaubhaften überschreiten, bekomme ich Angst. Ich habe Angst, dass die anderen glauben, dass ich übertreibe oder fabuliere. Weil meine Erfahrung nicht nur meine Qual, sondern auch die Qual der anderen, die ich mitbekommen habe, umfasst. Es ist einfach nicht zu fassen! Die Prügeleien der Sicherheitspolizei, der Securitate, waren ein Kinderspiel, weil sie eine halbe Stunde oder eine Dreiviertelstunde dauerten, nachher hattest du vierundzwanzig Stunden frei, um deine Nerven zu beruhigen. Verstehen Sie mich nicht falsch, du warst frei in der Zelle. Während der Umerziehung waren die Prügeleien ununterbrochen. Zwischen den Gefängnissen in Piteşti und Gherla gibt es einen gro‎ßen Unterschied. In diesen paar Monaten haben die gro‎ßen Schurken, die gro‎ßen Folterer gelernt, zu quälen, nicht zu schlagen, nicht die lebenswichtigen Organe zu zerstören. Sie schlugen einen nicht tot. Du konntest dir nichts Besseres als den Tod wünschen, denn eine andere Hoffnung gab es nicht. Tage-, wochen-, monatelang hattest du keine Auszeit, die Qual war ununterbrochen, sie gaben dir nur Zeit, um nicht zu sterben. Und dann fing alles von vorne an. Wenn sie deine rechte Hand zu schwer verletzten, schlugen sie weiter auf deine linke Hand ein, bis die rechte wieder zu heilen begann. Sie wurden zu Experten, besser als die Folterknechte im Mittelalter. Und sie hatten so viel Freude daran, die Menschen schreiend, kniend, um Gnade bittend zu sehen.“




    Sorin Bottez erklärt sich auch, wie er unter diesen Umständen überleben konnte:



    In meinem Kopf verankerte sich das Wort »Nein«, aber genauso hätte sich auch das Wort »Ja« verankern können. Gott wollte, dass ich nicht zusammenbreche, ich habe keine andere Erklärung! Am Anfang der Umerziehung war ich skeptisch, um nicht schlicht ungläubig zu sagen, am Ende war ich sehr gläubig. Nur weil ich mir sicher bin, dass es eine Kraft gibt, die ich nicht definieren kann, verwandelte ich mich nicht in eine Bestie. Ich konnte so bleiben, wie ich war. Ich kann mich noch erinnern, dass sie in der Anfangsphase der Umerziehung auf meine Hände so lange eingeschlagen haben, bis durch die Händerücken eine Art Plasma herauskam, ich wei‎ß nicht, was das war. Ein Teil der Hand war aufgeschwollen und wurde schwarz und auf der Gegenseite kam eine Flüssigkeit raus. Dann gab es noch die Kopfschläge. Ich wundere mich bis heute, dass ich nicht komplett blöd wurde. Ich wurde doch so blöd, um 10 Jahre lang zu glauben, dass es besser werden kann, aber ich wurde nicht komplett blöd. Ich habe so viele Kopfschläge einkassiert. Wenn sie müde wurden, wechselten sich die Folterer aus, und alles fing von vorne an.“




    Der Folterer war scheinbar ein normaler Mensch. Sein psychologisches Profil zeigt uns aber, wie böse der Mensch unter bestimmten Umständen sein kann.

  • Forschungsprojekt: Frauen in den kommunistischen Gefängnissen

    Forschungsprojekt: Frauen in den kommunistischen Gefängnissen

    Am antikommunistischen Widerstand in Rumänien nahmen auch zahlreiche Frauen teil, deren Geschichte wenig bekannt ist. Diese unterstützten entweder ihre Ehemänner, Brüder oder Väter, die Mitglieder der Widerstandsbewegung waren, oder sie schickten Botschaften in den Westen. Das Institut für die Aufklärung der kommunistischen Verbrechen und die Gedächtniskultur des Rumänischen Exils (IICCMER) hat sich in Zusammenarbeit mit der britischen Botschaft in Bukarest vorgenommen, die Geschichten der Frauen, die am Kampf gegen das illegitime, repressive und verbrecherische kommunistische Regime in Rumänien teilgenommen haben, ans Licht zu bringen. Die Untersuchung von alten Haft-Protokollen und Memoiren zeigen, dass diese Frauen in vielen Fällen in den kommunistischen Gefängnissen gestorben sind. Constantin Vasilescu, Forscher am IICCMER berichtet über die Bedeutung dieser Haft-Protokolle:



    Das Haft-Protokoll ist praktisch eine Art ‚Reisebericht‘, der jeden politischen Häftling während der Haft begleitete. In einem solchen Dokument waren die wichtigsten Daten eingetragen: Name und Vorname des Häftlings, Geburtsdatum, Geburtsort, Wohnsitz, Datum des Haftantritts, strafrechtliche Einordnung, die Haftanstalten, in denen er war, und andere Details, die für die Forscher sehr wichtig sind. Wir gingen von diesen Daten aus, um einerseits eine gültige quantitative Analyse durchzuführen und andererseits um einen soliden Überblick zu bekommen. Diese Dokumente können aber lückenhaft sein. Ein solches Dokument ist nicht unfehlbar, so wie die meisten Dokumente, die von der Securitate, der Sicherheitspolizei des Regimes, vor 1989 erstellt wurden. Die Haft-Protokolle können gegensätzliche, manchmal sogar falsche Angaben beinhalten, weil in vielen Fällen diejenigen, die sie erstellten, Auszubildende im Bereich der Repression waren. Das war Ausgangspunkt ihrer Ausbildung: die Erstellung des Haft-Protokolls eines ‚Volksfeindes‘.“




    In den Berichten, die vom Institut für die Aufklärung der kommunistischen Verbrechen erstellt wurden, erscheinen auch Informationen über die soziale Herkunft der verurteilten Frauen. Die meisten stammten aus ländlichen Gebieten und hatten die Grundschule oder Sekundärstufe abgeschlossen. Es gab sehr wenige verhaftete Frauen, die ein Gymnasium oder eine Hochschule absolviert hatten. 2.860 von 3.802 der weiblichen Gefangenen, deren Dokumente untersucht wurden, waren zu dem Zeitpunkt, als sie verhaftet wurden, keiner politischen Partei oder Organisation zugehörig. Wenige unterstützten die rechtsextreme Organisation Eiserne Garde, die historischen Parteien oder die deutsche Minderheit. Die meisten verhafteten Frauen kamen in einer ersten Phase in die Haftanstalt von Jilava, danach wurden sie weiter nach Mislea, Miercurea Ciuc, Bukarest, Arad und Oradea geschickt. Constantin Vasilescu berichtet weiter:



    Von den 76.000 Häftlingen, die von der Datenbank des Instituts erfasst wurden, sind 3.802 Frauen. Gegenüber der Männerzahl ist es eine kleine Zahl. Aus unserer Sicht bedeutet das aber ganz und gar nicht, dass die Frauen weniger mutig als die Männer im Kampf gegen den Totalitarismus waren oder dass sie in einem kleineren Ma‎ße bereit waren, sich zu opfern. Dieser Bericht ist in gro‎ßen Linien ein Spiegel der sozialen Realität von damals. Die Männer dominierten fast vollständig den Entscheidungsprozess und die Politik. Zudem zeigt diese Zahl nicht, dass die Frauen in dieser Periode weniger gelitten haben. Für fast jeden verurteilten Mann gab es eine Gro‎ßmutter, eine Mutter, eine Schwester, eine Freundin oder Ehefrau, die, alles Mögliche getan hat, um ihm zu helfen. Im Falle derer, die untergetaucht waren, insbesondere im Fall der Widerstandskämpfer, mussten die Frauen sich mit den Razzien der Sicherheitspolizei konfrontieren, sie erlitten willkürliche Gewalt. Nicht zuletzt möchte ich hervorheben, dass 3.802 keine endgültige Zahl ist, es stellt nur die bis jetzt dokumentierten Fälle dar.“




    Beginnend mit 1965 fanden die meisten politischen Verhaftungen unter dem Deckmantel des Strafgesetzes statt — den Polithäftlingen wurden angebliche Straftaten angehängt. Weiter gab es Zwangseinlieferungen in die Psychiatrie. Das war eine der brutalsten Unterdrückungsma‎ßnahmen des kommunistischen Regimes. Die Zahl der verurteilten Frauen wird mit dem Fortschritt der Forschungen wahrscheinlich steigen. Constantin Vasilescu über die Notwendigkeit eines umfangreichen Berichts:



    Das Endergebnis dieser Forschung wird ein Band über die in Rumänien inhaftierten Frauen sein. Wir hoffen, es noch in diesem Jahr zu veröffentlichen. Vorher soll noch eine einführende Studie veröffentlicht werden, weil die Bewertungs- und Synthese-Arbeit mindestens genauso wichtig ist. In dieser Studie soll die eingesetzte Methodik erklärt werden. Zudem sollen der gesetzliche Rahmen der Unterdrückung sowie wissenschaftliche Statistiken, die Frauen-Haftanstalten, individuelle Fälle und andere solche Daten präsentiert werden.“




    Die Zahl der vom kommunistischen Regime inhaftierten Frauen ist höchstwahrscheinlich höher. Viele Haft-Protokolle von der Strafvollzugsanstalt in Jilava nahe Bukarest müssen noch unter die Lupe genommen werden.

  • Rumänischer Gulag: Der „Schlangenplatz“ im Jilava-Gefängnis

    Rumänischer Gulag: Der „Schlangenplatz“ im Jilava-Gefängnis

    Die Strafvollzugsanstalt Jilava wurde im Fort Nr.13 gebaut, das Teil eines Befestigungssystems ist. Dieses System wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts vom ersten rumänischen König, Karl I., gebaut und diente zur Verteidigung Bukarests. Die kommunistische Regierung, die 1945 in Rumänien von den Sowjets durchgesetzt wurde, begann die demokratische politische Opposition zu vernichten. Alle Bürger, die sich dem Regime widersetzten, mussten mindestens mit einer Haftstrafe rechnen. Jilava wurde ein Transit-Gefängnis, eine Insel des rumänischen Gulags, wo Gefangene verhört und inhaftiert wurden, bis eine Entscheidung über den Ort, wo sie ihre Strafe abbü‎ßen mussten, getroffen wurde.



    Die Gefangenen von Jilava berichteten von grausamen Episoden. Schon bei der Ankunft wurden sie von den Wächtern mit Knüppeln und Peitschen geschlagen. Es folgte eine körperliche Durchsuchung. Die Zellen, in denen die Gefangenen untergebracht wurden, waren überfüllt, in manchen lebten sogar 200 Menschen. Neulinge wurden mit dem sogenannten Schlangenplatz“ nahezu ritualistisch in den Knastalltag eingeweiht. Es handelte sich dabei um den Platz zwischen dem Boden und dem unteren Bett. Dieser war nur 50 Zentimeter hoch. Hier mussten die neuen Gefangenen schlafen. Um da rein zu kommen, mussten diese wie Schlangen kriechen.



    Constantin Ion wurde 1949 verhaftet. Es war damals Schüler in Bukarest und Mitglied eines Schüler-Verbandes, der antikommunistische Manifeste druckte und verteilte. Sein Zeitzeugenbericht wurde im Jahr 2000 vom Zentrum für mündliche Geschichte des rumänischen Rundfunks aufgenommen.



    Die warmen Sommermonate Juni, Juli und August habe ich mit weiteren 160 Leuten in einem Zimmer in Jilava verbracht. Und ich erinnere mich an die Stockbetten, in denen wir schliefen. Wir schliefen dicht aneinander und konnten uns nur alle auf einmal von der einen Seite auf die andere drehen, weil wir keinen Platz hatten. Neulinge mussten den Schlangenplatz einnehmen, das war die Regel. Im Zimmer, in Anwesenheit so vieler Seelen, musste man auch seine Notdurft verrichten. Wir hatten eine improvisierte Toilette, einen Holzkübel, der voll wurde. Der Urin lief über. Viele von uns mussten auch im Urin schlafen. Wir litten zudem an Hautkrankheiten.“




    Alexandru Marinescu aus Nucşoara wurde 1949 wegen Waffenbesitzes verhaftet. Er war Schüler und gehörte der antikommunistischen Partisanen-Gruppe Arsenescu-Arnăuţoiu an. Er kam auch nach Jilava und wurde mit dem Schlangenplatz vertraut gemacht.



    Man schlief unter dem Bett. Im Winter 1950 oder 1951 blieben oft 15-20 Leute über, die überhaupt keinen Schlafplatz hatten. Es war alles komplett voll. Wenn die Wächter Schichtwechsel hatten, haben diese Gefangenen mit anderen 15-20 Gefangenen die Plätze getauscht, um zu schlafen. Es gab keine Matratzen, es gab keine Bettwäsche, keine Decken, überhaupt nichts, nur Holz-Bretter. Unsere Hüften sahen wie die Nacken der Ochsen am Karren aus. Sie waren dunkel und die Haut war hart. Derjenige, der neu im Zimmer war, auch wenn er 5 oder 10 Jahre Gefängnis hinter sich hatte, wurde als Neuling behandelt. Folglich bekam er den schlechtesten Schlafplatz. Als ich kam, gab es Platz neben der improvisierten Toilette. Man musste aber mit dem Rücken zu dieser schlafen, um nicht bespritzt zu werden.“




    Ion Preda wurde 1949 verhaftet, weil er der Partisanen-Gruppe Arnăuţoiu Lebensmittel geliefert hatte. Er berichtet auch über die Bedingungen in Jilava:



    Wir krochen zum Schlangenplatz und schliefen mit dem Kopf auf unseren Schuhen. Es gab kein Kissen, keine Bettwäsche, nichts. Wir schliefen auf dem Zement. Manche hatten Hautausschläge, andere aufgeschwollene Augen. Wir hatten nur ein sehr kleines Fenster. Und wenn es in der Zelle zu laut wurde, schloss der Wächter das Fenster, als Strafe. Und wir hatten keine Luft mehr. Er hielt das Fenster für eine halbe Stunde geschlossen, dann öffnete er es wieder. So war es in Jilava.“




    Der Schlangenplatz“ war nur eine Methode von vielen, das Individuum zu demütigen, tierische Instinkte zum Vorschein zu bringen. Ziel war es, das Selbstwertgefühl und den Respekt gegenüber Mitmenschen zu zerstören.

  • Hörerpostsendung 12.4.2015

    Hörerpostsendung 12.4.2015

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI. Heute am Ostersonntag in der Orthodoxen Kirche habe ich Antworten auf ein paar Hörerfragen, sodann werde ich einige Meinungen zu unserem Programm verlesen und zum Schluss gibt es auf Anregung eines Hörerfreunds ein bisschen Musik mit einem italienisch-rumänischen Jazz-Musiker.



    Lutz Winkler (aus Schmitten im Taunus) schrieb uns per E-Mail zu mehreren Themen:



    Besonders bedrückend war für mich der Bericht aus der Reihe Pro Memoria über die [kommunistische] Strafvollzugsanstalt [Jilava] bei Bukarest. Es ist leider so: Viele Gefängnisse und auch die Konzentrationslager wurden 1:1 in ihrer Nutzung von einer Diktatur in die andere übernommen. Bekommen die unter der Ceausescu-Diktatur Inhaftierten eigentlich in Rumänien eine Entschädigung oder eine Rente? Oder wurden sie zumindest rehabilitiert?



    In der Sendung Es grünt so grün“ berichteten Sie über die EU-Projekte, die gegen die Überschwemmungen helfen sollen. Das ist ja immer schön, wenn solche Projekte gestartet werden. Leider werden aber grundsätzliche Dinge immer wieder vergessen: Wir haben ein lange Geschichte und unsere Vorfahren haben bewusst auch schon viel gegen Hochwasser und Überschwemmung getan. Dies wird oft vergessen und es kommen da immer neu Experten, die mit dem EU-Geld viel Schaden anrichten. Aufforstung und Überschwemmungswiesen zulassen (und nicht bebauen, weil ja das Leben am Fluss so schön ist) — das sind die einfachsten Lösungen für diese Probleme. Die Sendung war wieder sehr interessant und regt zum Nachdenken an!



    Im März fand in Deutschland die Leipziger Buchmesse statt, das ist die zweitgrö‎ßte Buchmesse in unserem Land. Die Frankfurter Buchmesse konzentriert sich eher auf die Verlage, bei der Leipziger Buchmesse werden die Leserinnen und Leser in den Mittelpunkt gestellt. Mit einem gro‎ßen Leserfest begehen die Verlage mit den Lesern diese Messe. Dazu gehört natürlich auch der Buchpreis, der das wohl wichtigste Buch in diesem Frühjahr auszeichnet. Was ist denn in Rumänien derzeit in der Literatur in den Bestsellerlisten so angesagt? Welche Titel werden von den Menschen in Rumänien derzeit am meisten gelesen?




    Lieber Herr Winkler, danke für Ihre Zeilen. Mit der Wiederherstellung des Rechtsstaates und der Entschädigung der Menschen, denen Unrecht während des Kommunismus angetan wurde, hat es in Rumänien bekanntlich etwas gedauert — in den neunziger Jahren wurde die kommunistische (aber auch faschistische) Vergangenheit des Landes nur zögerlich aufgearbeitet, die junge Demokratie erhielt zahlreiche Rückschläge durch teilweise bis heute nicht ganz aufgeklärte Ereignisse wie etwa die wiederholten Einfälle der Bergarbeiter oder der interethnische Konflikt im März 1990 zwischen rumänisch- und ungarisch-stämmigen Menschen in der zentralsiebenbürgischen Stadt Târgu Mureş (Neumarkt am Mieresch). Eine stabile Demokratie wurde das Land erst ab den 2000er Jahren, manche sagen sogar erst ab Mitte der 2000er. Zwar gab es gleich nach dem Umbruch von 1989 Überlegungen, die ehemaligen Polit-Häftlinge zu entschädigen und die ehemaligen Folterer zur Verantwortung zu ziehen — in diesem Sinne wurde auch der Verband der ehemaligen Polit-Häftlinge gegründet und es wurden mehrere Regierungserlasse verabschiedet. Doch das mehrfach überarbeitete Gesetz zur Rehabilitierung und Entschädigung der ehemals politisch Verfolgten stammt erst aus dem Jahr 2009, und mit den strafrechtlichen Ermittlungen gegen ehemalige Folterer — sofern sie noch am Leben sind — hat man ebenfalls erst in den vergangenen Jahren begonnen. Über die Höhe der Entschädigungen und über etwaige Rückerstattungen von konfiszierten Besitztümern entscheiden allerdings Gerichte. Und — was ebenfalls typisch für Rumänien ist — es gibt immer noch kein Denkmal für die Opfer des Kommunismus und für die Widerstandskämpfer, weil man sich uneinig ist, wie ein solches Denkmal auszusehen hat und wo es am besten zu platzieren wäre. Zudem ist das im Falle der Widerstandskämpfer, die sich bis Ende der 1950er Jahre in den rumänischen Karpaten erbitterte Kämpfe mit den Securitate-Truppen lieferten, auch ein heikles Thema. Einige von den Widerstandkämpfern — und ich betone: einige — hatten während des Kriegs zumindest Sympathie für die faschistische Legionsbewegung gehegt. Somit wird das Thema auch politisch ausgeschlachtet. Linke Kreise meinen, die Widerstandskämpfer seien alle ein Faschistenpack gewesen, während Konservative eine Verschwörung der internationalen Linke gegen die Helden des antikommunistischen Widerstands wittern. Dass beide Ansichten verzerrt sind, liegt auf der Hand.




    Zum Thema Buchmarkt und Bestseller in Rumänien: Der rumänische Buchmarkt ist etwas atypisch und eine landesweit gültige Bestseller-Liste gibt es hier nicht, weil die Verlage nur selten und ungern Verkaufszahlen veröffentlichen. Einige Verlage haben auf ihrer Webseite zwar eine Bestseller-Rubrik, ich konnte mir aber beim besten Willen keinen Reim darauf machen, nach welchen Kriterien recht unterschiedliche Bücher und Genres ganz oben rangieren. Zudem haben Bücher in Rumänien generell weit niedrigere Auflagen, in der Sparte Belletristik hat kaum ein Buch eine Auflage von mehr als ein paar tausend Exemplaren — bei 10.000 spricht man schon von einem potenziellen Bestseller. Der rumänische Buchmarkt ist also eher klein und recht kompliziert. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Mediafax vom Dezember 2014 sagte der Leiter eines bekannten Verlags, dass der Buchmarkt in Rumänien bei ca. 19 Mio. Einwohnern Umsätze von 40-60 Mio. Euro erzielen würde, eine genaue Zahl kenne er nicht. Hingegen seien die Umsätze im Nachbarland Ungarn 4-5mal so hoch, wobei das Land nur 9 Mio. Einwohner hat. Der Verlagsleiter gibt die Schuld dafür dem Vertrieb, im ganzen Lande gebe es nur 260 Buchhandlungen und in einem Landeskreis soll es sogar nur eine einzige Buchhandlung geben. Die Verlage hätten sich daraufhin auf den verstärkten Vertrieb durch die gro‎ßen Hypermarkt-Ketten umorientiert, seitdem seien die Umsätze etwas gestiegen, doch genaue Zahlen konnte oder wollte der gute Mann im Interview nicht nennen. Generell wich er konkreten Fragen aus, sagte aber, dass er für 2015 eine bessere Konjunktur des rumänischen Buchmarktes erwarte.




    Wir bleiben beim Thema Buchmarkt, denn auch Johann Ruff (aus Mühlheim am Main, Hessen) hatte unlängst eine Frage dazu:



    Was kosten in Rumänien die Bücher? Gibt es auch eine sogenannte Buchpreisbindung?




    Vielen Dank für die Fragen, lieber Herr Ruff. Eine Buchpreisbindung gibt es in Rumänien nicht. Die Preise beginnen für Taschenbücher bei umgerechnet ca. 3 € (bei älteren Rest- oder Mängelexemplaren auch weniger) und können bis zu 25 € für Hardcover-Bücher erreichen, teure Kunst-Alben oder Fachbücher und Lexika kosten natürlich mehr.




    Unser Stammhörer Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) schrieb uns in seinem März-Brief u.a. folgendes:



    Danke für die Beantwortung meiner Zuschrift im Funkbriefkasten am 1.03. mit einer gro‎ßen Überraschung: schöne Bachklänge auf der Orgel der Schwarzen Kirche in Kronstadt. Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut, zumal der Empfang während der Abendsendung sehr gut war.



    Auch beim heutigen Programm habe ich wieder Musik vermisst. Denn da wird ein bekannter Jazzmusiker vorgestellt, der bei der Bigband des rumänischen Rundfunks spielt, und man hört nichts von seiner Saxophonmusik bzw. von den Klängen der Bigband. Nun, vielleicht lag es auch daran, dass in der Sonntagsstra‎ße nur Fragmente von Programmen gebracht werden und deshalb für Musik in der Zusammenfassung keine Zeit war (was erneut Kritik an dem minutengenau getakteten starren Programmschema hervorruft). Schlie‎ßlich hörte man ja auch im abschlie‎ßenden Musikprogramm Klänge eines anderen Jazzmusikers.




    Lieber Herr Andorf, vielen Dank für Ihr Feedback zu unserem Programm. Ich muss Ihnen zustimmen: Unser Wochenendprogramm ist etwas wortlastig, denn da sind in 56 Minuten viele Beiträge unterzubringen, die an sich wortbeladen sind, beispielsweise am Sonntag der Funkbriefkasten zum einen, dessen Dauer von 12-16 Minuten ich innerhalb einer Stunde für angemessen halte, und die Sonntagsstra‎ße zum anderen, in der Fragmente aus allen Features der Woche zum Nachhören angeboten werden. Erst zum Schluss wird mit der Musik-Rubrik wieder etwas aufgelockert. Während der Woche ist es etwas lockerer, was allerdings nicht den Geschmack aller Hörer trifft. Ganz im Gegenteil zu Ihnen finden sich andere Hörer durch die eingestreuten Musiktitel zwischen den Wortbeiträgen wochentags an den sogenannten Dudelfunk“ erinnert. Man kann eben nicht alle zufriedenstellen, wir hoffen aber, dass für jeden etwas dabei ist.



    Den italienisch-stämmigen Saxophonisten Paolo Profeti haben wir in der Sendreihe Neue Heimat, neues Leben“ vorgestellt, wo wir eben Wahlrumänen oder sogen. Expatriates vorstellen, die in Rumänien für längere Zeit bleiben. Dass da ein paar Takte seiner Interpretationskunst gut gepasst hätten, will ich nicht bestreiten, aber vermutlich hatte man auf die Schnelle keine Zeit, nach einem entsprechenden Ton-Dokument zu suchen. Gerne hole ich das heute nach und generell erfülle ich auch Musikwünsche in dieser Sendung, allerdings muss ich dafür ein paar Minütchen aus der Gesamtzeit des Funkbriefkastens abzwacken, damit alles noch reinpasst.




    Zuvor jedoch möchte ich noch die Zuschrift eines unserer jüngeren Hörer verlesen. Daniel Kähler (aus Mönkeberg, Schleswig-Holstein) studiert noch, ist aber selber auch schon als Journalist und Radiomacher tätig und hinterlie‎ß uns folgende Botschaft im Internetformular:



    Ich freue mich, Ihnen nach langer Pause endlich mal wieder einen kleinen Empfangsbericht schicken zu können und finde es schön, mal wieder bei Ihnen reingehört zu haben! Weiterhin ist es schön, zu sehen bzw. zu hören, dass Sie weiterhin ein äu‎ßerst ausführliches Programm anbieten, auf Kurzwelle wie auch im Internet, als Audio wie auch als Text. Ich hoffe, dass sich das grundsätzlich nicht ändert, auch wenn es natürlich immer Anpassungen geben wird. Beim Wochenspiegel hatte ich den Eindruck, dass es vielleicht etwas viele Themen am Stück waren. Da es zudem viele “harte” Themen waren, könnte man den Wochenspiegel eventuell durch ein Musikstück zwischendurch auflockern, momentan gab es nur einen kurzen Trenner zwischen den Meldungen, der für meinen Geschmack ein wenig zu häufig zu hören war. Da nach dieser Sendereihe die Kulturchronik ausschlie‎ßlich aus einem Sprechertext bestand, wäre vielleicht auch zwischen den Rubriken ein Musiktitel schön gewesen. Denn inhaltlich sind Ihre Sendungen ja nach wie vor auf sehr hohem Niveau. Nur für meine Ohren wäre es dann etwas angenehmer. 🙂 Positiv hervorheben möchte ich, dass sich Ihr Sender und Ihr Team auch auf verschiedenen sozialen Netzwerken bewegen. Das ist ein guter und wichtiger Schritt. Mit diesen Medien sollte man auch weiterhin versuchen zu experimentieren.




    Lieber Daniel (unter Radiokollegen darf man sich wohl duzen), danke für Dein Feedback. Solange es zu meinem Aufgabenbereich gehört, wird sich das multimediale Angebot auf unserer Webseite nicht ändern. Ich gebe auch Dir Recht, das Programm ist auch am Samstag etwas zu stramm und die Kulturchronik ist auch für meinen Geschmack nicht selten etwas trocken. Ich werde auch Deine Meinung an unsere Zentralredaktion weiterleiten. Ich wünsche Dir noch viel Erfolg im Studium und viel Spa‎ß beim Radio und an allem, was Du sonst noch gerne machst.



    Zum Schluss wie versprochen ein bisschen Jazzmusik, dafür muss ich aber heute die Posteingangsliste opfern. Dafür gibt’s nächsten Sonntag die Liste der Schreiber für zwei Wochen, was wiederum andere Hörer nicht mögen werden, die diese Liste ohnehin für überflüssig halten. Aber wie gesagt kann man nicht jedes Mal alle Hörer restlos zufriedenstellen.



    Hören Sie nun ein Fragment aus einer Komposition von und mit Paolo Profeti, dem italienischstämmigen Saxophonisten, der in Bukarest eine neue Heimat gefunden hat. Waiting for Bucharest“ hei‎ßt das Musikstück, es spielen Paolo Profeti & Romanian All Stars Quintett — das sind (nebst Profeti am Saxophon) Florian Radu (Posaune), Mircea Tiberian (Klavier), Michael Acker (Kontrabass) und Vlad Popescu (Schlagzeug). Die Aufzeichnung stammt vom City Jazz Fest in Bukarest am 29. Mai 2014.



    Sorin Georgescu sagt an dieser Stelle danke fürs Zuhören und überlässt Sie den jazzigen Tönen mit einem Touch von Bukarest.








    Audiobeitrag hören:




  • Missbrauch der Psychiatrie im kommunistischen Rumänien

    Missbrauch der Psychiatrie im kommunistischen Rumänien

    Die politische Psychiatrie gilt als subtile Form der kommunistischen Unterdrückung. Aller Wahrscheinlichkeit nach entstand das Konzept in der poststalinistischen Periode in der Sowjetunion. Dabei ging es nicht mehr darum, massenhaft Terror in der Bevölkerung zu verbreiten, wie bei der standardisierten Form der Repression.



    Mit der politischen Psychiatrie sollten Gegner des Regimes isoliert und mundtot gemacht werden. Die Vorgehensweise war dabei recht einfach: Dissidenten und Opponenten, die völlig gesund waren, wurden mit Schizophrenie oder paranoiden Persönlichkeitsstörungen diagnostiziert. Die neuen Patienten“ wurden in Nervenheilanstalten zwangseingewiesen. Dort wurden ihnen Neuroleptika verabreicht, die sie nicht brauchten, zudem wurden sie unter die tatsächlich kranken Patienten gemischt. Manche von ihnen wurden aufgefordert, sich ihrer politischen Überzeugung zu entledigen, was ihre Rehabilitation belegen sollte.



    Die Idee von der politischen Psychiatrie soll zu einem Zeitpunkt aufgekeimt sein, als Moskau sein internationales Image aufpolieren wollte, das unter den stalinistischen Schau-Prozessen gelitten hatte. Das behauptet zumindest der australische Psychiater Sidney Bloch, der sich mit der Repression in der Sowjetunion auseinandergesetzt hat.



    Der Arzt Ion Vianu gehörte zu den ersten Rumänen, die diese Form der Unterdrückung der Bürger durch den kommunistischen Staat im Ausland anprangerten. Nach seiner Auswanderung in die Schweiz 1977 trat Vianu einer internationalen Gruppe bei, der sogenannten Genfer Initiative für Psychiatrie, die vor allem gegen die politische Psychiatrie der Sowjets gerichtet war. Im Interview mit Radio Rumänien ruft Vianu die Anfänge des Konzepts in Rumänien in Erinnerung.



    In den Jahren 1967-1968 habe ich als wissenschaftlicher Assistent an der Bukarester Universitätsklinik für Psychiatrie mehrere Gespräche mitbekommen, deren Zweck ich ignorierte. Ich befand mich im Büro des Lehrstuhlleiters Vasile Predescu und habe so mithören können, was Dr. Angheluţă vorhatte. Später habe ich aus den Akten der Behörde für die Aufarbeitung des Securitate-Archivs erfahren, dass er zeitgleich Chefarzt der Klinik und Aufseher der Securitate in der Klinik war; das kam eher selten vor. Jedenfalls habe ich Angheluţă sagen hören, dass man einige gro‎ße Nervenheilanstalten mit Stacheldraht und Wachhunden ausstatten und die gefährlichen Patienten dort einweisen wollte. Ich habe nicht von Anfang gewusst, worum es ging, auch wenn die mir vorliegenden Informationen und insbesondere die Geschichten über die sowjetische Psychiatrie gewisse Hinweise darauf gaben. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht verstehen, warum die gefährlichen Patienten sich auf einmal so schnell gehäuft hatten und so gefährlich geworden waren, dass sie wie in einem Sicherheitstrakt einer Strafvollzugsanstalt überwacht werden mussten.“




    Auch wenn das Ceauşescu-Regime sich als anti-sowjetisch inszenieren wollte, schien die politische Psychiatrie den Verantwortlichen in Bukarest eine gute Idee, die man von Moskau leihen sollte, wie Vianu erzählt.



    Es folgte die Eröffnungsveranstaltung zum Universitätsjahr 1969-1970 auf dem Universitätsplatz, unter Anwesenheit von Nicolae Ceauşescu selbst. In einer wie gewohnt langen Ansprache machte er unter anderem folgende Aussage: ‚Nur ein Verrückter könnte auf den Gedanken kommen, dass die sozialistische Ordnung in Rumänien einstürzen könnte. Und für diese Leute haben wir Behandlungsmethoden, nicht nur Zwangsjacken, sondern auch andere Mittel.‘ Und da habe ich plötzlich die Verbindung hergestellt zu dem, was ich in dem Kabinett von Professor Predescu gehört hatte, die Behauptungen des Dr. Angeluţă. Ich habe mir gesagt, da wird etwas ausgebrütet. Aber eigentlich stimmte das so nicht, es war schon etwas ausgebrütet worden, was bereits in die Tat umgesetzt wurde. Die Akten, die ich später einsehen konnte, waren der Beweis dafür, dass zu dem Zeitpunkt bereits Regimegegner eingewiesen worden waren. Mit der Zeit habe ich einige dieser Menschen direkt kennenlernen dürfen.“




    Ion Vianu erinnerte sich im RRI-Interview an einen ihm direkt bekannten Fall zurück, den des Anwalts Haralamb Ionescu aus Kronstadt.



    Ich werde den Fall eines Anwalts aus Kronstadt in Erinnerung rufen, ein Rentner, den ich damals noch für jung hielt, er war nicht einmal 70 Jahre alt. Er hatte sich in einem Schreiben an die Vereinten Nationen darüber beschwert, dass in Rumänien die Menschenrechte verletzt würden. Und es war zur damaligen Zeit unerhört und wahnsinnig, so etwas zu behaupten. Die Securitate, die mit einem strengen Blick über den Briefverkehr nach au‎ßen wachte, hat den Brief abgefangen, den Mann verhaftet und ihn in die Nervenklinik »Gheorghe Marinescu« in Bukarest zur Untersuchung eingeliefert. Er wurde für geistig krank befunden, für einige Zeit im Krankenhaus festgehalten, aber danach wurde er in der Tat ambulant behandelt, er musste sich einmal wöchentlich in der Poliklinik zeigen lassen. Später bin ich ausgewandert und habe nach einiger Zeit erfahren, dass er gestorben war. Er hatte mir aber die Bitte zukommen lassen, nicht mehr über seinen Fall im Ausland zu berichten, weil man ihm klargemacht hatte, dass sein Fall nicht mehr gegen das Regime verwendet werden soll. Mit anderen Worten wurde er erpresst und auch ich fühlte mich erpresst. Eine Zeit lang konnte ich mich nicht mehr auf den Fall beziehen. Es hat auch andere Fälle gegeben, die ich direkt kannte, etwa den eines Schriftstellers, Ion Vulcănescu hie‎ß er. Er war ein weniger bekannter Dichter, der plötzlich auf einer der Alleen des Krankenhauses vor mir stand. Er war in einem Seitenflügel der Klinik untergebracht, gegen ihn lief ein politischer Prozess. Und auch Ion Vulcănescu war nicht geistig krank, denn später konnte er auswandern und wurde Hausverwalter eines gro‎ßen Immobilienkomplexes in New York. Und ein Geisteskranker könnte einer derartigen Tätigkeit nicht uneingeschränkt nachgehen.“




    Zu den Opfern der erzwungenen psychiatrischen Behandlung zählte auch der bekannte Arbeiter und Regimekritiker Vasile Paraschiv. Die genaue Anzahl der der politischen Psychiatriepatienten in Rumänien ist schwer einzuschätzen. Geschichtsforscher sind eher zurückhaltend, wenn es darum geht, eine offizielle Zahl zu nennen. Das Problem der Wiedergutmachung und Verantwortung ist in diesem Fall kompliziert. Es liegen wenig Informationen vor, die Verantwortlichen von damals sind nicht mehr am Leben.

  • Die Woche 31.8. – 6.9.2013 im Überblick

    Die Woche 31.8. – 6.9.2013 im Überblick

    DIE THEMEN:



    Neue Bukarester Parlamentssession hat begonnen



    Proteste in Rumänien und im Ausland gegen das Goldtagebauprojekt Roşia Montana



    Vierjähriges Kind von streunenden Hunden totgebissen



    Privatisierung des staatlichen Unternehmens CFR Marfă paraphiert



    Völkermordanklage gegen ehemaligen Gefängnisleiter



    Internationales Musikfestival George Enescu“ läuft auf vollen Touren




    Neue Bukarester Parlamentssession hat begonnen



    Das Parlament Rumäniens hat am Montag seine Arbeit nach der Sommerpause wieder aufgenommen. Die regierende Sozialliberale Union (USL) legte die Verfassungsänderung und das Referendum-Gesetz als ihre Prioritäten für die kommende ordentliche Sitzungsperiode fest. Auch der Jahreshaushalt 2014, die Regionalisierung und die Dezentralisierung sind für die Koalition vorrangig. Die oppositionelle Liberal-Demokratische Partei (PDL) hat dem Parlament bereits einen Entwurf über die Gründung einer Behörde für den Schutz der Investoren vorgelegt. In dem Entwurf sind vor allem Steuersenkungen vorgesehen, etwa die Reduzierung der einheitlichen Steuerquote auf 12%, die der Sozialbeiträge der Unternehmen auf 5%, Steuererleichterungen für die reinvestierten Gewinne sowie die Anhebung des Mindestlohns auf ca. 225 Euro. Der Jahreshaushalt 2014 und die Dezentralisierung gehören zu den Hauptthemen des Ungarverbandes (UDMR), ebenso wie die Beibehaltung bestimmter Paragraphen des Bildungsgesetzes betreffend den Unterricht in der Muttersprache der Minderheiten.




    Proteste in Rumänien und im Ausland gegen das Goldtagebauprojekt Roşia Montana



    Das umstrittene Projekt des Goldtagebaus in Roșia Montană/Goldbach (in der Mitte Rumäniens), das in den letzten 16 Jahren ein Stein des Ansto‎ßes in Rumänien war, ist in den letzten Tagen wieder in den Mittelpunkt der öffentlichen Debatte gerückt. Letzte Woche hat das Regierungskabinett des Ministerpräsidenten Victor Ponta einen neuen Gesetzentwurf zu diesem Thema angenommen und ihn dem Parlament zur Debatte vorgelegt. Die Entscheidung der Bukarester Exekutive führte sofort zu heftigen Stra‎ßenprotesten in mehreren rumänischen und ausländischen Städten und entfachte heftige Debatten zwischen den Befürwortern und den Gegnern des Projekts.



    Die Umweltschützer lehnen die Goldtagebaumethode mit Verwendung von Zyanid entschlossen ab, wegen der hohen Risiken einer unwiederkehrbaren Umweltverschmutzung in der Region. Ebenfalls dagegen erklärten sich die Geschichtswissenschaftler, weil durch den Goldtagebau in Roșia Montană/Goldbach einmalige historische Funde zerstört werden. Die Befürworter des Projekts behaupten dagegen, dass der Goldtagebau zur Entwicklung der Region beitragen und neue Arbeitsplätze schaffen würde. Insgesamt würden 5 Milliarden Euro in die Staatskassen flie‎ßen. Ministerpräsident Victor Ponta rechtfertigte seinerseits die Freigabe für das Vorhaben seitens der Regierung. Hätte man das Projekt nicht abgesegnet, wäre der rumänische Staat zur Zahlung eines Schadenersatzes in Höhe von über 2 Milliarden US-Dollar verpflichtet gewesen. Der Gesetzentwurf sei au‎ßerdem zwecks einer transparenten Debatte dem Parlament vorgelegt worden, so der Ministerpräsident noch.




    Vierjähriges Kind von streunenden Hunden totgebissen



    Eine erschütternde Nachricht hat die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Problem der herrenlosen Hunde in Rumänien gelenkt. Ein vierjähriger Junge wurde am Montag in der Nähe eines Bukarester Parks von einem Rudel streunender Vierbeiner totgebissen. Infolge des Dramas zogen die Verantwortlichen in Bukarest mehrere Ma‎ßnahmen in Erwägung: Kommende Woche soll das Parlament über ein neues Gesetz die herrenlosen Hunde betreffend abstimmen, au‎ßerdem wurde die Durchführung einer Volksbefragung über die Einschläferung aller Streuner in Bukarest in Aussicht gestellt. Präsident Băsescu sprach über die Notwendigkeit einer Dringlichkeitsverordnung, die eine Einschläferung der Hunde ermöglichen soll, die innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens nicht adoptiert werden.



    Laut der jüngsten Hundezählung lebten in Bukarest etwa 65.000 Streuner. In anderen Gro‎ßstädten des Landes wie Klausenburg oder Constanța gibt es indes nicht einmal eine genaue Bestandsaufnahme der herrenlosen Hunde.




    Privatisierung des staatlichen Unternehmens CFR Marfă paraphiert



    Am Montag wurde beim Transportministerium der Privatisierungsvertrag für CFR Marfă unterschrieben, aber nicht von der neuen Transportministerin Ramona Mănescu, sondern vom Staatssekretär Cristian Gibu. Im Namen von Grup Feroviar Român (GFR) hat nicht der Besitzer Gruia Stoica unterzeichnet, sondern der Generaldirektor. Der nächste Schritt besteht darin, dass GFR den Vertrag dem Kartellamt schicken und dessen Billigung einholen muss. Sodann muss GFR 10 Prozent des Kaufpreises, das sind umgerechnet 20 Millionen Euro, bezahlen. Für den Kaufpreis von insgesamt 202 Millionen Euro für das Mehrheitsaktienspaket von 51% verhandelt Gruia Stoica mit mehreren Banken, versichert aber, dass er das Geld aufbringen werde.



    Ferner verpflichtete sich Grup Feroviar Roman GFR, weitere Investitionen in Wert von 900 Millionen Lei (über 200 Millionen Euro) zu betätigen. Die Privatisierung von CFR Marfă gehört zu den Verpflichtungen der rumänischen Regierung im Rahmen des Abkommens vorbeugender Art, das 2011 mit dem Internationalen Währungsfonds, mit der Europäischen Union und mit der Weltbank unterzeichnet wurde.




    Völkermordanklage gegen ehemaligen Gefängnisleiter



    23 Jahre nach dem Völkermord-Urteil gegen das Diktatoren-Ehepaar Ceaușescu haben die rumänischen Staatsanwälte erneut eine Anklageschrift wegen Völkermordes formuliert, diesmal gegen einen Verantwortlichen für Mord und Folter an politischen Gefangenen während der kommunistischen Ära. Auf der Anklagebank sitzt der heute 88-jährige Alexandru Vișinescu, ehemaliger Leiter der Strafvollzugsanstalt Râmnicu Sărat in der Zeit 1956-1963.



    Die Oberste Staatsanwaltschaft Rumäniens wirft dem früheren Gefängnisdirektor Alexandru Vișinescu vor, für die “physische Zerstörung” der Häftlinge verantwortlich gewesen zu sein. Er soll sich besonders hervorgetan haben beim Massenmord an politisch Verfolgten und Misshandlungen in den Zellen. Zudem habe er Gefangene aushungern lassen und ihnen medizinische Versorgung verweigert, führen die Ankläger in Bukarest aus.



    Alexandru Vişinescu ist nur einer der 35 Folterer, die vom Institut zur Aufklärung der Verbrechen des Kommunismus identifiziert wurden, und die Entscheidung der Obersten Staatsanwaltschaft, seine nicht verjährbaren Verbrechen als Völkermord einzustufen, wird als Meilenstein in der Vergangenheitsbewältigung angesehen.




    Internationales Musikfestival George Enescu“ läuft auf vollen Touren



    Am Sonntag, den 1. September, ist im Gro‎ßen Palastsaal in Bukarest die 21. Ausgabe des Internationalen Musikfestivals George Enescu“ eröffnet worden. Das von Musikliebhabern voller Aufregung erwartete gro‎ßangelegte musikalische Ereignis findet in der Zeit 1.-28. September in Bukarest und in anderen rumänischen Gro‎ßstädten statt. Das Musikfestival George Enescu“ bringt einige der wichtigsten Musiker der Gegenwart auf die rumänischen Bühnen. Gro‎ße Namen der klassischen Musik wie der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim, die phänomenale Pianistin Yuja Wang, Top-Orchester der Welt wie die Staatskapelle Berlin, Royal Concertgebouw Amsterdam oder Pittsburgh Symphony Orchestra werden für die Liebhaber der klassischen Musik in Bukarest konzertieren.



    Musikrezitale, Opernaufführungen, Konzerte in Bukarest und in anderen rumänischen Städten, Vorträge, Konferenzen, Kompositionsworkshops, ein musikwissenschaftliches Symposium und Sonderauftritte auf dem Festivalplatz vor dem Bukarester Athäneum werden von Radio Rumänien, einem der Koproduzenten des Festivals, live übertragen. Insgesamt gibt es in September über 10.000 Minuten Musik und Interviews mit Musikern und anderen Kulturpersönlichkeiten in den Konzertsälen. Darüber hinaus veranstaltet Radio Rumänien am 20., 21. und 22. September Themenabende für das Festivalpublikum. Das 1958 gegründete Internationale Musikfestival trägt den Namen des gro‎ßen rumänischen Komponisten, Violinisten, Pianisten und Musikpädagogen George Enescu, der in der ganzen Welt geehrt wird.



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