Tag: Renew

  • EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen im Amt bestätigt

    EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen im Amt bestätigt

    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bleibt für weitere fünf Jahre an der Spitze der EU-Exekutive, nachdem sie am Donnerstag in der ersten Sitzung nach den Europawahlen vom Parlament in Straßburg  gewählt wurde. Sie erhielt sogar noch mehr Unterstützung als in ihrer ersten Amtszeit, obwohl die feindlichen Kräfte von ganz rechts und ganz links ihre Präsenz in der EU-Legislative verstärkt haben. Ihre Kandidatur hatte am Tag vor der Wahl einen schweren Schlag erlitten. Ein EU-Gerichtshof hatte festgestellt, dass die Kommissionspräsidentin die Öffentlichkeit nicht ausreichend über die Pandemieverträge für die Covid-19-Impfstoffe informiert hatte.

    Aber nach intensiven Verhandlungen bis in die Morgenstunden des Wahltages verlief alles zu ihren Gunsten, wie aus politischen Kreisen verlautete. Ursula von der Leyen erhielt 401 Stimmen, obwohl sie die Hälfte plus eine von insgesamt 720 Stimmen benötigte. In ihrer Rede im Parlament rief sie zu einem starken Europa auf und versprach, Industrie und Verteidigung zu ihren Prioritäten zu machen. Die Kommissionschefin bekräftigte ihre anhaltende Unterstützung für die Ukraine in jeder Hinsicht. Ferner verurteilte sie das Verhalten des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, der die Union nach seinem jüngsten Besuch in Moskau geschwächt haben könnte, zumal Ungarn die EU-Ratspräsidentschaft innehat.

    Die pro-europäische, pro-ukrainische und pro-rechtsstaatliche Mehrheit im Parlament spiegele die Realität der europäischen Gesellschaft wider, heißt es in der Europäischen Volkspartei, der Ursula von der Leyen angehört. Das Programm der Deutschen umfasst sowohl rechte als auch linke Politiken und erfüllt die meisten Forderungen der Bürger. Die Sozialdemokraten, die zweitgrößte Fraktion, unterstützten von der Leyen aufgrund der Einbeziehung der Sozial- oder Agrarpolitiken in das Programm. Die meisten Stimmen, die in der Koalition der drei Mehrheitsfraktionen verloren gingen, entfielen auf Renew. Die rumänischen Abgeordneten der Fraktion stimmten jedoch für ein zweites Mandat für Ursula von der Leyen. Einige Grüne, obwohl nicht in der Koalition, stimmten ebenfalls für von der Leyen. Die Unterstützung kommt auch daher, dass sie umweltpolitische Maßnahmen oder bezahlbaren Wohnraum in ihren Plan aufgenommen hat.

    Als nächstes folgt die Ernennung der Kommissare und ihre Anhörung im EP. Die Regierungen der Mitgliedstaaten, darunter auch Rumänien, müssen jeweils zwei Kandidaten – eine Frau und einen Mann – für die Posten der EU-Kommissare vorschlagen, kündigte die Kommissionsvorsitzende an. Die Abstimmung über die Kommission könnte im September stattfinden.

    Der einzige Zwischenfall des Tages war die aggressive Intervention der rumänischen Abgeordneten Diana Șoșoaca, die zweimal aus dem Plenarsaal verwiesen wurde, weil sie die Sitzung störte. Der Vorfall wurde von allen parlamentarischen Fraktionen, einschließlich der radikalen oder extremistischen, kritisiert und von den rumänischen Abgeordneten verurteilt, weil er das Ansehen Rumäniens auf internationaler Ebene beschädigt. Das Verhalten der ehemaligen Senatorin, die als prorussische Politikerin gilt und Vorsitzende der populistischen Partei SOS Rumänien ist, ähnelte dem im ukarester Parlament. Allerdings werden in Brüssel Fehlverhalten und Regelverstöße offensichtlich sofort geahndet.

  • Nach Europawahlen: Verhandlungen um EU-Spitzenposten

    Nach Europawahlen: Verhandlungen um EU-Spitzenposten

     

     

    Bei ihrem ersten informellen Treffen seit den Wahlen zum Europäischen Parlament haben die europäischen Staats- und Regierungschefs in Brüssel über die Vergabe der sogenannten „Top-Jobs“, der höchsten Ämter in der EU, debattiert. Konkret ging es um die Vorschläge des Europäischen Rates für drei der vier wichtigsten EU-Posten: die Ämter des Kommissionspräsidenten, des Ratspräsidenten und des Hohen Vertreters der Gemeinsamen Sicherheits- und Außenpolitik der EU. Die künftigen Amtsinhaber werden vom Rat nominiert und müssen auch vom EU-Parlament bestätigt werden. Die Verhandlungen müssen auch die Zusammensetzung der parlamentarischen Mehrheit, die sich aus den Wahlen ergibt, berücksichtigen, sowie ein Gleichgewicht zwischen westlichen und östlichen Ländern austarieren.

    Die derzeitige Chefin der EU-Exekutive, Ursula von der Leyen, hat die besten Chancen, erneut Kommissionspräsidentin zu werden. Die sich nach der Wahl anbahnende neue Legislaturperiode wird von der Europäischen Volkspartei (EVP) dominiert, zu der die Parteien von 13 der 27 Staats- und Regierungschefs angehören. Zu den Wahlgewinnern gehört auch die CDU, aus der Von der Leyen selbst stammt. Um weiterhin an der Spitze der europäischen Exekutive zu stehen, muss Ursula von der Leyen eine qualifizierte Mehrheit von mindestens 15 Ländern bekommen, die zusammen 65 % der EU-Bevölkerung repräsentieren. Anschließend muss sie die Unterstützung durch eine absolute Mehrheit von 361 Mitgliedern im neuen Europäischen Parlament erreichen, das am 16. Juli zum ersten Mal in der neuen Legislaturperiode zusammentreten wird.

    Neben der Kommissionspräsidentschaft müssen die Mitgliedstaaten auch über den nächsten Präsidenten des Europäischen Rates sowie über den Leiter der europäischen Diplomatie entscheiden. Die Sozialdemokraten, die zweitgrößte Fraktion im EP, plädieren für den ehemaligen portugiesischen Premierminister António Costa als Nachfolger des Belgiers Charles Michel. Der 62-jährige portugiesische Sozialist musste im November letzten Jahres als Regierungschef in Lissabon zurücktreten, nachdem in seinem Heimatland wegen Einflussnahme gegen ihn ermittelt wurde. Viele Diplomaten sind jedoch der Meinung, dass dies kein unüberwindbares Hindernis darstelle, weil die Verdachtsfälle im Laufe der Ermittlungen gegen ihn sich nicht zu erhärten scheinen. Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez oder der ehemalige italienische Ministerpräsident Enrico Letta sind weitere Kandidaten für das Amt des Präsidenten des Europäischen Rates.

    Die Mehrheit im Europäischen Parlament umfasst eine dritte Fraktion – Renew –, die ebenfalls den Anspruch stellt, die Leitung der europäischen Diplomatie zu übernehmen. Gehandelt werden dabei die estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas oder der belgische Ministerpräsident Alexander De Croo, die beide der Renew-Fraktion angehören.

    Gleichzeitig scheint sich Roberta Metsola, Präsidentin des Europäischen Parlaments seit Januar 2022, den viertwichtigsten Posten in der EU gesichert zu haben. Ein Aspekt, der die Verhandlungen erschwert, ist die Aufteilung der Funktionen zwischen West- und Osteuropa. Der Westen scheint an allen Fronten Kandidaten zu haben, während der Osten nur mit Kaja Kallas, der estnischen Premierministerin, aufwartet. Die Staats- und Regierungschefs der EU werden auf ihrem Gipfeltreffen am 27. und 28. Juni eine förmliche Entscheidung zu all diesen Personalien treffen. Zugleich werden sie auch die politischen Ziele für die nächsten fünf Jahre in wichtigen Bereichen wie Verteidigung und Wirtschaft erörtern.