Tag: Rumänien Politik

  • Parlamentswahl bereitet Überraschungen vor

    Parlamentswahl bereitet Überraschungen vor

    Die rekordverdächtig niedrige Wahlbeteiligung, der Rücktritt des rumänischen Premierministers und die Präsenz einer wenig bekannten Partei im Parlament sind die drei gro‎ßen Überraschungen der jüngsten Parlamentswahlen in Rumänien, die nur scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Eine Gewissheit nach Abschluss der Wahlen, am Abend des 6. Dezember, war, dass nur etwa 32% der Rumänen zur Wahl gingen, die geringste Wahlbeteiligung seit 30 Jahren. Dies war auch die niedrigste Wahlbeteiligung in der Europäischen Union.




    Die Frage ist, warum 68% der Wähler es vorzogen, zu Hause zu bleiben? War dies ihre Art, eine Botschaft an die politische Klasse zu senden? Natürlich gab es auch Menschen, denen es egal war, wer gewählt wird, und auch Menschen, die sich wegen der Coronavirus-Krise, die in Rumänien immer noch Opfer fordert, nicht in die Wahllokale begeben wollten. Aber es gab auch viele Bürger, die gestanden haben, sich von der politischen Klasse nicht repräsentiert zu fühlen, und die konkrete Taten und keine leeren Worte mehr forderten.



    “Es ist ganz klar, dass es viele Rumänen gibt, die entweder nicht genügend Informationen über diese Wahlen erhalten haben oder einfach unzufrieden mit mir, mit den Parteien, mit der gesamten politischen Klasse oder mit bestimmten Ma‎ßnahmen sind, die ergriffen wurden”, hat Präsident Klaus Iohannis zugegeben.




    Eine Stunde nach dieser Erklärung ist Premierminister Ludovic Orban, dessen Liberale Partei die Wahlen verloren hat, da sie 5% weniger als die Sozialdemokraten in der Opposition bekommen hat, der aber eine Mitte-Rechts-Mehrheit und dann die Regierung bilden will, zurückgetreten. Dieser überraschende Schritt wurde von denen begrü‎ßt, die darin eine Möglichkeit sahen, die Verantwortung für das schlechte Wahlergebnis zu übernehmen, von anderen jedoch als unverantwortlich angesehen wurde.




    Vor etwa einem Jahr entstand vor dem Hintergrund politischer Unruhen und sozialer Unzufriedenheit eine neue Partei. Diese Partei, die sich Allianz für die Union der Rumänen (AUR) nennt, war für die Medien fast unsichtbar, bis am 6. Dezember, als alle überrascht waren und erfuhren, dass sie 9% der Stimmen erhielt und es ins Parlament schaffte. Von einigen Leuten als nationalistische Partei und sogar als rechtsextreme Partei angesehen, sagt die AUR, dass die Hälfte der rumänischen Nation jetzt im Ausland ist und dass das Land seine Bürger Jahr für Jahr, von einer Wahl zur anderen, verliert, weil sie das Vertrauen in die Menschen verlieren, die ihre Interessen verteidigen sollten. Familie, Nation, christlicher Glaube und Freiheit sind die Werte, die diese neue Partei nach eigenen Angaben fördert.

  • Senatschef möchte Staatspräsidenten erneut suspendieren

    Senatschef möchte Staatspräsidenten erneut suspendieren

    Die ersten beiden postkommunistischen Staatschefs Rumäniens, Ion Iliescu und Emil Constantinescu, die zusammen knapp 15 Jahre im Amt waren, wurden nie suspendiert, mit dem Ziel nachher durch Volksabstimmung des Amtes enthoben zu werden. Der jetzige Staatschef Traian Basescu steht, nach fast 10 Jahren im Amt, vor seiner dritten Suspendierung. Sein zweites und letztes Mandat würde offiziell in wenigen Monaten zu Ende gehen. In 2007 wurde Traian Basescu der Verfassungsverletzung beschuldigt. Damals war der Präsident noch sehr populär, die Mehrheit der Bevölkerung stimmte gegen seine Amtsenthebung.




    Fünf Jahre später, in 2012, wurde dem Staatschef der Eingriff in die Tätigkeit der Regierung und der damaligen regierenden liberaldemokratischen Partei vorgeworfen. Knapp 90 % der Wähler stimmten für die Amtsenthebung. Der Präsident rief damals zum Boykott der Volksabstimmung auf. Das Verfassungsgericht erklärte das Referendum wegen Beschlussunfähigkeit als ungültig. Die Wahlbeteiligung war zu klein.




    Die Beharrlichkeit der politischen Feinde des Präsidenten, dessen zweites Mandat im Dezember dieses Jahres zu Ende geht, scheint aber keine Grenzen zu haben. Der jetzige Senatschef, Călin Popescu Tăriceanu, ehemaliger Liberalen-Chef und Ministerpräsident während des ersten Mandats von Traian Basescu hat ein neues Suspendierungs-Verfahren gegen den Präsidenten eingeleitet. Călin Popescu Tăriceanu beründete:




    “Die Einstellung des Staatschefs, die gegen den Verfassungs-Rahmen verstosst. Diese Einstellung führte mehrmals zur offenen Unterstützung einer politischen Partei im Wahlkampf. Der Präsidenten-Status zwingt ihn aber zur Neutralität, Äquidistanz und Unparteilichkeit ”.




    Tăriceanu erklärte, der Staatschef habe sich zudem im Verfahren zur Ernennung des rumänischen Vertreters in der neuen EU-Kommission eingemischt. Das sei ebenfalls verfassungswidrig. Weiter soll Traian Basescu unzivilisierte institutionelle Verhältnisse mit den Teilnehmern an das öffentliche Leben“ gefördert haben. Senats-Chef Tăriceanu schlug auch ein Kalender für die Suspendierung vor: am 23. September sollte das Parlament endgültig über den Suspendierungs-Antrag abstimmen und am 2. November sollte, zusammen mit dem ersten Wahlgang der Präsidentenwahl, das Referendum zur Amtsenthebung organisiert werden.




    Um in die Tagesordnung des Parlaments aufgenommen zu werden, muss der Suspendierungs-Antrag von mindestens einem Drittel der Parlamentarier unterzeichnet werden. Die Regierungsparteien haben unterschiedliche Einstellungen: die sozialdemokratische Partei PSD, die grösste Partei des Landes, hat noch keine klare Antwort gegeben, die kleine konservative partei PC unterstützt das Vorgehen, während der Ungarnverband die Suspendierung als sinnlos betrachtet. Die oppositionelle Christlich-Liberale Allianz ACL, sowie auch die pro-präsidentielle Volksbewegung PMP haben die Idee abgelehnt.