Tag: Produktivität

  • Heimarbeit immer beliebter

    Heimarbeit immer beliebter

    Die Beratungsfirma HPDI (Human Performance Development International) hat die Teilnehmer an ihren Online-Fortbildungen befragt und herausgefunden, dass in grö‎ßeren Unternehmen die Arbeit im Verhältnis von 60% im Büro und 40% zuhause stattfinden wird — zumindest im nächsten halben Jahr. Nicht alle sind zufrieden: 36% der Befragten klagten über eine mangelhafte Empathie als grö‎ßtes Minus, 28% beschwerten sich über eine schlechte Informationsübermittlung, weitere 23% über längere Reaktionszeiten. Über den Daumen gepeilt kann man aber behaupten, dass die Heimarbeit beliebt ist, stellte Petru Păcuraru, Geschäftsführer der Personalfirma HPDI, fest:



    Wir hatten eigentlich erwartet, dass nach der Quarantäne die Menschen es kaum erwarten, auszubrechen, weil sie es satt haben, von zuhause zu arbeiten. Aber nein, die Leute wollen ein Mixtum Compositum an Büro- und Heimarbeit, wobei das Homeoffice noch beliebter ist, als wir es erwartet haben.“




    Noch überraschender war jedoch, dass die Arbeitgeber von der Fernarbeit begeistert waren. Ihnen ist aufgefallen, dass die Arbeitnehmer noch produktiver sind — au‎ßerdem sind Einsparungen bei Transport-, Miets- und anderen Betriebskosten möglich, erläutert Petru Păcuraru:



    Wenn wir an den Verkehr denken, vor allem in Bukarest und der Umgebung, wo Menschen einen guten Teil ihrer Zeit allein dafür aufbrachten, ins Büro und wieder nach Hause zu kommen, dann reden wir im Schnitt von zwei eingesparten Stunden täglich. Diese Zeit gehört wieder dem Arbeitnehmer. Und auch für den Arbeitgeber ist alles besser, als dass sein Mitarbeiter Zeit im Stau vergeudet. Wenn der Angestellte sich in diesen zwei Stunden ausruht, profitiert auch die Firma. Und die Leute konnten nach der ersten epidemiebedingten Panikwelle das genie‎ßen, was sie haben — ihre Wohnung, die Zeit mit ihrer Familie, mit ihren Haustieren: Kurz gesagt, sie konnten die Früchte ihrer Arbeit genie‎ßen. Und weil trotz Prognosen die Effizienz nicht nachgelassen hat, war es ein Gewinn für alle.“




    Der Personaler Petru Păcuraru wei‎ß, dass das eine einzigartige Situation ist. Er macht sich auch Gedanken um die Zukunft:



    Ich kann über 2020 nur sagen, dass es voll im Schatten von Pandemie und Teleworking steht. Natürlich ist alles branchenabhängig, aber tendenziell werden Firmen wohl versuchen, irgendwann zu vorpandemischen Zuständen zu finden. Die Telearbeit werden wir nicht mehr los, aber ihre Bedeutung wird abnehmen, denke ich. Nicht weil es die Arbeitnehmer so wollen, sondern weil die Firmen aus Gründen der Kontrolle darauf drängen werden. Wir werden auf längere Sicht wahrscheinlich etwa 80% im Büro arbeiten und 20% von zuhause. Heute ist alles anders. Wir glaubten, dass die meisten Kunden nach der ersten Lockerung am 15. Mai ins die Büros strömen werden. Es war nicht der Fall, die meisten rechnen mit einem Comeback im September.“




    Eine wichtige Voraussetzung für eine gute Heimarbeit ist eine schnelle und belastbare Internetverbindung. Laut Berechnung des britischen Portals BroadbandDeals ist Bukarest am besten geeignet für ein Home Office — die italienische Hauptstadt Rom ist umgekehrt der schlechteste Standort, wobei für Bukarest nicht nur die hohe Internetgeschwindigkeit von durchschnittlich 52 MB/s eine gro‎ße Rolle spielt, sondern auch die guten Heimzustelldienste in der Gastronomie und die relativ geringen Lebenskosten. Als langjähriger Korrespondent der Nachrichtenagentur EFE in Bukarest und Mitarbeiter des Internetportals Balkan Insight kann der spanische Journalist Marcel Gascón Barberá das nur bestätigen:



    Bukarest ist eine Superstadt für Homeoffice oder Teleworking. Was die britischen Kollegen behaupten, kann ich nur bejahen — ich kann zwar keinen Vergleich mit einer anderen Stadt anstellen, aber aus meiner Erfahrung gibt es hier eine tolle Internetgeschwindigkeit bei belastbaren und preiswerten Verbindungen. Bars und Restaurants haben Superangebote, die sie mithilfe der Zustelldienste auch nach Hause liefern. Und das Leben ist billiger als in anderen Städten. Jeder, der hier arbeitet oder zumindest ins Internet geht, kann das Ranking nur bestätigen. Ich persönlich brauche keine sehr hohe Geschwindigkeit, aber Internet-Designer oder Leute, die mit Videodateien arbeiten, brauchen ein leistungsstärkeres Netz — und da ist die Internetqualität sehr wichtig. In Bukarest sind wir wirklich zufrieden.“




    Für den Journalisten Marcel Gascón Barberá ist Heimarbeit seit eh und je eine Konstante, Beschäftigte aus anderen Bereichen entdecken erst jetzt, wie das geht.



    Aufgrund der Pandemie erschlie‎ßt sich die Heimarbeit immer mehr Menschen. Vielleicht nicht für immer, aber die Leute haben gesehen, dass sie das, was sie im Büro erledigten, oft auch von zuhause leisten können — und vielleicht pendeln sie mit ihrem Pensum von nun an zwischen Büro und Wohnung, Auf jeden Fall geht das, vor allem hier in Bukarest“, findet der spanische Kollege.




    Und wenn aufgrund der geringeren Verkehrsdichte auch die Luftverschmutzung abnimmt, könnte sich die Lebensqualität noch weiter verbessern.

  • Homeoffice: Ist Telearbeit eine langfristig tragfähige Lösung?

    Homeoffice: Ist Telearbeit eine langfristig tragfähige Lösung?

    15.000 Arbeitsverträge wiesen am 16. März, als in Rumänien der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, die Telearbeitsklausel auf. Innerhalb von zwei Monaten verdreifachte sich die Zahl. Mit anderen Worten ist diese Art von Arbeit sowohl für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber immer attraktiver geworden.



    Telearbeit kann allerdings nicht in jedem Bereich angewendet werden und sie stellt für viele Rumänen eine Herausforderung dar. Eine von Colliers International in Ländern der Region, darunter Rumänien, durchgeführte Studie zeigt, dass 40 Prozent der Befragten Schwierigkeiten haben, von zu Hause aus zu arbeiten. Spontane Treffen mit Kollegen fehlen ihnen am meisten, und für 67 Prozent ist es eine Herausforderung, dass es keine klare Abgrenzung zwischen Privat- und Berufsleben gibt. Trotz aller Unannehmlichkeiten ist mehr als die Hälfte der befragten Rumänen der Ansicht, dass sie genauso produktiv geblieben sind, während 23% sogar eine Steigerung ihrer Produktivität einschätzen. Diese Effizienzsteigerung wurde auch von den Managern bemerkt, weshalb die Möglichkeit der Beibehaltung dieser Art der Tätigkeit analysiert wird. Wie tragfähig ist diese Option auf lange Sicht? Es ist ein sehr interessantes Thema, sagt die rumänische sozialdemokratische Europaabgeordnete Carmen Avram, die bei Radio Rumänien unter anderem über die Vorteile der Telearbeit sprach:



    Ich denke, Telearbeit wird in der EU zur Gewohnheit werden. Es wurde paradoxerweise festgestellt, dass die Effizienz der Mitarbeiter in dieser Zeit sehr hoch war. Ich denke, dass mehr Studien in diesem Bereich notwendig sind, aber man hat gesehen, dass der Arbeitnehmer besser arbeitet, da, wo er von zu Hause aus arbeiten kann und darf. Nehmen wir den Fall der Europäischen Union. Der gesamte Haushalt für die nächsten sieben Jahre wird sich auf eine wirtschaftliche Erholung konzentrieren, die wiederum auf der Green-Deal-Strategie basiert. Was bedeutet nun der Grüne Pakt? Verringerung der Emissionen, Verringerung der Umweltverschmutzung. Ich denke, dass eine gleiche Anzahl von Arbeitnehmern in Bewegung wie vor der Coronavirus-Krise zu setzen, eines der Kriterien sein wird, die angesprochen werden, denn wenn wir zum Beispiel die Emissionen reduzieren wollen, und dann hätten wir einen sehr gro‎ßen Gewinn, wenn wir die Arbeitnehmer nach Möglichkeit zuhause behalten würden. Wir können die Emissionen auf diese Weise reduzieren. Wir können Mitarbeiter haben, die sehr gut arbeiten und die, ich wiederhole, in den Sektoren, in denen dies möglich ist, ihre vom Arbeitgeber erteilten Aufgaben erfüllen und die Fristen einhalten. Ich denke also, aus der Sicht des Green Deals wird es beispielsweise Gespräche geben, und man wird darauf bestehen, dass das geschieht, wo es möglich ist. Es ist auch für den Arbeitgeber sehr profitabel.“




    Neben der Heimarbeit hat die Telearbeit als spezifisches Element den technologischen Faktor, d.h. sie erfolgt über elektronische Kommunikationsmittel, sie erfordert eine leistungsfähige Infrastruktur, die eine höhere Produktivität ermöglicht. Gleichzeitig bedarf es bestimmter Fähigkeiten und einer Neuorientierung, auch der Art und Weise, wie wir interagieren, sowie neuer Rollen. Humanressourcen-Experte Sorin Faur dazu:



    Es geht nicht um Technologie, es geht um Denkweise und Perspektive. Apropos Management: Die Rolle des Managements in der Fernkommunikation nimmt stark zu. Ich meine, es gibt einige zusätzliche Aufgaben, die wir bisher nicht hatten, weil sie implizit mit dem Zusammensein zu tun hatten — wir sind zusammen, einen Meter voneinander entfernt, wir arbeiten im selben Büro, in einem gemeinsamen Raum, wir sehen einander, wir haben eine nonverbale Kommunikation, wir beobachten einander. Stattdessen nehmen wir bei der Telearbeit ein Team von 15 Personen, sagen wir, jeder arbeitet von zu Hause aus, es gibt keinen Kontakt, es gibt nichts. Die Rolle des Managers ändert sich grundlegend. Er wird zu einer Drehscheibe der Kommunikation.“




    Nach Meinung des Soziologen Mircea Kivu gibt es Vorteile, aber auch Nachteile, und wir müssen wissen, wie wir uns gegen letztere wehren können:



    Menschen sind soziale Wesen. Sie müssen interagieren. Sie können nicht nur am Telefon oder per Skype interagieren, sie müssen nahe beieinander sein, um ein sogenanntes Team zu bilden. Es gibt einige Vorteile der Teamarbeit, die in jahrzehntelangen Studien über Humanressourcen hervorgehoben wurden. Und leider gehen durch die Verlagerung des grö‎ßten Teils der Arbeit nach Hause viele dieser Vorteile verloren. Kurz vor dieser Pandemie gab es Experimente, als gro‎ße Unternehmen dachten, sie könnten zumindest einen beträchtlichen Teil ihrer Arbeit in die Wohnungen der Mitarbeiter verlagern. Physisch ist das möglich, bestimmte Vorgänge können durchgeführt werden, aber es hat sich herausgestellt, dass die Mitarbeiter nach einer Weile das Bedürfnis verspüren, zusammen zu sein. Und dann, denke ich, müssen wir darüber nachdenken, wie wir uns vor den Nachteilen dieses Systems schützen können. Ich denke, dass Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter wochenlang zu Hause behalten, von Zeit zu Zeit eine Art Teambuilding organisieren sollten.“




    Es bleibt abzuwarten, was passieren wird. Bekannt ist jedoch, dass Bukarest die beste Stadt der Welt ist, um von zu Hause oder aus der Ferne zu arbeiten, so der Remote Working Index, der von Broadband Deals in Gro‎ßbritannien erstellt wurde. 50 Gro‎ßstädte in der Welt wurden unter Berücksichtigung mehrerer Faktoren analysiert: die durchschnittliche Geschwindigkeit des Internets, Lebensmittelzustelldienste, die Anzahl der verfügbaren Remote“-Arbeitsplätze, der Preis eines Laptops und die monatlichen Lebenskosten. Auf den folgenden Plätzen befinden sich drei Städte in den Vereinigten Staaten: Huston, Las Vegas und Atlanta, gefolgt von Budapest.

  • Wirtschaft: Wie nachhaltig ist das Wachstum?

    Wirtschaft: Wie nachhaltig ist das Wachstum?

    Die meisten Experten relativieren das aktuelle Rekordwachstum der rumänischen Wirtschaft. Die Wachstumsraten würden sich zum einen auf einen starken Konsum stützen, zum anderen sei das Wirtschaftswachstum nicht immer gleichbedeutend mit der Entwicklung. Unlängst sendete auch die Europäische Kommission ein Warnzeichen. Der Haupttreiber des Wachstums war der Konsum der privaten Haushalte, der auf Steuersenkungen und Lohnerhöhungen beruhte. Die öffentlichen Investitionen sind im zweiten Jahr in Folge rückläufig“, hie‎ß es in einer Prognose der Kommission. Darin wird von einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in Rumänien bis auf 4,5% in diesem Jahr und 4% im folgenden Jahr ausgegangen.



    Die Zahlen erscheinen in den vorläufigen Wirtschaftsprognosen des Gemeinschaftsforums und ähneln den Berechnungen der jüngsten Weltbankanalyse. Dan Suciu, Sprecher der rumänischen Nationalbank, erklärte im Interview mit Radio Rumänien, dass wir bei näherem Hinsehen in der Tat feststellen könnten, dass dieser Anstieg grö‎ßtenteils auf den Konsum zurückzuführen sei:



    Es stimmt schon, wir hatten ein Rekordjahr in der industriellen Produktion, und das ist die gute Nachricht. Aber die Konsumkomponente war in der Tat vorherrschend und führte auch zu dieser Preisentwicklung, zum Beispiel weil die hohe Nachfrage zu Preiserhöhungen führt, das ist ein ökonomisches Gesetz, dem wir niemals entgegenwirken können. Nun, was ich damit sagen will, das ist keine Kritik gegen die Gehaltserhöhungen, es geht nicht darum, es ist eine Feststellung und der Aufruf zu einer Reaktion. Ok, wir haben die Löhne erhöht, da müssen wir sehen, wie wir die Produktivität steigern, um dieses künstliche Wachstum zu verhindern. Schauen wir mal, was wir mit der rumänischen Wirtschaft tun können, um mehr Wachstumsmotoren zu haben. Denn sie hat das Potential zu wachsen, und nicht nur durch Konsum und industrielle Produktion. Auch durch öffentliche Investitionen muss sie wachsen, und durch viele andere Elemente, die dieser Wirtschaft zur Verfügung stehen und nicht ausreichend verwertet werden. Wir haben alles auf einen einzigen Motor oder eineinhalb Motoren gesetzt, das ist nicht ausreichend.“




    Die Tatsache, dass der Haupttreiber des Wirtschaftswachstums der Konsum war, hatte negative Auswirkungen auf das Handelsdefizit, das 2017 um 30% zunahm. Zentralbank-Gouverneur Mugur Isărescu betonte dies bei der Präsentation des jüngsten Inflationsberichts. Er erklärte ferner, dass es jetzt wichtiger sei, den Binnenmarkt zurückzuerobern als den Export zu steigern, und nannte als Beispiel die Agro-Lebensmittelindustrie. Finanzanalyst Aurelian Dochia erläutert:



    Der Konsumbedarf der Rumänen wird offensichtlich in einigen Wirtschaftssektoren nicht befriedigt, wo das Angebot der Nachfrage der Verbraucher nicht entspricht und man nicht zufriedenstellend reagiert hat. Und natürlich ist die Agro-Lebensmittelindustrie das beste Beispiel, weil dort Produktionspotenzial besteht. Ein Beispiel, das vom Gouverneur selbst stammt, war die Obst- und vor allem die Apfelproduktion. Obwohl wir im Land Obstgärten und Produktionskapazitäten haben, landen diese Produkte leider nicht auf den Regalen, hauptsächlich wegen der schlechten Planung und Organisation der Hersteller.“




    Ein weiteres strukturelles Problem, das von Mugur Isărescu hervorgehoben wurde, betrifft die sich häufenden Spannungen und die Defizite des Arbeitsmarktes. Welche sind die Konsequenzen dieser Entwicklung? Finanzexperte Aurelian Dochia versucht zu erklären.



    Auf dem Arbeitsmarkt haben wir in jüngster Zeit eine zunehmend gespannte Situation beobachtet: Da die Nachfrage der Unternehmen sowohl mengenmä‎ßig als auch insbesondere als Struktur nicht mehr erfüllt werden kann, hat das offensichtlich negative Auswirkungen sowohl in Bezug auf die Kosten der Arbeitskraft als auch in der Struktur der Produktion. Weil wir nicht den Anspruch haben können, die Wirtschaft in Sektoren mit hohem Mehrwert zu entwickeln, beispielsweise in bestimmten industriellen Produktionssektoren oder Dienstleistungen, wenn wir nicht über die passenden Arbeitskräfte für diese Sektoren verfügen. Und wenn wir dieses Problem nicht lösen, besteht die Gefahr, zu einer Wirtschaft mit geringem Wert verdammt zu werden. Das würde wiederum für uns alle ein Entwicklungsniveau und ein Pro-Kopf-Einkommen bedeuten, das nicht einmal in die Nähe des EU-Durchschnitts kommt.“




    Rumänien hatte zudem in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres eine der höchsten Inflationsraten in Europa, sie war zu dem Zeitpunkt laut Angaben von Notenbankchef Isărescu innerhalb von nur sechs Monaten von 0,9% auf 3,3% gestiegen.

  • Die Landwirtschaft – eine Chance für Rumänien

    Die Landwirtschaft – eine Chance für Rumänien

    Die rumänische Landwirtschaft befand sich in den letzten Jahren in einer kritischen Lage. Die Dürre und die Überschwemmungen, der Mangel an finanziellen Ressourcen, die zur Entwicklung und Modernisierung dieses Sektors beitragen könnten sowie die Gleichgültigkeit der Vertreter der rumänischen Behörden sind nur ein paar Ursachen, die zu dieser kritischen Situation geführt haben. Die Landwirte und die Vertreter der Behörden müssen zusammen Lösungen finden.



    Hat Rumänien eine Chance, seine landwirtschaftlichen Ressourcen zu verwerten? Das Land braucht eine langfristige Strategie, die nicht nur strategische Orientierungen beinhalten soll, sondern auch konkrete Ma‎ßnahmen, die in Regierungsprogrammen umgesetzt werden können — so der EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Cioloş, der sich für ein paar Tage in Bukarest aufhält. Für eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft müssen die kleinen Landwirte Vereine oder Genossenschaften gründen, meint Cioloş, weil grö‎ßere Landflächen oder grö‎ßere Tierfarmen besser verwaltet werden können. Der EU-Landwirtschaftskommissar fügte hinzu, Rumänien könne ein bedeutender Spieler auf dem europäischen Getreidemarkt werden. Cioloş meint, unter bestimmten Bedingungen könne Bukarest die Preise auf dem südeuropäischen Getreidemarkt beeinflussen:



    Rumänien kann auf dem Getreidemarkt eine wichtige Rolle spielen. Es ist besser, wenn man beim Festlegen des Preises die eigene Produktionsfähigkeit in Betracht zieht, als wenn andere den Preis durchsetzen. Die Getreidepreise sind sowohl im Ausland als auch im Inland hoch. Rumänien muss auch die Viehzucht entwickeln und daher ist es wichtig, wer den Getreidepreis festlegt.“



    Die Modernisierung der Landwirtschaft und das Funktionieren der Bewässerungssysteme sind nur einige Probleme der rumänischen Landwirte. Für die Modernisierung der Landwirtschaft braucht man Programme und Geld. Rumänien kann EU- Fördermittel heranziehen, doch die Landwirte erklären, der Zugang zu den Fördermitteln sei wegen der riesigen Bürokratie schwierig. Im Wei‎ßen Buch des Rates Ausländischer Investoren ist nachzulesen, Rumänien sei das fünfte EU-Land, was die Agrarfläche anbelangt. Es trage allerdings mit weniger als 3% zur landwirtschaftlichen Produktion der EU bei. Rumänien könnte unter den EU-Ländern den dritten Platz nach Frankreich und Deutschland belgen. Dafür aber müsse sich die hiesige Produktivität dem europäischen Durchschnitt nähern.