Tag: Rohstoffe

  • Preislawine: Riskiert Rumänien eine Lebensmittelkrise?

    Preislawine: Riskiert Rumänien eine Lebensmittelkrise?





    Nach der weltweiten Gesundheitskrise, die durch die Covid-19-Pandemie ausgelöst wurde, befürchten einige Experten eine Lebensmittelkrise, die durch den explosiven Preisanstieg verursacht werden könnte, aber auch wegen der nur halbherzigen Unterstützung der Landwirte. Die rumänischen Arbeitgeberverbände und die Gewerkschaften der Lebensmittelindustrie versichern dennoch, dass ein solches Szenario in Rumänien kaum Chancen hat, Wirklichkeit zu werden. Doch vor diesem Hintergrund sind auch Stimmen in der Politik laut geworden, die eine Deckelung der Lebensmittelpreise und eine Rationierung der Grundnahrungsmittel fordern. Dragoş Frumosu, Vorsitzender des Gewerkschaftsbundes in der Lebensmittelindustrie, hält das für keine gute Idee. In einem Interview mit Radio Rumänien erläuterte er, dass eine solche Ma‎ßnahme die Versorgungsketten gefährden würde und zu Wucherpreisen auf dem so entstehenden Schwarzmarkt führen könnte:



    Eine Rationierung der Grundnahrungsmittel wäre meiner Meinung nach ein gro‎ßer Fehler, denn dass würde erstens zu Panik führen, die zweitens zu Hamsterkäufen führen würde, um im Endeffekt nur eine Lebensmittelverschwendung zu erzeugen.“



    Die Lebensmittelindustrie fordert statt dessen Stabilität, Vorhersagbarkeit und Unterstützung seitens der Behörden, umso mehr die Energiepreiskrise und die erhöhten Rohstoffpreise auch der Wirtschaft erheblich zugesetzt haben.



    Landwirtschaftsminister Adrian Chesnoiu schlie‎ßt seinerseits eine Lebensmittelkrise in Rumänien aus. Die Regierung würde nach den richtigen Lösungen suchen, um sowohl die Konsumenten als auch die Landwirte zu unterstützen:



    Wir analysieren mehrere Eingriffsmöglichkeiten, um sowohl die Produzenten von landwirtschaftlichen Erzeugnissen als auch die Konsumenten zu unterstützen. Wir erwägen bereits Ma‎ßnahmen, um sozial Schwachen zu helfen, den täglichen Bedarf an Lebensmitteln zu decken; andererseits könnten wir auch an eine Preisdeckelung oder eine Stabilisierung der Preise innerhalb bestimmter Lieferungsketten denken.“



    Der Minister hält es wohl nicht von ungefähr so vage — in der Regierungskoalition ist man sich alles andere als einig darüber, wie man die Gefahr einer Lebensmittelkrise abwenden könnte. PNL-Chef Florin Cîţu hält nichts von einer Preisdeckelung — sie würde nur zu Engpässen führen, denn die Produzenten würden unter diesen Umständen keine Investitionen mehr tätigen wollen. Die Sozialdemokraten sind gegenteiliger Meinung — sie schlagen eine zeitlich begrenzte Preisdeckelung für Grundnahrungsmittel vor, ähnlich wie sie derzeit auf dem Strom- und Gasmarkt in kraft ist. PSD-Chef Marcel Ciolacu beschwichtigte indessen, eine Entscheidung werde erst nach Beratungen zwischen Regierung, Produzenten und Handel getroffen.



    Auf EU-Ebene macht man sich schon seit Ausbruch der Pandemie Gedanken über mögliche Lebensmittelengpässe als Folge von Krisen aller Art. Ende vergangenen Jahres hat die EU-Kommission einen Notfallplan für Lebensmittelversorgung und Ernährungssicherheit in der EU angenommen. Diesem soll bald ein EU-Krisenreaktionsmechanismus zur wirksamen Vorbereitung und Reaktion auf kritische Ereignisse folgen, die die Ernährungssicherheit in der EU gefährden könnten.

  • Wirtschaftsprognose: EBRD prognostiziert Wachstum von 7,2 % für Rumänien

    Wirtschaftsprognose: EBRD prognostiziert Wachstum von 7,2 % für Rumänien

    Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) hat ihre Einschätzung des rumänischen Wirtschaftswachstums für 2021 deutlich verbessert und prognostiziert ein Wachstum von 7,2% gegenüber 6% im Juni, wie aus einem unlängst veröffentlichten Bericht hervorgeht. Der Wiederaufbau- und Resilienzplan könnte au‎ßerdem zu einem Anstieg der Investitionen und einer allmählichen Zunahme der Exporte führen, während der geringere private Verbrauch und die Haushaltskonsolidierung ein Wachstum des BIP von 4,4% bewirken könnten, so die Experten der Bank.



    Allerdings warnt die EBRD auch vor unvorhergesehenen Risiken, die die Prognose etwas nach unten korrigieren könnten. Für Rumänien ist die weitere Entwicklung der Pandemie eine gro‎ße Unbekannte, zumal das Land zu den Schlusslichtern der EU in puncto Durchimpfungsrate gehört. Die angestiegenen Preise für Erdgas und Erdöl dämpfen ihrerseits den Optimismus der Experten, denn Rumänien muss in diesem Winter — wie andere Staaten auch — den Endverbrauchern und Haushalten mit geringen Einkommen bei der Bezahlung der erhöhten Heizkosten unter die Arme greifen. Störungen in den Lieferketten und eine Entwertung der Landeswährung könnten ihrerseits den Wirtschaftsweisen einen Strich durch die Rechnung machen.



    Nach Angaben der EBRD erleben Griechenland, Rumänien und Bulgarien nach dem schwierigen Jahr 2020 eine deutliche wirtschaftliche Erholung. Rumäniens wichtigster Wachstumsantrieb scheint dabei die Nachfrage auf den internen Märkten zu sein. Dennoch sei Vorsicht geboten, denn die erhöhten Preise für Rohstoffe könnten die wirtschaftliche Wiederankurbelung kompromittieren, weil insbesondere Länder, die Energie importieren, eine Beeinträchtigung ihrer Handelsbilanz in Kauf nehmen müssten. Zugleich werden die höheren Energiepreise als eine Art Test für die Akzeptanz der Unannehmlichkeiten angesehen, die mit einer grünen Umkrempelung des Energiesektors einhergehen.



    Im Schnitt geht die EBRD von einem Wirtschaftswachstum in Mittelosteuropa von 5,5% im Jahr 2021 aus — das sind wiederum um 1,3 Prozent mehr als in der vorangegangenen Prognose vom Juni. 2022 werde das Wachstum dann moderater ausfallen und nur noch 3,8% erreichen.



    Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) wurde 1991 ins Leben gerufen — mit dem Ziel, in den ehemaligen Ostblockstaaten zu investieren und den Übergang zur freien Marktwirtschaft zu erleichtern. In Rumänien gehört die EBRD zu den wichtigsten Investoren in den Bereichen Infrastruktur, Produktivitätssteigerung und Konsolidierung des Finanzsektors. Insgesamt 9 Mrd. Euro hat die Bank bislang in Rumänien investiert, drei Viertel der Anlagen kamen der Privatwirtschaft zugute.