Tag: Publikum

  • Nach der Pandemie: Kulturbetrieb vor neuen Herausforderungen

    Nach der Pandemie: Kulturbetrieb vor neuen Herausforderungen

    Was jetzt besonders weh tut, ist, dass Menschen immer weniger an jeder Art kultureller Veranstaltung teilnehmen. Während des Notstands haben Kultureinrichtungen den Kontakt mit dem Publikum über das Internet gepflegt, doch diese beispiellose Herausforderung stellt nicht nur die Strategie der Einrichtungen auf die Probe, sondern auch das Interesse der Menschen an den Ereignissen. Vor diesem Hintergrund scheint eine Konkurrenz um Finanzierungen zu entstehen — die staatliche und die unabhängige Kultur streiten ums Geld.



    Bei einer Fachtagung des Instituts für Kulturforschung und Bildung ermahnte Forschungsleiterin Anda Becuţ Marinescu, dass die Kulturbetriebe auch um das verbleibende Publikum konkurrieren, weil die Öffentlichkeit unter den Beschränkungen leidet. Die Zukunft hängt stark vom Vertrauen ab, das die Menschen in die verschiedenen Kulturausrichter legen — egal ob staatlich oder privat. Das Risikomanagement ist diesbezüglich ein Schlüsselkonzept, meinte Anda Becuţ Marinescu — eines, woran wenige vor der Pandemie dachten. Die Risikowahrnehmung der Teilnehmer an Veranstaltungen müsste daher ins Bewusstsein der Kulturmanager rücken. Gemeint ist mit Teilnehmern nicht nur das Laienpublikum — auch Kritiker und andere Kulturprofis gehören zu den Zielgruppen, die Kulturinstitutionen anpeilen. Allerdings zählen wohl auch in Zukunft am meisten die Inhalte und Angebote. Sie sind es, die das Publikum begeistern und anziehen, findet die Forscherin Anda Becuţ Marinescu:



    Es geht in nächster Zukunft darum, vordergründig auf die Qualität des künstlerischen Inhalts aufzupassen. In letzter Zeit haben wir eine Überproduktion kultureller Inhalte im Internet bemerkt, viele von ihnen nicht gerade bester Qualität. Die Konkurrenz ist global, aber es ist gleicherma‎ßen wichtig, wie wir zur eigenen Gemeinde stehen. Dazu gehören die Menschen in nächster körperlicher Nähe, aber auch jene in den verschiedenen Zielpublika, die sich im Internet heranbilden.“




    Ihrerseits sieht Irina Cios, Leiterin der Verwaltung des Nationalen Kulturfonds die COVID-19-bedingte Krise als Chance für den Kulturbereich. Die letzten Monate rückten die Probleme, mit denen sich rumänische Kulturinrichtungen auseinandersetzen, in eine neue Aufmerksamkeit.



    Dieses Virus ist für uns alle eine Riesenchance. Zum ersten Mal in der rumänischen Geschichte wird öffentlich und zentral über die Kultur diskutiert. Zum ersten Mal werden echte Schritte unternommen, um sie zu unterstützen und systematisch darüber nachzudenken. Wir sollten das ernst nehmen und sehen, was wir für die Kulturstrategie tun können, was man für die Förderung des Konzepts im Bewusstsein der Öffentlichkeit unternehmen sollte.“




    Die Pandemie und die gesellschaftliche Isolation haben jedoch ein älteres Problem der Kultur nur zusätzlich betont. Schon seit längerer Zeit warnen Experten, dass der Stellenwert dieses Bestandteils der Gesellschaft abnimmt. Das sei sogar mit Zahlen belegbar. Rumänien sei Schlusslicht in Europa, was den Kulturkonsum angeht, erklärt Tudorel Andrei, Chef des Nationalen Statistikinstituts INS:



    Die kulturelle Mobilität ist in trockenen Zahlen messbar und mit der Lage in Europa vergleichbar. Sehr relevant ist zum Beispiel die Beteiligung an kulturellen Veranstaltungen. Nur 30% der Menschen in Rumänien nehmen mindestens einmal im Jahr an einer kulturellen Veranstaltung teil. In Frankreich sind es 75%; der europäische Durchschnittswert liegt bei über 60%.“




    Das lie‎ße sich auch erklären, kontert Kulturmanagerin Irina Cios:



    Das ist so, weil die Franzosen schon im Kindesalter lernen, dass eine kulturelle Komponente erforderlich ist, um das geistige und menschliche Dasein zu vervollkommnen. Kinder werden ins Museum gebracht, kreative Workshops werden veranstaltet. Das flie‎ßt in ihre DNA ein und wird weitervererbt.“




    Das Rezept aus Europa, an das sich auch Rumänien halten könnte, ist einfach: Kultur konsequent und solide finanzieren und das Publikum zur Teilnahme anregen, finden Planer.

  • Tage der Feuerkünste: Publikum lernt bildende Künstler in ihrem Milieu kennen

    Tage der Feuerkünste: Publikum lernt bildende Künstler in ihrem Milieu kennen

    Die Ankunft des Frühlings regt zu langen Spaziergängen und spektakulären Entdeckungen an. Wie zum Beispiel, dass derzeit die Tage der Feuerkünste in Bukarest stattfinden. Mehrere bildende Künstler, die mit Keramik, Glas und Metall arbeiten, laden interessierte Besucher in ihre Werkstätte ein. Eine Begegnung mit dem Au‎ßerordentlichen, eine Tour durch die Arbeitsräume der Bukarester Künstler, die kreativ mit dem Feuer spielen — das verspricht die Veranstaltung.



    David Leonid Olteanu ist bildender Keramik- und Glas-Künstler und nimmt am Bukarester Festival teil. Er erzählte uns, was die Veranstaltung alles anbietet:



    Je nach Interesse der Besucher, erklären wir ihnen, wo wir angefangen haben und wohin uns der Weg geführt hat bzw. was unsere Werke ausdrücken. Gegebenenfalls erklären wir ihnen auch manche technische Aspekte, wie eine Idee konkret umgesetzt wird, was zum Schluss herauskommt. Wir erwarten alle interessierten Besucher in unseren Werkstätten: Ingenieure, Rechtsanwälte, Ärzte — sie haben die Gelegenheit, unser Schaffen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Wir wurden auch von Kindern im Vorschulalter sowie von Schülern besucht, aber auch von Senioren. Die Besucher schauen sich unseren Arbeitsplatz an, einen ganz persönlichen Arbeitsraum, der keineswegs wie eine Galerie aussieht, wo alles am richtigen Ort steht. Hier leben, fühlen und arbeiten wir.“




    Maria Paşc ist stellvertretende Vorsitzende des Vereins Contemporanii“, der die Bukarester Veranstaltung auf die Beine brachte. Sie erzählte uns mehr Einzelheiten über die Geschichte der Tage der Feuerkünste“:



    Die Veranstaltung »Die Tage der Feuerkünste« wurde durch eine Studie angeregt, die wir mit Hilfe unserer Kollegen, die das Barometer für den Kulturkonsum erarbeiten, verfassten. Wir führten eine Umfrage durch und fragten mehrere Leute nach bekannten Kunstgewerben. Die befragten Personen antworteten mehrheitlich, dass sie die Töpferei kennen. Allerdings ist die Töpferei vielmehr ein Handwerk als eine Kunst. Wir sind zum Schluss gekommen, dass die Leute wissen sollten, dass es klare Kunstgewerbe gibt. Manche Künstler arbeiten mit Metall, andere schaffen Tapisserie. Die Menschen müssen wissen, dass sie verschiedene Gegenstände direkt vom Künstler kaufen können. Die Existenz dieser Künstler soll dadurch bestätigt werden. Wir hatten ein einziges Auswahlkriterium — die Künstler sollten Mitglieder im Verein Bildender Künstler sein. Wir schlossen eine Partnerschaft mit dem Landesverein Bildender Künstler (UAPR) und machten unsere Absicht über den Start eines derartigen Projektes landesweit bekannt. Berühmte Künstler antworteten positiv auf unsere Einladung, sich im Projekt einzubringen. Denn sie wissen, wie Kunstgewerbe hierzulande wahrgenommen werden. Und sie wollten sich solidarisch mit ihresgleichen zeigen.“




    Anlässlich der Tage der Feuerkünste“ soll das Publikum mit den Künstlern direkt in Kontakt kommen, ihre Arbeitsräume kennenlernen. Denn nur so kann es den künstlerischen Werdegang eines Werkes seit seiner Entstehung bis hin zur Ausstellung in einer Galerie nachvollziehen. Maria Paşc regt das Bukarester Publikum an, an einer weniger gewöhnlichen Erfahrung teilzunehmen:



    Ich möchte die Menschen anregen, die Werkstätte der Künstler zu besuchen. Es sind au‎ßerordentliche Orte, an denen Ideen und Konzepte eine konkrete Form bekommen. Die Künstler sind Menschen, mit denen man direkt in Kontakt treten kann. Das mag vermutlich eine einmalige Gelegenheit für die Besucher sein, nämlich Künstler persönlich zu treffen.“




    Maria Cioată ist Keramik-Künstlerin. Sie schickte ebenfalls eine Einladung an das breite Publikum hinaus:



    Wir laden die Besucher in den geheimnisvollen Raum ein, in dem unsere Kunst zu Leben erwacht. Wir laden sie zu unserem Arbeitsplatz, in unser Labor ein. Hier schaffen wir unsere Werke, die wir im Nachhinein ausstellen. Die Besucher können die Entstehungsetappen unserer Werke miterleben, sich den technologische Ablauf ansehen. Im Fall der Keramik haben wir es mit einem komplexen Entstehungsprozess zu tun — ein amorphes Lehmstück kommt allmählich zum Leben, füllt sich mit Energie. Dieser ganze Werdegang ist besonders spektakulär. Und die Besucher können ihn unmittelbar entdecken und miterleben.“




    Maria Cioată gab uns mehr Einzelheiten zu den Erfahrungen, die am Arbeitsplatz der Künstler erlebt werden können:



    Wir enthüllen den Besuchern einen Teil des technologischen Ablaufes, wir versuchen ihnen zu zeigen, wie ein Kunstwerk entsteht. Die Besucher haben ebenfalls die Möglichkeit, selbst ein bisschen mit dem Rohstoff kreativ zu spielen, eine unmittelbare Erfahrung zu erleben. Es ist eine günstige Gelegenheit, Geheimnisse der Künstlers zu erfahren.“




    Der Künstler David Leonid Olteanu erzählte uns, dass ein Bearbeitungsfehler manchmal künstlerisch verwertet werden kann. Um mehr darüber zu erfahren, müssen Sie aber die Werkstätte der Künstler besuchen. David Leonid Olteanu sagte uns, wie er seine Besucher bezaubert:



    Ich erkläre ihnen viele Dinge, die sie bislang nicht kannten, z.B. wie Keramik oder Glas modelliert werden können, zu welcher Brenntemperatur wir arbeiten, was für Farbstoffe wir verwenden. Nachdem sie die ganze Geschichte kennen, betrachten sie den gesamten Entstehungsprozess mit anderen Augen.“




    Mehr Informationen über die Werkstätte, die besucht werden können, finden Sie im Internet auf der Webseite www.ateliere.net. Darüber hinaus können Sie auch die App Ateliere auf ihr Smartphone herunterladen. Die App führt Sie direkt bis in die Werkstätte der Künstler.

  • Stellungnahmen gegen geplante Abschaffung der Rundfunkgebühr

    Stellungnahmen gegen geplante Abschaffung der Rundfunkgebühr

    Die Initiative der Sozialdemokratischen Partei Rumäneins (PSD), die Fernseh- und Radiogebühr abzuschaffen, sorgte für Reaktionen in den Reihen der politischen Klasse, Zivilgesellschaft, der öffentlichen Mediengesellschaften, die behaupteten, die Abschaffung der Rundfunkgebühr, würde negative Auswirkungen auf die Autonomie und Unabhängigkeit des öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsenders haben. Der Aufsichtsrat der rumänischen Rundfunkgesellschaft hatte gewarnt, dass die Institution seine Eigenschaft als öffentliche Rundfunkanstalt verlieren könnte und unter der politischen Kontrolle der regierenden Partei geraten könnte. Sie könne ebenfalls die Glaubwürdigkeit ihres öffentlichen Auftrags verlieren. Die gleiche Meinung vertraten auch die Verantwortlichen der öffentlich-rechtlichen rumänischen Fersehanstalt. Die Finanzierung ausschlie‎ßlich vom Staatshaushalt sei die schlechteste Lösung, sagte der juristische Leiter der Europäischen Rundfunkunion (EBU), Richard Burnley, der einen Rumänien-Besuch unternommen hat. Er hat das rumänische Parlament aufgefordert, diese Ma‎ßnahme nicht zu billigen.



    Ich bin sehr besorgt über die aktuellen Geschehnisse. Die Rundfunkgebühr ist keine Abgabe, sie stellt den sehr wichtigen Beitrag der Gesellschaft zur Finanzierung der öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsender dar. Der Versuch, diese Rundfunkgebühr abzuschaffen, bringt gro‎ße Besorgnis mit sich, weil die Praxis vielfach gezeigt hat, dass diese die beste Finanzierungslösung für die öffentlich-rechtlichen Sender ist. So sind die beiden Medienanstalten völlig unabhängig und es entsteht eine Beziehung zum Publikum, das der Besitzer dieser beiden Medienanstalten ist.”



    Dennis Nowlan, Network Manager bei der BBC, erklärt die Vorteile der Fernseh- und Radio-Gebühr:



    “Die BBC finanziert sich seit mehr als 90 Jahren durch die Einnahme von Rundfunkgebühren. Das ist die Garantie unserer Unabhängigkeit. Dank dieser Gebühren könnten wir uns vom Druck der Regierung und des kommerziellen Denkens befreien.”



    Vincent Lemaire von Radio France Internationale (RFI) hob seinerseits hervor, dass die öffentliche Finanzierung die redaktionelle Unabhängigkeit sichere:



    “Für uns ist es sehr bedeutend, zu wissen, dass das Publikum unser direkter Sponsor ist. Es ist eine Beziehung, die uns verpflictet, weil das Publikum zahlt. Deshalb widmen wir uns dieser Sache.”



    Die meisten öffentlich-rechtlichen Medieninstitutionen werden in Europa durch Gebühren finanziert. In den Ländern, wo das nicht der Fall ist, wird die redaktionelle Unabhängigkeit stark beeinflusst. In Rumänien stellt die Rundfunkgebühr 67,56% der Einkommen der öffentlich-rechtlichen Fernsehgesellschaft und 49% des öffentlich-rechtlichen Radiosenders dar. Die Gebühr beträgt umgerechnet 0,80 Euro pro Monat für den Fernsehsender und 0,60 Euro für den Radiosender. Es ist die niedrigste Rundfunksgebühr in Europa.



    Der Haushaltausschuss des rumänischen Parlaments hat indes empfohlen, die Rundfunkgebühr nicht abzuschaffen. Nach einem entsprechenden Votum im Senat wird am Dienstag in der Abgeordnetenkammer abgestimmt.

  • Rumänien ist im Finale beim Eurovision Song Contest

    Rumänien ist im Finale beim Eurovision Song Contest

    Seit ihrer ersten Teilnahme am Eurovision Song Contest im Jahr 1994 hoffen die rumänischen Musiker jedes Jahr, die Trophäe zu gewinnen. 2005 schafften es Luminita Anghel und die Gruppe Sistem auf den 3. Platz zu kommen; 2006 wurde Mihai Traistariu vierter, und 2010 erreichten Paula Seling und Ovi wieder den 3. Platz. Rumänien wird dieses Jahr von der Pop-Rock-Gruppe Voltaj mit dem Stück De la capăt“ All Over Again“ vertreten. Am 8. März gewann Voltaj die nationale Auswahl; beim Halbfinale am Dienstag, den 19. Mai, qualifizierten sich die rumänischen Musiker fürs Finale des Eurovision Song Contest (ESC), am Samstag, den 23. Mai, in Wien.



    Die Show am Dienstag abend wurde von Conchita Wurst mit dem Lied Rise Like a Phoenix“ eröffnet, mit dem Österreich 2014 die Trophäe gewonnen hatte. Die Stimmen der Zuschauer und der Jury schickten das Stück De la capăt“ All Over Again“, das bereits von allen rumänischen Rundfunksendern ausgestrahlt wird, ins Finale des Eurovision Song Contest 2015. Das Lied ist Teil einer Kampagne zur Sensibilisierung des Publikums auf die Situation der Kinder, die in Rumänien jahrelang allein bleiben, während ihre Eltern im Ausland arbeiten.



    Vor der Abreise nach Wien erklärte der Frontman der Gruppe Voltaj, Călin Goia, die rumänische Gruppe werde beim Eurovision Song Contest eine Brücke aufschlagen, eine Brücke zwischen den Rumänen, die im Ausland leben, und denen, die in der Heimat geblieben sind“.



    Nach der Bekanntgabe des Halbfinale-Resultats sagte Călin Goia: Ich bin sehr glücklich darüber, dass die Botschaft der Gruppe weitergeht und immer mehr Leute über das Problem der Kinder erfahren, die bei Verwandten aufwachsen und darauf warten, ihre Eltern, die im fernen Ausand arbeiten müssen, wiederzusehen. Diesen Kindern widmen wir unsere Teilnahme am Eurovision Song Contest, und ihnen verdanken wir auch unseren Erfolg.“

  • Premieren des Temeswarer Nationaltheaters

    Premieren des Temeswarer Nationaltheaters

    Das erste Musical der Regisseurin Ada Lupu, Maria de Buenos Aires“ feierte neulich seine Erstaufführung im westrumänischen Timişoara (Temeswar). Die Regisseurin baut zusammen mit den Schauspielern des Theaters und mit der Band Nuevo Tango Quintet eine Welt voller Energie und Sinnlichkeit auf. Die Musik des Komponisten Astor Piazzolla, die Verse des uruaguayischen Dichters Horacio Ferrer stellen einen perfekten Milonga-Abend in Temeswar wieder her. Die Gäste sitzen am Tisch, auf dem Tisch gibt es Wasser, Wein und Tischlampen, die ein diskretes Licht werfen. Die Gäste werden ab und zu von den Schauspielern, die jetzt die Rolle der Tänzer spielen, zum Tanz eingeladen.



    Die Idee, das berühmte Musical in Temeswar zu inszenieren, kam vom Akkordeonspieler Alin Stoianovici, einem der Gründer der Band Nuevo Tango Quintet. Regisseurin Ada Lupu erklärte nach der Premiere:



    Vor einem Jahr kam die Aufführung » Maria de Buenos Aires « ins Leben des Temeswarer Nationaltheaters zusammen mit Alin Stoianovici, der mich fragte, wie es wäre, wenn wir das Musical inszenieren würden, und wie ich mir diese Inszenierung überhaupt vorstellen würde. Damals hatte ich eine Entwicklung des Theaters in die Richtung Performance in Aussicht. Es handelt sich um ein sogenanntes in der Theateraufführung integriertes Konzert — das Orchester spielt nicht in dem Theatergraben, es kann im Publikum sitzen, das Orchester kann zudem seinen Rhythmus ändern und somit wird die Aufführung viel lebendiger.“




    Maria de Buenos Aires“ erzählt eine Liebesgeschichte, die Geschichte einer Frau sowohl aus der Perspektive der Religion als auch aus der Perspektive der Gegenwart. Ada Lupu mit weiteren Einzelheiten:



    Wir diskutieren darüber, was eine Frau heutzutage darstellt, was es in ihrer Seele gibt, was sie in dieser Welt, die sie mehr oder weniger liebt, schätzt und ihr das Recht gewährt, eine Stellungnahme zu haben. Dazu spielt sich alles auf einer herrlichen Musik ab. Die Musik von Piazzolla ist eigentlich mehr als Musik. Es ist nicht nur Tango, sondern experimentelle Musik, Liebesmusik, intellektuelle Musik, eine Musik die über alle Schranken der Gefühle hinausgeht und mehr als eine Emotion wird. Wir haben die Aufführungen in fast zwei Monaten vorbereitet. Wir haben den Text erneut übersetzt und adaptiert. Wichtig für uns war es, eine offene Aufführung zu inszenieren, eine Aufführung in der wir mit dem Publikum arbeiten, eine Aufführung die uns den Anlass gibt, Gefühlen und tiefen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Die Menschen sollen den Mut haben, ‚Ich liebe dich‘ zu sagen, wir sollen unser Leben für das Leben wagen, wir sollen es wagen, alles zum Audruck zu bringen, was uns gefällt und was nicht, keine Vorurteile haben, denn diese setzen grausame Schranken und führen zu einem furchtbaren Frust in unserer Gesellschaft. Um das zu vermeiden, sollen wir unseren Gefühlen Ausruck verleihen, denn nur so können wir uns viel schöner und tiefer als alle Vorurteile entwickeln.“




    Das Musical Maria de Buenos Aires“ war die dritte Premiere der Spielzeit 2014-2015 beim Temeswarer Theater. Theaterintendantin Ada Lupu dazu:



    Die erste Aufführung, die die Spielzeit eröffnete, ist »Pe ceas. Cu 60 de minute mai bătrân«, zu deutsch »Nach der Uhr. 60 Minuten älter«, nach dem Text von Peca Ştefan. Es handelt sich um eine Koproduktion mit dem Staatstheater aus Karlsruhe und am 3. Oktober soll die Aufführung auch auf die Bühne des Karlsruher Theaters gebracht werden. Es handelt sich um ein europäisches Projekt, das unter der Schirmherrschaft der Europäischen Theaterkonvention angesto‎ßen wurde und zu deren Mitgliedern wir ebenfalls zählen. Im April werden wir dieses Stück beim Rumänischen Dramaturgiefestival inszenieren. Dabei sollen weitere vier Produktionen der anderen Mitglieder-Theater der Konvention auf die Bühne gebracht werden. Die Aufführungen werden um das Thema »Art of Ageing« kreisen, oder was es im heutigen Europa bedeutet, alt zu werden und in die Rente gehen. Unsere Aufführungen basieren auf einer Reihe von Interviews die Ştefan in Temeswar und in Karlsruhe zu verschiedenen Themen machte. Jeder Moment des Lebens, den man an der Arbeit, zu Hause oder anderswo verbringt, ist eine Wahl, weil solche Momente für immer vorbei sind. Die Idee finde ich sehr tief und wichtig.“




    Nach der Aufführung Nach der Uhr. 60 Minuten älter“ von Peca Ştefan, kam Nopţi albe“, zu deutsch “Wei‎ße Nächte“, eine Inszenierung nach Dostojewski des italienischen Regisseurs Stefano de Luca. In den folgenden Minuten spricht Theaterintendantin Ada Lupu über die kommenden Aufführungen des Temeswarer Theaters:



    Wir bereiten ein anderes Musical vor: »Die schöne und das Biest«. Die Inszenierung des Regisseurs Kero (Miklós-Gábor Kerényi) soll im gro‎ßen Saal unseres Theaters aufgeführt werden. Hauptdarsteller sind Matei Chioariu in der Rolle des Biestes und die Opersolistin Cristina Vlaicu in der Rolle Belle. Es handelt sich um keine Performance, in der auch das Publikum eine gewisse Rolle spielt, sondern um eine klassische Aufführung mit Darstellern auf der Bühne und Zuschauern im Saal. Ich glaube, sie wird einen hervorragenden Erfolg erzielen. »Maria de Buenos Aires« richtet sich an ein gewisses Publikum, während »Die Schöne und das Biest« eine andere Zielgruppe hat. Ich sagte früher, ich möchte, dass sich unser Theater in die Richtung Performance entwickelt, damit habe ich die Zusammenarbeit zwischen Schauspielern und Musikern gemeint. Ich möchte den gemeinsamen Faktor Performing finden, der das Theater, die Musik und den Tanz zusammenbringt. Das ist für mich als Forschungsbereich von gro‎ßem Interesse. Wir haben ebenfalls eine Zusammenarbeit mit Pal Frenak in Aussicht. Pal Frenak ist ein ungarischer Choreograph, der in Frankreich lebt und eine Koproduktion mit dem Theaterensemble von Gigi Căciuleanu vorbereitet. Wir setzen also unsere Projekte im Bereich Performing fort. Mal sehen, wo der Treffpunkt dieser unterschiedlichen Kunstgattungen ist. Ich möchte, dass das Temeswarer Theater neue Wege öffnet.“

  • Internationale Buchmesse “Gaudeamus” zu Ende gegangen

    Internationale Buchmesse “Gaudeamus” zu Ende gegangen

    Mehr als 115.000 Besucher, um 3.000 mehr als im Vorjar hat in diesem Jahr die internationale Buchmesse Gaudeamus Das Buch zum Lernen“ angelockt. Über 75% davon haben Bücher gekauft. Die grö‎ßte rumänische Bücherschau wird von Radio Rumänien organisiert. Die 20. Buchmesse ging Sonntag Abend nach fünf Tagen mit zahlreichen Verkaufsrekorden zu Ende. Begleitet wurde das Event von rund 600 Sonderveranstaltungen. Mehr als 400 Aussteller haben auf der Bukarester Buchmesse ihre Titel präsentiert.



    Die Veranstalter haben dieses Jahr die Liebhaber der Literatur mit zahlreichen Bucherscheinungen, Rundtischgeprächen, Tagungen, Treffen mit Schriftstellern und Filmvorführungen angelockt. Die Besucher erfreuten sich zudem zahlreicher Sonderangebote. Viele Verlage haben den Besuchern der 20. internationalen Buchmesse Bücher zu günstigeren Preisen als die üblichen Buchpreise verkauft. Die Leser erfreuten sich deutlicher Preisangebote mit von bis zu 80% Rabatt. Der Direktor der Buchmesse, Vladimir Epstein, sagte dazu: Eine offizielle Umfrage zeigt, dass bei dieser Auflage der Buchmesse der Durchschnittsbetrag von 146 Lei (umgerechnet rund 40 Euro) ausgegeben wurde. Die populärste Warrengruppe war auch dieses Jahr die Belletristik, gro‎ße Verkaufszahlen verzeichneten dennoch auch die Erziehungsbücher.“



    Am letzten Tag der Buchmesse wurde die Trophäe Gaudeamus verliehen. Der Preis ging an den Buchverlag Humanitas, der einen festen Platz in den Publikumsvorlieben hat. Der Direktor des Verlags, der Philosoph und Schriftsteller Gabriel Liiceanu, zeigte sich von dem Ergebnis überrascht und plädierte in seiner Rede für Konsequenz:



    Wenn man den Preis des Publikums jedes Jahr bekommt, gibt es keine grö‎ßere oder schönere Belohnung für die Arbeit eines Buchverlags. Wir glauben fest daran, das stellt die Zentralachse unseres Lebens dar. Das Team bei Humanitas ist ausgezeichnet. Es gibt zudem wertvolle Autoren, Persönlichkeiten der rumänischen Kultur, deren Bücher bei Humanitas veröffentlicht wurden. Zum Erfolg dieses Jahres trug au‎ßerdem eine Bücherserie, die 30 Titel enthält, die in jeder Bibliothek ein wahres Regal der Schönheit bilden kann.“



    Das meistbegehrte Buch auf der 20. internationalen Buchmesse war Der Hobbit“ von J.R.R. Tolkien, entschied das Votum des Publikums. Zum ersten Mal wurde zudem dieses Jahr der Preis Goncourt Rumänien verliehen, der an Sorj Chalandon ging. Ein besonderes Event, das sich einer gro‎ßen Popularität beim Bukarester Publikum erfreute, war das Projekt “Die Bücher kehren nach Hause zurück”. Durch die gro‎ßzügigen Bücherspenden rumänischer Literaturbegeisterter wurden rund 5.000 Titel gesammelt, die anschlie‎ßend rumänischen Schulen im serbischen Timoc-Tal geschenkt werden sollen. Ehrengast der 20. internationalen Buchmesse Gaudeamus war die Ländergruppe Dänemak, Island, Norwegen und Schweden. Privilegierter Partner der diesjährigen Buchmesse war die Gruppe der Frankophonen Botschaften, Delegationen und Institutionen in Rumänien.