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  • Radio Free Europe: „Rumänische Aktualität“ als Gegenspieler zur kommunistischen Propaganda

    Radio Free Europe: „Rumänische Aktualität“ als Gegenspieler zur kommunistischen Propaganda

    Während des Kalten Kriegs war Radio Freies Europa ein wichtiges Instrument, um Rundfunkhörer im Herrschaftsbereich der Sowjetunion mit Informationen aus dem Westen zu versorgen. Im Rumänien der 1970er und 1980er Jahre war der Sender Radio Freies Europa eine der wenigen glaubhaften Verbindungen zur freien westlichen Welt, eine Unterstützung für Millionen freiheitsliebende Rumänen, die unter dem Druck des kommunistischen Regimes litten. Noël Bernard, Vlad Georgescu, Mircea Carp, Neculai Constantin Munteanu, Raluca Petrulian, Doina Alexandru sind nur einige Journalisten, mit denen Millionen rumänische Hörer sich eng verbunden fühlten, weil diese Rundfunkredakteure im Namen aller Rumänen die Wahrheit verbreiteten.



    Seit den 1950er Jahren steht der Sender Radio Freies Europa zusammen mit Voice of America, BBC, Radio France und Deutsche Welle für freie Presse auf Rumänisch. Vor allem der Sender Freies Europa Europa übte die härteste Kritik an dem von Nicolae Ceauşescu geführten kommunistischen Regime. Der neue Trend zu einem aggressiveren Radio Freies Europa, der die kommunistische Diktatur heftig kritisierte, war nach 1977 zwei hochkarätigen Journalisten zu verdanken. Das waren Noëll Bernard, der Direktor der rumänischen Redaktion, und Mircea Carp, der die Sendungen erneuerte und mit Energie auflud. Mircea Carp kam vom Radiosender Voice of America und war derjenige, der es schaffte, den Sender Radio Freies Europa nach amerikanischem Vorbild neu zu gestalten, mit kürzeren Rubriken, zwischen 4 und 6 Minuten, die mehrere verschiedenen Themen behandelten. Die Programme mit starkem Impakt wurden zum Markenzeichen des Senders Radio Freies Europa. Die wichtigsten Programme waren Das politische Programm“, das täglich zwischen 18.10 Uhr und 19.00 Uhr ausgestrahlt wurde, und insbesondere Rumänische Aktualität“ und Aus der kommunistischen Welt“, täglich zwischen 19.10 Uhr und 20.00 Uhr.



    1977 durfte der rumänische Journalist Neculai Constantin Munteanu in die Bundesrepublik Deutschland auswandern, nachdem er sich mit der Dissidenten-Bewegung des rumänischen Schriftstellers Paul Goma zur Anklage von Menschenrechtsverletzungen durch das Bukarester Regime solidarisch gezeigt hatte. In Rumänien war Neculai Constantin Munteanu Filmkritiker beim Kinomagazin Cinema“ gewesen; in Deutschland schloss er sich 1980 dem Team von Radio Freies Europa an und arbeitete in der Redaktion von Rumänische Aktualität“. 1999 sprach Neculai Constantin Munteanu darüber in einem Interview mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks:



    Ich war im Büro von Emil Georgescu, dem Redakteur von »Rumänische Aktualität«, der zwei Monate lang irgendwo in den Vereinigten Staaten einen Englischkurs besuchte. Für diese Position war ich 1980 dorthin gekommen. Man zeigte mir einen gro‎ßen Tisch, auf dem mehrere Stapel rumänischer Zeitungen lagen, fast die gesamte Tagespresse und einen Teil der wöchentlichen Zeitschriften aus Rumänien. Ich fing an, sie zu lesen. Ich hatte die rumänische Parteizeitung »Scânteia« bereits in Frankfurt gelesen — sooft ich sie kaufen konnte, denn ich konnte die »Scânteia« nicht jeden Tag kaufen. Mir durstete nach Pressemeldungen, drei Tage lang las ich die rumänischen Zeitungen und nach drei Tagen verfasste ich einen ersten Kommentar, basierend auf dem, was ich gelesen hatte. Das geschah also am 23. und 24. Mai 1980, und seitdem habe ich nie aufgehört, bei »Rumänische Aktualität« zu arbeiten. Es ging so weiter bis Ende 1994, als ich freiwillig gegangen bin.“




    N. C. Munteanus Presseerfahrung sollte ihm in seinem neuen Job von gro‎ßem Nutzen sein. Der Erfolg des Projekts Rumänische Aktualität“ war auch der guten Zusammenarbeit in der Redaktion zu verdanken, wo die Neueinsteiger höchst willkommen und gut integriert waren. Neculai Constantin Munteanu:



    Später, nach den ersten zwei Probemonaten, kam der Chefredakteur Emil Georgescu aus den USA zurück. Er war ein sehr guter Rundfunkjournalist, obwohl er nie Journalismus studiert hatte. Er hatte Jura studiert und praktiziert, er war Rechtsanwalt, ein exzellenter Redner, eine gewaltige Präsenz am Mikrofon und er war auch sehr gut informiert. Er kannte viele Menschen, er kannte auch alle Unterströmungen und Mechanismen des Kommunismus, vor allem die überall verbreitete Korruption im kommunistischen System. Er war ein starker Rundfunkredakteur und Sprecher und bei Radio Freies Europa hatte er seine Fähigkeiten auf Perfektion gebracht. Wenn er »Guten Abend!« sagte, hatte man den Eindruck, der Kommunismus sei auch für einen nicht guten Abend verantwortlich. Emil Georgescu war ein au‎ßergewöhnliches Talent und verfügte über sehr gute Informationsquellen. Ich habe mich mit ihm ziemlich gut verstanden. Er nahm seine Position als Leiter, Moderator und Gestalter der Sendung wieder ein. Ich wurde dann Kommentator, Reporter, was man gerade brauchte, und von Montag bis einschlie‎ßlich Donnerstag musste ich täglich einen Beitrag von etwa 8 Minuten verfassen, das waren etwa 4 getippte Seiten. Am Freitag hatten wir die Kultursendung aus Paris, die aber von Emil Georgescu präsentiert wurde.“




    Der enorme Erfolg der Sendung Rumänische Aktualität“ kam vor allem von den exakten Informationen, die ausgestrahlt wurden. Neculai Constantin Munteanu enthüllte die Geheimnisse der Arbeit in der Redaktion von Rumänische Aktualität“



    Wir alle von der Sendung »Rumänische Aktualität«, aber auch die Kollegen von den anderen Sendungen, begannen den Tag, indem wir alle Nachrichten lasen, die in der Nacht oder in den letzten 24 Stunden von den gro‎ßen Nachrichtenagenturen gekommen waren. Die Nachrichten erhielten wir von einem zentralen Dienst und wir lasen auch Artikeln in den wichtigsten deutschen europäischen und amerikanischen Zeitungen. Für »Rumänische Aktualität« kam der Gro‎ßteil der Informationen aus erster Hand von Radio Bukarest, und ich wusste so ziemlich alles, was in den Nachrichtenbulletins von Radio Rumänien gesagt wurde. Hinzu kamen die Nachrichtenbulletins der rumänischen Nachrichtenagentur Agerpres in Rumänisch und Englisch. Der Zuhörer wird sich fragen, inwieweit wir die Nachrichten aus Rumänien für unsere Sendungen verwenden konnten, da es sich um Propagandamaterial handelte. Das war wirklich der Fall, aber die Grundlage der Informationen war auch da: Ceauşescus Arbeitsbesuche oder Auslandsbesuche, die Persönlichkeiten, die er empfangen hatte, seine Reden, alles war da. Unsere tägliche Routinearbeit war, die Informationen aus Rumänien zu ‚entschlacken‘, zwischen den Zeilen zu lesen und die echte Information zu finden, die die echte Dimension der Tatsachen gab.. Wenn zum Beispiel darauf bestanden wurde, dass die Ernte erfolgen sollte, wusste ich, dass noch nicht geerntet worden war, das war nicht sehr schwierig. Oder dass bei der Ernte die Studenten nicht getan hatten, was sie tun mussten, weil die Bauern keine Rolle mehr spielten. Beim Lesen dieser Informationen und auf der Grundlage der Ereignisse in der Nacht machten wir einen Entwurf des Programms. Die Sendung dauerte 30 Minuten lang, sie enthielt etwa 3 Kommentare von jeweils 8 Minuten und die restliche Zeit blieb für andere aktuelle Nachrichten und Informationen, die eingefügt werden konnten.“




    Die Sendung Rumänische Aktualität“ ist ein Meilenstein für die Zuhörer des Senders Radio Freies Europa. Sie war der Triumph der Wahrheit über Ungerechtigkeit und Verlogenheit.

  • Radio Freies Europa und seine Rolle im Kalten Krieg

    Radio Freies Europa und seine Rolle im Kalten Krieg

    Radio Freies Europa wurde vom US-Nationalkomitee für ein freies Europa gegründet. 1950 begann die Station von ihrem Hauptsitz in München aus zu senden. Während des Kalten Kriegs war Radio Freies Europa ein wichtiges Instrument, um Rundfunkhörer im Herrschaftsbereich der Sowjetunion mit Informationen aus dem Westen zu versorgen. Der Sender wurde seit seiner Gründung in den frühen 1950er Jahren von der Sowjetunion als Bedrohung angesehen, da er unkontrolliert westliches Gedankengut in den Ostblock transportierte. Starke sowjetische Störsender sollten die Empfangsqualität verschlechtern, dies wurde durch stetige Steigerung der Sendeleistung von Radio Freies Europa kompensiert. Durch die Geschichte des Senders zieht sich eine Kette von Ereignissen im Zusammenhang mit den Aktivitäten der Nachrichtenredaktionen. Besonders in den 1980er Jahren gab es zahlreiche Versuche, Angestellte des Senders zu entführen. Bei einem Bombenattentat auf das Sendergebäude in München, das der rumänische Geheimdienst Securitate in fremdem Auftrag ausführte, wurde trotz der Verwendung von 15 Kilogramm Nitropenta-Sprengstoff niemand getötet.



    Im Rumänien der 1970er und 1980er Jahre war der Sender Radio Freies Europa eine der wenigen glaubhaften Verbindungen zur freien westlichen Welt, eine Unterstützung für Millionen freiheitsliebende Rumänen, die unter dem Druck des kommunistischen Regimes litten. Für die jüngeren Generationen, die an der antikommunistischen Revolution von 1989 aktiv teilnahmen, war Radio Freies Europa eine Schule im besten Sinne des Wortes: eine Schule der Freiheit, der Politik, der Zivilcourage, der Kultur. Ein Beweis für die Popularität des Senders war, dass die Namen der Mitarbeiter von Radio Freies Europa bekannter waren als die Namen der rumänischen Journalisten im kommunistischen Rumänien. Noel Bernard, Vlad Georgescu, Mircea Carp, Neculai Constantin Munteanu, Raluca Petrulian, Doina Alexandru sind nur einige Journalisten, mit denen Millionen rumänische Hörer sich eng verbunden fühlten, weil diese Rundfunkredakteure im Namen aller Rumänen die Wahrheit verbreiteten.



    Sendungen wie Programul politic“ (Das politische Programm“), gestaltet von Mircea Carp und gesendet täglich um 18.10 Uhr, aber insbesondere Actualitatea românească“ (Rumänische Aktualität“) und Din lumea comunistă“ (Aus der kommunistischen Welt“), die von 19.10-20.00 Uhr ausgestrahlt wurden, waren viel populärer als die ähnlichen Produktionen im kommunistischen Rumänien, das von Zensur und Angst geprägt war.



    Mircea Carp ist einer der Redakteure, die von Anfang an dabei waren. Nach seiner Flucht aus dem kommunistischen Rumänien wurde er 1951 Mitarbeiter des Senders Radio Freies Europa. Einige Jahre später wechselte er zum Sender Vocea Americii (Stimme Amerikas), und 1978 kehrte er zum Sender Freies Europa zurück, wo er die beliebte Au‎ßenpolitiksendung Programul politic“ (Das politische Programm“) erfand und jahrelang gestaltete. 1997 sprach Mircea Carp in einem Interview mit dem Rumänischen Rundfunk über seinen Beitrag zur Steigerung der Einschaltsquote und der Popularität von Radio Freies Europa:



    Bis zu meiner Ankunft in der Redaktion von Radio Freies Europa waren die Sendungen etwas flach, weniger dynamisch. Verzeihen Sie mir den Mangel an Bescheidenheit, aber ich habe eine amerikanische Dynamik mitgebracht, die Berichte wurden kürzer, ich machte Beiträge mit Persönlichkeiten aus der ganzen Welt, einschlie‎ßlich mit Exilrumänen. Mit der Zeit wurde Radio Freies Europa etwas aggressiver, vielleicht weil man ahnte, dass der Eiserne Vorhang bald fallen würde. Auch die rumänische Abteilung verstärkte ihre Offensive, sie machte mehr Sendungen über die unertragbare Lage in Rumänien. Die Redakteure bemühten sich, alles zu enthüllen, was die kommunistischen Machthaber zu verstecken versuchten. Die Tatsache, dass ein auslänischer Rundfunksender solche Details über die Begebenheiten in der rumänischen Politik, Verteidigung, Wirtschaft, Kultur in der ganzen Welt bekanntmachten, begeisterte viele unserer Hörer, die ihre Stimme nicht erheben konnten. Die Rumänen durften ihre Gedanken nicht laut aussprechen, aber sie erkannten ihre Gefühle und ihre Ansichten in den Sendungen von Radio Freies Europa wieder. Es gab immer häufiger starke, aggressive Sendungen über rumänische Themen.“




    Radio Freies Europa genoss volle Freiheit vom amerikanischen Management, und seine Journalisten verwendeten nur akkurate Informationsquellen, was die Glaubwürdigkeit und die Popularität des Senders erhöhte. Zu seinen Quellen gehörten die ausländische Presse, Rumänen, die in den Westen geflüchtet waren, rumänische Persönlichkeiten, die an Kongressen oder Konferenzen im Ausland teilnahmen, Briefe, die illegal aus Rumänien geschickt wurden, und das Dokumentations- und Forschungszentrum von Radio Freies Europa. Mircea Carp mit mehr Details über die Sendungen Actualitatea românească“ (Rumänische Aktualität“) und Din lumea comunistă“ (Aus der kommunistischen Welt“), die die Einschaltquote von Radio Freies Europa stark erhöht haben:



    »Actualitatea românească« (»Rumänische Aktualität«), die anfangs von Emil Georgescu und später von Neculai Constantin Munteanu gestaltet wurde, war ein Schlüsselelement unserer Sendungen. Dann kam Doina Alexandru mit ihrem Programm »Din lumea comunistă« (»Aus der kommunistischen Welt«), in dem sie die Lage in den kommunistischen Ländern Osteuropas und sogar in der Sowjetunion oder Kuba präsentierte. Zweck des Programms war, den rumänischen Hörern klarzumachen, dass Rumänien kein isolierter Fall sei, sondern zu einem Komplex von Druck und Verfolgungen gehörte, die in allen kommunistischen Ländern, unter allen kommunistischen Regimes gleich waren. In den 1980er Jahren spitzte sich die gesamte Dynamik der Sendungen von Radio Freies Europa zu, und das ermunterte die Rumänen bei ihren Freiheitsbestrebungen. Ein erster Ausbruch war der Aufstand in Brașov/Kronstadt im November 1987 und das Ganze kulminierte mit den Ereignissen vom Dezember 1989, die zum Fall des Kommunismus in Rumänien führten.“