Tag: Psychologen

  • The Youth Project: Internet-Plattform hilft Jugendlichen mit emotionalen Problemen

    The Youth Project: Internet-Plattform hilft Jugendlichen mit emotionalen Problemen

    Leben. Liebe. Phantasie. Zeit. Orientierung. Verantwortung gegenüber der Jugend“ — so lautet eine Spendenkampagne, gefördert durch das Programm YOU. You are a voice“ (Du kannst deine Stimme laut werden lassen“) ist eine Internet-Plattform, die den Jugendlichen im Alter bis zu 18 Jahren entgegenkommt. Sie umfasst Artikel über die emotionale Gesundheit der Jugendlichen, über die Schule in der Welt sowie über das Selbstvertrauen. Die Plattform will die Jugendlichen unterstützen, ihnen in schwierigen Lebensphasen beistehen, indem sie ihnen versichert, dass sie wichtige Mitglieder der Gemeinschaft sind. Sie will sie ermuntern in einer Zeit, in der die soziale Distanzierung eine immer wichtigere Rolle spielt und die Jugendlichen sich immer einsamer fühlen. Mehr Einzelheiten zum Projekt lieferte uns Florentina Baloş, Networking-Leiterin und Projektinitiatorin:



    Das Projekt richtet sich an die Teenager in Rumänien. Im Mittelpunkt steht die Depression bei Jugendlichen, ein Problem, das nur wenig thematisiert wird. Au‎ßerdem wird gro‎ßer Wert auf die Berufsberatung gelegt. Wir haben eine Hotline zur Verfügung gestellt, die es bisher nicht gab. Sie ist seit September offen. Unser Team bring leidenschaftliche Profis zusammen — Psychologen, die den Jugendlichen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Künstler und Unternehmer sind auch unserer Mannschaft beigetreten. Sie veranstalten Workshops zu Themen wie Management der Emotionen, Zeit-Management und bieten Berufsberatung an. Die Priorisierung der Aufgaben ist sehr wichtig während der Schulzeit — die Jugendlichen sollten das lernen.“




    Wir fragten unsere Gesprächspartnerin, was die Jugendlichen am nötigsten hätten, was diese am meisten vermissen würden. Was hätten die Call-Center-Mitarbeiter diesbezüglich beobachtet. Was sie am dringendsten vermissten, sei die Sozialisierung — hie‎ß es. Deshalb seien so viele Jugendliche offen für jedwede Kommunikation, sei sie auch telefonisch oder online. Florentina Baloş sagte uns, wie das Projekt ablaufen soll:



    Wir arbeiten mit Profis zusammen. Bis Ende November wollen wir einen Plan aufstellen. Dann soll alles auf den Punkt gebracht sein. Derzeit fokussieren wir uns auf Ma‎ßnahmen zur Bekämpfung der Depression. Etwa 1200 Jugendliche meldeten sich schon beim Call Center oder schrieben uns über WhatsApp an. Sie wurden im Nachhinein von unseren Mitarbeitern kontaktiert und hatten die Möglichkeit, über ihre Probleme zu sprechen.“




    Florentina Baloş zählte die Schwierigkeiten auf, mit denen die Jugendlichen konfrontiert werden, die die Hotline in Anspruch nehmen:



    Kommunikationsschwierigkeiten innerhalb der Familie, Alkoholmissbrauch — entweder sie selbst trinken übermä‎ßig oder ihre Eltern tun es –, Drogenkonsum, Bullying. All das führt zu Schwermütigkeit. Sie werden oft stigmatisiert. Beim ersten Blick mögen die Auswirkungen vermutlich unsichtbar bleiben, doch in Wirklichkeit sind sie erschütternd. Manche Jugendliche wissen einfach nicht mehr, wohin, sie fühlen sich verloren. Manche erzählen Lebensgeschichten, die sich unglaublich anhören.“




    Wer die Webseite der Plattform anklickt, wird aufgefordert, 2 Euro für die Zukunft zu spenden. Die Spenden der Nutzer helfen, das Call Center in Betrieb zu halten. Au‎ßerdem können hier spannende Geschichten gelesen werden. Den Jugendlichen wird das Selbstvertrauen gestärkt, sie lernen, sich mit anderen nicht mehr zu vergleichen und sich nicht mehr minderwertig zu fühlen. Es wird ihnen geholfen, ihren Weg zu finden. Die Webseite erzählt ganz vielfältige Geschichten, die einem das Gefühl der Einsamkeit vertreiben. Man versteht, dass es auch andere Jugendliche gibt, die in der gleichen Situation sind. Florentina Baloş ermunterte uns, die Webseite zu besuchen.



    Sie können sowohl die Webseite you.com.ro als auch die Facebook-Seite You.TheYouthProject besuchen. Beim Anklicken der Webseite oder der Facebook-Seite öffnet sich automatisch auch ein WhatsApp-Fenster. Die Jugendlichen können sich über diesen Weg direkt an uns wenden. Und, wie gesagt, es besteht auch eine Hotline, die sie anrufen können. Die Mitarbeiter im Call Center arbeiten nicht rund um die Uhr, wir streben das jedoch für die Zukunft an. Derzeit ist das Call Center von 10 bis 18 Uhr offen, samstags von 9.30 bis 15.00 Uhr.“




    Ebenfalls auf der genannten Webseite können die Besucher Informationen über Schulen in der ganzen Welt sowie über Kriterien für ein Auslandsstudium erfahren. Florentina Baloş ermuntert die Jugendlichen, die Plattform zu besuchen und ein offenes Ohr und Herz für diese Art von Kommunikation zu haben. Denn es lohnt sich!

  • Integration von behinderten Kindern: viele Akteure gefragt

    Integration von behinderten Kindern: viele Akteure gefragt

    Die Kampagne Gemeinsam aufwachsen, gemeinsam stärker werden“ wurde vom Ministerium für Arbeit und Sozialschutz über seine Nationale Behörde für die Rechte von Behinderten, Kindern und Adoptionen ins Leben gerufen wurde. Die anderen Partner sind das Bildungsministerium und der UNICEF. In Rumänien gibt es offiziell etwa 70.000 behinderte Kinder, von denen etwa die Hälfte in Sonderschulen isoliert sind, während die anderen, die in reguläre Schulen gehen, keine besondere Hilfe erhalten. Selbst wenn Rumänien die UN-Konvention über die Rechte von Behinderten unterzeichnet hat und sich damit verpflichtet, von Sonderschulen auf integrative Schulen umzusteigen, geht es nach Ansicht des UNICEF-Vertreters für Rumänien, Gabriel Vockel, nur langsam voran. Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen geben jedes Jahr Tausende von Euro für die Behandlung aus, während Kinder, deren Eltern sich das nicht leisten können, in Heimen oder Institutionen isoliert bleiben, so Mădălina Turza von der Nationalen Behörde für die Rechte von Behinderten, Kindern und Adoptionen:



    Leider gibt es in Rumänien derzeit nur etwa 270 Tagesbetreuungs- oder Therapiezentren, was bedeutet, dass wir landesweit nur eine begrenzte Anzahl von Diensten haben, die nur eine minimale Abdeckung bieten, und das für weniger als 18% der behinderten Kinder in Rumänien. Und deshalb sind die Dinge so komplex und schwierig, wenn es darum geht, für die Eingliederung zu sorgen. Au‎ßerdem befinden sich etwa 36% der Kinder unter besonderem Schutz aufgrund von Armut und 8% aufgrund von Behinderungen in dieser Situation. Das bedeutet, dass diese Kinder ohne ausreichende und wirksame Therapie am Ende in eine Anstalt eingewiesen werden.“




    Das fehlende Engagement des Staates bei der Unterstützung von Kindern mit Behinderungen führt laut Mădălina Turza zur Vernachlässigung:



    Eine der Prioritäten, die ich und die Behörde haben, ist die Regelung der sogenannten ‚Pausendienste‘ für behinderte Kinder, denn in Rumänien tragen die Familien dieser Kinder eine schrecklich schwere Last, sie haben keinen Platz, wo sie ihre Kinder für ein paar Stunden oder für einen oder zwei Tage unter Aufsicht lassen könnten, um die Probleme, die sie haben könnten, zu bewältigen. Deshalb sind diese Eltern überfordert, und für die Kinder steigt von da an das Risiko des Verlassenwerdens. Wir haben in allen Bezirken mobile Teams für die Frühförderung behinderter Kinder und für die Integration in die Gemeinschaft geschaffen, und wir haben Pläne, diese Dienste weiter zu finanzieren. Dies ist ein entscheidender Aspekt bei der Integration von Kindern mit Behinderungen. Wir brauchen gut ausgebildete Spezialisten, die mit verschiedenen Arten von Therapien, Intervention und Genesung arbeiten, mit allen fürsorglichen Diensten, die behinderte Kinder brauchen.“




    In Rumänien gibt es Tausende von Fällen, in denen Kinder mit Behinderungen diskriminiert oder ausgegrenzt werden, weil nicht alle Lehrer für die Arbeit mit ihnen ausgebildet sind. Es gibt Bezirke in Rumänien, die nur einen ausgebildeten Lehrer für je 150 behinderte Kinder haben. Die Ministerin für Bildung und Forschung Monica Anisie versprach, dass die Zahl der Berater in den Schulen bald steigen wird:



    Ich plane, die Zahl der Vertrauenslehrer im voruniversitären Bildungssystem und in der Lehrerausbildung zu erhöhen. Ich habe Gespräche mit Vertretern der Universitäten geführt, um im Schuljahr 2020 eine höhere Zahl von Vertrauenslehrern zu erreichen, weil die Gesellschaft in diesem Bereich Hilfe braucht. Wir planen, gemeinsam daran zu arbeiten, das Schulpersonal in den Kompetenzen der Arbeit mit behinderten Kindern zu schulen. Wir ermutigen die Eltern, sich uns anzuschlie‎ßen, wir ermutigen das Lehrpersonal, die Kinder zu unterstützen und angehende Lehrer durch kontinuierliche Weiterbildung oder durch Erstausbildung zu spezialisieren.“




    Die Diskriminierung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen findet in ganz Europa statt, nicht nur in Rumänien. UNICEF-Daten zeigen, dass mindestens 75% der 5,1 Millionen behinderten Kinder, die in Mittel- und Osteuropa sowie in Zentralasien leben, keine hochwertige Bildung erhalten. Ebenfalls laut UNICEF gibt es weltweit über 93 Millionen behinderter Kinder.

  • Das Drama des inneren Kindes: Über den Umgang mit Problemkindern

    Das Drama des inneren Kindes: Über den Umgang mit Problemkindern

    Mit neun Jahren ist die neunjährige Bernadette (genannt Benni“) das, was Sozialarbeiter bereits als Problemkind“ bezeichnen. Sie hat nur ein Ziel: nach Hause zu ihrer Mutter zu kommen, während die Sozialarbeiter ihr Bestes tun, um für sie ein stabiles Zuhause zu finden. Das Drama der sogenannten Problemkinder“ ist vom realen Leben inspiriert, von dem vieler Kinder in Rumänien und anderswo. Über die Debatte, die diesbezüglich stattgefunden hat, wei‎ß Sorin Lucaci, PR-Vertreter des Herald Verlags mehr:



    Die Experten, die wir ausgewählt haben, sind eingeladen, einige Grundbegriffe der zeitgenössischen psychologischen und pädagogischen Theorien zu vermitteln, die uns helfen können, ein besseres Verständnis, mehr Einfühlungsvermögen und Mitgefühl für unsere Kinder und ihre Probleme, eine bessere Kommunikation in der Kind-Eltern-Beziehung zu erreichen. Hier geht es um emotionale Wunden, Ablehnung, Verlassenheit, Angst, Trauma, Verletzlichkeit und Rebellion, Abhängigkeit und Herausforderung, Verbindung, Bindung und Empathie. Wir sollten auch die Wurzeln der Gewalt in der Kindheit diskutieren.“




    Bennis Geschichte in dem Film Systemsprenger“ spiegelt eine grausame Realität in der heutigen Welt wider. Tausende von Kindern leben jedes Jahr das Drama der Verlassenheit in einem sehr zarten Alter, und die meisten von ihnen leiden an emotionalen Wunden, die sehr schwer zu behandeln sind, so die Psychologin und Beraterin Iulia Feordeanu:



    Ich hatte die Gelegenheit, fünf Jahre lang mit Kinderschutzämtern in Rumänien zu arbeiten. Ich sah Kinder mit ähnlichem Verhalten wie Benni, aber auch Pädagogen, Psychologen, Sozialarbeiter, die jahrelang versuchen, diesen Problemkindern zu helfen. Das ist Realität, wir reden nicht von Fiktion. Leider haben viele Kinder, die schlie‎ßlich erwachsen werden, in ihrer Kindheit nicht genügend Sicherheit und nicht genug Verständnis für ihre Bedürfnisse von den Eltern bekommen.“




    Die Umgebung, in der sich ein Kind in den ersten Lebensjahren entwickelt, ist sehr wichtig für seine emotionale und geistige Entwicklung im Erwachsenenalter. Leider können die Kinderschutzsysteme die Genesung solcher Kinder mit Traumata in diesen Bereichen in Rumänien und in anderen Ländern nicht gewährleisten. Die Psychologin Iulia Feordeanu wei‎ß, warum das so ist:



    Ohne eine sichere Umgebung und verantwortungsvolle Eltern können sich Kinder nicht richtig entwickeln. Ihr emotionales Gleichgewicht ist stark beeinträchtigt. Leider muss ich sagen, dass sie sich meist nicht erholen, trotz der besten Absichten von Seiten der Erwachsenen. Ich hatte die Gelegenheit, an Projekten zur emotionalen Unterstützung sowohl in Rumänien, mit Kindern im System, als auch in anderen Ländern, wie der Ukraine und asiatischen Ländern, zu arbeiten. Überall, wo ich hinkam, sind institutionalisierte Problemkinder, verlassene Kinder, missbrauchte Kinder alle gleich.“




    Die Experten tun alles, was in ihrer Macht steht, um solche Kinder, die Opfer wiederholten Verlassenwerdens sind, wieder zu integrieren und versuchen, ihnen das zu geben, was für sie eine Familie werden kann. Leider bleiben bei vielen Bindungsängste zurück, sagt die klinische Psychologin Sorina Petrică:



    Heilung kann nur in einer Beziehung stattfinden. Die Systeme des Kinderschutzes überall auf der Welt sind eine unvollkommene Lösung für diese Kinder. Meistens werden sie von einem Zuhause in ein anderes verlegt, und jedes Mal, wenn sie eine Beziehung abbrechen, erleben sie erneut das Gefühl des Verlassenwerdens. Es ist, als ob sie mit jeder Beziehung, die sie gewinnen und dann verlieren, traumatisiert werden.“




    Sorina Petrică erklärt, warum die Behandlung und Heilung dieser Kinder gerade von den Erwachsenen erschwert wird, die nicht bereit sind, ein solches Problem richtig anzugehen:



    Heilung ist nur möglich, wenn es diesen Kindern endlich gelingt, sich mit gro‎ßer Anstrengung an einen Erwachsenen zu binden, denn sie brauchen eine ständige Präsenz in ihrem Leben. In dem Moment, in dem dies geschieht, ist nicht nur diese ständige Präsenz nötig, sondern es ist notwendig, dass diese Kinder das bekommen, was sie vorher nie hatten: Respekt für ihre eigene Person, für das, was sie wirklich sind, nicht für das, was ihre Eltern in sie hineinprojizieren. Sie brauchen Verständnis, Akzeptanz und bedingungslose Liebe. All diese Dinge sind im Falle von verlassenen Kindern sehr schwer zu erreichen. Verlassenheit lehrt, dass man anderen nicht trauen kann, dass Erwachsene eine Gefahr sind. Sie entwickeln eine Reihe von emotionalen Problemen, die sehr schwer zu bewältigen sind. Sie leben und erleben sehr intensive Gefühle und haben gro‎ße Schwierigkeiten, sich zu beruhigen.“




    Sabina Strugariu, eine integrative Therapeutin, erzählte uns von dem Bedürfnis der Erwachsenen, mit ihrem inneren Kind in Kontakt zu kommen, um mit institutionalisierten Kindern umgehen zu können:



    Ich hatte schon immer ein gro‎ßes Problem mit der Bezeichnung ‚Problemkind‘. Mir gefällt der Titel »Systemsprenger« viel besser, weil er den Schwerpunkt an eine andere Stelle verlagert, denn ich glaube nicht, dass das Kind das Problem ist. Die Kinder sind nie das Problem in Bezug auf den Bindungsstil, weil wir als Kinder den Bindungsstil unseres Betreuers, der uns in unserer Entwicklung hilft, kopieren. Diese Problemkinder im System und in den Heimen werden verteufelt, wir haben Angst vor ihnen, weil ihre Emotionen schwer zu beherrschen sind. Oftmals geschieht dies, weil wir als Erwachsene ein inneres Kind haben, das genauso beschädigt ist, vor dem wir Angst haben. Und da es uns schwer fällt, für uns selbst zu sorgen, projizieren wir auf unsere Kinder, was wir nicht für uns selbst tun können.“




    Bis Ende 2018 wurden in Rumänien jeden Monat etwa tausend Kinder bei der Geburt in Krankenhäusern ausgesetzt. Sie landen schlie‎ßlich bei Kinderpflegerinnen oder in Vermittlungszentren. Der Adoptionsprozess ist schwierig, und das Trauma, das diese Kinder erleiden, ist manchmal irreversibel.

  • Theater als Hilfsmittel in der Therapie gegen Depression

    Theater als Hilfsmittel in der Therapie gegen Depression

    Es handelt sich um eine schon lange bekannte Krankheit, die heutzutage immer mehr verbreitet ist. Schuld daran sind die immer komplexeren Herausforderungen der modernen Gesellschaft. Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leidet jeder sechste Mensch auf unserem Planeten an Depression. In Rumänien betrug die Zahl der an Depression erkrankten Personen im Jahr 2015 eine Million. Neuere Statistiken gibt es nicht. Lange Zeit sprach man in Rumänien gar nicht über diese Krankheit. Die Psychologin Flori-Ana Buzilă dazu:




    Ich habe gemerkt, dass heute aus sozialer Sicht die Rolle des Psychologen besser verstanden wird. Die Menschen denken öfters an Psychiater und meinen, man muss verrückt sein, um an einen Psychologen zu appellieren. Es kann passieren, dass in unserm Gehirn ein Ungleichgewicht entsteht, das uns aus dem normalen Zustand herausbringt. Unsere Chance ist eine Therapie. Einige Heilmittel können helfen. Die Krankheit kann also geheilt werden. Wenn wir aber keine Ma‎ßnahmen treffen, leidet darunter die Qualität unseres Lebens.“




    Die Depression kann leicht mit der Traurigkeit verwechselt werden. Deshalb muss man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Es gibt Fälle, in denen sich die Betroffenen gar nicht bewusst sind, dass sie an Depression leiden. Sie spüren über einen längeren Zeitraum — mehr als zwei Wochen — Müdigkeit, Energie- und Konzentrationsmangel, Schlaf- und Essstörungen. Flori-Ana Buzilă dazu:



    Diese Symptome können sich über zwei Monate erstrecken. In diesem Moment übernehmen wir die Verantwortung. Wir selbst müssen zum Arzt gehen und uns untersuchen lassen oder betroffenen Nahestehenden eindringlich dazu raten. Ein weiteres Symptom ist die Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen, was den Betroffenen früher einfach fiel. Das Gefühl der eigenen Wertlosigkeit, die Selbstherabsetzung, das Schuldgefühl kommen hinzu. Das kann bis zu selbstzerstörerischen oder suizidalen Gedanken führen. Einige denken sogar, wenn ich Selbstmord begehe, dann werde ich alle Probleme los. Hier müssen Fachkräfte eingreifen. In diesem Moment kann man sich nicht mehr selbst helfen.“




    Das Theater kann eine Hilfe sein. Alexa Băcanu, die als Quelle ihres Theaterstücks das Experiment Schrödingers Katze“ des Physikers Erwin Schrödinger hatte, schrieb einen Text, der denselben Titel trägt. Regisseur war Alexandru Berceanu. Eine Katze ist mit einem Fläschchen Gift in einer Schachtel eingeschlossen. In der Quantenmechanik hei‎ßt es, wenn das Giftfläschchen zerbricht, könnte die Katze gleichzeitig am Leben und tot sein. Wenn wir aber in die Schachtel schauen, dann sehen wir die Katze, die entweder tot oder am Leben geblieben ist. Alexa Băcanu über die Paradoxe des Textes:



    Ich habe Schrödingers Anekdote als Metapher gebraucht: Wenn man an Depression leidet, ist man sowohl tot als auch am Leben. Wir haben versucht, etwas zu tun, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen. Unser Team hat auch Therapie gemacht, damit wir alle Einzelheiten kennen.“




    Leider vernachlässige man in Rumänien die psychische Gesundheit mehr als in anderen Ländern, so Alexa Băcanu. Deshalb kann ein Theaterstück ein Warnzeichen sein. Schrödingers Katze“ ist eine Einladung zur Empathie. Alexa Băcanu dazu:



    Manchmal minimalisieren die gesunden Personen das Leiden der anderen, weil man es nicht sieht. Die Depression und die Angstanfälle sind keine offensichtlichen Krankheiten. Es gibt auch physische Symptome, aber nicht immer. Das Theaterstück lädt also zur Empathie ein. Ich hoffe, dass wir das geschafft haben. Die Personen, die leiden, müssen verstehen, dass sie nicht alleine sind. Das Leben geht weiter. Die Lage kann sich verbessern, man muss nur um Hilfe bitten.“




    Die Theaterstück kam gut an. Alexa Băcanu über die Reaktionen der Zuschauer:



    Ich habe mich sehr gefreut, als ich gesehen habe, dass man auch gelacht hat. Wir wollten nicht, dass unsere Zuschauer depressiv werden. Wir wollten mehr Humor. Mehrere Personen haben mir gesagt, dass sie sich im Text wiedergefunden haben. Die Menschen glauben, dass nur sie diese Erfahrungen erleben, und wollen nicht darüber reden und schämen sich, Hilfe zu verlangen. Deshalb haben sich die Zuschauer auch erleichtert gefühlt.“




    Natürlich kann das Theater Therapie und Arzneimittel nicht ersetzen. Es kann aber helfen. Die Psychologin Flori-Ana Buzilă dazu:



    Das Theater hilft, uns bewusst zu werden, dass wir erkennen müssen, dass wir ein Problem haben. Wenn ich ein Theaterstück sehe, in dem die Figuren Sachen sagen und so handeln, dass mir alles bekannt scheint, dann identifiziere ich mich mit ihnen. Und wenn ich wei‎ß, dass diese Gestalten an Depression leiden, so kann ich verstehen, dass es mir genauso geht. Das Theater kann also helfen, aber nicht behandeln. Die Betroffenen müssen die Verantwortung aufbringen und die richtige Behandlung finden.“

  • Spieltherapie – ein Programm für behinderte Kinder

    Spieltherapie – ein Programm für behinderte Kinder

    Wie man wei‎ß, ist das Spielen besonders wichtig für die soziale, emotionelle, physiche und kognitive Entwicklung des Kindes. Während des Spielens verwendet das Kind all seine Sinne, und deshalb ist das Spielen die erste Etappe des Lernens und der kreativen Beschäftigung. Bei ihren Spielerlebnissen erwerben die Kleinen neue Fähigkeiten, sie entwickeln Beobachtungssinn, Konzentration, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Einbildungskraft, logisches Denken und künstlerischen Geist. Je älter das Kind wird, desto komplexer und phantasievoller wird auch sein Spielen — dadurch übt und erweitert das wachsende Kind seine besonderen Begabungen.



    In Rumänien läuft seit fast drei Jahren ein Projekt mit dem Titel Wir wollen die Schule wiederentdecken“, das sich an behinderte Kinder richtet und das Risiko des vorzeitigen Schulabbruchs vermindern sollte. Hauptansatz des Projekts ist das Spielen, aber es gibt auch eine Neuigkeit. Projektmanagerin Daniela Vişoianu bringt weitere Details:



    Das Neue an diesem Projekt ist die Zusammenarbeit mit dem Paar Kind-Elternteil. Wir arbeiten immer mit dem Kind und einem Elternteil zusammen, und das Projekt enthält mehrere Etappen. Erstens arbeiten wir mit Erwachsenen, die wir als Schulvermittler ausbilden. Diese Schulvermittler werden später als Vertreter der Schule oder anderer Sozialeinrichtungen mit den behinderten Kindern und ihren Eltern zusammenarbeiten. Nachdem die Schulvermittler den ersten Teil des Ausbildungskurses absolvieren (das ist der Akkreditierungsteil), verpflichten sie sich dazu, als Teil unserer Vereinbarung, im Rahmen einer Praktikumswoche mit einer Gruppe von Kindern zusammenzuarbeiten.“



    Workshops mit behinderten Kindern oder Aktivitäten mit deren Eltern sind keine Neuigkeit in Rumänien. Der Vorteil des neuen Projekts ist aber die Zusammenarbeit mit den Kindern und ihren Eltern im Rahmen desselben Workshops. Daniela Vişoianu dazu:



    Hauptziel des Workshops ist, da‎ß die Eltern sich dem Interesse des Kindes unterordnen. Das bedeutet, da‎ß das Kind selbst über das Spiel entscheidet. Das Kind sollte dem Vater oder der Mutter sagen ‚wir wollen dies oder das malen‘ oder ‚hilf mir, dies und das zu tun‘. Praktisch ist das ein Umdrehen der Kräfte beim Spielen. Das Kind hat immer den Eindruck, da‎ß es genau das tut, was es gerade möchte. Ein solcher Eindruck oder ein solches Gefühl ist besonders wichtig bei behinderten Kindern und vor allem bei deren Eltern, die ständig unter gro‎ßem Druck stehen. Das Spielen wird auch für die Eltern zur Therapiemethode. Am wichtigsten in diesem Projekt ist, da‎ß wir psychologische Beratung für Eltern leisten, und da‎ß wir Eltern von Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen zusammenbringen. Bei unseren verschiedenen Workshops kommen Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen zusammen, lernen einander kennen und erkennen, da‎ß sie gewisse Ausgleichsmöglichkeiten haben. Jedes behinderte Kind entdeckt, da‎ß es als Kompensation über verschiedene Fähigkeiten und Begabungen verfügt, die ihm helfen, in gewissen Situationen besser durchzukommen als andere Kinder mit anderen Behinderungen. Das Kind lernt, das auszunutzen, was er gut kann, und seine speziellen Fähigkeiten einzusetzen, um weiterzukommen.“



    Ende Juni gab es einen Bonus für die Projektteilnehmer: Sie konnten mit der britischen Therapeutin Eunice Stragg zusammenarbeiten, einer erfahrenen Psychoterapeutin, die seit mehr als 26 Jahren in diesem Bereich arbeitet und sich in Play Therapy und Sandplay Therapy (Spieltherapie und Sandkastentherapie) spezialisiert hat. Im zweiten Teil des Workshops erklärte die britische Psychotherapeutin die Vorteile der Spieltherapie für alle Teilnehmer des Programms Wir wollen die Schule wiederentdecken“ — Kinder, Eltern, Psychologen, Schulvermittler usw.



    Die wichtigste Zielsetzung dieser Therapieform ist die Lösung der emotionellen Schwierigkeiten und der Verhaltensprobleme — dazu gehört auch eine bessere Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. Weitere Ziele sind die Verbesserung des Verbalausdrucks, der Fähigkeit zur Selbstbeobachtung und der Kontrolle von Impulsen; ferner die Entwicklung von Methoden zur Lösung der Angstzustände und der Frustration, die Stärkung des Vertrauens und das Aufbauen von Beziehungen zu anderen Menschen. Um diese Ziele zu erreichen, stützt sich der Therapeut auf die kognitiven Entwicklung, die jede Etappe der emotionellen Entwicklung des Kindes charakterisiert, sowie auf altersspezifische Konflikte.



    Eine weitere Neuigkeit in einem Projekt dieser Art ist auch die Idee, eine gewisse Unabhängigkeit des behinderten Kindes gegenüber seine Eltern zu schaffen. Erneut Daniela Vişoianu mit Einzelheiten:



    Wir haben uns vorgenommen, den Kindern mehr Spielraum zu lassen. Die Eltern müssen verstehen, da‎ß sie nicht ihr ganzes Leben um das behinderte Kind gestalten sollen. Wenn ein Elternteil vor einer solchen Herausforderung steht, nämlich ein behindertes Kind gro‎ßzuziehen, organisiert er sein Leben neu, er konzentriert sich ausschlie‎ßlich auf das Kind. So vergehen vielleicht 10 bis 20 Jahre, und unsere grö‎ßte Befürchtung ist, da‎ß die Eltern auch eine psychologische Behinderung bei ihren Kindern verursachen. Wenn die Eltern ständig über ihre Aufopferung sprechen, werden sie ihre behinderten Kinder unter zusätzlichen Druck setzen.“



    Bis jetzt haben etwa 800 Familien aus dem Süden Rumäniens an dem Projekt Wir wollen die Schule wiederentdecken“ teilgenommen. In Zukunft sollte das Projekt erweitert werden und landesweit laufen.