Tag: Römer

  • Donau-Engpass am Eisernen Tor: atemberaubende Landschaft

    Donau-Engpass am Eisernen Tor: atemberaubende Landschaft

    Wir laden Sie heute in den Südwesten des Landes ein, in eine Region, die von zahlreichen Touristen als die schönste Rumäniens beschrieben wird. Hier, entlang des rumänischen Donauufers, gibt es felsige Hügel; was die Naturfreunde aber fasziniert, sind die Naturreservate, deren Schönheit weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde. In dieser Region von atemberaubender Schönheit kann man Höhlen erkunden, Bergsteigen sowie Trekking und Rafting-Touren machen. Wer im Gebiet entlang des rumänischen Donauufers einen Sporturlaub genie‎ßen möchte, kann sich hier auch an Bogenschie‎ßen-Turnieren beteiligen, reiten oder Rad fahren. Die Region bietet vielfältige Unterkunftsmöglichkeiten, das kulinarische Angebot ist auch sehr reich, basiert jedoch auf der rumänischen Küche. Die Fischspeisen erfreuen sich wie erwartet in dieser Gegend einer besonderen Beliebtheit. Cornelia Balaci ist Museographin beim dem Eisernen Tor gewidmeten Museum. Wir haben Sie um Einzelheiten über die Sehenswürdigkeiten in der Region gebeten:



    Einen Besuch wert ist das Museum des Wasserwerkes Eisernes Tor 1, dort wird die ganze Geschichte des Durchbruchtals präsentiert. Unsere Besucher sind sehr begeistert, wenn sie mit dem Aufzug in den Turbinensaal hinunterfahren. Dort kann man sich näher anschauen, wie das Wasserwerk wirklich funktioniert. Ein Gebäude, das um das Jahr 1926 als Studentenheim errichtet wurde, beherbergt den Hauptsitz des Museums. Am 15. Mai 1972 haben wir die moderne Ausstellung eröffnet. Hier gibt es auch ein Aquarium, wo man sich einen Einblick in die reiche Fischwelt des künstlich entstandenen Stausees verschaffen kann. Die Abteilung Naturwissenschaften liegt im Erdgeschoss, einen gro‎ßen Raum in diesem Museum widmen wir auch der Abteilung Geschichte und Archäologie. Das Hintergebäude ist eine kleinere Nachbildung des Hauptgebäudes. Dort finden permanente Ausstellungen zum Thema Ethnographie und Volkskunst statt. Das Gebäude beherbergt zudem ein Laboratorium für Restaurierung und Konservierung.“




    Eine Schifffahrt auf der Donau ist immer eine gute Idee. Die beliebteste und schönste Route ist Orşova — Gro‎ße Kessel (rum. Cazanele Mari), die eindrucksvolle Landschaften bietet. Auf historischen Spuren entdecken dort die Besucher die Stadt Orşova. Cornelia Balaci kommt erneut zu Wort mit Einzelheiten:



    Einen Besuch wert sind ohne Zweifel die römisch-katholische Kirche und das Kloster Heilige Ana. Hier gibt es den grö‎ßten Kanu-Park Rumäniens, eine Sportanlage, wo weltweit renommierte Kanusportler trainiert haben. Nicht zuletzt kann man hier den Naturpark Eisernes Tor mit seiner wunderschönen und abwechslungsreichen Natur bewundern. In der Altstadt hinterlie‎ßen die Römer deutliche Sputen ihrer Zivilisation, dieser Teil der Stadt liegt jetzt aber unter Wasser. Unterm Wasser liegen auch die Trümmer einer römisch-byzantinischen Befestigungsanlage und einer feudalen Burg. Die Einwohner von Orşova genie‎ßen dank der geographischen Lage ihrer Stadt ein mildes Klima. Im Jahresdurchschnitt steigen hier die Temperaturen auf den Höchstwert, der landesweit erreicht wird. Das ist nicht nur den hei‎ßen Sommern zu verdanken, sondern auch den milden Wintern. Die Temperaturen, die hier verzeichnet werden, schaffen den perfekten Raum für den Anbau von exotischen Pflanzen in Rumänien. Hier wachsen wunderschöne Magnolienarten und auch Feigenbäume in Halbwildnis. In der Gemeinde Şviniţa wird eine Feigenkonfitüre hergestellt, deren Bekanntheitsgrad weit über die Landesgrenzen hinausgeht.“




    Einen Besuch wert ist natürlich auch das in Stein gemei‎ßelte Riesenporträt des Daker-Königs Decebalus. Es ist 55 Meter hoch und 25 Meter breit. Die Skulptur ist nur sechs Meter kleiner als die Freiheitsstatue in New York, acht Meter höher als das Jesus-Monument in Rio de Janeiro und zehn Meter höher als der Koloss von Rhodos. Die Felsstatue in Rumänien gilt somit als die höchste europaweit.

  • Herkulesbad: Ruhen, wandern, Seele baumeln lassen

    Herkulesbad: Ruhen, wandern, Seele baumeln lassen

    Unser heutiges Reiseziel ist der Kurort Băile Herculane (dt. Herkulesbad). Der Kurort liegt im Cerna-Tal, unweit von Orşova (Orschowa), einer Stadt an der Donau. Von den Heileigenschaften des Mineralwassers von Ort wird seit mehr als 2000 Jahren, nämlich seit der Römerzeit, Gebrauch gemacht. Băile Herculane ist ein geschichtsträchtiger Ort, belebt von zahlreichen Legenden. Es wird erzählt, dass der Kampf zwischen Herakles, dem Helden der griechischen Antike, und der dreiköpfigen Hydra hier im Cerna-Tal, in einer Ortschaft, die einst den Namen Lerna trug, ausgetragen wurde. Die Römer gründeten hier vor fast 2 Jahrtausenden die ersten Heilbäder. Im 18. Jahrhundert entdeckten die Österreicher die heilenden Eigenschaften der Mineralquellen in Băile Herculane wieder. Sie richteten Räume für Kurbehandlungen ein. Im 19. Jahrhundert bauten sie die Altstadt auf. Laura Pătru ist PR-Vertreterin eines Kurzentrums in Băile Herculane. Sie zählt einige Vorteile des Kurortes auf:



    Ein Aufenthalt in Herculane ist mit Sicherheit ein Muss. Die Natur ist sehr schön, die Luft stark ionisiert — 2000 Minus-Ionen pro Kubikmeter. Das mag für einige von Ihnen etwas zu technisch klingen, doch es ist ein wichtiger Hinweis. Dank der stark ionisierten Luft atmen wir hier die gleiche Luft, wie wenn wir in einer Höhe von 2000 m wären. Es ist ähnlich wie in den Schweizer Alpen. Doch es ist hier, in Rumänien. Die Landschaft im Cerna-Tal ist spektakulär. Darüber hinaus ist die Region geschichtsträchtig. Sowohl die Einheimischen wie auch Reisende aus Österreich-Ungarn wussten, dass sie hier die Behandlung für jede Krankheit finden konnten. Was heute noch stimmt, nur derzeit kombinieren wir die Heileigenschaften mit der modernen Technologie, mit Erholungstherapien im Spa-Bereich. Das Erlebnis ist viel komplexer.“




    Die historische Altstadt ist die touristische Hauptattraktion in Băile Herculane. Um die Heraklesstatue herum gibt es mehrere Pavillons, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet wurden. Unweit befinden sich weitere historische Gebäude wie das Kasino, die österreichischen Kaiserbäder und die Villa, in der einst Sissi, die Kaiserin von Österreich-Ungarn gewohnt hat. Sissi hatte eine Leidenschaft für den Kurort Băile Herculane entwickelt. Darüber hinaus wanderte sie unheimlich gerne durch die Gegend. Eine Bergspitze in der Umgebung, die eine wunderschöne Aussicht über das Cerna-Tal hinaus bietet, wurde nach Kaiserin Elisabeth von Österreich getauft. Im Umfeld von Băile Herculane gibt es viele Attraktionen, so Laura Pătru:



    Herculane ist ein hervorragender Startpunkt für zahlreiche Wanderungen. Es lohnt sich, bis zum Dorf Ineleţ zu wandern. Es ist ein abgelegenes Dorf, das nur über mehrere senkrecht angelegte Holztreppen erreichbar ist. Der Zugang ist eher schwierig, daher konnte das Dorf wie vor 100 Jahren erhalten bleiben. Ein Ausflug zu den Donau-Kesseln, wo die Touristen das in Stein geschnitzte Gesicht des dakischen Königs Decebal sehen können, ist ebenfalls machbar. Die Reise dahin dauert rund 20 Minuten. Au‎ßerdem kann die Höhle »Grota cu aburi« (dt. Dampfhöhle), eine natürliche Sauna, besichtigt werden. Oder aber die Gartenlaube von Sissi, die historischen Gebäude, das Kasino, wo einst die Könige zusammenkamen. Im Cerna-Tal können ganz viele Sehenswürdigkeiten besichtigt werden.“

  • Cernavodă: Archäologie und Geschichte an Ort und Stelle

    Cernavodă: Archäologie und Geschichte an Ort und Stelle

    Cernavodă hat dennoch vieles anzubieten und ist mit Sicherheit einen Besuch wert. Die Stadt wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. von griechischen Siedlern gegründet. Zu damaligen Zeit trug die Stadt den Namen Axiopolis. Sie war eine wichtige Handelsstadt in der Region. Sie war nämlich der Ort, an dem die griechischen Siedler ihre Geschäfte mit den Dakern in der Region abwickelten. Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde die Stadt wiedererbaut — diesmal von den Römern, im Auftrag des Kaisers Konstantin der Gro‎ße. Er lie‎ß eine Festung errichten. Au‎ßedem gab es früher an diesem Ort ein Bistum. Und es wurden unter anderem Ruinen von Kirchen aus dem 4. Jahrhundert gefunden.



    Die ersten historischen Funde wurden der Kultur Hamangia (im Früheneolitikum) zugeordnet. Es handelt sich um verschiedene Siedlungen und eine Nekropole, die etwa 400 Grabsteine umfasste. Im Jahr 1945 wurden die Statuetten Gânditorul de la Hamangia“ (dt. Der Denker von Hamangia) und sein weibliches Gegenüber, die Statuette Femeie şezând“ (dt. Sitzendes Weib) ausgegraben. Sie stammen aus der Zeit des späten 5. — frühen 6. Jahrtausend v. Chr.



    Cernavodă liegt am rechten Ufer des Flusses Dunărea Veche (dt. Alte Donau), an dem Punkt, wo der genannte Donauarm in die Donau mündet. Cernavodă ist ein wichtiger Verkehrsknoten in Rumänien. Hier treffen aufeinander die Autobahn, die die Hauptstadt mit Constanța verbindet, sowie wichtige Wasserwege und die Eisenbahnschienen. Die Stadt hat auch einen Hafen an der Donau. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch das Atomkraftwerk Cernavodă.



    Iulia Oanără arbeiet bei der Touristeninformation der Stadt. Sie lieferte uns mehr Einzelheiten zur Geschichte von Cernavodă:



    Cernavodă stellt den Zugangspunkt zur Region Dobrudscha und zum Schwarzen Meer dar. Kulturinteressierte Touristen können das Museum für Geschichte und Archäologie Axiopolis besuchen. Das Museum beherbergt eine Sammlung prähistorischer Kunstwerke. Manche davon stammen aus der Römerzeit. Sie umfasst auch einige Denkmäler aus dem 19. Jahrhundert. Sehenswert ist auch die Burg Axiopolis, die aus der Zeit unserer Vorfahren, der Geto-Daker, stammt. Merkwürdigerweise wurde festgestellt, dass die Bausteine, die für die Errichtung der Burg verwendet worden waren, später für das Fundament der orthodoxen Kirche in Cernavodă (Sfinţii Împăraţi Constantin şi Elena) eingesetzt wurden. Während dieser historischen Reise kann auch die Burg Capidava besichtigt werden. Die alte Festung wird schon seit einer guten Weile saniert.“




    Zwischen 1890 und 1895 baute der Ingenieur Anghel Saligny in Cernavodă eine Brücke über die Donau sowie über den Donauarm Borcea. Damals wurde die Brücke nach dem König Karl dem I. getauft. Später wurde sie aber nach dem Ingenieur umbenannt und ist heute als Podul Anghel Saligny bekannt. Die Brücke hat eine Länge von 4088 m und war zur Zeit ihrer Errichtung die längste Brücke in Europa. Bei der Einweihung der Brücke habe Anghel Saligny mit seiner Familie in einem Boot unter der Brücke gesessen, während über die Brücke schwere, mit Steinen beladene Wagen fuhren — ein Zeichen der Zuversichtlichkeit und eine Garantie für das Bauwerk.



    Nur 28 Km von Cernavodă entfernt befindet sich das Kunstmuseum Dinu und Sevasta Vintilă“, ein einmaliges Museum im ländlichen Raum in Rumänien. Das Museum verfügt über 13 Ausstellungssäle, in denen die Kunstsammlungen ausgestellt werden. Mehr als 200 Kunstwerke können hier besichtigt werden, darunter auch 16 Skulpturen. Das Kunstmuseum beherbergt Werke renommierter rumänischer Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts, unter anderem von Nicolae Grigorescu, Ioan Andreescu, Octav Băncila, Nicolae Grigorescu, Ştefan Luchian, Gheorghe Petraşcu, Nicolae Tonitza, Alexandru Ciucurencu, Dimitrie Paciurea, Theodor Aman, Nicolae Tonitza, Corneliu Baba, Nicolae Dărăscu.



    Drei-Sterne-Hotels und Pensionen vor Ort hei‎ßen ihre Gäste willkommen. Die rumänische und mancherorts türkische Küche empfängt die Kunden mit leckeren Speisen. Die allerleckerste kulinarische Attraktion bleibt allerdings die Fischsuppe (rum. borş de peşte).

  • „Auf den Spuren von Mars“ – Ausstellung über Waffenkunst der Antike in Sathmar

    „Auf den Spuren von Mars“ – Ausstellung über Waffenkunst der Antike in Sathmar

    Das älteste keltische Kettenhemd in Rumänien sowie mehrere über 2.500 Jahre alte Waffen, die im Nordwesten Rumäniens entdeckt wurden, sind nun im Landkreismuseum Satu Mare (Sathmar) ausgestellt. Auf den Spuren von Mars. Berühmte Krieger und Handwerker der Antike“ ist eine interaktive Ausstellung. Die Besucher haben die Möglichkeit, sich Waffen aus dem Altertum anzuschauen. Au‎ßerdem umfasst die Ausstellung auch Waffenschmied-Werkstätte, die den Besuchern zeigen, wie die Krieger früher lebten. Felician Pop, der Leiter des Landkreismuseums Satu Mare, schilderte uns die Entstehungsgeschichte der Ausstellung:



    »Auf den Spuren von Mars« ist eine Wanderausstellung. Mehrere Museen in Siebenbürgen haben ihren Beitrag erbracht, damit die Ausstellung zustande kommt. Die Ausstellung zeigt den Besuchern die Waffen, mit denen die Krieger im Altertum auf rumänischem Boden kämpften. Es ist allgemein bekannt, dass Mars als Kriegsgott verehrt wurde. Die im Museum ausgestellten Artefakte sind spektakulär. Darüber hinaus veranschaulichen sie die zeitliche Entwicklung, die die Waffen erfahren haben. Wir wurden auch von unseren Kollegen von »Omnis Barbaria« in Baia Mare bei diesem Unterfangen unterstützt. Demnach stellten wir auch eine Handwerker-Werkstatt für altertümliche Handwerke nach. Eigentlich handelt es sich um die Werkstatt eines Eisenschmieds, der Speere und andere Waffen aus Eisen herstellte. Die Ausstellung erntete gro‎ßen Erfolg. Sie wurde von vielen Schülern besucht, die die Möglichkeit hatten, selber Waffen zu schaffen, so wie sie vor gut 2.000 Jahren erzeugt wurden.“




    Die Ausstellung umfasst 16 Originalteile, allerdings auch mehrere Repliken von frühzeitig verwendeten griechischen, keltischen oder germanischen Waffen. Ein Beispiel dazu ist die keltische Kopfbedeckung in Ciumeşti, ein einmaliger Fund, der nun im Landesmuseum für Geschichte ausgestellt ist. Mehr Einzelheiten dazu bringt der Leiter des Landkreismuseums Satu Mare, Felician Pop:



    In unserem Museum können Speeren, Lanzen, Schutzausrüstungen, Kopfteile besichtigt werden. In Satu Mare wurde die einzige keltische Kopfbedeckung weltweit aufgefunden. Derzeit wird sie im Geschichtsmuseum des Landes ausgestellt. Bei uns im Museum liegt eine Nachstellung vor. Unsere Ausstellung zeigt viele andere Dinge, die uns helfen, einen Blick zurück in die antike Geschichte zu werfen. Somit erfahren wir mehr über die altertümlichen Krieger, die früher hier gelebt haben — damit meine ich die germanischen Volksstämme, allerdings auch die Kelten oder die Römer. Die Ausstellung will den Besuchern eine Menschengruppe näherbringen, die einen besonderen Ruf im Altertum genoss, nämlich die Krieger. Wie allgemein bekannt, wurden vielen von ihnen später göttliche Eigenschaften verliehen.“




    Die Zukunft der Museen hänge von der Interaktion mit dem Publikum ab, meint der Leiter des Landeskreismuseums Satu Mare, Felician Pop:



    Die Museen müssen sich weiter entwickeln. Das Modell verstaubter Regale mit Exponaten ist schon längst überholt. Die Museen müssen sich ändern, interaktiv werden. Die Besucher sollten aufgefordert werden, sich in den Prozessen einzubringen, selber zuzugreifen. Somit nimmt das Interesse der Besucher zu, denn indem sie sich selber einbringen, spüren sie, dass sie ein Teil der Geschichte werden.“




    Die Ausstellung Auf den Spuren von Mars. Berühmte Krieger und Handwerker der Antike“ umfasst wie gesagt mehrere Handwerkerstände. Diese wurden im Hof des Museums eingerichtet. Die Besucher haben demnach die Möglichkeit, zu schauen, wie früher Kettenhemde hergestellt wurden oder wie die Schmieden die Eisenteile in Waffen verwandelten. Wir wollten von unserem Gesprächspartner erfahren, wie die Menschen reagierten, die aufgefordert wurden, mitzumachen:



    Anfangs waren sie einfach neugierig. Sie haben sich schnell auf das Spiel eingelassen. Ich fand es gro‎ßartig, dass die Besucher selber Speere und Lanzen aus Eisen erzeugen konnten. Und das wie vor 2.500 Jahren. Sie waren begeistert. Das Interesse war sehr gro‎ß, manche Besucher blieben mehrere Stunden im Museum, um den ganzen Herstellungsprozess zu verfolgen.“




    Die Ausstellung Auf den Spuren von Mars. Berühmte Krieger und Handwerker der Antike“ kann im Landkreismuseum Satu Mare bis Ende Dezember besichtigt werden. Wo sie danach weiter hingeht, erfahren wir vom Leiter des Museums, Felician Pop:



    Die Ausstellung geht durch alle Landkreis-Hauptstädte im Nordwesten Rumäniens. Nach Satu Mare wird sie in Baia Mare, Oradea, Zalău und Cluj gezeigt. Die Ausstellung ist sehr interessant. Und da sie sich eines so gro‎ßen Erfolges erfreute, wollen wir eine zweite Ausstellung organisieren. Diesmal soll sie die Waffen der Daker vorstellen. Die Folgeausstellung wird von unserem Museum ins Leben gerufen. Satu Mare ist das Gebiet der freien Daker. Dieses Gebiet wurde niemals von den Römern erobert. Demnach bestand hier die dakische Zivilisation mehrere Jahrhunderte fort, gegenüber der römischen Welt.“




    Was künftige Projekte anbelangt, erzählte uns Felician Pop über eine weitere einmalige Ausstellung, die für die Zukunft geplant ist:



    Wir arbeiten an einem weiteren besonderen Projekt. Es hei‎ßt »Omas Topf mit Krautrouladen«. Die Ausstellung wird am 5. Dezember eröffnet. Wir sammelten aus mehreren Museen landesweit Töpfe, in denen rumänische Krautrouladen zubereitet werden, und brachten sie zusammen in einer Ausstellung. Die Besucher werden die Möglichkeit haben, zu schauen, wie die Krautrouladen im Mittelalter zubereitet, was für Zutaten verwendet wurden. Und selbstverständlich werden sie die Krautrouladen auch probieren können. Mancher Geschmack ist mit der Zeit verloren gegangen. Und eben das wollen wir wiederfinden.“




    Der Leiter des Landkreismuseums Satu Mare hofft, dass immer mehr Leute den hohen Wert der Museen erkennen und sich nicht scheuen, sie zu besuchen.

  • Ausstellung „Wege und Scherben“: Archäologen profitieren von Bauarbeiten an Westautobahn

    Ausstellung „Wege und Scherben“: Archäologen profitieren von Bauarbeiten an Westautobahn

    13 Armbänder, Teile einer vor allem in Siebenbürgen wohl bekannten Serie aus der Bronzezeit, nachgestellte alte Keramikgefä‎ße oder Schutzhelme und Werkzeuge, die auf einer archäologischen Grabungsstätte verwendet werden — das sind nur ein paar Exponate der Ausstellung Wege und Scherben“. Das Museum der dakischen und römischen Zivilisation in Deva (dt. Diemrich), einer Stadt im Westen Rumäniens, beherbergt die eben erwähnte Sammlung.



    Fünf Monate lang dauerten die Ausgrabungen am Fundort in der Region. Die Sammlung nimmt sich vor, die damit zusammenhängenden Erfahrungen darzulegen. Sie erzählt über die vor Ort gefunden Teile sowie über die Zusammenarbeit mit den Fach- und Bauarbeitern. Die Ausgrabungen auf der Route Abucea – Ilia brachten Siedlungen und Wohnungen ans Licht, die aus der Endphase der Neuzeit stammen und bis auf das frühe Mittelalter zurückgehen, teilten uns die Archäologen mit.



    Cătălin Rişcuţa, der Leiter der Archäologieabteilung im Museum der dakischen und römischen Zivilisation in Deva, erzählte uns über die Idee, die der Ausstellung zugrunde liegt:



    Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die archäologische Forschungsarbeit, die wir in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Institut für Archäologie »Vasile Pârvan« in Bukarest ausführten. Sie erzählt die Geschichte der Forschungsarbeiten entlang eines Abschnittes der Autobahn im Landkreis Hunedoara. Genauer gesagt fanden die Forschungsarbeiten in der Umgebung des 3. Abschnittes der genannten Autobahn, zwischen Lugoj und Deva, statt. Die Strecke liegt an der Grenze des Landkreises Hunedoara zum Kreis Timiş. Das Publikum soll mittels der Ausstellung einen Einblick in die Kulissen der archäologischen Forschungsarbeit bekommen. Die Menschen gehen meistens davon aus, dass ein Grundstück nur deshalb archäologisch erkundet wird, damit im Nachhinein irgendein Gebäude darauf gebaut werden darf. Doch nur wenige können sich konkret vorstellen, was auf einer archäologischen Stätte vor sich geht. Demnach möchten wir den Menschen zeigen, was konkret auf dem Grundstück passiert. Das Konzept der klassischen Ausstellung hätte dazu nicht gepasst. Wir wollten nicht nur die ausgegrabenen Teile vorstellen und dem Publikum die dazugehörenden technischen Informationen liefern. Unser Ziel war, die Stimmung vor Ort wieder herzustellen, den Besuchern genau zu zeigen, wie die Prospektion am Fundort verläuft. Hierfür haben wir mehrere reich illustrierte Plakate vorbereitet. Sie stellen sämtliche Schritte unserer Arbeit vor. Wir haben versucht, die auf der Grabungsstätte erlebte Wirklichkeit nachzustellen. Dazu haben wir mehrere Plattformen aus Erde gebaut und darauf archäologische Materialien sowie Werkzeuge, mit denen der Archäologe arbeitet, ausgestellt. Die Besucher können Schutzhelme sowie spezifische Arbeitsinstrumente im Rahmen der Ausstellung sehen.“




    Sie haben versucht, eine Ausstellung auf die Beine zu bringen, die die Stimmung vor Ort vermittelt. Eine Ausstellung, welche gelebte Erfahrungen live überträgt, so unser Gesprächspartner. Die Arbeit der Archäologen sei keineswegs einfach. Archäologen arbeiten oft unter schweren Bedingungen, bei bitterer Kälte oder bei brühender Hitze. Das erzählte uns Cătălin Rişcuţa, der Leiter der Archäologieabteilung im Museum der dakischen und römischen Zivilisation in Deva. Allerdings umfasse die Ausstellung auch herkömmliche Exponate:



    Wir haben selbstverständlich auch die während der Grabungsarbeiten gefundenen Objekte ausgestellt. Es sind zum Teil Keramikgegenstände, wunderschöne Tongefä‎ße, sehr schön verzierte Töpferware. Wir haben einzelne Bruchstücke zusammengelegt und die Keramik nachgestellt. Wir haben auch viele Metall- und Bronzeobjekte ausgegraben, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sind. Die fünf erkundeten und erfassten archäologischen Stätte sind auf das Ende der Bronzezeit zurückzuführen. Wir haben auch Werkzeug aus Bronze während der Grabungen gefunden. Die ganze Ausstellung ist mit wissenschaftlichen Erklärungen untermauert. Somit haben die Besucher die Gelegenheit, die archäologische Arbeit noch näher kennenzulernen. Die Theorie kann sowohl auf den von uns gebastelten Plakaten wie auch in den Erklärungen zu den einzeln in Glaskästen ausgestellten Objekten gelesen werden.“




    Wir wollten von Cătălin Rişcuţa erfahren, ob die Bauarbeiten an der Autobahn häufig Bruchstücke aus der Vergangenheit ans Tageslicht bringen:



    Die derzeit gebauten Autobahnen gehen das Tal des Flusses Mureş (dt. Mieresch od. Marosch) entlang. Das Marosch-Tal war schon in der Vergangenheit, vor tausenden Jahren, eine bekannte Handelsroute. Demnach gibt es in diesem Gebiet auch ehemalige Siedlungen, in denen die Bewohner der Gegend damals lebten. Die Bauarbeiten bieten den Archäologen eine gute Gelegenheit, sich einen Einblick in die Entwicklung der Gemeinschaften in diesem Gebiet zu verschaffen. Innerhalb von 22 Km gab es 5 Fundorte. Das sind wiederum auch nicht so viele Grabungsstätten. Zwei davon waren etwas grö‎ßer, es waren Siedlungen prähistorischer Gemeinschaften. Wir versuchen das zu retten, was es schon gibt. Wir verzögern nicht die Bauarbeiten an der Autobahn, unseren Teil haben wir schon seit einem Jahr beendet!“




    Alle erwähnten Objekte sind im Palast Magna Curia in Deva ausgestellt und erwarten interessierte Besucher.

  • Altertumsgeschichte „live“ erlebt – Reenactments in Rumänien

    Altertumsgeschichte „live“ erlebt – Reenactments in Rumänien

    Reenactment (das ist das englische Wort für Wiederaufführung“ oder Nachstellung“) nennt man die Neuinszenierung konkreter geschichtlicher Ereignisse in möglichst authentischer Weise. Über den Weg der historischen Wiedererlebbarkeit soll Geschichte verständlich und erlebbar gemacht werden. Das historische Reenactment ist der zentrale Teil der von dem britischen Philosophen und Historiker Robin George Collingwood aufgestellten Theorie der Historiographie. Die Nachstellung von historischen oder sagenhaften Ereignissen geht allerdings bis in die Antike zurück.



    Andrei Pogăciaş ist Vizepräsident des Verbands Terra Dacica Aeterna aus Cluj (Klausenburg) und organisiert sogenannte Reenactments oder Neuinszenierungen von historischen Schlachten an verschiedenen Orten in Rumänien:



    Die Reenactment-Idee ist sehr alt; die ersten, die Nachstellungen von historischen Ereignissen veranstaltet haben, waren die alten Römer. Während des Römischen Reiches wurden Schlachten aus der römischen Geschichte in Amphitheatern, z. B. im Kolosseum, wiederaufgeführt. Das professionelle Reenactment begann im 20. Jh. und entwickelte sich insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jh., als verschiedene Organisationen und Verbände anfingen, Kostüme aus gewissen Epochen und geographischen Zonen anzufertigen und historische Ereignisse nachzustellen. Ende des 20. Jh. fanden auch in Rumänien die ersten Reenactments statt, und die ersten rumänischen Reenactment-Verbände entstanden an der Schwelle zwischen dem 20. und dem 21. Jh. Alles begann wie ein Experiment einiger Geschichtsfans und Historiker, die sich vor allem für die Zeit der Eroberungskriege des Römischen Reiches in Dakien interessierten. 2007 wurde der Verband Terra Dacica Aeterna gegründet; anfangs war es eine Römer-Truppe, weil die Verbandsmitglieder Römer-Truppen bei anderen Veranstaltungen im Ausland gesehen hatten. Die Römer konnten aber nicht ewig allein in Rumänien bleiben, und daher bildeten wir auch eine Daker-Truppe. So entstand der Reenactment-Verband Terra Dacica Aeterna, zunächst mit Römern und Dakern. Später schlossen sich auch unsere Szekler-Freunde als Sarmaten an, und nun haben wir drei Reenactment-Armeen: Daker, Römer und Sarmaten.“




    Die drei Armeen trainieren in speziell dazu eingerichteten Werkstätten, in ihrer Heimatstadt Cluj oder bei verschiedenen Geschichtsfestivals. An den angekündigten Orten und Zeiten können die Interessenten historische Schlachten live“ beobachten, die sie sonst nur aus den Geschichtsbüchern kennen. In Rumänien gibt es mehrere Festivals, auf denen Reenactments veranstaltet werden; mehr dazu von Andrei Pogăciaş:



    Ein wichtiges Geschichtsfestival, vielleicht das grö‎ßte in Rumänien, ist das Festival der dakischen Burgen im Landkreis Alba. Ebenfalls im zentralrumänischen Kreis Alba, in der Stadt Alba Iulia, wird jeden Frühling das Römische Festival veranstaltet — es ist praktisch die Eröffnung der jährlichen ‚Schlachtzeit‘. Dann gibt es die Festivals in Zalău und in Porolissum, im Kreis Sălaj (im Nordwesten Rumäniens) das antike Festival Tomis in Constanţa (dem grö‎ßten rumänischen Schwarzmeerhafen im Osten des Landes) und das Festival Dacfest, das von uns, Terra Dacica Aeterna, im Kreis Hunedoara (Mitte-Westen) organisiert wird. Letztes Jahr wurde zum ersten Mal ein Festival in Simeria, in der Nähe der Ortschaft Gura Uroiului organisiert. Das war ein exzellenter Standort, der beste Standort für ein Geschichtsfestival zum Thema Altertum. Es ist eine Wiese unter einem riesigen Fels, der wie eine Daker-Mütze aussieht. Da bauen wir unsere Lager und unsere Werkstätte auf, wir haben auch genug Platz für die Schlacht und für die Zuschauer, die uns umgeben. Letztes Jahren waren erstaunlich viele Leute gekommen, und dieses Jahr versuchen wir, ein grö‎ßeres Festival zu organisieren, mit mehreren Aktivitäten und mehreren Truppen. Wir hoffen, dass noch mehr Besucher kommen, und dass wir eine Festivaltradition im Kreis Hunedoara bilden. Hunedoara war das Zentrum des dakischen Königreiches, und mit solchen Aktivitäten halten wir die Erinnerung an Dakien wach.“




    Ein Festival dauert in der Regel drei Tage. Am Freitag werden die verschiedenen Lager, die Werkstätte und die Feuerstätte aufgebaut. Wie es weiter geht, erzählt Andrei Pogăciaş:



    Am Freitag holen wir die gesamte Ausrüstung heraus und bauen unsere Lager auf. Am Samstag und Sonntag haben wir am Vormittag verschiedene Aktivitäten mit den Besuchern, vor allem in den Werkstätten, und am Mittag beginnt die richtige Action, die von allen erwartet wird: die Schlacht, die etwa drei Stunden dauert, je nachdem wie das Szenario aussieht. Die Rollen sind klar aufgeteilt, die einen sind Daker, die anderen Römer und die dritte Gruppe stellt Sarmaten dar. Innerhalb einer Armee wei‎ß jeder genau, was er zu tun hat: Einer ist Kommandant, ein anderer ist Adliger, ein anderer ist Handwerker oder Schütze, jeder kennt seine Stellung auf dem Kampffeld, und am wichtigsten ist, auf die Befehle seines Kommandanten zu hören. Auf den ersten Blick scheint das Ganze ein Spiel zu sein, an dem 30- bis 40-jährige Kinder ihren Spa‎ß haben, aber im Feuer des Gefechts ist es nicht leicht zu hören, was der Kommandant schreit. Unsere Kämpfe sind echt, wir haben Waffen aus Metall und Schilder aus Holz mit Metallumrahmung, überall kracht es, das Adrenalin steigt, man hört kaum noch etwas, man wird in den Kampf hineingezogen, der Feind attackiert von allen Seiten, es gibt Momente, wenn man die Gegenwart vergisst und wirklich zum Daker oder zum Römer wird.“




    Nach der Schlacht kommen die Besucher ins Lager, sie stellen Fragen, probieren Kostüme und Waffen aus und beteiligen sich an Aktivitäten in den Werkstätten. Die Ausrüstungen und die Waffen sind historischen Modellen genau nachgebildet und perfekt funktionsfähig. Um Unfälle vorzubeugen wird aber dem Publikum nicht erlaubt, an den Schlachten teilzunehmen. Für Kinder gibt es immerhin leichte Kampfübungen und kurze Schlachten mit Holzwaffen. Anfang Mai findet das erste Geschichtsfestival des Jahres 2015 in Hunedoara (Eisenmarkt) statt. Sie sind alle herzlich eingeladen, das Reenactment einer historischen Schlacht zwischen Daken, Römern und Sarmaten live zu erleben.

  • Salzförderung im prähistorischen Karpatenraum

    Salzförderung im prähistorischen Karpatenraum


    Wenn wir heutzutage von wertvollen Ressourcen sprechen, denken wir vielleicht an Erdöl, Gas und vielleicht Edelmetalle wie Gold. Das war nicht immer der Fall. In der Antike und auch im Mittelalter nahm Salz eine wichtige Rolle im Handel ein. Salz ist unentbehrlich für den menschlichen Körper und es diente auch als Konservierungsmittel in einer Periode, in der es keine andere Möglichkeit gab, manche Lebensmittel wie Fleisch für eine längere Periode aufzubewahren.


    Im Karpatenbecken und der anliegenden Region befinden sich die grö‎ßten Salzvorkommen Europas. Archäologen haben schlu‎ßfolgert, dass die prähistorischen Spuren der Salzwege aus dem Karpatenbecken nach West-und Südeuropa eine Theorie bestätigen, laut der die erste europäische Identität im Zusammenhang mit dem Salzhandel steht. Im heutigen Italien gibt es die Via Salaria, eine antike Salzstra‎ße, die von Norditalien über Rom nach Mittelitalien führte. Manche Historiker sind der Ansicht, die römische Eroberung des antiken Dakiens wäre nicht ausschlie‎ßlich politisch gewesen. Den Römern war es auch wichtig, Ressourcen zu kontrollieren. Au‎ßer Gold, waren die Römer auf der Suche nach Salz.


    Salz war auch im Mittelalter und später von Bedeutung für die rumänische Wirtschaft. Im Westen der rumänischen Hauptstadt gibt es auch heute noch eine Stra‎ße, die Salzweg“ (rum. Drumu Sării) hei‎ßt. Heutzutage gibt es wenige Dinge, deren Geschichte bis in die Vorgeschichte reichen. Salz ist eines davon. Der Karpatenraum stellte die Hauptquelle von Salz für die Europäer dar. Zusammen mit dem Universitätsprofessor Carol Căpiţă von der Bukarester Geschichte-Fakultät versuchen wir in der Sendung, einige Aspekte der Bedeutung des Salzes für die prähistorischen menschlichen Gemeinden nachzuvollziehen.