Tag: Schlagzeug

  • Rumänische Geigenfabrik in Reghin wurde 65

    Rumänische Geigenfabrik in Reghin wurde 65

    Es sind 65 Jahre her, seitdem die erste rumänische Geige in einer Fabrik für Musikinstrumente hergestellt wurde. Der Jahrestag wurde in der Fabrik für hölzerne Musikinstrumente Hora“ in Reghin (dt. Sächsisch-Regen) feierlich begangen. Die Fabrik für Musikinstrumente in Reghin wurde 1951, zu Zeiten des Kommunismus gebaut. Es ist die einzige Fabrik ihrer Art in Rumänien und die grö‎ßte in ganz Europa. Nach der Wende wurde die Fabrik für Musikinstrumente Hora“ in Reghin privatisiert. Die Belegschaft übernahm die meisten Anteile. Die Fabrik entwickelte sich mit der Zeit zum grö‎ßten Hersteller von Musikinstrumenten aus Holz in Europa, nachdem sich andere europäische Hersteller gespalten oder ihre Tätigkeit gedrosselt hatten.



    Bis 1951, als die erste Fabrik zur Herstellung von Streichinstrumenten aus Holz gegründet wurde, gab es in Rumänien lediglich vereinzelte kleine Geigenbauer-Ateliers. Internationale Anerkennung erwarb sich die Fabrik allerdings erst nach Beginn der Exporttätigkeit im Jahr 1959. Nicolae Bâzgan ist Maschinenbauingenieur von Beruf. Seit 1967 leitet er die Musikinstrumentenfabrik in Reghin. Er erläuterte uns die Geschichte der Geige:



    Die Geige ist die Königin der Streichinstrumente. Die Decke und der Boden werden aus Fichtenholz, die Zargen und der Hals, im Allgemeinen aus Ahorn hergestellt. Das Holz, aus denen die Streichinstrumente gefertigt werden, muss im Voraus aufbereitet werden. Es muss langsam und einheitlich abtrocknen. Daher werden die notwendigen Holzstücke frühzeitig geschnitten. Wie gesagt, die Geige wird aus Fichten- und Ahornholz hergestellt. Es darf weder Innenspannungen aufweisen, noch Holzknoten oder andere Verformungen. Im Idealfall verlaufen die Holzfasern gradlinig. Der Geigenklang kann durch die Holzqualität beeinflusst werden, daher spielt die Qualität des Rohstoffs eine wichtige Rolle für die Geigenbauer. Die Geigenbaumeister verwenden schon seit eh und je Fichten- und Ahornholz zur Fertigung von Geigen. Seit 600 Jahren erweist sich dies als erfolgreiche Kombination.“




    Wir fragten Nicolae Bâzgan, ob für die Herstellung von Geigen die Leidenschaft für den ausgeübten Beruf relevant sei.



    Selbstverständlich — Leidenschaft, Geduld und guter Geschmack sind unerlässlich. Die Geige steht für den barocken Stil, sie widerspiegelt die Perfektion. Schauen wir uns eine Geige an, so müssen wir feststellen, dass sie dem weiblichen Körper ähnelt — mit ihren Schultern, der Taille, den Hüften. Dem barocken Stil ist zu verdanken, dass diese Form seit mehreren Hunderten Jahren nicht verloren ging. So stark hat sie sich eingebürgert.“




    Die Hochwertigkeit der in Reghin hergestellten Geigen erwarb internationale Anerkennung im Jahr 1967, als der berühmte sowjetische Geigenspieler Dawid Oistrach beim George Enescu Festival in Bukarest mit einer Geige auftrat, die in Reghin gefertigt wurde. Warum die in Reghin hergestellten Streichinstrumente so beliebt sind und hochgeschätzt werden, erfahren wir nun von Nicolae Bâzgan:



    Wir arbeiten mit hochwertigem Holz. Unsere Vorräte reichen für weitere 10 Jahre. Die Lagerung ist auch sehr wichtig. Nach dem Fällen wird das Holz in Scheunen zum Abtrocknen gelagert. Der Trockenprozess muss langsam verlaufen. Vor der Bearbeitung wird das Holz künstlich getrocknet, bis es eine Feuchtigkeit von 6-8% erreicht. Die zusätzliche Trocknung ist notwendig, damit die Klimaveränderungen, denen die Geige künftig ausgesetzt wird, ihr nicht schaden.“




    Im Zeitraum 1986-1987 gab es Versuche, Panflöten in der Fabrik in Reghin herzustellen. Die Versuche erwiesen sich als nicht besonders erfolgreich, demnach wurde die Panflötenherstellung aufgegeben. Bis vor knapp 15 Jahren, als ein neuer, diesmal erfolgreicher Anlauf startete. Mittlerweile werden hier Panflöten aus unterschiedlichen Holzarten gefertigt. Am teuersten ist die Panflöte aus Ebenholz, mit einem Ab-Werk-Preis von rund 1.000 Euro. Der berühmte Panflöten-Spieler Gheorghe Zamfir spielt eine Panflöte, die aus der Fabrik in Reghin stammt. Das Gleiche gilt für den verstorbenen Musiker Radu Simion sowie für seine Schülerin Cornelia Tihon, so der Leiter der Fabrik für Musikinstrumente. Neben geigen und Panflöten werden in Reghin mehr als 200 weitere Musikinstrumente gefertigt sowie mehr als 300 Zubehörteile für verschiedene Musikinstrumente, die sowohl im In- wie auch im Ausland für ihre Hochwertigkeit hochgeschätzt werden. Mehr Einzelheiten dazu bringt Nicolae Bâzgan:



    Wir stellen in Reghin alle möglichen Streichinstrumente her — Geigen, Bratschen, Cellos, klassische und elektrische Kontrabasse. Wir fertigen auch Gitarren, sowohl für Kinder wie auch für Erwachsene, und Holzschlagzeug für Kinder und Profis. Au‎ßerdem stellen wir Panflöten her — klassische rumänische und peruanische Panflöten. Wir haben auch eine Hybridform der Panflöte entwickelt, die das Stimmen der Musikinstrumente wesentlich erleichtert. Die Panflöte ist ein Blasinstrument und muss bei Temperaturschwankungen immer neu gestimmt werden.“




    Wir werden die Tradition weiter führen“, sagte zum Schluss Nicolae Bâzgan, der Leiter der Fabrik Hora“ in Reghin. Eine Geschichte über Leidenschaft, Hingabe und die Kunst, hochwertige Dinge zu schaffen.

  • Gilberto Ortega – kubanischer Drummer mischt rumänische Musikszene auf

    Gilberto Ortega – kubanischer Drummer mischt rumänische Musikszene auf

    Der Schlagzeuger Gilberto Ortega hat sich vor neun Jahren entschieden, sein Glück als Musiker in Rumänien zu versuchen. Seit 2006 ist er in seinem Adoptionsland zusammen mit zahlreichen Stars auf die Bühne getreten, als ausschlaggebende Erfahrung in seiner Karriere bezeichnet der Musiker die Zusammenarbeit mit dem Rundfunkorchester. Der gebürtige Kubaner hat sich in Rumänien schnell eingelebt, an die Kälte im Winter hat er sich jedoch noch nicht gewöhnt.



    Er kommt direkt“ aus Kuba — wie er zu sagen pflegt — und ist Musiker. Sein Name ist Gilberto Ortega und vor neun Jahren hat er sein Heimatland hinter sich gelassen, um nach Rumänien zu ziehen. Er kann sich noch gut an den Tag seiner Ankunft in Bukarest erinnern: den 11. Juli 2006: Nach Rumänien zu ziehen, wo ich schon seit 9 Jahren lebe, bedeutete für mich, mein Leben zu ändern. Hier habe ich eine andere Kultur kennengelernt. Wir dürfen die Schritte nicht vergessen, die wir im Leben gemacht haben und wann das war.“



    Gilberto spielt Schlagzeug. Die ebenfalls in Rumänien lebende argentinische Sängerin Analia Selis hatte ihm die Anregung dazu gegeben, sein Glück als Musiker hier zu versuchen. Sie brauchte einen Drummer und gab mir die Möglichkeit, mich ihrer Band anzuschlie‎ßen. So bin ich nach Rumänien gekommen, es hat mir gefallen und bin hier geblieben. Das war alles.“ Es fiel ihm aber nicht leicht, sich in seiner neuen Heimat einzuleben, Gilberto Ortega tat aber sein Bestes dafür und nach gro‎ßen Anstrengungen lernte er Rumänisch. Jetzt fällt es ihm nicht mehr schwer, ein Gespräch auf Rumänisch zu führen:



    Als ich hier ankam, holte mich Analia Selis am Flughafen ab und brachte mich direkt zu Proben mit ihrer Band. Ich wusste nicht einmal, wo ich wohnen sollte, und das erste rumänische Wort, das ich lernte, war ‚şefa‘ (Chefin). Weil ich dann viel mit rumänischen Musikern gearbeitet habe, fing ich an, zu fragen, was dieses oder jenes Wort bedeutet, schaute viel fern und schrieb mir verschiedene Wörter in mein Notizbuch, das ich überall mithatte — so habe ich Rumänisch gelernt.“



    Schwierig war für den Kubaner, sich auch an die rumänische Mentalität anzupassen. Gilberto Ortega ist ein Kämpfer und ein Sieger, wie es sich aus der Geschichte seines Lebens herausstellt. Selbst wenn er in einer musikalischen Familie aufgewachsen ist, wollte seine Mutter, dass er Jura studiert. Er gab jedoch seinen Traum nicht auf. 60-70% seiner Kenntnisse verdankt er seiner individuellen Arbeit: Seit 1998, als ich meine Karriere als Musiker startete, bis 2006, als ich nach Rumänien zog, hatte ich eine ununterbrochene Tätigkeit. Das war mein ganzes Leben: nur Musik, nichts anderes!“



    Gilberto interpretierte in seinem Heimatland kubanische Volksmusik. Er ging in 25 Länder auf Tour: Meine Musik brachte mich überall in der Welt. Am Anfang reiste ich nach Japan, dann nach Mexiko. Europa durfte natürlich nicht fehlen: Italien, Frankreich, Deutschland, Belgien… Ich war auch in Kanada und den Kanarischen Inseln. In Chile war ich mehrmals, Reisen war mein ganzes Leben, bis ich nach Rumänien kam.“



    Seine Musik brachte ihn auch in Rumänien überall hin, ein Land, das er jetzt sehr gut kennt. Seine Lieblingsstädte sind die südsiebenbürgischen Sibiu (Hermannstadt) und Braşov (Kronstadt) und das westrumänische Timişoara (Temeswar): Ich mag Kronstadt, weil es am Fu‎ße der Berge liegt. In Hermannstadt lockt mich besonders die Architektur an. Dort bin ich oftmals bei einem Jazzfestival aufgetreten, wo ich mich sehr gut fühle.“



    Gilberto Ortega ist zusammen mit vielen rumänischen Stars auf die Bühne getreten: Pepe, Ştefan Bănică Junior, Andra, Alex Velea und Connect-R. Er hat auch mit den Bands Mandinga und Bosquito zusammengearbeitet. Nicht zuletzt trat Gilberto auf der Konzertbühne der rumänischen Rundfunkanstalt zusammen mit dem Big-Band-Orchester unter der Leitung des renommierten Professors, Komponisten und Dirigenten Ionel Tudor auf. Dar war eine ausschlaggebende Erfahrung in meiner musikalischen Karriere. Die Musiker des Big-Band-Orchesters und Ionel Tudor sind ausgezeichnet und beweisen bei jedem Auftritt ihre hohe künstlerische Qualität. Ich habe viel von ihnen gelernt, deswegen werde ich mit dem Rundfunkorchester so lange arbeiten, wie ich kann. Ihre musikalische Erfahrung ist beeindruckend. Wir spielen Jazz und andere Genres und ich schätze sehr diese Zusammenarbeit!“



    Drumset, Tumbadora, Bongos, Timbales — vielen von uns sind diese Begriffe oft unbekannt, für Gilberto Ortega haben sie kein Geheimnis mehr. Sie sind seine Lieblingsinstrumente. Unser Gespräch mit Gilberto Ortega fand bei -15 Grad statt. An die Kälte im Winter hat sich der gebürtige Kubaner noch nicht gewohnt. Er liebt Rumänien zumindest aus einem einzigen Grund: Hier hat er den ersten Schnee in seinem Leben erlebt!



    Video: Wladimir Pesantez (ein weiterer Wahlrumäne, der aus Ecuador stammt) singt lateinamerikanische Musik auf der Bühne des Rundfunk-Konzertsaals. Gilberto Ortega spielt in dieser Aufzeichnung Bonogs.