Tag: Republik Nordmazedonien

  • Darko Jovik aus Mazedonien: „Klausenburg lebt in seiner eigenen Blase“

    Darko Jovik aus Mazedonien: „Klausenburg lebt in seiner eigenen Blase“

     

     

    Zunächst wollten wir wissen, welche die ersten Eindrücke von Darko Jovik waren, als er 2013 nach Klausenburg zog.

    Es war sehr interessant, weil das Leben in den USA oder Mazedonien sehr ähnlich ist, aber es gibt auch einige Unterschiede. Der erste Schock war für mich, dass es keine Autobahnen gab. Wir flogen ein und warteten darauf, auf die Autobahn zu kommen, aber die gab es nicht, um von Bukarest nach Klausenburg zu fahren – wir waren ja zunächst in Bukarest gelandet. Das war sehr interessant. Hilfreich war, dass ich mit meinen Schwiegereltern im selben Hinterhof gewohnt habe. Das hat mir sehr geholfen, die örtliche Kultur zu verstehen und im Umgang mit meinen Schwiegereltern die Sprache zu lernen. Cluj ist eine ziemlich internationale Stadt, es gibt viele Ausländer hier; nachdem ich die Sprache erlernt hatte, war es überhaupt kein Problem, Kontakte zu knüpfen. Das hat mir das Einleben erleichtert – ganz klar.“

     

    Nach fast einem Jahrzehnt in den USA lebt Darko Jovik nun in Rumänien. Wie findet er das Leben hier und wie läuft das Geschäft mit der kleinen Brauerei?

    Im Vergleich zu Mazedonien und Amerika ist das ein ziemlicher Unterschied. Mazedonien ist ein etwas ärmeres Land, und Amerika ist natürlich ein viel reicheres Land. Rumänien liegt also irgendwo in der Mitte, vor allem in Städten wie Cluj, die in ihrer eigenen Blase leben – sieht man das bei den Preisen, bei den Mieten, bei den Gehältern. Abgesehen von zwei oder drei weiteren Städten kann man Klausenburg meiner Meinung nach nicht mit dem Rest des Landes vergleichen. Das Leben hier ist angenehm, die Lebensqualität ist recht gut in Klausenburg. Ich glaube, das ist der Grund, warum alles in Cluj so teuer ist. Und hier habe ich als Selbstständiger im Vergleich zu Amerika ein bisschen mehr Zeit für die Familie, für meine Frau und für mich selbst. Das war auch der Grund, ein Gewerbe zu starten, das es uns erlaubt, unser Privatleben ein wenig besser zu managen, anstatt stundenlang im Büro oder im Verkehr zu sitzen, bis wir nach Hause kommen. Das hilft uns sehr.

    Beruflich gesehen war der Anfang besser, aber nach der Pandemie läuft es nicht mehr so gut. Wir hoffen, dass dieses Jahr alles ein bisschen besser wird, dass der Markt wieder zu einen Normalzustand zurückkehrt, denn nach der Pandemie, nach der Energiekrise mit den hohen Preisen für Strom und Gas hat sich in einem kleinen Unternehmen wie dem unseren vieles verändert. Doch solche Schwierigkeiten sind im Moment global.“

     

    Darko Jovik hat mit seiner rumänischen Ehefrau einen 6-jährigen Sohn. Wie stellt er sich die Zukunft seiner Familie und seines Kindes vor? Ist Rumänien nun das neue Zuhause?

    Ja, ich fühle mich zu Hause hier. Da ich bisher in drei unterschiedlichen Ländern gelebt habe, glaube ich, dass man sich dort zu Hause fühlt, wo die eigene Familie am nächsten ist. Aber wenn ich nach Mazedonien fahre, fühle ich mich auch dort zu Hause, denn dort habe ich eine ziemlich zahlreiche Verwandtschaft. Dort versuche ich, entspannter zu sein als hier. Aber ja, ich fühle mich in Rumänien zu Hause.

    Was das Kind angeht, so ist das eine schwierige Frage, die viele Eltern nicht beantworten können. Wir wissen nicht, wie sich Rumänien entwickeln wird. Wie ich bereits erwähnt habe, sind Städte wie Klausenburg, Temeswar oder Bukarest ziemlich gut in der Lebensqualität, aber nur, wenn man einen guten Job hat, mit Verantwortlichkeiten, die man kontrollieren und verwalten kann, so dass das Leben nicht zu stressig ist. Andererseits wissen wir noch nicht allzu viel darüber, wie das Schulwesen hier ist. Das Kind wird erst im September eingeschult. Wir versuchen, ihm alles Mögliche zu bieten, vielleicht mehr, als wir bisher hatten. Und wir hoffen, dass er im Alter von 18, 20 oder 25 Jahren seine eigenen Entscheidungen trifft. Das wären also meine Pläne.“

  • Nachrichten 08.02.2023

    Nachrichten 08.02.2023

    Bei den schweren Erdbeben, die am Montag die Türkei und Syrien erschütterten, kamen nach heute veröffentlichten offiziellen Angaben über 11.200 Menschen ums Leben. In der Türkei beläuft sich die Zahl der Opfer auf annähernd 8.500, mit Zehntausenden von Verletzten. Der türkische Präsident Tayyip Erdogan hat für die 10 von den Beben betroffenen Provinzen einen dreimonatigen Ausnahmezustand verhängt. Rund 70 Länder haben bisher angeboten, sich an den Such- und Rettungsarbeiten in der Türkei zu beteiligen. Rumänien hat bereits drei Flugzeuge mit 60 Mitarbeitern, darunter Such- und Rettungskräfte, Ärzte und Krankenschwestern sowie die erforderliche Technik, in das Gebiet entsandt, und nach einem heutigen Beschluss des rumänischen Ausschusses für Notfälle soll ein zweites Rettungsteam in die Türkei geschickt werden. Zahlreiche Rumänen haben sich an die Botschaft ihres Landes in Ankara gewandt und auf die schwierige Lage hingewiesen, in der sie sich befinden, aber nur sehr wenige haben auch um Rückführung gebeten. Am Dienstagabend wurden 13 Rumänen mit einem vom Verteidigungsministerium koordinierten humanitären Flug nach Bukarest gebracht, nachdem am Montag bereits 8 rumänische Staatsbürger und 2 Polen repatriiert worden waren.



    Der rumänische Außenminister Bogdan Aurescu führte am Mittwoch ein Telefongespräch mit seinem Amtskollegen aus der Republik Nordmazedonien, Bujar Osmani. Die Diskussion fand im Zusammenhang mit der Übernahme des amtierenden Vorsitzes der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) durch das Land statt, in einem schwierigen Kontext, der durch die illegale militärische Aggression Russlands gegen die Ukraine geprägt ist. Bogdan Aurescu versicherte seinem mazedonischen Amtskollegen, dass Rumänien die Republik Nordmazedonien auch weiterhin in ihrem EU-Beitrittsprozess unterstützen werde. Minister Aurescu dankte seinem mazedonischen Amtskollegen Bujar Osmani für die effektive Zusammenarbeit innerhalb der NATO und insbesondere für die Beteiligung des Militärs der Republik Nordmazedonien an den verbündeten Strukturen auf rumänischem Territorium, die einen konkreten Beitrag zur Stärkung der Sicherheit an der Ostflanke der NATO darstelle.



    Rumänien hat ein zweites von insgesamt vier Patriot-Systemen erhalten, die für die erste Phase des Ausrüstungsprogramms der rumänischen Luftwaffe in Auftrag gegeben worden waren. Nach Angaben von Verteidigungsminister Angel Tilvar stellen die vier Systeme die erste Stufe auf dem Weg zu einer hochmodernen bodengestützten Luftverteidigung dar, die gegen taktische ballistische Raketen und Marschflugkörper eingesetzt und vollständig in das NATO-System integriert werden kann. Die ersten Patriot-Systeme wurden 2020 an Rumänien geliefert, und 2023 wird die erste Phase des Ausrüstungsprogramms vollständig abgeschlossen sein, so das Verteidigungsministerium. Das Patriot-System ist eines der modernsten Luftabwehrsysteme des amerikanischen Militärarsenals. Es handelt sich um ein mobiles System, das in ungewöhnlicher Weise ein leistungsfähiges Radar, eine Kontrollstation, einen Stromgenerator, Abschussstationen und andere Hilfsfahrzeuge umfasst.



    Der Europäische Rat wird am Donnerstag in Brüssel ein Gipfeltreffen abhalten, um über den Krieg in der Ukraine, die EU-Wirtschaft und die Migration zu beraten. Am Dienstag fand eine Videokonferenz unter dem Vorsitz des Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel, statt, an der auch der rumänische Präsident Klaus Iohannis teilnahm. Er erklärte, die Gespräche konzentrierten sich auf die Unterstützung der Ukraine, die Konsolidierung der Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft und die Umsetzung konkreter Maßnahmen zur Bekämpfung der illegalen Migration. Obwohl das Thema der Schengen-Erweiterung nicht offiziell auf der Tagesordnung steht, könnte Präsident Iohannis es informell im Plenum oder bei bilateralen Treffen mit seinen Amtskollegen ansprechen.



    Die Abgeordnetenkammer in Bukarest lehnte am Mittwoch den von der USR und Forta Dreptei (in der Opposition) eingebrachten einfachen Antrag gegen Innenminister Lucian Bode ab. Die Unterzeichner werfen ihm Plagiatsvorwürfe und das Verpassen des Beitritts Rumäniens zum Schengen-Raum vor. In der Debatte über den Antrag am Montag sagte Minister Bode, die Vorwürfe der Opposition entsprächen nicht der Realität und seien zu Wahlkampfzwecken erhoben worden. Dies ist der zweite einfache Antrag gegen Minister Bode, nachdem er im Oktober abgelehnt wurde.



    Die rumänische Handballmannschaft Dinamo Bukarest spielt heute auswärts gegen Porto in der Gruppe A der Champions League. Die Rumänen sind Gruppenerster und haben große Chancen auf das Finale. Dinamo hat bisher eine außergewöhnliche Saison gespielt und liegt mit 11 Punkten 6 Punkte vor PSG (Frankreich) und Veszprem (Ungarn) und drei Punkte vor Magdeburg (Deutschland). Porto liegt mit 1 Punkt auf dem letzten Platz in der Gruppe. Nur die beiden Erstplatzierten jeder Gruppe qualifizieren sich direkt für das Viertelfinale, während die Mannschaften auf den Plätzen 3 bis 6 im März im Playoff aufeinandertreffen, gefolgt von den Viertelfinalspielen im Mai und dem Final-Four-Turnier in Köln am 17. und 18. Juni. Der FC Barcelona ist der aktuelle Titelverteidiger.


  • Angela Apostolovska aus Nordmazedonien: „Rumänien bot mir einmalige Chancen“

    Angela Apostolovska aus Nordmazedonien: „Rumänien bot mir einmalige Chancen“





    Nach ihrem Studium an der Nationalen Theater- und Filmuniversität (UNATC) in Bukarest hat Angela Apostolovska ebenda ein Masterstudium belegt. Danach kehrte sie nach Skopje, in die Hauptstadt ihrer Heimat, zurück. Doch die Verbindung zu Rumänien ist dadurch nicht verloren gegangen, die junge Schauspielerin ist ständiges Mitglied in zwei Theatertruppen und spielt regelmä‎ßig auf der Bühne des unabhängigen Theaters Del Arte“ in ihrer Heimatstadt Bitola und jener des Theaters Perform ART“ in Bukarest. Darüber hinaus hat Angela Apostolovska einen Dokumentarfilm über die Aromunen in Rumänien gedreht — das Projekt nannte sich Autobahn des Erfolgs“ und wurde vom Au‎ßenministerium der Republik Nordmazedonien finanziert. Dabei führte sie Regie und war zugleich Sprecherin und Produzentin. Und seit kurzem spielt sie auch in einer mazedonischen Komödienserie namens Prespav“ mit, deren Handlung im Dreiländereck von Nordmazedonien, Albanien und Griechenland angesiedelt ist. Die Produzenten binden Schauspieler aus Serbien, Bulgarien, Albanien und Nordmazedonien ein, und die Serie ist in all diesen Ländern gleicherma‎ßen beliebt.




    Während ihres Studiums in Rumänien und danach heimste sie mehrere Preise für Schauspielkunst ein, darunter die Auszeichnung Beste Darstellerin“ beim Internationalen Theaterfestival in Hermannstadt 2019. Im Folgenden erzählt Angela Apostolovska, wie sie sich entschieden hat, in Rumänien zu studieren:



    Die Entscheidung fiel ziemlich im letzten Augenblick, denn ich hatte von dieser Chance recht spät erfahren und fand kaum Zeit, die notwendigen Dokumente zusammen zu tragen und übersetzen zu lassen. Bei uns in Nordmazedonien gibt es einen Verein der aromunischen Volksgruppe, der jungen Leuten hilft, die im Ausland studieren möchten. Ich hatte die Wahl zwischen Rumänien, Russland und Japan. Als rationaler Mensch sagte ich mir: Von Russland kenne ich zu wenig, in Japan ist die Sprache schwierig, au‎ßerdem gibt es dort eine völlig andere Theatertradition, in die man sich als Ausländer nur schwerlich integrieren kann. Also dachte ich mir, die beste Option sei Rumänien — und ich bereue diese Entscheidung bis heute nicht. In den drei Studienjahren wurden mir auch die Vorteile bewusst, an der Theater- und Filmuniversität in Bukarest zu studieren: Die Hochschule ist über die Landesgrenzen bekannt, man lernt sein Metier ordentlich, all die Jahre waren eine Bereicherung. So dass ich mich nach den drei Preisen, die ich erhalten hatte, entschloss, weiter zu machen und auch ein Masterstudium in Bukarest zu belegen. Nun habe ich es hinter mich gebracht und denke auch ein Doktoratsstudium, aber vorerst habe ich mir ein Sabbatjahr genehmigt, um meine Gedanken und Pläne zu ordnen. In meiner Heimat spiele ich allerdings in einer Serie mit, die von der Europäischen Union finanziert wird, und dort habe ich auch die Gelegenheit, mit Jugendlichen zu arbeiten. Dabei wende ich die sogenannte Stanislawski-Methode an und beobachte die Unterschiede zu Bukarest. Die Jugendlichen lernen an der Kunstfakultät in Mazedonien zwar dieselben Dinge, doch gibt es nicht die Tiefe, die man in Rumänien vermittelt bekommt. Was ich also in Rumänien gelernt habe, möchte ich auch an die jungen Generationen in Mazedonien weitergeben. Ich werde sicherlich irgendwann nach Rumänien zurückkehren und möchte auch dort mit Jugendlichen arbeiten, aber vorerst will ich hier bleiben und meine Arbeit mit mazedonischen Jugendlichen fortsetzen, denn es gibt noch viel zu tun.“




    Angela Apostolovska kam mit 18 Jahren nach Rumänien, ohne die Sprache zu kennen oder Bekannte und Freunde zu haben, die sie hätten unterstützen können. Doch sie fand schnell Anschluss an Land und Leute, so dass der sechsjährige Aufenthalt im neuen Land für sie ziemlich erlebnisreich und bereichernd war:



    Ich bin überall mit offenen Armen aufgenommen worden — bei Castings, auf Filmsets, auch bei einem kleinen und nur scheinbar weniger wichtigen Theaterensemble durfte ich mitmachen, das mir wichtige Rollen anbot und sogar auf Tourneen ging. In meiner Heimat werde ich immer von Rumänien schwärmen und von den Chancen erzählen, die ich dort erhielt. Inzwischen bin ich zur Vorsitzenden des Vereins der Aromunen in Mazedonien geworden und ich möchte auch den kommenden Generationen so helfen, wie mir geholfen wurde. Meine Erfahrung in Rumänien war überwältigend, und ich möchte all meinen Professoren, Kommilitonen und all den Menschen danken, die mir das Gefühl gegeben haben, in Rumänien zu Hause zu sein. Heute kann ich sogar sagen: Ich bin auch eine Rumänin!“




    Angela Apostolovska lebt derzeit in der mazedonischen Hauptstadt Skopje. Doch ihr innigster Wunsch ist es, so bald wie möglich nach Rumänien zurückzukehren. Sie vermisst die warmherzigen Menschen hier, sagt sie, und die Vorteile für ihren beruflichen Werdegang:



    Abgesehen von innigen Freundschaften, die ich in Rumänien knüpfen konnte, fehlt mir die rumänische Kultur schlechthin. Es mag zwar wie ein Klischee klingen, aber ich hatte wirklich die Chance, in Rumänien etwas anderes kennenzulernen und wie man mit Jugendlichen schauspielerisch arbeitet. Beispielsweise gibt es in Nordmazedonien nicht einmal ein Kunstgymnasium. In Rumänien ist man sich gegenteilig nicht dessen bewusst, was man alles hat. Natürlich ist nicht alles rosig in Rumänien, es gibt vieles, das verbesserungsbedürftig ist, doch kulturell ist das Niveau generell höher als in Mazedonien, und dabei meine ich nicht allein die Theater- und Filmszene, sondern die Kunstszene im Allgemeinen.“