Tag: Rothalsgans

  • Bedrohte Arten: Rothalsgans im Rahmen internationaler Kooperation beobachtet

    Bedrohte Arten: Rothalsgans im Rahmen internationaler Kooperation beobachtet

    Die Rothalsgans wird streng überwacht, denn sie ist eine vom Aussterben gefährdete Vogelart. Derzeit gibt es immer weniger Rothalsgänse weltweit. Es gibt mehrere Gründe, weshalb die Rothalsgans-Population zurückgegangen ist, unter anderem die Tatsache, dass sie in Gebieten brüten — z.B. Erdölgebieten — in denen die menschliche Aktivität stark zugenommen hat und ihren Lebensraum zerstört. Auch die Windkraftanlagen entlang der Migrationsroute der Vögel gefährden ihre Existenz. Und — nicht zuletzt — die Jagd.



    Als Zugvogel zieht die Rothalsgans zwischen ihrem Brutgebiet in der europäischen Arktis, insbesondere dem westlichen Sibirien, und ihren Überwinterungsgebieten in Zentralasien, insbesondere Kasachstan, dem Südirak und in Südosteuropa, dort insbesondere an der westlichen Schwarzmeerküste, umher. Einzelne Rothalsgänse gehören allerdings auch zu den in den arktischen Tundren Russlands brütenden Populationen, die normalerweise in Bulgarien, Rumänien und der Ukraine überwintern.



    Die Rothalsgänse erreichen Rumänien zum Überwintern etwa im Monat November. Sobald sie ankommen, werden sie von Fachleuten überwacht. Einer davon ist Emil Todorov, bulgarischer Herkunft. Er lebt seit mehr als 10 Jahren in Rumänien und beobachtet hierzulande Vögel. Au‎ßerdem leitet er das Projekt Life for Safe Flight“ (dt. Leben für einen sicheren Flug“), das in Rumänien in Zusammenarbeit mit der Rumänischen Gesellschaft der Ornithologen umgesetzt wird. Er lieferte uns mehr Einzelheiten zum Projekt:



    Das Projekt betrifft die gesamte Migrationsroute, von Russland über Kasachstan, die Ukraine, Rumänien bis hin nach Bulgarien. Diese Länder spielen eine wichtige Rolle im Hinblick auf die Erhaltung der Vogelart. Auch wir hierzulande müssen uns diesbezüglich bemühen. Es ist nämlich wichtig, den Lebensraum, in dem sie überwintern, zu schützen. Wir überwachen ganz aufmerksam ihren Lebensraum, ab November bis Februar, denn es handelt sich um eine gefährdete Vogelart. Derzeit leben in der ganzen Welt etwa 50.000 Rothalsgänse. Davon überwintern etwa 20.000 Vögel in Rumänien. Das konnten wir in den letzten 5 Jahren feststellen. Wir arbeiten mit mehreren zuständigen Institutionen zusammen, mit dem Umweltministerium, mit verschiedenen Jagdvereinen, um eventuelle Bedrohungen auszuschlie‎ßen.“




    Rothalsgänse ernähren sich von Gras, insbesondere Queller, heute zunehmend von Weizen und Mais, die Jungvögel auch von Insekten. Ein Grund zur Freude für die Fachleute, die die Vogelart beobachten, war die Rückkehr einer Gans in Rumänien, die den Namen Victoria trägt. Dazu Emil Todorov:



    Die Rothalsgans Victoria wurde in einem Dorf im Kreis Ialomiţa verletzt aufgefunden. Zusammen mit den Kollegen vom Verein »Visul Luanei« haben wir ihre Wunde gepflegt, Danach haben wir sie mit einem Satellitensender ausgestattet und sie befreit. Das geschah im Monat Februar 2020. Sie flog nach Sibirien wo sie ihre Brutzeit verbrachte und kehrte danach, im November letzten Jahres, wieder zurück nach Rumänien. Derzeit hält sie sich im Südosten Rumäniens auf, im Donaudelta, wo sie überwintert.“




    Der Satellitensender zeigt an, dass die Gans Victoria in 74 Tagen aus Sibirien nach Rumänien geflogen ist. Sie legte dabei 7.700 Km zurück — bis ins Donaudelta, wo sie dieses Jahr überwintert. Der Satellitensender lieferte wichtige Daten über die konsequent verfolgte Migrationsroute der Vögel. Auch die Abweichungen von der Route wegen schlechter Wetterbedingungen wurden aufgezeichnet. Im Rahmen des Projekts Life for Safe Flight“ arbeiten Naturschutzorganisationen in sämtlichen Ländern entlang der Migrationsroute der Rothalsgänse zusammen. Fachleute in Russland, Kasachstan, der Ukraine, Rumänien und Bulgarien tauschen sich regelmä‎ßig aus. Die Migrationsroute und die Bewegung der Gänse können auf der Projekt-Internetseite www.savebranta.org beobachtet werden.

  • Hörerpostsendung 12.5.2019

    Hörerpostsendung 12.5.2019

    Herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Zunächst möchte ich mich an die Hörer bedanken, die wegen meines Ausfalls letztes Wochenende besorgt waren. Ich war nicht im eigentlichen Sinne krank, sondern mich hat eine schlimme Migräne dahingerafft, die mit den derzeitigen Wetterkapriolen in Bukarest zusammenhängt. Ich bin nämlich sehr wetterfühlig, und wenn das Wetter von einem Tag auf den anderen extrem schwankt, bin ich zu nichts zu gebrauchen. Daher die Notlösung, eine Wiederholung auszustrahlen.



    Doch dafür haben sich Zuschriften für mindestens zwei weitere Hörerpostsendungen angesammelt, und heute möchte ich zu Beginn eine Frage beantworten.



    Unser Hörer Frank Bresonik (aus Gladbeck in NRW) fragte uns in einem Postbrief, ob es in Rumänien Tier- und Pflanzenarten gibt, die vom Aussterben bedroht sind und daher unter Naturschutz stehen. Vielen Dank für Ihr Interesse, lieber Herr Bresonik. Ja, es gibt bedrohte Tier- und Pflanzenarten, schlie‎ßlich ist Rumänien Teil unseres planetarischen Öko-Systems und auch hierzulande haben verschiedene Faktoren, darunter auch die menschliche Einwirkung, die Tier- und Pflanzenwelt beeinflusst. Ich habe verschiedene Quellen zum Thema im Internet gefunden und werde Ihre Frage aus Zeitgründen in zwei Teilen beantworten. Heute soll es um die Tierwelt gehen, in einer der folgenden Hörerpostsendungen wird es um bedrohte Pflanzen und Blumen gehen.



    Zu den grö‎ßeren Tieren, die bedroht sind, gehört der Wisent. Der Wisent war im Mittelalter nahezu überall in Europa anzutreffen, danach wurde das grö‎ßte Landsäugetier Europas fast ausgerottet. In Rumänien galt der Wisent schon lange als ausgestorben, bis man 1958 zwei Exemplare aus Polen nach Rumänien brachte. Seit mehr als 10 Jahren versucht man, das Tier in Reservaten wieder anzusiedeln, wo sie in freier oder halbfreier Wildbahn leben. Mittlerweile hat man mit Hilfe von internationalen Organisationen wie dem WWF und Tierschützern insgesamt fünf Reservate für Wisente in Rumänien eingerichtet, wo ein paar Dutzend dieser majestätischen Tiere leben.



    Auch dem Luchs, der grö‎ßten Raubkatze Europas, geht es nicht besonders gut, da Ausnahmeregelungen teilweise immer noch eine Jagd auf dieses Tier erlauben. In Rumänien wird die Population von Luchsen auf ca. 1300 Exemplaren geschätzt, und sie bildet somit den grö‎ßten Bestand Europas.



    Die Saigaantilope, die ursprünglich aus Zentralasien stammt, war auch in Ostrumänien, am unteren Lauf der Flusses Pruth anzutreffen, doch seit den 1960er Jahren wurden nur noch wenige Exemplare in der Moldau und im Donaudelta gezählt. Sie leben heute hauptsächlich noch in einem Reservat im nordöstlichen Landkreis Botoşani.



    Der Tigeriltis (wissenschaftliche Bezeichnung: Vormela peregusna) ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder (Mustelidae). Er lebt in Osteuropa, Vorder- und Zentralasien und ist nach seinem gemusterten Fell benannt. In Rumänien gibt es als einziges EU-Land noch etwa 500 Exemplare und das Tier steht seit 1993 unter Artenschutz. Der Tigeriltis lebt in Rumänien in den Steppengebieten der Dobrudscha.



    Der Rumänische Hamster oder Rumänische Goldhamster (Mesocricetus newtoni) ist ein Säugetier aus der Unterfamilie der Hamster. Das kleine europäische Verbreitungsgebiet der Art ist auf die rechtsseitige Niederung der Donau in Bulgarien und Rumänien beschränkt. Die Tiere bewohnen überwiegend trockene und steinige Bereiche mit wenig Vegetation, aber auch Gemüsekulturen, Gärten und Weinberge. Auf Grund der intensiven Landwirtschaft und der damit einhergehenden Zerstörung der Habitate dieses Tiers ist der Rumänische Hamster vom Aussterben bedroht. Die aktuelle Population wird auf ca. 2000 Exemplaren geschätzt.



    Der Europäische Nerz (Mustela lutreola), vormals auch Sumpfotter, ist eine Raubtierart aus der Familie der Marder. Er zählt zu den am meisten bedrohten Säugetierarten Europas. In Rumänien lebt er nur noch im Donaudelta, wo etwa 1000 Exemplare gezählt wurden.



    Zu weiteren bedrohten Tierarten zählt der WWF auch den Wolf (in Rumänien leben noch etwa 3000 Exemplare, das sind 30% der gesamteuropäischen Population) und den Braunbären, wovon in Rumänien noch 5–6000 Exemplare leben. Im Jahr 2008 wurden noch 7500 Exemplare gezählt. Obwohl der Braunbär in Rumänien unter striktem Artenschutz steht, wird hin und wieder die Jagd aus Gründen der Populationskontrolle erlaubt. Um diese umstrittene Ma‎ßnahme zu rechtfertigen, sprechen manche Experten von einer Überpopulation, was das Überleben dieser Tiere gefährde und sie auch für den Menschen gefährlich mache. Tatsächlich haben hungernde Bären in den letzten Jahren mehrmals ihr Habitat in den Karpatenwäldern verlassen, um in besiedelten Gebieten beispielsweise in Mülltonnen nach Futter zu suchen. Dabei verlief das zufällige Treffen von Bär und Mensch für den letzten nicht immer glimpflich aus, es wurden auch einige Touristen getötet. Tierschützer kritisieren allerdings die kontrollierte Jagd — wer dabei Recht hat, kann ich nicht sagen, da ich kein Experte auf dem Gebiet bin.



    Auch Fisch- und Vogelarten sind bedroht. Der Groppenbarsch (Romanichthys valsanicola), in romanischen Sprachen auch Asprete genannt, ist ein kleiner flussbewohnender Barsch, der in Mittelrumänien nördlich der Donau, im Flusssystem des Argeș und seiner Nebenflüsse als endemische, also nur hier verbreitete Art anzutreffen war. Inzwischen ist sein Lebensraum auf einen kleinen Abschnitt des Flusses Vâlsan beschränkt. Die Spezies wurde laut National Geographic erst 1957 entdeckt und ist durch Fischfang und den Bau von Wasserkraftwerken bedroht. Nur noch 100 Exemplare wurden im erwähnten Gebiet gezählt, das im Jahr 2004 zum Reservat erklärt wurde. Die Störe gelten europaweit als eine der am meisten bedrohten Fischgattungen, in den letzten 15 Jahren habe sich die Population um 93% reduziert, nur noch wenige Tausend Exemplare leben noch in Rumänien.



    Der Pelikan, einst der König unter den Vögeln im Donaudelta, ist mit über 20.000 Exemplaren zwar nicht direkt bedroht, gerät aber auf Grund der Touristen, die sich immer näher an ihre Nistplätze heranwagen, in Bedrängnis. Die Rothalsgans mit europaweit rund 55.000 Exemplaren ist während der Winterzeit überwiegend in der Küstenregion am Schwarzen Meer in Rumänien und Bulgarien anzutreffen. Und der Schmutzgeier, ein Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen, zählt in Europa nur noch weniger als 5000 Exemplare, davon werden im Winter 1–2 in der rumänischen Küstenregion Dobrudscha gesichtet.



    Und schlie‎ßlich ist auch eine Schlangenart bedroht. Die Vierstreifennatter, eine gro‎ße und kräftige Natter, erreicht eine Länge von bis zu 2,50 Metern. Der Körper ist zusammengedrückt, im Querschnitt höher als breit. In Rumänien wird diese Schlange auch Dobrudscha-Drachen genannt und ist in freier Wildbahn nur noch in einigen Dutzend Exemplaren anzutreffen. Obwohl sie unter Artenschutz steht und nicht giftig ist, töten die Menschen immer noch die Vierstreifennatter — aus Ignoranz oder Habgier, denn ihre Haut ist auf dem illegalen Markt gefragt.



    Soviel zu den bedrohten Tierarten in Rumänien — die Liste dürfte sicherlich nicht vollständig sein, aber ich hoffe, dass meine Recherche zumindest eine Übersicht bieten konnte. Über bedrohte Pflanzenarten werde ich in einem der kommenden Funkbriefkästen berichten.



    Zeit noch für zwei E-Mails von ebenso vielen neuen Hörern, beide aus Deutschland. Dejan Berndt (aus Erlangen-Tennenlohe, Bayern) schickte uns folgende Zeilen:



    Sehr geehrte RRI-Deutsch-Redaktion,



    am 29. April 2019 habe ich auf der Frequenz 9600 kHz von 14:00 UTC bis 15:00 UTC Ihr deutsches Programm empfangen.



    Zunächst wurde das Funkjournal gesendet. Unter anderem mit diesen Themen: Rumänische Soldaten, Kredite für Junglandwirte und den Wahlkampf für die Europawahl. Dann in der Rubrik Pro Memoria — zur Geschichte Rumäniens“ wurde über die Künstlerjugend um 1900 berichtet, die laut dem Interview mit Erwin Kessler als Reaktion auf den offiziellen Kanon und als rumänischer Ausdruck der neuen europäischen Strömungen“ entstand. Danach wurde über das christlich-orthodoxe Osterfest in Rumänien berichtet. Es wurde berichtet, dass die orthodoxe Kirche den julianischen Kalender nutzt und die katholische Kirche den gregorianischen Kalender nutzt. Die Kalender haben jeweils einen Zeitunterschied von 13 Tagen. Dass die Rechnung des Osterfestes nach dem Mond erfolgt, wurde auch erwähnt. Das rumänisch-orthodoxe Osterfest erinnert sehr stark an das serbisch-orthodoxe Osterfest, welches ich sehr gut kenne, da meine Mutter aus Serbien stammt. Anschlie‎ßend wurde noch über eine Recycling-Patrouille in Bukarest berichtet, die Elektroschrott sammelt. Darauf folgte die Musikrubrik.



    Zu meiner Person möchte ich noch anmerken, dass ich erst 16 Jahre alt bin und immer mit Begeisterung die Sendungen von RRI verfolge. Ich habe erst im November 2018 angefangen, mich für den Kurzwellenrundfunk zu interessieren. Als ich dann mein erstes Kurzwellenradio zu Weihnachten bekommen habe, gab es kaum deutsche Radiosender, die ich gut empfangen konnte — au‎ßer RRI. RRI hat immer ein sehr starkes Signal hier in Deutschland, was sehr gut ist. Ich bin froh, dass Sie als eine der wenigen internationalen Radiostationen noch auf der Kurzwelle bleiben, ich hoffe, Sie werden das auch noch viele Jahre weiterhin so beibehalten. Über eine Bestätigung meines Empfangsberichtes mittels QSL-Karte an die unten stehende Adresse würde ich mich sehr freuen. Gerne dürfen Sie meinen Brief auch in der Hörerpost vorlesen.



    Mit freundlichen Grü‎ßen

    Dejan Berndt



    Lieber Dejan, vielen Dank für das Feedback, es freut uns, dass sich auch sehr junge Hörer noch für den Rundfunkfernempfang interessieren. Zu den QSL-Karten habe ich leider keine Neuigkeiten, wir wissen immer noch nicht, ob und wann wir Zuwendungen für das Drucken der neuen Serie erhalten. Sie ist — in virtueller Form — bereits auf der ukrainischsprachigen Variante unserer Webseite zu sehen und besteht aus Abbildungen von Volkstrachten aus dem Banat im Westen Rumäniens. Und auf der deutschsprachigen Webseite ist inzwischen auch die komplette Serie für 2018 — Wahrzeichen der Stadt Alba Iulia — mit ausführlichen Erläuterungen zu sehen.



    Ein weiterer Hörer aus NRW entdeckte uns durch Zufall im Äther. Folgende Zeilen erhielten wir von Werner Samjeske:



    Sehr geehrte Damen und Herren,



    durch Zufall habe ich heute, am 5.5.2019 nachmittags, Ihre Sendung in deutscher Sprache auf 7355 KHz gehört.



    Der Empfang war sehr stark: 5/9+10db. Mein Empfänger ist ein Icom R75 an einer 50-Ohm-40-m-Langdrahtantenne. Ich konnte rumänische Jazz-Musik hören.



    In den letzten Jahren habe ich Rumänien mehrfach geschäftlich (Spezialstahl) besucht, z.B. Bukarest, Craiova, Sibiu, Timişoara, Schä‎ßburg…



    Mit freundlichen Grü‎ßen aus Kerpen im Rheinland


    Werner Samjeske



    Vielen Dank für das Feedback, auch Ihnen willkommen im mittlerweile kleinen, aber feinen Kreise der RRI-Hörer und herzliche Grü‎ße aus Bukarest!



    Zeit für die Postliste. Neue Postbriefe lasse ich mir kommende Woche zukommen, falls welche da sind. E-Mails erhielten wir in den letzten zwei Wochen bis einschlie‎ßlich vergangenen Freitag von Beate Hansen, Petra Kugler, Bernd und Willi Seiser, Stephan Lipsius, Werner Schubert, Norbert Hansen, Gerd Brüschke, Dejan Bernd, Torsten Rhode, Heinz Günter Hessenbruch, Werner Samjeske, Helmut Matt, Michael Willruth, Michael Lindner und Carsten Fenske (alle aus Deutschland) sowie von Paul Gager (Österreich) und Jurij Aleksandrowitsch Timofejew (Kasachstan).




    Audiobeitrag hören:




  • Wandervögel im Frühling: Ornithologen setzen sich für Schutz bedrohter Arten ein

    Wandervögel im Frühling: Ornithologen setzen sich für Schutz bedrohter Arten ein

    Von den auf rumänischem Gebiet bekannten Arten sind 100 Standvögel und 150 Wandervögel, allerdings gibt es Vogelarten, die in Rumänien überwintern und dann in andere Länder fliegen und sogar verirrte Vogelarten. Es gibt fünf Regionen in Rumänien, in denen die Wanderung der tagaktiven Raubvögel konzentriert vorkommt: die Dobrudscha, der Ober- und Unterlauf des Mieresch, das Pruth-Tal und das Turului-Tal. Zugvögel, die die Karpaten und das Schwarze Meer umfliegen, müssen durch die Dobrudscha passieren, die als ein wahrer Trichter für die Migration gilt. Das Măcin-Gebirge ist einer der besten Migrationsorte in Europa, hier treffen sich die meisten Arten. Jedes Jahr wandern rund 10.000 Greifvögel und etwa 20000 Wei‎ßstörche hierher.



    Die Pruth-Auen sind ein weiteres Feuchtgebiet von besonderem Interesse für die Vogelwelt, sowohl in Rumänien als auch in Südosteuropa generell. Entlang des Pruth-Tals gibt es wichtige Vogelzugrouten: Einige sind hier standhaft, einige ernähren sich und nisten in diesem Gebiet. Ovidiu Bufnilă, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft, hat die Bestandsaufnahme gemacht.



    Wir haben um die 400 Arten hier, die entweder ständig angesiedelt sind (Spatzen, Tauben), oder Vögel, die Rumänien inzwischen verlassen haben (hauptsächlich Gänse, Winterschwäne u.a.m.). Aber wir haben auch Vögel, die gerade zurückgekehrt sind oder auf dem Weg nach Rumänien sind. Der erste wandernde Vogel, den wir in diesem Jahr beobachtet haben, war ein Schwarzstorch. Er hielt während seiner Reise in den Norden irgendwo in der Nähe von Odorheiul Secuiesc an. Dann folgte der erste Wei‎ßstorch, der am 7. März über Bukarest zu sehen war. Am 8. März haben meine Kollegen die ersten wirklichen Frühlingszeichen bemerkt. Sie bemerkten den ersten Wiedehopf in der Nähe von Călăraşi, wo sie die gro‎ßen Scharen von Störchen sahen, aber auch etwa 200 Kraniche, die irgendwo in der Dobrudscha bei Histria Wasser und Nahrung gefunden hatten. Aber die wichtigste Beobachtung war die der ersten Löffler, eine für Feuchtgebiete charakteristische Art, die nicht im Donaudelta, sondern in der Moldau bei Iaşi beobachtet wurde. Alle Arten, die wir kennen, sind danach der Reihe nach angekommen, aber die stärkste Welle der Migration und die sichtbarste Welle war diejenige, in der wir in Rumänien das Phänomen des »gefrierenden Regens« hatten, das viele Vögel auf offener Stra‎ße überraschte. Er überraschte die Störche, die es schafften, stehenzubleiben, das Eis abzuschütteln, sich auszuruhen, aber auch die insektenfressenden Vögel, die viel schwächer und weniger bereit waren, sich den Strapazen eines Winters im März zu stellen. Diese Vögel wurden in allen Teilen des Landes gesichtet, besonders im Süden. Einige konnten der Kälte nicht standhalten, andere sind bei ihrer Migration nach Norden geflogen. Die Migration wird enden, wenn wir die letzten Frühlingsverkünder und den Frühling sehen. Ich beziehe mich auf den Kuckuck und die Bienenfresser, sehr bunte Vögel, die Anfang Mai oder Ende April ankommen werden.“




    Ein Anliegen der Wissenschaftler betrifft die Aufklärung der Art und Weise, wie Vögel während des Fluges navigieren. Obwohl es viele Theorien und Meinungen gibt, wird allgemein akzeptiert, dass die Art und Weise, in der die Migration gesteuert wird, von einer Spezies zur anderen variiert. Es hat sich gezeigt, dass die meisten Vögel sich nach der Sonne und den Sternen orientieren. Es gibt Arten, die die angeborene Fähigkeit haben, in Richtung der Überwinterungsgebiete zu fliegen (z.B. der Kuckuck). In anderen Fällen folgen Jungvögel ihren Eltern (z.B. der Wei‎ßstorch). In allen Fällen wiederum wird nach der ersten Migration eine Karte im Gedächtnis gespeichert, die sie bei den folgenden Migrationen verwenden werden.



    Da die Populationen vieler Arten wandernder und einheimischer Wildvögel in Europa rückläufig sind, hat die Europäische Union Ma‎ßnahmen ergriffen, um dieses Phänomen zu stoppen und Ma‎ßnahmen zum Schutz und zur Bewirtschaftung von Lebensräumen zu ergreifen. Die Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union war das erste Naturschutzgesetz, das eine wichtige Rolle dabei spielte, den Rückgang einiger der am stärksten bedrohten Vögel in Europa zu stoppen: der Löffler, der Seeadler oder der Spanische Kaiseradler. Bei uns erhalten Landwirte Subventionen, wenn sie sich für bestimmte Vogelarten einsetzen. Zum Beispiel für den Schreiadler. In Rumänien haben wir mehr als 2300 Paare davon, was 10% der Weltbevölkerung und 22% der europäischen Bevölkerung entspricht. Denn die Natur in Rumänien ist immer noch reichhaltig, und die Landwirtschaft wird vielerorts umweltfreundlich betrieben, sagt Ovidiu Bufnilă:



    Es gibt mehrere Agrarumweltma‎ßnahmen. Diese Ma‎ßnahmen, die wir und unsere Partner vorgeschlagen haben, sollen sowohl den Landwirten als auch der Fauna Rumäniens helfen. Ich beziehe mich auf den kleinen Schreiadler, der in seinen Nistgebieten viel Nahrung braucht. Wenn ein Landwirt diese Agrarumweltma‎ßnahme anwendet, muss er bestimmte Regeln befolgen und den Arten helfen, für die er das Geld erhält.“




    Eine weitere Agrarumweltma‎ßnahme betrifft den Schutz von gefährdeten Rothalsgänsen, die auf EU-Ebene unter Artenschutz stehen. Der Vogel wird jetzt auf die Liste der am meisten bedrohten Vogelarten aufgenommen, die vorübergehend in Europa leben und international durch das Übereinkommen über die Erhaltung der wildlebenden Tier- und Pflanzenarten und die europäischen Lebensräume geschützt sind. In Rumänien taucht die Rothalsgans erst Ende Oktober auf und kann bis März beobachtet werden.



    Die Rothalsgans ist eine Art, die, wenn sie nach Rumänien kommt, Getreidekorn auf dem Feld finden muss, aus dem später das Weizen oder der Raps entstehen. Diese Ma‎ßnahme gilt nach wie vor, es gibt Dutzende Millionen Euro, die den rumänischen Landwirten zur Verfügung stehen, aber diese Ma‎ßnahme richtet sich nur an diejenigen, die sich im Einzugsgebiet der Rothalsgans befinden – wir sprechen von der Bărăgan-Ebene und der Dobrudscha.“




    Die Rumänische Ornithologische Gesellschaft führt viele Projekte zum Schutz der Vögel und zum Kampf gegen die Wilderei von Singvögeln durch. Rumänien bekommt Flügel“ hei‎ßt ein Projekt, bei dem Ornithologen und Freiwillige jeden Frühling neue künstliche Nester in den Parks in Bukarest und in 10 anderen gro‎ßen Städten des Landes installieren. Ein weiteres Projekt betrifft den Schutz und die Erhaltung einer der am stärksten gefährdeten Vogelarten Europas: die des Donaufalken. Um die Nistbedingungen für diese Art zu sichern, wurden neue künstliche Nester in den Hochspannungs-Stromverteilungsnetzen des Oltenia-Stromverteilers installiert. Derzeit leben in Europa noch etwa 450 Paare von Saker-Falken (Falco cherrug), von denen die Hälfte in Ungarn und der Slowakei lebt.

  • Jäger und Ornithologen einigen sich auf Schutz der Rothalsgans

    Jäger und Ornithologen einigen sich auf Schutz der Rothalsgans

    Eine der schönsten Gänsearten der Welt ist die Rothalsgans, eine nördliche Zugvogelart, die im Winter auch in Rumänien anzutreffen ist. Obwohl die Rothalsgänse in praktisch ihrem ganzen Verbreitungsgebiet gesetzlich geschützt sind, werden viele von ihnen insbesondere in den Winterquartieren, wo sie in gro‎ßen Schwärmen auftreten, von Wilderern für den Verzehr abgeschossen.



    Die Rothalsgans gehört zu den Meergänsen und ist eng mit der Ringelgans verwandt. Die Rothalsgans ist die farblich bunteste der Meergänse. Das Gefieder ist schwarz mit deutlich erkennbaren wei‎ßen Konturlinien. Wie der Name bereits andeutet, ist die Brust rostrot gefärbt. Auch hier sind die roten Farbfelder durch wei‎ße Zwischenlinien gut voneinander und vom umgebenden Schwarz abgesetzt. Die Flankenstreifen sind wei‎ß. Die Rothalsgans nistet im Sommer auf der Halbinsel Tamir und in der Tundra im Norden Sibiriens. Jedes Jahr fliegt die Rothalsgans etwa 4000 Km, um in der Ukraine, in Rumänien und in Bulgarien zu überwintern.



    Rothalsgänse gelten heute insbesondere durch illegale Bejagung in ihren Wintergebieten, aber auch durch die Vernichtung ihres Lebensraumes als gefährdete Vogelart und sind durch das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen sowie als Art des Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt. In Rumänien kann man sie von Ende Oktober bis März beobachten. Der See Balta Albă im Landkreis Buzău ist ein Naturschutzgebiet, wo neben Tausenden anderen Zugvögeln auch zahlreiche Rothalsgänse überwintern. Um diese Vogelart zu schützen, haben die Jäger und die Fachleute von der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft beschlossen, zusammenzuarbeiten. Mehr dazu von Ovidiu Bufnilă, Sprecher der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft:



    Unsere Zusammenarbeit mit dem Rumänischen Jagd- und Fischereiverband ist eine direkte Folge der Kampagne ‚Opreşte barbaria, salvează ciocârlia!‘ (dt. ‚Stoppt die Barbarei, rettet die Lerche!‘), die wir im Frühling durchgeführt haben. Es handelte sich um eine Kampagne gegen die Bejagung von Singvögeln und vor allem gegen ein schlechtes Gesetz. Viele Jäger haben auch bemerkt, dass dieses Gesetz nicht in Ordnung war, und nachdem die Kampagne abgeschlossen war, haben wir einen Dialog mit dem Jagdverband aufgenommen. Wir diskutierten über den Naturschutz und es wurde uns klar, dass wir mehr zum Schutz vieler Tierarten unternehmen könnten, wenn wir zusammenarbeiten würden. Wir erarbeiteten mehrere gemeinsame Projekte, und bei unserem ersten Projekt ging es um den Schutz der Rothalsgans in dem Naturschutzgebiet Balta Albă. Diese weltweit besonders gefährdete Vogelart verbringt den Winter in Rumänien, in Balta Albă, in der Dobrudscha und in der Bărăgan-Ebene.“




    Ende November kommen etwa 10.000 Rothalsgänse zu ihren Winterquartieren in Balta Albă. Das sind etwa 20% der Gesamtpopulation weltweit. Der Sprecher der Rumänischen Ornithologischen Gesellschaft, Ovidiu Bufnilă, über Ma‎ßnahmen zum Schutz der Rothalsgans:



    Bei unseren Treffen mit Vertretern des rumänischen Jagd- und Fischereiverbandes haben wir eine Reihe von Ma‎ßnahmen zum Schützen der Rothalsgänse vorgeschlagen. Eine Ma‎ßnahme ist das tägliche Jagdverbot zwischen 06.00 und 10.00 Uhr. Zu dieser Zeit fliegen die Rothalsgänse, die in Balta Albă überwintern, auf Futtersuche. Der See ist ihr Schlafplatz, dort werden sie von Schakalen, Füchsen oder anderen Raubtieren nicht gestört. Wenn sie am frühen Morgen in Schwärmen losfliegen, vermischen sich die Rothalsgänse mit anderen Vogelarten, zum Beispiel mit Blässgänsen, die gejagt werden dürfen, und wenn die Jäger mit Schrotflinten schie‎ßen, können sie versehentlich auch unter Schutz stehende Rothalsgänse erschie‎ßen. Deshalb ist das tägliche vierstündige Jagdverbot ein gro‎ßer Schritt mit positiven Folgen für den Schutz der Rothalsgänse.“




    Ende Dezember vereist der See Balta Albă, und die Rothalsgänse ziehen weiter nach Süden, in Richtung Dobrudscha und Donaudelta.