Tag: Ranger

  • Wisente in freier Wildbahn im Fogarasch-Gebirge

    Wisente in freier Wildbahn im Fogarasch-Gebirge

    Der Wisent (Bison bonasus), das grö‎ßte Landsäugetier Europas, das vor Jahrhunderten weite Teile des Kontinents bevölkerte, ist heute ein gefährdetes, geschütztes Tier. Auch in Reservaten ist er nur noch sehr selten und nur an wenigen Stellen in freier Wildbahn anzutreffen. Einer davon ist seit kurzem das Gebiet des Făgăraș-Gebirges, im Zentrum Rumäniens, wo die Carpathia Conservation Stiftung ein Programm zur Wiedereinführung dieser majestätischen Pflanzenfresser in die Natur betreibt, die einst ein Symbol unseres Landes waren. Den Rumänen eher aus Märchen und historischen Geschichten bekannt, hält der Wisent in der öffentlichen Wahrnehmung einen Hauch von Legende und ist sehr beliebt. Aber nicht nur aus Nostalgie oder wegen der Schönheit werden Wisente wieder in die Freiheit entlassen, wie Adrian Aldea, Biologe für Fauna-Management bei Carpathia Conservation, betont:



    Das Făgăraș-Gebirge ist ein Gebiet, das noch weitgehend unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen ist. Die einzigen Arten, die im ursprünglichen Mosaik fehlen würden, wären der Wisent und der Biber, und daher die Idee ihrer Wiedereinführung, in diesem Projekt, »Life«, das darauf abzielt, ein Wildgebiet im Südosten des Făgăraș-Gebirges zu schaffen. Von den Teilprojekten, um die Wisente wieder einzuführen, haben wir soweit zwei umgesetzt und bereits eine erste Gruppe von Wisenten ausgewildert; wir sind mit dem dritten Teil noch unterwegs und wollen es mit kleinen Gruppen von bis zu fünf Exemplaren jährlich vervollständigen. Am Ende des Projekts wollen wir mindestens 75 freilebende Wisente haben. Der Wisent ist eine Schirmart im Ökosystem, d.h. dass durch seine Existenz, durch seine Eingriffe in die Natur bestimmte Nischen geschaffen werden, in denen verschiedene andere Arten oder Teilpopulationen einiger Arten ebenfalls zum Gedeihen kommen. Zum Beispiel durch seine Ernährung: Er frisst sowohl Gras- als auch Baumvegetation, Sprossen u.a.m. So hält er die Weiden und Wiesen offen, die einen Lebensraum mit einer gro‎ßen spezifischen Vielfalt darstellen. Auch durch sein Verhalten, sich zu waschen, bestimmte Badeorte zubevorzugen, in denen sich verschiedene andere Arten wie etwa Froschlurchen und Reptilien ansiedeln, trägt der Wisent zur Biodiversität bei.“




    Ein weiterer Grund, warum die Anwesenheit des Wisents an seinen ursprünglichen Orten wichtig ist, ist die Tatsache, dass er durch seine Grö‎ße und sein Gewicht (Männchen können sogar eine Tonne erreichen), durch die Entfernungen, die er zurücklegt, dazu beiträgt, Wege für andere kleinere Säugetiere wie Rehe, Dachse oder Marder zu schaffen. Au‎ßerdem sammelt der Wisent durch seine Hygienegewohnheiten, zu denen Staubbäder“ und das Kratzen an Bäumen und Sträuchern gehören, Samen im Fell anhäuft und in die Gebiete, die er erkundet, befördert und somit hilft, Wiesen und offene Flächen zu regenerieren. Er hat also eine sehr wichtige Rolle für das Ökosystem, aber er kann auch die Entwicklung der lokalen Gemeinschaften unterstützen.



    Wir fragten Andrei Aldea, ob der Wisent zur Förderung des Tourismus beitragen kann und wie die Stiftung, bei der er arbeitet, die in das Făgăraș-Gebirge gebrachten Exemplare angeschafft hat.



    In den Gebieten und in den Ländern, in denen die Wiederansiedlung des Wisents seit einigen Jahren erfolgt, hat sich der Tourismus in dieser Richtung sehr gut entwickelt. Vor allem Polen ist sehr bekannt, aber auch in unserem Land — im Gebiet Neamț. Auch in Brașov haben wir ein Reservat mit Wisenten, zwar nicht in freier Wildbahn, und auch in Vama Buzăului, wo das Konzept ganz gut klappt. Sie werden von verschiedenen Orten und Zentren in die Reservate gebracht, entweder aus Zuchtzentren oder aus Reservaten aus Europa, aber auch aus dem Land. Das Problem der Kosten ist sehr vielfältig. Jeder Züchter versteht es, seine Kosten zu decken. Wir haben ein Budget innerhalb des Projekts und wir müssen dieses einhalten, aber es gibt auch Länder oder Zentren, die uns kostenlos Wisente überstellt haben — so überlappt sich das mit dem Konzept der Wiedereinführung in der Natur.“




    Die Stiftung verfügt über europäische Fördermittel, setzt aber auch eigene Mittel ein. Was die Interaktion mit dem Menschen angeht, so stellen Wisente keine unmittelbare Gefahr dar, aber sie können aggressiv werden, wenn sie sich bedroht fühlen. Deshalb sollten sich Touristen den Wisenten nicht nähern, um Fotos zu machen, sie nicht füttern und einen Abstand von mindestens 100 m zu ihnen einhalten. Gleichzeitig können Wisente aber auch Schaden anrichten, wenn sie sich auf der Suche nach Nahrung Dörfern, landwirtschaftlichen Flächen oder Heuwiesen nähern. Deshalb wurden die Auswilderungsgebiete abseits von menschlichen Siedlungen gewählt, um Interaktionen zu vermeiden. Um jeden möglichen Konflikt mit diesem mächtigen Tier zu vermeiden, patrouillieren die Ranger der Stiftung durch das Gebiet und überwachen ständig die Bewegungen der Wisente, ihren Gesundheitszustand, ihre Anwesenheit und die Interaktionen mit anderen Wildtieren. Die Ranger greifen ein, um die Wisente zu vertreiben, wenn sie der Gemeinde zu nahekommen.



    Bei extremen Wetterbedingungen legen die Ranger au‎ßerdem zusätzliches Futter an Stellen aus, die häufig von diesen Tieren aufgesucht werden. Um jegliche Unzufriedenheit der Einheimischen zu vermeiden, bietet Conservation Carpathia Elektrozäune an, die den Menschen zur Verfügung gestellt werden, die Probleme mit sich nähernden Wisenten haben. Eine äu‎ßerst angenehme Überraschung gab es im Herbst 2020, als im Făgăraș-Gebirge ein erstes in freier Wildbahn geborenes Wisentkalb beobachtet wurde, das ohne Probleme wächst und sich entwickelt. Es hat noch keinen Namen und darf auch keinen haben, um seine Identität als Wildtier zu bewahren.

  • Naturschützer fordern mehr Schutzmaßnahmen für Waldaufseher

    Naturschützer fordern mehr Schutzmaßnahmen für Waldaufseher

    Der illegale Holzschlag in Rumänien nahm in letzter Zeit wesentlich zu. Romsilva ist die Behörde, die die Wälder verwaltet, die Eigentum des Staates sind. Die Behörde verlautbart, jährlich würden 50.000 m3 Holz illegal abgeholzt. Die Umweltschützer behaupten allerdings, dass die Waldrodung viel weiter ginge. Auf 8,8 Millionen m3 Holz beziffere sich die Jahresmenge an illegal eingeschlagenem Holz. Die Waldschutzbehörde Suceava stellte neuerdings fest, dass in lediglich sechs Tagen 290 m3 Holz illegal eingeschlagen wurden.



    Die Naturschützer, die in den letzten Jahren die Wälder Rumäniens untersuchten, wiesen auf den Holzdiebstahl hin, der in Rumänien konstant betrieben wird. Au‎ßerdem enthüllten sie, wie das Mafiaapparat in den Wäldern Rumänien handelt. Leider haben wir es mit einem System zu tun, in dem Mittäterschaft und persönliches Interesse hoch stehen. Sämtliche relevante Spieler tragen zum Kahlschlag der Wälder Rumäniens bei. Im illegalen Geschäft wirken sowohl Förster wie auch lokale Politiker mit, die ihr Vermögen durch den Verkauf von illegal eingeschlagenem Holz aufrunden. Es kann allerdings auch vorkommen, dass Ranger, die ihrem Beruf ehrlich nachgehen, die Holzdiebe auf frischer Tat erwischen. Oft setzen die Waldhüter ihr Leben in Gefahr, eben weil sie den Verbrechern in die Quere kommen. Die Waldaufseher tragen die Verantwortung für Hundert Tausende Hektar Wald. Dennoch sind sie unangemessen ausgerüstet, verfügen weder über entsprechende Verkehrsmittel, noch über Dienstwaffen oder Kommunikationsgeräte. Daher haben sie immer mehr Schwierigkeiten, die Holzdiebe abzuwehren. Seit 2014 wurden bei der zuständigen Behörde schlicht 185 Aggressionsfälle gegen Waldaufseher angemeldet. In den letzten Jahren wurden sogar sechs Ranger umgebracht. Viele andere mussten wegen ihrer Verletzungen ins Krankenhaus eingewiesen werden. Radu Melu leitet die für die Wälder zuständige Abteilung bei WWF Rumänien. Er schlug einige Ma‎ßnahmen zum Schutz der Förster und der Wälder vor — unter anderem, die Einführung der Holzkontrolle beim Verlassen des Waldgebietes und der digitale Fingerabdruck des LKW:



    Leider gibt es immer mehr Schwierigkeiten diesbezüglich. Wald und Waldaufseher sind fast schutzlos. Wir haben effiziente Lösungen gefunden, die wir mit allen beteiligten Spielern diskutierten. Die alten, überholten Kontrollmethoden müssen aufgegeben werden. Wir sollten vielmehr die von der EU eingeführten Vorschriften beachten — die Kontrolle sollte nämlich bei der ersten Vermarktung des Holzes durchgeführt werden. Das Überwachungssystem basiert in Rumänien immer noch auf der Markierung der Baumstümpfe — ein deutlich überholtes Kontrollsystem, dass in einem vermutlichen Gerichtsverfahren total ineffizient wäre. Daher sollte dieses System aufgegeben werden, und die erste Vermarktung herangezogen werden. Die Rechenfehler werden somit auf ein Minimum reduziert. Darüber hinaus wird der Ranger keiner direkten Gefahr mehr ausgesetzt, denn er wird die Verbrecher nicht mehr direkt vor Ort, wo er alleine ist, zur Rechenschaft ziehen müssen. Der Waldaufseher kann die Kontrolle am Stra‎ßenrand durchführen. Was wir vorschlagen, ist eine tatsächliche Kontrolle des eingeschlagenen Holzes an den Waldzugängen. Da gibt es mehr Leute, die Polizei kann eingreifen, falls notwendig.“




    Die Gewerkschaften aus der Forstwirtschaft protestierten vor zwei Wochen vor dem Parlament in Bukarest, im Zuge der zunehmenden Gewalt gegen die Förster. Sie forderten die Abänderung der Gesetzgebung für die Forstwirtschaft.