Tag: Regisseure

  • Die rumänischen Filme des Jahres 2023 im Überblick

    Die rumänischen Filme des Jahres 2023 im Überblick

    Laut Filmrezensionen in Cahiers du Cinema und Sight and Sound, bleibe der beste rumänische Film des Jahres “Warte nicht zu viel vom Ende der Welt” (“Nu aștepta prea mult de la sfârșitul lumii”) von Radu Jude. Der Film feierte seine Weltpremiere auf dem Internationalen Filmfestival von Locarno (wo er mit dem Silbernen Leoparden – Spezialpreis der Jury und dem Ersten Preis der Jugendjury ausgezeichnet wurde). “Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten, an denen ich beteiligt war oder die ich miterlebt habe. Es sind kleine, individuelle Geschichten von Menschen, die in persönlichen und beruflichen Beziehungen gefangen sind”, sagt Radu Jude seine Produktion, Rumäniens Beitrag für die Oscars 2024.



    “Zwischen Revolutionen” (“Între revoluții”), eine Dokufiktion in der Regie von Vlad Petri, ist ein weitere rumänische Produktion, die von Festivals und Publikum gleicherma‎ßen geschätzt wurde und den FIPRESCI-Preis in Berlin sowie den Preis für den besten rumänischen Film beim TIFF (Transilvania International Film Festival) gewann. “Eine leidenschaftliche Freundschaft, die sich über ein turbulentes Jahrzehnt erstreckt, das von zwei unwahrscheinlichen Aufständen geprägt war, bildet das emotionale Herz der kraftvollen Dokufiktion des rumänischen Regisseurs Vlad Petri”, schreibt Variety. “Der Film bestätigt einmal mehr Petris Fähigkeit, Geschichten zum Leben zu erwecken und zu hinterfragen, was sie für die Menschen bedeuten, die sie erlebt haben”, schreibt Screen International.



    2023 kam in die Kinos such “Warboy”, der neueste Spielfilm von Marian Crișan, der die Geschichte eines Teenagers erzählt, durch dessen Augen wir das Ende des Zweiten Weltkriegs sehen, insbesondere die Ereignisse im Herbst 1944. Der Junge versucht, die beiden Pferde der Familie zu retten, indem er sich mit ihnen auf eine Initiationsreise durch die wilde Landschaft des Apuseni-Gebirges begibt. “Warboy” ist der absolute Kontrapunkt zu allen Bemühungen der hiesigen Industrie, hip zu sein: ein bewusst inaktiver, ja sogar veralteter Film, der aber eine Klarheit der Regiegesten zeigt, die das Kino in ein kleines Wunder verwandeln kann”, schreibt der Kritiker Victor Morozov.



    Derselbe Kritiker erwähnt auch “Richtung Norden” (“Spre nord”) , das Spielfilmdebüt des Regisseurs Mihai Mincan, das bei den 79. Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2022 in der Sektion “Venice Orizzonti”, mit dem Preis der Filmkritik, Bisato dOro, ausgezeichnet wurde. Das Drehbuch des Films, das 2016 von Mihai Mincan geschrieben wurde, ist von einer wahren Begebenheit in den 1990er Jahren inspiriert: dem Versuch einiger Rumänen, versteckt in einem Frachtschiff nach Amerika zu gelangen. “Eine mutige und schonungslose Darstellung von Situationen, die in internationalen Gewässern auftreten können. Eine Geschichte über moralische Entscheidungen, Freundlichkeit und Kompromisse, Mut und Angst. Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, selbst wenn der Abspann läuft”, schreibt Intoscreens.



    Der neue Film von Tudor Giurgiu “Freiheit” (“Libertate”) erzählt eine weniger bekannte Geschichte. In Sibiu wurden im Dezember 1989 mehrere Männer – Soldaten, Zivilisten – in einem stillgelegten Schwimmbad als Geiseln festgehalten und beschuldigt, Terroristen zu sein. Der Film hat zahlreiche internationale Preise gewonnen, darunter den Preis für den beliebtesten rumänischen Film beim TIFF, CICAE-Preis in Sarajevo, den Preis für das beste Kostüm und das beste Szenenbild (von Viorica Petrovici bzw. Vali Ighigheanu) beim Waterloo Historical Film Festival, FIPRESCI-Preis beim Filmfestival Cottbus und den Kritikerpreis beim Arras Film Festival. Der Dokumentarfilm “Warum ich Noira hei‎ße” (“De ce mă cheamă Nora), der Regisseurin Carla-Maria Teaha, war ein gro‎ßer Erfolg bei Publikum und Kritikern. In dieser Produktion spielt Nora Iuga, eine der bekanntesten Schriftstellerinnen und Übersetzerinnen Rumäniens.


  • Filmfestspiele in Cannes: Porumboiu in Nebensektion ausgezeichnet

    Filmfestspiele in Cannes: Porumboiu in Nebensektion ausgezeichnet

    Die Filmfestspiele von Cannes sind nach fast zwei Wochen zu Ende. Nach zahlreichen Filmvorführungen und dem langersehnten Ballett von Stars und Sternchen des Weltkinos auf dem roten Teppich wurden am Sonntagabend die Gewinner bekanntgegeben. Die Jury unter Vorsitz der US-Regisseure Joel und Ethan Coen hatte die Wahl unter 19 Beiträgen. Die höchste Auszeichnung, die goldene Palme, ging an das französische Flüchtlingsdrama Dheepan. Der Regisseur Jacques Audiard erzählt in diesem Film die Geschichte eines Flüchtlings aus Sri Lanka, der sich in einen heruntergekommenen Pariser Vorort mitten in einem Bandenkrieg wiederfindet. Audiard war 2009 in Cannes für sein Gefängnisdrama Ein Prophet mit dem Gro‎ßen Preis der Jury ausgezeichnet worden.



    Ebenfalls aus Frankreich stammt auch der Gewinner des Preises für die beste männliche Rolle. In La loi du marché“ (dt. Das Gesetz des Marktes) von Stéphane Brizé verkörpert Vincent Lindon einen Langzeitarbeitslosen. Gleich zwei Schauspielerinnen wurden als beste Darstellerinnen ausgezeichnet. Geehrt wurden die US-Schauspielerin Rooney Mara für ihre Rolle in dem Lesben-Drama Carol und die Französin Emmanuelle Bercot für ihre Darstellung einer bei einem Skiunfall schwer verletzten Anwältin im Film Mon Roi (dt. Mein König).



    Traditionsgemä‎ß hat der Internationale Filmkritiker-Verband Fipresci jeweils einen Film aus dem offiziellen Wettbewerb, sowie den Nebenreihen Un Certain Regard und Quinzaine des Réalisateurs geehrt. Von den 19 Beiträgen der Hauptsektion ging der Fipresci-Preis an das Holocaust-Drama Saul fia (dt. Sauls Sohn). Das schockierende Erstlingswerk des ungarischen Regisseurs László Nemes enthält drastische Bilder aus dem Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau. Der Film begleitet den KZ-Häftling Saul Ausländer, einen ungarischen Juden, der für die Nazis in den Gaskammern arbeiten muss. Der in Rumänien geborene Schauspieler ungarischer Herkunft, Levente Molnár, spielt hier den besten Freund Sauls, Abraham Warsawski. Molnár ist beim Ungarischen Staatstheater in Klausenburg angestellt.



    In diesem Jahr waren keine rumänischen Regisseure in der Hauptsektion der Filmfestspiele vertreten, so wie es in den vergangenen Jahren fast ausnahmslos der Fall gewesen war. Dafür war das viel gelobte neue rumänische Kino in der Sektion Un Certain Regard repräsentiert: Radu Munteans Un etaj mai jos (dt. Einen Stockwerk tiefer) und Corneliu Porumboius Comoara (dt. Der Schatz) wurden ausgewählt. Der Film von Porumboiu erhielt den Preis Un certain talent” für die meisterlich inszenierte Erzählung”. Ferner wurde der Kurzfilm Ramona von Andrei Creţulescu mit den Canal+ Preis der Kritikerwoche ausgezeichnet, ein Preis der den Debütwerken gewidmet ist. Der gleichnamige französische Fernsehsender hat die Senderechte für Ramona gekauft.

  • Retrospektive der Erfolge rumänischer Filmemacher 2014

    Retrospektive der Erfolge rumänischer Filmemacher 2014

    Der Cineast Radu Jude wurde zum zweiten Mal in der Folge beim Festival in Cannes in der Sektion Quinzaine des Réalisateurs“ mit seinem Kurzfilm Trece şi prin perete“ (Es geht auch durch die Wand“) selektiert. Radu Jude hat auch das Drehbuch des Films geschrieben, Kamera — Marius Panduru, Schnitt — Cătălin Cristuţiu, Bühnenbild — Adi Cristea, Kostüme — Maria Pitea. Unter den Schauspielern zählen: Sofia Nicolaescu, Ion Arcudeanu, Marcel Horobeţ, Gabriel Spahiu und Alecu Jude.




    Der rumänische Film hat in den letzten Jahren beim Internationalen Filmfestival in Cannes bemerkenswerte Erfolge verzeichnet. 2012 gewann Rumänien durch den Regisseur Cristian Mungiu mit dem Film După dealuri“, (internationaler Titel: Behind the Hills“) den Preis für das beste Drehbuch. Cristian Mungiu wurde 2007 mit der Goldenen Palme für den Spielfilm 4 luni, 3 săptămâni şi 2 zile“ (4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage“) ausgezeichnet.




    Der französische Regisseur rumänischer Abstammung Radu Mihăileanu wurde beim Festival in Cannes von der französischen Kulturministerin Aurelie Filippetti mit dem Orden für Kunst und Literatur ausgezeichnet. Ein militanter Künstler in der Mitte der Gemeinschaft, ein gro‎ßer Verteidiger der kulturellen Vielfalt und ein Beispiel der Integration im französischen Stil“, waren die Worte, mit denen die Ministerin Aurelie Filippetti die kulturellen Verdienste des Regisseurs Radu Mihăileanu würdigte. In der Sektion Les séances Spéciales“ des Festivals von Cannes ist der Dokumentarfilm Caricaturistes, fantassins de la démocratie“, in der Regie von Stéphanie Valloatto gespielt worden. Koautor des Drehbuchs ist Radu Mihăileanu. Der Film erzählt die Geschichte von 12 herausragenden Karikaturisten aus der ganzen Welt, die gleichzeitig lustig und tragisch sind. Sie werden in einer lustigen, aber auch rührenden Art vorgestellt. Sie versuchen, ihre künstlerische Unabhängigkeit zu verteidigen. Es ist eine lustige Art, für die Demokratie zu kämpfen, so die Autoren des Films. Der Bleistift bleibt die einzige Waffe dieser französischen, tunesischen, russischen, amerikanischen, chinesischen, algerischen, venezolanischen, palästinensischen Künstler oder der Künstler aus Burkina Faso und der Elfenbeinküste.




    Câinele japonez“ (Der japanische Hund“) von Tudor Cristian Jurgiu ist bei der diesjährigen Auflage des Festivals Making Waves in New York vorgestellt worden und bekam von der Publikation IndieWire nur Lobesworte. Sie schreibt, der Film erfrische die Filmwelt“, während der Regisseur ein wahres Talent sei. Der Spielfilm von Tudor Cristian Jurgiu hatte seine Erstaufführung in der Sektion New Directors“ des Internationalen Filmfestivals von San Sebastian und wurde beim Festival in Warschau ausgezeichnet. Câinele japonez“ (Der japanische Hund“) von Tudor Cristian Jurgiu kam auch in die Auswahl für den Oscar-Preis 2015 in der Sektion Bester ausländischer (nicht amerikanischer) Film“. Bei der diesjährigen Auflage des Festivals Making Waves in New York wurden zahlreiche begleitende Veranstaltungen unter dem Titel Kunst versus Politik“ organisiert. Angegangen wurden umstrittene Themen wie die Lage der sexuellen Minderheiten in Russland, Rumänien und den Vereinigten Staaten.

  • Shooting Stars 2014: rumänische Schauspielerin Cosmina Stratan in Berlin geehrt

    Shooting Stars 2014: rumänische Schauspielerin Cosmina Stratan in Berlin geehrt

    Die Schauspielerin Cosmina Stratan wurde als rumänischer Shooting Star ausgewählt. Das Programm Shooting Stars — Europes Best Young Actors“ wird den Nachwuchstalenten gewidmet; dieses Jahr sollen die jungen europäischen Schauspielerinnen und Schauspieler zwischen dem 8. und dem 10. Februar bei der Berlinale geehrt werden. Im Laufe der Zeit hat das Programm talentierte Nachwuchsschauspieler wie Rachel Weisz, Daniel Craig, Carey Mulligan, Mélanie Laurent der Öffentlichkeit bekannt gemacht und ihre Karriere gefördert. Ana Ularu, Dragoş Bucur, Maria Popistaşu und Ada Condeescu sind die rumänischen Schauspieler, die sich bislang der Chance erfreut haben, für das besagte Programm ausgewählt zu werden.



    2012 wurde Cosmina Stratan zusammen mit Cristina Flutur bei den Filmfestspielen in Cannes mit dem Preis für die beste weibliche Darstellerin für ihre Rollen in der Produktion von Cristian Mungiu După dealuri“ (Beyond the Hills“) ausgezeichnet. Das Drehbuch von Cristian Mungiu fu‎ßt auf den veröffentlichten Recherchearbeiten der rumänischen Journalistin Tatiana Niculescu Bran, die den sogenannten Fall Tanacu, ein wahres Geschehnis, dokumentiert. Im Kloster Tanacu, im ostrumänischen Vaslui, war 2005 eine 23-jährige Frau bei einem exorzistischen Ritual zu Tode gekommen. An dem Ritual beteiligten sich ein Priester und vier Nonnen. Der Film erzählt die Geschichte der 25-jährigen Alina, die aus Deutschland ins Heimatland zurückkehrt, um ihre Freundin Voichiţa, mit der sie zusammen im Waisenhaus aufgewachsen ist, nach Deutschland zu holen. Voichiţa war aber mittlerweile in ein Kloster eingetreten und will ihr Leben nicht ändern.



    Der Film feierte bereits vor zwei Jahren seine Premiere, die Hauptdarstellerin Cosmina Stratan spricht heute noch von der engen Beziehung, die sie zur von ihr verkörperten Gestalt und zum Filmteam entwickelt hatte:



    Ich habe kaum gemerkt, dass schon zwei Jahre seit der Filmpremiere vergangen sind. Wenn der Winter kommt, erinnere ich mich am stärksten an diesen Film, weil die Dreharbeiten in der Winterzeit stattfanden. »Hinter den Hügeln« ist mein wichtigster Referenzpunkt, und es ist nicht ausgeschlossen, dass es auch weiterhin so bleibt. Der Streifen ist mein erster Spielfilm, und für mich war es sehr wichtig, mit dem Regisseur Cristian Mungiu zusammenzuarbeiten. Das ist meine Bestleistung als Darstellerin, und ich wei‎ß nicht, ob ich sie wiederholen oder übertreffen kann.“




    Der Preis für die beste weibliche Rolle bei den Filmfestspielen in Cannes hat die rumänische Schauspielerin überrascht. Des weiteren kommt sie erneut zu Wort mit Einzelheiten über die Nominierung unter den diesjährigen Shooting Stars und ihren nächsten Film:



    Der Unterschied zwischen meiner Teilnahme am Filmfestival in Cannes und an der Berlinale liegt darin, dass ich mir diesmal gewünscht habe, für das Programm »Shooting Stars« ausgewählt zu werden. Es ist eine riesige Chance für jeden Nachwuchsschauspieler, sich daran zu beteiligen, weil man somit die Gelegenheit hat, mit Filmproduzenten, Casting-Verantwortlichen, Filmagenten, Regisseuren Kontakte zu knüpfen. Mein nächster Film soll im Frühjahr in Berlin gedreht werden. Es handelt sich um den ersten Spielfilm eines deutschen Regisseurs. Ich spiele die Hauptrolle, darf aber den Filmtitel noch nicht verraten.“




    Nachwuchsschauspieler wünschen sich als erstes vor allem, dass ihre Namen in der Besetzung einer Superproduktion erscheinen. Für Cosmina Stratan spielt hingegen das Drehbuch eine äu‎ßerst wichtige Rolle. Die Bewunderung für den berühmten Filmemacher Cristian Mungiu und das Drehbuch haben die junge Schauspielerin überzeugt, die Rolle in der besagten Produktion anzunehmen:



    Mich interessiert insbesondere die Handlung. Die Handlung und die Gestalten. Selbstverständlich ist es auch entscheidend, wenn ich bei der Rollenverteilung eine bestimmte Beziehung zum Regisseur aufbauen kann, es ist sehr wichtig für mich als Darstellerin, wenn ich auf der gleichen Wellenlänge mit dem Regisseur bin. Und das kann man von Anfang an merken. Diese Aspekte sind für mich entscheidend, wenn ich einen Film auswähle oder wenn ich ein Rollenangebot bekomme. Weder das Budget des Films noch die Besetzung oder die Förderung und die Werbung um den Film spielen für mich eine Rolle. Sollten meine Kriterien erfüllt werden, dann mache ich gerne mit.“




    Cosmina Stratan ist in Rumänien nicht nur als talentierte Filmdarstellerin, sondern auch als Theaterschauspielerin bekannt. Das Theater ist eigentlich der Grund, warum sie ihr Heimatland nicht verlassen würde:



    Ich würde mich nicht in einem anderen Land niederlassen. Das stellt für mich keine Option dar, weil ich Theater spielen will. Es ist schwer, in einer anderen Sprache als der Muttersprache Theater zu spielen.“




    Das Programm Shooting Stars, das dieses Jahr bereits zum 17. Mal stattfindet, wird von der European Film Promotion (EFP), einer Organisation zur weltweiten Förderung und Bewerbung des europäischen Films, in Zusammenarbeit mit EFP-Mitgliedorganisationen, darunter auch mit dem Verband für Förderung des rumänischen Films, organisiert. Die Auszeichnung wird während der Berlinale vergeben. Ihr Ziel ist, junge, aufstrebende Schauspieler aus Europa einer gro‎ßen Öffentlichkeit sowie Filmproduzenten bekannt zu machen, um deren Karrieren und den europäischen Film zu fördern.



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  • Rumänische Streifen bei den Filmfestspielen in Rotterdam

    Rumänische Streifen bei den Filmfestspielen in Rotterdam

    Când se lasă seara peste Bucureşti sau Metabolism“ (Wenn sich der Abend über Bukarest senkt oder Metabolismus“) von Corneliu Porumboiu, Bucureşti, unde eşti?“ (Bukarest, wo bist du?“) in der Regie von Vlad Petri und der Kurzfilm O umbră de nor“ (Der Schatten einer Wolke“) des Regisseurs Radu Jude sind die drei rumänischen Produktionen, die ausgewählt wurden, zwischen dem 22. Januar und dem 2. Februar um den gro‎ßen Preis der Internationalen Rotterdamer Filmfestspiele zu konkurrieren.


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    Weniger bekannt als die Filmemacher Corneliu Porumboiu und Radu Jude ist der junge Regisseur Vlad Petri, Absolvent der Bukarester Theater- und Filmhochschule. Er ist Dokumentarfilm-Regisseur und Fotograf. Petri recherchierte die Bukarester Sozialbewegungen 2012 und 2013 und veröffentlichte regelmä‎ßig auf Online-Plattformen vor Ort aufgenommene Filme und Bilder. Im Mittelpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit steht die Erforschung unmittelbarer, persönlicher Wirklichkeit und der sozialen Unruhen.



    Der Platz als öffentlicher Raum für Debatten, Vorschläge und Proteste weckt mein besonderes Interesse. Wie entsteht überhaupt dieser Raum, wie hat er sich umgewandelt, welche ist seine soziale Auswirkung? All diese Fragen sind von gro‎ßem Interesse für meine Arbeit. Ich habe eine Leidenschaft für die Menschen, die sich daran beteiligen, für die Art und Weise, in der sie eine Botschaft an jemanden ausrichten. Ich habe vor, so oft wie möglich an den Protesten am Bukarester Universitätsplatz aktiv teilzunehmen, meine Filme ausschlie‎ßlich im Online-Umfeld zu verteilen und mit der Dynamik der Ereignisse Schritt zu halten“, sagte kürzlich der Regisseur.



    Aus diesem Interesse für den Platz als öffentlichen Raum für Debatten“ entstand auch der Dokumentarfilm Bucureşti, unde eşti?“ (Bukarest, wo bist du?“). Die Produktion des jungen rumänischen Regisseurs wurde für das Internationale Filmfestival in Rotterdam ausgewählt. Vlad Petri dazu:



    Ich habe zwei Jahre für diesen Film gearbeitet. Selbstverständlich freute ich mich riesig darüber, dass meine Produktion bei den Filmfestspielen in Rotterdam präsentiert wird, weil sie zu den wichtigsten europäischen Fachveranstaltungen zählt. Der Film präsentiert die Ereignisse in Bukarest 2012. Insgesamt hatten wir 60 Stunden Filmmaterial aufgenommen, das wir auf eine Stunde und 20 Minuten kürzten. In einer Stunde und zwanzig Minuten präsentieren wir aber eine strukturierte und inhaltsreiche Geschichte der sozialen Unruhen in Bukarest. Wir wollten, dass das auf der Stra‎ße gefilmte Material die Zuschauer auf eine gewisse Geschichte lenkt, und nicht, dass wir ihnen eine gewisse Richtung vorgeben.“




    Der Kurzfilm des Filmemachers Radu Jude Der Schatten einer Wolke / Shadow of a cloud“ erzählt die Geschichte eines Priesters, dessen Rolle vom Theaterregisseur Alexandru Dabija gespielt wird. An einem hei‎ßen Sommertag wird der Priester zu einer sterbenden Frau gerufen, um für ihre Seele zu beten. Hinter dieser Geschichte stecken sehr viele hintergründige Bedeutungen. Die wichtigste steckt wahrscheinlich hinter einem bestimmten Satz des Gebets: ‚Mein niederträchtiges Leben ist wie ein Schlaf, wie der Schatten einer Wolke vergangen‘“, erläutert der Regisseur Radu Jude den Titel seines letzten Films, der voriges Jahr ebenfalls in der Sektion Quinzaine des Réalisateurs“ der Cannes Filmfestspiele gezeigt wurde. Regisseur Radu Jude dazu:



    Es gibt etwas in meiner Seele, das mich dazu antreibt, die Sachen aus dieser Perspektive zu betrachten. Tschechow hat eine derartige Situation sehr gut zusammengefasst. Eine Gestalt aus »Onkel Wanja« sagt: ‚Lange habe ich geglaubt, dass das Schicksal des Menschen tragisch sein muss, letztendlich habe ich aber selbst entdeckt, dass es einfach lächerlich ist.‘ Und es gibt in der Tat etwas Lächerliches im Verhältnis eines Menschen zu sich selbst, zu seinen Problemen, etwas, was die Traurigkeit und das Leiden nicht ausschlie‎ßt. Aus dieser Sicht will ich die Geschichten betrachten. Es handelt sich um die Perspektive, in der die Traurigkeit, das Unglück und das Drama so tief ineinander flie‎ßen, dass man sie mit dem Lächerlichen nicht mehr verwechseln kann.“




    Ich möchte eine möglichst unreine Kinokunst. Ich entdecke in mir selbst eine Entwicklung oder eine Involution: Als ich die ersten Filme machte, wünschte ich mir sehr eine stilistische Kohärenz. Ich wollte der Verfilmungsart sehr bewusst sein. Es scheint mir nun, dass diese Kohärenz eigentlich dazu führt, dass alle Energien und Visionen um den Film blockiert werden. Ich rede von jenen Energien, die neue Richtungen des Films aufzeigen und den Akzent dort setzen, wo er nicht gesetzt werden sollte“, sagte Radu Jude ferner über seine Erfahrung als Filmemacher.




    Die jüngste Produktion des Regisseurs Corneliu Porumboiu hat das Publikum, genau wie seine frühere Produktion Poliţist, adjectiv“ (Police, adjective“), in zwei Kategorien geteilt: Die Zuschauer, die glauben, dass eine klare Handlung in ihrem klassischen Sinn einem Film unentbehrlich sei (und deshalb die beiden Filme ablehnen), und andere, die hingegen für ein weniger erzählerisches Kino plädieren.



    Der Filmkritiker Tudor Caranfil sagte über den neuen Spielfilm von Corneliu Porumboiu, Wenn sich der Abend über Bukarest senkt oder Metabolismus“ sei eine Herausforderung“ und der leidenschaftlichste Experimentalfilm des rumänischen Kinos“. Der Kritiker Andrei Gorzo bezeichnete seinerseits die Produktion als einen äu‎ßerst subtilen Anti-Liebesfilm“.



    Der Film erzählt die Geschichte des Regisseurs Paul (dargestellt von Bogdan Dumitrache), der gerade an seinem neuen Film arbeitet. Bevor er eine Nacktszene dreht, diskutiert er mit Alina (gespielt von Diana Avrămuţ), einer Schauspielerin, mit der er eine Liebesbeziehung hat, mit der Filmproduzentin (Mihaela Sârbu), einem Branchekollegen (Alexandru Papadopol) und mit einem Arzt, der ihn endoskopisch untersucht. So wie der Regisseur einräumte, hatte er sich vorgenommen, in seinem Film die Hemmungen zu schildern, mit denen ein Regisseur kämpfen muss, um einen Film zu machen. Corneliu Porumboiu:



    Mich interessierte insbesondere die Beziehung zwischen den Gestalten und der Geschichte. Die Idee kam vor drei Jahren, als ein neues Kinogesetz vorgeschlagen wurde, das neue Regelungen in Bezug auf den Filmschnitt durchsetzen sollte. Dies löste bei mir Erinnerungen aus meiner Studentenzeit aus, als ich immer mit einer gewissen Einschränkung leben musste. Ich ging zur Uni mit einem Filmschnitt, den ich selber zu Hause gemacht hatte, indem ich die genaue Zeit aller Szeneneinstellungen ma‎ß. So entstand der Film. Selbstverständlich handelt es sich auch um eine Art Hinterfragung der Anfänge meiner Arbeit als Filmemacher.“




    Die Filmfestspiele in Rotterdam locken jedes Jahr über 3000 Journalisten und Persönlichkeiten der Filmkunst weltweit an. Die Veranstalter setzen sich jedes Jahr zum Ziel, junge und talentierte Regisseure zu fördern.



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