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  • Kreislaufwirtschaft: nachhaltige Nutzung von Ressourcen und Ökodesign

    Kreislaufwirtschaft: nachhaltige Nutzung von Ressourcen und Ökodesign

     

     

    Wenn wir über die Kreislaufwirtschaft sprechen, denken wir in der Regel an Abfall, doch die circular economy, wie sie auf englisch genannt wird, sei viel mehr als das, erklärt Liliana Nechita, Leiterin des Interkommunalen Entwicklungsverbunds für Abfallwirtschaft:

    Es stimmt, dass zunächst die Abfälle sichtbar sind, und es sind die Abfälle, die vielleicht in größerem Umfang bewirtschaftet werden können, um in diese Kreislaufwirtschaft zu passen. Doch Kreislaufwirtschaft bedeutet, dass die Ressourcen so lange wie möglich im Kreislauf bleiben. Wir sprechen von festen Ressourcen, und da kommt uns der Abfall in den Sinn, aber wir sprechen auch von Wasser und Boden. Im herkömmlichen, linearen Modell des Wirtschaftens haben wir uns daran gewöhnt, Ressourcen abzubauen, Güter zu produzieren, sie zu verbrauchen und dann wegzuwerfen, was wir nicht mehr brauchen. Im Grunde genommen haben wir der Natur Ressourcen entnommen, und die daraus resultierenden Abfälle beanspruchen dann durch ihre Lagerung das Land und verursachen gleichzeitig Umweltverschmutzung.“

     

    Die Kreislaufwirtschaft sei als Konzept nicht vom Himmel gefallen, sondern inspiriere sich direkt aus der Natur, führt Liliana Nechita weiter aus:

    Im Grunde genommen basierte die Kultur der alten Zivilisationen auf Kreislaufwirtschaft. Die Menschen lebten früher in Harmonie mit der Natur, und in unserer heutigen Gesellschaft kamen viel später, erst in den 1960er und 70er Jahren, die ersten Sorgen um die Umwelt, um die Erschöpfung der Ressourcen auf. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Abfallvorschriften der Europäischen Union. Erst viel später, um das Jahr 2000 herum, wurde der Grundsatz des recycelbaren Designs der Produkte eingeführt. Das bedeutet, dass bereits in der Design- und Prototypenphase Waren entstehen, die wiederverwendet und recycelt werden können. Zehn weitere Jahre später definiert die Ellen MacArthur Foundation die Kreislaufwirtschaft als ein System, das auf drei Prinzipien beruht. Das war im Grunde die Geburtsstunde dieses Konzepts der Kreislaufwirtschaft, das von dieser Dame und der von ihr gegründeten Stiftung gefördert wird. Als Seglerin hatte Ellen MacArthur die Gelegenheit, die negativen Auswirkungen wahrzunehmen, die Abfälle, vor allem Plastikmüll, auf die biologische Vielfalt und die Natur im Allgemeinen haben.“

     

    Die Ellen MacArthur Foundation definiert die Kreislaufwirtschaft als ein System, in dem Güter niemals zu Abfall werden und die Natur sich in der Praxis selbst regeneriert. Sehr wichtig sind die Grundsätze, die schon in der Entwurfsphase berücksichtigt werden, erläutert weiter unsere Gesprächspartnerin.

    Es geht um Ökodesign, der Grundsatz ist, Produkte und Materialien in einen Kreislauf zu bringen, ob wir nun von einem technischen Kreislauf oder einem biologischen Kreislauf sprechen. Im Grunde ist das Ziel, den inhärenten Wert eines Produkts zu erhalten. Worauf zielt dieser Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft eigentlich ab? Zunächst einmal geht es darum, für die europäischen Unternehmen und für die Bürger der Europäischen Union den Übergang zu einer Wirtschaft zu gewährleisten, in der die Ressourcen nachhaltig genutzt werden. Nicht alle Ressourcen, die wir heute in Europa verwenden, stammen aus Europa. Einige kommen aus sehr weit entfernten Ländern, andere Ressourcen sind für uns aus verschiedenen Gründen nicht zugänglich oder nicht ausreichend verfügbar. Um unsere Unabhängigkeit und letztlich unseren Fortbestand zu sichern, ist es daher sehr wichtig, dass wir diese Ressourcen hier behalten, sie hier bewirtschaften und sie ebenfalls hier nutzen. Die Pläne, die diesem Aktionsplan untergeordnet sind, zielen im Wesentlichen darauf ab, die Rohstoffe optimal zu nutzen, die Energieeinsparung zu fördern und gleichzeitig die Treibhausgase zu reduzieren, die sich auf den Klimawandel auswirken.“

     

    Es geht also um einen Ansatz, der sich radikal von dem traditionellen Modell der linearen Wirtschaft (auch Wegwerfwirtschaft genannt) unterscheidet. Dieses traditionelle Modell basiert auf großen Mengen an billigen Materialien und Energie, die heute zunehmend knapp werden. Daher gibt es gibt auch ein wachsendes Interesse an grüner Energie, an Energie aus erneuerbaren Quellen, erklärt zum Schluss Liliana Nechita, Direktorin des Interkommunalen Entwicklungsverbunds für Abfallwirtschaft.

    Der Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft unterstützt den Wandel der Wirtschaft, indem er alle verfügbaren Instrumente nutzt, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu entwickeln und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Wenn man sich vornimmt, die Umweltkosten in die eigene Produktion oder in den Preis seiner Produkte einzubeziehen, wirkt sich das natürlich auf die Wettbewerbsfähigkeit aus, insbesondere im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften, die dies nicht tun. Doch die Kreislaufwirtschaft schafft auch neue Arbeitsplätze in Sektoren, die im Wachstum begriffen sind, etwa in neuen Sektoren wie der grünen und erneuerbaren Energie. Die Kreislaufwirtschaft schont auch wertvolle Ressourcen, die entweder sehr weit von Europa entfernt oder sehr schwer zugänglich sind, vor allem, weil sie in sehr geringen Mengen vorhanden sind.. Derzeit wird in der Öffentlichkeit immer häufiger von kritischen Rohstoffen gesprochen. Und diesen kritischen Rohstoffen gilt unsere besondere Aufmerksamkeit, weil sie in die Produktion von Gütern einfließen, auf die wir nur sehr schwer verzichten können. Dies erfordert jedoch einen korrekteren und besser organisierten Umgang mit diesen Rohstoffen, die aus wertvollen und knappen Quellen stammen. Die Verringerung der Umweltauswirkungen scheint nur ein Nebeneffekt zu sein, ist aber in Wirklichkeit eines der Hauptziele der Kreislaufwirtschaft.“

  • Die Nachhaltigkeit, ein gemeinsames Unterfangen

    Die Nachhaltigkeit, ein gemeinsames Unterfangen

    Ressourcen sind endlich und sollten daher konservativ und sorgfältig genutzt werden, um sicherzustellen, dass sie für künftige Generationen ausreichen, ohne die heutige Lebensqualität zu beeinträchtigen. Um die breite Öffentlichkeit zu sensibilisieren, wird in Rumänien übrigens seit 2023 am 27. Oktober der Tag der Nachhaltigkeit begangen.

    Heute treffen wir eine der Organisationen, die sich für die Förderung eines nachhaltigen Lebensstils einsetzen. „Gemeinsam entdecken wir unsere Verbundenheit mit der Natur wieder und investieren in das, was wir zurücklassen.“ Dies ist das Motto der gemeinnützigen Nichtregierungsorganisation Viitor Plus. Die 2006 vor 17 Jahren gegründete NRO führt unter anderem Programme zur Umwelterziehung, zur Aufforstung, zur Wiederverwendung und zum Recycling, zur freiwilligen Mitarbeit im Umweltschutz und zum Ökotourismus durch. Wir hören von Teia Ciulacu, der Gründerin und Vorsitzenden der NGO Viitor Plus, über die interessantesten Programme und ihre Ergebnisse.

    Durch das Programm ‚Adoptiere einen Baum‘ ist es uns gelungen, mehr als 1.300.000 Setzlinge zu pflanzen, vor allem im Süden des Landes, der am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen ist. Dies haben wir mit Hilfe von bisher 30.000 Freiwilligen erreicht. Das sind Menschen, die einen Spaten in die Hand genommen und erlebt haben, wie es ist, ein Loch in einen Boden zu graben, in dem es seit Monaten nicht mehr geregnet hat. Wir glauben und hoffen, dass diese Geste das Bewusstsein dafür schärft, wie wichtig es ist, mehr Grün in unserem Leben zu haben, mehr von dem zu schützen, was wir haben, und dazu beizutragen, die bewaldete Fläche in Gebieten zu vergrößern, in denen es an Wald mangelt, wie etwa in Südrumänien. Oder wir können die Ergebnisse des Programms „Recicleta“ erwähnen, bei dem wir eine Million Kilo Müll von der Deponie abgeleitet haben, Kilo Müll, der vorher verloren war. Wir führten sie der Wiederverwertung zu, und zwar nicht auf die übliche Art und Weise, sondern mit umweltfreundlichen Transportmitteln, mit Fahrrädern oder Elektroautos. Wir versuchen, die Stadt nicht zu verschmutzen, wenn wir die Abfälle getrennt sammeln.

    Ein weiteres interessantes Programm ist die „Stoffwerkstatt“. Neben ihrem Umweltauftrag hat die Initiative auch einen sozialen Auftrag: Sie bietet Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen, deren Arbeitslosenquote in der Wirtschaft bei 49 % liegt.

    Wir haben eine kreislaufwirtschaftliche Werkstatt, den ‚ Stoff-Workshop‘, der ebenfalls vor 14 Jahren gegründet wurde. Am Anfang stand die einfache Idee, dass jeder von uns beim Einkaufen auch eine nachhaltige Alternative zur berüchtigten Plastiktüte haben sollte. Plastiktüten werden aus einer nicht erneuerbaren, umweltschädlichen und biologisch nicht abbaubaren Ressource hergestellt. Zu der Zeit, als wir uns auf den Weg machten, war so ziemlich jeder Laden, in den man ging, die einzige Einkaufsmöglichkeit, die es gab. Wir dachten, wir gehen zurück in Omas Zeit und haben unsere eigene kleine Stofftasche, die wir benutzen können. Es ist erstaunlich, Leute zu sehen, die immer noch ihre Leinentasche von vor 10 Jahren haben. Sie hat sich also bewährt. Wir können Qualitätsprodukte herstellen, die langlebig sind und aus natürlichen, biologisch abbaubaren Materialien bestehen. Wenn solche Stoffe im Boden landen, werden wir sie dort in 100 Jahren nicht mehr finden, so wie es bei Plastik der Fall ist.

    Nachhaltigkeit ist also ein gemeinsames Unterfangen. Der Beitrag eines jeden Einzelnen von uns ist besonders wichtig, um eine saubere Umwelt für künftige Generationen zu gewährleisten.

     

  • Seneca Anticafé: Zeit ist Geld

    Seneca Anticafé: Zeit ist Geld

    Das rege und dynamische Stadtleben erfordert immer neue Lösungen zur Entspannung. Ein spezielles Kaffeehaus — ein sogenanntes Anticafé –, wo man sich in aller Ruhe zum Arbeiten, für Gespräche oder schlicht zum Entspannen zurückziehen kann, schien in diesem Zusammenhang die richtige Lösung. Zumindest für ein paar Jugendliche, die die Idee auch umsetzten.



    Es trägt den Namen eines Stoikers und ist kein Café im herkömmlichen Sinne des Wortes — so lie‎ße sich in etwa der Ort beschreiben, den wir heute erforschen. Und die Beschreibung wird der Atmosphäre gerecht — die Betreiber tauften es Anticafé“, denn es ist ein Ort zum Arbeiten und zugleich zum Entspannen. Im Anticafé fühlt man sich wie zu Hause. Man kann an einem Projekt arbeiten oder für Prüfungen lernen, sich mit Freunden unterhalten oder lesen, an einem Workshop teilnehmen oder selbst einen organisieren. Und all das nur auf Kosten der hier verbrachten Zeit. Victor Alexa, Eventveranstalter, erzählte uns, wie es zu diesem Konzept kam und wie es sich entwickelte:



    Seneca Anticafé ist unser zweites Projekt dieser Art: Das erste Projekt war der Verlag Seneca. Damit wollten wir Fragmente aus den Schriften der Stoiker neu veröffentlichen, allerdings in einer interessanteren und für die Leser des 21. Jahrhunderts freundlicheren Form. Das Projekt war ein Erfolg, das Publikum hatte Spa‎ß daran. Demnach entwickelten wir das Seneca Anticafé als eine Art Fortsetzung unseres ursprünglichen Konzeptes. Wir nahmen uns vor, mehrere wertvolle und nützliche Dinge unter der Form von Ressourcen zusammenzubringen. Wir trafen uns, um das Projekt zu besprechen. Als erstes fragten wir einander, ob wir ein solches Café besuchen würden, und falls ja, wie es aussehen sollte. Wir mussten danach entscheiden, was für Aktivitäten im Café stattfinden können, was für Bücher wir anbieten. Alle unsere Besucher waren der Meinung, man fühlt sich hier viel besser als in einem normalen Café. Die Stimmung sei sehr angenehm, hie‎ß es. Wir haben versucht, ein Umfeld zu schaffen, in dem man sich wie zu Hause fühlt. Es gibt hier Bücher aus verschieden Fachbereichen. Derzeit bieten wir unseren Besuchern die grö‎ßte Sammlung von Ökologiebüchern rumänienweit. Wir haben aber auch viele Philosophiebücher oder Bücher zur Selbstentwicklung. Und das ist nicht alles: Unsere Kunden finden hier praktische Arbeitsmaterialien, Schreibwerkzeuge, verschiedene Ausstattungen. Wir stellen ständig eine Ausstellung vor — es ist ein Umfeld, in dem man jeden Tag neue Bekanntschaften machen, neue Profis kennenlernen kann. Es ist ein Ort, wo man die Zeit genie‎ßen und verwerten kann. Und das entspricht eben unserem Ziel.“




    Alles ist umsonst, mit Ausnahme der Zeit. Am Eingang schreibt ein Mitarbeiter die Ankunftszeit fest. Damit die Zeit einfacher vergeht, gibt es hier auch ein Buffet mit Tee, Wasser und Snacks, zu dem der Zugang uneingeschränkt ist. Der Raum ist auch mit einer Mikrowelle ausgestattet — für diejenigen, die sich eine Jause mitbringen und sie aufwärmen möchten. Auch nichtalkoholische Getränke können von Zuhause mitgebracht werden. Menschen aller Altersgruppen seien hier willkommen, verdeutlichte Victor Alexa:



    Jedermann ist hier willkommen, nicht nur Rumänisch sprechende Leute. Wir haben Bücher in vielen Sprachen — unter anderem Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch. Teenagers wie Senioren sind in unserem Anticafé willkommen. Für uns war es wichtig, dass jeder, der uns besucht, etwas Nützliches mit seiner Zeit anfängt. Bei uns wird nur die vor Ort verbrachte Zeit in Rechnung gestellt — wir verlangen nämlich 8 Lei (knapp 2 Euro) pro Stunde. Dafür stellen wir verschiedene Ressourcen zur Verfügung. Nun hängt es von jedem einzelnen ab, die Zeit so gut wie möglich zu verwerten. Wir hoffen, unsere Gäste werden verstehen, wie wertvoll ihre Zeit ist, doch der ultimative Mehrwert hängt nur von ihnen ab.“




    Die Besucher haben Zugang zu Arbeitstischen, verschiedenen Spielen, Büchern und Internet. Beim Verlassen des Anticafés haben sie lediglich für die hier verbrachte Zeit zu zahlen. Nebenbei sei angemerkt, dass nur die ersten 5 Stunden bezahlt werden, danach ist die hier verbrachte Zeit frei. Was die Gestaltung des Raums betrifft, verriet Victor Alexa Folgendes:



    Der Raum ist gro‎ß und freundlich und in mehreren Sektionen eingeteilt. Es ist ein Freiraum — die unterschiedlichen Teilräume sind nicht physisch voneinander abgetrennt, aber klar gekennzeichnet durch die unterschiedlichen Ressourcen, die im betreffenden Raumabschnitt bereitgestellt werden. In einem Raumabschnitt wird mehr gearbeitet, ein anderer Raumteil beherbergt die Bibliothek und die Buchhandlung — da wird mehr gelesen. Und es gibt noch einen abgetrennten Raum, der wie ein echtes Café aussieht — dort ist der richtige Platz für Begegnungen und Gespräche.“




    Ein ideales Umfeld, um effizient zu arbeiten — das bietet das Anticafé Seneca. Ein ruhiger Raum, Hochgeschwindigkeits-Internet, Tische und Stühle, Tischlampen, Steckdosen, Drucker, Scanner, Overhead-Projektor, Fachbücher und –zeitschriften. Brauchen Sie für Ihr Projekt spezielle Materialien, so sind die Mitarbeiter des Anticafés bereit, sie Ihnen zur Verfügung zu stellen. Sie brauchen sie nur im Voraus per E-Mail darauf hinzuweisen. Dazu können die hier veranstalteten Events das Interesse der Teilnehmer für verschiedene Bereiche wecken. Victor Alexa erzählte, im Anticafé werden Ausstellungen, Konferenzen und Workshops veranstaltet oder es werden Gäste eingeladen, die etwas zu sagen haben. Wenn Sie Ihre Kenntnisse mit anderen teilen, einen eigenen Workshop organisieren oder ein Projekt vorstellen möchten, so sind Sie hier am richtigen Ort.



    Letztes Jahr fanden hier Workshops für Kinder statt. Auch andere Bereiche wie Philosophie oder Film wurden im Rahmen verschiedener Veranstaltungen angesprochen. Es gab auch Filmprojektionen. Grundsätzlich versuchen wir den gleichen Weg, den wir letztes Jahr einschlugen, weiterzugehen. Unsere Schwerpunkte sind Philosophie, Selbstentwicklung, Umweltschutz. Wir organisieren Filmabende sowie Diskussionsrunden.“




    Die Kunst des Zuhörens“, Über Mitleid“, Emil Cioran und Mircea Eliade. Einflüsse in der mexikanischen Kultur“ — das sind nur ein paar Themen, die vergangenes Jahr im Seneca Anticafé zur Diskussion gestellt wurden. Ein Ort, in dem das Streben nach mehr Wissen gefördert wird. Wo Alkoholverzehr, Rauchen, Glücksspiele und eine umgangssprachliche beleidigende Sprechweise verboten sind.

  • Bildung: Förderung hochbegabter Kinder nur mangelhaft

    Bildung: Förderung hochbegabter Kinder nur mangelhaft

    Kinder lassen bereits im ganz jungen Alter Anzeichen ihrer Kreativität und Intelligenz erkennen. Ihre Eltern beobachten die Entwicklung ganz genau und versuchen Indizien für eine besondere Begabung für Kunst oder Wissenschaft ausfindig zumachen. Im Schulalter sollten Kinder ihre angeborenen und erkannten Begabungen weiterentwickeln können. So lautet zumindest die Theorie. Im rumänischen Alltag sieht es nämlich anders aus. Die Bewertung und Früherkennung hochbegabter Kinder ist mangelhaft. Der Staat verfügt über keine offiziellen Statistiken, die NGO Gifted Education hat eigene Forschungen unternommen. Allerdings hat sie dabei die Standardkriterien für eine repräsentative Studie nicht erfüllen können. Das muss selbst einer der Autoren der Studie und Vorsitzende des Verbandes gestehen, der Mathematiker Florian Colgeag.



    Generell kann ich behaupten, dass die erhobenen Statistiken nicht das Ergebnis einer landesweiten Studie sind, man hat sie nur anhand von Stichproben von bis zu Tausend Personen gemacht. Also können die von mir angebotenen Daten bestritten werden. Etwa 4% der Kinder haben eine überdurchschnittliche Intelligenz, also einen IQ von über 120. Bei den Chinesen beträgt dieser Prozentsatz 6%, der weltweite Durchschnitt 2%. Allerdings sind diese Zahlen umstritten, denn alles hängt von den angewandten Testaufgaben und Kennzahlen ab. Vor einigen Jahren hat ein Team von norwegischen Psychologen Kinder aus ländlichen Gebieten und den Vorstädten testen lassen. Es wurde die Durchschnittsbevölkerung getestet: bildungsferne Personen, die in ihrem Leben keine intellektuellen Anstrengungen gewöhnt waren. Ihre Schlussfolgerungen lie‎ßen auf eine Bevölkerung mit niedrigem Bildungsstand schlie‎ßen, mit einem durchschnittlichen IQ von 89, wobei der weltweite Durchschnitt bei 100 liegt.“




    Zu diesen Erwägungen und den dazugehörenden Fallen eines Testversuchs kämen noch bestimmte Hürden hinzu, die nicht nur für Rumänien typisch sind, glaubt Florian Colgeag.



    Diese intelligenzbezogenen Daten, die infolge von Testaufgaben ermittelt wurden, entsprechen nicht der Realität vor Ort. Es gibt viele Menschen mit einem bereits gemessenen hohen IQ, die aber auf dem Arbeitsmarkt nichts Konkretes erreicht oder keine sichtbaren Spuren hinterlassen haben. Es gibt sehr intelligente Taxifahrer zum Beispiel. 50% der Testpersonen, denen bei einem Versuch der Universität in Connecticut eine überdurchschnittliche Intelligenz bescheinigt wurde, erreichen keine beruflichen Hochleistungen. Deshalb hätte ich gro‎ße Vorbehalte, diese Statistiken als relevant zu bezeichnen.“




    Auch wenn Statistiken möglicherweise nicht relevant sind, können sie einen Ausgangspunkt für Bildungsprogramme zur Unterstützung der geistigen Entwicklung von Kindern darstellen. In Rumänien sei es leider so, dass die Behörden diese Aspekte vernachlässigten, zudem sei die Gesetzgebung in dem Bereich lückenhaft, wie uns Robert Florea mitteilte. Er leitet das Ressourcen- und Bildungshilfezentrum der Hauptstadt Bukarest.



    Leider gibt es keine konkreten Anstrengungen in diese Richtung. Ich kenne die Situation im Bildungsministerium nicht, aber in den Schulinspektoraten kümmert sich niemand konkret um diesen Bereich. Und diese Fragen haben auch nicht die entsprechende Gewichtung in der geltenden Gesetzgebung. Das aktuelle Bildungsgesetz enthält einen Abschnitt und einen Artikel mit fünf Absätzen zur Problematik der hochbegabten Kinder. Sie werden im Gesetz als ‚überbegabt‘ bezeichnet. Dann hat es 2007 einen Rechtsakt gegeben mit einigen Bestimmungen zur Erkennung dieser Kinder und der Ernennung zuständiger Betreuer für hochbegabte Kinder. Leider ist zurzeit niemand mit diesem konkreten Problem beschäftigt.“




    Das sogenannte Gesetz über die Ausbildung von stark leistungsfähigen Kindern wurde 2007 auf Initiative des Professors Florian Colgeag verabschiedet. Jedoch sei es niemals in der Praxis umgesetzt worden, berichtet Colgeag selbst.



    Bereits 2007 hätte das Landeszentrum für Differenzierte Ausbildung gegründet werden müssen. Dieses sollte ein Schulnetz schaffen. Das Zentrum existiert formell, aber es verfügt über kein Personal, keine Räumlichkeiten und kein Budget. Keine der politischen Parteien war daran interessiert, hoch intellektuelle Persönlichkeiten weiterzuentwickeln. Dieses Institut sollte alternative Bildungsformen zur Förderung der Persönlichkeit der Kinder und zur Ausschöpfung ihres Potentials ausarbeiten. Laut den neueren Bildungsformen muss nicht die Leistung gemessen werden, sondern der Fortschritt der Kinder in ihren Interessensgebieten oder bei ihren Leidenschaften, denn es gibt keine Kinder, die sich für alle Bereiche oder Disziplinen gleichzeitig begeistern. Aber in dem Moment, in dem ein Kind Fortschritte in einem bestimmten Bereich erzielt, ist es ein hervorragendes Ergebnis, das aber den Bedarf einer individuellen Bildung mit sich bringt.“




    Weil die Regierungsprogramme fehlen, wenden sich Eltern an unterschiedliche Privatinitiativen zur Bewertung und der entsprechenden Ausbildung begabter oder hochbegabter Kinder. Das Bildungssystem in Rumänien bietet allein den Teilnehmern an den sogenannten Schulolympiaden passende Bildungsmöglichkeiten an. Weil die Olympiaden seit jeher Grund zum nationalen Stolz in Rumänien sind, wird diese Unterstützung ausschlie‎ßlich in diesem Zusammenhang geboten.



    Was bleibt aber für die übrigen Begabungen und den Kindern, die sie haben? Was muss auf Regierungs- und Institutionsebene für die Erkennung und Verwertung von Begabungen geschehen, fragten wir Robert Florea vom Ressourcenzentrum in Bukarest.



    Das ist ein Problem, das auf Ebene des Systems angegangen werden muss, mit Hilfe von Sachverständigen. Sie können die Werkzeuge für die Bewertung und die Auswahl der Stichprobe auf nationaler Ebene bereitstellen. Zurzeit gibt es leider keinen Willen auf institutioneller Ebene. Niemand hat sich die Frage gestellt, wie man diese Kinder erkennen kann, obwohl es eigentlich jemand tun müsste. Wir denken nur an die Teilnehmer der internationalen Schul-Olympiaden. Wir wissen nicht was mit den Kindern in der Zwischenzeit passiert, aber anscheinend verlassen einige von ihnen das Land. Warum stellen wir ihnen keine Rahmenbedingungen für eine möglichst frühe Entwicklung zur Verfügung? Um diese Bedingungen zu schaffen, müssen wir erst einmal die Kinder haben, dafür müssen sie erkannt werden und dafür benötigt man einen gesamten Apparat.“




    Daraus kann man schlie‎ßen, dass es dabei nicht nur um die Ausschöpfung des individuellen Potentials der Kinder geht. Sondern auch um die sozial-wirtschaftliche und kulturelle Zukunft Rumäniens.

  • Notenbankchef Isărescu: Fehlende Makrostabilität kann Demokratie gefährden

    Notenbankchef Isărescu: Fehlende Makrostabilität kann Demokratie gefährden

    In den nächsten zwei Jahrzehnten sollte sich Rumänien auf seine internen Ressourcen stützen, sowohl auf die Naturvorkommen als auch auf das Humankapital. Dies erklärte neulich der Leiter der rumänischen Nationalbank, Mugur Isărescu. Ferner sei auch die wirtschaftliche Makrostabilität besonders wichtig — das Fehlen wirtschaftlicher Makrostabilität könnte eine Gefahr für die Demokratie werden. Der rumänische Notenbankchef sprach sich sich für ein gemä‎ßigtes, ausgewogenes und nachhaltiges Wirtschaftswachstum aus, das neue Arbeitslätze schaffen kann. Im wirtschaftlichen Bereich sollte man keine Wunder erwarten, und die dauerhafte Entwicklung eines Landes könne nur durch eine korrekte Kombination von Wirtschaftspolitiken verwirklicht werden. Mugur Isărescu:



    Das Hauptziel Rumäniens für die nächsten Jahre ist, meiner Meinung nach, ein ausgewogenes, nachhaltiges und inklusives Wirtschaftswachstum. Unter der Bezeichnung inklusiv verstehe ich ein Wirtschaftswachstum, das neue Arbeitsplätze schafft.“



    Um dieses Wirtschaftswachstum zu erreichen, sollte man als erstes das starke Ungleichgewicht lösen, das in den nächsten 10 oder 20 Jahren zu erwarten ist, nämlich das Verhältnis zwischen der Anzahl der Rentner und der Steuerzahler, die zur Rentenkasse beitragen, so Mugur Isărescu. Eine Beschleunigung des Wirtschaftswachstums über das normale Potential in der Zeit vor den Wahlen sollte auch vermieden werden, denn dadurch werde auch die Talfahrt nach den Wahlen beschleunigt, sagte noch der Notenbankgouverneur.



    Der erste Vizegouverneur der rumänischen Notenbank, Florin Georgescu, sagte seinerseits, der Staat sollte seine Rolle erfüllen, und zwar eine korrekte Kombination von wirtschaftlichen Politiken finden, die restliche Beteiligung des Staates an der Wirtschaft effizient verwalten und die Aktivität der Unternehmer durch die Diversifizierung der staatlichen Hilfen unterstützen. Florin Georgescu:



    Um diese Unterstützungseffekte für den Investitionsbereich zu sichern, sollte der Staat einen vorausehbaren und ausreichenden Flu‎ß von finanziellen Ressourcen zu Verfügung haben — nur auf diese Weise kann der Staat seine Glaubwürdigkeit bewahren. Dieser vorausehbare und ausreichende Flu‎ß von finanziellen Ressourcen kann aber nur durch eine strenge Steuerdisziplin aller Steuerzahler, sowohl natürlicher als auch juristischer Personen, gesichert werden. Diese Disziplin sollte wiederum auf einer klaren, eindeutigen Gesetzgebung in den Bereichen Steuern, Finanzen und Buchhaltung basieren. Leider gibt es noch viele Doppeldeutigkeiten und Lücken in diesem gesetzlichen Rahmen.“



    Fazit: Rumänien sollte seine internen Reserven besser verwalten, die vorhandenen Ressourcen besser verwerten und eine korrekte Kombination von Wirtschaftspolitiken anwenden, um ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu erreichen und die Rückstände gegenüber den entwickelten Staaten auszugleichen.