Tag: Reservate

  • Reservat im Ţarcu-Gebirge: Auswilderung von Wisentherden

    Reservat im Ţarcu-Gebirge: Auswilderung von Wisentherden

    Die Umweltschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) und Rewilding Europe starteten vor gut 6 Jahren ein weitreichendes Projekt zur Auswilderung von Wisentherden in den Südwestkarpaten. Als Lebensraum für die Wisente wurde das Țarcu-Gebirge ausgewählt, ein Natura-2000-Schutzgebiet mit einer wunderschönen Landschaft und eher hügeligen Bergen mit weichen Hängen. 59.000 Hektar stehen den Wisenten dort zur Verfügung. Die letzten Tiere, die hier in freier Wildbahn lebten, sind vor etwa 200 Jahren ausgestorben. Mittlerweile gibt es Bestrebungen, die Tierart wiederzubeleben. Auch im Gebirge Poiana Ruscă, in der Nähe der Ortschaft Densuş, sollen Wisente ausgewildert werden. Bis 2020 geht die Finanzierung eines EU-Projekts zur Wiederbesiedlung der zwei Regionen mit Wisenten. Mehr Einzelheiten dazu lieferte Bianca Ştefănuţ, die PR-Beauftragte bei WWF Rumänien:



    Die insgesamt 73 Wisente, die hierher gebracht wurden, stammen aus verschiedenen Zuchtstationen, Zoos und Wildparks in Europa. 59 Wisente leben derzeit in der Umgebung vom Ţarcu-Gebirge, weitere 14 fanden einen Lebensraum im Gebirge Poiana Ruscă, in der Nähe der Ortschaft Densuş. In freier Wildbahn leben im Moment etwa 50 Wisente. Dieses Jahr kam ein weiterer Transport an — am 20. Juni. Weitere 7 Wisente wurden nach Armeniş gebracht. Die Rangers, die das Gehege regelmä‎ßig besuchen, sahen bei Armeniş 5 Wisent-Kälber. Vermutlich sind es sogar mehr. Weil sie in freier Wildbahn leben und ihnen eine weite Fläche zur Verfügung steht, ist es schwierig, alle Wisent-Gruppen zu erreichen, um ihren Nachwuchs nachzuzählen.“




    WWF-Spezialisten erwähnen die Vorteile der Wiederbelebung der Tierart. In wenigen Jahren sollen hunderte Wisente durch die Berge ziehen und Naturtouristen aus aller Welt anziehen. Natur und Ortsgemeinschaften würden gleicherma‎ßen davon profitieren, wei‎ß unsere Gesprächspartnerin.



    Der Wisent ist das grö‎ßte Landsäugetier in Europa. Er spielt eine wichtige Rolle innerhalb des Ökosystems. Wisente legen lange Wege durch die Natur zurück. Dank ihrem Gewicht und ihrer Grö‎ße schlagen sie somit den Weg für kleine Säugetiere frei. Wisente sind Wiederkäuer, sie fressen Baumrinde und Setzlinge, grasen auf Wiesen und Weiden und schaffen somit Waldlichtungen im Wald. Diese sind wesentlich sowohl für Rehe, Wildschweine und andere kleinere Säugetiere wie auch für Vögel, Insekte und Kriechtiere. Denn sie finden in diesen Lichtungen bei Bedarf einfacher Futter und Zuflucht. Der Wisent ist ein Landschaftsgestalter, er schafft günstige Lebensräume für andere Tiere. Wir setzen hohen Wert in unserem Projekt auf die Entwicklung der örtlichen Gemeinschaften. In den mit Wisenten wiederbesiedelten Umgebungen wollen wir ökotouristische Aktivitäten entwickeln. Somit kommen wir der örtlichen Gemeinschaft entgegen. Die Einheimischen bieten den Touristen Unterkunft, Verpflegung und Ortsgeschichten an. Au‎ßerdem starteten wir ein Bildungsprojekt in der Region, an dem wir örtliche Schulen mitbeteiligten. Derzeit sind es 5 Schulen, mit denen wir zusammenarbeiten und gemeinsame naturbezogene Projekte umsetzen. Wir begleiten die Teilnehmer durch den Wald, erzählen ihnen über die Bedeutung der Wisente und über den Naturschutz und seine Relevanz allgemein für unsere Welt.“




    In Rumänien gibt es weitere 4 Naturschutzgebiete, in denen Wisente in freier oder halbfreier Wildbahn leben: Bucşani, Dâmboviţa, Valea Zimbrilor in Vama Buzăului, Haţeg und Dragoş Vodă im Kreis Neamţ.

  • Der Geopark auf dem Gebirgsplateau Mehedinţi

    Der Geopark auf dem Gebirgsplateau Mehedinţi

    Ein gewaltiger Kontrast zwischen den Gebirgsplateus mit Ausblick auf die umliegenden Berge und den tiefen Tälern mit Klammabschnitten oder Kalkhöhlen. Hier treffen wir Valentin Jujea, er ist Mitglied der Bergwacht Mehedinţi und Caraş Severin sowie im Geopark. Der leidenschaftliche Bergliebhaber kennt sich in der Gegend am besten aus.



    “Über das Gebirgsplateau Mehedinţi kann man Vieles erzählen. Es ist die perfekte Kombination aus Geologie, Mensch und Klima. Daraus sind spezifische Habitate und Mikrohabitate entstanden. Am wichtigsten ist das gemä‎ßigt-kontinentale Klima mit submediteranen Einflüssen und einem vielfältigen Relief. Insbesondere die Kalkformationen waren ein geeignetes Umfeld für die Entstehung seltener und sehr seltener Pflanzenarten aus dem Roten Buch der rumänischen Flora. Dieses Erbe der Fauna und Botanik wird im Rahmen von 17 Naturreservaten geschützt. Nicht nur Touristen, auch Wissenschaftler und ganz einfache, neugierige Menschen sind hier willkommen. Denn neben den Naturschätzen können hier auch kulturelle und historische Ziele, Traditionen und Bräuche, sowie Volkshandwerk entdeckt werden. Sie müssen wissen, dass es hier noch Eisenschmiede, Töpfer und Weber gibt. Das Plateau nährt sich ferner aus einem gut definierten Wassernetz. Alle Flüsse flie‎ßen aus westlicher Richtung gen Osten oder Süden. Dieses Wasserbecken schuf eine hohe Anzahl an Höhlen und Karsthöhlen, die ihrerseits über ein besonderes Mikrofauna verfügen. Es handelt sich dabei um die Karstkomplexe bei Ponoare, mit den Seen Zătonul Mare und Zătonul Mic, sowie der Ponoare-Höhle, weiter nördlich finden wir die Bulba-Höhle und den Karstkomplex Topolniţa Epuran. Der Karstkomplex in Ponoarele grenzt im Süden an das gleichnamige Naturreservat, das den Wildflieder schützen soll. Dabei kann der Wildflieder nicht ohne andere Arten gedeihen, etwa die Traubeneiche, die Flaumeiche oder die Zereiche. Hier wurde au‎ßerdem im Rahmen eines Projekts die Wasserschläuche entdeckt, eine fleischfressende Pflanze, die in einem Torfmoor bei Buseşti wächst. Dieses ist eines der südlichsten Moore in Europa. Auch die Sumpfschildkröte ist hier zu Hause. Zu den weiteren seltenen Pflanzenarten gehören die Orchideen. Gerade vor kurzem haben wir eine weitere neue Orchideenart entdeckt, auf einer Heuwiese, von der man nicht dachte, dass es sie dort gibt.”



    Eine der spektakulärsten Höhlen in Rumänien hei‎ßt Topolniţa, heute ein späologisches Naturreservat, das geschützt ist. Entlang der 11.000 Meter langen Gallerien sind einzigartige Formationen zu bestaunen. Das ist die zweitgrö‎ßte Höhle Rumäniens, in der Höhlen-Weltrangliste steht sie auf Platz 17. Die Gallerien erstrecken sich auf fünf Ebenen, die beeindruckendste davon trägt den Namen des bekanntesten rumänischen Höhlenforschers Racoviţă. Valentin Jujea kennt die repräsentativsten Reservate der Region.



    “Es sind insgesamt 17 Reservate, ganz bekannt sind aber Cornetul Obârşiei und die Reservate an der Nordseite des Geoparks Mehedinţi, Izvoarele Coşuştei und die Höhle Izverna, Camăna, Cornetele Cerboanei und Babei. Und dann gibt es noch den Wald Drăghiceanu mit ganz schönen Baum-Hasel-Sträuchen und Kastanien. Im Süden, an der Grenze zur Severin-Senke, haben wir einen schwarzen Pinienwald in Păuneşti. Au‎ßer den Pflanzen ist die Gegend berühmt berüchtigt für die Reptilien. Hier leben Hornotter, Kreuzotter und Skorpione, die allerdings nicht tödlich sind. Es ist eine ganze Nahrungskette, all diese Lebewesen sind an die Karstgebilde gebunden, die einzigartige Reliefformen entstehen lie‎ßen. Es sind tiefe Täler, die an der Oberfläche sehr unregelmä‎ßig scheinen, es sind Auen, die das Plateau von West nach Ost durchkreuzen. Gleichzeitig sieht man Grenzlinien in nord-südlicher Richtung, die durch menschliche Siedlungen entstanden sind. Hier hat sich der Mensch an die Umwelt angepasst, es war nicht die Umwelt, die sich an seine Bedürfnisse anpasste. Die Einwohner hier lieben ihre Dörfer noch, ihre Grundstücke, ihre Häuser. Nicht nur, dass sie den Boden nicht verkaufen, sie zerstören ihn auch nicht.”



    Derzeit läuft im Geopark in der Mehedinţi-Gebirgsplatte ein EU-Projekt im Wert von über 300.000 Euro. Dabei sollen ein Plan für das integrierte Management des Geoparks und eine Folgeabschätzung erarbeitet werden. Hört sich bürokratisch an, aber das alles ist notwendig für die Effizientisierung der Erhaltungsma‎ßnahmen im Naturschutzgebiet.



    Das Projekt wird in allen 17 anerkannten Naturschutzgebieten abgewickelt. Dort entstehen gerade 11 Wanderrouten sowie mehrere Rastplätze. Au‎ßerdem wurde eine Bestandsaufnahme der Natur- und Kulturdenkmäler auf dem Parkgebiet gemacht, die Naturreservate wurden dabei klar definiert. Die Lokalbehörden wollen dass der Geopark in Zukunft zu den internationalen Reisezielen gehört und dass die hier lebenden Arten, die auf der Roten Liste der Gefährdeten Tierarten der Internationalen Union zur Erhaltung der Natur stehen, auch geschützt werden.