Tag: Rumänien Geschichte

  • Der 1. Dezember 1918 – zur Bedeutung des Nationalfeiertag Rumäniens

    Der 1. Dezember 1918 – zur Bedeutung des Nationalfeiertag Rumäniens

    Der griechisch-katholische Bischof Iuliu Hossu hat bei der gro‎ßen Versammlung im zentralsiebenbürgischen Alba Iulia/Karlsburg am 1. Dezember 1918 die Proklamation der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien verlesen. In der heutigen Geschichtsrubrik Pro Memoria hören Sie die Stimme von Iuliu Hossu und Abschnitte aus dieser Proklamation.



    Am 1. Dezember 1918 vereinigte sich Siebenbürgen mit Rumänien. Somit wurde Gro‎ß-Rumänien gegründet. Bei der Nationalen Versammlung in Alba Iulia/Karlsburg haben Tausende Rumänen die Vereinigung mit dem Königreich Rumänien abgesegnet. Im Archiv des Zentrums für mündlich überlieferte Geschichte des rumänischen Rundfunks befindet sich ein wertvolles Audio-Dokument, das den Elan gleich nach dem 1. Weltkrieg zeigt. Es handelt sich dabei um die Stimme des griechisch-katholischen Bischofs Iuliu Hossu. Er hat damals die von der National-Versammlung festgelegten Resolutionen verlesen. Iuliu Hossu wurde 1885 geboren und starb 1970. Er verbrachte auch einige Jahre in den kommunistischen Gefängnissen.



    Das Audio-Dokument ist wertvoll, weil die Stimme von Iuliu Hossu zu hören ist. Zugleich präsentiert es die politischen, wirtschaftlichen, sozialen und bürgerlichen Bestrebungen der Rumänen von damals. Die Aufzeichnung entstand heimlich im Jahr 1969, ein Jahr vor dem Tod von Iuliu Hossu.



    Brüder! Der Zeitpunkt der Vereinigung ist gekommen. Der Augenblick ist da, in dem der allmächtige Gott durch sein gläubiges Volk seine Gerechtigkeit, auf die wir Jahrhunderte gewartet haben, ausspricht. Heute entsteht durch unsere Entscheidung Gro‎ßrumänien, ein einheitliches und untrennbares Land. Alle Rumänen dieses Gebiets erklären: Wir vereinigen uns für alle Ewigkeit mit dem Vaterland Rumänien! Ich, ein Diener Gottes, Bischof von Cluj-Gherla, Iuliu Hossu, habe diese Worte ausgesprochen, mit gedämpfter Stimme, aber mit Liebe für Dich, Gott. Verteidige dieses Volk und dieses Land vor allen Gefahren, damit es sich beruhend auf Gerechtigkeit und Wahrheit entwickeln kann.“




    Die Worte von Iuliu Hossu hatten aber auch eine realistische Dimension.



    Die Nationale Versammlung aller Rumänen aus Transsilvanien, aus dem Banat, aus Ungarn erklärt durch ihre Vertreter in Alba Iulia am 1. Dezember 1918 ihre Einigkeit und die Einigkeit aller von Rumänen bewohnten Gebiete mit Rumänien. Die National-Versammlung proklamiert das unübertragbare Recht der rumänischen Nation auf das ganze Banat zwischen den Flüssen Marosch, Thei‎ß und Donau. Die Nationale Versammlung verleiht diesen Gebieten provisorische Autonomie, bis der Ausschuss zur Abänderung der Verfassung zusammen kommt.“




    Die Nationale Versammlung proklamierte folgende Grundprinzipien für die Gründung des neuen rumänischen Staates: Die völlige Freiheit für alle mitlebenden Völker — alle Völker werden sich in der eigenen Sprache ausbilden und verwalten und in der eigenen Sprache richterliche Entscheidungen treffen können. Jedes Volk wird das Recht haben, im Parlament und in der Regierung verhältnismä‎ßig vertreten zu sein, Freiheit und Autonomie für alle Konfessionen im Staat; die Gründung eines demokratischen Regimes in allen Bereichen des öffentlichen Lebens und Wahlrecht ab 21 Jahren; völlige Presse- und Versammlungsfreiheit und eine radikale Agrar-Reform. Dem Bauer wird es möglich sein, für sich und seine Familie zu arbeiten. Das Leitprinzip dieser Agrarpolitik ist, die sozialen Unterschiede zu glätten und die Produktion zu steigern. Die Industrie-Arbeiter werden die gleichen Rechte und Vorteile wie die Arbeiter in den fortgeschrittensten westlichen Industrie-Staaten.“




    Die internationale Dimension der Bestrebungen des rumänischen Volkes und Iuliu Hossus wurde mit Klarheit ausgedrückt:



    Die Nationale Versammlung äu‎ßert ihren Wunsch, dass der Friedenskongress das Zusammenleben der freien Nationen ermöglicht, so dass die Gerechtigkeit und die Freiheit für alle Nationen, ob gro‎ß oder klein, gewährleistet werden. Zukünftig soll der Krieg als Mittel zur Regelung internationaler Verhältnisse ausgeschlossen werden. Die Rumänen dieser nationalen Versammlung begrü‎ßen ihre Brüder in der Bukowina, die das österreichisch-ungarische Joch abgeschüttelt und sich mit dem Mutterland Rumänien vereinigt haben. Die Nationale Versammlung begrü‎ßt mit Liebe und Enthusiasmus die Befreiung der Nationen, die bis jetzt unter der österreichisch-ungarischen Obrigkeit standen: die tschechoslowakische, die deutsch-österreichische, die polnische, die polnische und die ruthenische Nation. Die Nationale Versammlung beugt sich vor den rumänischen Helden, die für unser Ideal gestorben sind.“




    96 Jahre sind seit dem 1. Dezember 1918 vergangen. In Europa gab es seitdem viele Herausforderungen — den 2. Weltkrieg, den Faschismus, den Kommunismus. Die europäischen Staaten haben aber gelernt, in Frieden miteinander zu leben.




    Audiobeitrag hören:




  • Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen

    Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen

    Karl Anton Joachim Zephyrinus Friedrich Meinrad von Hohenzollern-Sigmaringen wurde am 7. September 1811 auf Schloss Krauchenwies im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg geboren und ist am 2. Juni 1885 gestorben. Er heiratete Josephine Friederike Luise von Baden, die Tochter des Gro‎ßherzogs von Baden. Die beiden hatten zusammen sechs Kinder, das dritte wurde König von Rumänien. Das vierte Kind, Anton, starb 1866, im Alter von 25 Jahren, in der Schlacht von Königgrätz zwischen Preu‎ßen einerseits und Österreich und Sachsen andererseits. Karl Anton war Chef des Hohenzollern-Sigmaringen Hauses und Ministerpräsident Preu‎ßens vom 6. November 1858 bis 12. März 1862.



    Karl Anton spielte eine sehr wichtige Rolle in der politischen Karriere des zukünftigen rumänischen Königs Karl I. Er war Ratgeber seines Sohns und stand ihm bei in schweren Momenten wie der Dynastie-Krise von 1870, dem Unabhängigkeitskrieg Rumäniens 1877-1878 und der internationalen Anerkennung Rumäniens als souveräner Staat. Karl Anton hat Rumänien in Deutschland verteidigt und hat Karl beraten, wie er die Interessen der Gro‎ßmächte Deutschland, Russland, Osmanisches Reich, England dem jungen rumänischen Staat gegenüber wohlwollend beeinflussen kann.



    In diesem Sinne schrieb Fürst Karl Anton seinem Sohn am 27. August 1878 und forderte ihn zu einer klugen Politik gegenüber Russland auf: Die Versöhnung mit Russland sollte ein unverzügliches Thema sein. Eine dauerhafte Feindschaft im Verhältnis zu diesem Nachbarland würde eine anhaltende Bedrohung darstellen und eine Hürde im Wege der internen Entwicklung sein. Auch wenn die Einstellung gegenüber Russland feindlich bleibt, können die ehrlichen Freunde Rumäniens das Land nur beraten, ein ertragbares Modus vivendi zu finden.“



    Der Historiker Sorin Cristescu, Herausgeber und Übersetzer der Korrespondenz zwischen dem König Karl I. und seiner Familie und der österreichisch-ungarischen und deutschen diplomatischen Berichte über die Tätigkeit des Königs, berichtet über die Rolle seines Vaters Karl Anton:



    Von Anfang an, als sich das Problem der Annahme der Krone der Vereinigten Rumänischen Fürstentümer stellte, hat Karl Anton von Hohenzollern seinen Sohn beraten. Er war Ministerpräsident Preu‎ßens. Natürlich ein Ehren-Ministerpräsident, er leitete eine liberale Partei, die von einer Vereinigung Deutschlands träumte, aber wie? Preu‎ßen hätte ein Land der demokratischen Freiheiten und des technischen und wissenschaftlichen Fortschritts werden müssen und die anderen deutschen Staaten hätten es bitten sollen, sich mit Preu‎ßen zu vereinigen. Es war keine realistische Lösung, die Regierung von Karl Anton war auch relativ kurz. Bismarck befolgte seine Blut-und-Eisen-Politik. Karl Anton hat Karl I. bis zu seinem Tod 1885 beraten und hat ihm gezeigt, wie jeder Bojaren-Klan der Reihe nach zur Macht gebracht werden muss. Das war das Geheimnis seiner Regierung und man hat das auch gleich erfahren. Rumäniens Parlament hat im Januar 1867 Karl Anton zum Ehrenbürger von Rumänien erklärt.“




    Beim Wiedersehen zwischen Vater und Sohn am 16.August 1880, nach 14 Jahren, schrieb der Sekretär des Königs in seinen Memoiren: Fürst Karl-Anton wartet in seinem Rollstuhl auf seinen Sohn. Lange Zeit finden die beiden keine Worte, um ihre Gefühle auszudrücken. Fürst Karl bemerkt mit Freude, dass sein Vater sich nicht verändert hat, dass die Jahre für ihn leicht vergangen sind.“



    Beim öffentlichen Treffen am 22. August beschrieb der Sekretär, wie Karl I. in seinem Geburtsort willkommen wurde: Der Geburtsort wollte nicht auf die Freude, seinen Fürst herzlich zu empfangen, verzichten. Nach vielen Jahren kam dieser zurück aus einem fremden Land, das er durch Kämpfe und Siege zur Unabhängigkeit geführt hatte. Auf dem Karls-Platz, wird der Fürst mit warmen Reden begrü‎ßt, und beim Schloss-Tor erwartet Fürst Karl Anton seinen Sohn, der den Ruhm seines Hauses so weit gebracht hatte. Zum ersten Mal trug Karl Anton auch den Ordensband seiner rumänischen Auszeichnung.“




    Karl I. spielte eine sehr wichtige Rolle in der Geschichte Rumäniens. Aber auch die Rolle seines Vaters, Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen, war genauso wichtig für die Rumänen.