Tag: Schottland

  • Sportevents: u.a.: Rugby-Nationalmannschaft unterliegt Argentinien

    Sportevents: u.a.: Rugby-Nationalmannschaft unterliegt Argentinien

    Am Wochenende haben in Klausenburg die internationalen Leichtathletik-Meisterschaften Rumäniens stattgefunden. Unter den siegreichen Athleten waren drei der Sportler, die Rumänien bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio vertreten werden. Am Samstag gewann Alexandru Novac den Speerwurf mit einer Bestleistung von 75 Metern und 64 Zentimetern, während Bianca Ghelber sich im Hammerwerfen mit einem Ergebnis von 70 Metern und 22 Zentimetern durchsetzte. Am Sonntag wurde Florentina Iușco Erste im Weitsprung mit einer Bestleistung von 6 Metern und 47 Zentimetern.



    Die argentinische Rugby-Nationalmannschaft hat am Samstagabend die rumänische Auswahl in einem Testspiel in Bukarest mit 24:17 besiegt. Das Testspiel war auch Anlass für die Einweihung des neuen Rugby-Nationalstadions am ‘Triumphbogen”. Das rumänische Team hinterließ einen guten Eindruck gegen die starke südamerikanische Mannschaft, die derzeit auf Platz 9 der Weltrangliste steht. Die Punkte für die Eichenblattkavaliere erzielten Eugen Căpățînă mit einem Versuch und Ionel Melinte mit 4 verwandelten Strafstößen.


    Zu beachten ist auch, dass das für Samstag, den 10. Juli, in Bukarest angesetzte Testspiel zwischen der rumänischen Rugby-Nationalmannschaft und Schottland nicht mehr stattfinden wird. Grund ist die gesundheitliche Situation in der schottischen Mannschaft, die von mehreren Fällen von COVID-19 betroffen ist, teilte der rumänische Rugbyverband mit.



    Der italienische Radfahrer Giovanni Aleotti hat am Sonntag die erste Etappe der Hermannstädter Radtour gewonnen. Diese fand auf der Strecke Sibiu – Sebeș – Jina – Rășinari – Păltiniș statt, über eine Distanz von 177 Kilometern und 900 Metern. Aleotti erreichte eine Zeit von 4 Stunden, 25 Minuten und 14 Sekunden. Ihm folgten sein Landsmann Fabio Aru und der Russe Sergei Tschernezki. Der erste Rumäne, der die Etappe beendete, war Emil Dima, der als 44. mit 4 Minuten und 10 Sekunden Rückstand auf den Sieger ins Ziel kam



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  • Schottischer Unternehmer stellt Apfelwein in seiner Wahlheimat Rumänien her

    Schottischer Unternehmer stellt Apfelwein in seiner Wahlheimat Rumänien her

    Alan Clark ist ein schottischer Unternehmer, der seit 2002 in Rumänien lebt. Das war auch das Jahr, in dem er sein Interesse für Apfelwein entdeckte. Zurest als Hobby, dann als Hersteller. Seit 2015 ist Alan der erste Hersteller von Apfelwein in Rumänien. Das Geschäft ist schnell gewachsen und stellt jetzt seinen Beruf dar. Alan hatte vorher als Berater für europäische Projekte gearbeitet, aus diesem Bereich ist er aber ausgestiegen. Alan erzählt über seinen Neuanfang in Rumänien:



    Nach Rumänien bin ich zum ersten Mal 2001 auf Einladung eines französischen Freundes gekommen. 17–18 Jahre hatte ich in einem gro‎ßen internationalen Unternehmen gearbeitet, dann habe ich mir gesagt, es sei an der Zeit, was Neues zu machen. Unser Plan war, in Rumänien ein Beratungsunternehmen zu gründen, das französische und britische Firmen unterstützen sollte, in Rumänien zu investieren, und umgekehrt, rumänische Firmen zu unterstützen, Geshäftspartner in unseren Ländern zu finden. Das war mein erster Kontakt zu Rumänien, dan kam ich nach Bukarest auch zum zweiten und zum dritten Mal. 2002 habe ich mich entschieden, hier sechs Monate zu bleiben. Heute bin ich immer noch hier.“




    Alan Clark hat in Rumänien eine Familie gegründet, Rumänisch gelernt und sich in Bukarest völlig eingelebt. Es war jedoch nicht einfach, ein neues Leben anzufangen. Alan hat die Rumänen mit dem Apfelwein vertraut gemacht und jetzt ist er Apfelwein-Vertreiber für die grö‎ßten Supermarkt-Ketten in Rumänien. Wir haben ihn gefragt, ob er sich hier zu Hause fühlt:



    Ja, natürlich. In meinen ersten sechs Monaten hier habe ich eine Rumänin kennengelernt, wir haben hier eine Familie gegründet, unsere Kinder sind 12 und 15 Jahre alt. Vorher hatte ich auch in Frankreich gelebt. Die Sprache war natürlich ein Problem am Anfang, ich konnte aber Französisch und ich habe Rumänisch ein Jahr lang studiert, um mich mit der Sprache vertraut zu machen. Erst wenn man die Sprache kennt, kann man sich in einem fremden Land einleben. Am Anfang musste ich auch mit der rumänischen Bürokratie kämpfen, um mein Aufenthaltsrechts zu bekommen, und was mir am Anfang in Bukarest auffiel, war, wie verschmutzt die Stadt ist. In Frankreich hatte ich 12 Jahre gelebt und konnte mich dennoch nicht so schnelll wie in Rumänien einleben. Ich bin froh, dass mein Geschäft hier so stark gewachsen ist. Wir sind jetzt in Supermäkten in jeder kleinen, mittleren und gro‎ßen Stadt zu finden. Wir produzieren Apfelwein aus rumänischen Äpfeln und am Anfang mussten wir sechs oder sogar sieben Tage pro Woche arbeiten. Mein Job ist jetzt meine Leidenschaft.“




    Alan Clark hat lange Zeit in Frankreich und in den USA gelebt, als sein zweites Zuhause wählte er jedoch Rumänien. Wir haben ihn gefragt, was ihm hier am meisten gefiel, warum er sich für Rumänien als Wahlheimat entschied:



    Die Menschen. Die Menschen in Rumänien sind offen, gastfreundlich, warm und intelligent. Das ist für mich der grö‎ßte Unterschied zu meinem Heimatland und anderen Ländern. Meiner Meinung nach haben die Rumänen mehr gemeinsam mit den Schotten als die Schotten mit den Franzosen und sogar mit den Amerikanern. Auch in den USA habe ich drei Jahre gelebt, aber sehr gut habe ich mich nur in Rumänien gefühlt. Das kann seltsam klingeln, denn als Schotte sollte ich mehr mit den Amerikanern gemeinsam haben, aber meine Antwort bleibt natürlich: die Menschen. Das Land ist auch sehr schön, die Landschaften sind atemberaubend, die Architektur ist beeindruckend, die Gro‎ßstädte Rumäniens sind so lebendig. Die Frauen sind bekanntlich sehr schön, aber das ist nicht der Grund, warum ich mich hier so wohl fühle, sondern meine Verbindung zu den Menschen“

  • Touristin aus Schottland von rumänischer Gastfreundschaft beeindruckt

    Touristin aus Schottland von rumänischer Gastfreundschaft beeindruckt

    Emma Cairns lebt nicht in Rumänien, sie ist eine schottische Touristin, die Rumänien gerade entdeckte. In ihrer Heimatstadt Aberdeen arbeitet Emma als Sozialassistentin mit Menschen mit psychischen Störungen. Die Reise nach Rumänien hat sie alleine, ohne Hilfe eines Reisebüros organisiert. Rumänien kannte sie vorher kaum, nach zehn Tagen durch das Land zeigt sie sich ganz begeistert von dem, was sie gesehen hat:



    Ich hatte etwas über das kommunistische Regime in Rumänien und über die Legende von Vlad Vlad Ţepeş, bekannt als Dracula, gelesen. Das Ganze war sehr attraktiv für mich, kann aber nicht sagen, dass ich etwas über dieses Land wusste. Ich wollte das Land eher durch meine Augen entdecken, wenige britische Touristen tun das eigentlich. Ich wollte mehr über die rumänische Kultur lernen und mir die Geschichte Rumäniens von Rumänen erzählen lassen .“




    Emma stellte ganz überrascht fest, dass das rumänische Volk gegenüber Ausländern sehr offen ist. Welche sind ihre Eindrücke nach zehn Tagen hier?:



    Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit. Ich wusste nicht, was ich erwarten soll, denn ich kannte kaum Briten, die als Touristen durch dieses Land unterwegs waren. Ich bin zahlreichen Menschen begegnet, die mir gegenüber sehr freundlich waren und mich fragten, woher ich komme, mir Sehenswürdigkeiten und kulinarische Spezialitäten des Landes empfahlen. Ich habe atemberaubende Landschaften um Braşov (Kronstadt) und Timişoara (Temeswar) gesehen, coole Orte in Bukarest besucht. Die rumänischen Gro‎ßstädte sind so lebendig, die Kulturszene hat so viel zu bieten, die Orte haben eine beeindruckende Geschichte und eine einzigartige Persönlichkeit. Viele Orte erzählen ihre eigene Geschichte und in Bukarest gibt es so viele Orte, die an den blutigen antikommunistischen Aufstand von 1989 erinnern. Rumänien hat alles, einschlie‎ßlich Dorftourismus, was ich sehr schätze, weil es heute nicht oft vorkommt.“




    Weil sie Urlaub günstig machen und Land und Leute kennenlernen wollte, hat sich Emma dem Reisetrend Couchsurfing angeschlossen, was sie allerdings auch als gute Erfahrung bezeichnet. Was würde Emma nach Hause mitnehmen?



    Etwas, was es in Gro‎ßbritannien nicht gibt. Die Verbindung mit den Menschen, die ich hier kennengelernt habe. In Braşov habe ich einen Rumänen kennengelernt, der in Frankreich lebt und mir dasselbe sagte: Dort kann man jemanden auf der Stra‎ße nicht einfach so ansprechen, um etwas zu fragen. Die Rumänen sind anders, man kann sie ruhig ansprechen, man kann mit ihnen in Verbindung bleiben. Die Rumänen kommen zudem sehr oft zusammen, sie sind immer bereit, Zeit zusammen zu verbringen, das möchte ich nach Hause mitnehmen und ich möchte auch in Schottland so leben.“




    Die Reise war jedoch nicht perfekt, was ihr an diesen zehn Tagen fehlte, erläutert unsere Gesprächspartnerin in den folgenden Minuten:



    Die öffentlichen Transportmittel würde ich hier verbessern, es gibt keine richtige Verbindungen durch die ganze Stadt und von Braşov kann man die Dörfer um die Stadt herum nur schwer erreichen. Schade, denn das Gebiet ist zweifelsohne einen Besuch wert und könnte so viele Touristen nach Rumänien locken, aber es ist leider nur mit dem eigenen Wagen erreichbar.“




    Die Reise Emmas nach Rumänien war sehr schön, sagt unsere Gesprächspartnerin, weil sie spontan organisiert wurde. Was hat ihr am meisten gefallen?



    Natürlich die Menschen und ihre Gastfreundschaft, ihr Zugehörigkeitsgefühl zur Gemeinschaft. Insbesondere in den touristischen Gebieten Siebenbürgens sind die Menschen sehr offen gegenüber Ausländern. Ich habe bei meinen Gastgebern übernachtet und alles hat sehr gut geklappt. Die einzige schlechte Erfahrung war der Transport. Besonders gerne erinnere ich mich an Braşov, wo ich aufs Land gefahren bin. Viele haben mir von ihrem Leben, ihren Familien und von der kommunistischen Erfahrung erzählt. Vor meiner Reise kannte ich das Land nur von den Erfahrungen anderer Menschen, jetzt kann ich sagen, dass ich Rumänien wirklich erlebt habe. Ich wei‎ß natürlich nicht alles, aber jetzt verstehe ich viel besser das Land, das Volk, seine Lebenserfahrungen, seine Geschichte. In Siebenbürgen gibt es so viele Orte, die ich gerne noch mal sehen möchte.“

  • „Bukarest ist eine sichere Stadt“ – Joyce Easton aus Schottland lebt gerne in Rumänien

    „Bukarest ist eine sichere Stadt“ – Joyce Easton aus Schottland lebt gerne in Rumänien

    Joyce Easton kam 2006 zum ersten Mal nach Rumänien. Das Land hinterlie‎ß keinen positiven Eindruck bei ihr. Zu der Zeit waren die Kinder klein. Als sie die Altstadt besuchten, mussten sie über Holzbretter gehen, denn die ganze Altstadt war eine Baustelle. Ihr Ehemann arbeitet beim Erdölunternehmen Petrom, also kam sie immer wieder zurück nach Rumänien. Als die ältere Tochter auf die Uni ging, beschloss die Familie, nach Rumänien zu ziehen. Die jüngere Tochter, damals im Alter von 15 Jahren, sollte ihre Ausbildung in einer Schule in Rumänien abschlie‎ßen. Was hielten sie von der Idee, nach Rumänien umzuziehen?



    Wir waren nicht besorgt wegen des Umzugs, denn wir waren schon oft davor in Rumänien. Rumänien hatte sich im Laufe der Zeit stark entwickelt. Wir wussten, was wir zu erwarten hatten. Meine Tochter wechselte die Schule — sie nahm das vermutlich als eine Herausforderung an. Die grö‎ßte Schwierigkeit für mich bestand darin, dass ich in Schottland als Physiotherapeutin gearbeitet hatte. Und hier hatte ich keine Arbeit mehr.“




    Joyce passte sich aber schnell der neuen Situation an. Sie fand eine Beschäftigung:



    Wir haben einen Hund, mit dem ich gerne durch den Park spazieren gehe. Ich beteiligte mich an einigen Wohltätigkeitsaktionen, so etwa in der Vorweihnachtszeit, als ich mich für ein paar Wochen an mehreren Tagen bei der Stiftung Casa Speranţei einbrachte. Ich arbeitete mit den Physiotherapeuten von dort zusammen. Darüber hinaus beteilige ich mich an sämtlichen schulischen Tätigkeiten und Projekten. Und ich lerne Rumänisch. Ich kenne schon viele Wörter, es fällt mir aber schwer, Sätze zu bilden. Ich habe eine gute Lehrerin und werde weiterhin Rumänisch lernen, solange wir hier leben.“




    Was ihre Lieblingsbeschäftigung betrifft — vermutlich können Sie es schon ahnen:



    Ich esse nun mal gerne. Ich mag alle Restaurants, die Vielfalt ist sehr gro‎ß hier. Au‎ßerdem halte ich mich gerne auf dem Obst- und Gemüsemarkt auf. Ich erlebe so die Leute und ihre Kultur näher. Ich beteilige mich gerne an Kulturveranstaltungen, gehe gerne in die Oper. Die Eintrittskarten sind hier nicht so teuer wie in Gro‎ßbritannien. Es werden viele Kulturveranstaltungen organisiert, daher finde ich, dass die Rumänen sehr gebildet sind.“




    Wir fragten Joyce, was sie einem ausländischen Tourist in Rumänien empfehlen würde:



    Die Landschaft ist wunderschön, sobald man aus der Stadt hinausfährt. Ich war noch nicht im Norden des Landes, war allerdings in Sinaia, und in Sibiu (dt. Hermannstadt). Ich bin in der Schulerau (Poiana Braşov) schigefahren. Die Landschaft, die Natur ist dort sehr verschieden im Vergleich zur Stadt. Erst nachdem ich nach Rumänien kam, lernte ich die gro‎ßartige Weinindustrie hierzulande kennen. Wir gehen oft aus, essen gerne in der Stadt. Die kulturelle Dimension ist hier gut ausgeprägt. Viele historische Gebäude sind einen Besuch wert. Das Ballett- und Opernhaus — ich hätte auch in Schottland häufiger eine Aufführung gesehen, nur waren die Eintrittskarten sehr teuer. Die Touristen haben viele Möglichkeiten hierzulande.“




    Auch Joyces Tochter passte sich gut an das Leben in Rumänien an. Sie fand zahlreiche Beschäftigungen entsprechend ihrem Alter — so unsere Gesprächspartnerin:



    Sie liebt Geschäfte, liebt die Mode. In Rumänien gibt es viele junge Designer und meine Tochter interessiert sich für ihre Kreationen. Ehrlich gesagt sind sie auch preisgünstiger. Sie geht gerne aus mit ihren Freunden. Bukarest ist ein sicheres Umfeld für Jugendliche. Hier sind junge Leute irgendwie freier im Vergleich zu Gro‎ßbritannien. Sie ist jetzt 15 Jahre alt, bleibt aber aus bis spät in der Nacht. Die Bukarester Altstadt ist ein positives Beispiel — dort kann man einer alten Frau und ihrem Hund begegnen. Sie sitzt an einem Tisch und trinkt einen Kaffee. Jugendliche, Teenager, Familien — alle treffen hier zusammen. Ich bemühe mich, nicht bis um 1-2 Uhr in der Nacht in der Bukarester Innenstadt zu bleiben. Dennoch, wenn es passiert, fühle ich mich sicher. Ich fahre mit der U-Bahn alleine und habe keine Angst, dass mir etwas zusto‎ßen könnte. Ich komme aus Schottland, dort bin ich ungerne alleine auf den Stra‎ßen um 10-11 Uhr abends.“



    Joyce hob noch einige kulturelle Unterschiede zwischen den beiden Ländern hervor:



    Als Expat fühle ich mich hier überhaupt nicht bedroht. Ich stellte fest, dass jüngere Leute einen besonderen Respekt vor älteren Menschen haben. Es wird ihnen gleich ein Sitzplatz in den öffentlichen Verkehrsmitteln angeboten. Das ist bei uns gar nicht so selbstverständlich.“




    Was sie an Rumänien nicht mag? Zum einen, wie hier geparkt wird. Parken sei unmöglich und Fahren… eine echte Herausforderung! Dennoch lernte sie, sich im Verkehr durchzusetzen.

  • Schottland: Was kommt nach dem Referendum?

    Schottland: Was kommt nach dem Referendum?

    Ein Referendum über die Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich (engl. Scottish Independence Referendum) fand am 18. September 2014 statt. Das Endergebnis betrug 55,3% Nein-Stimmen und 44,7% Ja-Stimmen bei einer Beteiligung von 84,59%, wodurch die Unabhängigkeit Schottlands von der Mehrheit der Wähler abgelehnt wurde.



    Das Ergebnis des Referendums über die Unabhängigkeit Schottlands vom Vereinigten Königreich bestätigte die Meinungsumfragen, laut denen die Unionisten um eine Nasenlänge gewinnen sollten. Die Schotten haben beschlossen, Gro‎ßbritannien nicht zu zerteilen. Nach dem schottischen Nein“ atmete Brüssel erleichtert auf. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy erklärte, er respektiere die willkommene Wahl der Schotten. Gro‎ßbritannien sei ein wichtiges EU-Mitglied, so profitieren alle Bürger und Mitgliedstaaten, sagte Van Rompuy. Der scheidende EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso begrü‎ßte das Nein“ Schottlands zur Loslösung von Gro‎ßbritannien. Das Ergebnis ist gut für ein einiges, offenes und stärkeres Europa, für das die EU-Kommission steht.“ Die Kommission begrü‎ße zugleich die Tatsache, dass Schottlands Regierung und Bevölkerung wiederholt ihr Engagement für Europa bekräftigt habe, so Barroso.



    Auch der Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, war mit dem Ergebnis zufrieden, da die EU nicht einmal einen Plan A“ hatte, wie sie mit einem unabhängigen Schottland umgehen sollte. Ferner äu‎ßerte Martin Schulz die Bereitschaft der Europäischen Union zu einem konstruktiven Dialog mit der schottischen Regierung in wichtigen Bereichen wie das Schaffen von neuen Arbeitsplätzen, Wirtschaftswachstum, Politik, Energie und Klimawechsel. Diese heiklen Themen waren auch von den Unionisten angesprochen worden, deren Kampagne auf die wirtschaftlichen Folgen einer Separation pochte und die Schotten über den Verlust von Arbeitsplätzen und eine schlechtere Position in Europa und in der Welt warnte. Andererseits sagten die schottischen Separatisten, Gro‎ßbritannien werde von Westminster aus von einer englischen Elite regiert, die es in der Regel ablehnt, die Interessen Schottlands zu berücksichtigen. In der Nordsee werde schottisches Rohöl gefördert, aber nur ein kleiner Teil des Gewinns bleibe in Schottland, so die Separatisten. Und auch die Tatsache, dass die Schotten in puncto Atomwaffen in ihrem Land nicht mitreden könnten, führte in den letzten Jahren zu starken Ressentiments. Der Polit-Kommentator Cristian Mititelu demontiert aber teilweise diese Argumente:



    Es gibt keinen bestimmten Grund dafür, dass die schottische Bevölkerung heute wirtschaftlich schlechter dran sein sollte, denn die gro‎ße Deindustrialisierung hat schon vor 20 Jahren, während der Thatcher-Regierung stattgefunden. Dann wurde die schottische Wirtschaft umstrukturiert und zurzeit erlebt sie eine steigende Tendenz, wie auch die Wirtschaft Gro‎ßbritanniens. Wenn man genau hinschaut, ist das Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner in Schottland höher als in England. Die wirtschaftlichen Begründungen sind meistens perzeptionsbedingt: ‚Ich habe den Eindruck, dass es mir schlechter geht als den anderen‘, sagt man. Das entspricht aber nicht immer der Wahrheit.“




    Was wäre gewesen, wenn Schottland sich von Gro‎ßbritannien getrennt hätte? Wie wären die EU oder die NATO mit einem neuen Land, mit einem neuen unabhängigen Staat umgegangen, der auf seine EU-Mitgliedschaft bestanden hätte? Die EU-Staatschefs hatten schon vor dem Referendum gewarnt: Sollte Schottland unabhängig werden und wollte es der Europäischen Union angehören, so müsste es das gesamte EU-Beitrittsverfahren von vorne anfangen und durchziehen. Der Fall Schottland wird umso interessanter, da er keine isolierte Erscheinung in Europa ist. Der Journalist und Mitglied des Internationalen Presseverbands Thomas Friedrich, der sich auf EU-Angelegenheiten spezialisiert hat, äu‎ßerte sich darüber in einem Interview mit dem RRI-Korrespondenten in Brüssel:



    Der Fall Schottland ist nicht der einzige seiner Art, generell in Europa und speziell in der Europäischen Union. Wir haben den Fall Katalonien, das seine Autonomie fordert, wir haben eine ähnliche Bewegung in Norditalien, und sogar hier, in Belgien, erleben wir die Neigung, dieses kleine Land zu spalten. Wenn wir die Perspektive erweitern, können wir diese Bewegungen auch im Fall der Ukraine feststellen. Ich glaube, dass jedes Land in Europa, und zwar auf dem gesamten europäischen Kontinent, nicht nur in der Europäischen Union, die schon in mehreren Teilen gespalten ist, dadurch viel schwächer und viel anfälliger gegenüber Risiken und Gefahren aller Art wird. Ich würde eher ein föderales System wie in Deutschland empfehlen. Ein solches Modell wäre eine mögliche Lösung für die Ukraine — man würde den einzelnen Regionen mehr Verwaltungsbefugnisse und mehr Autonomie gewähren, aber die gesamte Nation könnte doch eine Einheit bleiben.“




    Der rumänische Au‎ßenminister Titus Corlăţean begrü‎ßte das Ergebnis des Referendums in Schottland und sagte, Gro‎ßbritannien sei mit Schottland als Teil des Vereinigten Königreichs ein strategischer Partner Rumäniens, sowohl in puncto bilaterale Beziehungen als auch im Rahmen der Europäischen Union und der NATO.




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