Tag: Schilf

  • Donaudelta: Naturparadies und Köstlichkeiten vom Fisch

    Donaudelta: Naturparadies und Köstlichkeiten vom Fisch

    Grö‎ßtenteils in der südostrumänischen Region Dobrudscha und teilweise in der Ukraine gelegen, steht das Donaudelta seit 1991 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und gilt auf nationaler Ebene als Biosphärenreservat. Die Fläche des Donaudeltas nimmt ständig zu, da der Schlamm von den Gewässern getragen wird, und bildet so ein Netzwerk aus Wasserstra‎ßen, Seen, Schilfinseln, Wäldern, Wiesen und Sanddünen. Im Donaudelta gibt es das grö‎ßte kompakte Schilfgebiet der Welt. Die Donau hat ihren Ursprung im Schwarzwald, in Deutschland, und mündet im Schwarzen Meer. Sie hat eine Gesamtlänge von 2860 Km. Wenn Sie an über 330 Vogelarten, 42 Sü‎ßwasserfischarten, Wohneinrichtungen auf dem Wasser, Bootsfahrten oder sogar an einem Aufenthalt in einem schwimmenden Hotel interessiert sind, dann ist das Donaudelta für Sie genau das richtige Urlaubsziel.



    Traian Bădulescu ist Reiseveranstalter. Er erzählte uns, was die Touristen ins Donaudelta anlockt:



    Das Donaudelta ist ein einmaliges Reiseziel, sowohl in Rumänien wie auch in Europa. Es ist das grö‎ßte Delta in der EU, ein in gutem Zustand erhaltenes Gebiet. Sowohl in- wie auch ausländische Touristen erkennen die Einmaligkeit des Biosphärenreservats an und besuchen es gerne. In manchen Jahren kamen mehr Ausländer als rumänische Touristen ins Donaudelta. Die rumänische Schwarzmeerküste lockt nicht so viele ausländische Touristen an, doch das Donaudelta tut es, dank seiner Einmaligkeit. Das Donaudelta steht au‎ßerdem seit 1991 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes, es ist ein Schutzgebiet. Hier leben zusammen mehrere ethnische Gruppen — Lipowaner, Ukrainer, Rumänen. Dazu ist das gastronomische Angebot besonders vielfältig. Die örtlichen Speisen sind einmalig und schmecken köstlich.“




    Und in der Tat — die Touristen können den Geschmack des Donaudeltas probieren. Denn heuer hat die UNESCO das Rezept der Fischlake, die in der Dobrudscha zubereitet wird, neben weiteren 10 traditionellen Speiserezepten weltweit ausgewählt, um sie anlässlich des Welttags der Biodiversität vorzustellen. Diesbezüglich wurden die jeweiligen Speisen ausschlie‎ßlich aus natürlichen Zutaten zubereitet und zur Verkostung angeboten. Traian Bădulescu hat die Donaudelta-Fischlake probiert. Er kann die köstliche Speise nur empfehlen:



    Die Fischlake ist ein einmaliges Produkt, das nur hier, in Rumänien, zubereitet wird. Je mehr Produkte mit geschützter Herkunft wir haben, umso besser. Rumänien muss sich durch ein wichtiges Markenzeichen auszeichnen, doch auch die kleineren Produkte, die typisch für das Land sind, spielen eine wichtige Rolle. Im Donaudelta wird offensichtlich viel mit Fisch gekocht. Viele Ausländer a‎ßen zum ersten Mal in ihrem Leben Fischlake hier in Rumänien. Sie waren beeindruckt von dem leckeren Geschmack.“




    Wer das Donaudelta besucht, sollte sich allerdings nicht scheuen, auch die Fischsuppe zu probieren. Oder weitere Fischpräparate, die nur hier in dieser Form verkostet werden können. Für ein einmaliges Erlebnis im Donaudelta wenden Sie sich an die spezialisierten Reiseveranstalter. Diese bieten Ihnen gerne persönlich zugeschnittene Programme und Ausflüge an, damit die Erfahrung unvergesslich wird.

  • Projekte für die umweltschonende Tourismusförderung im Donaudelta

    Projekte für die umweltschonende Tourismusförderung im Donaudelta

    Die Bewohner des Donaudeltas leben in Ortschaften, die schwer zugänglich und durch Gewässer isoliert sind. Das touristische Potenzial des Donaudeltas ist riesig. Deshalb haben mehrere Nichtregierungsorganisationen Projekte für die wirtschaftliche Ankurbelung des Gebietes eingeführt, die ebenfalls positive Auswirkungen auf den Tourismus haben sollen. Der Verband Ivan Patzaichin — Mila 23”, will zum Beispiel das Spezifikum des Donadeltas befördern und es wirtschaftlich für die Deltabewohner ausnutzen. Tiberiu Cazacioc, Vertreter der Organisation Ivan Patzaichin – Mila 23“, stellt sein Konzept des nachhaltigen und naturschonenden Tourismus vor:



    Wenn jemand eine Pension oder ein Hotel eröffnen will, dann ist es gut, örtliche Arbeitskraft zu verwenden. Das Bau- und Architekturkonzept soll auf lokale, traditionelle Rohstoffe fu‎ßen. Die Innendekorationen wie zum Beispiel Servietten oder Brotkörbe sollen von den Deltabewohnern hergestellt werden. Man soll traditionelle Speisen vorbereiten. Das ist das ideale Modell. Es geht um ein Konzept gegen die vorherrschende Mentalität, weil ein gro‎ßer Teil des Publikums die Entwicklung als eine Expansion mit gro‎ßen Hotels und erweiterter Infrastruktur mit viel Asphalt, mit Touristen, die aus Bukarest kommen und sich im Delta wie in Bukarest fühlen wollen, sieht.!“




    Dieses Modell führt zu einer kurzen und sehr vollen Saison im Donaudelta. Das von dem Verband Ivan Patzaichin — Mila 23“ vorgeschlagene Modell stellt mehrere Aspekte der lokalen Kultur zur Verfügung. Es wurde die Fahrt mit dem Holzboot im Delta wieder eingeführt. Während der Fahrt können die Touristen die wunderschöne Landschaft bewundern. Tiberiu Cazacioc dazu:



    Wir wünschen uns, das traditionelle Boot wiederzubeleben. Wir haben etwas Neues erfunden, die sogenannte Kanotka, ein Boot, das mit der Zeit Schritt halten und eine bestimmte Kategorie von Publikum anziehen soll. Mit der Kanotka fährt man ganz langsam durchs Delta. Verbringt man längere Zeit im Delta, so nimmt man sich einen Reiseleiter und verlängert den Aufenthalt im Donaudelta.“




    Nicht nur die Besucher müssen überzeugt werden, die Ferien anderswie zu verbringen, sondern auch die Einwohner. Tiberiu Cazacioc dazu:



    Es gibt weiterhin viel Skeptizismus, weil wir in einer exzessiven Entwicklung leben. Vielleicht wünscht sich der Tourist keinen Asphalt, vielleicht will er in der Natur leben und schwitzen, weil er sonst im Büro sitzt und sich wenig bewegt. Wir arbeiten im Delta seit ein paar Jahren, aber es dauert eben ein bisschen, die Menschen in diesem Sinne zu erziehen. Ich meine, es ist nicht normal, dass die Versorgung der Restaurante im Delta aus Tulcea gesichert wird, dass die Arbeitskraft aus Tulcea kommt und die Deltaeinwohner anderswo arbeiten. Man könnte eine lokale Wirtschaft schaffen, so dass das Geld hier bleibt.“




    Der Verband Letea in Unesco“ nimmt sich durch das Projekt Schilf ist cool“ vor, das Bauen von Schilfdächern in das immaterielles Kulturerbe der internationalen Organisation einzuführen. Loredana Pană, Projektmanagerin, dazu:



    Die Menschen wollen sich auch modernisieren, sie wollen Häuser haben, so wie sie sie im Fernsehen erblicken, eventuell mit Thermopanfenstern. Deshalb hat unsere Kampagne bei den Deltaeinwohnern begonnen. Wir haben ihnen beigebracht, dass es besser ist, auf die Schilfdächer nicht zu verzichten, die traditionelle Architektur zu behalten, weil die Touristen eben dafür kommen. In Letea kommen zahlreiche Touristen, die leider nur ein paar Stunden bleiben. Sie besuchen das Dorf und den Wald. In Letea gibt es keine Pension und die finanziellen Ressourcen der Einwohner sind bescheiden. Es gibt schon einige Familien in Letea, die die Bedeutung der traditionellen Handwerke und des traditionellen Aussehens des Dorfes verstanden haben. Sie haben ihre Häuser in diesem Stil renoviert. Deshalb bleiben die Touristen vor ihrem Tor stehen, fotografieren und werden zur Mahlzeit eingeladen. Die Leute verstehen, dass das die Zukunft ist, obwohl die Wurzeln tief in der Vergangenheit verankert sind.“




    Loredana Pană meint, die Architektur habe sich in Letea nicht verändert:



    Der Stil, in dem die Dächer gebaut wurden, ist überall im Donaudelta der gleiche. Letea ist das isolierteste Dorf, das deshalb auch sehr gut konserviert wurde. Es ist ein lebendiges Museum, in dem zahlreiche Häuser ihre traditionelle Architektur bewahren. Deshalb sieht Letea besser aus als zum Beispiel Crişan und Sulina, wo die Häuser heruntergekommen sind. Man darf nicht mit Metallstangen und anderen Farben au‎ßer Grün, Blau, Grau und Wei‎ß arbeiten. Die Regeln werden leider verletzt.“




    Gegen diese Regelung verstö‎ßt man oft auch, weil das Handwerk vergessen wurde. In Letea gibt es nur noch einen Menschen, der Schilfdächer baut. Der Verband Letea in Unesco“ arbeitet deshalb mit ihm zusammen und will, dass auch andere Einwohner dieses alte Handwerk erlernen. Schilf ist nicht nur cool“, sondern es bietet auch eine wirtschaftliche Chance.

  • Schilfdächer im Donaudelta: Initiative zur Aufnahme ins immaterielle UNESCO-Weltkulturerbe

    Schilfdächer im Donaudelta: Initiative zur Aufnahme ins immaterielle UNESCO-Weltkulturerbe

    Das Donaudelta ist das grö‎ßte Naturreservat Europas. 1991 wurde es als solches international anerkannt und in das Weltnaturerbe aufgenommen. Die Region ist sowohl für den Tourismus attraktiv, als auch bedeutend für die Wissenschaft. Das sogenannte Biosphärenreservat Donaudelta ist das fünftwichtigste Feuchtgebiet weltweit und das zweite in Europa. Aus der Sicht der ökologischen Bedeutung ist das Donaudelta aber das dritte Feuchtgebiet weltweit.



    Das Donaudelta ist eine sehr interessante Gegend, dank der reichen Pflanzen- und Tierwelt sowie weltweit einzigartiger Merkmale. Weite Flächen des Deltas, etwa 78% seiner Gesamtfläche, sind mit Schilfrohr bedeckt. Aufgrund seiner physischen Eigenschaften, eignet sich das Schilf sehr gut als Baumaterial, es wird in der modernen Architektur sehr geschätzt. Allerdings ist die rumänische Bevölkerung offenbar nicht mehr an der erneuerbaren Ressource interessiert. Jeden Winter wird das Schilf gesammelt und den Bauherren in ganz Europa verkauft.



    Die Ferienhäuser dort belegen, dass das Schilf als Baumaterial keineswegs überholt ist, sondern — im Gegenteil — eine zukunftsorientierte und umweltgerechte Technologie darstellt. Das erklärte uns Loredana Pană, Projektleiterin des Letea-Verbandes der UNESCO:



    Wir ermutigen die Nutzung des Schilfrohres als Rohstoff. Es kann zu Briketts verarbeitet, also für die Heizung der Wohnungen eingesetzt werden, für Dächer und andere Einrichtungsgegenstände, oder für die Wärmedämmung. Das Schilf hat sehr gute Eigenschaften, zumindest die Schilfdächer können 100 Jahre lang auf einem Haus erhalten bleiben, wenn sie gut befestigt und wasserundurchlässig sind. Im Sommer halten sie die Häuser kühl und im Winter speichern sie die Wärme, die Schilfdächer sind also gute Wärmedämmer. Viele Einheimische erzählten mir, sie hätten ihre Schilfdächer durch Blech ersetzt und danach die Entscheidung bereut, weil es im Sommer sehr warm werden würde. Die Schilfdächer sind zurzeit sehr in Mode gekommen, vor allem in Gro‎ßbritannien besteht eine starke Nachfrage.“




    Leider ist der Beruf des Schilfdach-Deckers vom Aussterben bedroht. Lediglich der Ort Letea im Donaudelta –Teil der Gemeinde Rosetti — hat ihr traditionell ländliches Aussehen behalten. Die Häuser sind au‎ßen mit Brettern und Schilf eingedeckt, nach der traditionellen Baukunst des Donaudeltas. Das Schilfhandwerk könnte in den kommenden Jahren in das immateriele Kulturerbe der UNESCO eingeführt werden, in dem Versuch, die Tradition der Verflechtung zu retten, die in den abgelegenen Dörfern des Deltas noch weiterlebt.



    Um diesen Beruf zu retten, hat der Letea-Verband der UNESCO in Partnerschaft mit dem Zentrum für Nachhaltige Politiken Ecopolis und dem Ressourcencenter für Öffentliche Teilnahme vor kurzem eine Informationskampagne ins Leben gerufen. Ihr Motto lautet Stuful e beton“ — zu deutsch in etwa: Schilf ist handfest“. Die Kampagne ist Teil eines gleichnamigen Projektes, das sich vorgenommen hat, das ländliche Aussehen des Deltas zu fördern, wie Loredana Pană erläutert:



    Der Grundgedanke unseres Projekts ist, zu zeigen, dass diese Schilfdächer im Donaudelta einzigartig sind. Tatsächlich werden sie auch in Ungarn und Gro‎ßbritannien sowie anderen Teilen Europas hergestellt, aber die rumänische Baumethode ist einzigartig. Es sind traditionelle Techniken, die Handwerksmeister benutzen traditionelles, von ihnen selbst hergestelltes Werkzeug, das leider langsam zu verschwinden droht. In Letea lebt zum Beispiel nur noch ein einziger Meister, der sich damit auskennt. Es geht ganz einfach um das Prestige, das wir für die Gegend gewinnen wollen, wir möchten die öffentliche Aufmerksamkeit auf das tradionell-ländliche Aussehen lenken, das in Rumänien leider verloren geht. Es gibt nicht allzu viele Programme, die das authentische, ländliche Dorf retten wollen. Das haben wir uns durch dieses Programm vorgenommen, das Kulturerbe des Donaudeltas zu fördern und somit langfristig den Druck auf die Ökosysteme und die Umwelt zu reduzieren und den Kulturtourismus voranzubringen.“




    In der Nähe des Fischerdorfs Letea befindet sich der gleichnamige Wald — der nördlichste subtropikale Wald in Europa — und der einzige Eichenwald der Welt auf einer maritimen Sandbank. Touristen können hier in den tradionellen Häusern unterkommen, in Zukunft könnten daraus Pensionen entstehen, bei denen Schilf als Baumaterial eingesetzt wird, hoffen die Projektverantwortlichen, allen voran Loredana Pană:



    Wir bereiten für die UNESCO eine Studie vor, die im November fertig sein wird. Dabei wird das Hauptaugenmerk auf die tradionellen Dachdeckermethoden gelegt sowie auf die Identifizierung der Handwerksmeister. Es ist wichtig, möglichst viele Meister ausfindig zu machen, um zeigen zu können, dass es sich hier um einen Beruf handelt, der noch nicht ausgestorben ist und nach wie vor ausgeübt wird. Es wird recht schwierig werden. Wir haben bislang nur zwei Meister gefunden und das Kulturministerium wird entscheiden müssen, ob wir dieses Handwerk auf die rumänische UNESCO-Liste aufnehmen oder nicht. Aus den bislang geführten Diskussionen konnten wir schlie‎ßen, dass wir eine Chance haben. Es ist ein einzigartiges Handwerk und das ist ein sehr wichtiges Kriterium.“




    Bislang haben sich alle Lokal- und Zentralbehörden mit kulturellem Auftrag bereit erklärt, das Projekt zu unterstützen. Allerdings hapert es noch an der praktischen Beteiligung. Der Schutz für die traditionell-ländlichen Landschaften im Donaudelta scheint nicht als Priorität zu gelten, sagen die Vertreter des Letea-Verbandes der UNESCO. Es sei deshalb wichtig, dass die Einheimischen aus Letea verstehen, dass die lokale Tradition fortbestehen muss, zumal die Gegend jeden Sommer von Tausenden von Touristen besucht wird.