Tag: Reiher

  • Toplița im Landkreis Harghita: idealer Ort für Winterurlauber

    Toplița im Landkreis Harghita: idealer Ort für Winterurlauber

     

     

    Wir fahren zu den Ausläufern des Călimani-Gebirges im ostsiebenbürgischen Landkreis Harghita und schauen uns in der Ortschaft Toplița um. Der Ort liegt im überwiegend von den sogenannten Székler-Ungarn bevölkerten Ostsiebenbürgen und hat daher auch einen ungarischen Namen: Maroshévíz. Die Kleinstadt hat auch eine deutsche Bezeichnung, nämlich Töplitz. Allerdings ist sie mit einem Anteil von ca. 70 % rumänischsprachiger Bevölkerung von insgesamt rund 16 000 Einwohnern eine Ausnahme in der Region und bei Winterurlaubern aus dem ganzen Land beliebt. Warum das so ist und was die Stadt zu bieten hat, erzählt im folgenden Gabriela Hosszú vom örtlichen Amt für Tourismusförderung und Information (CNIT):

     

    Wir laden Sie herzlich nach Toplița ein, einem attraktiven und sehr abwechslungsreichen Winterurlaubsziel. Hier können Sie Skikurse nehmen oder Ihre bereits vorhandenen Schilauf-Künste auf der örtlichen Skipiste oder im Skigebiet im Gurghiu-Gebirge mit einem herrlichen Blick auf das benachbarte Călimani-Gebirge trainieren. Das Skigebiet besteht aus drei Pisten, eine mit mittlerem und zwei mit leichtem Schwierigkeitsgrad, die von zwei Skiliften und einem Förderband bedient werden. Außerdem haben wir eine Rodelbahn, eine Skipiste, die mit Beleuchtung bis spät in den Abend betrieben wird, ein Reitzentrum, ein Restaurant und ein Sportgeräteverleih.

    Die bekannte alpine Bobbahn ist immer noch beliebt und das ganze Jahr über in Betrieb. Sie ist die modernste und längste Bobbahn des Landes. Auf der Piste arbeiten über 40 zugelassene und geprüfte Skilehrer. Auf der Website der Piste können Sie sich den gewünschten Lehrer aussuchen und sich über die saisonalen Tarife und Öffnungszeiten informieren oder die Webcams nutzen, um den Zustand der Piste und die laufenden Aktivitäten zu beobachten. In diesem Jahr wird der 7. Alpine Skicup für Sportvereine und Amateure organisiert. Toplița hat eine Tradition im Skilanglauf. Auch Tourenskilauf ist in unserem Gebiet möglich, vor allem auf den langen und sehr attraktiven Loipen in den Călimani-Bergen mit der Möglichkeit, in der Wetterstation Călimani zu übernachten.“

     

    Doch auch wer kein Fan von Schilaufen ist, kann seine winterliche Urlaubszeit in Toplița (alias Maroshévíz oder Töplitz) mit anderen Aktivitäten gut verbringen. Gabriela Hosszú vom örtlichen Amt für Tourismusförderung mit weiteren Einzelheiten:

     

    Auch Motorschlitten- oder Quad-Ausflüge werden in der Gegend unter den gesetzlich vorgeschriebenen Bedingungen durchgeführt, ebenso wie Pferdeschlittenfahrten oder Hundeschlittenfahrten. Auch Schlittschuhlaufen auf der Oberfläche des örtlichen Sees, der im Sommer zum Sportfischen genutzt wird, ist beliebt. Es gibt drei Eislaufplätze mit einer Gesamtfläche von 3 000 Quadratmetern. Hier kann man auch Schlittschuhe und Ausrüstung ausleihen, und die Eisbahn bietet auch abends, bei Nacht und in angenehmer Atmosphäre mit guter Musik sehr gute Bedingungen zur Entspannung. Empfehlenswert sind auch Ausflüge in die Natur und Spaziergänge auf den Wanderwegen, die aus Sicherheitsgründen allerdings unbedingt mit Führer gebucht werden sollten, weil man auf wilde Tiere wie Bären, Rehe und Hirsche treffen kann. In dieser Zeit sind auch Füchse zu sehen, und im Februar ist die Paarungszeit der Wölfe.“

     

    Am Laufe des Flusses Mureș (ung. Maros, dt. Mieresch) können Naturliebhaber ferner auch Wildenten und andere Vogelarten wie Reiher nisten sehen. Eine kulinarische Besonderheit der Region ist die Eselsmilch, der besondere genesende Kräfte nachgesagt werden. Und schließlich kann man mit einem Besuch im Thermalbad einfach nur die Seele baumeln lassen.

  • Naturpark Comana: Habitat für viele Tierarten

    Naturpark Comana: Habitat für viele Tierarten

    Der Naturpark Comana ist ein Schutzgebiet im Landkreis Giurgiu, 35 km entfernt von der Hauptstadt Bukarest. Der Naturpark erstreckt sich über 25.000 Hektar und ist Teil des zusammenhängenden Netzes der Schutzgebiete innerhalb der Europäischen Union Natura 2000“ und der Ramsar-Konvention, ein Übereinkommen über Feuchtgebiete als Lebensraum für Wasservögel. Das Schutzgebiet im Süden Rumäniens weist eine besondere Biodiversität auf. Über eine Fläche von mehr als 8.000 Hektar erstrecken sich Eichen-, Linden-, Akazien- und Ulmenwälder, die für eine reiche Tierwelt einen Lebensraum darstellen: Hier leben Fasane, Rehe, Wildkaninchen, Wildschweine und Füchse. Der Naturpark enthält drei Schutzgebiete: das Reservat für stechende Mäusedorne (Ruscus aculeatus), das Reservat für byzantinische Pfingstrosen (Paeonia peregrina) und das Delta Comana. Der Direktor des Naturparks, Valentin Grigore, kommt zu Wort mit Einzelheiten:



    Im Monat Mai blühen die Pfingstrosen im Naturpark Comana. Dieser Winter war mild und der Frühling kam auch früher, deswegen blühen sie bestimmt in der ersten, und nicht in der zweiten Maiwoche wie bisher. Hier gibt es auch das Reservat für stechende Mäusedorne, diese Pflanze bleibt das ganze Jahr grün, das ist eher eine exotische Pflanze aus dem Mittelmeerraum mit sehr schönen Früchten, die auch im Winter rot bleiben. Hier lebt auch der Frühlings-Krokus und auf einer Fläche von 20 Hektar sind nur Wiesen-Margeriten zu sehen, ich verrate nicht genau wo, denn diese Blume ist zu schön und kommt selten vor.“




    Das Delta Comana erstreckt sich über 1200 Hektar und stellt aus Sicht der Biodiversität das drittgrö‎ßte Feuchtgebiet im Land dar, nach der kleinen Insel von Brăila und dem Donaudelta, sagt unser Gesprächspartner:



    Wir haben hier 141 Vogelarten identifiziert, 78 davon stehen unter Naturschutz. Dieser Naturpark ist ein kleines Juwel in der Nähe von Bukarest, sehr bekannt ist das Delta Văcăreşti bei Bukarest, aber hier, in Comana, ist die Biodiversität viel grö‎ßer und beeindruckender. Hier leben endemische Fischarten wie der europäische Hundsfisch oder der Comana-Döbel. Hier leben zudem 10 Amphibien-Arten, Frösche, Reptilien und Schildkröten. Wir beobachten zudem die Ausweitung der Schakal-Bevölkerungen in diesem Gebiet. Der Schakal steht nicht unter Naturschutz, zeigt aber dieses Potenzial, weil hier keine Wölfe leben. Jetzt im Frühling kehren die Zugvögel zurück, und die Kinder sind davon fasziniert. Neben dem wei‎ßen Storch kann man hier auch den schwarzen Storch bemerken, der als seltene Vogelart gilt. Auf EU-Ebene lebt rund ein Achtel der schwarzen Störche in Rumänien, sie stehen unter Naturschutz und sind meistens hier in Comana zu finden. Der schwarze Storch ist abhängig von der Existenz der alten Bäume mit gro‎ßen Kronen, so zum Beispiel der alten Eichen, und hier werden all diese Bedingungen erfüllt. Es gibt auch ein Waldhabitat in diesem Gebiet und die Zahl der Vögel ist sehr hoch. Hier lebt der gro‎ße Kormoran, der kleine Kormoran sowie die Moorente, die Tafelente, der Eisvogel, der Höckerschwan, der Nachtreiher sowie der Purpurreiher. Hier kommen viele Begeisterte der Vogelbeobachtung, einige suchen schnell nach dem Vogel, den sie sehen möchten, andere warten hingegen einen ganzen Tag auf das perfekte Foto mit dem Lieblingsvogel. Um das Delta Comana herum gibt es vier Tonaufnahmegeräte für Vogelbeobachter.“




    Im Naturpark Comana leben die schwarzen Störche (Ciconia nigra), diese Vogelart wird aber vom Aussterben bedroht. Um das zu vermeiden, haben unlängst Experten des Rumänischen Ornithologischen Vereins Stieleichen gepflanzt. Ovidiu Bufnilă vom Ornithologischen Verein kommt zu Wort mit Einzelheiten über dieses Projekt:



    Der schwarze Storch baut hier im Comana-Park sein Nest. Diese Vogelart würde ich als besonders charismatisch und schüchtern beschreiben. Im Unterschied zu den wei‎ßen Störchen, die ihr Nest in Dörfern, manchmal auf dem Leitungsmast vor einem Haus oder auf dem Schornstein bauen, sind die schwarzen Störche eher zurückgezogen und sie bauen ihr Nest im Wald, weit weg von den Menschen. Manchmal nisten sie sogar in den Nestern von Adlern, aber was sie vorziehen, ist, ihr Nest in hohen und starken Bäumen, am Abzweig zwischen zwei Ästen zu bauen. Deswegen haben wir Stieleichen gepflanzt, diese Art von Eiche ist sehr verbreitet in Rumänien, sie bietet sowohl den kleinen Insekten als auch den Vögeln einen passenden Lebensraum. Auch der Eichelhäher baut hier sein Nest und die Eicheln dieser Art von Eiche werden von den Wildschweinen und anderen Waldtieren gefressen. 120 Freiwillige vom Unternehmen DB Schenker haben mitgemacht, an einem einzigen Tag haben wir über 1000 Eichen gepflanzt.“




    Der Naturpark Comana bietet den Besuchern zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung: Wanderungen, Bootsfahrten, Radwandern oder einen Besuch beim Kloster Comana, das Im Auftrag des Fürsten der Walachei Vlad Ţepeş im Jahr 1461 errichtet wurde.

  • Das naturgeschützte Feuchtgebiet Blahniţa

    Das naturgeschützte Feuchtgebiet Blahniţa

    Im Südwesten Rumäniens, im Landkreis Mehedinţi, am Donau-Ufer, liegt das Naturschutzgebiet Blahniţa, das auf der Liste der Ramsar-Konvention zum Schutz der Feuchtgebiete eingetragen ist. Es handelt sich um ein Feuchtgebiet von über 45.000 Hektar, das zur kontinentalen biogeographischen Region gehört und eine gro‎ße Biodiversität erweist. Die Teiche, Sümpfe, Moore, die Röhricht-Zonen, die Bruchwälder mit verschiedenen Baumarten sichern gute Lebensbedingungen für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, darunter auch Zugvögel, die unter Naturschutz stehen. In Rumänien existiert noch eine gro‎ße Biodiversität, sowohl bei den Ökosystemen, als auch bei den Pflanzen- und Tierarten. Die natürlichen und halbnatürlichen Ökosysteme stellen etwa 47% der Fläche Rumäniens dar. Aus diesem Grund sorgen die Rumänische Ornithologische Gesellschaft (SOR) und die Umweltorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) Romania durch Umweltprojekte dafür, dass das Feuchtgebiet Blahniţa geschützt wird. Mehr dazu von Mihai Avedic, Biologe bei der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft:



    In der Zone Blahniţa wurden seit 2009 bis heute zwei Projekte durchgeführt. Das erste war ein Life-Projekt auf europäischer und nationaler Ebene, das sich auf mehrere Naturschutzgebiete erstreckte, darunter auch das Feuchtgebiet Blahniţa. Ziel dieses Projekts war, Bestandaufnahmen von zwei Vogelarten zu machen — das waren die Zwergscharbe und die Moorente. 2012 wurde das zweite Projekt gestartet — es handelte sich um die Erarbeitung des Managementplans für das Natura-2000-Naturschutzgebiet Blahniţa-Mehedinţi, finanziert durch das Operationell-Sektorielle Umweltprogramm. Im Unterschied zu anderen Gebieten hat das Feuchtgebiet Blahniţa etwas Besonderes: Es überlappt sich mit anderen Naturschutzgebieten von europäischer Bedeutung, und zwar mit dem Wald Stârmina, dem Wald Bunget und dem Naturschutzgeiet Jiana. Neben den 18 Vogelarten, die in der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie eingetragen sind, leben in diesem Feuchtgebiet viele andere Tierarten, wie Reptilien, Amphibien, Fische.“




    Im Naturschutzgebiet Blahniţa leben neben den gefährdeten Vogelarten, die in der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie eingetragen sind, auch mehrere Zugvogelarten. Mehr dazu von Ovidiu Bufnilă, Sprecher der Rumänischen Ornitologischen Gesellschaft:



    Im Naturschutzgebiet Wald Stârmina haben wir viele interessante Vogelarten entdeckt. Unsere Experten hatten es nicht leicht, durch den dichten Wald voller Lianen und Himbeersträucher zu laufen. Aber wir haben dort mehrere Nester von Schelladlern gefunden, eine in ganz Europa geschützte Vogelart. Ferner entdeckten wir mehrere Seeadler, die normalerweise der Donau entlang und nicht in solchen Sumpfgebieten zu finden sind. Au‎ßerdem leben im Feuchtgebiet Blahniţa Zwergscharben, Graureiher, Purpurreiher und Rallenreiher. Am meisten freuten wir uns aber darüber, dass die Ortsansässigen viel Interesse für die Erhaltung dieses Natura-2000-Schutzgebietes zeigten. Sie waren sofort bereit, mit uns zusammenzuarbeiten, um das Feuchtgebiet Blahniţa zu schützen. Wir veranstalteten mehrere Seminare mit Schülern und wir waren in allen Dörfern der Region unterwegs, um Menschen zu finden, die ein Herz für die Umwelt haben.“

  • Das Văcăreşti-Delta und seine Bewohner

    Das Văcăreşti-Delta und seine Bewohner

    Mitte der 1980er Jahre beschloss das kommunistische Regime, ein symbolisches Denkmal der Hauptstadt Bukarest niederzurei‎ßen: das Kloster Văcăreşti, das Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde. In der Nähe des ehemaligen Klosters sollte ein künstlich angelegter See eingerichtet werden, die Bauarbeiten hatten bereits früher begonnen. Als der antikommunistische Aufstand 1989 ausbrach, verzichteten die Behörden auf das geplante Projekt und das 190 Hektar breite Gelände wurde indes zu einem Feuchtgebiet, das ebenfalls einen gro‎ßen wissenschaftlichen Wert aufwies. Es handelte sich um ein wahres Ökosystem mit einer Tier- und Pflanzenwelt, die jener eines Deltas ähnlich sind. Über 90 Vogelarten (Reiher, Kormorane, Möwen, Schwäne, Blässhühner, Wildenten — viele davon durch internationale Regelungen geschützt), Säugetiere, Fische, Amphibien fanden hier ein Zuhause. Es gibt zudem klare Beweise dafür, dass im Văcăreşti-Delta“ auch der Otter lebte.



    Die Nichtregierungsorganisation Rettet die Donau und das Delta“ hat ein Projekt angesto‎ßen, das den Văcăreşti-Sumpf zu einem Naturpark in der Stadt umwandeln soll. Um ein deratiges Projekt zu entwickeln, müsste man nicht nur bürokratische, sondern auch soziale Schwierigkeiten aller Art überwinden. Der Leiter der Organisation Rettet die Donau und das Delta“, Dan Bărbulescu, erläutert:



    In diesem Gebiet üben viele die Wilderei aus. Wir sind der Meinung, dass sich die rumänischen Behörden mehr dagegen einsetzen müssten. Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium entwickelt. Wir kommen mit Vertretern des Ministeriums regelmä‎ßig zu Gesprächen über dieses Projekt zusammen. Das Projekt ist auf den ersten Blick leicht umzusetzen, in Wirklichkeit müssen wir aber viele Schwierigkeiten überwinden. Selbst mit der Unterstützung des Umweltministeriums legt uns die Mentalität verschiedener Beamten zahlreiche Hindernisse in den Weg. Das Areal hat zudem das Interesse einiger Immobilieninvestoren erweckt, die hier Wohnblocks und Shopping Malls bauen wollen.“



    Der Văcăreşti-Sumpf gehört derzeit niemanden, das Areal bietet obdachlosen Menschen eine Beherbergung. Andere fischen oder sammeln Abfall, der hier in gro‎ßer Menge existiert. Die meisten erwarten Spenden von Wohltätigkeitsorganisationen. So ist der Fall von Aurelia, die in der Gegend in einer improvisierten Baracke wohnt. Sie ist nicht die einzige, die hier eine Unterkunft gefunden hat.



    Wir sind eine Familie — ich, der Ehemann, die Kinder und die Schwiegermutter — und neben uns wohnt sein Bruder, mit ihm auf dem selben Hof wohnen noch weitere 5-6 Familien. Etwas weiter vor leben noch drei Familien, sie haben sieben Kinder. In einer anderen Baracke lebt noch eine Familie mit 12 Kindern. Es ist sehr schwer für uns, so zu leben. Vor allem für die Kinder ist es schwer in der Schule, sie haben ja kein Licht, um ihre Hausaufgaben zu machen. Wir haben auch keine Heizung.“



    Die widrigen Bedingungen machen es den Familien sehr schwer, die Kinder zur Schule zu schicken. Und dennoch besuchen die zwei älteren Jungen und die zwei Mädchen ziemlich regelmä‎ßig den Unterricht. Weil ihre Familie seit geraumer Zeit über keine eigene Wohnung verfügt, konnte die mittlere Tochter, Alina, nicht rechtzeitig eingeschult werden. Sie ist jetzt 12 Jahre alt und erst in der dritten Klasse. Wenn sie manchmal danach gefragt wird, warum sie mit 12 erst die dritte Klasse besucht, antwortet Alina:



    Weil mich meine Mutter spät zur Schule geschickt hat. Es hätte mir gefallen, wenn ich früher dorthin gegangen wäre und mehr gewusst hätte. In Zukunft würde ich gerne gut lernen.“



    Die Familie muss seit vielen Jahren unter diesen Umständen leben, erzählt Aurelia.



    Seit 15 Jahren leben wir so, wie Sie sehen können, in Baracken. Wir hatten auch im Metalurgiei-Viertel früher Baracken; dort haben wir 13 Jahre lang gewohnt, auf einem Grundstück, das verkauft wurde. Hierher bin ich auf Empfehlung meines Bruders gekommen. Er hat mich hierher gebracht, weil er ebenfalls hier wohnt. Ich wei‎ß gar nicht, wem dieses Grundstück gehört. Wir gehen durch die Plattenbauten, sammeln wiederverwertbares Material ein, von Plastikflaschen bis hin zu Altpapier, Konservendosen und Kupferkabeln. Wir kennen uns mit dem Angeln nicht aus. Wir kommen über die Runden, wie wir das bereits seit Jahren tun. Und wir werden so weitermachen, bis wir einen Arbeitsplatz gefunden haben.“



    Mit der Verbesserung der Lebensbedingungen und der Berufssituation befasst sich seit einigen Jahren der Verein Samusocial. Die angebotene Unterstützung besteht aus der Besorgung von Personalausweisen, Schulsachen, Kleidung und Schuhen und der Hilfe bei der Arbeitssuche. Und das ist aus mehreren Gründen problematisch, wie Monica Tăutul von Samusocial berichtet:



    Wir finden Arbeitsplätze für diese Menschen, die meisten sind aber Saisonjobs. Wir müssen leider über Schwarzarbeit reden. In kurzer Zeit kommen sie zu ihrem alten Leben zurück und verlangen unsere Hilfe. Wir als Verband nehmen uns vor, nebst einem Arbeitsplatz auch eine Wohnung für diese Menschen zu finden. Eine Person, die auf der Stra‎ße schläft, kann natürlich nicht gut arbeiten, weil sie sich nicht gut ausruht. Die Ernährung ist nicht sehr bedeutend. Wesentlicher ist die Hygiene. Der Arbeitgeber denkt, dass diese Personen nicht einmal die Grundpflichten erfüllen können und verzichtet deshalb auf ihre Arbeit.“



    Wohnungen in Bukarest zu finden, ist allerdings keine leichte Aufgabe. Ideal wäre es für die Bewohner des Văcăreşti-Sumpfs, weiterhin hier leben zu dürfen. Die Gründer des Projekts für die Erklärung Văcăreşti-Sumpfs zum geschützten Naturpark haben konkrete Vorstellungen. Dan Bărbulescu, Exekutivdirektor des Verbandes Salvaţi Dunărea şi Delta“ (Rettet die Donau und das Delta) dazu:



    Wir wissen, dass hier zahlreiche Familien leben. Wir wollen sie nicht von hier vertreiben. Sie leben im Delta und sie müssen ihr Leben weiterhin hier verbringen. Die Lebensbedingungen müssen aber verbessert werden. Es gibt Sozialfälle und sie brauchen die Hilfe des Staates. Wir kommen mit den Ideen, eine davon wäre, dass diese Menschen eine Art Rangers, Reiseleiter oder Wächer werden könnten. Wir kommunizieren miteinander. Vor zwei Tagen hat uns ein Bewohner angerufen und gesagt, man hacke Bäume ab. Das ist ein weiteres Problem. In jedem Herbst braucht man Holz für das Feuer. Der Park muss besser überwacht werden. Die Berwohner könnten sich daran beteiligen.“



    Das Projekt erfreut sich der Unterstützung des Umweltministeriums und der Rumänischen Akademie und die Betreiber kämpfen heute gegen die Bürokratie der Lokalverwaltung und die Rückerstattungen an. Danach soll die Initiative vom Parlament gebilligt werden.



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  • Öko-Projekt in Bukarest: Der Naturpark Văcăreşti

    Öko-Projekt in Bukarest: Der Naturpark Văcăreşti

    Der im Süden Bukarests gelegene See Văcăreşti soll voraussichtlich zum Naturschutz-Areal erklärt werden. Das Projekt, das von mehreren Umweltorganisationen angesto‎ßen wurde, zielt darauf ab, den Einwohnern der chaotischen Stadt Bukarest die Gelegenheit anzubieten, freie Luft zu atmen und sich der wilden Natur inmitten der Stadt zu erfreuen. Au‎ßerdem werden sowohl Touristen, als auch Umweltforscher dieses Naturparadies inmitten der rumänsichen Hauptstat genie‎ßen.



    Vor circa zwei Jahrhunderten wurde im Schlammgebiet um den See Văcăreşti das gleichnamige Kloster gebaut, später fiel es aber den sogenannten Systematisierungsarbeiten“ Ceauşescus zum Opfer. Hier wurde infolgedessen ein Stausee als Teil der komplexen Einrichtung des Flusses Dâmboviţa angelegt. Der See war Bestandteil des Schutzsystems der rumänischen Hauptstadt gegen Hochwasser und Überschwemmungen. Die Bauarbeiten begannen 1986, nach 1989 hörten sie aber auf und das Gebiet blieb leer. Heute gibt es auf der 200 Hektar breiten Fläche zahlreiche Wasserkanäle, Sümpfe und Schlammgebiete die vom unterirdischen Wasser versorgt werden und die somit die Existenz einer reichen Pflanzen- und Tierwelt mit Reihern, Kormoranen, Möwen, Schwanen, Blässhühnern, Wildenten und Füchsen ermöglicht haben. Während des Frühlings- und Herbstvogelzugs spielt das Gebiet eine äu‎ßerst wichtige Rolle für viele seltene Zugvogelarten. Ein unerwartet reiches natürliches Ökosystem, das einem Delta spezifisch ist, entwickelte sich hier im Laufe der Zeit und der Damm um den Sumpf herum bildet eine Grenze zwischen dem Naturgebiet und der geräuschvollen Stadt.



    Voriges Jahr unternahmen viele Umweltorganisationen die ersten Schritte zum Schutz dieses Areals. Der Direktor der Umweltorganisation Salvaţi Dunărea şi Delta“ (Rettet die Donau und das Delta), Dan Bărbulescu, mit Einzelheiten:



    Es handelt sich um ein Feuchtgebiet mit natürlichen Qullen. Weil der Zugang der Menschen eingeschränkt ist, hat sich hier ein interessantes Ökosystem entwickelt, ein hundert prozentig natürliches System. Da dieses System unter den Betongebäuden der Stadt entstanden ist, verleiht ihm dieser Aspekt irgendwie landschaftliche Merkmale. Dieses Areal hat ebenfalls einen deutlichen wissenschatlichen und natürlichen Wert und dies bewegte zahlreiche Nichtregierungsorgansationen dazu, ein Projekt anzusto‎ßen, das auf die Umwandlung des Gebietes in ein Naturpark abzielt. Die Intiative entstand voriges Jahr, als eine Expertengruppe alle Tierarten, die hier leben, näher untersuchte, infolgedessen einen Bericht verfasste, den sie ferner der Rumänischen Akademie zuschickte. Die Rumänische Akademie stimmte demnach im Monat Mai 2013 der Gründung des Naturparks Văcăreşti zu.“



    Umweltforscher stuften das Areal als Ökosystem mit den Merkmalen eines wilden Naturhabitats ein. Das Gebiet Văcăreşti sei ein relevantes Beispiel der Schaffenskraft der Natur und Bukarest schlie‎ße sich somit den Welthauptstädten London, Berlin oder Prag an, wo es solche Naturschutzgebiete gibt, sagte unser Gesprächspartner Dan Bărbulescu:



    Hier leben mehr als neunzig Volgelarten, vierzig davon sind europaweit geschützte Arten. Dem Gesetz nach werden sie als gefährderte Arten betrachtet, die unter Naturschutz stehen müssen. Hier gibt es Otter, Schlangen, allerlei Insekten, also eine äu‎ßerst interessante Landschaft. Nach der Zusage der Rumänischen Akademie müssen die Bukarester Behörden gewisse Schutznormen für dieses Areal festlegen. Es handelt sich um ein natürliches Areal mit einer bedeutenden wissenschaftlichen, touristischen und erzieherischen Dimension. Es ist ein lebendiges Museum, wo die Bukarester die Natur in ihrer intimsten Form bewundern können. Das wird voraussichtlich der erste innerstädtische Naturpark in Rumänien sein. Das Areal erstreckt sich über 200 Hektar, es ist riesengro‎ß im Vergleich zu ähnlichen Parks in Europa, wo solche Areale 15-30 Hektar messen. Im Vergleich zu solchen Parks in Europa kann man auch sagen, dass es sich bei uns um ein authentisches Naturareal handelt, das sich hier natürlich entwickelte und daher wert ist, von der Stadt geschützt zu werden.“



    Die Umweltorganisation Rettet die Donau und das Delta“ hat jüngst zusammen mit dem Verband Let’s do it, România“ eine Reinigungskampagne am Văcăreşti-See organisiert. Mehr als 300 Freiwillige haben sich daran beteiligt. Bei der Aktion wurden über 700 Säcke von wiederverwertbarem Abfall aufgesammelt. Die Aktion ist Teil des Projektes Naturpark Văcăreşti — eine Oase inmitten der Betonwüste”. Dan Bărbulescu kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten zum Projekt:



    Wir haben eine Lektion im Freien für die nahegelegenen Schulen organisiert, es gab Umweltschutz-, Biologie- und Geologie-Workshops, die wir zusammen mit Experten unserer Initiativegruppe für Kinder und Lehrkräfte veranstaltet haben. Die Kinder haben sich sehr gefreut, als unser Kollege, der Herpetologe, eine Schlange gefunden hat oder als sie einen Falken gesehen haben. Dieses Areal kann als lebendiges Labor für die Schüler und Lehrkräfte der nahegelegenen Schulen eingerichtet werden.“



    Die freiwilligen Aktionen sind Teil einer Förderungskampagne für den Naturpark Văcărești. Demnächst sollen Arbeitstreffen zwischen Umweltschutzorganisationen und Vertretern des Umweltministeriums stattfinden. Die Befürworter des Projektes wollen ferner die öffentliche Petition unterstützen, die die Behörden in Frage der Gründung des Naturparks Văcărești zur Eile drängen soll. Die Petition kann ab dem 26. September auf der Facebook-Seite des Naturparks Văcăreşti unterzeichnet werden.



    Audiobeitrag hören: