Tag: Rumänistik

  • Italienische Rumänistik-Studentin auf den Spuren der rumänischen Klassiker

    Italienische Rumänistik-Studentin auf den Spuren der rumänischen Klassiker

    Sharon Scabin ist Erasmus-Stipendiatin an der Alexandru-Ioan-Cuza-Universität in Iaşi/Jassy (im Nordosten Rumäniens). Als sie an der Universität in Padua studierte, beschloss Sharon, nach Rumänien zu kommen, um in Iaşi einen Sommerkurs für Romanistik-Studenten, die ihre Rumänisch-Kenntnisse vertiefen wollten, zu besuchen. Die charmante Kulturstadt in der Moldau ist ihr schnell ans Herz gewachsen, und Sharon nutzte jede Gelegenheit, um immer wieder nach Iaşi zurückzukehren. Sharon Scabin:



    An der Universität in Padua studierte ich zuerst Russisch. Als mir aber klar wurde, dass die russische Sprache nicht gerade meinen Wünschen entsprach, suchte ich mir etwas Anderes. Und so geschah es, dass einige meiner Freunde, Italiener, die in Rumänien lebten und arbeiteten, mir vorschlugen, Rumänisch zu studieren. Sehr schnell wurde mir klar, dass die rumänische Sprache und Literatur mir naheliegen und dass ich Lust hatte, meine Kenntnisse in diesem Bereich zu vertiefen. Mit der Zeit erfuhr ich auch mehr über das Bildungssystem in Rumänien, das den Studenten mehr Erfahrungen bietet als das Bildungssystem in Italien. Es gibt viele Unterschiede zwischen den zwei Systemen. In Rumänien verbringt man weniger Zeit an der Uni, im Vorlesungssaal, aber die Studenten sind wirklich sehr gut vorbereitet, besser als in Italien. In Italien wird eine strikte Anwesenheit im Vorlesungssaal verlangt. Die Bibliographie, die ich in Rumänien zum Studium brauche, ist viel reicher als das, was man in Italien lesen muss. Als ich zum ersten Mal sah, was ich alles lesen sollte, war ich verblüfft. Dann wurde mir aber klar, dass im rumänischen System die Lektüre besonders wichtig ist. Bei den Seminaren an der Universität Iaşi wird aufgrund der gelesenen Werke diskutiert, es werden wichtige Elemente hervorgehoben und geklärt. So wird der Student ein wichtiger Teil des Uni-Lebens.“



    Nach und nach hat Sharon die rumänische Sprache und die rumänische Literatur kennen und lieben gelernt. Sie hat die Werke der wichtigsten rumänischen Autoren gelesen:



    Mircea Eliade war für mich Liebe auf den ersten Blick. Bei einer Konferenz in Italien hörte ich eine wunderbare Professorin, die einen Vortrag über Mircea Eliade und die Kulturdiplomatie hielt. Der Vortrag hat mir enorm gefallen, und ich wollte mehr über Mircea Eliade erfahren. So begann ich, seine Werke zu lesen, und sie gefielen mir so gut, dass ich beschloss, meine Diplomarbeit über Mircea Eliade zu schreiben. Meine Diplomarbeit trägt den Titel »Kosmogonie in Mircea Eliades Werken«. Ich las sehr viele rumänische Autoren und jetzt kann ich sagen, dass ich die rumänische Literatur mit jedem Tag mehr liebe. Nun habe ich die Möglichkeit, jeden Tag in Iaşi spazieren zu gehen, in dieser wunderschönen Stadt, in der Mihai Eminescu, Ion Creangă, Ion Luca Caragiale auch spazieren gegangen sind. Es ist für mich ein besonderes Gefühl, auf denselben Stra‎ßen, auf den Spuren dieser gro‎ßen Schriftsteller zu gehen.“




    Sharon sagte uns, dass sie angefangen hat, Rumänien zu lieben, weil die Rumänen, die sie hier kennenlernte, besonders freundlich waren. Die Stadt Iaşi ist für sie eine zweite Heimat geworden, und Sharon würde gerne für immer hier bleiben.

  • Ştefania Chen aus China: Rumänische Sprache erweitert mein Horizont

    Ştefania Chen aus China: Rumänische Sprache erweitert mein Horizont

    Die konventionelle Geschichte der Beziehungen zwischen Rumänien und China beginnt Ende des 17. Jahrhunderts durch die Schriften des Hohen Hofbeamten Nicolae Milescu, der sich im Dienste Russlands befand. Allerdings beginnen die direkten Beziehungen Ende des 19. Jahrhunderts und werden im Laufe des 20. Jahrhunderts konsolidiert. Seitdem lernen rumänische Studenten Chinesisch und chinesische Studenten Rumänisch — das bringt zwei Länder näher zusammen, die Tausende von Kilometern auseinander liegen. Unser heutiger Gast in der Rubrik Neue Heimat, neues Leben“ ist der lebende Beweis dafür.



    Chen Shu I studiert seit 2014 Rumänisch an der Universität für Fremdsprachen in Peking. Die in Guangdong geborene Frau wusste schon immer, dass sie für ein Jahr in Rumänien studieren will, deshalb nahm sie auch den rumänischen Vornamen Ştefania“ an. 2015 machte sie ihren Traum wahr und begann einen einjährigen Studienaufenthalt an der Universität Bukarest. Wir fragten Ştefania Chen, was die rumänische Sprache für sie bedeutet und woher ihre Leidenschaft für die Sprache stammt.



    Für mich ist die rumänische Sprache ein wertvolles Instrument, durch das ich die rumänische und die europäische Kultur kennenlerne. Schon als Kind interessierte ich mich für die europäische Zivilisation, dank der vielen Märchen, die mir mein Gro‎ßvater erzählte. Er war Geschichtslehrer. Ich hatte mir bereits viele Kenntnisse über Europa angeeignet und auf dem Gymnasium habe ich dann herausgefunden, dass nicht nur die französische und italienische Kultur interessant sind, sondern auch die Kulturen der südosteuropäischen Länder, allen voran die rumänische Kultur mit ihrer romanischen Sprache und einer engen und guten Beziehung zu meinem Land, der Volksrepublik China. Allmählich habe ich Rumänien immer besser verstanden und die rumänische Sprache zu einem meiner beruflichen Ziele gemacht. Jetzt studiere ich die rumänische Sprache in Ihrem schönen Land.“




    Mit der Leidenschaft für eine Fremdsprache geht fast unumgänglich auch die Leidenschaft für das Land und dessen Bewohner einher. Deshalb lieferte Ştefania Chen eine logische Antwort auf die Frage, ob ihr den Rumänien gefalle.



    Ja, mir gefällt es sehr in Rumänien. Als ich hier ankam, war der Herbst gekommen; mir wurde gesagt, dass die Luft frisch und der Himmel immer blau seien. Die Bäume wechseln ihre Farbe und alles schien mir wie in einem schönen Gemälde. Als der Winter einkehrte, sah ich zum ersten Mal Schnee — ich stamme aus dem Süden Chinas, wo es überhaupt nicht schneit. Die Menschen hier sind sehr freundlich, sie helfen mir immer, wenn ich mich auf Rumänisch nicht gut verständigen kann. Vor allem meine Professoren hier an der Universität in Bukarest unterstützen mich sehr. Jetzt bin ich schon seit sechs Monaten in Rumänien, ich vermisse mein Zuhause, aber es tut mir auch leid, dass ich am Ende des Semesters dieses schöne Land verlassen werde.“




    Was sind die Karrierepläne der Ştefania Chen? — wollten wir zum Schluss wissen.



    Ich kann Übersetzerin oder Beamtin werden. Sollte mir die Möglichkeit geboten werden, würde ich gerne an der Festigung der Beziehungen zwischen Rumänen und China arbeiten. Auch wenn Rumänien sehr weit weg von China ist, sind die Beziehungen fortgeschritten. Wir haben hier eine Chance und wir müssen die Beziehung zu Rumänien konsolidieren, nicht nur auf diplomatischer und wirtschaftlicher Ebene, sondern auch im kulturellen Bereich. Ich studiere die rumänische Sprache und Zivilisation und wäre jetzt froh, mich irgendwann den bilateralen Beziehungen zwischen Rumänien und China widmen zu können. Ich möchte später einen Masterstudiengang zur europäischen Zivilisation und Kultur in den USA besuchen, wenn mir die Chance geboten wird. Die USA haben eine sehr offene Kultur und dort könnte ich meinen Horizont erweitern.“




    Ştefania Chen beginnt also ihre Lebenserfahrung mit der rumänischen Sprache. Sie hat diese Sprache als persönliche Ausdrucksform gewählt und ist laut eigener Aussage bislang glücklich mit ihrer Entscheidung.




    Deutsch von Alex Sterescu