Tag: Rumänische Aktualität

  • Hörerpostsendung 20.9.2020

    Hörerpostsendung 20.9.2020

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zu einer frischgebackenen Neuausgabe des Funkbriefkastens!



    Wie ich lesen konnte, wurde ich an dieser Stelle in unserem Programm sehnlichst vermisst. Nun, ich bin wieder da und möchte gleich zu Beginn eine erfreuliche Nachricht weitergeben: Die QSL-Karten Nummer 1–6 sind gedruckt und versandbereit, und unsere Mitarbeiterin in der Postbearbeitungsstelle hat mir auch versichert, dass sie einen Teil der anstehenden Karten bereits verschickt habe. für die nächsten zwei Wochen hat sie sich allerdings auch in den Urlaub verabschiedet, also dürften die ersten QSL-Karten in den nächsten Tagen, mit Sicherheit aber ab dem 1. Oktober bei unseren Hörern eintreffen. Wann es auch mit den Karten 7–12 soweit sein wird, wei‎ß ich allerdings nicht — vermutlich wird uns erst gegen Jahresende erneut ein Budget für den Druck und Versand genehmigt.



    Stichwort Urlaub — Sie sind sicherlich neugierig, wie ich meinen Urlaub verbracht habe. Da ist nichts Besonderes zu verbuchen: Ich bin Ende Juli für 4 Tage ans Schwarze Meer gefahren und letzte Woche nochmals für 5 Tage — beides Mal in ein kleines Dorf im Süden der rumänischen Küste, wo vor allem im September kein gro‎ßer Andrang herrscht. Sonst habe ich Urlaub auf Balkonien oder — wie ich zu sagen pflege — auf Kiezenpflaster verbracht. Soll hei‎ßen: Dokus geschaut, viel gelesen und geschlafen, ausgedehnte Spaziergänge durch Bukarest unternommen, und abends bin ich oft kurz in die Kiezkneipe gegangen, die eigentlich wie alle aufgrund der Vorlagen um Mittenacht schlie‎ßen muss.



    Und jetzt zu Hörerzuschriften. Zwei Stapel Postbriefe habe ich in der Redaktion vorgefunden; einige waren noch im Juni und im Juli abgeschickt worden — vermutlich war der Postverkehr während der strengen Quarantäne stark eingeschränkt. Mit diesen Briefen möchte ich heute beginnen, die Briefpost vom August und womöglich auch schon September hebe ich mir für kommende Woche auf.



    Von Hermann Staiger (aus Schmieheim in Baden-Württemberg) erreichte uns ein auf den 21. Juni datierter Brief, in dem Herr Staiger uns berichtet, dass er vor zwei Jahren als Autotourist den Naturpark Apuseni im rumänischen Westgebirge bereist hat. Dabei hatte er Schwierigkeiten bei der Bewältigung von abenteuerlichen Strecken durch Schotterstra‎ßen und einem Bachbett. Herr Staiger merkt an, dass es in wildromantischen Gebieten Stra‎ßen gibt, die auf Karten als normal“ eingezeichnet sind, aber nur mit dem Traktor befahrbar seien. Daher die Anregung, in unserem Tourismusmagazin Radiotour“ solche Hinweise in den Berichten aufzunehmen. Im Zusammenhang mit dem privaten Autotourismus während der Pandemie bittet uns Herr Staiger au‎ßerdem, am Ende der Nachrichten die geltenden Einreisebestimmungen, insbesondere über gesundheitliche Kontrollen und ihre Rechtsfolgen (z.B. Quarantäne) durchzugeben.



    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Staiger. Ich habe Ihre Anregungen an die Zentralredaktion weitergeleitet, befürchte aber, dass das nur eingeschränkt machbar ist. Zum einen sind unsere Tourismusredakteure keine Bergführer, noch kennen sie die beschriebenen Gebiete unbedingt wie ihre Hosentasche. Da hilft nur, sich — wie in Ihrem Fall — auf erfahrene professionelle Reiseführer zu verlassen oder ortskundige Einwohner zu Rate zu ziehen. Mit der sich ständig ändernden epidemiologischen Lage wäre es zum anderen auch schwierig, in unseren Nachrichten von Einreisebestimmungen zu berichten. Es kann sein, dass eine Information, die wir in den Abendnachrichten bringen, am nächsten Morgen schon überholt ist — wir haben beim Auslandsrundfunk keinen 24-Stunden-Dienst. In Zeiten der globalen Vernetzung kann man sich aber auf offizielle Institutionen verlassen, beispielsweise findet man sowohl auf der Webseite des Auswärtigen Amtes Deutschlands als auch auf der englischsprachigen Webseite des Rumänischen Au‎ßenministeriums immer aktuelle Informationen über die jeweiligen Einreisebestimmungen und gesundheitlichen Vorlagen angesichts der Pandemie. Und die sind in manchen Fällen sogar sehr detailliert, so kann man z.B. Reise- und Sicherheitshinweise, einschlie‎ßlich Verwarnungen über Risikogebiete, sogar für einzelne Landkreise Rumäniens finden. Mein Tipp daher, wenn Sie nach Rumänien reisen wollen: auswaertiges-amt.de und mae.ro durchforsten, die Infos werden nahezu täglich aktualisiert. Nach dem letzten Stand ist seit dem 15. Juni 2020 die bisherige Pflicht zur häuslichen Isolation für EU-Bürger bei Einreise aus einem Land mit entsprechender epidemiologischer Situation, darunter Deutschland, grundsätzlich entfallen. Vor nicht notwendigen touristischen Reisen in bestimmte Landkreise sowie in die Hauptstadt Bukarest wird allerdings aufgrund hoher Infektionszahlen aktuell gewarnt. Herzliche Grü‎ße nach Schmieheim und bleiben Sie gesund, lieber Herr Staiger!



    Einen weiteren ausführlichen Postbrief vom Juli erhielten wir von Michael Lindner (aus Gera in Thüringen). Ausgehend von einem in der Hobby-Zeitschrift Radio-Kurier erschienen Artikel teilte uns Herr Lindner seine Erinnerungen im Zusammenhang mit dem Sender Radio Free Europe mit:



    Heute schicke ich Ihnen in der Beilage einen Artikel, der in der Hobbyzeitschrift Radio-Kurier 7/2020 auf Seite 20/21 erschien. Das war auch für mich recht interessant zu lesen, hörte ich doch in den kommunistischen Zeiten sehr oft die Sendungen von Radio Freies Europa, auch wenn die Sendungen in osteuropäischen Sprachen ausgestrahlt wurden, so auch in Rumänisch. Natürlich konnte ich damals die Station, deren Sitz in München in der Oettingenstra‎ße war, nicht direkt anschreiben. Das war einfach zu gefährlich. So musste ich mir schon Trick 17“ einfallen lassen, um zu den begehrten QSL-Karten von RFE zu kommen. Mit Deckadresse und erfundenen Namen klappte das schlie‎ßlich auch. 1995 wurde dann der Sitz des Senders in die tschechische Hauptstadt nach Prag verlegt. Nun hatte ich endlich die Gelegenheit, während eines Prag-Besuchs RFE aufzusuchen. Das war recht einfach, befindet sich doch der Sender in der bekannten Stra‎ße Vinohradská“, die allen DXern bestens bekannt sein dürfte, da sich hier auch der Sitz von Radio Prag International befindet.



    Vom RFE-Gebäude konnte ich einige tolle Fotos machen, aber nicht ohne Schwierigkeiten. Blitzschnell spürte mich der Sicherheitsdienst auf und verlangte, meinen Ausweis zu zeigen und die Fotos zu löschen. Erst als ich erklärte, dass ich mit RFE schon Jahrzehnte Briefkontakte pflegte, durfte ich die Fotos als Erinnerung behalten. Da nahm ich allen Mut zusammen und fragte, ob ich die Station besuchen darf, wenn ich schon einmal hier bin. Aber es war zu erwarten, ich bekam ein klares NO“ zur Antwort. Heute kann ich mich vieler QSL-Karten von RFE erfreuen und habe zur Ergänzung noch die geschossenen Fotos, die mir eine gute Erinnerung sind.



    Ja, lieber Sorin, das ist also meine kleine Geschichte mit Radio Freies Europa. Schon vom Namen war diese Station ein kleiner Lichtblick über den Tellerrand“ des Kommunismus. Das deutschsprachige Pendent dazu war der Rias Berlin (Rundfunk im Amerikanischen Sektor), der damals auch hier in Gera gut zu empfangen war. Schon der Slogan der Station, Eine freie Stimme der freien Welt“, war Grund genug, diese vom DDR-Regime unerwünschten Radiosendungen zu hören. Aber wie das so im Leben ist — verbotene Früchte schmecken besonders gut!



    Nun hoffe ich, Sie haben auch Interesse für den beigelegten Artikel. Ich nehme auch stark an, dass Sie ebenfalls mit Radio Free Europe Erfahrungen gemacht haben. Berichten Sie doch mal darüber. War der Empfang damals in Rumänien auch untersagt?



    Ich wünsche Ihnen und Ihren Radiokollegen eine schöne Zeit, bleiben Sie gesund!


    Im Sinne der Freundschaft Ihr treuer RRI-Radiofreund


    Michael Lindner



    Vielen Dank für den ausführlichen Brief, lieber Herr Lindner. Der Artikel im Radiokurier ist eigentlich eine Übernahme eines Artikels von unserer Webseite von 2019. Mit Quellenangabe, versteht sich. Unter dem Titel Radio Free Europe: Rumänische Aktualität“ als Gegenspieler zur kommunistischen Propaganda wurde er als Beitrag in der Sendereihe Pro Memoria gesendet.


    Der Empfang des Senders war auch im kommunistischen Rumänien offiziell verboten. Allerdings war es ein offenes Geheimnis, dass viele Menschen, die einen Kurzwellenempfänger hatten, den Sender jeden Abend in gedämpfter Lautstärke hörten und sich am nächsten Tag am Arbeitsplatz unter vorgehaltener Hand über die gesendeten Inhalte unterhielten. Besonders beliebt war gerade die erwähnte Sendung Rumänische Aktualität“ mit dem legendären Journalisten Neculai Constantin Munteanu. Insbesondere in der letzten und finstersten Dekade des rumänischen National-Kommunismus war man darauf angewiesen, um zu erfahren, was im eigenen Land passiert, denn die staatlichen Medien — private gab es ja keine — sendeten nur noch Propaganda und Personenkult um das Diktatoren-Ehepaar. Auch ich — damals noch ein Teenie — habe oft abends zusammen mit meinem Vater Radio Free Europe gehört. Darüber hinaus hatten schon damals, in den 1980er Jahren, auch Voice of America, die BBC und Radio France Internationale rumänischsprachige Programme.



    Die beschriebenen Schwierigkeiten beim Ablichten des RFE-Gebäudes in Prag 1995 haben mich prächtig amüsiert, lieber Herr Lindner. Es scheint, dass in allen postkommunistischen Ländern noch sonderbare Mentalitäten über staatliche Institutionen herrschten. Auch hier wurde man beim Fotografieren öffentlicher Gebäude vom Wachpersonal wirsch angegangen, als ob Fassaden, seien sie auch von wichtigen Institutionen, ein Staatsgeheimnis seien. Ich kann zwar verstehen, dass z.B. in militärischen Sperrgebieten Fotografieren untersagt ist. Nicht aber an öffentlichen Plätzen; Fassaden, auch die von Privathäusern, sind nicht vom Persönlichkeitsrecht geschützt — die geschützte Privatsphäre fängt hinter Zäunen und Fassaden an. So gibt es in der Nähe unseres Rundfunkgebäudes ein besonders schönes Palais im neoklassizistischen Stil, wo u.a. die Unicef-Vertretung untergebracht ist. Ich habe es beim Vorbeigehen oft gerne fotografiert. In früheren Jahren ist jedes Mal der Sicherheitsbeamte aus seinem Häuschen herausgekommen und hat mich angefaucht, dass Fotografieren verboten sei. Ich habe mir darauf den Spa‎ß erlaubt, das Gebäude in regelmä‎ßigen Abständen von der anderen Stra‎ßenseite aus zu fotografieren. Das hat den guten Mann vermutlich auf die Palme gebracht, denn jedes Mal hat er von seiner Seite aus wild mit den Armen gefuchtelt; seinen Posten verlassen und die Stra‎ße überqueren, um mich zu ma‎ßregeln, durfte er allerdings nicht. Herzliche Grü‎ße nach Gera, lieber Herr Lindern, und auch für Sie gilt: Passen Sie auf sich auf!



    Denselben Artikel über Radio Free Europe nebst weiteren Zeitungsausschnitten und einem Foto erhielten wir auch von unserem Stammhörer und ausgesprochenen Fan Manfred Schida aus Wien. Ein dickes Dankeschön auch für das beigelegte Päckchen mit Nasenmundschutzmasken und Handdesinfektionsgel! Ich bin ergriffen, Sie brauchen das aber nicht tun, wir werden vom Rundfunk ausreichend mit Masken und Desinfektionsmitteln für den redaktionellen Bedarf versorgt. Herzliche Grü‎ße nach Wien und bleiben Sie gesund, lieber Herr Schida!



    Weitere Postbriefe vom Juni und Juli gingen von folgenden Hörern ein: Erhard Lauber, Michael Lindner (mit einer Postkarte vom Urlaub in der österreichischen Wachau), Thomas Marschner (mit einer Postkarte aus Gifhorn in Niedersachsen), Jürgen Hannemann, Christoph Paustian, Marcel Gogolin, Klaus Huber, Ulrich Wicke und Detlef Jurk (alle aus Deutschland). Aus Österreich erhielten wir Sommerpost von Wolfgang Waldl, Manfred Schida, Günter Traunfellner und Paul Gager (der Ende Juni in Sachsen-Anhalt unterwegs war und uns eine Postkarte aus Wittenberg schickte). Ihnen allen herzlichen Dank!



    Zeit noch für ein paar kurz zusammengefasste Sommer-Rückmeldungen per E-Mail. So etwa schrieb Siegbert Gerhard (aus Frankfurt am Main):



    Liebe Freunde von Radio Rumänien International,


    lieber Sorin Georgescu,



    der Empfang der RRI-Kurzwelle ist auf allen analogen Frequenzen signalstark und in bester Audioqualität möglich. RRI hat in allen Wellenbereichen sehr gute Kurzwellensignale im Funkäther. Wie ich begeistert feststellen konnte, gilt dies auch für von mir beobachtete RRI-Sendungen in Englisch und in Französisch, die allesamt bestens hörbar sind. RRI hat technisch erstklassige hochmoderne und überaus signalstarke Kurzwellensender. Vielen herzlichen Dank für die prima RRI-Kurzwellen-Programme.



    Vielen Dank für das Feedback und bleiben Sie gesund, lieber Herr Gerhard!



    Carsten Fenske (aus Greifswald) berichtete von einem erholsamen Sommer in einem Sommercamp an der Ostsee:



    Liebes Team von Radio Rumänien International,



    obwohl sich der Funkbriefkasten gerade in seiner wohlverdienten Sommerpause befindet, sende ich Ihnen trotzdem sonnige Grü‎ße aus Deutschland. Zur Zeit herrscht hier drückende Wärme, bis teilweise 37 Grad im Schatten. Glücklicherweise wohne ich ja an der Küste und eine leichte Brise“, die typisch für diesen Landstrich ist, schafft Linderung. Auch mein Sommerquartier im Waldcamp Freest“ ist bestens geeignet, um die Saison zu genie‎ßen. Die freundlichen und aufmerksamen Betreiber dieses Camps, welche den Platz vor gut fünf Jahren übernommen haben, sind das Beste, was uns Campern hier passieren konnte. Dauercamper gehören ja naturgemä‎ß zur Kategorie der Nörgler und Meckerer. Das gilt für uns hier jedoch nicht. Wir alle sind mit dem jetzt gebotenen Service sehr zufrieden.



    Vielen Dank für das Feedback, es freut mich, dass Sie den Sommer trotz Pandemie genie‎ßen konnten, lieber Herr Fenske. Herzliche Grü‎ße!



    Helmut Matt (aus Herbolzheim im Breisgau) ist nach wie vor von der DRM-Übertragung begeistert und berichtete, in diesem Jahr keinen Reise-Urlaub geplant zu haben:



    Der Empfang war durchgehend und zu allen gehörten Zeiten einwandfrei — sowohl in DRM als auch analog. […] In diesem Jahr werden wir nicht verreisen. Zum einen gibt es im Garten viel zu ernten: Äpfel, Tomaten, Bohnen und anderes sind reif und auch sonst gibt es immer etwas zu tun. Zum anderen können wir uns nicht dazu entschlie‎ßen, unter den gegebenen Bedingungen eine Reise oder ein Hotel zu buchen. Die ganzen Schikanen mit Gesichtswindel, eingeschränktes Hotelfrühstück, Zwang zum Coronatest bei der Rückkehr usw. sind einfach zu abschreckend. Und für diese Gängelung auch noch Geld bezahlen? Nein, danke, da bleiben wir lieber, wo wie sind: im eigenen Haus und Garten. Zudem haben Schwarzwald und Vogesen auch viel Schönes zu bieten. Und zuhause steht zudem eine super Empfangsausrüstung für die Kurzwelle.



    Vielen Dank für das Feedback, lieber Herr Matt! Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Aufgrund der Pandemie besinnt man sich plötzlich auf die notwendige Mu‎ße, schöne Ecken auch zu Hause, vor der eigenen Haustür oder im angestammten Wohnort wiederzuentdecken.



    So, für heute bin ich aus dem zeitlichen Rahmen eigentlich schon herausausgefallen — zum Schluss noch die Liste der Zuschriften auf elektronischem Wege, beginnend mit dem 1. September: E-Mails und Empfangsberichte oder Feedback im Online-Formular erhielten wir bis einschlie‎ßlich vergangenen Freitag von Fritz Andorf, Heinz Günter Hessenbruch, Ralf Urbanczyk, Gerd Brüschke, Anna und Bernd Seiser, Dominic Kohnen, Siegbert Gerhard, Helmut Matt, Peter Vaegler (D) sowie von Paul Gager und Josef Robl (A).



    Audiobeitrag hören:




  • Radio Free Europe: „Rumänische Aktualität“ als Gegenspieler zur kommunistischen Propaganda

    Radio Free Europe: „Rumänische Aktualität“ als Gegenspieler zur kommunistischen Propaganda

    Während des Kalten Kriegs war Radio Freies Europa ein wichtiges Instrument, um Rundfunkhörer im Herrschaftsbereich der Sowjetunion mit Informationen aus dem Westen zu versorgen. Im Rumänien der 1970er und 1980er Jahre war der Sender Radio Freies Europa eine der wenigen glaubhaften Verbindungen zur freien westlichen Welt, eine Unterstützung für Millionen freiheitsliebende Rumänen, die unter dem Druck des kommunistischen Regimes litten. Noël Bernard, Vlad Georgescu, Mircea Carp, Neculai Constantin Munteanu, Raluca Petrulian, Doina Alexandru sind nur einige Journalisten, mit denen Millionen rumänische Hörer sich eng verbunden fühlten, weil diese Rundfunkredakteure im Namen aller Rumänen die Wahrheit verbreiteten.



    Seit den 1950er Jahren steht der Sender Radio Freies Europa zusammen mit Voice of America, BBC, Radio France und Deutsche Welle für freie Presse auf Rumänisch. Vor allem der Sender Freies Europa Europa übte die härteste Kritik an dem von Nicolae Ceauşescu geführten kommunistischen Regime. Der neue Trend zu einem aggressiveren Radio Freies Europa, der die kommunistische Diktatur heftig kritisierte, war nach 1977 zwei hochkarätigen Journalisten zu verdanken. Das waren Noëll Bernard, der Direktor der rumänischen Redaktion, und Mircea Carp, der die Sendungen erneuerte und mit Energie auflud. Mircea Carp kam vom Radiosender Voice of America und war derjenige, der es schaffte, den Sender Radio Freies Europa nach amerikanischem Vorbild neu zu gestalten, mit kürzeren Rubriken, zwischen 4 und 6 Minuten, die mehrere verschiedenen Themen behandelten. Die Programme mit starkem Impakt wurden zum Markenzeichen des Senders Radio Freies Europa. Die wichtigsten Programme waren Das politische Programm“, das täglich zwischen 18.10 Uhr und 19.00 Uhr ausgestrahlt wurde, und insbesondere Rumänische Aktualität“ und Aus der kommunistischen Welt“, täglich zwischen 19.10 Uhr und 20.00 Uhr.



    1977 durfte der rumänische Journalist Neculai Constantin Munteanu in die Bundesrepublik Deutschland auswandern, nachdem er sich mit der Dissidenten-Bewegung des rumänischen Schriftstellers Paul Goma zur Anklage von Menschenrechtsverletzungen durch das Bukarester Regime solidarisch gezeigt hatte. In Rumänien war Neculai Constantin Munteanu Filmkritiker beim Kinomagazin Cinema“ gewesen; in Deutschland schloss er sich 1980 dem Team von Radio Freies Europa an und arbeitete in der Redaktion von Rumänische Aktualität“. 1999 sprach Neculai Constantin Munteanu darüber in einem Interview mit dem Zentrum für Mündliche Geschichte des Rumänischen Rundfunks:



    Ich war im Büro von Emil Georgescu, dem Redakteur von »Rumänische Aktualität«, der zwei Monate lang irgendwo in den Vereinigten Staaten einen Englischkurs besuchte. Für diese Position war ich 1980 dorthin gekommen. Man zeigte mir einen gro‎ßen Tisch, auf dem mehrere Stapel rumänischer Zeitungen lagen, fast die gesamte Tagespresse und einen Teil der wöchentlichen Zeitschriften aus Rumänien. Ich fing an, sie zu lesen. Ich hatte die rumänische Parteizeitung »Scânteia« bereits in Frankfurt gelesen — sooft ich sie kaufen konnte, denn ich konnte die »Scânteia« nicht jeden Tag kaufen. Mir durstete nach Pressemeldungen, drei Tage lang las ich die rumänischen Zeitungen und nach drei Tagen verfasste ich einen ersten Kommentar, basierend auf dem, was ich gelesen hatte. Das geschah also am 23. und 24. Mai 1980, und seitdem habe ich nie aufgehört, bei »Rumänische Aktualität« zu arbeiten. Es ging so weiter bis Ende 1994, als ich freiwillig gegangen bin.“




    N. C. Munteanus Presseerfahrung sollte ihm in seinem neuen Job von gro‎ßem Nutzen sein. Der Erfolg des Projekts Rumänische Aktualität“ war auch der guten Zusammenarbeit in der Redaktion zu verdanken, wo die Neueinsteiger höchst willkommen und gut integriert waren. Neculai Constantin Munteanu:



    Später, nach den ersten zwei Probemonaten, kam der Chefredakteur Emil Georgescu aus den USA zurück. Er war ein sehr guter Rundfunkjournalist, obwohl er nie Journalismus studiert hatte. Er hatte Jura studiert und praktiziert, er war Rechtsanwalt, ein exzellenter Redner, eine gewaltige Präsenz am Mikrofon und er war auch sehr gut informiert. Er kannte viele Menschen, er kannte auch alle Unterströmungen und Mechanismen des Kommunismus, vor allem die überall verbreitete Korruption im kommunistischen System. Er war ein starker Rundfunkredakteur und Sprecher und bei Radio Freies Europa hatte er seine Fähigkeiten auf Perfektion gebracht. Wenn er »Guten Abend!« sagte, hatte man den Eindruck, der Kommunismus sei auch für einen nicht guten Abend verantwortlich. Emil Georgescu war ein au‎ßergewöhnliches Talent und verfügte über sehr gute Informationsquellen. Ich habe mich mit ihm ziemlich gut verstanden. Er nahm seine Position als Leiter, Moderator und Gestalter der Sendung wieder ein. Ich wurde dann Kommentator, Reporter, was man gerade brauchte, und von Montag bis einschlie‎ßlich Donnerstag musste ich täglich einen Beitrag von etwa 8 Minuten verfassen, das waren etwa 4 getippte Seiten. Am Freitag hatten wir die Kultursendung aus Paris, die aber von Emil Georgescu präsentiert wurde.“




    Der enorme Erfolg der Sendung Rumänische Aktualität“ kam vor allem von den exakten Informationen, die ausgestrahlt wurden. Neculai Constantin Munteanu enthüllte die Geheimnisse der Arbeit in der Redaktion von Rumänische Aktualität“



    Wir alle von der Sendung »Rumänische Aktualität«, aber auch die Kollegen von den anderen Sendungen, begannen den Tag, indem wir alle Nachrichten lasen, die in der Nacht oder in den letzten 24 Stunden von den gro‎ßen Nachrichtenagenturen gekommen waren. Die Nachrichten erhielten wir von einem zentralen Dienst und wir lasen auch Artikeln in den wichtigsten deutschen europäischen und amerikanischen Zeitungen. Für »Rumänische Aktualität« kam der Gro‎ßteil der Informationen aus erster Hand von Radio Bukarest, und ich wusste so ziemlich alles, was in den Nachrichtenbulletins von Radio Rumänien gesagt wurde. Hinzu kamen die Nachrichtenbulletins der rumänischen Nachrichtenagentur Agerpres in Rumänisch und Englisch. Der Zuhörer wird sich fragen, inwieweit wir die Nachrichten aus Rumänien für unsere Sendungen verwenden konnten, da es sich um Propagandamaterial handelte. Das war wirklich der Fall, aber die Grundlage der Informationen war auch da: Ceauşescus Arbeitsbesuche oder Auslandsbesuche, die Persönlichkeiten, die er empfangen hatte, seine Reden, alles war da. Unsere tägliche Routinearbeit war, die Informationen aus Rumänien zu ‚entschlacken‘, zwischen den Zeilen zu lesen und die echte Information zu finden, die die echte Dimension der Tatsachen gab.. Wenn zum Beispiel darauf bestanden wurde, dass die Ernte erfolgen sollte, wusste ich, dass noch nicht geerntet worden war, das war nicht sehr schwierig. Oder dass bei der Ernte die Studenten nicht getan hatten, was sie tun mussten, weil die Bauern keine Rolle mehr spielten. Beim Lesen dieser Informationen und auf der Grundlage der Ereignisse in der Nacht machten wir einen Entwurf des Programms. Die Sendung dauerte 30 Minuten lang, sie enthielt etwa 3 Kommentare von jeweils 8 Minuten und die restliche Zeit blieb für andere aktuelle Nachrichten und Informationen, die eingefügt werden konnten.“




    Die Sendung Rumänische Aktualität“ ist ein Meilenstein für die Zuhörer des Senders Radio Freies Europa. Sie war der Triumph der Wahrheit über Ungerechtigkeit und Verlogenheit.