Tag: Schlacht

  • Reenactments: Historische Festspiele im Bukarester Umland

    Reenactments: Historische Festspiele im Bukarester Umland

    Wir wünschen uns, dass die Kinder heutzutage nicht nur Batman und Superman miteinander spielen, sondern auch Mihai Viteazul (dt. Michael der Tapfere) und Vlad Ţepeş (dt. Vlad der Pfähler)“. Das ist das Anliegen der Veranstalter der Historischen Festspiele an den Toren von Bukarest. Das Historische Festival fand am ersten Wochenende im November statt. Die Besucher hatten dabei die Möglichkeit, an vielfältigen Aktivitäten teilzunehmen: praktische Workshops, mittelalterlicher Reitunterricht, Bogenschie‎ßen, Handhabung des Schwerts. Darüber hinaus konnten die Gäste traditionell zubereitete Köstlichkeiten probieren. Zudem begeisterten Kunsthandwerker die Besucher mit ihren Fertigkeiten. Die Festspiele fanden im Park beim Mogoşoaia-Schloss statt. Das Schloss Mogoşoaia liegt etwa 15 Km nordwestlich von Bukarest entfernt. Der walachische Fürst Constantin Brâncoveanu lie‎ß das Schloss im Zeitraum 1698–1702 errichten.



    Wir tauchten unsererseits in die Geschichte ein, um die mittelalterliche Lebensweise, die im Schloss nachgestellt wurde, selbst zu experimentieren. Wir unterhielten uns mit Răzvan Popescu, einer der Moderatoren der Veranstaltung. Er war den Umständen entsprechend angekleidet — mit Pelzmantel und Bojarenhut. Răzvan Popescu sagte uns, wohin uns unsere Zeitreise gebracht hatte:



    Wir sind im Schloss Mogoşoaia, irgendwann im Mittelalter. Der genaue Zeitpunkt ist Ihrer Phantasie überlassen. Etwas später werden wir eine Pfählung erleben. Es wird eine Premiere sein — der erste Mensch in der Geschichte, der gepfählt wird und dabei nicht stirbt. Das wird hier in Mogoşoaia geschehen.“




    Die Besucher hatten die Gelegenheit, sich mehrmals die Wachablösung am Schloss anzuschauen. Die Wächter der Burg Neamţu’ verlie‎ßen zeitweilig ihre Region, Ţinutul Zimbrului (dt. das Auerochsenland), um sich an den Historischen Festspielen an den Toren der Stadt Bukarest zu beteiligen. Die vom Pfarrer Filip geleiteten jungen Wächter waren die Ehrengäste des Festivals. Ihre Uniform, die Waffen, mit denen sie ausgerüstet waren, sowie ihre Kampftechnik boten einen Einblick in die Lebensweise und die Traditionen von früher. Die Kinder konnten mit dem Bogen schie‎ßen oder verschiedene mittelalterliche Wappenelemente herstellen. Musik und gute Laune gingen Hand in Hand. Răzvan Popescu lieferte uns mehr Einzelheiten zum Programm des ersten Abends:



    Eine Band aus Wei‎ßrussland spielte mittelalterliche Musik. Es sind sehr nachgefragte Künstler. Zahlreiche spannende Aktivitäten können hier erlebt werden — Zirkusdemonstrationen, historische Nachstellungen. Es folgten die Dudelsackspieler aus Siebenbürgen. Der Staatszirkus in Bukarest brachte eine spektakuläre Show. Es folgten die Wei‎ßen Wölfe (rum. Lupii Albi) mit ihrer Dracula-Show — die historische Nachstellung, die ich früher erwähnt hatte.“




    Dracula — die Rückkehr“ — so hie‎ß die Nachstellung, die vom Kulturverein Lupii Albi organisiert wurde. Der Kulturverein verfolgt klare Ziele, unter anderem die Bewahrung, Konservierung und Förderung der Geschichte sowie nationaler Werte durch das Nachstellen historischer Ereignisse, die uns als Volk definiert haben. Schauspieler und Sensationsdarsteller bündelten ihre Kräfte im Rahmen des Vereins. Sie nahmen sich vor, die Geschichte wiederaufzuführen und sie in dieser Form dem Publikum näher zu bringen, so Bogdan Jianu, Schauspieler und Stuntman, Mitbegründer des Projekts:



    »Lupii Albi« stellt historische Ereignisse nach. Es war eine selbstverständliche Entwicklung der Tätigkeit unseres Vereins. Gott nahm uns an die Hand und zeigte uns den Weg: das Nachspielen historischer Ereignisse. Daher fühlen wir uns verpflichtet, jedes Drehbuch historisch zu dokumentieren. Mittlerweile arbeiten auch Geschichtelehrer mit uns zusammen, sowie Sachverständige vom Militärmuseum. Selbstverständlich bereichern wir die historischen Ereignisse um eine dramatische Dimension, wir peppen sie ein bisschen auf. Wir wollen letztendlich eine Show abziehen. Im Hintergrund stehen allerdings die historischen Ereignisse. Die Aufführung ist sehr unterhaltsam und adrenalinreich. Denn alle Kunststücke werden direkt vor den Augen der Zuschauer dargeboten. Das Publikum erlebt Explosionen, es sieht brennende Menschen, Pferde, die umfallen. Es ist spannend!“




    Der Kulturverein Lupii Albi“ inszeniert derartige Aufführungen seit 2013. Sie bringen in den Vordergrund verschiedene Persönlichkeiten aus der Geschichte Rumäniens, die nicht in Vergessenheit geraten sollen, und regen die Kinder zum interaktiven Lernen auf. Wo immer sie eine Aufführung darbieten, finden die Vereinsmitglieder Freiwillige und Kinder, die gerne mitmachen.



    Auch die Handwerker hatten die Möglichkeit, ihr Handwerk im Rahmen der Festspiele vorzustellen. Schmiede, Kesselflicker, Zigeunerinnen, die authentische Trachten vorstellten, Holzschnitzer, Näherinnen — alle stellten ihr Handwerk vor. Ion Rodoş aus der Ortschaft Nucşoara de Argeş ist Holzschnitzer. Er gab uns mehrere Informationen zu seiner Ware:



    Geschnitzte Holzlöffel — mit Motiven aus der Geschichte, aus Märchen, aus der Tier- und Pflanzenwelt. Es sind sehr alte, herkömmliche Motive, die ich aus Museen übernommen habe. Wie Sie feststellen können, habe ich hier auch eine Replik der Endlosen Säule von Brâncuşi. Oder den Auerhahn von Nucşoara — das ist ein persönliches Kunstwerk. Der Auerhahn ist das Symbol unserer Gemeinde. Ich habe auch Holzanhänger, geschnitzt in Pflaumenbaum und Nussbaum. Und den dakischen Wolf als Brosche. Und Edelwei‎ßblumen, die ich in Tannenbaum schnitze. Ich biete auch Kreisel an, wie die, mit denen ich als Kind spielte. Ich habe auch einige Flöten geschnitzt.“




    Die leckeren traditionellen Speisen und die hausgemachten Getränke ergänzten das Angebot am Wochenende im Schloss Mogoşoaia.

  • Rumänien gedenkt der Helden von Mărăşeşti

    Rumänien gedenkt der Helden von Mărăşeşti

    Die Schlacht von Mărăşeşti bleibt in der Geschichte Rumäniens als einer der wichtigsten Siege der rumänischen Armee, als die Offensive der deutsch-österreichischen Truppen in die nord-östliche Region Moldau abgewehrt wurde. Am Sonntag gab es eine beeindruckende Gedenkfeier am Helden-Mausoleum von Mărăşeşti. Gemeinsam mit hohen Amtsträgern Rumäniens, Vertretern ausländischer Botschaften sowie der politischen Parteien gedachte der rumänische Staatschef Klaus Iohannis der 25.000 rumänischen Soldaten, die in der Schlacht von Mărăşeşti ihr Leben verloren haben. Das Jahr 1917 sei die schwierigste Zeit in der modernen Geschichte Rumäniens, das Land musste sowohl auf die bolschewstische Bedrohung als auch auf den Angriff ausländischer Truppen reagieren, sagte Klaus Iohannis.



    Die Helden der rumänischen Armee sowie der Zusammenhalt der Gesellschaft, die sich für ein vereintes und demokratisches Land einsetzte, hätten die Zukunft des Landes gerettet, erklärte der rumänische Präsident bei der Gedenkveranstaltung im ostrumänischen Mărăşeşti. Im Anschluß betonte Klaus Iohannis die bedeutende Rolle des Königs Ferdinand und der Königin Maria sowie der damaligen rumänischen Regierung und der Politiker, deren Verhalten und verantwortungsvolle Regieren in schwierigen Zeiten vorbildlich seien. Die Dankbarkeit des rumänischen Volkes gilt auch der französischen Armee unter Führung des Generals Berthelot, die die rumänischen Truppen in der Schlacht von Mărăşeşti unterstützten. Im Anschluß erinnerte der rumänische Staatschef an die russische Verstärkung in der Schlacht von Mărăşeşti und gedachte der gefallenen Soldaten der russischen Armee.



    100 Jahre später sei Rumänien ein starker Staat, auf den man als Verbündete und Partner rechnen kann, ein Land das in seiner Region als Sicherheitsgarant gilt und das sei im großen Maße der rumänischen Armee zu verdanken, fügte Präsident Iohannis hinzu. Heute, wenn der Aufstieg des Populismus eine fundamentale Bedrohung für die Werte der Europäischen Union darstellt, biete die internationale Erinnerung an den Ersten Weltkrieg eine gute Gelegenheit, seine Bedeutung für die Welt von heute zu vergegenwärtigen, so der rumänische Staatschef. Klaus Iohannis: Zwischen den Bestrebungen des rumänischen Volkes und der Vision der Gründerväter der Europäischen Union gibt es eine völlige Übereinstimmung. Sie beruht auf der Schätzung der Freiheit und dem Streben nach einer Gesellschaft, in der alle vor dem Gesetz gleich sind. Auch der Senatsvorsitzende Călin Popescu-Tăriceanu gedachte der Helden von Mărăşeşti. Mărăşeşti bleibe im nationalen Gedächtnis als Symbol der Entschlossenheit des rumänischen Volkes, sagte seinerseit Popescu-Tăriceanu. Mit einer Sonderveranstaltung im westrumänischen Săvârşin gedachte am Wochenende auch die rumänische Königsfamilie gefallenen Soldaten von Mărăşeşti.




  • Nachrichten 06.08.2017

    Nachrichten 06.08.2017

    An diesem Wochenende finden in Rumänien mehrere Gedenkveranstaltungen zu Ehren der Helden des Ersten Weltkrieges statt. Am Freitag gab es eine Gedenkfeier am Helden-Mausoleum in der Ortschaft Soveja, Landkreis Vrancea (im Osten), wo die Gebeine von fast 2000 rumänischen und russischen Soldaten ruhen. Der Höhepunkt der vom Verteidigungsministerium und vom Landkreisrat Vrancea organisierten Veranstaltungen ist eine gro‎ße Gedenkfeier am Sonntag, anlä‎ßlich des 100. Jahrestages der gro‎ßen Schlacht von Marasesti, der wichtigsten militärischen Aktion Rumäniens im Ersten Weltkrieg. An der Gedenkveranstaltung beteiligen sich Staatspräsident Klaus Iohannis, Ministerpräsident Mihai Tudose und der Vorsitzende der Abgeordnetenkammer, Liviu Dragnea. Das Mausoleum in Marasesti wurde auf dem Schlachtfeld errichtet, wo im Sommer 1917 die rumänische Armee der technisch viel überlegenen deutschen Armee standgehalten hat. Bei der Schlacht in Marasesti waren 480 rumänische Offiziere und mehr als 21.000 rumänische Soldaten gefallen.



    Das griechische Schulschiff Rhodos“ macht von Sonntag bis Mittwoch einen Zwischenstopp im rumänischen Schwarzmeerhafen Constanta. Drei Tage lang werden die 230 Besatzungsmitglieder den Generalstab der rumänischen Seestreitkräfte, die Marine-Technikschule, die Marine-Akademie Mircea cel Batran“ und das Museum der Rumänischen Marine besuchen. Am Dienstag können Zivilisten das griechische Schiff besuchen. Am Mittwoch verlä‎ßt das griechische Schulschiff Rhodos“ den Hafen Constanta, um zusammen mit zwei rumänischen Schiffen, dem Seebagger Dimitrie Nicolescu“ und der Korvette Horia Macelariu“ an einer bilateralen Ausbildungsübung im Schwarzen Meer teilzunehmen.



    Das Internationale Festival des Unabhängigen Films Anonymus” wird am Montag in der Ortschaft Sfantu Gheorghe im Donaudelta eroffnet. Ehrengast der diesjährigen Auflage des Festivals ist der mexikanische Regisseur Michel Franco. Am Montag wird Michel Franco für seinen Beitrag zur Schönheit der universellen Kinematographie mit der Trophäe Anonymus“ ausgezeichnet. Anschlie‎ßend wird zum erstenmal in Rumänien der Spielfilm April’s Daughter“ vorgeführt, mit dem Michel Franco den Jurypreis Un Certain Regard“ beim Filmfestival in Cannes gewonnen hat. Eine Woche lang werden die Zuschauer bei der 14. Auflage des internationalen Filmfestivals Anonymus“ mit besonderen Filmvorführungen und exzellenten Konzerten verwöhnt. Beim Filmfestival Anonymus“ entscheidet das Publikum per Abstimmung, wer die Trophäen für den besten abendfüllenden Spielfilm und für den besten Kurzfilm erhält.

  • Nachrichten 04.08.2017

    Nachrichten 04.08.2017

    Rumänien ist von einer neuen Hitzewelle erfasst. Der Wetterdienst hat bis einschließlich Samstag abend für 12 Landkreise im Westen und Südwesten des Landes Hitzealarmstufe Rot ausgerufen, da die Temperaturen bis auf 42 Grad C klettern werden. Für die restlichen Regionen Rumäniens gilt die Warnstufe Orange, bei Höchstwerten bis 39 Grad. In den Großstädten wurden Erste-Hilfe-Zelte aufgestellt, wo Passanten Schatten und kaltes Wasser finden können. Das Notdienstpersonal, die Rettungswagen und der Rettungsdienst SMURD bleiben im Alarmzustand. Im Schienen- und Straßenverkehr wurden Beschränkungen eingeführt – es kam zu Verspätungen von Zügen und zu Verzögerungen im Warenverkehr, da Fahrzeuge von über 7,5 Tonnen Gewicht in Gebieten mit Warnstufe Rot und Orange nicht mehr fahren dürfen. Infolge der extrem hohen Temperaturen und der Dürre wurden die Mais- und Sonnenblumenkulturen teilweise zerstört. Laut Meteorologen werde die Hitzewelle bis Mitte der näcsten Woche sich allmählich auf die südlichen Regionen beschränken. Parallell dazu kann es zu heftigen Platzregen und Gewittern mit Hagelbildung kommen. Auch in anderen europäischen Ländern wurde Hitzealarm ausgerufen – Stufe Rot in Italien, Polen, Ungarn, in der Schweiz, Serbien, Kroatien, Bosnien, Slowenien und Montenegro, und Stufe Orange in Deutschland, Frankreich, Spanien, Bulgarien und der Republik Moldau.



    An diesem Wochenende finden in Rumänien mehrere Gedenkveranstaltungen zu Ehren der Helden des Ersten Weltkrieges statt. Am Freitag gab es eine Gedenkfeier am Helden-Mausoleum in der Ortschaft Soveja, Landkreis Vrancea (im Osten), wo die Gebeine von fast 2000 rumänischen und russischen Soldaten ruhen. Der Höhepunkt der vom Verteidigungsministerium und vom Landkreisrat Vrancea organisierten Veranstaltungen ist eine Gedenkfeier am Sonntag, annläßlich des 100. Jahrestages der großen Schlacht von Marasesti, der wichtigsten militärischen Aktion Rumäniens im Ersten Weltkrieg. Das Mausoleum in Marasesti wurde auf dem Schlachtfeld errichtet, wo im Sommer 1917 die rumänische Armee der technisch viel überlegenen deutschen Armee standgehalten hat. Bei der Schlacht in Marasesti waren 480 rumänische Offiziere und mehr als 21.000 rumänische Soldaten gefallen.



    An diesem Wochenende findet in Sibiu/Hermannstadt (in der Mitte Rumäniens) das 27. Sachsentreffen statt, unter dem Motto “In der Welt zuhause, in Siebenbürgen daheim. An dem Treffen beteiligen sich etwa 12.000 Siebenbürger Sachsen aus Rumänien, Deutschland, Österreich und den Vereinigten Staaten. In der mittelalterlichen Stadtmitte von Sibiu/Hermannstadt werden mehr als 50 Events organisiert – Ausstellungen, Buchvorstellungen, Volksmusik- und Volkstanzveranstaltungen. Der Höhepunkt des 27. Sachsentreffens ist die Parade der sächsischen Volkstracht am Samstag; daran beteiligt sich auch der in Sibiu geborene rumänische Staatspräsident, Klaus Iohannis, selbst ein Siebenbürger Sachse. In einem Communique des Präsidialamtes erklärte Präsident Iohannis, das diesjährige Sachsentreffen biete vor allem der jungen Generation der Siebenbürger Sachsen, die im Ausland leben, die Möglichkeit, Rumänien, die Heimat ihrer Eltern, besser kennen und lieben zu lernen.



    FUSSBALL: Rumäniens Vizemeister FCSB (ex Steaua Bukarest) hat sich für das Play-off der Champions League qualifiziert. Die Bukarester besiegten auswärts Viktoria Pilsen 4-1, nachdem das Hinspiel in Bukarest 2-2 endete. Am 15. August wird FCSB in Portugal gegen Sporting Lisabona spielen; das Rückspiel findet eine Woche später in Bukarest statt. Im Play-off der Europa League trifft Rumäniens Meister Viitorul Constanta auf den österereichischen Meister FC Red Bull Salzburg. Das Hinspiel ist für den 17. August in Buklarest geplant; das Rückspiel wird am 24. August in Salzburg ausgetragen.

  • Erster Weltkrieg: Die Schlacht von Turtucaia/Tutrakan (1916)

    Erster Weltkrieg: Die Schlacht von Turtucaia/Tutrakan (1916)

    Am 27. August 1916 erklärte Rumänien Österreich-Ungarn den Krieg und trat damit in den Ersten Weltkrieg ein. Bulgarien hatte in dem Krieg bereits seit 1915 an der Seite Deutschlands gekämpft — sofort schickte der südliche Nachbar seine Armee zum Angriff auf Turtucaia (bulgarisch: Tutrakan), eine Stadt die sich genau gegenüber von Oltenița am südlichen Donauufer befand, etwa 70 Kilometer südöstlich von Bukarest entfernt. Turtucaia galt als Hauptstützpunkt des rumänischen Militärs südlich der Donau. Das Rumänische Königreich hatte sich nach dem Zweiten Balkankrieg im Zuge des Friedensvertrags von Bukarest die Stadt einverleibt.



    Die Schlacht von Turtucaia fand zwischen dem 1. und 6. September 1916 statt — sie bedeutete die erste schwere Niederlage für die rumänische Armee. Von der rumänischen Geschichtsschreibung als Desaster festgehalten, führte die Niederlage von Turtucaia zum Zerfall des gesamten Aktionsplans des Generalstabs der rumänischen Armee. Das verteidigende rumänische Heer verfügte über ein Kontingent von circa 39.000 Militärs, während das bulgarische und deutsche Aufgebot es gemeinsam auf eine Truppenstärke von 55.000 Mann brachte. Bei der Schlacht starben mehr als 6.000 Rumänen, auf der anderen Seite gab es unter den Bulgaren und Deutschen gut 7.700 Tote. Zusätzlich wurden 28.000 rumänische Militärs gefangen genommen.



    Historiker, Militärs und Zeitzeugen haben die Schlacht von Turtucaia mehrfach beschrieben und analysiert. Vor allem zwei Aspekte seien ausschlaggebend gewesen, glaubt der Historiker Sorin Cristescu von der Universität Spiru Haret“ — die Ausbildung und Ausrüstung der rumänischen Armee und deren Gemütszustand.



    Bei der Schlacht von Turtucaia geht es um zwei Aspekte. Erstens geht es um die schwache Ausrüstung der rumänischen Armee. Es waren 800.000 Soldaten eingezogen worden, jedoch gab es weniger als 500.000 Gewehre. In den Jahren 1914-1916 waren etwa 120.000 Gewehre des französischen Herstellers Lebel importiert worden. Von den höchstens 500.000 Gewehren stammten etwa 100.000 aus dem Unabhängigkeitskrieg von 1877. Im Krieg von 1913 hatten 460.000 rumänische Soldaten die Donau überquert, davon hatten nur 300.000 Gewehre. Und in Turtucaia ist genau dasselbe passiert. Die Armee verfügte über keine ausreichende Munition, nicht über genügend Waffen und auch die Kanonen waren schlecht ausgerichtet, das hei‎ßt, sie hatten keine Auswirkungen für den Feind. Es war eine Katastrophe.“




    Aber neben der Ausstattung und Ausrüstung des Militärs spielt auch die mentale Kraft eine wichtige Rolle in einem Krieg. Historiker Sorin Cristescu glaubt, dass der Gemütszustand ausschlaggebend für die Niederlage von Turtucaia war und insbesondere für die Folgen der Schlacht im weiteren Verlauf des Kriegs.



    Das militärische Desaster hatte aufgrund der mentalen Aspekte eine potenzierte Wirkung. Am 6. September 1916 war Bukarest bereits von der hohen Zahl der Verletzten im grauenvollen Zustand überwältigt. Und der Gemütszustand der Bevölkerung verschlechterte sich infolge des Gerüchts, dass die bulgarischen und deutschen Truppen von Turtucaia aus direkt auf die Hauptstadt zusteuerten. Die schwere Panik, die dadurch ausgelöst worden war, wirkte sich auch auf die Befehlshaber des Militärs aus. Man beschloss, die Offensive in Siebenbürgen zu stoppen und die Operation von Flămânda zu starten, bei der es um einen Rückzug ging.“




    Aber nicht alle haben so reagiert. Der berühmte Journalist und Chefredakteur der Zeitung Adevărul“, Constantin Mille, hat während der tragischen Tage einen Artikel veröffentlicht. In diesem schrieb er, so sei nun der Krieg, man habe im Norden einen schönen Sieg gehabt, man sei vorangekommen, im Süden wurde man aber geschlagen, das Eine gleiche das Andere aus. Man dürfe nicht in Panik geraten, die Bulgaren und die Deutschen könnten Bukarest nicht so schnell erreichen. Mille schrieb noch, man hätte die Ruhe bewahren und nicht gleich nach der ersten Niederlage in Panik geraten müssen. Das Desaster von Turtucaia hat aber die allgemeine Stimmung getrübt.



    Turtucaia hat im rumänischen Kollektivgedächtnis tiefe Spuren hinterlassen. Sorin Cristescu begründete die Niederlage mit der schwachen Organisierung der Armee. Die Leichtigkeit, mit der Rumänien in den Krieg eingestiegen sei, und die soziale und wirtschaftliche Lage seiner Bevölkerung, die zum Gro‎ßteil aus Landwirten bestand, haben damals viel gewogen.



    Turtucaia ist in der Geschichte durch die Beschreibungen von George Topârceanu, Gheorghe Brătianu und anderen geblieben. Es war ein tragischer Moment, der gezeigt hat, dass die rumänische Armee nicht vorbereitet war. Warum? Weil es die Armee eines Bauernlandes war. Wie der Historiker Nicolae Iorga im Jahr 1908 im Parlament sagte, handelte es sich dabei um die ärmsten Landwirte Europas. Wenn wir die Ursachen des Desasters betrachten, war meiner Meinung nach die Hauptursache die mangelnde Munition — das war entscheidend. Jeder Soldat hatte eine Quote von 100 Kugeln und die Produktion lag im besten Fall bei einer Kugel pro Tag für jeden Soldaten. Das bedeutete, dass der Soldat erst in 100 Tagen wieder Munition bekam. Und wir wissen, dass am 100. Kriegstag auch Bukarest ohne Kampf gefallen ist. Die Stadt wurde am 6. Dezember 1916 einfach dem Gegner überlassen. Er gab nicht die Möglichkeit, die Truppen in Turtucaia zu versorgen. Darüber hinaus trafen die Kanonen und die Waffen den Feind nicht, dieser konnte in Deckung gehen.“




    Nach der Niederlage folgten für die 28.000 rumänischen Kriegsgefangenen zwei harte Jahre in den bulgarischen Lagern. Ihre Memoiren und Tagebücher stellen erschütternde Seiten dar, in denen die Würde, die Verzweiflung, die Demütigung und letzten Endes die Freude der Befreiung und des Sieges im Jahr 1918 zum Ausdruck kommen. Ganz Europa freute sich dann über den Frieden.

  • Attraktion im Szekler-Museum: Historische Schlachten in Miniaturform

    Attraktion im Szekler-Museum: Historische Schlachten in Miniaturform

    Wenn Sie innerlich noch Kind sind, immer noch Bleisoldaten mögen und sich für Geschichte interessieren, dann werden Sie sich bestimmt darüber freuen, dass ein rumänisches Museum die ersten Schritte im Hinblick auf eine Ausstellung eingeleitet hat, die historische Schlachten in Form von Spielzeug rekonstruiert. Ein Diorama mit fast 2000 Bleisoldaten, das die Schlacht bei Chichiş im Landkreis Covasna im Jahr 1849 nachstellt, kann im Rahmen einer Ausstellung im Museum der Senke Baraolt (rum. Muzeul Depresiunii Baraolt) besichtigt werden. In der Schlacht bei Chichiş kam unter anderen der Revolutionär der Aufstandsbewegung von 1848, Áron Gábor, ums Leben. Mehr Einzelheiten zur Geschichte der Blei-Figuren erfahren wir von László Demeter, dem Leiter des Museums:



    Wir haben letztes Jahr ein umfangreiches Projekt gestartet. Wir nehmen uns vor, die Geschichte Siebenbürgens im Kleinformat nachzustellen — angefangen von ganz alten Zeiten bis zum Zweiten Weltkrieg. Letztes Jahr haben wir ein erstes Diorama aufgebaut. Es stellt die Schlacht bei Chichiş vom 2. Juli 1849 nach. Die Ausstellung kann heute noch besichtigt werden. Wir versuchen sie jedes Jahr um weitere Dioramen zu erweitern, damit die Ausstellung an Substanz gewinnt.“




    Das Szekler-Museum wurde vor etwa 35 Jahren gegründet. Es beherbergt eine reichhaltige Sammlung mit Bezug auf die lokale Geschichte, Ethnografie, Archäologie und Naturkunde. Die Gründung des Museums ist mit dem Namen des Uhrmachers und Historikers Gáspár Kászoni in Verbindung zu setzen. Er hat die von ihm im Laufe der Jahrzehnte angesammelten Gegenstände der Stadt gespendet. Das Museum wurde 1979 eröffnet. Nach knapp fünf Jahren schloss es allerdings seine Tore. Die Objekte wurden in das Nationale Szekler-Museum in Sfântu Gheorghe (ung. Sepsiszentgyörgy, dt. Sankt Georgen) verlagert. Infolge einer bürgerlichen Initiative wurde das Museum 2006 wieder eröffnet, allerdings unter einem neuen Namen — das Museum der Senke Baraolt. Die Kászoni-Sammlung wurde zurück in das Museum in Baraolt verlagert. Die Besucherzahl war aber sehr gering, deshalb kam der Museumsleiter, Demeter Laszlo, auf die Idee, etwas Neues, was es bisher nirgendwo im Land gab, auf die Beine zu bringen:



    Es handelt sich eigentlich um Bleisoldaten. Unsere Gro‎ßeltern erzählten uns, wie sie in ihrer Kindheit mit Bleisoldaten spielten. Ich habe im Internet recherchiert, um herauszufinden, ob sich jemand mit diesem Hobby beschäftigt. Und ich stie‎ß auf Herrn Gyula Homoki. Er lebt in einer Ortschaft bei Budapest, in Ungarn, und bastelt verschiedene Modelle und Dioramen. Das Diorama, das Sie im Museum sehen, ist eigentlich sein Werk. Die Kommune und das Szekler-Museum brachten sich finanziell ein. Doch er hat das erste Diorama gebaut und wir möchten die Zusammenarbeit mit ihm fortsetzen. Das gro‎ße Diorama umfasst 15-Milimeter kleine Bleisoldaten. Zwar ist das Format sehr klein, aber das Diorama ist sehr interessant. Es wurden viele Details berücksichtigt und sehr sorgfältig gearbeitet. Es stellt eine Schlacht zwischen den Russen und den Szeklern nach. Die Schlacht ist berühmt, weil Áron Gábor, der Gründer der Szekler-Artillerie 1848-1849, bei diesem Anlass sein Leben verlor. Ein Teil des Dorfs Chichiş und sogar die Unitarische Kirche sind im Durchbild zu erkennen. Vor ihnen steht die russische Armee. Auf der gegenüberliegenden Seite ist das ungarische Heer. Das Schlachtfeld enthält etwa 2200 Statuetten und Figürchen — darunter Bleisoldaten, Kanonen, Fuhrwerke und verschiedene andere Modelle. Derartige Bleifiguren können im Westen in Geschäften erworben werden. Die Arbeit von Herrn Homoki und seiner Mannschaft besteht eigentlich im Ausmalen der Figuren, seien sie Russen, Ungarn oder Rumänen. Er malt sie aus und richtet das Schlachtfeld ein. Er stellt mit Hilfe von Schaukästen die Schlacht nach, so wie sie damals geführt wurde.“




    Indem wir uns das Diorama anschauen, können wir uns einen Eindruck machen über das Dorf Chichiş vor 170 Jahren. Es werden Volkstrachten und verschiedene Elemente aus dem Leben der Einheimischen dargestellt. Wir wollten von László Demeter erfahren, ob die Besucher des Museums die nachgestellten Schlachten oder zumindest einzelne Figuren kaufen wollten:



    Wir verfügen über eine kleine Sammlung, die verkauft werden kann. Und wir haben vor, auch ein Museumsgeschäft zu eröffnen, in dem wir die Figuren verkaufen. Es ist interessant zu beobachten, dass nicht nur die Kinder ein Interesse dafür zeigen, sondern auch die Erwachsenen, vor allen Dingen die Männer. Es handelt sich um Schlachten, um Kriege — die Männer schwärmen dafür. Es kommen auch ausländische Touristen auf Besuch, nicht nur inländische. Das war auch unser Ziel: eine Ausstellung vorzustellen, die es anderswo im Land nicht gibt. Es ist eine einmalige Ausstellung. Wir wollen durch unser Projekt zur Förderung des Tourismus in der Gegend von Baraolt beitragen.“




    Das Museum beherberge allerdings auch andere sehenswerte Objekte, unter anderem das Skelett eines Mastodons, das vor gut 2 Millionen Jahren lebte. Es wurde im Bergwerk Racoş bei Baraolt während der dortigen Ausgrabungsarbeiten im Jahr 2008 gefunden. Dazu László Demeter:



    Unser Museum beherbergt ein interessantes und viel älteres Exponat als die Miniatur-Ausstellung, nämlich das Skelett eines Mastodons: Anancus arvernensis. Es wurde hier in Baraolt, im Braunkohlebergwerk gefunden. Es ist einzigartig in der Welt, weil von dieser Spezies sehr viele Knochen erhalten blieben. Wir verfügen über mehr als 80% der Knochen.“




    Das Skelett hat eine Länge von fast 7 Metern und ist 3,5 Meter hoch. Leider ist im Museum nicht genug Platz, um das Skelett komplett auszustellen. Dennoch lockt es viele neugierige Besucher an. Unser Gesprächspartner hegt allerdings die Hoffnung, dass sich das Museum um ein weiteres Gebäude ausweiten wird. Somit hätte auch das Mastodon genug Platz, um senkrecht aufgebaut zu werden und die Sammlung könnte auch erweitert werden.