Tag: Schriftstellerin

  • Erfolg im Ausland: RRI-Redakteurin gewinnt französischen Literaturpreis

    Erfolg im Ausland: RRI-Redakteurin gewinnt französischen Literaturpreis

    Als ich Ioanas Manuskript zum ersten Mal las, spürte ich, wie ihre Geschichte in die Tiefen meines Wesens eindrang. Ich hatte das Gefühl, dass es ihr gelungen war, eine Stimme in mir zum Vorschein zu bringen, eine Harmonie, die schon immer da war, derer ich mir aber erst nach der Lektüre dieses Romans bewusst wurde, der eigentlich eine Beichte ist. Das war auch bei meiner zweiten Lektüre so. Am besten spricht man von diesem Buch indem man andere überredet, es zu lesen. Das scheinen auch die Leser des Festivals von Chambery so empfunden zu haben, die für Alles was ich meinem Vater versprochen habe“ gestimmt haben. Das bestätigt, dass es ein universelles Buch ist, das Leser aus vielen Ecken der Welt bereits lieb gewonnen haben“, sagt Magdalena Mărculescu, Redaktionsleiterin der Verlagsgruppe Trei.



    Das Lesekomitee des Festival Premier Roman in Chambéry, das sich aus Kritikern und Übersetzern zusammensetzte, war von der Stärke der Hauptfigur Ada überzeugt, die beschließt, ganz von vorne anzufangen und ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, entgegen dem gesellschaftlichen Druck. Wir fragten Ioana Maria Stăncescu nach ihren Erfahrungen als Debütautorin beim Festival du Premier Roman in Chambéry.



    Ich habe die ganze Erfahrung sehr genossen, ich fühlte mich geehrt, wichtig, wirklich als echte Schriftstellerin. Wegen der Pandemie nahmen die ausländischen Autoren nur online teil. Aber ich wollte mir diese Erfahrung nicht entgehen lassen und bin als einzige ausländische Schriftstellerin nach Chambéry gereist, und zwar dank meiner Tochter, die mich überredet hat, da hinzufahren. Infolge des dreitägigen Festivals, natürlich auch weil ich Französisch spreche, habe ich mich mit den anderen Schriftstellern angefreundet. Es gab auch etablierte Autoren, aber die meisten von uns standen noch am Anfang, und das ermöglichte uns eine offene Beziehung, Freundschaft und Kommunikation über soziale Medien.



    Und seither fällt mir immer wieder auf, wie viele Veranstaltungen es in Frankreich für Debütanten gibt. Und damit meine ich nicht nur große Veranstaltungen wie Festivals oder Preisverleihungen. Ich spreche von Signierstunden in Buchhandlungen, von Begegnungen in Gymnasien, von vielen Treffen mit dem jungen Publikum. Auch in Chambéry hatte ich die Gelegenheit, an einer sehr bewegenden Veranstaltung teilzunehmen, die von einem Lehrer mit Schülern der Sekundarstufe organisiert wurde. Es handelte sich um einen Leseworkshop, der von zwei der preisgekrönten Bücher inspiriert war und an dessen Ende die Kinder einen Aufsatz schrieben. Es war eine beeindruckende Erfahrung.



    Während des Festivals du Premier Roman in Chambéry nahm Ioana Stăncescu an der Debatte Révolte ou résignation? teil, die von dem Journalisten Yann Nicol moderiert wurde und an der auch die Schriftsteller Adrien Borne und Raphaelle Riol teilnahmen, sowie an der Videokonferenz Atelier de traductions mit Florica Ciodaru Courriol und Jean-Louis Courriol.




    Für mich war die Debatte eine Gelegenheit, meinen Roman vorzustellen. Der Journalist, der die Debatte moderierte, war äußerst großzügig und professionell, denn da es sich um ein Buch handelt, das nicht ins Französische übersetzt wurde, sprach er vor der Debatte mit den rumänischen Lesern, um sich über den Inhalt des Buches zu informieren, und stellte mir einige sachkundige und relevante Fragen. Tatsächlich kamen die Anwesenden am Ende der Debatte auf mich zu und sagten, sie bedauerten, dass der Roman nicht ins Französische übersetzt wurde. Die zweite Veranstaltung, der von Florica und Jean-Louis Courriol geleitete Übersetzungsworkshop, fand via Zoom statt, daran nahmen sowohl Franzosen als auch Rumänen teil. Während des Workshops haben wir gemeinsam versucht, das erste Kapitel meines Buches zu übersetzen, und ich habe mich darauf eingelassen, auch wenn man normalerweise nicht davon ausgeht, dass der Autor unbedingt französischsprachig ist. Es war interessant, es sollte eine Stunde dauern, und es dauerte am Ende gute zwei Stunden, ich denke, dass die Teilnehmer eine gute Zeit hatten.



    Ich kam aus Chambéry mit dem Gefühl zurück, dass es einfach sein könnte, wenn wir selbst solche Veranstaltungen durchführen wollten. Das Festival du Premier Roman in Chambéry, das bereits seit 34 Jahren stattfindet, wird hauptsächlich von einer Handvoll Freiwilligen organisiert. Natürlich gibt es einige Organisationen, die das unterstützen, aber es hat mich erstaunt, wie einfach es zu organisieren wäre. Um ein Beispiel zu nennen: Normalerweise findet dieses Fest in der ganzen Stadt statt, es gibt mehrere Veranstaltungsorte, und es wird ein Nachahmungseffekt erzielt, indem sich die Stadt für drei Tage in festliche Kleidung kleidet. In diesem Jahr konnte die Veranstaltung aus gesundheitlichen Gründen nicht wie üblich stattfinden, aber dennoch beteiligte sich die gesamte Gemeinde – die Buchhandlungen, Cafés, Restaurants, die Schneiderei in der Hauptstraße – an der Veranstaltung, wobei sogar auf den Schaufenstern mit Kreide Zitate aus den preisgekrönten Büchern geschrieben waren. Es scheint banal zu sein, aber der Schriftsteller, der die Straße entlanggeht und einen Satz davon im Fenster des Schneiders sieht, fühlt sich als Schriftsteller und wichtig.



    Das Festival du Premier Roman in Chambéry ist eine Literaturveranstaltung, die seit 1987 europäische und frankophone Debütautoren entdeckt und fördert. Jedes Jahr wählen 3000 Leserinnen und Leser nach Lesungen und Diskussionen 15 französischsprachige Debütautoren und acht weitere Autoren aus, die in italienischer, spanischer, deutscher, rumänischer, englischer und portugiesischer Sprache schreiben, sowie bekannte Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Olivier Adam, Christine Angot, Laurent Binet, Philippe Claudel, Delphine De Vigan, Mathias Enard, David Foenkinos, Laurent Gaudé, Michel Houellebecq, Amélie Nothomb, Boualem Sansal gehören zu den mehr als 300 Autoren, die im Laufe der Jahre beim Festival zu Gast waren.

  • Nausicaa Marbe trifft Leser in ihrer alten Heimat

    Nausicaa Marbe trifft Leser in ihrer alten Heimat

    Die in Rumänien geborene niederländische Schriftstellerin Nausicaa Marbe nahm an mehreren Lese- und Diskussionsveranstaltungen in Bukarest und Braşov im Rahmen der Sofia-Nădeje-Tage teil, einem Projekt, das im November 2019 in Rumänien stattfand. Nausicaa Marbe wurde in Bukarest geboren. Sie ist die Tochter der berühmten Komponistin Myriam Marbe. Nausicaa hat das deutsche Gymnasium in Bukarest absolviert. Seit 1982 lebt sie in den Niederlanden, wo sie Politologie und Philosophie studierte. Nausicaa Marbes Debütroman Mandraga“ wurde 1999 veröffentlicht. Es ist eine Geschichte über Migration, mit vielen autobiographischen Hinweisen. Mandraga“ wurde mit dem Charlotte-Kohler-Preis ausgezeichnet und wurde auch ins Deutsche übersetzt. Nausicaa Marbes Roman Smeergeld“ (Schmiergeld“), erschien 2014. Er wurde von der Kritik gefeiert und an einen deutschen Verlag verkauft. Im Jahr 2016 wurde Smeergeld“ belgischen Preis De Diamanten Kogel“ ausgezeichnet. Die Kritiker lobten die talentierte Schriftstellerin für ihre Fähigkeit, einen komplexen Moralroman über die heutigen Niederlande zu schreiben. In einem mit Sarkasmus gespickten Stil schrieb Nausicaa Marbe einen Roman, in dem sich persönliche Dilemmas in das politische Rätsel einer ganzen Generation in Westeuropa mischen. Es ist eine herzzerrei‎ßende Geschichte, eine Geschichte von Liebe und Korruption in den elitären Kreisen der Stadt Haarlem, in der die Autorin mit ihrer Familie lebt.



    In Bukarest und Braşov (Kronstadt) trat Nausicaa Marbe vor dem rumänischen Publikum auf und las auch Fragmente aus dem Roman Smeergeld“. Nausicaa Marbe über den Hintergrund, vor dem sie den Roman geschrieben hat.



    Wie man sieht, ist auf dem Buchumschlag ein Pilz, und es hat mir sehr gut gefallen, dass der Pilz auf dem Titelblatt abgedruckt ist, denn mein Roman ist ein Buch über vergammelte Beziehungen, über Probleme in der Gesellschaft, über Dinge, die wir normalerweise nicht sehen können, über Orte, an denen es dunkel und hässlich ist, und über die Tatsache, dass wir es vermeiden, einen Blick in diese Richtung zu werfen. Ich könnte den Roman auch als eine traurige Moralkomödie bezeichnen. Die Hauptfigur ist ein Mann. Er ist der Chefarchitekt der Stadt Haarlem, der während der Finanzkrise seinen Job verloren hat. Der Mann ist auch in die lokale Politik involviert, so dass er in dieser Eigenschaft auf einige Korruptionsvorgänge stö‎ßt. Denn Korruption gibt es sogar in den Niederlanden. Nachdem ich einen gro‎ßen Teil des Buches geschrieben hatte, habe ich ein Gespräch mit dem Architekten der Stadt Haarlem geführt. Ich war in seinem Büro, weil ich ihm bei der Arbeit zusehen wollte, ich wollte in die Atmosphäre eintreten, weil ich nicht viel über das Thema wusste. Ich habe mit dem Architekten über meinen Roman gesprochen, doch zwei oder drei Monate später, als der Roman bereits veröffentlicht war, trafen wir uns wieder, und er sagte mir, dass er Angst bekommen hatte. Und der Grund, warum er Angst bekommen hatte, war mein Roman, die Geschichte, die ich erfunden hatte, eine Geschichte über Betrug, Bestechung und einen Interessenkonflikt, der in der damaligen Lokalpolitik der Stadt existierte und der noch nicht entdeckt worden war. Und der Architekt hatte versucht, die Presse zu kontaktieren und alle vertrackten Hintergründe der Geschichte aufzudecken. Nach unserem Gespräch blieb er mit dem Eindruck, dass ich eine Spionin sei, die von jenen Politikern auf ihn angesetzt worden wäre, die einen Teil der eklatanten Missetaten begangen haben. Um es kurz zu machen, ich war sehr daran interessiert, dieses Thema, nämlich die Korruption in den Niederlanden literarisch zu behandeln.“




    Es kommt nicht sehr oft vor, dass eine niederländische Schriftstellerin mit einem so interessanten und vielschichtigen Buch aufwartet, das etwas über unsere Gesellschaft zu sagen hat. Und das tut die Schriftstellerin in einer aufwendigen, köstlichen und subtil bösartigen Sprache“. Das schrieb die Trouw-Publikation im Jahr 2014, als Nausicaa Marbes Roman Smeergeld“ herauskam. Mit Details über ihren eigenen Roman erneut Nausicaa Marbe:



    Mich hat vor allem interessiert, wie man über Menschen schreibt, die diesen Moment erleben, in dem sie viele Verluste erleiden. Und wenn sie, von allem Materiellen verführt, nicht mehr an ihren Grundsätzen festhalten können. Wie ich schon sagte: Als ich den Roman schrieb, wurden die Niederlande von einer harten Krise getroffen, sehr viele Menschen verloren ihre Arbeit, ihr Zuhause, ihre Sicherheit. Und die Zeitungen, die ich damals las, schrieben täglich über Korruptionsvorwürfe. Und es gab Interessenskonflikte, es gab Vetternwirtschaft, es gab so viel Ungerechtigkeit. Und all das tat weh, denn ich erkannte, dass, wenn wir die Augen schlie‎ßen und nichts dagegen unternehmen, die Demokratie selbst in Gefahr ist. Scheinbar unbedeutende Dingen können alles ruinieren; wir kümmern uns nicht um diesen oder jenen Akt der Bestechung, es ist uns egal, ob ein Bürgermeister sich illegal Grundstücke angeeignet hat, und eines Tages werden uns auch die viel schwerwiegenderen Dinge nicht mehr interessieren, weil wir wegschauen.“




    Nausicaa Marbe hat als Journalistin für verschiedene niederländische TV-Sender gearbeitet. Au‎ßerdem war sie Kolumnistin für die meistgeschätzten und meistgelesenen Zeitungen in den Niederlanden. Bei Volkskrant“ unterschrieb sie den Leitartikel bis zum Sommer 2013, als sie ihre Zusammenarbeit mit De Telegraaf“ begann. Nausicaa Marbe ist eine der am meisten geschätzten Kolumnistinnen in den Niederlanden.

  • Interview-Band stellt rumänisch-schweizerische Literaturwissenschaftlerin Ana Simon vor

    Interview-Band stellt rumänisch-schweizerische Literaturwissenschaftlerin Ana Simon vor

    Ana Simon hat das Land vor 50 Jahren verlassen und sich nach einem kurzen Aufenthalt in Spanien in der Schweiz, genauer gesagt in Genf niedergelassen. Die Schriftstellerin, Regisseurin und Literaturübersetzerin ist im Landkreis Caraş-Severin geboren aber in ihrem Heimatland Rumänien ist Ana Simon wenig bekannt. Ende September erschien im Verlag Didactic in Timişoara der Band Ana Simon. Ungewöhnliche Treffen“ von Alina Mazilu, Vasile Bogdan und Cornel Ungureanu, der die Schriftstellerin dem rumänischen Publikum näher bringen soll. Alina Mazilu ist eine der drei Autoren und hat den Band koordiniert:



    Meiner Meinung nach stellt dieses Buch einen Anfang dar, man kennt kaum etwas über Ana Simon und das finde ich schade. Ungerecht würde ich nicht sagen, weil sie auch nicht bekannt werden wollte. Man kennt wenige Sachen über sie, aber man sollte mehr wissen, deswegen sehe ich diese Initiative als neuen Anfang, es handelt sich um ein Buch mit und über Ana, eigentlich um einen Interviewband. Dieses Buch bietet einen tiefen Einblick in die äu‎ßerst komplexe Persönlichkeit der Schriftstellerin und spricht über Freundschaft: Ana ist der gro‎ßzügigste Mensch den ich kennengelernt habe. Was wir uns mit diesem Buch noch wünschten, war, dass es nicht alles auf einmal blo‎ßlegt, dass die Schriftstellerin vom Geheimnis umhüllt bleibt. Das Buch ist eher eine Einladung für die Leser, Ana Simon und ihr ganzes Universum mit eigenen Augen zu entdecken, es regt trotzdem die Leser dazu an, sich vorzustellen, was sie zu sagen hat: Das Unaussprechliche.“




    Ana Simon ist mit dem schweizerischen Darsteller François Simon verheiratet und die Schwiegertochter des berühmten Schauspielers Michel Simon. Sie ist Autorin zahlreicher Filme und Gedichtbände, sie hat Werke von Mircea Eliade, Marin Sorescu und Miguel de Unamuno übersetzt. Im Buch Ana Simon. Die ungewöhnlichen Treffen“ wird Ana Simon auch durch die Augen anderer Menschen gesehen, auch einige ihrer Gedichte sind in diesem Band zu lesen, die von Marin Sorescu und Jean Grosu übersetzt wurden. Alina Mazilu dazu:



    Es gibt einige Fotos, darunter eines von Ana Simon zusammen mit Mario Vargas Llosa in Lima, lange bevor Llosa ein gro‎ßer Name der Weltliteratur wurde. Im Buch ist auch die Korrespondenz zwischen der Schriftstellerin und ihren Freunden sowie einen Brief von Emil Cioran zu lesen. Auch ein Porträt der Schriftstellerin von ihrer deutschen Freundin Margarethe Krieger sowie ein vom Maler José Venturelli gezeichnetes Porträt der Schriftstellerin sind im Buch abgebildet.“




    Bei der Buchvorstellung in Timişoara erläuterte Ana Simon in einem Interview für Radio Rumänien, wo sie ihre Inspiration findet:



    Alles, was ich für Künstler gemacht habe, war aus Bewunderung. Ich bin Literaturwissenschaftlerin von Beruf und deswegen habe ich immer ein gro‎ßes Interesse für die Welt der Künstler gezeigt. Die Künstler verraten einiges über ihre Welt, und in einem meiner Filme habe ich auch meine Bewunderung für sie und ihre Schöpfung verraten.“




    Ana Simon reist um die Welt und teilt ihr Leben zwischen Genf, Paris und Barcelona, regelmä‎ßig kehrt sie aber nach Rumänien zurück, ins Banat, wo sie geboren wurde. Was bedeutet für Ana Simon zu Hause?



    Zu Hause… genau wie für Camus — mein Land ist meine Mutter und das bedeutet für mich zu Hause. Seitdem ich meine Mutter verloren habe, hatte ich kein Zuhause mehr. Ich war mit François überall in der Welt, wo er Filme drehte, zu Hause war immer, wo wir zusammen waren, aber seitdem ich meine Eltern nicht mehr habe, habe ich auch mein Zuhause verloren. Genau wie Camus sagte, mein Land war meine Mutter. Camus hat mit seiner Mutter auch sein Land verloren, ich hingegen nicht, weil mir auch die rumänische Sprache am Herzen liegt, auch meine berufliche Ausbildung hat viel mit der rumänischen Sprache zu tun. Rumänien ist mein Heimatland, ist das Land, das meine geistige Formation bestimmt hat. Ich kann weder Französin noch Schweizerin sein.“




    Ana Simon. Die ungewöhnlichen Treffen“ regt die Leser dazu an, mehr über das Leben von Ana Simon zu erfahren. Ihr Leben sei wie ein Traum, sagt Alina Mazilu:



    Jeder der drei Autoren erzählt seine ungewöhnlichen Treffen mit Ana Simon. Für jeden der drei Autoren hatte das erste Treffen mit Ana Simon eine gro‎ße Bedeutung, weil es ihm ein erstes Image der Schriftstellerin vermittelt hat, und jeder hatte mit surrealistischen Elementen bei seinem Treffen mit Ana Simon zu tun. Jeder hat dieses Treffen im Buch erzählt. Wir wollten ein Buch schreiben, das man wie einen Roman liest, und wir haben es geschafft.“

  • Schriftstellerin Nora Iuga zweifach ausgezeichnet

    Schriftstellerin Nora Iuga zweifach ausgezeichnet

    Die Schriftstellerin Nora Iuga ist vor kurzem bei der Preisverleihungsgala des öffentlich-rechtlichen Kultursenders mit dem Preis für Prosa ausgezeichnet worden. Für ihr Gesamtwerk erhielt die 85-jährige Autorin auch den Gheorghe Crăciun“ — Preis von der Kulturzeitschrift Observator Cultural“.



    Der öffentlich-rechtliche Kultursender Radio România Cultural hat Nora Iuga für ihren Roman Harald şi luna verde“ (Harald und der grüne Mond) mit dem Prosapreis 2014 ausgezeichnet. Das Buch wurde vom Polirom-Verlag veröffentlicht. Die rumänische Dichterin stellt für den deutschsprachigen Raum eine Entdeckung dar — eine Literatur hoher Qualität, Literatur im Superlativ! Sie nimmt auf, was böse Erinnerung und böse Gegenwart ihr eingeben. Sie spricht von Häusern mit Fenstern, die Übles vorhersagen, von Grammophonen mit Trichtern, “die kilometerlanges Schweigen verschlucken”. Als das Ceaușescu-Regime kollabierte, blieb sie — anders als andere — nicht auf Opposition fixiert. Sie nutzte die neue Freiheit; nutzte sie auch zur Eroberung neuer Formen. Wir erwarten mit viel Freude und Interesse die Veröffentlichung anderer Romane in deutscher Sprache. Ihre Sprache ist unberechenbar, launenhaft und verbirgt ein Geheimnis. Ihre ununterbrochene Poesie enthält ein dauerhaftes Wunder. Die Autorin zitiert Oscar Wilde: “Eine Laune dauert länger als eine Leidenschaft”, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung über den Roman. Nora Iuga sagte anlässlich der Preisverleihung:



    Ich wei‎ß nicht, was ich zu diesem Anlass sagen soll, ich wei‎ß nur, dass man bei der Oscar-Verleihung oder bei der UNITER-Gala (Preisverleihungsgala der rumänischen Theaterunion — Anm. d. Red.) danke sagt. Alle bedanken sich. Man dankt dem Vater, man dankt dem Sohn, der Jury, man dankt allen. Was ich jetzt auch tue und natürlich dankt man den Sponsoren, was sehr praktisch ist. Heute aber will ich mir selbst danken. Ich bin sehr stolz, ich bin sehr glücklich. Einen derartigen Wettbewerb mit 85 Jahren zu gewinnen, ist gar nicht einfach. Ich will mich bei allen bedanken, die die Geduld hatten, den Roman zu lesen und zu schätzen.“




    Harald und der grüne Mond“ ist ein Puzzle-Roman. Erinnerungen, Briefe, Tagebuchfragmente sind die Puzzlestücke. Die spannende Story spielt im 20. Jahrhundert, auf verschiedenen Zeitebenen, und bricht in Scherben, die gleichzeitig die faszinierende und die abscheuliche Seite der Welt, in der wir leben, widerspiegeln. Alles dreht sich um das zwanghafte Bild des grünen Ballons auf der Bühne einer Ballettaufführung.



    Nora Iuga wurde 2007 mit dem Friedrich-Gundolf-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet. Sie übersetzte Werke von August Strindberg, E.T.A. Hoffmann, Nietzsche, Knut Hamsun, Barbara Bronnen, Elfriede Jelinek, Herta Müller, Ernst Jünger, Oskar Pastior, Günter Grass, Aglaja Veteranyi ins Rumänische.

  • Rumänische Schriftstellerin mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnet

    Rumänische Schriftstellerin mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnet

    Für die Liebhaber der Prosa, die eine Zeitreise ins Jahr 1897 ermöglicht, brachte die rumänische Schriftstellerin Ioana Pârvulescu im Jahr 2009 den Roman Viaţa începe vineri“, zu dt. Das Leben beginnt am Freitag“ auf den Markt. Ein Mann wird auf einem Feld in der Nähe Bukarests bewusstlos aufgefunden. Niemand wei‎ß, was mit ihm passierte, und jeder wagt es, eine Vermutung über seine Vergangenheit anzustellen: Sei er ein internationaler Betrüger, der versucht, seine Spur zu verlieren? Sei er ein Mörder? Sei er krank? Langsam versammeln sich viele Leute um ihn herum: ein Arzt und seine Tochter, ein Polizist, ein achtjähriger Postbote, der Briefe und Pakete mit sich herumträgt, und nicht zuletzt Journalisten, die für die lokale Zeitung Universul“ berichten.



    Die Handlung legt ein schnelles Tempo fest, alles läuft innerhalb dreizehn Tagen: ab Freitag, dem 19. Dezember, bis Jahresende, der Erzählfaden ähnelt einem Krimi-Roman, die Gestalten sind sehr lebendig. Die Schriftstellerin lässt die Atmosphäre der rumänischen Hauptstadt vom Anfang des 20. Jahrhunderts wie in einem Film aufleben. Die ersten Zeilen des Romans bringen den Leser rasch in die Vergangenheit. Für den Roman Das Leben beginnt am Freitag“ wurde Ioana Pârvulescu in Brüssel neben weiteren elf europäischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern mit dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnet.



    Auf die klassische Frage wie fühlen Sie sich als Preisgewinnerin“ antwortete Ioana Pârvulescu: Ich fühle mich wundervoll, insbesondere weil ich jetzt, nach der Preisgala, nicht mehr aufgeregt bin. Es ist nie einfach, Vertreterin eines Landes zu sein. Es ist das erste Mal, dass ich offizielle Vertreterin meines Landes bin und dieses Auftrags war ich mir besonders bewusst.“ Ioana Pârvulescu unterrichtet rumänische Literatur der Moderne an der Bukarester Fakultät für Sprach-und Literaturwissenschaft. 18 Jahre lang war sie als Redakteurin der Wochenzeitung România literară“ tätig. Ioana Pârvulescu hat die Sammlung Cartea de pe noptieră“, zu dt. Das Buch auf dem Nachttisch“, beim Verlag Humanitas ins Leben gerufen und koordiniert.



    Mit dem Roman Das Leben beginnt am Freitag“ machte sie ihr Debüt als Belletristik-Schriftstellerin, nachdem sie als Essay-Autorin bekannt wurde: Ich war nie eine Literaturkritikerin. Ich wurde dennoch als solche bezeichnet, aber ich hatte eigentlich Essays geschrieben und mich sehr nah mit der Literaturgeschichte befasst, jetzt schreibe ich aber gern Belletristik. Das Wort Schriftsteller schlie‎ßt alles ein.“



    In einem Interview erzählte Ioana Pârvulescu 2009, als der Roman Das Leben beginnt am Freitag“ veröffentlicht wurde: Die Gestalten haben mich gebeten, sie in die Welt des 21. Jahrhunderts reisen zu lassen, die Zukunft beschäftigte sie mehr als jede andere Sache auf der Welt. Ich habe sie davor gewarnt: Ich kann das machen, aber es ist eure Wahl, es handelt sich um eine Welt, die ihr nicht kennt, kehrt dann nicht zu mir zurück, sollte es euch nicht gefallen… Und sie haben mir gesagt, sie seien sehr neugirig und wollten wissen, was in der heutigen Welt passiert.“



    Wir sind hässlich im Vergleich zu den schönen Menschen der damaligen Zeit und Ioana Pârvulescu schafft den Ma‎ßstab unseres Niedergangs“, sagte der Leiter des Verlags Humanitas, Gabriel Liiceanu. Ioana Pârvulescu schafft es darüber hinaus, im Retro-Roman Das Leben beginnt am Freitag“ das Bukarest vergangener Zeiten aufleben zu lassen.