Tag: Schulabbrecher

  • Schulanfang: Zahlreiche Herausforderungen für das Bildungsministerium

    Schulanfang: Zahlreiche Herausforderungen für das Bildungsministerium

    Für rund drei Millionen Schüler in Rumänien hat ein neues Schuljahr begonnen, das mit wichtigen Änderungen verbunden ist. Die Schüler der  8. und 12. Klassen werden den Regelunterricht früher beenden, und der Zeitplan für die nationalen Prüfungen und die Abiturprüfungen wurde geändert. Für diejenigen, die in diesem Schuljahr keine Prüfungen ablegen, wird der Unterricht 36 Wochen dauern und am 20. Juni 2025 enden. Außerdem wird es fünf Ferienzeiten geben.

    Ein Handyverbot während des Unterrichts und die Einführung spezieller Räume für störende Schüler, in denen sie von einem Lehrer beaufsichtigt werden, sind weitere wichtige Bestimmungen. Außerdem erhalten die Schüler ab diesem Jahr am Ende jeder Unterrichtseinheit eine Note für ihr Benehmen, und der Jahresdurchschnitt wird für jeweils 20 unentschuldigte Fehlzeiten um einen Punkt gesenkt. Bildungsministerin Ligia Deca erklärt, warum diese Maßnahme ergriffen wurde.

    Wir haben zahlreiche Gespräche mit Schulleitern geführt, in denen bedauerlicherweise von Gewalttaten an Schulen berichtet wurde, und sie haben uns gesagt, dass es für Schüler viel besser ist, wenn sie wissen, dass sie für jede Einheit eine Note erhalten. Wenn sie also zum Beispiel einen kurzen Aussetzer in ihrem Verhalten haben, können sie für dieses Modul benotet werden. Wenn sie ihr Verhalten korrigieren, kann dies mit den Noten für die anderen Module ausgeglichen werden. Auf diese Weise kann man sich auch ein fundierteres Bild davon machen, was mit dem Benehmen eines Schülers im Laufe der Zeit geschieht.

    In diesem Schuljahr werden fast 1900 Schulen im ganzen Land ein elektronisches Notenheft haben, um mehr als 700 zusätzliche Schulen verglichen mit dem Monat September des Vorjahres. Nach Angaben des Bildungsministeriums werden zu Beginn dieses Schuljahres mehr als 850 der insgesamt fast 6.300 Schulen in Rumänien aus Modernisierungs- oder Baugründen umziehen müssen. Darüber hinaus müssen 22 Schulen ihren Unterricht in drei Schichten organisieren.

    Nach Angaben der Bildungsministerin gibt es auch einen neuen Plan zur Bekämpfung von Gewalt an Schulen, der klare Maßnahmen und Fristen für alle Beteiligten, von den Ministerien bis zu den Inspektoraten, vorsieht. Laut Ministerin Deca sollen die Maßnahmen der Vorbeugung von Gewalttaten und dem Konsum von verbotenen Substanzen an Schulen dienen.

    Die Schulen werden Kampagnen, Programme und Aktionen durchführen, um Gewalt in der voruniversitären Schulumgebung, Menschenhandel und Drogenkonsum zu verhindern und eine gesunde Lebensweise zu fördern. Die Sonderwochen <Schule einmal anders> setzen sich ebenfalls die Prävention und Reduzierung von Gewalt, den Drogen-, Alkohol- und Tabakkonsum sowie die Verkehrserziehung zum Schwerpunkt.

    Für den Bereich Schulabbruch sind kostenlose Mahlzeiten für die Schüler eingeführt worden. Als Ergebnis dieser Maßnahme, so die Ministerin, würden die Schulabbrecherquoten deutlich zurückgehen, insbesondere in sozioökonomisch benachteiligten Gebieten. Gleichzeitig wurden die Zahl und die Höhe der Stipendien erhöht und die Zahl der Schulberater aufgestockt, ebenfalls um die Schulabbrecherquote zu senken. Abschließend stellen die Behörden fest, dass das rumänische Bildungswesen nach wie vor großer Investitionen bedarf.

  • „Bildungsstandort Rumänien“: Was  bringen die neuen Bildungsgesetze?

    „Bildungsstandort Rumänien“: Was bringen die neuen Bildungsgesetze?





    Seit fünf Jahren koordiniert die derzeitige Bildungsministerin Ligia Deca das Projekt Bildungsstandort Rumänien“, das vom Staatspräsidenten Klaus Johannis ins Leben gerufen wurde und während seiner beiden Amtszeiten immer wieder für Schlagzeilen aufgrund der Verzögerung seiner Umsetzung sorgte. Das Projekt, das nun in Form der neuen Bildungsgesetze in die Praxis umgesetzt wird, soll eine Lösung für die schwerwiegenden Probleme im rumänischen Bildungssystem liefern.



    Die Missstände im rumänischen Bildungssektor sind gravierend und sie haben sich festgesetzt. Die Gesetze in diesem Bereich sind seit der antikommunistischen Revolution von 1989 unzählige Male abgeändert worden, und die zahlreichen Minister und Ministerinnen unterschiedlicher politischer Couleur, die sich an der Spitze des Bildungswesens die Klinke in Hand gaben, hatten kein klares Konzept, wie die Mängel zu beheben sind, auf die Lehrer, Schüler und Eltern immer wieder hingewiesen haben.



    Nach einer ersten Phase von Konsultationen in den Jahren 2016–2017 wurde das Projekt Bildungsstandort Rumänien“ 2018 zur öffentlichen Debatte gestellt. Als Beraterin des Präsidenten für Bildung koordinierte Ligia Deca das Projekt direkt, nahm an den Debatten teil und verantwortete den Abschlussbericht, der im Sommer 2021 veröffentlicht wurde. Mehr als 60 Bildungseinrichtungen und fast 13 Tausend direkt Betroffene und Experten waren an der Ausarbeitung des Abschlussberichts beteiligt.



    Im vergangenen Herbst ernannte Präsident Klaus Johannis Ligia Deca schlie‎ßlich zur Bildungsministerin und übte Druck auf den Politikbetrieb aus, damit das Programm Bildungsstandort Rumänien“ möglichst schnell per Gesetz verwirklicht wird. Genauer gesagt sind nach langem Hickhack zwei Gesetze daraus geworden. Das Gesetz über die voruniversitäre Bildung zielt unter anderem darauf ab, die Zahl der Schulabbrecher zu verringern, und mit dem Gesetz über die Hochschulbildung soll die Zusammenarbeit zwischen den Universitäten in Rumänien und europäischen Partneruniversitäten gefördert werden. Die Professionalisierung der beruflichen Laufbahn der Lehrkräfte, die Verbesserung des Zugangs zur Früherziehung, die Verringerung des funktionalen Analphabetismus, die Anpassung der Lehrpläne an den Arbeitsmarkt, die Modernisierung der Test- und Bewertungsmethoden und die verstärkte Unterstützung von Kindern aus benachteiligten Verhältnissen sind weitere, ebenso wichtige Ziele.



    Die meisten Eltern und Schüler sind jedoch daran interessiert, was sich kraft der neuen Bildungsgesetze in der sogenannten Nationalen Bewertung (der Aufnahmeprüfung für die Oberschule) und dem Abitur ändern wird. Bekannt ist, dass das Abitur einen zusätzlichen Test beinhalten wird, der die Grundkenntnisse der Schüler abfragt, und dass zusätzlich ein sogenanntes technisches Abitur eingeführt wird. Ministerin Ligia Deca erläuterte kürzlich im rumänischen Rundfunk, wie die Aufnahmeprüfung für die Oberschule künftig gestaltet werden soll:



    Im Wesentlichen handelt es sich dabei um die Nationale Bewertung, wie wir sie jetzt kennen, die aus den Prüfungen in Rumänisch und Mathematik besteht sowie — im Falle der anerkannten nationalen Minderheiten — der Prüfung in der jeweiligen Muttersprache. Danach folgt eine potenzielle Prüfung für die Zulassung zum Gymnasium — allerdings nur für die Profile, bei denen es einen Wettbewerb gibt. Hier sprechen wir von 60 % der Ausbildungsplätze, die durch diese Aufnahmeprüfung vergeben werden können; die restlichen 40 % der werden auf der Grundlage einer computergestützten Verteilung der erfolgreichen Kandidaten auf die jeweiligen Gymnasien vergeben und auf der Grundlage der Ergebnisse der Nationalen Prüfung ermittelt. Schüler und Eltern sollten sich darüber im Klaren sein, dass diese Änderungen nicht zeitgleich mit dem Gesetz in Kraft treten werden, also nicht nächstes Jahr oder in zwei Jahren. Wir wollen Vorhersehbarkeit, und deshalb werden erst die Kinder, die im ersten Schuljahr nach der Verabschiedung des Gesetzes in die fünfte Klasse kommen, die Nationale Prüfung ablegen und nach der neuen Formel auf dem Gymnasium aufgenommen. Konkret wird die Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium frühestens ab 2027 gelten, und die neue Abiturprüfung entweder 2028 oder 2029 zum Zuge kommen, je nachdem, wie schnell wir die Lehrplanreform abschlie‎ßen.“




    Mit den neuen Bildungsgesetzen sollen die Schüler in den Mittelpunkt gerückt und das Potenzial eines jeden Kindes gefördert werden. Wie soll dies erreicht werden? Ministerin Ligia Deca erläutert weiter:



    Wir sprechen hier von einem Paradigmenwechsel. Es geht nicht mehr um Lehrpläne nach Vorstellungen der Schule, sondern um Lehrpläne, die an die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Schüler angepasst sind, d.h., die die Schüler werden aus dem Angebot der Schule wählen dürfen. Wir wollen, dass diese Wahlmöglichkeit verstärkt wird und dem Potenzial der Kinder besser entspricht. Gleichzeitig wird es ein Schülerportfolio geben, in dem im Grunde alle Informationen über den Bildungsweg eines Kindes gesammelt werden, so dass wir bei Problemen viel früher eingreifen können, als dies jetzt möglich ist. Für jeden Bildungszyklus gibt es gesetzliche Bestimmungen, die den Schulberater, den Schulleiter, die Familie und die anderen Lehrer besser miteinander vernetzen, so dass für jeden Schüler ein individueller Plan erstellt werden kann. Au‎ßerdem werden wir durch das nationale Programm zur Verringerung des funktionalen Analphabetismus über standardisierte, jährliche Tests verfügen, die es uns ermöglichen, festzustellen, wo Nachholbedarf besteht und wo wir ein höheres Ma‎ß an Komplexität anbieten können, damit Kinder, die zu hohen Leistungen fähig sind, entsprechend gefördert werden. Wir sprechen also über Gesetze, die viel stärker auf die Bedürfnisse der Schüler ausgerichtet sind.“




    Wie ist es jedoch um die Lehrkräfte bestellt? Ändert sich etwas in der Entlohnung und der Bewertung ihrer Aktivität? Bildungsministerin Ligia Deca kommt erneut zu Wort:



    Das Bildungsministerium hat in den letzten Monaten gemeinsam mit den wichtigsten Gewerkschaftsverbänden an den Gehaltstabellen im Rahmen des neuen Entlohnungsgesetzes gearbeitet. Seit Februar haben wir unsere Vorschläge an das Arbeitsministerium gesandt, um zum Entwurf für das neue Besoldungsgesetz beizutragen. Es gab auch direkte Gespräche mit den Gewerkschaften, aber auch zwischen den Gewerkschaften und Vertretern der Parteien der Regierungskoalition. Was die Bewertung der Arbeit der Lehrkräfte betrifft, so haben wir vereinbart, gemeinsam zu prüfen, wie wir die bereits vorhandenen Instrumente wie die Leistungsvergütung anpassen können, aber auch, wie wir neue Anreize einführen können, z.B. die Regelung, dass 2 % des Gehaltsfonds dem Schulleiter zur Verfügung gestellt werden, um Lehrkräfte zu motivieren, die sich stärker in Schulprojekte einbringen.“




    Die bisherigen Zahlen sprechen jedoch eine andere Sprache: Der Schulabbruch ist immer noch eines der grö‎ßten Probleme an rumänischen Schulen, wobei Rumänien laut Eurostat den höchsten Prozentsatz an Schulabbrechern in Europa aufweist. Die Schulabbrecherquote ist in den ländlichen Gebieten am stärksten ausgeprägt. Hinzu kommt der funktionale Analphabetismus, der in den PISA-Tests unter 15-jährigen rumänischen Schülern gemessen wird. Auch hier liegt Rumänien weit über dem europäischen Durchschnitt. Mit anderen Worten: Eine beträchtliche Anzahl rumänischer 15-Jähriger versteht die Inhalte gelesener Texte nicht. Der Mangel an Lehrern und qualifiziertem Schulpersonal ist ein weiteres Problem, das seit Jahren ungelöst ist. Die niedrigen Erfolgsquoten bei den Lehramtsprüfungen der letzten Jahre sind besorgniserregend. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Gewalt an den Schulen und der Drogenkonsum unter Schülern, Phänomene, in in letzter Zeit dramatisch zugenommen haben.



    Kritiker des Projekts Bildungsstandort Rumänien“ bemängeln, dass die Initiative des Präsidenten nicht von den bestehenden konkreten Problemen ausginge, sondern nur eine Sammlung von Allgemeinplätzen sei. Daher werden die neuen Bildungsgesetze — trotz der Änderungen, die sie mit sich bringen — die derzeitigen Probleme nicht lösen können, sondern eher mehr Verwirrung mit sich bringen, so die Kritik.



    Für die Umsetzung der in den neuen Gesetzen vorgesehenen Reformen werden mehr als 3 Milliarden Euro aus dem in Brüssel genehmigten Nationalen Aufbau- und Resilienzplan (PNRR) bereitgestellt.

  • Soziales Bildungsrisiko: Schüler aus prekären Verhältnissen sind benachteiligt

    Soziales Bildungsrisiko: Schüler aus prekären Verhältnissen sind benachteiligt

    Über das rumänische Schulsystem wird schon seit langem viel geschrieben, von allen Seiten und aus allen Blickwinkeln. Eltern, Lehrer und Schüler brachten ihre eigenen Ansichten darüber ein, warum beispielsweise die Abbrecherquoten so hoch sind (im Jahr 2020 lag sie bei 15,3%, also über der EU-Rate). Viel diskutiert wurde auch, warum die Schüler so schlecht ausgebildet sind — denn 2018 galten etwa 40% der 15-jährigen Schüler als sogenannte funktionale Analphabeten. Ein anderes Thema war, warum die Lehrer nicht motiviert sind.



    Hinzu kommt die Tatsache, dass verschiedene soziologische Studien darauf hinweisen, dass viele Schüler aus ländlichen und benachteiligten Gebieten sehr arm sind, was Auswirkungen auf ihre Bildung hat. Um Klarheit zu schaffen, hat die NGO Human Catalyst das Konzept des sozialen Bildungsrisikos entwickelt, ein Instrument zur Messung von Bedingungen, die zu schlechten schulischen Leistungen und sozialer Ausgrenzung aufgrund schlechter Bildung führen. Unter diesem Gesichtspunkt wurden fast alle Schulen in Rumänien über einen Zeitraum zwischen 2015 und 2019 geprüft, wobei die Untersuchung auf Klassen zwischen der ersten und achten Klasse lief. Es handelt sich dabei um ein Aggregationsinstrument, da die Schulleistungen stark von dem Umfeld beeinflusst werden, in dem die Bildung stattfindet, erläutert Laura Greta Marin, die Human Catalyst vorsteht:



    Mit Hilfe von Langzeitdokumentationen, theoretischen Studien, aber auch Feldforschung haben wir diese Formel und diesen Algorithmus entwickelt, bei dem wir Bildungsdaten mit Informationen über den Kontext, in dem das Kind lebt, oder über die Gegend, in der die Schule liegt, kombinieren. Das ist wichtig, denn es ist eine bekannte Tatsache, dass die Umgebung einen erheblichen Einfluss auf die schulischen Leistungen hat. Daher war es uns ein gro‎ßes Anliegen, einen relevanten und vertrauenswürdigen Indikator zu finden, der zusätzlich zu den offiziellen Daten über Bildungssysteme verwendet werden kann. Es handelt sich dabei um ein Instrument zur Aggregation von Daten über das schulische Umfeld wie auch über das Lebensumfeld der Menschen.“





    Die Ergebnisse der Anwendung des Sozialen Bildungsrisikos zur Untersuchung rumänischer Schulen über vier Jahre wurden kürzlich in einer einschlägigen Studie veröffentlicht. Sie wird von einer Online-Karte begleitet, die die Situation der Schulen in jedem Landkreis detailliert beschreibt. Doch welche Indikatoren flie‎ßen in das Bildungsrisiko ein? Zum einen die Schulabbrecherquote, aber auch andere Elemente, die Laura Greta Marin erklärt:



    Ein wichtiger Indikator ist die Ausbildung der Lehrer, ausgedrückt durch die Anzahl der Lehrer ohne angemessene Ausbildung im Verhältnis zur Gesamtzahl der Lehrer in einer bestimmten Einheit. Dann haben wir die Schüler gezählt, die nicht an der nationalen Lernstanderhebung teilgenommen haben, und auch den Notendurchschnitt der Schüler, die daran teilgenommen haben. Auch ziehen wir den sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungsstand der Region oder des Ortes heran, den wir von der Weltbank haben. Hier wird die Ausgrenzung von 1 bis 4 eingestuft, wobei 4 der maximale Grad ist. Dies bedeutet ein niedriges Bildungsniveau sowie ein niedriges soziales und wirtschaftliches Niveau.“





    Nachdem Human Catalyst so über 4000 Schulen prüfte, kam der Verein zum Schluss, dass fast 40% von ihnen zwischen 2018 und 2019 sozialpädagogisch gefährdet waren. Über 1.500 wurden als benachteiligt“ eingestuft, also fast 40%. Das ist weit mehr als im Zeitraum 2017–2018, als 27% der Schulen benachteiligt“ waren, und noch mehr als 2015–2016. Am schlimmsten schnitten die Landkreise Covasna, Vaslui, Mureș, Călărași und Tulcea ab. Auch in Bezug auf die Lehrerausbildung besagt die Human Catalyst-Studie, dass es für benachteiligte Gebiete schwierig ist, an ausgebildetes Lehrpersonal zu kommen. Rückläufig sind die Ergebnisse der Nationalen Lernstandserhebung am Ende der 8. Schulklasse. Bei der Analyse dieser Ergebnisse kamen die Mitarbeiter von Human Catalyst zu dem Schluss, dass die Durchschnittsnoten im Schuljahr 2018–2019 in allen Landeskreisen mit vier Ausnahmen im Vergleich zum Schuljahr 2015–2016 niedriger waren.



    Die Studie gilt nun als Grundlage für die Bildungspolitiker, die Gegenma‎ßnahmen erarbeiten müssen.

  • Bildung im ländlichen Milieu: Programme gegen Schulabbruch

    Bildung im ländlichen Milieu: Programme gegen Schulabbruch

    EU-Statistiken belegen, dass die Schulabbrecherquote in Rumänien 2016 bei 18,5% lag und damit über den Vorjahreswerten lag. Schwerwiegend ist die Lage in ländlichen Gebieten, dort brechen wesentlich mehr Kinder die Schule ab als in den Städten. Das Gefälle zwischen Stadt und Land wurde auch von einer Studie der Stiftung World Vision Romania erfasst. Dabei sei es um mögliche Investitionsprojekte für die Bildung in ländlichen Gebieten gegangen, wie Gabriela Onofrei, Projektmanagerin bei der Stiftung, erklärt.



    Die Angaben aus dem Bildungsministerium deuten auf einen Unterschied von 24 Prozentpunkten zwischen Stadt und Land hin, wenn es um die Partizipationsrate an Bildung geht. Eine von zehn Schulen aus den Dörfern und Gemeinden schafft es nicht, mit allen Grundschülern, die beim Schuleintritt dabei waren, die fünfte Klasse zu erreichen. Nach den ersten acht Klassen haben die Hälfte aller Schulen in ländlichen Gebieten Schulabgänger. Die meisten Schulabbrecher sind aber in den Gymnasien ab der 9. Klasse festzustellen. Nur ein gutes Viertel aller Gymnasien meldet keine derartigen Fälle. Mehr als 40% der Schulabgänger nach Abschluss der achten Klasse bleiben den heimatlichen Gemeinschaften auf dem Lande erhalten, wo sie im Haushalt mit anpacken.“




    Leider ist das aber nicht das einzige schwerwiegende Problem für das Bildungssystem in ländlichen Gebieten. Die durchschnittliche Leistung bei der sogenannten Landesbewertung 2017, der Zulassungsprüfung nach der achten Klasse für das Gymnasium, lag auf dem Land um gut einen Notenpunkt unter dem Durchschnitt in der Stadt. Und das ist eigentlich auch genau die Stufe für die Verschärfung und Anhäufung der Probleme — das Ende des rumänischen Grundschulzyklus und der Beginn der Gymnasiumsstufe. Hier nehme die Schulabbrecherquote rapide zu, denn in ländlichen Gebieten gebe es viel weniger Gymnasien und die Schüler müssten lange Schulwege in Kauf nehmen, sagt Gabriela Onofrei von World Vision Romania.



    Es ist sehr schwierig für ein Kind vom Lande, ein Gymnasium zu besuchen, die langen Strecken, die zurückgelegt werden müssen, spiegeln sich auch in unserer Studie wider. Mehr als 18% der Befragten haben angegeben, dass die Schule schwer zu erreichen ist, dass man von Zuhause etwa 90 Minuten dafür braucht. Und hier lassen sich auch beachtliche Leistungsunterschiede zwischen den Kindern feststellen. Wir haben auch einen Durchschnitt der Noten bei der Landesbewertung vorliegen und der Anteil der Schüler, die unter der Mindestnote 5 abgeschlossen haben, ist in ländlichen Gebieten dreimal so hoch als in der Stadt. Der Anteil der Leistungen über Note acht, was etwa einer Zwei in Deutschland entspricht, ist zwanzig Mal so hoch in der Stadt.“




    Mit ihrem Programm Ich will in die Neunte“ will die Stiftung World Vision Schüler zur Fortsetzung ihrer Ausbildung ermutigen. Das Programm läuft bereits seit zehn Jahren, und in diesem Zeitraum haben gut 1300 Schüler jeweils ein monatliches Stipendium von einem Sponsor erhalten, um die Schule nicht abzubrechen. Ein weiteres Programm hei‎ßt in freier Übersetzung Brot und Morgenrot“ — dieses bietet Grundschülern eine warme Mahlzeit und Betreuung bei den Hausaufgaben.



    Darüber hinaus gibt es in ländlichen Gebieten nicht genügend Lehrkräfte, viele Lehrer müssen pendeln. Und au‎ßerdem fällt ein gro‎ßes Gefälle zwischen Land und Stadt auf, wenn es um Qualifikationen der Lehrer geht. Promovierte oder erfahrene Lehrkräfte mit Lehramtsdiplom ersten Grades arbeiten vor allem in städtischen Schulen, während auf dem Lande vorwiegend Referendare und unerfahrene Lehrer unterrichten. Auf der Suche nach einem allgemeinen Lagebild der Lehrkräfte in ländlichen Gebieten unterhielten wir uns mit Ema Barbă, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit beim Programm Teach for Romania“.



    Statistisch werden 96% der Kinder, die auf dem Land zur Welt kommen, nie ein Hochschulstudium absolvieren. Bei den Roma-Kindern sind es sogar 99%. Gleichzeitig sind die Humanressourcen begrenzt, ich meine damit die Anzahl der Lehrkräfte in ländlichen Gebieten. Die Arbeitsplätze dort sind bei den Lehrkräften nicht besonders begehrt. Deshalb finden wir, dass es auch in dieser Hinsicht viele Lücken zu füllen gilt. Es müssen die Stellen in den ländlichen Schulen besetzt werden, so dass möglichst viele Kinder Zugang zu einer hochwertigen Ausbildung bekommen.“




    Um dieses Ziel zu erreichen, bietet das Programm Teach for Romania“, das Teil des internationalen Netzwerks Teach for All“ ist, mehrere Ma‎ßnahmen an. Dadurch erhofft man sich, professionelle Lehrkräfte für die Schulen auf dem Land anzuwerben und zu integrieren. Die Vorauswahl und das spätere Programm hätten gezeigt, dass es recht viele Interessenten gibt, so Ema Barbă.



    Wir haben momentan 66 Lehrkräfte in unserem Programm. Zwei Generationen von Absolventen waren zwei Jahre lang an den Ma‎ßnahmen des Programms beteiligt und sind heute auf diversen Ebenen der Zivilgesellschaft tätig. Derzeit sind wir in über 70 Schulen in 12 Landkreisen tätig. Im vergangenen Jahr haben sich mehr als 1000 Personen für eine Stelle im Lehramt von Teach for Romania beworben. Wir waren erfreut, zu sehen, dass so viele Menschen, die in vielen Bereichen arbeiten könnten, entschieden haben, im öffentlichen Bildungssystem zu unterrichten, und vor allem in benachteiligten Regionen.“




    Das Programm umfasst vier Etappen, in den ersten zwei geht es um die Lehrerausbildung. Die dritte Etappe ist der eigentliche Unterricht über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die letzte Etappe beginnt am Ende der zweijährigen Periode, wenn die Teach for Romania“–Lehrer die Möglichkeit haben, ihre Tätigkeit im Lehramt fortzusetzen oder in verwandte Arbeitsbereiche zu wechseln, die die Bildungsreform mitunterstützen.

  • Nachrichten 08.09.2017

    Nachrichten 08.09.2017

    Der rumänische Finanzminister, Ionuţ Mişa, hat am Freitag eine positive Haushaltsanpassung angekündigt. Nach den wirtschaftlichen Entwicklungen in den ersten 8 Monaten dieses Jahres wird ein Wirtschaftswachstum von 5,6% in Rechnung genommen anstatt 5,2%, wie bisher, sagte Ionuţ Mişa. Infolge der positiven Haushaltanpassung werden die Ministerien für Landwirtschaft, Gesundheit, Arbeit, Justiz, das Innenministerium und der rumänische Nachrichtendienst mehr Geld bekommen. Weniger Geld erhalten dagegen die Ministerien für Regionale Entwicklung, Verkehr und Telekommunikation. Die abgezogenen Summen beziehen sich auf EU-finanzierte Projekte, die nicht entsprechend durchgeführt wurden, so der Finanzminister.



    Die EU-Kommissarin für Regionalpolitik, Corina Creţu, hat am Freitag in Bukarest erklärt, Rumänien brauche unbedingt Investitionen im Verkehrswesen, denn die Lage in diesem Bereich sei besorgniserregend. Ein wichtiges Gesprächsthema bei dem Treffen Corina Cretus mit Verkehrsminister Răzvan Cuc war das Projekt der neuen S-Bahn-Strecke, die Bukarest mit dem internationalen Flughafen Otopeni verbinden sollte. Besonders wichtig sei diese S-Bahn-Strecke aus der Perspektive der EU-Fussballmeisterschaft 2020; einige Begegnungen der Endrunde werden in Rumänien ausgetragen. Einzelheiten über den Besuch der EU-Kommissarin für Regionalpolitik in ihrem Heimatland Rumänien erfahren Sie nach den Meldungen.



    Ein neues Unterrichtsgesetz in der Ukraine sorgt für Unmut in Rumänien: demnach soll dort der Unterricht in der Muttersprache der Minderheiten – also auch der rumänischen – nur in Kindergärten und in der Grundschule erfolgen. An Gymnasien und Universitäten soll dafür nur in der Amtssprache unterrichtet werden. Von der neuen Rechtslage sind mehr als eine halbe Millionen Rumänen betroffen. Die rumänischen Behörden haben sich eingeschaltet – die Ministerin für die Belange der Rumänen im Ausland, Andreea Pastarnac, hat beim ukrainischen Botschafter um ein Gespräch angesucht und zeigte sich besorgt über die neuen Vorschriften. Premierminister Mihai Tudose forderte auch das Außenministerium auf, sich zu engagieren. Das Ministerium erinnerte nun die ukrainische Seite daran, dass nach dem anwendbaren Übereinkommen, Angehörige der nationalen Minderheiten das Recht haben, Unterricht in ihrer Muttersprache zu erhalten.



    Rumänien ist EU-weit das Land mit der dritthöchsten Schulabbrecherquote – das zeigen die neusten Daten von Eurostat. Demnach lag die Quote in Malta bei 19,6%, in Spanien bei 19% und in Rumänien bei 18,5%. Den Gegenpol bilden Kroatien, Litauen und Slowenien. Die Anzahl der Schulabbrecher sei in fast allen Ländern über die letzten 10 Jahre rückläufig mit Ausnahme Rumäniens, Tschechiens und der Slowakei, wo die Zahl noch zunahm. Das Ziel für 2020 ist, die Quote in der EU unter 10% zu drücken.



    Serbien ist an einer Verbindung seiner Erdgasnetze mit jenen Rumäniens interessiert. Das sagte der serbische Energieminister Aleksandar Antic auf einer Fachkonferenz im greichischen Alexandropoulis. Rumänien habe gute Ergebnisse in der Erforschung der Erdgasvorkommen im Schwarzen Meer gehabt, sagte Antic, der seine Teilnahme am regionalen Forum der Energieminister in Bukarest Ende September bestätigte.



    Rumänien wird seine Grenzen verstärken – nach Angaben der Grenzpolizei sollen die Observationsgeräte voll ausgelastet und das Personal aufgestockt werden. In den ersten sieben Monaten haben rumänische Grenzpolizisten fast 3000 illegale Migranten aufgegriffen. Die meisten versuchten, aus Serbien einzureisen und über Ungarn nach Westeuropa zu gelangen. Neuerdings versuchen einige, auch über Bulgarien oder über das Schwarze Meer einzureisen, so die Grenzpolizei.



    Politischer Eklat in der Moldau: der Russlandnahe sozialistische Präsident Igor Dodon hat am Freitag per Dekret die Beteiligung der Truppen seines Landes an Einsätzen im Ausland ohne seine ausdrückliche Zustimmung verboten. Dodon verlangte dem prowestlichen Premierminister Pavel Filip, den stellvertetenden Verteidigungsminister zu entlassen und eine Untersuchung einzuleiten – er wolle wissen, wer sich der Missachtung eines seiner Befehle schuldig macht. Dodon hatte den moldauische Truppen die Teilnahme an Militärübungen in der Ukraine untersagt, die Regierung hatte den Einsatz dennoch genehmigt und klargestellt, dass 80% der Kosten der Teilnahme an solchen Übungen von internationalen Organisationen getragen werden.



    Rumänien bleibt der wichtigste Handelspartner der Republik Moldau. Nach sieben Monaten lag das Außenhandelsvolumen der beiden Länder bei 660 Millionen Dollar, errechnete das moldauische Statistikamt. Die EU ist ingesamt der größte Abnehmer moldauischer Waren – der Anteil der Exporte in die Union beträgt 64% der Gesamtausfuhren.

  • Europäische Union besorgt über zunehmende Jugendarbeitslosigkeit

    Europäische Union besorgt über zunehmende Jugendarbeitslosigkeit

    Im Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit, von der 15 Millionen Jugendliche in der Europäischen Union derzeit betroffen sind, fehlen bislang wirksame Ma‎ßnahmen zu deren Integration und infolgedessen droht den Jugendlichen der Absturz in die Armut. Dies erklärte in Bukarest die EU-Kommissarin für Bildung, Kultur, Mehrsprachigkeit und Jugend Androulla Vassiliou. Die EU-Kommissarin beteiligte sich in Bukarest an der internationalen Tagung zum Thema “Förderung von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt, gemeinsame Herausforderungen — gemeinsame Lösungen”, wo sie die Herkunft der Angehörigen dieser Kategorie erläurterte.



    Androulla Vassiliou: “Mit sozialer Ablehnung und Zurückweisung konfrontieren sich im besonders hohen Grad Migrantenkinder oder Jugendliche, die aus Familien mit behinderten Mitgliedern oder aus benachteiligten Milieus stammen. Äu‎ßerst vulnerabel sind auch frühzeitige Schulabbrecher oder Jugendliche, die das Studium nicht abschlie‎ßen. Die zunehmende Jugendarbeitslosigkeit ist derzeit eine der grö‎ßten Herausforderungen Europas. Die Jugendarbeitslosenquote liegt jetzt im Durchschnitt bei 24% und nahm im Vergleich zum Vorjahr deutlich zu.”



    Millionen Jugendlichen sind derzeit arbeitslos und zahlen demzufolge auch keine Sozialversicherungen. Dies habe negative Auswirkungen auf die Gesellschaft, verursache Sozialausgaben und die europäische Wirtschaft verliere folglich 160 Millionen Euro im Jahr, das hei‎ßt knapp 1,3% des Brutto-Inlads-Produktes, fügte die EU-Bildungskommissarin hinzu. Der Mangel an Beschäftigung und die soziale Zurückweisung können zudem zu Störungen des Sozialverhaltens und zur Zugehörigkeit zu politischen Extremgruppen führen, warnte die EU-Bildungskommissarin anschlie‎ßend.



    Die nationalen Bildungssysteme müssten reformiert werden, damit die Jugendlichen die notwendigen Fähigkeiten erwerben, um nach Studiumabschluss eine Stelle zu finden, sagte ferner die EU-Bildungskommissarin. Ministerpräsident Victor Ponta erklärte beim gestrigen Treffen, er sei mit dem Funktionieren des rumänischen Bildungssystems nicht zufrieden und der delegierte Minister für Hochschulwesen, Mihnea Costoiu, sagte, Rumänien sei das EU-Land mit dem grö‎ßten Anteil der arbeitslosen Jugendlichen. 23% der Rumänen, die der Alterskategorie 25-29 Jahre angehören, seien derzeit arbeitslos und nehmen auch an keinem Ausbildungsprogramm teil. Das rumänische Bildungssystem befinde sich derzeit inmitten eines Modernisierungsverfahrens und soll an die Bedürfnisse des 21. Jahrhunderts angepasst werden.



    Rumänien werde aus dieser Sicht den Akzent auf Fortbildung und Partnerschaften mit dem Wirtschaftsumfeld setzen und Ma‎ßnahmen treffen, die die Chancengleichheit garantieren, fügte Costoiu hinzu. In der Europäischen Union werden derzeit zwei Programme umgesetzt, die die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen: “Jugendgarantie”, das vorsieht, dass jeder arbeitslose Jugendliche in der EU unter 25 Jahren binnen vier Monaten nach Studiumabschluss ein Angebot für einen Job, eine Ausbildung oder Praktikumsplatz bekommt, ein Programm, das seit einem Monat auch in Rumänien existiert, und das Bildungsprogramm “Erasmus Plus”, das die EU-Bildungskommissarin am Dienstag in Bukarest vorstellt.