Tag: Restaurierung

  • Zu Hause im Banat: Verein restauriert Wassermühlen

    Zu Hause im Banat: Verein restauriert Wassermühlen

    In Timișoara (Temeswar) wurde das Projekt Hai la Rudăria“/Gehen wir nach Rudăria“ ins Leben gerufen, eine Initiative, die darauf abzielt, die Gemeinde Eftimie Murgu im Landkreis Caraș-Severin in ein attraktives und nachhaltiges Reiseziel für die lokale Gemeinschaft zu verwandeln.



    Die 22 Wassermühlen in Rudăria sind einzigartig in Osteuropa. Das Projekt ist Teil eines grö‎ßeren Programms, das der Verein Zu Hause im Banat“ seit Jahren durchführt. 2021 ist das zweite Jahr, in dem der Verein an der Sanierung von Wassermühlen im Banat beteiligt ist. Die aktuelle Phase des Projektes wurde am Mittwoch, den 15. April, auf einer Pressekonferenz in Timișoara (Temeswar) bekannt gegeben. Radu Trifan, Präsident des Vereins Zu Hause in Banat“, mit Einzelheiten:



    Die erste Aktion mit Freiwilligen findet am 14. und 16. Mai statt. Wir haben die Registrierung für Freiwillige geöffnet und sind fast überwältigt: Sehr viele Menschen haben sich unserem Projekt angeschlossen. Das Projekt ist auch eine gro‎ße Herausforderung, denn wir müssen sanieren, bauen, aufräumen, den Fluss begrünen, die Landschaft gestalten, Schilder aufstellen, Mehl mahlen, Brot backen. Wir machen auch Coleșa, eine traditionelle lokale Polenta, die aus in einer Wassermühle gemahlenem Maismehl gemacht wird und hervorragend schmeckt.“




    Der traditionelle Name des Dorfes ist Rudăria, aber seit 1970 wird es auch Eftimie Murgu genannt — weil dort der gro‎ße 1848er Revolutionär geboren wurde. Den offiziellen Namen gibt es heute nur noch auf dem Papier. Es gibt Stimmen, die glauben, dass es an der Zeit sei, dass die Ortschaft zu ihrem alten, authentischen Namen zurückkehrt, aber die Entscheidung liegt bei den lokalen Behörden. Unter dem einen oder anderen Namen ist der Ort ein Juwel der Volksarchitektur, das nicht richtig gefördert wurde. Das Projekt, das sich zum Ziel setzt, den Tourismus hier zu fördern, beruht auf der Unterstützung von Freiwilligen. Sie haben den Rest des Jahres zur Verfügung, erklärt Radu Trifan:



    Unser Ziel ist es in diesem Jahr, den Ort attraktiver zu machen, ihn mehr an den aktuellen Tourismus anzuschlie‎ßen. Im Moment gibt es keine sehr enge Verbindung zwischen dem Tourismus und dem täglichen Leben der Menschen im Dorf. Wir wollen den Einheimischen die Möglichkeit geben, ihre Produkte besser zu verkaufen und den Touristen die Möglichkeit, eine ordentliche Route zu erschlie‎ßen. Nicht mit dem Auto, sondern zu Fu‎ß, um die Orte hier zu erkunden, um alle 22 Wassermühlen zu entdecken. Und nicht zuletzt, um die Einheimischen zu entdecken, die sehr gastfreundlich und nett sind.“




    Der Verein Zu Hause in Banat“ und seine Freiwilligen werden sich vor allem auf die Mühlen konzentrieren, die nicht zum nationalen Erbe gehören und deshalb nicht geschützt sind. Sie laufen derzeit Gefahr, zerstört zu werden. Einige sind dringend sanierungsbedürftig, andere wurden mit neuen, ungeeigneten Materialien repariert, die ihr Aussehen verhunzen.



    Audiobeitrag hören:



  • „Color The Village“: Kulturverein und Freiwillige sanieren alte Dörfer

    „Color The Village“: Kulturverein und Freiwillige sanieren alte Dörfer

    Mit guten Worten und Verständnis erreichen wir immer die Ergebnisse, die wir wollen“ — sagt Radu Trifan, Präsident des Vereins Acasă în Banat“ (Zuhause im Banat“). Aus einer offiziellen Mitteilung des Vereins haben wir neulich erfahren, wie ermutigend die Ergebnisse der Aktion im vergangenen Jahr waren. Trotz der Verschiebungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie übertraf der Erfolg die Erwartungen und im Jahr 2021 können sich Freiwillige aus dem ganzen Land versammeln, um 30 Häuser innerhalb von nur drei Tagen zu sanieren. Radu Trifan sagt, es gibt durchaus Grund zum Optimismus:



    Es ist wirklich ein Festival, das Jahr für Jahr stattfinden muss. Letztes Jahr waren wir wegen der Pandemie ein paar Monate zu spät dran, aber wir waren sehr hartnäckig und haben es geschafft, unter Einhaltung absolut aller Sicherheitsma‎ßnahmen. Wir wollen, dass es im Jahr 2021 genauso sicher sein wird. Wir haben uns für das Dorf Ilidia im Kreis Caraș-Severin entschieden. Wir haben vor, ein Jahr im Kreis Timiș und das nächste in Caraș-Severin zu verbringen. Wir beschränken uns auf das Banat, weil es der Kulturraum ist, in dem wir von Anfang an gearbeitet haben, aber wir hoffen, dass unsere Botschaft über die formellen und informellen Grenzen des Banats hinausreicht.“




    Eine gro‎ße Zahl von Freiwilligen hat sich den Aktionen des Vereins bereits angeschlossen. Im vergangenen Jahr hat sich eine Kerngruppe gebildet, die je nach Projekt um weitere Personen ergänzt wird. Die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden läuft ebenfalls gut, sagen die Mitglieder des Vereins. Der Verein deckt die Hauptkosten, indem er Spenden von Sponsoren, natürlichen und juristischen Personen einwirbt. Die Behörden und die Gemeinde sorgen für Unterkunft und Verpflegung am Bauort.



    Das Dorf Ilidia ist Teil der Gemeinde Ciclova Română und hat ein bemerkenswertes touristisches Potenzial. Das Dorf liegt in der Gegend Oravița, einer Stadt, die einst eine starke Industrie und multikulturelle Bevölkerung hatte. Radu Trifan kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Dort gab es eine gro‎ße Gemeinschaft von Deutschen, Ungarn und Juden. Sie alle hinterlie‎ßen ein sehr reiches Erbe, das nicht nur in der Stadt selbst, sondern auch in den umliegenden Dörfern zu finden ist. Ilidia ist eines dieser Dörfer, das ein absolut phantastisches architektonisches Erbe für ein relativ kleines Dorf bewahrt. Wir lernen nach und nach und ich denke, dass wir in diesem Jahr bereit sind, noch mehr gute Arbeit zu leisten. Die meisten Häuser in Ilidia sind auf harten Steinfundamenten gebaut, sie haben weiche Steinmauern und sehr hohe Steinzäune, die die Gassen säumen. Ilidia ist wirklich ein besonderes Dorf und wenn es irgendwo in Italien, Spanien oder Deutschland liegen würde, wäre es wahrscheinlich voll von Touristen. Ilidia ist jedoch ein unentdeckter Ort. Wir werden uns akribisch auf die Fassaden konzentrieren müssen, die charmant sind und eine gro‎ße Vielfalt an Baustilen und dekorativen Elementen aufweisen. Auch die Fenster und Tore sind sehenswert.“




    Auch die Natur hat sich hier gro‎ßzügig gezeigt und Geschichtsinteressierte kommen auf ihre Kosten: Ilidia wird bereits 1223 urkundlich erwähnt. Archäologische Funde bestätigen das Alter der Siedlung und die Existenz eines bedeutenden politisch-administrativen Zentrums im 10. bis 14. Jahrhundert. Aus den Hügeln rund um das Dorf wurden Tongefä‎ße, Bronze- und Eisengegenstände, Fundamente von Kirchen und Spuren einer Burg ausgegraben.

  • Filmklassiker von Lucian Pintilie in 4K-Auflösung restauriert

    Filmklassiker von Lucian Pintilie in 4K-Auflösung restauriert

    Der Film von Lucian Pintilie Balanța“, aus dem Jahr 1992 ist der erste rumänische Streifen, der fürs Kino in 4K-Qualität restauriert wurde. Die neue Fassung wurde bereits beim Filmfestival Lumière 2019 Grand Lyon gezeigt. Die Festspiele wurden zum Gedenken an die Brüder Lumière ins Leben gerufen. Im Monat Februar feierte die Produktion, die als einer der besten rumänischen Filme aller Zeiten gilt, ihre Rumänien-Premiere. Durchgeführt wurde die Digitalisierung im Laboratorium Hiventy in Frankreich. Restauriert wurde der Streifen in Rumänien, im Studio Avanpost Media, mit der Unterstützung und der Fachberatung des Kameramanns und Bildgestalters Florin Mihăilescu.



    Die Produktion, die ihre Premiere im Jahr 1992 beim Filmfestival in Cannes feierte, beruht auf dem gleichnamigen Roman von Ion Băieșu. Balanța“ ist der erste Spielfilm von Lucian Pintilie nach seiner Rückkehr aus dem Exil und erzählt die Geschichte einer jungen Lehrerin und eines Arztes in den letzten Tagen des kommunistischen Regimes in Rumänien. Der Film zeigt Maia Morgenstern in der Hauptrolle und verhalf der Darstellerin zum internationalen Durchbruch. Für diese Rolle erhielt Maia Morgenstern den Preis der Europäischen Filmakademie. In anderen Rollen sind die Darsteller Răzvan Vasilescu, Victor Rebengiuc und Marcel Iureș zu sehen. Die Restaurierung des Spielfilms ist Teil eines breiten Projektes der Kulturstiftung Fundația 9 und des Filmfonds, der den Namen des gro‎ßen Regisseurs trägt. Mit diesem Projekt nimmt sich die Stiftung vor, im Gedenken an den Filmemacher Lucian Pintilie Autorenfilme zu unterstützen. Anca Drăgoi, die Leiterin der Kulturstiftung Fundația 9, und Sebastian Plămădeală, einer der Tontechniker des Studios Avanpost, äu‎ßersten sich über die erste Restaurierung in der Geschichte des rumänischen Kinos. Dazu Anca Drăgoi:



    Die Initiative des Filmfonds »Lucian Pintilie« beruht darauf, die junge Welle rumänischer Regisseure zu unterstützen. Wir haben uns zudem dafür engagiert, das gesamte Werk von Lucian Pintilie wieder in den Vordergrund zu rücken. Es wäre sehr hilfreich, wenn wir mit der ersten Restaurierung eines alten Films einen Trend in Rumänien durchsetzen und somit das ganze audiovisuelle Erbe des rumänischen Kinos wiederherstellen. Das rumänische Kino braucht nach wie vor Unterstützung. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir mit der Restaurierung von »Balanța« einen wichtigen Schritt in diese Richtung gemacht haben und nicht nur den Kulturbehörden, sondern auch dem privaten Sektor den Mut geben, sich dafür zu engagieren. Der Filmvertreiber MK2 aus Frankreich hat eine wichtige Rolle im Erfolg dieses Projektes gespielt. Wir haben zahlreiche Angebote bekommen, auch von gro‎ßen europäischen Laboratorien, aber wir wollten zeigen, dass man auch in Rumänien hochqualitative Projekte durchführen kann, und so haben wir uns für das Studio Avanpost entschieden.“



    Einzelheiten über die Restaurierung des Films haben wir von Sebastian Plămădeală bekommen:



    Es hat uns gefreut, dass die Stiftung Fundația 9 uns dieses gro‎ße Projekt anvertraut hat. Zum Glück haben wir dank dem französischen Koproduzenten MK2 mit dem Streifen in 4K-Qualität und dem bereits übertragenen Magnetband des Tons im digitalen Format begonnen. Wir konnten also die Restaurierung gleich starten, wir mussten nicht mehr den Ton vom analogen zum digitalen Format übertragen. Die Restaurierung lief über drei Parallelebenen: die Einfärbung des Materials, die Wiederherstellung des Tons und die Filmrestaurierung. Eine sehr gro‎ße Herausforderung bei jeder Restaurierung dieser Art besteht darin, dass man normalerweise seine eigenen Entscheidungen treffen muss, ohne den Schöpfer dabei zu haben. Zum Glück hatten wir den Bildgestalter Florin Mihăilescu an unserer Seite, der als jahrelanger Vertrauter des Regisseurs Lucian Pintilie seine Wünsche und Arbeitsweise kennt. Wir folgten also der Richtung des Originalfilms.“



    Am Restaurierungsprozess haben sich drei Tonexperten (Florin Tăbăcaru — Tonmischung und -bearbeitung, Dragoș Știrbu — Bearbeitung von Dialogen, Victor Miu — Tonbearbeitungsassistent) und fünf Filmbildexperten (Sebastian Plămădeală — Workflow Supervisor, Alex Stoica — Techniker, Irina Tomașu — Technikerin, Andreea Nedelcu — Technikerin und Claudiu Doagă — elektronisches Einfärben) vom Studio Avanpost beteiligt. Koordiniert wurde das Projekt, das sich über sechs Monate erstreckte, von Carmen Rizac.

  • Revolution von Dezember 1989: zerschossene Kunstwerke restauriert

    Revolution von Dezember 1989: zerschossene Kunstwerke restauriert

    Der Preis an Menschenleben war in der Revolution vom Dezember 1989 in Rumänien gro‎ß. Es gab zahlreiche Tote und Verletzte. Darüber hinaus ging auch ein bedeutender Teil des nationalen Kulturerbes in den Bränden im Nationalen Kunstmuseum und in der Universitätsbibliothek verloren. Beide liegen einander gegenüber an der Siegesstra‎ße (rum. Calea Victoriei) und wurden im Chaos, das nach der Flucht des Diktators Ceauşescu entstand, durch Kugeln und Geschosse beschädigt. Bei dem Brand in der Universitätsbibliothek gingen rund 400.000 Bücher und wertvolle Manuskripte verloren, und im Nationalen Kunstmuseum fielen Dutzende bedeutender rumänischer und europäischer Gemälde den Flammen und Kugeln zum Opfer.



    Kürzlich eröffnete das Nationale Kunstmuseum die Ausstellung Laboratorium II 1989. Restaurierung von durchschossenen Gemälden“, die darauf abzielt, der Öffentlichkeit einige der 1989 beschädigten Gemälde zurückzugeben. Die Kuratoren Sorina Gheorghiţă und Ioan Sfrijan erzählten uns die Geschichte der Ausstellung. Sorina Gheorghiţă dazu:



    Im allgemeinen Chaos im Nationalen Kunstmuseum wurde das Labor für die Restaurierung von Gemälden fast vollständig zerstört. Wie Ihnen der Ausstellungskatalog erzählt, wurde jedoch fast sofort, im Januar 1990, damit begonnen, einige der betroffenen Werke zu schützen und sogar zu restaurieren, sowohl in der rumänischen als auch in der europäischen Galerie. In der rumänischen Galerie haben wir 47 Stücke restauriert, und in der europäischen 30. Wir haben auch einige davon ins Ausland geschickt, um sie restaurieren zu lassen, nämlich die aus der europäischen Galerie.“




    Unter den Gemälden, die restauriert wurden und jetzt ausgestellt werden, befinden sich einige Gemälde von bedeutenden Künstlern wie Ioan Andreescu, Nicolae Grigorescu, Sava Henţia und George Demetrescu Mirea. Sorina Gheorghiţă berichtet weiter:



    Alle Werke, die 1989 beschädigt wurden, waren in der Dauerausstellung des Museums zu sehen. Deshalb wurden sie überhaupt erst beschädigt. Nach der Wiedereröffnung des Museums haben wir die Struktur verändert, und die beschädigten Gemälde wurden aus der Dauerausstellung herausgenommen. Wir nutzten diese Gelegenheit, um Gemälde aus dem Lagerhaus zu holen, die vor 1989 dort waren. Einige der wichtigsten Werke, die wir ausgestellt haben, waren »Safta, das Blumenmädchen«, das Selbstporträt von Ion Andreescu und ein weiteres wunderschönes Werk von ihm — »Die Hauptstra‎ße«. Wir haben auch Werke von Nicolae Grigorescu, die beschädigt wurden: »Das erlegte Wild«, »Der Blumenstrau‎ß« und »Die Zigeunerin aus Ghergani«. Wir haben auch »Lorica«, eines der spezielleren Gemälde von Ştefan Luchian, mehrere Werke von Sava Henţia und eine der Skizzen, die George Mirea für eines seiner gro‎ßformatigen Gemälde angefertigt hat.“




    Die Schäden an den Gemälden betrafen vor allem die Rahmung, andere hatten Schäden an der Farbe selbst, aber einige erlitten gro‎ße Schäden, so dass sie nicht mehr restauriert werden konnten. Sorina Gheorghiţă dazu:



    Unter den stark beschädigten Bildern hatten wir die Skizze von Mirea und die Landschaft von Andreescu. Bei Andreescus Selbstporträt war die Farbe stark beschädigt. Einer der grö‎ßten Verluste war ein gro‎ßformatiges Selbstporträt von Theodor Aman, eines der sehr wenigen, das sehr gro‎ß war und eine sehr komplexe Malerei aufwies. Es gibt noch ein oder zwei weitere Stücke, die wir auf Lager haben, sehr gro‎ße Stücke, die gro‎ße Schäden aufweisen und die nicht ersetzt werden können, weil die Restaurierung auf so gro‎ßen Flächen nicht funktioniert.“




    Die Ausstellung hat auch erläuternde Tafeln, auf denen die Arbeit, die von rumänischen und europäischen Restauratoren in all diesen Jahren geleistet werden musste, detailliert beschrieben wird. Wir fragten Sorina Gheorghiţă, ob die Schäden neben den Bränden und Schie‎ßereien auch auf grundlosen Vandalismus im Jahr 1989 zurückzuführen sind:



    Letztendlich ist auch Schie‎ßen ein Akt des Vandalismus, denn viele der Gemälde wurden absichtlich zerschossen, wobei die dargestellten Figuren im Kopf oder in der Brust getroffen wurden. Bei einigen Gemälden kann ich nicht glauben, dass die Schüsse zufällig entstanden sind. Es muss wohl mit Vorsatz geschehen sein, wie es bei »Safta, das Blumenmädchen«, der Fall war, weshalb wir es zum Plakat der Ausstellung gemacht haben. Einige wurden jedoch höchstwahrscheinlich zufällig beschädigt.“




    Ioan Sfrijan sprach über das Feuer im Restaurierungslabor, dem am schlimmsten betroffenen Ort im Museum:



    Dort schossen sie Granaten ab, und es gab Brandgase. Es gibt einen Raum, in dem wir das Lager hatten. Dort wurden viele von Amans Gemälden zerstört, weil das Museum damals gerade eine Aman gewidmete Ausstellung vorbereitete, unter den ausgebrannten Bildern befand sich auch das Selbstporträt. Dort lagerte auch das Bild »Mann mit türkischen Medaillen«, das ebenfalls zerschossen wurde, aber das ist nicht in der Ausstellung zu sehen. Damals bereitete man für die Europäische Kunstgalerie auch eine gro‎ße Ausstellung von Porträts vor, weshalb viele Porträts im Brand in diesem kleinen Lagerraum verloren gingen, nicht weniger als 39 Stück.“




    47 rumänische und 30 europäische Gemälde, die in der Revolution von 1989 beschädigt wurden, sind wieder zum Leben erweckt worden. Sie erinnern an den Preis, den die Rumänen für ihre Freiheit bezahlt haben.

  • Französisch-rumänischer Architekt liebt Landleben und traditionelle Handwerke

    Französisch-rumänischer Architekt liebt Landleben und traditionelle Handwerke

    Pierre Bortnowski ist Architekt, hat an dem Saint Luc Architecture Institute in Brüssel studiert und anschlie‎ßend ein MBA an der Upper School of Commerce in Paris gemacht. Dann kam er mit einem Erasmus-Stipendium an der Polytechnischen Universität von Timişoara in Rumänien an. Pierre Bortnowski hat mit dem Architekten Şerban Sturdza an zahlreichen Projekten gearbeitet, er war an Städtebau-Workshops in Timişoara beteiligt, er hat an den Restaurierungsworkshops in Curtişoara, im Süden Rumäniens, teilgenommen, er hat zusammen mit zwei anderen Kollegen die Handwerker-Mappe gegründet und derzeit ist er Partner und Gründungsmitglied eines Architekturbüros in Bukarest. Wie die rumänische Erfahrung für Pierre begann, erfahren wir in den folgenden Minuten:



    Ich hatte Glück, dieses Erasmus-Studium aufnehmen zu können. Ich kannte Rumänien bereits, weil mein Vater Rumäne ist, er ist in Bukarest geboren, mein Gro‎ßvater in Sinaia und meine Gro‎ßmutter stammt aus Oltenien. Er verlie‎ß Rumänien im Jahr 1973 und wir hatten die Gelegenheit, ein paar Mal hierherzukommen, als ich noch ein kleiner Junge waren. Trotzdem — das Erasmus-Studium hat den Ausschlag gegeben. Ich war im vierten Studienjahr, es war ein wunderbares Jahr in Timişoara — dem schönsten Dorf in Rumänien. Ich sage spa‎ßeshalber ein Dorf, weil ich zuerst in Paris und dann in Brüssel gelebt habe. Es ist also der Grö‎ßenunterschied. Es ist auch eine Universitätsstadt und, vier Monate nach meiner Ankunft, traf ich jedes Mal, wenn ich in die Stadt fuhr, jemanden, den ich kannte, und ich hatte den Eindruck, dass wir wie in einem Dorf sind, wo man alle kennt, wenn man auf die Stra‎ße geht. Es war sehr angenehm. Ich habe dort viele Aktivitäten besucht, ich habe einige motivierte Studentengruppen kennengelernt, die jeweils an bestimmten Aktivitäten beteiligt waren. Ich habe versucht, an allem teilzunehmen, es war äu‎ßerst motivierend. Ich bin für das letzte Studienjahr nach Brüssel zurückgekehrt und bin am Ende meines Studiums endgültig nach Rumänien zurückgekommen. Abgesehen von der Zeit, als ich vor zwei Jahren meinen MBA gemacht habe, lebe ich seit 2009 in Rumänien. Ich hatte die Möglichkeit, fünf Jahre mit Şerban Sturdza zu arbeiten, der für mich mehr als nur ein Lehrer war. Er war ein Mentor, es war eine unglaubliche Erfahrung. Aber vorher — und das ist ein weiterer Grund, warum ich hierhergekommen bin — hatte ich die Chance, mein eigenes Praktikum zu machen, nicht das, das ich brauchte, um als Architekt unterschreiben zu können. Ich habe mit Handwerkern gearbeitet. Wir haben jedes Jahr Sommercamps in Curtişoara organisiert. Das Grundstück hatte mein Gro‎ßvater Anfang des 20. Jahrhunderts gekauft, er hat die Liegenschaft auf Vordermann gebracht und ich fühle mich sehr wohl, wenn ich dort bin, auch deshalb, weil es genau genommen ein gro‎ßartiger Ort neben Curtişoara ist. Jeden Sommer mit den Studenten führen mein Vater, meine Schwester und unsere Freunden diesen Workshop durch und bieten ihnen die Möglichkeit, Materialien in die Hände zu nehmen, so wie ich meinerzeit machte, und sie helfen uns, den Ort zu restaurieren. Es ist eine Win-Win-Partnerschaft. Vor kurzem habe ich mit meiner Frau, weil ich inzwischen auch verheiratet bin, ein Architekturbüro eröffnet, und wir sind sehr glücklich, weil wir viele Kunden haben. Im Moment haben wir jemanden angestellt, damit wir keine Aufträge verlieren.“




    Rumänien ist für Pierre Bortnowski ein sehr attraktives Land, voller Möglichkeiten und im Wachstum begriffen. Wie sieht Pierre sein zweites Zuhause?



    Durch meine Augen gesehen ist Rumänien ein wunderbares Land, deshalb sind wir ja hierhergekommen, das ist klar. Es gibt viele Möglichkeiten, es ist ein sehr schönes und sehr reiches Land, und es scheint mir, dass es viel zu tun gibt. Es scheint mir auch ein sehr motivierender Ort zu sein. Das hei‎ßt nicht, dass alles perfekt ist, aber ich sehe dies als Chance. Und auf meinem Gebiet, im Bauwesen, in der Architektur, scheint mir, dass so viele Dinge gut gemacht wurden, wobei ich mich auf das Bauerbe beziehe. Ich bin vorsichtiger, wenn wir über die Art und Weise sprechen, in der heute gebaut wird. Ich denke, dass nur sehr wenige neue Gebäude 100 Jahre später noch vorhanden sein werden, und hier spreche ich sowohl die Struktur als auch die Qualität an. Das Bauerbe ist hingegen gut, denn wenn es noch steht, bedeutet das, dass es gut gebaut wurde. Ein weiteres echtes Problem ist dieser massive Exodus, der mir die Chancen, die sich hier bieten, zu schwächen scheint, denn es ist sehr schwierig, jemanden zu finden, mit dem man arbeiten kann. Handwerker sind die, die die Grundlagen am besten beherrschen, und es ist sehr schwer, Qualität zu fordern, wenn die Kontrolle fehlt, die früher in den Händen der guten Handwerker lag, die heute nicht mehr so leicht zu finden sind.“




    Pierre Bortnowski ist per Definition ein Stadtmensch, aber er liebt das Landleben, die Traditionen und das Handwerk und wünscht sich, dass diese mehr geschätzt, bewahrt und gefördert werden. Was ist das Einzigartige an Rumänien?



    Das aktive ländliche Leben, das gegenwärtig gefährdet ist. Das scheint mir ein Element zu sein, mit dem Rumänien sich noch unterscheiden kann, aber wir hinken schon ein bisschen hinterher. Die Schulen in jedem Dorf, das öffentliche Leben dort sollten sehr schnell und kraftvoll wieder aufgebaut werden. Die Menschen sollten ermutigt werden, nicht mehr wegzuziehen. Ländliche Landwirtschaft mit nicht intensiver Subsistenz ist das, was im Westen verschwunden ist und auf touristischer und kultureller Ebene am meisten gefragt ist. Dies ist eindeutig eine Priorität für mich: Dorf, Kultur und Landwirtschaft, die von unendlichem Reichtum sind. Aber es gibt keine Kontinuität, es hörte jetzt auf. Deswegen sage ich: Es ist dringend! Wir sollten aufwachen und etwas zu tun! Es ist kurz vor Zwölf.“

  • Kloster Dragormirna erhält EU-Preis für Kulturerbe

    Kloster Dragormirna erhält EU-Preis für Kulturerbe

    Am 5. Mai wurde im Wiener Burgtheater der Preis der Europäischen Union für das kulturelle Erbe bzw. der Europa-Nostra-Preis verliehen. Die Auszeichnungen wurden von der EU-Kulturkommissarin Androulla Vassiliou und dem Vorsitzenden von Europa Nostra, dem Tenor Plácido Domingo, ausgehändigt. Auf der Liste der 27. Gewinnerprojekte, die aus einer Liste von 160 Nominierungen aus 30 Ländern gewählt wurden, stand auch ein rumänisches Projekt, das in der Kategorie Konservierung“ geehrt wurde: die Restaurierung der Fresken des Klosters Dragomirna im Kreis Suceava, die aus dem 17. Jahrhundert stammen.



    Das Restaurierungsteam bestand aus 50 Profis und Studenten, geleitet von der Universitätsdozentin Dr. Carmen Solomonea, der Vorsitzenden der Abteilung Wandmalerei, Konservierung-Restaurierung, Kunstgeschichte und –theorie an der Kunsthochschule George Enescu“ in Iaşi (Jassy). Die Initiative, sich für den EU-Preis für das kulturelle Erbe Europa Nostra 2014 anzumelden, ging von Frau Solomonea und dem Team aus, wie die Projektleiterin selbst berichtet:



    Wir waren der Ansicht, dass wir das tun müssen, ganz einfach um eine sehr interessante Arbeit und ein rumänisches Kulturdenkmal zu fördern, dessen Wandmalerei zum ersten Mal nach 400 Jahren restauriert wurde. Wir hatten es am Anfang nicht gehofft, dass wir unter die Gewinnerprojekte kommen, weil die Konkurrenz jedes Jahr sehr stark ist. Die Auswahlkriterien sind recht streng, im Sinne, dass hohe Qualitätsansprüche an die Kompetenzen gestellt werden, man berücksichtigt das Alter des geförderten Kulturerbes, aber auch die Qualität der Restaurierungarbeiten an sich, oder ihre Darstellungsweise. Und das alles muss aus dem jeweiligen Projekt hervorgehen.“




    Das Kloster Dragomirna ist ein bedeutender Festungskomplex 12 Kilometer nördlich von Suceava. Es wurde vor über 400 Jahren gebaut, die Wandmalerei wurde im Rahmen des genannten Projekts zum ersten Mal wiederhergestellt — die Malereien seien besonders wertvoll, erklärt Frau Dr. Carmen Solomonea.



    Eine sehr präzise Datierung ist nicht möglich, zumindest nicht anhand einer Urkunde, die Kirche hat keine Stifterinschrift wie die anderen. Aber wir wissen aus den Dokumenten der damaligen Zeit, dass der Metropolit Anastasie Crimca, der Stifter der Kirche, die Wandmalerei spätestens 1629 in Auftrag gegeben haben kann, danach hatte er diese Macht nicht mehr. Also ist die Wandmalerei Anfang des 17. Jahrhunderts entstanden, die Arbeiten, die das Kirchenschiff und den Altarraum überdecken. Die Malerei in den übrigen Räumen ist überhaupt nicht erhalten. Zur damaligen Zeit war es recht schwierig, gro‎ße Mengen an Farbe zu besorgen, gro‎ße Goldmengen — denn fast ein Drittel der bemalten Fläche ist mit Blattgold überzogen, es ist geschnitzter Stein, den die Maler mit einem feinen Fresko überdeckt und mit Blumenmotiven, mit Vogelbildern geschmückt haben. Und darin besteht auch der Unterschied zwischen der Malerei von Dragomirna und den anderen. Das Repertoire ist etwas anders, neuartiger. Wahrscheinlich stand das auch unter dem Einfluss anderer Zeiten, die sich damals abzeichneten. Wahrscheinlich waren es westliche Einflüsse. Ich meine damit diese geschnitzten und bemalten Elemente.“




    Eines der Auswahlkriterien der Jury bei den Europa-Nostra-Preisen war die Auswirkung der Projekte auf die Sichtbarkeit des entsprechenden Kulturdenkmals. Und im Falle von Dragomirna sind die Auswirkungen der Restaurierungsarbeiten schon jetzt sichtbar, behauptet Frau Solomonea; bereits während der Durchführungsphase des Projekts, zwischen August 2010 und März 2012, war dies festzustellen.



    Hier hat man zum ersten Mal die Malerei restauriert, das Gesamtbild wurde dadurch verändert. Davor war sie von Rauch völlig überdeckt, von Ablagerungen im Laufe der Zeit, deshalb war die Malerei nicht richtig zu sehen, sie war unverständlich. Und jetzt kann einschlie‎ßlich das ikonographische Programm gelesen werden — es gibt Besucher, die sich für diesen Bereich interessieren und das jetzt unternehmen können. Nach Abschluss der Arbeiten habe ich eine Änderung der Sichtbarkeit des Klosters beobachten können. Und dieser Aspekt hat mich überzeugt, für die Europa-Nostra-Preise zu kandidieren. Ich habe mich auch an einigen der Arbeiten an den anderen Denkmälern der Bukowina beteiligt, aber dort war die Förderung bereits gesichert. Hier gab es keinen bestimmten Fahrplan, das Kloster erfreute sich nicht des Bekanntheitsgrades, den es verdient hätte — weil es eben anders ist als die anderen Klöster der Region, es wurde in Zeiten des Wandels gebaut, als die Gesellschaft ihre Denkweise zu ändern begann. Man begann den Übergang zur Moderne, auch wenn es erst Anfang des 17. Jahrhunderts war. Ich habe gesehen, dass noch während der Restaurierung sehr viele Touristengruppen hier waren, die sich das gerne angesehen hätten. Und wir haben mit dem Andrang auch gerechnet. Wir haben die Öffentlichkeit informiert, dass das Kloster nach dem Projekt besichtigt werden kann. Es sind dann viel mehr Gruppen gekommen als sonst. Die Leitung des Klosters sagte uns, dass es jetzt anders wahrgenommen wird. Die Förderung muss weiter gehen. Und es ist bereits eine Monographie des Klosters vorgesehen, die eben auch diesen restaurierten Teil beinhalten soll, mit Bildern — die gesamte Wandmalerei wurde während der Arbeiten und am Ende photographiert, damit dieses Album gedruckt und auch zum Verkauf angeboten werden kann.“




    Die diesjährigen Gewinner des Europäischen Preises für das kulturelle Erbe gesellen sich damit den weiteren 360 Preisträgern zu, die von der Europäischen Kommission und Europa Nostra ab 2002 gewürdigt wurden. Die Jury, der jedes Jahr unabhängige Experten aus ganz Europa angehören, bewertet die nominierten Projekte in vier Kategorien: Konservierung, Forschung, vorbildliche Beiträge, Bildung und Sensibilisierung des Publikums. Alle Gewinner erhalten eine Plakette oder eine Trophäe. Die sechs Gewinner des Gro‎ßen Preises“ bekommen zusätzlich ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro.



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