Tag: Schloss

  • Geschichte ganz nah erleben: Die Burgenmessen in Rumänien

    Geschichte ganz nah erleben: Die Burgenmessen in Rumänien

    Das erste, was uns in den Sinn kommt, wenn wir von Schlössern sprechen, ist eine märchenhafte Atmosphäre mit schönen Damen, gepanzerten Rittern und prächtigen Gebäuden – ein Ort, wo das Leben schön und glücklich verläuft. Heutzutage haben Schlösser auf der ganzen Welt jedoch ein Eigenleben. Und viele werden auf Messen vorgestellt, um mehr Sichtbarkeit zu genießen. Eine solche ist die Europäische Burgenmesse, die traditionell von der in Rumänien zentralgelegenen Corviner Burg in Hunedoara, veranstaltet wird. In diesem Jahr war das Schloss Gastgeber der 6. Ausgabe der besagten Messe, die dieses Mal nur 20 Aussteller zusammenbrachte. Mehr Einzelheiten über die Veranstaltung bringt Sorin Tincu, der Leiter der Corviner Burg in Hunedoara.



    Zum ersten Mal, seit wir die Messe veranstalten, wurden die Stände im Freien auf einem Plateau vor dem Schloss – im so genannten Husarenhof – aufgebaut. Wir haben dieses Jahr beschlossen, dass wir nur 20 Stände haben, also beteiligten sich insgesamt lediglich 20 Aussteller. Wir haben nur wenige Mitarbeiter dabei gehabt, mit denen wir fast schon immer zusammengearbeitet haben. Die meisten von ihnen waren schon bei fast allen Ausgaben, die wir bisher veranstaltet haben, dabei. Heuer beteiligten sich Vertreter des Schlosses Bran, des Brukenthal-Palastes, der mittelalterlichen Festung von Rasnov, der Burgen in Feldioara und Rupea, der Festung von Sarmisegetuza, der Zitadelle von Deva, der Festung von Malaiesti, der befestigten Stadt in Targu Mures, der Zitadelle von Alba Iulia, der Festung von Arad und von Oradea. Natürlich hatten wir auch in diesem Jahr wieder einen eigenen Stand.



    Wir wollten allerdings wissen, wie sich die Burgen und Festungen aus ganz Rumänien auf der Messe vorgestellt haben. Sorin Ţincu erzählte uns mehr über die Veranstaltung:



    Alle teilnehmenden Gäste bemühten sich, sich so gut wie nur möglich vorzustellen. Es gab Festungen und Burgen, deren Vertreter, seien es Freiwillige oder Angestellte, mittelalterliche Kostüme anzogen. Sie führten verschiedene demonstrative Veranstaltungen am speziell für diesen Zweck hergerichteten Messeplatz. Alle Teilnehmer hatten Werbematerialien wie Flugblätter, Broschüren und Publikationen dabei.



    Die alljährliche Messe bemüht sich, jedes Mal aufs Neue die mittelalterliche Burgstimmung zum Leben zu erwecken. Demnach ist die Burg der Corviner wieder Schauplatz einer Reihe von Vorführungen geworden, die den Besuchern das Leben im Mittelalter näher brachten. Der Leiter der Burg, Sorin Ţincu, lieferte mehr Einzelheiten dazu:



    Während dieser drei Tage haben wir als Veranstalter neben den Veranstaltungen der Aussteller auch eine Reihe von Vorführungen des Ritterordens der Burg Hunedoara und des Karpatenburgvereins durchgeführt. Gleichzeitig konnten die Besucher eine Reihe Falknerei-Demonstrationen sehen. Wir haben versucht, diese mittelalterliche Stimmung zu erhalten und von jedweden Einflüssen des modernen Lebens fernzuhalten. In den vergangenen Jahren waren die Bedingungen für die Veranstaltung günstiger. Folglich kamen auch viel mehr Besucher. Wir waren sogar in der Lage, auf diesem Plateau Konzerte zu veranstalten. Dieses Jahr haben wir uns jedoch für ein kleineres Format entschieden, da wir weder die Teilnehmer noch die Besucher einer vermutlichen Ansteckungsgefahr aussetzen wollten.



    Damen in mittelalterlichen Gewändern, Ritter in glänzenden Rüstungen, Turniere, Falknerei und verschiedene Workshops haben die märchenhafte Stimmung des Schlosses vervollständigt.



    Sorin Tincu erzählte uns, wie ein gewöhnlicher Tag auf der Burg aussieht:



    Die Besucher werden normalerweise im Hof empfangen, wo sie die Möglichkeit haben, eine Reihe von Ausstellungen mit Artefakten aus der Altsteinzeit oder der römischen Zivilisation zu besuchen. Wir haben auch einen speziellen Raum mit dem Namen Gildenzimmer, in dem eine Ausstellung über die Zünfte von Hunedoara zu sehen ist. Im Inneren des Schlosses haben wir Ausstellungen mit mittelalterlichen und ethnographischen Themen. Hier kann man auch das Goldene Zimmer bewundern, das als königliches Schlafzimmer diente und renoviert wurde, um die Atmosphäre der damaligen Zeit wiederherzustellen. Wir haben auch zwei Lapidarien, eines im gotischen Stil und das andere, das die Zeit der Renaissance illustriert. Es gibt viele Geschichten, Legenden und Beobachtungen, die mit verschiedenen Elementen der Architektur des Schlosses verbunden sind.



    Es sollte auch erwähnt werden, dass die Atmosphäre des Mittelalters auf der Corviner Burg immer noch zu spüren ist. Die Burg ist ein einzigartiges Denkmal in Rumänien und eines der attraktivsten in Europa, durch die verschiedenen Baustile, das Vorhandensein von militärischen und zivilen Innovationen, sowie das turbulente Hofleben, das sie über 400 Jahre lang belebte und das heute noch weiter erzählt wird.

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  • 80 Jahre seit Abtretung der Süddobrudscha: ein Kompromiss für den Frieden

    80 Jahre seit Abtretung der Süddobrudscha: ein Kompromiss für den Frieden

    Die Süddobrudscha wurde 1913 nach dem Vertrag von Bukarest Teil Rumäniens. Im Jahr 1912 hatte die aus Bulgarien, Griechenland, Serbien und Montenegro gebildete Balkanliga eine Militäroffensive gegen das Osmanische Reich begonnen. Nach zweimonatigen Kämpfen gewannen sie Albanien, Mazedonien und Thrakien. Missverständnisse zwischen den Verbündeten über die Aufteilung des eroberten Gebiets führten jedoch zum Zweiten Balkankrieg zwischen Bulgarien und Serbien, Griechenland und Montenegro. Rumänien wurde in den Streit mit Bulgarien verwickelt, und am 10. August 1913 wurden mit dem in Bukarest unterzeichneten Friedensvertrag die Grenzen zwischen den Balkanstaaten neu gezogen.



    Der Konkurrenzkampf zwischen den Balkanstaaten um Gebiete unter der Kontrolle des Osmanischen Reiches geht auf das 19. Jahrhundert zurück und war in der Tat heftig und führte häufig zu ziviler und militärischer Gewalt. Dies war die Zeit des radikalen Nationalismus, als die politische Agenda von territorialen Ansprüchen beherrscht wurde. Diese Ansprüche basierten auf historischen Rechten und der ethnischen Zusammensetzung der verschiedenen Regionen. So fühlte sich jeder Balkanstaat berechtigt, so viel Territorium wie möglich zum Nachteil seiner Nachbarn zu besetzen.



    Auch Westmächte engagierten sich auf dem Balkan, indem sie die eine oder andere Nation unterstützten und versuchten, die Karten entsprechend ihren eigenen Interessen und der Situation vor Ort neu zu zeichnen. Frankreich und Gro‎ßbritannien unterstützten Griechenland und Serbien, Deutschland unterstützte Rumänien und Bulgarien und Österreich-Ungarn und Italien unterstützten Albanien.



    In diesem Zusammenhang gab der Vertrag von Bukarest Rumänien die Süddobrudscha, ein Gebiet, dessen Bevölkerung sich damals ethnisch ziemlich bunt zusammensetzte: 47% Bulgaren, 37% Türken, 4% Roma, 4% Tataren und 2% Rumänen bestand. Die Süddobrudscha war Rumänien erstmals nach dem russisch-rumänisch-türkischen Krieg von 1877–1878 durch den Vertrag von San Stefano und Berlin versprochen worden. Russland hatte Rumänien dieses Gebiet im Austausch gegen Südbessarabien versprochen, aber Rumänien erhielt nur die Norddobrudscha.



    Rumänien fühlte sich ungerecht behandelt und behielt das Thema auf seiner Tagesordnung. Nach seinem Sieg 1913 konnte Rumänien die Süddobrudscha nur drei Jahre lang behalten. Als es 1916 an der Seite Frankreichs, Gro‎ßbritanniens und Russlands in den Krieg eintrat und von Deutschland besetzt wurde, verlor Rumänien die gesamte Dobrudscha, die von den Mittelmächten besetzt wurde. Am Ende des Kriegs, nach dem Vertrag von Neuilly sur Seine, ging die Grenze zwischen Rumänien und Bulgarien auf die von 1913 zurück.



    Zwischen 1918 und 1940 richtete Rumänien seine Au‎ßenpolitik an der Frankreichs und Gro‎ßbritanniens aus, was 1940 zum Zusammenbruch seiner Grenzen unter der neuen europäischen Ordnung Nazi-Deutschlands führte. Im Juni 1940 besetzte die Sowjetunion im Einvernehmen mit Deutschland nach zwei Ultimaten an die Regierung in Bukarest Bessarabien und die Nordbukowina. Ende August 1940 besetzte Ungarn Nordsiebenbürgen, und am 7. September 1940 wurde in Craiova ein Vertrag unterzeichnet, mit dem Rumänien die Süddobrudscha an Bulgarien abtrat. Beide Verträge wurden Rumänien von Deutschland und Italien auferlegt.



    Wir fragten den Historiker Ioan Scurtu, ob das faschistische Regime, das gerade am 6. September 1940 in Bukarest an die Macht gekommen war, diesen Gebietsverlust hätte verhindern können:



    Die Frage der Süddobrudscha war von Hitler in einem Brief an König Karl II. vom 15. Juli 1940 geregelt worden, in dem er ihn aufforderte, einen Teil Siebenbürgens an Ungarn und die Süddobrudscha an Bulgarien abzutreten. Die Entscheidung wurde also bereits zu Zeiten von Karl II. getroffen. Im August fanden in Turnu Severin Verhandlungen statt, und es wurde auf der Grundlage eines Beschlusses des Kronrates unter der Leitung von Karl II. festgelegt, dass Rumänien die Süddobrudscha an Bulgarien abtreten würde. Zu Antonescus Zeit wurden also nur die Dokumente unterzeichnet, der Beschluss war bereits vorher gefasst worden.“




    Zwischen 1918 und 1940 unternahm Rumänien gro‎ße Anstrengungen zur Entwicklung der Süddobrudscha. Wie es sich in den nach dem Ersten Weltkrieg unterzeichneten Friedensverträgen verpflichtet hatte, musste Rumänien die Rechte der bulgarischen und türkischen Minderheit in Bezug auf Eigentum, Bildung und Presse in ihrer eigenen Sprache, das Wahlrecht, den Rechtsbeistand und alle anderen Rechte der rumänischen Bürger respektieren. In den 1920er Jahren mussten die rumänischen Militärbehörden die südliche Grenze konsolidieren, um mit den Einfällen der bulgarischen paramilitärischen Truppen in der Süddobrudscha fertig zu werden, die zu Plünderungen und Mord führten.



    Durch seine Bevölkerungspolitik versuchte Rumänien, die Bedrohung durch die Guerillakräfte jenseits der Grenze zu beseitigen. Die Kolonisierung der Süddobrudscha mit ethnischen Rumänen und auswanderungswilligen Aromunen aus dem ehemaligen osmanischen Mazedonien war eine weiterer Schritt, der die rumänische Verwaltung des Gebiets stärken sollte. So nahm der Anteil der rumänischen Bevölkerung in der Süddobrudscha ständig zu, auch weil Teile der bulgarischen Bevölkerung nach Bulgarien auswanderten. Laut einer Volkszählung aus dem Jahr 1930 war die ethnische Zusammensetzung des Gebietes die Folgende: 37% Bulgaren, 34% Türken, 20% Rumänen, 2% Roma und 1% Tataren.



    Abgesehen von seiner Bevölkerungspolitik hat Rumänien das Stra‎ßennetz in der Süddobrudscha ausgebaut, bestehende Stra‎ßen modernisiert und neue gebaut. Die Entwicklung von Städten wie Silistra, Bazargic (Basardschik) und Balcic (Baltschik) geht ebenfalls auf die rumänische Verwaltung zurück, wobei Balcic zur letzten Residenz der Königin Maria wurde, die einen gro‎ßen Beitrag zur Entstehung von Gro‎ßrumänien geleistet hatte. Das Schloss der Königin und seine berühmten Gärten sind auch heute noch die Haupttouristenattraktion in Balcic.

  • Nachrichten 20.07.2018

    Nachrichten 20.07.2018

    Brexit-Chefunterhändler Michel Barnier hat am Freitag in Brüssel den aktuellen Stand der Austrittsverhandlungen Londons aus der EU vorgestellt. Im Mittelpunkt der Gespräche, an denen sich auch der rumänische Europaminister Victor Negrescu beteiligte, stand die Grenze zwischen Irland und dem britischen Nordirland sowie die zukünftige Beziehung zwischen London und Brüssel. Dabei sagte Victor Negrescu, Rumänien unterstütze das Verhandlungsteam der Europäischen Union. Während der rumänischen EU-Ratspräsidentschaft in der ersten Hälfte des Jahres 2019 könnten die Verhandlungen für den Ausstieg Londons aus der EU zu Ende gehen. Bukarest sei auf für ein mögliches Scheitern der Austrittsverhandlungen vorbereitet, sagte Negoescu vor dem Treffen in Brüssel. Hauptziel der EU bleibe ohnehin der Schutz der Rechte europäischer Bürger, die in Großbritannien leben, sagte im Anschluß der rumänische Europaminister.



    Rumänien hat im ersten Quartal 2018 das höchste Haushaltsdefizit im Vergleich zu den letzten drei Monaten des Vorjahres verzeichnet, steht in den von Eurostat am Freitag veröffentlichen Daten. Das Haushaltsdefizit Rumäniens ist von 2,3% auf 4,2% gestiegen, und ist somit das höchste Haushaltsdefizit in Europa. Es folgen Frankreich, mit 2,5%, und Großbritannien, mit 1,9%. Die höchsten Haushaltsüberschüsse hatten Malta und die Niederlande, beide mit 2,5%, gefolgt von Bulgarien, mit 2,4%.



    Der Souveräne Fonds für Entwicklung und Investitionen soll durch Regierungsbeschluss gegründet werden, hat Finanzminister Eugen Teodorovici erklärt. Wie das Verfassungsgericht vorher mitgeteilt hatte, sei die Gründung des besagten Fonds per Gesetz nicht möglich. Am Mittwoch hatte das Gericht drei Verfassungsklagen des Präsidialamtes bzw der Opposition stattgegeben, laut denen die Gründung des besagten Fonds zu den Befugnissen der Regierung und nicht des Parlaments gehöre, ansonsten sei dies ein Verstoß gegen die Gewaltenteilung. Laut dem besagten Gesetz, sollten 33 Unternehmen an denen der Staat als Hauptaktionär gilt, zum Souveränen Fonds für Entwicklung und Investitionen gehören, dessen soziales Kapital sich auf 9 Milliarden Lei (rund 2 Milliarden Euro) beziffern soll. Laut der Regierungspartei PSD sei der besagte Fonds ein Mittel zur Entwicklung der Infrastruktur im Bereich Landwirtschaft, zur Industrialisierung Rumäniens und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze. Die Opposition bezeichnete ihn hingegen als einen weiteren Weg zur Korruption.



    Zehn Migranten aus Pakistan und Indien, die illegal in Rumänien einreisen wollten, wurden an der nord-östlichen Grenze, Landkreis Botoşani von der Grenzpolizei aufgehalten. Die zehn Migranten gingen zu Fuß und hatten keine gültigen Pässe. Laut der Grenzpolizei hätten sie versucht, über Rumänien, ein Schengenland zu erreichen. Für weitere Untersuchungen wurden sie von den ukrainischen Behörden aufgrund eines Rückübernahmeabkommens übernommen.



    Im nordwestrumänischen Bonţida, Landkreis Cluj findet bei einem der schönsten Barockschlössern Rumäniens, dem Schloss Banffy, das Festival Electric Castle statt. Auf die neun Bühnen treten bis Sonntag dutzende Bands und Sänger aus Rumänien und der ganzen Welt auf. Die Organisatoren rechnen dieses Jahr mit rund 135.000 Gästen und haben sich vorgenommen, den ganzen Abfall nach Festivalabschluss zu verwerten. Das diesjährige Festival steht zudem unter dem Motto Null Toleranz bei Gewalt.

  • Potlogi im Landkreis Dâmboviţa: Kulturdenkmäler und Wanderungen

    Potlogi im Landkreis Dâmboviţa: Kulturdenkmäler und Wanderungen

    Heute laden wir Sie auf einen Ausflug in eine geschichtsträchtige Gegend vor, die den Wanderer in einem wunderschönen Naturambiente willkommen hei‎ßt. Das Dorf Potlogi, zu dem uns die heutige Reise führt, liegt im Südwesten des Landkreises Dâmboviţa, im Süden des Landes. Fährt man mit dem Auto in Bukarest los, erreicht man die Ortschaft in etwa einer Stunde.



    Potlogi ist eine relativ alte Ortschaft. Der Ortsname stammt vom alten Begriff potlog“ — ein Stück echtes Leder, mit dem früher die Schuster das Innere der Stiefel auskleideten. Die Ortschaft wurde zum ersten Mal am 6. Februar 1580 urkundlich erwähnt. Im 17. und 18. Jahrhundert genoss das Dorf zahlreiche Privilegien. Sorina Teodora Brad arbeitet bei der touristischen Auskunftsstelle vor Ort. Sie erzählte uns mehr über die Ortschaft und die örtlichen Attraktionen:



    Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Dorf Potlogi sind das Brâncoveanu-Schloss und die dazugehörende Kirche. Dennoch gibt es in der Umgebung viel mehr Sehenswürdigkeiten. Das Brâncoveanu-Schloss wurde im Jahr 1698 erbaut, im Auftrag des Fürsten Constantin Brâncoveanu. Es sollte die Residenz seines Sohnes Constantin werden. 1683, also bevor die Bauarbeiten am Schloss begannen, wurde die Brâncoveanu-Kirche errichtet. Sowohl das Schloss wie auch die Kirche können besichtigt werden.“




    Schloss und Kirche können täglich besichtigt werden. Den Besuchern wird eine begleitete Tour angeboten. Von all den Bauten, die es einmal gab, hielten dem Zahn der Zeit nur das Brâncoveanu-Schloss und die 1683 erbaute Kirche Sfântul Dimitrie stand. Zu sehen sind noch die Ruinen des ehemaligen Herrenhauses sowie einiger Nebengebäude. Um das Schloss herum gab es früher gepflegte Gärten und künstlich eingerichtete Teiche. Das Schloss war früher mit blumigen Dekorationen verziert. Der persische Einfluss war leicht spürbar. Es gab auch Terrassen, die nach au‎ßen offen waren — zum Garten und zu den Teichen hin.



    Im Brâncoveanu-Schloss können königliche Roben aus der Zeit des Fürsten Constantin Brâncoveanu, aber auch verschiedene Möbelstücke aus der damaligen Zeit gesehen werden. Au‎ßerdem können auch Originalteile bewundert werden, wie z.B. eine Reisetruhe des Fürsten. Die Kirche zeugt von der Raffinesse der Kunst zu Zeiten von Constantin Brâncoveanu sowie vom tiefen Glauben des Fürsten. Sorina Teodora Brad, Mitarbeiterin der Touristeninformation in Potlogi, schilderte uns, was für Unterkunftsmöglichkeiten es vor Ort gibt:



    Im Dorf Potlogi gibt es das Gasthaus Brâncoveanu. Au‎ßerdem gibt es noch eine Pension im Dorf Lunguleţu. Dort werden Bio-Produkte aus dem Eigenbetrieb beim Kochen verwendet. Im Dorf Pitaru, in der Nähe von Potlogi, gibt es ein Hotel, das auch über eine Reitschule verfügt. Es ist ein familien- und kinderfreundliches Hotel, das allerdings auch mit einem Konferenzsaal ausgestattet ist. Die Kinder freuen sich immer, sich im Schwimmbad herumzutoben. Das Restaurant bietet köstliche Speisen.“




    In der Umgebung können des Weiteren auch andere Klöster und Einsiedeleien aus dem 16.-17. Jahrhundert besichtigt werden. In der Ortschaft Bucşani gibt es einen Schutzpark, in dem Auerochsen zu sehen sind. Wer Wanderungen mag, kann sich auf einen Ausflug bis zur Ialomiţa-Höhle wagen. Die Stadt Târgovişte, früher Hauptstadt des Fürstentums Walachei, befindet sich auch unweit von Potlogi und ist mit Sicherheit einen Besuch wert.

  • Hörerpostsendung 4.3.2018

    Hörerpostsendung 4.3.2018

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Heute möchte ich mit gleich mehreren Kulturtipps beginnen:



    Rumänien wird in der Zeit 15.–18. März 2018 Schwerpunktland auf der Leipziger Buchmesse sein. Unter dem Motto Romania. Zoom in“ finden beim rumänischen Stand und an anderen Standorten der Messe sowie au‎ßerhalb des Messegeländes und in Leipzig über 50 Veranstaltungen statt, die sich die Förderung zeitgenössischer rumänischer Autorinnen und Autoren auf die Fahne geschrieben haben. Das Programmkonzept ist dem rumänischen Ministerium für Kultur und nationale Identität in Zusammenarbeit mit dem Rumänischen Kulturinstitut (ICR) in Deutschland, der rumänischen Botschaft in Deutschland, dem Übersetzungsförderungs-Programm der S. Fischer“-Stiftung und der Buchmesse Leipzig zu verdanken.



    Bis zu Beginn der Buchmesse 2018 werden über 40 Übersetzungen aus der rumänischen Literatur erscheinen. Mit den Veranstaltungen während der Messe sollen diese Neuerscheinungen promotet werden, die überwiegend vom Nationalen Buchzentrum im Rahmen des Rumänischen Kulturinstituts gefördert wurden.



    Mehr Info sowie den genauen Veranstaltungskalender finden Sie auf der Webseite https://zoom-in-romania.ro/, die selbstverständlich auch in deutscher Sprache aufgerufen werden kann.



    Im Auftrag des rumänischen Kulturministeriums werden Kollege Alex Sterescu und ich als Dolmetscher bei einigen Podiumsdiskussionen zum Einsatz kommen. Wer also in Leipzig und Umgebung zu Hause ist oder eine Reise zur Buchmesse nicht scheut, wird gerne am rumänischen Stand in der Halle 4, Bereich E501 erwartet; Alex und ich werden die meiste Zeit dort sein und laden Sie gerne auf einen Kaffeeplausch ein, sofern wir nicht gerade zu tun haben.



    Und es kommt noch besser: Bereits im Vorfeld der Buchmesse gibt es eine Reihe von Kulturveranstaltungen mit Rumänien als Schwerpunkt. Vom 26.02. bis zum 13.03.2018 werden in Kooperation mit dem Rumänischen Kulturinstitut und dem Netzwerk Traduki in Leipzig zehn herausragende rumänische Filme gezeigt: alle im UT Connewitz, Wolfgang-Heinze-Stra‎ße 12A. Das Beste dabei: Der Eintritt ist frei. Einige der Filmregisseure sind vor Ort und stehen im Anschluss an die Filmvorführungen für Gespräche zur Verfügung.



    Und noch eine interessante Veranstaltung möchte ich Ihnen anlässlich der Leipziger Buchmesse empfehlen: Dienstag, 6. März um 17 Uhr, wird die Ausstellung Leipzig — Bukarest — Leipziger Stra‎ße: eine europäische Geschichte“ eröffnet. Die Eröffnung findet in der Unteren Wandelhalle im Neuen Rathaus Leipzig statt, Martin-Luther-Ring 4–6.



    Die Ausstellung über die Leipziger Stra‎ße in Bukarest, die wichtigste Stra‎ße in der Altstadt der Hauptstadt von Rumänien, dokumentiert die über 400 Jahre zurückgehende bewegte Geschichte zweier Städte, die insbesondere durch den Handel verbunden waren. Aus Leipzig und dem deutschen Raum führten viele Handelswege für Kaufleute und Gewerbetreibende über Bukarest nach Südosteuropa. Die damaligen rumänischen Fürstentümer waren au‎ßerdem Ziel- und Zukunftsort für zahlreiche deutsche Auswanderer im 19. Jahrhundert.



    Die Geschichte der Leipziger Stra‎ße in Bukarest wird nun in einer Ausstellung vorgestellt, die von dem Stadtgeschichtlichen Museum Bukarest kuratiert und durch die Unterstützung des Rumänischen Honorarkonsulats in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig realisiert wurde.



    Die Ausstellung ist vom 6. bis 15. März 2018 in der Unteren Wandelhalle des Neuen Rathauses und vom 12. April bis 6. Mai 2018 in den Promenaden Hauptbahnhof Leipzig zu sehen. Der Eintritt ist frei.




    Und jetzt zu Hörerzuschriften. Von Fritz Andorf (aus Meckenheim, NRW) erhielten wir unlängst eine E-Mail:



    Liebes RRI-Team,



    zunächst möchte ich mich bei Ihnen, lieber Sorin, für die ausführliche Beantwortung meiner letzten Zuschrift im Funkbriefkasten am 28.01. ganz herzlich bedanken. Darin ging es unter anderem um meine Kritik an dem Sonntagsprogramm (Splitting der Sonntagsstra‎ße“ und Jazzmusik). Ja, Sie haben natürlich vollkommen recht: Die Geschmäcker sind verschieden, und man kann es nicht jedem recht machen. Und das Programm soll ja auch nicht zu wortlastig sein. Dennoch vermisse ich die Hälfte der Sonntagsstra‎ße“.



    Dazu hätte ich einen Vorschlag: Man könnte in die Sonntagsstra‎ße“ immer einen Ausschnitt aus einer der zahlreichen Musikrubriken der Woche einflechten. Damit wäre die Musik vielseitiger und würde sich nicht mehr auf die eintönige Jazzmusik beschränken, und das Programm wäre gleichwohl nicht so wortlastig.



    Heute habe ich ausnahmsweise einmal das Samstagsprogramm eingeschaltet, in dem man ja im Wochenrückblick“ sehr gut über die Ereignisse der vorausgegangenen Woche informiert wird. Interessant war auch die Kulturchronik, auch wenn ich es bei der Beschreibung der Performances im Museum für Gegenwartskunst noch etwas konkreter gehabt hätte, also mit mehr Beispielen.



    Hochinteressant fand ich auch die Ausführungen über die Bansky-Familie und ihre Residenzen. Darüber könnte man ja mehrere Folgen der Rubrik Radio Tour“ gestalten. Natürlich würde ich auch gerne etwas mehr zur Geschichte und Bedeutung dieser Adelsfamilie für Rumänien hören. Wurden die Banskys von den Kommunisten enteignet, haben sie einige ihrer Besitztümer zurück erhalten und was ist aus ihnen geworden? Leben sie heute wieder in Rumänien?



    Unterhaltsam war die rumänische Hitparade, auch wenn die Erläuterungen zu den Interpreten und dem Inhalt der Songs etwas sparsam ausfielen.



    Etwas kurz und zu kompliziert wurde auch der Prozess der Entstalinisierung in Rumänien nach Stalins Tod geschildert. Das kann aber auch daran liegen, dass man die genannten Politiker und deren Rolle in der Partei nicht kennt.



    Pessimistisch, was die Wirtschaftslage Rumäniens angeht, war das abschlie‎ßende Wirtschaftsmagazin. Aber immerhin wurde nichts beschönigt. Dass die Lage in den Regionen Rumäniens sehr unterschiedlich ist, kann ich verstehen. Der Osten scheint wohl besonders benachteiligt zu sein, während im Banat und in Siebenbürgen Fortschritte zu verzeichnen sind.




    Vielen Dank für das ausführliche Feedback, lieber Herr Andorf. In der Tat ist der Beitrag über die Entstalinisierung nach Stalins Tod nicht leicht nachzuvollziehen, wenn man die Protagonisten und ihre Rolle in der Geschichte des Landes nicht versteht. Etwas vereinfachend dargestellt ging es um folgende Umstände: Gheorghe Gheorghiu-Dej, der Vorgänger Ceauşescus, war im Grunde ein stalinistischer Hardliner. So hat er auch das Vertrauen der Sowjets gewonnen, die 1958 ihre Truppen aus Rumänien zurückzogen. Nach seinem Tod begann ein Machtkampf um die Nachfolge im Amt des Generalsekretärs der Kommunistischen Partei. In Moskau wehte mit Nikita Chruschtschow schon seit Jahren der Wind der Reformen, also pushten ältere Parteigenossen in Bukarest den damals jungen Ceauşescu in den Vordergrund. Ob er tatsächlich als Hoffnungsträger galt oder ob die Drahtzieher dachten, dass sie ihn als Strohmann manipulieren könnten, lässt sich heute nicht genau sagen, vermutlich war es eine Mischung aus beidem. Auf jeden Fall waren die ersten Jahre der Ceauşescu-Ära von einer tatsächlichen Öffnung und Auflockerung der Diktatur geprägt. Seine relativ liberale Einstellung und die antisowjetische Gesinnung Ceauşescus — er verurteilte z.B. die Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 — brachte ihm die Sympathie des Westens ein, was er später ausnutzte, um im Land einen neostalinistischen Kurs und den Personenkult einzuführen.



    Was die ungarische Adelsfamilie siebenbürgischer Herkunft anbelangt, so hei‎ßt sie nicht Bansky, sondern Bánffy. Bekannt ist in Rumänien ihre ehemalige Residenz in Bonţida (ung. Bonchida, dt. Bonisbruck) im Landkreis Klausenburg in Westsiebenbürgen. Bekannt auch als das Versailles Siebenbürgens ist das Schloss bauhistorisch eine Mischung aus Renaissance, Barock und Neoklassik. Seit 1387 befand sich das Schloss im Besitz der Bánffys. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss als Feldlazarett genutzt, 1944 wurde es von deutschen Truppen auf ihrem Rückzug ausgeraubt und in Brand gesteckt. So wurden das gesamte Mobiliar, eine berühmte Porträtgalerie und die Bibliothek zerstört. Eigentümer des Schlosses war damals der Graf Miklós Bánffy, der 1943 in Bukarest versucht hatte, die rumänischen und ungarischen Bestrebungen zusammenzubringen, die Achsenmächte zu verlassen. Historiker vermuten, die Zerstörungsaktion der deutschen Truppen sei eine aus Berlin angeordnete Vergeltungsma‎ßnahme gewesen. Bei der Eroberung Ungarns durch die sowjetischen Truppen 1944 flohen seine Frau und Tochter nach Budapest, während Bánffy auf seinem Besitz in Siebenbürgen blieb. Er wurde dort enteignet und konnte 1949 nach Ungarn emigrieren.



    Nach dem Krieg wurde im kommunistischen Rumänien eine LPG im Schloss eingerichtet. Das Schloss wurde jahrzehntelang unsachgemä‎ß behandelt und dem Verfall preisgegeben. Das Kunstmuseum im nahe gelegenen Klausenburg schaffte es in den 1960er Jahren, zumindest die Statuen aus dem ehemaligen Barock-Park zu retten und im Museum unterzubringen, wo sie heute noch zu sehen sind. Der Denkmalschutz hat damals sogar eine Restaurierung versucht, die Behörden haben allerdings die beantragten Zuwendungen abgelehnt.



    Nach der Wende wurde das Schloss den Bánffys zurückerstattet, heutige Besitzerin ist die Gräfin Katalin Bánffy, Tochter des Miklós Bánffy, die in Marokko lebt. 2008 hat sie eine 49-jährige Konzession mit der Stiftung Transylvania Trust abgeschlossen, dafür soll die Stiftung das Schloss sanieren und anschlie‎ßend dort ein Kulturzentrum betreiben. Doch auch noch im Ruinenzustand zieht das Schloss zahlreiche Besucher an, u.a. weil dort alljährlich ein Festival für elektronische Musik unter dem Namen Electric Castle veranstaltet wird.



    Ich hoffe damit, Ihre Fragen zufriedenstellend beantwortet zu haben, lieber Herr Andorf.




    Zeit noch für eine kurze Zuschrift. Dieter Feltes (aus Pyrbaum, Oberpfalz) meldete sich unlängst ebenfalls per E-Mail:



    Sehr geehrte Damen und Herren!



    Vielen Dank für die ausführlichen Neuigkeiten aus Ihrem Land.



    Der Empfang Ihrer Sendungen ist bei mir immer gut. Gerne höre ich die Frühsendung, auch wenn sie vom Vortag ist.



    Auch bei Ihnen ist die Grippe auf dem Vormarsch. Die Wartezimmer bei unseren Ärzten sind mit Grippepatienten überfüllt. Ich habe mich mit meiner Frau schon vor Wochen impfen lassen, zumal im gewissen Alter die Anfälligkeit hoch ist. Mittlerweile bin ich 70 und gehe stark auf die 71 zu.



    Ich wünsche Ihnen alles Gute und verbleibe mit den besten Grü‎ßen



    Ihr Hörer


    Dieter Feltes




    Lieber Herr Feltes, vielen Dank für Ihre Zeilen, auch Ihnen die besten Grü‎ße aus Bukarest, viel Gesundheit und mögen Sie noch lange unsere Programme hören!



    Damit Zeit für die Postliste: Den Briefestapel von vergangener Woche knüpfe ich mir kommende Woche vor, da es im Vorfeld der Leipziger Messe viel zu tun für mich gab und ich noch nicht dazu kam.



    E-Mails erhielten wir bis einschlie‎ßlich Freitagabend von Ratan Kumar Paul (Indien), Dmitrij Kutusow (RU) sowie von Dieter Feltes, Petra Kugler, Willi Seiser, Andreas Mücklich, Rudolf Stöger und Alexandru Bușneag (D).




    Audiobeitrag hören:




  • Hörerpostsendung 10.12.2017

    Hörerpostsendung 10.12.2017

    Herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Aus Berlin erhielten wir unlängst Feedback zu unserer Morgensendung. Stephan Zimmermann ist begeisterter Motorradfahrer, hat Rumänien auch bereist und schickte uns folgende Zeilen per E-Mail:



    Einen guten Morgen der Redaktion von Radio Rumänien!



    Ich bin seit langem Hörer Ihrer deutschen Sendung. Ich war vor einigen Jahren auch schon in Rumänien mit dem Motorrad. Ich war Hauptsächlich in den Nordkarpaten unterwegs. Rumänien hat eine schöne Landschaft. Die Menschen sind sehr nett und

    hilfsbereit. Ich höre Ihr Programm immer um 8.00 Uhr morgens. Jetzt zurzeit im Winter auf 7345 Khz sehr gut aufzunehmen. Ich höre mit einem alten Kofferradio aus den 50er Jahren. Für mich sind die täglichen Informationen aus Ihrem Land interessant. Auch sehr hörenswert, wenn man auf folkloristische Musik steht, der Sender Antena Satelor auf 153 Khz. Auch gut in Berlin aufzunehmen. Auch diesen Sender höre ich mit einem Kofferradio aus den 50er Jahren. Ich wünsche Ihnen alles Gute und Schaffenskraft. Sie werden mit mir einen weiterhin treuen Hörer haben.


    Ich grü‎ße Sie aus Berlin.



    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Zimmermann und Gru‎ß zurück aus Bukarest!



    Und nun geht es weiter nach Dresden, wo unser Hörer Konstantin Derham zu Hause ist. Folgende Zeilen erhielten wir per E-Mail:



    Liebe RRI-Redaktion,



    anders als in meiner letzten Mail vermutet, brauchte es nicht mehr viel Geduld, bis der angekündigte Preis vom RRI-Hörerquiz zum George-Enescu-Musikfestival bei mir in Dresden eingetroffen ist. Hierfür möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Der Inhalt hat mit schon viel Freude bereitet. Der Preis besteht aus zwei CDs mit klassischer Musik, einem Bildband und einem Stadtplan von Bukarest. Das Päckchen hat aus Bukarest laut Poststempel 4 Tage gebraucht.



    Die erste CD enthält schöne Aufnahmen mit der Mezzosopranistin Ruxandra Donose und dem Nationalen Radioorchester Rumäniens unter der Leitung des Dirigenten Tiberiu Soare, unter anderen Arien von Bizet, Saint-Saens, Offenbach, Berlioz und Verdi. Ruxandra Donose lebt in Wien und ist daher auch in Deutschland immer wieder präsent. Sie hat laut Booklet bereits an vielen deutschen Opernhäusern gearbeitet, neben Berlin und München auch in meiner Region mit der Dresdner Staatskapelle und dem Gewandhausorchester Leipzig. Sie zählt viele der bedeutendsten Opern- und Konzerthäuser der Welt zu ihren Referenzen, so zum Beispiel das Royal Opera House Covent Garden, die Metropolitan Opera, die Carnegie Hall, die Opernhäuser in Paris, Venedig, Los Angeles, San Francisco, Helsinki und viele andere. Ihre warme klare Stimme kommt in den Aufnahmen auf der CD sehr gut zur Geltung.



    Die zweite CD widmet sich dem Schaffen des rumänischen Dirigenten, Violinisten und Komponisten Constantin Bobescu. Dieser ausgesprochen vielseitige Künstler lebte von 1899 bis 1992 und stammte aus einer Künstlerfamilie. Sein Vater war Sänger, Schauspieler und Varietédirektor. Auch seine vier Geschwister und später seine eigenen Kinder schlugen einen künstlerischen Weg ein.



    Constantin Bobescu studierte zunächst an der Universitatea de Arte George Enescu“ in Iași Violine und Komposition und anschlie‎ßend an der Școala de Artă Cornetti“ in Craiova Violine u.a. bei seinem älteren Bruder Jean. In den 1920er Jahren verfeinerte er sein kompositorisches Rüstzeug durch weitere Studien in Paris.



    Seine Berufslaufbahn begann er beim George-Enescu-Sinfonieorchester in Iași als Violinist. Das direkte Zusammentreffen mit George Enescu und die gemeinsame Arbeit mit ihm prägten und beflügelten Bobescu. 37 Jahre lang, von 1935 bis 1972, leitete er als Dirigent das Radio-Symphonie-Orchesters in Bukarest. Daneben wirkte er jahrzehntelang als Professor an Musikhochschulen insbesondere in Braşov und Bukarest.



    Bobescu komponierte vier Opern zu denen er auch jeweils das Libretto schrieb. Weiterhin komponierte er symphonische Musik, Kammermusik, Chor- und Vokalmusik sowie Schauspiel- und Filmmusik. Er transkribierte und arrangierte Werke zahlreicher anderer berühmter Komponisten.



    Die CD enthält einen Querschnitt seines Schaffens als Dirigent des Radio-Symphonie-Orchesters, als Violinist und als Komponist mit zum Teil historischen Aufnahmen aus dem Archiv des Rumänischen Rundfunks.



    Der Bildband befasst sich mit einem gänzlich anderen Thema, nämlich mit den Bildern der zumeist rumänischen Maler, die sich in der Zeit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg in dem Schwarzmeer-Küstenort Balcic zusammengefunden hatten. Die Kleinstadt Balcic befindet sich in der Süddobrudscha, die zwischen 1913 und 1940 zu Rumänien gehörte und heute in Bulgarien liegt. Sie ist 31 km von der bekannten bulgarischen Touristenhochburg Varna und etwas weiter vom rumänischen Mangalia entfernt. Der Ort liegt traumhaft an einer Steilküste und eingebettet zwischen hell schimmernden Felsklippen. Es ist nur zu verständlich, dass Balcic zu einem Lieblingsort der rumänischen Königin Maria wurde, die dort ab 1924 ein Sommerschloss mit zugehörigem Park anlegen lie‎ß und dass in ihrem Gefolge zahlreiche Künstler nach Balcic kamen.



    Was sie malten, ist eine sehr südliche Landschaft mit weichem Licht und in meist satten Farben. Au‎ßerdem halten die Bilder das Aufeinandertreffen der europäischen Kultur und der orientalischen Welt fest, die seinerzeit dort noch sehr präsent war. So wechseln in den Bildern Motive mit verschleierten Türkinnen oder Tatarinnen mit Szenen in einer europäisch anmutenden sommerlichen Gastwirtschaft bis hin zu einzelnen Aktmotiven des Malers Nicolae Tonitza. Das zentrale Minarett im Stadtzentrum bildet ein immer wiederkehrendes Leitmotiv.



    Der Bildband enthält Reproduktionen von insgesamt 135 Gemälden, neben dem eben erwähnten Nicolae Tonitza unter anderem von Iosif Iser, Samuel Mützner, Gheorghe Petraşcu, Alexandru Satmari, Vasile Popescu, Petre Iorgulescu-Yor und Ştefan Dimitrescu, um nur einige der am häufigsten auftauchenden Namen zu nennen.



    Ich erinnere mich, dass im RRI-Programm vor nicht allzu langer Zeit über die Künstlergemeinde in Balcic und auch über einzelne Künstler berichtet wurde. Da ich leider der rumänischen Sprache nicht mächtig bin und daher die Begleittexte im Bildband nicht lesen kann, wäre es schön, wenn Sie hierüber vielleicht nochmal etwas zusammengefasst sagen könnten. Die Bilder widerspiegeln jedenfalls faszinierende Stimmungen und können einem den grauen November hierzulande gleich ein ganzes Stück aufhellen.



    Wenn man den Fotografien und Berichten im Internet Glauben schenken darf, hat der Ort Balcic architektonisch und landschaftlich bis heute einiges von seinem Flair bewahrt und ist sicherlich einen Besuch wert. Neben den sehenswerten Stra‎ßen und Gassen mit ihren an den Berg gesetzten Häuschen findet auch der aus dem Schlosspark der Königin Maria hervorgegangene Botanische Garten besondere Erwähnung. Direkt an der Steilküste gelegen, soll er über 3000 Pflanzenarten beherbergen, darunter über 200 Baumarten und Europas zweitgrö‎ßte Kakteensammlung mit über 250 Arten. Und da ja nun beide Länder zur EU gehören, dürfte inzwischen wohl auch ein reger Austausch zwischen dem rumänischen und bulgarischen Teil der Schwarzmeerküste möglich sein und hoffentlich auch stattfinden, oder?



    Abschlie‎ßend kann ich also sagen, ich habe einen sehr schönen Preis erhalten, der mich auch gleich angeregt hat, mich weitergehend mit den einzelnen Themen zu beschäftigen. Nochmals also vielen, vielen Dank dafür.



    Vielen Dank für das ausführliche Feedback, lieber Herr Derham, und viel Spa‎ß mit den Musik-CDs und dem Bildband. Balcic (bulg. Балчик, Balchik, türk. Balçık) ist in der Tat ein besonderer Ort, ich war selber mehrmals dort und kann Ihnen bestätigen, dass die Landschaft mit den schimmernden Felsklippen und das Licht ein besonderes Flair erzeugen, das die rumänischen Maler so fasziniert hat. Nicht nur Maler, Künstler und die Königin Maria waren von dem Örtchen angetan, auch die wohlhabende Bukarester Bourgeoisie lie‎ß in der Zwischenkriegszeit zahlreiche Villen in Balcic errichten, die man heute noch bewundern kann. Interessant ist, dass in der Zeit vor 1940 die Mehrheitsbevölkerung weder rumänisch noch bulgarisch war, sondern türkisch-tatarisch. Hinzu kamen einige Aromunen, die aber 1940 nach der Abtretung der Süddobrudscha an Bulgarien in die Norddobrudscha umgesiedelt wurden. Heute ist die Mehrheitsbevölkerung bulgarisch, es gibt aber auch noch Muslime, meistens türkischsprachige Roma. Lobenswert ist auf jeden Fall, dass die bulgarischen Behörden das Kulturerbe aus der Zeit der rumänischen Verwaltung liebevoll gepflegt haben. Das Sommerschloss der Königin und der Botanische Garten sind wunderbar erhalten und werden jährlich von zahlreichen Touristen besichtigt. Königin Maria war sehr beliebt bei den Einheimischen und sie liebte ihrerseits Balcic zutiefst. Sie verfügte, dass nach ihrem Tod ihr Herz in der Kapelle Stella Maris im Hof des Schlosses bestattet wird. So geschah es auch, 1940 wurde ihr Herz allerdings in der Nähe des Schlosses Törzburg (Bran) in den Südkarpaten umgebettet.



    Und selbstverständlich ist die Grenze heute bedeutungslos geworden, der Tourismusverkehr boomt, im Sommer wimmelt es nur so von rumänischen Touristen, in vielen Restaurants sind die Menüs auch auf rumänisch erhältlich und die Bedienung spricht oft auch rumänisch, und zwar recht passabel. Die Einheimischen haben sich sozusagen auf die Touristen aus dem nördlichen Nachbarland eingestellt. Und sie kommen in Scharen, denn insgesamt ist es preisgünstiger als in Rumänien. Nicht alle Touristen aus Rumänien sind allerdings von der feinen Sorte, ich habe auch überhebliche Landsleute erlebt, die sich laut aufführen, Unmengen an Essen bestellen und dann nur die Hälfte verdrücken können. Au‎ßer in den erhitzen Köpfen einiger weniger Nationalisten ist die Süddobrudscha heute also kein Thema mehr zwischen den beiden Ländern. Die Dobrudscha insgesamt ist eine interessante Kulturlandschaft, die Grenzen sind offen, der Tourismus boomt — was will man mehr?



    Zeit für die Postliste. Briefe konnte ich immer noch nicht ergattern, E-Mails und Online-Empfangsberichte erhielten wir bis Freitagabend von Paul Gager (A) sowie von Volker Willschrey, Martina Pohl, Yigal Benger, Michael Willruth, Heinz Günter Hessenbruch, Michael Lindner und Hansjörg Biener (D).




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  • Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    Ostern auf der Törzburg: Bauernbräuche und Traditionen am Schloss

    An Ostern, Weihnachten oder anlässlich anderer Feiertage präsentiert sich das Schloss eben in… Feierlaune. In diesem Jahr haben die Sonderveranstaltungen zum Osterfest in der Törzburg bereits am 2. April begonnen — die Eventreihe geht am 23. April zu Ende. An Ostern ist die Törzburg in Festgewand gekleidet — das erwartet sie übrigens auch von ihren Besuchern. Warum sollte man aber dem Schloss gerade in den Osterferien einen Besuch abstatten? Bogdana Balmuş ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Törzburg und wei‎ß, wie sich die Frage beantworten lässt:



    In erster Linie ist die Törzburg, wie Sie wissen, lebendig. Über das ganze Jahr haben wir sehr viele öffentliche und private Veranstaltungen verteilt. Die Veranstaltung, die Sie meinen, gehört zu den öffentlichen und ist uns sehr ans Herz gewachsen. Sie begann vor einigen Tagen und wird bis Ende April dauern. In diesem Zeitraum werden die Besucher der Törzburg eine Ausstellung von Volkstrachten aus der ethnographischen Sammlung »Gabriel Boriceanu« vorfinden, sowie eine Fotoausstellung mit sehr alten Fotos, auf denen lokale Bräuche und Traditionen dargestellt sind. Au‎ßerdem sollen in einigen Räumen typische Inneneinrichtungen der Bauernhäuser aus der Gemeinde Mateiaş rekonstruiert werden.“




    Gabriel Boriceanu war ein leidenschaftlicher Sammler von Volkstrachten, er war wie magisch angezogen von ihrer Vielfalt und dem Reichtum. In seiner Sammlung befinden sich repräsentative Beispiele für Trachten aus unterschiedlichen Folklore-Gebieten des Landes, reich verziert und für alle festlichen Ereignisse gefertigt: von Hochzeiten bis hin zu all den anderen Feiertagen im Laufe eines Jahres. Was kann der Besucher von der jetzigen Ausstellung im Schloss Bran erwarten, fragten wir Bogdana Balmuş.



    Die Trachten sind hervorragend! Sie sind authentisch, es gibt einige besonders schöne Stücke, die die lokalen Traditionen sehr gut beleuchten. Wie Sie wissen, befindet sich die Gemeinde Mateiaş in der Schnittfläche dreier ethnographischer Gebiete: dem Alt-Land (rum. Ţara Oltului), dem Burzenland (rum. Ţara Bârsei) und dem Repser-Land (rum. Ţinutul Rupea), deshalb findet man hier eine Fülle an Traditionen und Bräuchen vor. Das trifft sowohl auf die Verzierungen und Gewänder als auch auf die Tanz und Spiel zu. Besucher können sich vor Ort ein Bild davon machen.“



    Bogdana Balmuş, die in der Törzburg für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, verspricht ferner auch andere Überraschungen, die den Urlauber in die Feststimmung einer lebendigen Dorfgemeinde einführen sollen.



    Damit alles lebendig und authentisch wirkt, wird eine Gruppe von Einheimischen, ein Volksensemble aus Mateiaş, am ersten Ostertag das sogenannte Gro‎ße Spiel rekonstruieren. Es ist ein uralter Brauch, der die Wiederauferstehung des Herrn und die Wiedergeburt der Natur zelebrieren soll. Wir kümmern uns darum, dass jeder wichtige Moment im Leben eines Rumänen in unserer Törzburg erlebt werden kann. Solche Sonderveranstaltungen gibt es auch an Weihnachten und Neujahr oder das ganze Jahr über.“




    Das lässt sich also als offene Einladung für einen Besuch im Schloss Bran deuten. Die Veranstalter versprechen, dass das jederzeit empfehlenswert ist, denn dort sei man schlie‎ßlich stets auf Gäste gefasst. Unlängst ist man auch zum Sommerprogramm übergegangen, also macht die Törzburg ihre Tore von 9-18 Uhr auf, und das von Dienstag bis Sonntag. Am Montag beginnt die Öffnungszeit erst um 12.



    An Ostern dürften vor allem die Kinder nicht zu kurz kommen, das sei auch in diesem Jahr so geplant, sagt Bogdana Balmuş abschlie‎ßend.



    Wie in den vergangenen Jahren auch, folgen wir unserer Tradition und weihen die Kleinsten und nicht nur in das typische Handwerk ein. Es werden einige Volkskünstler hier sein, die die Teilnehmer beim Erlernen der Eierbemalung betreuen sollen. Und für sie sind Holzeier bereitgestellt worden, damit sie anschlie‎ßend als Erinnerung mitgenommen werden können. Das wird vor allem die Kinder begeistern und an Ostern werden sie auch Schokoladeneier vom Osterhasen bekommen.“




    Damit die Räumlichkeiten im Schloss selbst optimal genutzt werden, soll der Osterhase im Musiksaal Schokoladeneier verteilen, und im Teehaus im Königlichen Park wird eine Eiersuche veranstaltet. Der Musiksaal gehörte der Königin Maria von Rumänien, die dort in der Zwischenkriegszeit ihre Konzerte und Empfänge hatte. Das Teehaus ist ebenfalls mit der Geschichte der Königin verbunden, auch dort wurden ab den 1930er Jahren Gäste empfangen.



    Und nicht zuletzt, weil Besucher der Törzburg oftmals auf der Suche nach einer furchteinflö‎ßenden Erfahrung sind, ist in vier der Räume das ganze Jahr über eine Ausstellung von Folterinstrumenten eingerichtet. Darunter die Eiserne Jungfrau“, Judas Wiege“ oder der Verhörstuhl“.

  • Schloss Bran: Auf den Spuren Draculas

    Schloss Bran: Auf den Spuren Draculas

    Als ich neulich durch die Innenstadt von Bukarest schlenderte, ging ich an mehreren Touristengruppen vorbei. Ich konnte nicht überhören, dass sie auf Draculas Spuren wandeln wollten. Schloss Bran (dt. Törzburg) war ein unerlässlicher Punkt in ihrem Programm. Bei so einem gro‎ßen Interesse für Dracula und das Schloss Bran bleibt mir nichts Weiteres übrig, als Sie heute auf eine Reise durch Siebenbürgen, nämlich zum Schloss Bran, einzuladen. Denn Schloss Bran liegt zwischen dem Bucegi-Gebirge und dem Piatra-Craiului-Gebirge und ist ein repräsentatives Schloss in Rumänien.



    Die ältesten historischen Quellen erwähnen die Ortschaft Bran schon zu Zeiten des späten Paläolithikums. Die Region wurde im Laufe der Zeit oft auf die Probe gestellt — sowohl während der Kriege zwischen den Dakern und den Römern wie auch im Mittelalter. Die mittelalterliche Zeit war etwas ruhiger. Im Jahr 1364 gelangt die Ortschaft Bran in den Besitz der nahegelegenen Stadt Braşov (dt. Kronstadt).



    Um 1900 war Bran als idealer Entspannungsort bekannt. Schloss Bran wurde 1956 zum Geschichtsmuseum umgestaltet. In den vier Stockwerken der Burg können Keramikteile und Waffen besichtigt werden. Der Hof beherbergt ein kleines Dorfmuseum, in dem Bauernhäuser aus der Region betrachtet werden können. Mehr Einzelheiten zum Schloss bringt Bogdana Balmuş, PR-Managerin im Schloss Bran:



    Schloss Bran feiert dieses Jahr den 640. Jahrestag seit seiner Errichtung. Wir schauen auf eine langjährige Geschichte zurück. Folglich haben wir mindestens gleich viele Geschichten unseren Besuchern zu erzählen. Die Geschichte wurde Stein für Stein und Schritt für Schritt aufgebaut. Jede sich abwechselnde Jahreszeit brachte etwas Neues hinzu. Das Anwesen war ursprünglich eine mittelalterliche Burg, danach fungierte es als Grenz- und Zollburg. Später wurde es als königliche Residenz verwendet. Das Schloss bewahrt heute noch in seiner inneren Struktur die Spuren dieser wunderbaren Entwicklung. Schloss Bran ist eines der wertvollsten Touristenattraktionen in Rumänien. Es ist weltweit bekannt. Laut Statistiken ist es die am besten besuchte touristische Sehenswürdigkeit im ganzen Land. Letztes Jahr besuchten fast eine Million Touristen das Schloss. Die genannte Zahl umfasst auch die Teilnehmer, die an unterschiedlichen Veranstaltungen, die wir im Schloss organisieren, mitmachen. Am ersten Juni wird der internationale Kindertag gefeiert. Das Fest fällt allerdings mit dem Festtag des Schlosses Bran überein. Auch zu Halloween gibt es eine Riesenparty, die sich gro‎ßen Erfolgs freut. Zu diesem Anlass organisieren wir etwas ganz Besonderes: Die Party findet im Hof, in einem Zelt oder direkt im Schloss statt. Die Teilnehmer haben die Gelegenheit, sich mit Vlad Ţepeş, Dracula, den bösen Feen und vielen anderen fantastischen Gestalten zu treffen. Es gab auch Projektionen auf dem Schloss. Wir bemühen uns, unseren Besuchern einmalige Erlebisse zu schenken. Einen besonderen Wert legen wir auf die Beziehung zu den Kindern. Wir organisieren verschiedene Veranstaltungen für Kinder, wir haben sogar ein bewährtes Maskottchen, Creionel (dt. kleiner Bleistift). Es ist besonders aktiv, vor allem während der Schulwoche »Săptămâna şcoala altfel« (dt. »Schule einmal anders«). In dieser Woche bekommen wir viele Schülerbesuche, den Schülern wird nämlich eine Alternative zum Klassenunterricht vorgeschlagen. Darüber hinaus organisieren wir private Veranstaltungen oder Nachtführungen mit Vlad Ţepeş. Leidenschaftliche Geisterjäger zeigen besonderes Interesse für die nächtlichen Führungen. Sie bewaffnen sich mit Fachgeräten und lauern auf jegliche au‎ßergewöhnliche, paranormale Erscheinungen.“




    Anfang August findet in Bran das Konzert am See statt, Ende August, ein Jazzfestival. Zu Ostern wird hohes Wert auf die Wiederbelebung herkömmlicher Traditionen gelegt. Desgleichen gilt für Weihnachten oder Neujahr. Vor Kurzem ist das Teehaus der Königin Maria“ eröffnet worden, ein Raum, in dem verschiedene Events veranstaltet werden können.

  • Bánffy-Schloss in Bonţida: „Electric Castle“ und mehr

    Bánffy-Schloss in Bonţida: „Electric Castle“ und mehr

    Wir reisen heute in den Westen Rumäniens und besuchen eine Ortschaft, die knapp 35 Km von Cluj (dt. Klausenburg) entfernt liegt. Die Ortschaft ist bekannt dank eines der bedeutendsten Festivals für elektronische Musik weltweit — Electric Castle“. Die Gemeinde hei‎ßt Bonţida. Sie ist klein und kokett. Ein Spaziergang durch die Stra‎ßen von Bonţida verwandelt sich mit Leichtigkeit in eine faszinierende Reise in die Vergangenheit. Wie in vielen rumänischen Dörfern gibt es auch hier schöne Kirchen. Eine davon stammt sogar aus dem 13. Jahrhundert. Allerdings ist das Architekturjuwel des Ortes das Schloss Bánffy. Es ist übrigens auch der Ort, wo die meisten spannenden Veranstaltungen organisiert werden, unter anderem auch das früher erwähnte Festival für elektronische Musik Electric Castle. Früher als das Versailles Siebenbürgens betrachtet, wurde das Schloss Bánffy in Bonţida in mehreren nacheinander folgenden Etappen gebaut. Die Bauarbeiten begannen im 16. Jahrhundert und endeten erst im 19. Jahrhundert. Am Schloss werden vorwiegend zwei Baustile erkannt — die Renaissance und der Barock. Mehr Einzelheiten dazu bringt Timea Berki, die Programmleiterin der Stiftung Transylvania Trust, die sich um die Sanierung des Denkmals kümmert:



    Das Schloss ist ein historisches Denkmal. Vermutlich kennen es die inländischen Touristen viel mehr als eine Ruine. Denn nach der Wende sind viele Schlösser vernachlässigt worden, weshalb sie ungepflegt aussahen. Dennoch ist es ein öffentlich zugängliches historisches Denkmal. Viele wissen nicht, dass das Schloss täglich besucht werden kann. Der Eintritt kostet nur 3 Lei (umgerechnet 80 Eurocents). Der Betrag ist gering, hat vielmehr einen symbolischen Wert. Die im Inneren des Schlosses ausgehängten Informationsschilder enthalten Informationen in drei Sprachen über das Denkmal sowie über die Familie Bánffy, die das Schloss besitzt.“




    Die Stiftung Transylvania Trust verwaltet das Schloss seit mehr als 15 Jahren. Es sei eine wichtige historische Stätte und gleichzeitig das grö‎ßte Schloss in Siebenbürgen, so Timea Berki, Programmleiterin bei der Stiftung Transylvania Trust:



    Der letzte Bewohner des Schlosses, Graf Miklós Bánffy, war ein kulturinteressierter Mensch. Er war auch Schriftsteller, schrieb, unter anderem, die »Siebenbürgische Trilogie« (rum. »Trilogia transilvană«), ein Buch über den Adel in Siebenbürgen und Ungarn zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Buch wurde von der Tochter des Grafen, Katalyn Bánffy, kurz nach seiner Herausgabe ins Englische übersetzt. Auf diesem Wege erreichte es viele Menschen, vor allem im Ausland. Heutzutage besuchen uns ausländische Touristen, die eben auf der Suche nach den im Buch beschriebenen Ortne sind. Ende letzten Jahres beendete Marius Tabacu, der Leiter der Philharmonie in Cluj (Klausenburg), die Übersetzung des Buches ins Rumänische. Wir warten gespannt darauf, dass das Buch auch in rumänischer Sprache veröffentlicht wird. Demnach werden auch inländische Touristen den Roman lesen können und vielleicht haben sie dann Lust, unsere schöne Umgebung zu besuchen.“




    Im Schloss Bánffy werden zahlreiche Veranstaltungen organisiert, so Timea Berki:



    Als wir im Jahr 2000 mit der Schlosssanierung begannen, überlegten wir, die bereits sanierten Räume sowie die Räume, bei denen Rennovationsarbeiten noch im Gange waren, für verschiedene Veranstaltungen zu verwenden. Anfangs organisierten wir die Tage des Schlosses Bánffy Ende August. Sie wurden zur Tradition in der Gemeinde Bonţida und in der Umgebung von Cluj (Klausenburg). Danach starteten wir eine Initiative in Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort — wir veranstalteten einen Festtag für Kinder. Im April und September, anlässlich des Internationalen Tages der Denkmäler und historischen Residenzen bzw. der Europäischen Tage des Kulturerbes, organisieren wir den Tag der offenen Türen im Schloss. Wir arbeiten auch mit verschiedenen Organisationen zusammen, die ihr Interesse bekunden, im Schloss ein Event zu organisieren. Im Rahmen des Internationalen Filmfestivals Transilvania (TIFF) finden im Schloss mehrere Film-Projektionen statt. Und zu guter Letzt beherbergt das Schloss das berühmte Festival für elektronische Musik »Electric Castle«. Dank dieses Musikfestes sind wir weltweit bekannt geworden. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Restaurations-Werkstätte, die wir als Teil unseres Bildungsprogramms organisieren. Denn wir fördern die Bildung durch Restauration und die Restauration durch Bildung. Dieses Projekt wurde im Jahr 2008 mit dem Preis »Europa nostra« ausgezeichnet.“




    Das wichtigste Ziel der Stiftung ist die Restauration des Schlosses. Die Sanierung ereignet sich durch die aktive Teilnahme von Freiwilligen, die an den Restaurations-Werkstätten mitmachen. Die ehemalige Küche des Schlosses wurde schon restauriert. Derzeit gibt es hier ein Kulturcafé, in dem sich die Touristen einen leckeren Kaffee gönnen können. Darüber hinaus haben sie Zugang zu den Publikationen der Stiftung über die Geschichte des Schlosses und den aktuellen Veranstaltungen.

  • Sinaia – Ferienort und ehemals königliche Sommerresidenz

    Sinaia – Ferienort und ehemals königliche Sommerresidenz

    Mit dem ersten Schnee gilt die Skisaison in Rumänien als eröffnet. Das heutige Reiseziel führt uns nach Sinaia, zu einem der berühmtesten Ferienorte Rumäniens, dessen Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht.



    Der Bojar Mihai Cantacuzino war so stark von einer Istanbul-Reise beeindruckt, dass er bei Rückkehr in den damaligen Feudalstaat Walachei beschloss, eine Kirche bauen zu lassen, die den Namen des Bergs Sinai tragen sollte. Es handelt sich um das Kloster Sinaia, auch bekannt als Kathedrale der Karpaten“, das seit 1695 über das Tal des Flusses Prahova, am Fu‎ße des Berges Furnica im Bucegi-Gebirge, am östlichen Rand der Südkarpaten wacht. Im Laufe der Zeit entstand um dieses Kloster eine Ortschaft, die heute ihr Name trägt.



    Am Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem hier Königspaläste gebaut wurden, begann Sinaia von wohlhabenden Familien besichtigt zu werden, die ihre Ferien im gemütlichen Ferienort verbrachten. 1875 wurde der Grundstein des Schlosses gelegt, das bald zu einem Symbol der Stadt Sinaia wurde: das Schloss Peleş. Die 170 Zimmer des Schlosses Peleş beherbergen heute eine der reichsten und äu‎ßerst wertvollen Gemäldesammlungen Europas sowie Waffensäle und Bibliotheken mit seltenen Büchern. Neben dem Schloss Peleş liegt das Schloss Pelişor und die beiden erwecken den Eindruck, dass man sich hier in einem zeitlosen Raum befindet. Pelişor, zu deutsch Der kleine Peleş“, beeindruckt mit seiner Architektur im Stil der deutschen Renaissance und seinen 70 Zimmern, selbst wenn er nicht die Dimensionen eines Schlosses hat. Das im Chalet-Stil erbaute Schloss wurde in der Sommerzeit von der Königsfamilie bewohnt. Seine Zimmer wurden neu dekoriert und enthalten sowohl die ursprünglichen Möbelstücke, die das Schloss damals dekorierten, als auch Nachbauteile, die die Atmosphäre der Jahre 1900 erfolgreich neu erschaffen.



    Magda Olmazu, Vertreterin eines Bukarester Reisebüros, erläutert, warum Sinaia einen Besuch wert ist:



    Sinaia ist meistens als ehemalige Sommerresidenz des Königs Karl I. und insbesondere für das Schloss Peleş bekannt. In der Winterzeit kann man hier sowohl Wintersport treiben, als auch die Stadt besichtigen. Nicht nur die Schlösser Peleş und Pelişor, sondern auch das Kloster Sinaia, das Kasino Sinaia und das Memorialhaus des berühmten rumänischen Komponisten George Enescu sind einen Besuch wert. Für Wintersportbegeisterte wird ebenfalls gesorgt, ihnen stehen die Skipisten Valea Dorului und Valea Soarelui zur Verfügung. Am 15. Januar wird der nationale Kulturtag gefeiert und viele Museen und Memorialhäuser öffnen in Sinaia ihre Pforten kostenlos. In dieser Jahreszeit kann man hier einen Urlaub ab 60 Lei (umgerechnet knapp 15 Euro) pro Nacht in Pensionen buchen. Sinaia bietet vielfältige Unterkunftsmöglichkeiten, den Besuchern stehen ebenfalls Hotels unterschiedlicher Preiskategorien zur Verfügung, wo sie SPA- und Wellnessbehandlungen genie‎ßen können. In Sinaia kann man Sport mit Entspannung verbinden, Schlösser, Museen und die Umgebungen besuchen.“




    Für Wintersport-Liebhaber gibt es Skipisten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade. Die Skipisten auf dem Bucegi-Plateau, also ab einer Höhe von 2000 Metern, sind mit der Seilbahn erreichbar. Für erfahrene Skifahrer gibt es die Piste Karp, die zwischen den Höhen 2000 und 1400 Meter liegt. Auf der Höhe 1400 Meter gibt es leichte Pisten, mit kleiner Hangneigung. Diese sind mit einer Sesselbahn ausgestattet.



    Sinaia gehört zu den beliebtesten Ferienorten Rumäniens auch dank des breiten Angebots an Restaurants, die ihre Gäste sowohl mit traditioneller Küche als auch mit modernen Gerichten anlocken.

  • QSL 8 / 2014: Corviner Burg in Hunedoara (Eisenmarkt)

    QSL 8 / 2014: Corviner Burg in Hunedoara (Eisenmarkt)

    Burg Hunedoara (auch als Schloss Hunyadi und Corviner Burg bekannt) gehört zu den bedeutendsten Profanbauten Siebenbürgens und ist eines der wichtigsten gotischen Baudenkmäler in Südosteuropa. Die denkmalgeschützte Burg trägt noch weitere Namen (Burg der Corviner, Burg Corvinus, Schloss Corvinesti, Burg Corvin, Burg Eisenmarkt, Schwarze Burg, Burg Vajdahunyad, Burg Hunyadi), die sich auf ihren Standort oder ihre Eigentümer beziehen.



    Die meisten Forscher sind der Ansicht, dass die erste Festung in Hunedoara (dt. Eisenmarkt, ung. Vajdahunyad) im südwestlichen Siebenbürgen bereits im 14. Jahrhundert entstand. Die Umfriedung war ellipsenförmig, die Mauern aus Dolomit und Kalkstein bis zu zwei Meter breit, die Nordseite hatte vermutlich einen Bergfried.



    Nach 1440 lie‎ß der für Ungarn tätige Staatsmann und Heeresführer Johann Hunyadi (rum. Iancu de Hunedoara) die bereits bestehende Wehranlage zur Stammburg der Hunyadis umbauen. Die Umfriedung wird verdoppelt und mit Schie‎ßscharten versehen, mehrere Rundtürme und rechteckige Türme flankierten die Wehranlage. Die Rundtürme waren ein Novum in der damaligen militärischen Architektur Siebenbürgens, das Erdgeschoss bestand aus vollem Mauerwerk, die beiden Obergeschosse dienten als Wohnraum und Verteidigungsanlage. In einem der Rundtürme, dem Capistrano-Turm, ist ein restaurierter gotischer Kamin erhalten, der einzige dieser Art im gesamten Bauwerk. Erwähnenswert ist auch der bemalte Streitkolben-Turm mit einem einzigen Obergeschoss: Das Au‎ßenfresko enthält geometrische Motive als dekorative Ergänzung der Schie‎ßscharten.



    Die rechteckigen Türme im Nordwesten und Südosten der Burg, der Alte und Neue Torturm, hatten breite, befahrbare Eingänge und waren für die Verteidigung sowohl mit Pfeil und Bogen als auch mit Feuerwaffen ausgerüstet. Die Eingänge selbst sind als bewegliche Pfeilerbrücken konzipiert. Interessant ist auch der mit einer Legende behaftete Brunnen zwischen der alten und der neuen Umfriedungsmauer. Der Erzählung nach wurde der 28 Meter tiefe Brunnen im Hof der Burg von drei türkischen Gefangenen gegraben, denen ihre Freiheit versprochen wurde, wenn sie so lange graben, bis sie das Wasser erreicht hätten. Als diese nach 15 Jahren Arbeit ihre Aufgabe erfüllt hatten, wollten ihre Auftraggeber ihr Versprechen nicht halten. Nach der Legende zeuge eine Aufschrift der Gefangenen an einer Burgwand in Brunnennähe von der gro‎ßen Niedergeschlagenheit der Türken. Sie lautet: Ihr habt vielleicht Wasser, aber kaum Gefühle.“



    Generell gilt die Errichtung der Corviner Burg als im Jahr 1446 abgeschlossen, dem Jahr, in dem Johann Hunyadi zum Reichsverweser von Ungarn wurde und fortan mehr Zivilbauten in Auftrag gab. Aus dieser Zeit stammt dennoch die Kapelle an der Ostseite des Schlosses. Das rechteckige Kirchenschiff folgt einem Vorschiff, über den sich auf hexagonalen Pfeilern stützend die Empore erhebt. Der Sakralbau entspricht somit den lokalen Zügen der Gotik.



    Das eigentliche Schloss steht an der Westseite der Wehranlage und umfasst den Rittersaal, den Saal des siebenbürgischen Landtags und die Wendeltreppe. Beide Säle haben einen rechteckigen Grundriss und sind zweigeteilt durch fünf oktogonale Marmorpfeiler mit Kreuzrippen und verzierten Kragsteinen. Gewölbe und Schlussstein sind im spätgotischen Stil.



    Zu den militärischen Anbauten sind die Galerie und der Turm namens Nebojsa“ zu zählen. Der Name entstand vermutlich unter dem Einfluss serbischer Söldner, auf Serbisch bedeutet не бој се (ne boj se) fürchtet euch nicht“. Der Turm hat fünf Obergeschosse, die allesamt mit Schie‎ßscharten versehen sind. Vom Turm zum Schloss führt eine 33 Meter lange Galerie, die sich auf massiven Pfeilern aus Kalksandstein stützt.



    Eine zweite Bauphase wird mit dem Tod Johann Hunyadis und den darauffolgenden Kämpfen um den ungarischen Thron eingeleitet. Nach 1458 wird ein neuer Flügel an der Nordseite angelegt, der aus Bogenhallen besteht; die Innenmalerei mit weltlichem Sujet gilt als einzigartig. Den letzten Schliff erhält die Burg um das Jahr 1480, Experten sind der Meinung, dass das Schloss den ähnlichen Bauten seiner Zeit aus Westeuropa in nichts nachstand.



    Im 16. Jahrhundert werden hauptsächlich weitere Zivilbauten im Bereich des Alten Turms errichtet. Im 17. Jahrhundert lässt der siebenbürgische Fürst Gabriel Bethlen Änderungen am Bauwerk durchführen, die dem Zeitgeist entsprachen. An der Ostseite entsteht ein neues, zweistöckiges Gebäude mit Wohnräumen namens Gro‎ßer Palast. Der Landtagssaal wird völlig umgebaut, die gotische Ornamentik wird entfernt und die innenräumliche Gestaltung verändert. Auch die Kapelle muss dem Stil der Epoche und dem Geschmack des neuen Besitzers folgen: Die gotischen Gewölbe werden entfernt und die Spitzbogenfenster werden durch rechteckige ersetzt. Es entstehen ferner weitere militärische Anbauten wie der Wei‎ße Turm und die Artillerie-Terrasse. Ebenfalls im 17. Jahrhundert wird der au‎ßerhalb der Burg liegende Husarenhof eingerichtet, der die Wohnräume des Verwalters und der Kanzleibediensteten, die Hütten der Jagdhunde, die Speisekammern und das Futterlagerhaus beherbergte.



    Das 19. Jahrhundert bringt die wichtigsten Restaurierungs- und Erneuerungsarbeiten mit sich. Die Fassade des Gro‎ßen Palastes und die aufgestockten Dächer mit glasierten Ziegelsteinen stammen aus dieser Zeit und sind in dieser Form bis heute enthalten. Die Artillerie-Terrasse wird mit einer Mauer mit Zinnen und einem Wachturm versehen, um die Attraktivität des Bauwerks zu erhöhen. Eine grö‎ßere Instandsetzung erfolgte im Jahre 1817. In diesem Jahr unternahm Kaiser Franz I. mit seiner vierten Ehefrau Karoline Auguste von Bayern eine Reise nach Siebenbürgen. Nach einem dreitägigen Hoflager in der Burg stellte der Kaiser für die dringendsten Renovierungen einen Betrag von drei‎ßigtausend Gulden zu Verfügung. Grö‎ßere Renovierungsarbeiten an der Ruine wurden erst im Jahr 1868 unter dem Architekten Ferencz Schulcz aufgenommen. Dieser begann unter anderem mit der Wiederherstellung der gotischen Architektur im Rittersaal und der Restaurierung alter Skulpturen. Nach seinem Tod setzte Imre Steindl, der Erbauer des Parlamentsgebäudes in Budapest, die Arbeiten bis 1874 unter anderer Gewichtung fort. Steindl war aber offensichtlich nicht an einer Wiederherstellung, sondern an einer Erneuerung der Burg interessiert. Die Burg hat aus heutiger Sicht stark unter den inadäquaten Restaurierungsarbeiten des 19. Jahrhunderts gelitten.



    Zur heutigen Nutzung: Das Schlossmuseum wurde im Jahr 1974 eröffnet. Zu Beginn beherbergte das Museum mittelalterliche Stücke. Die Sammlungen erweitere man später um Archäologie, Völkerkunde, dekorative Kunst und alte Bücher. Das Museum beschäftigt sich seit 1990 auch mit antiker Geschichte und bringt eine eigene Schriftenreihe heraus, die bislang 10 Bände umfasst.



    Eine Besichtigung der Burg einschlie‎ßlich Museumsbesuch oder eine Anmietung für kommerzielle Filme ist nach vorheriger Absprache möglich. Die Burg ist ganzjährig öffentlich zugänglich. Spezielle Führungen für Einzelpersonen und Gruppen werden angeboten. Regelmä‎ßig werden auf dem Burggelände mittelalterliche Veranstaltungen bzw. Feste durchgeführt.



    Die Burg wird oft als Filmkulisse vermietet. Eine Vielzahl von rumänischen und internationalen Film-Produktionen (künstlerische Filme, Dokumentarfilme oder Werbespots) wurde bereits dort gedreht.




    Quellen:



    www.castelulcorvinilor.ro



    Wikipedia

  • Der Brâncoveanu-Stil in der rumänischen Baukunst

    Der Brâncoveanu-Stil in der rumänischen Baukunst

    Von 1688 bis 1714 war Constantin Brâncoveanu Herrscher über die Walachei. Er war ein gebildeter Fürst und das sollte sich auf seine Vision über die Architekturplanung auswirken: Daraus entstand der gleichnamige Stil, erklärt Ruxanda Beldiman, Forscherin am Institut für Kunstgeschichte:



    Constantin Brâncoveanu ist vor allen Dingen als Herrscher, gro‎ßer Diplomat und feinfühliger Stratege bekannt, er war gleichzeitig auch eine Kulturpersönlichkeit, die sehr viel in Stiftungen investiert hat, sowohl aus seinem privaten Vermögen als auch aus den Staatskassen. Während dieser Zeit wurden sehr viele Kirchen, aber auch gleicherma‎ßen Behausungen gebaut. Der Constantin-Brâncoveanu-Stil ist nicht aus dem Nichts heraus entstanden. Es gibt einige Vorgänger, ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert, zum Beispiel die Herrscherzeit von Matei Basarab und Şerban Cantacuzino, deren Architektur viel einfacher und schlichter ist. Der Brâncoveanu-Stil kann auch als Blumenstil bezeichnet werden, weil er sich irgendwo zwischen Renaissance-Floristik und Barock befindet. Es ist ein extrem reichhaltiger Stil. Dabei wird viel Wert auf eine Art Bühnenbild gelegt — alle Steinmetzarbeiten, alle Portale, Kapitelle und Säulen sind typische Elemente für die Brâncoveanu-Architektur.“




    Eines der repräsentativsten Denkmäler für den Brâncoveanu-Stil ist das Kloster Hurezi, das seit 1993 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört. Schwester Ecaterina Olteanu ist eine der Fremdenführerinnen des Klosters.



    Weil es seine erste Stiftung war, wollte Fürst Constantin Brâncoveanu etwas Besonderes verwirklichen. Deshalb hat er für die Arbeiten Menschen mit künstlerischen Talenten, mit theologischen Kenntnissen, mit der Berufung zum Seelsorger hierhergebracht. Dann hat er eine Schule für Maler, Bildhauer und Architekten gegründet. Und mit der Errichtung des Klosters ist der Baustil entstanden, der seinen Namen trägt: der Brâncoveanu-Stil, auch als rumänische Renaissance gehandelt. Typisch für diese Architektur sind die langen Laubengänge, die einerseits traditionelle Merkmale aufweisen — die Bauernhäuser in Rumänien hatten die als ‚prispă‘ bezeichneten Verandas. Andererseits sind auch westliche Einflüsse zu spüren, die etwa von den italienischen Loggien stammen. Wenn die Prispa eher klein war, sind diese Laubengänge rund um das Gebäude angelegt und stützen sich auf Säulen, die durch Bögen miteinander verbunden sind. Ebenfalls neu ist auch das Gewölbe, auf dem sich gotische und romanische Elemente miteinander vermischen. Über den Pforten und Fenstern sticht der Kielbogen hervor, ein westliches Element. Einflüsse des Barocks sind ebenfalls sichtbar, an den Fensterelementen und den Pavillons, die sich auf geschnitzten Säulen stützen.“




    Der Brâncoveanu-Stil ist auch in der Holzbildhauerei und der Malerei vertreten. Schwester Ecaterina Olteanu beschreibt die Malerei im Kloster Hurezi:



    Es ist in der Tat ein byzantinischer Einfluss, aber die vorhandenen Porträts stellen den Unterschied zur byzantinischen Kunst dar. Nicht einmal die Heiligenbilder sind mehr statisch, es treten äu‎ßere Erscheinungsbilder auf, Ausdrucksstärke. Eine ganze Galerie laizistischer Porträts gibt es hier — nicht nur das Votivbild, sondern der gesamte Brâncoveanu-Stamm. Wir dürfen die Chromatik nicht vergessen, die typisch für diesen Stil ist.“




    Au‎ßer den Kirchen gibt es auch andere Bauten, die repräsentativ sind für den Brâncoveanu-Stil, etwa das Mogoşoaia-Schloss. Darüber wei‎ß die Forscherin Ruxanda Beldiman mehr:



    Das Schloss Mogoşoaia ist eine private Residenz, die Constantin Brâncoveanu am Stadtrand von Bukarest für sich erbauen lie‎ß. Um die Stadtmitte zu erreichen, muss man vom Schloss entlang des ersten Bukaresters Boulevards gehen — der 1692 gebauten Calea Victoriei (Siegesstra‎ße). Das Schloss ist wirklich ein Schlüssel für den Brâncoveanu-Stil. Und überhaupt haben während seiner Zeit alle Sommerresidenzen ein beeindruckendes Erscheinungsbild. Das Schloss befindet sich inmitten der Anlage, es ist von Gärten umgeben. Dafür wurden italienische Gärtner beauftragt, die die Grünanlagen pflegen sollten. Für den Bau der Schlösser wurden Baumeister aus Italien beauftragt. Die Loggien oder Pavillons hier sind sehr wichtige Elemente für die Architektur des Schlosses — sie sind wie eine Architektur für sich. Und die Wände sind innen mit Blumenelementen orientalischer Inspiration bemalt. Und da wäre natürlich noch die sehr reiche Steinmetzarbeit an den Au‎ßenwänden und Säulen.“




    Au‎ßer dem Kloster Hurezi und dem Schloss Mogoşoaia werden noch viele weitere Bauten mit dem Namen des Herrschers Constantin Brâncoveanu in Verbindung gebracht, wei‎ß Ruxanda Beldiman.



    Brâncoveanu hat zum einen aus eigener Initiative mehrere Kirchen gestiftet — das Kloster in Hurezi, die Klosterkirche Surpatele und die Frauenkirche, das sind die Stiftungen der Woiwodin Maria, der Ehefrau von Constantin Brâncoveanu, bzw. das Kloster Sâmbăta de Sus in Siebenbürgen, denn die walachischen Fürsten hatten auch dort Besitztümer. Gleicherma‎ßen lie‎ß er auch alte Stiftungen seiner Verwandtschaft restaurieren, davon würde ich das Kloster in Brâncoveni in Oltenien (in der Kleinen Walachei) erwähnen. Während dieser Zeit werden auch andere Würdenträger auf dem Gebiet intensiv tätig. Der Schwertträger Mihail Cantacuzino, der mit Brâncoveanu verwandt war, ist der Stifter der Colţea-Kirche in Bukarest, ein klassisches Beispiel der Architektur des Fürsten, und auch der kleinen Kirche des Klosters Sinaia. Cantacuzino stiftete auch die Kirche Fundenii Doamnei, ein sehr interessantes Beispiel raffinierter Au‎ßendekoration, die nicht nur auf das Eingangsportal oder die Säulen des Laubengangs beschränkt ist, sondern auf allen Fassaden zu bewundern ist.“




    Als Rumänien um die Jahrhundertwende auf der Suche nach einer nationalen Identität war, zählte der Brâncoveanu-Stil zu den wichtigsten Bezugspunkten. Laut Frau Beldiman kann dieser nach wie vor als Baustil oder als Ausnahmemoment in der Entwicklung der Architektur angesehen werden.




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  • QSL 5 / 2014

    QSL 5 / 2014

    Die Ortschaft Kokelburg (rum. Cetatea de Baltă od. Cetatea Târnăveni, ung. Küküllővár) befindet sich im siebenbürgischen Landkreis Alba am Ufer des Flusses Kleine Kokel. Der Name der Ortschaft lässt vermuten, dass sich hier bereits im frühen Mittelalter eine Festung befunden haben könnte. Das heutige Schloss stammt aus der Zeit Ende des 16. Jh. bis erste Hälfte des 17. Jh. Das genaue Jahr des Baubeginns und der Auftraggeber lassen sich heute nicht mehr ermitteln, bekannt ist nur, dass die Burg um das Jahr 1624 fertig war und dass die gesamte Domäne im Besitz von Stephan Bethlen (von Iktar) war, einem Bruder des siebenbürgischen Fürsten und Heerführers Gabriel Bethlen (von Iktar).



    Das Schloss hat einen für die Renaissance typischen rechteckigen Grundriss mit fünf überdachten Türmen und verfügt über keinen Innenhof. Die vier Ecktürme sind rund und weisen Öffnungen für Pechschleudern auf. Der fünfte Turm ist achteckig, liegt als Anbau an einer Nebenseite und beherbergt eine bis heute erhaltene Nebentreppe aus Holz. Der Bau besteht aus Keller, Erdgeschoss und Obergeschoss. Die Räume im Erdgeschoss wurden von der Dienerschaft bezogen, die Gemächer im Obergeschoss bewohnten die Adelsfamilie und ihre Gäste. Die Räumlichkeiten im Keller haben Tonnengewölbe aus Ziegelstein, im Erdgeschoss Rippengewölbe und im Obergeschoss stützt sich das Gewölbe auf Metallbalken, ein für das 19. Jh. typisches Deckensystem, was von einem späteren baulichen Eingriff zeugt. Bei den Türumrahmungen aus Stein weisen hingegen die eingemei‎ßelten Verzierungen eindeutig Züge der Renaissance auf.



    Die Haupttreppe aus Holz befindet sich an der Frontseite des Schlosses und führt zu einer überdachten Terrasse mit Holzvertäfelung. Stiege und Terrasse gehören nicht zu den ursprünglichen Bauelementen, sie wurden im 18. Jh. errichtet. Neben dem Schloss befinden sich weitere Anbauten: eine Kapelle auf gleicher Höhe mit dem Schloss und ein ehemaliger Getreidespeicher am Fu‎ße des Hügels, der 2011 im Ruinenzustand war.



    Im späten 18. Jh. wechselt der Eigentümer: Die Bethlens von Iktar sind nicht mehr im Besitz des Schlosses, hingegen kauft Gábor Bethlen von Bethlen das gesamte Gut vom Fiskus und verkauft es gleich an seinen Bruder Miklós (Nikolaus) Bethlen. Der neue Gutsbesitzer lässt das Schloss 1770-73 renovieren und fügt dekorative Elemente des Barocks hinzu. Eines davon wird heute auf dem Feld hinter dem Schloss aufbewahrt, es trägt eine lateinische Inschrift (Anno 1773. Arcem hane restauri, innovari et adornari fecit excel. ac. Illus. d. Comes Nicolaus de Bethlen Sacrae S. Reg. Mai. Camerarius status et gubern. act int. consiliarius et per magnum Tran[silva]niae principatum thesaurarius regius 1773“), die sich folgenderma‎ßen übersetzen lässt: Nikolaus Bethlen, örtlicher Kämmerer des Staates und der Regierung, königlicher Berater und Schatzmeister des Gro‎ßfürstentums Siebenbürgen, befahl die Restaurierung und Verzierung dieses Schlosses im Jahre 1773. Es ist wahrscheinlich, dass das Dekorationselement mit der Inschrift ein Teil der barocken Stirnseite des Schlosses gewesen ist, es taucht auf jeden Fall nur in Abbildungen aus jener Zeit auf. Ein weiteres Verzierungselement an der Frontfassade war ein Wappen, das die Verbündung der ungarischen Adelsfamilien Bethlen von Bethlen und Csáky von Körösszegh und Adorján abbildet. Katalin, die Frau des neuen Besitzers entstammte dem zuletzt genannten Adelsgeschlecht. Das Wappen vereinte die heraldischen Abzeichen der beiden Familien: eine Schlange und einen vom Schwert abgeschlagenen Tatarenkopf.



    Der letzte Schlossbesitzer aus der Familie Bethlen von Bethlen war Márkus Bethlen. Er habe laut einigen Quellen das Schloss in der zweiten Hälfte des 19. Jh. an die Familie Haller verkauft, nach anderen Quellen soll er das Schloss beim Kartenspiel verloren haben. Die Hallers, ursprünglich eine der ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg, hatten mehrere Ableger, die es nach Ungarn und Siebenbürgen verschlagen hatte. Das Schloss blieb bis zur Enteignung im Jahr 1948 im Besitz der siebenbürgischen Hallers.



    In der Zeit des Kommunismus wurde das Schloss zu verschiedenen Zwecken genutzt, zuletzt war es zu einer Produktionsabteilung des staatlichen Sektherstellers IAS Jidvei (dt. Seiden, Sögden) umfunktioniert worden. Die industrielle Nutzung während des Kommunismus führte zum Verschwinden des originalen Mobiliars und der Dekorationen.



    Nach dem Umbruch von 1989 wurde das Schloss den Nachkommen der Familie Haller zurückerstattet; diese verkauften es an die Familie Necşulescu weiter, die heute auch in den Besitz der Sektfabrik Jidvei ist. Bis 2003 war im Schloss weiterhin eine Sektherstellungsanlage in Betrieb, danach begannen umfangreiche Restaurierung- und Einrichtungsarbeiten, um die Burg wieder an ihr ursprüngliches Aussehen heranzuführen.



    Das Bild des Schlosses wird weiterhin als Markenzeichen der Weine und Schaumweine von Jidvei verwendet. Schloss und Umgebung sind Privatgrundstück, sie können aber auf Anfrage besichtigt werden, die Besuchserlaubnis erteilt das Unternehmen. Im Gro‎ßen und Ganzen sind die wichtigsten Bauelemente der Renaissance und ein Teil der Barock-Verzierungen erhalten, die heutigen Eigentümer haben diverse Innendekorationen hinzugefügt, um die mittelalterliche Atmosphäre zu verstärken. Dem Besucher eröffnet sich somit ein eklektizistischer Gesamteindruck — vier Jahrhunderte haben das Schloss Bethlen-Haller in Kokelburg geprägt: Gewölbe und Portale aus der Zeit der Renaissance, barocke Verzierungselemente, moderne Fliesen und zeitgenössische Replikate mittelalterlicher Ritterrüstungen.




    Quellen:




    – rumänischer Text der Historikerin Irina Leca auf der Webseite www.monumenteuitate.org



    www.historia.ro



    – Wikipedia