Tag: Schulbücher

  • Klett Gruppe und rumänischer Verlag Art gehen Partnerschaft ein

    Klett Gruppe und rumänischer Verlag Art gehen Partnerschaft ein

    Am 17. Juli unterzeichnete der Verlag, dessen Wurzeln in Stuttgart liegen, eine Partnerschaft mit dem rumänischen Verlag Art. Die Bildung ist kein Ergebnis, sondern ein kontinuierlicher Prozess, daher investiert die Klett Gruppe in Produkte und Kunden mit einer langfristigen Vision, sagte auf der Pressekonferenz in Bukarest der Vorstandssprecher der deutschen Verlagsgruppe, Philipp Hau‎ßmann. Am 17. Juli unterzeichnete in Bukarest die Klett Gruppe eine Partnerschaft mit dem rumänischen Verlag Art. Es handelt sich um die erste ausschlie‎ßliche Partnerschaft zwischen einem rumänischen Verlag und einer der grö‎ßten Verlagsgruppen europaweit. Der Verlag mit 100% rumänischem Kapital möchte somit das europäische Know-How im Bildungsbereich auf ihre Produkte übertragen. Der Wettbewerb auf dem rumänischen Markt der Schulbücher sei eine Herausforderung für den deutschen Verlag, so Philipp Hau‎ßmann. Mit welchen Erwartungen steigt die Klett Gruppe in dieses Projekt ein, erläutert der Vorstandssprecher des deutschen Verlags:



    Mit Erwartungen bin ich immer vorsichtig, aber meine Haupterwartung wäre, dass wir es schaffen, in den nächsten Jahren einen möglich exzellenten Schulbuchverlag hier in Rumänien aufzubauen. Ich glaube, dass der Wettbewerb hier, auf dem rumänischen Markt, recht intensiv ist, es gibt einige interessante Verlage hier, also der Wettbewerb ist die erste Herausforderung; die zweite ist, dass wir mit unseren Methoden es schaffen, die Lehrer zu überzeugen, mit unseren Sachen zu arbeiten — dafür werden wir viel Fortbildung machen müssen und viel mit den Lehrern arbeiten müssen, aber das sehe ich eigentlich nicht als Problem.“




    Trotz des Brexits bleibe die Europäische Union stark und vereint, sagte Philip Hau‎ßmann in Bukarest mit Blick auf die Zukunft der Bildung — somit rechne der deutsche Verlag auch mit einer Vereinheitlichung der Bildung europäischer Staaten. Die europäische Bildung müsse sich zudem an die Globalisierung anpassen, denn die Herausforderungen, vor denen die Jugendlichen der EU-Länder stehen, werden immer ähnlicher. Die Digitalisierung stelle für die Schul- und Bildungsverlage von heute eine Chance und eine Herausforderung zeitgleich dar. Der deutsche Verlag schlie‎ßt daher nicht aus, in Zukunft digitale Bildungsprodukte auf den rumänischen Markt zu bringen. Selbst wenn es ein gro‎ßes Angebot im Bereich der Schulbücher auf dem rumänischen Markt gibt, bringe die Klett Gruppe im Rahmen der Partnerschaft mit dem Verlag Art etwas Neues auf den rumänischen Markt, sagt Philipp Hau‎ßmann:



    Im ersten Schritt vor allem Sprachlehrwerke: Spanisch, Französisch, Deutsch und teilweise auch Englisch, das ist, was wir direkt hier einbringen möchten, was die Art-Verlegergruppe noch nicht hatte, und dann werden wir was Ähnliches zusammen im Programm ausarbeiten, aber ich denke, im Bereich digitale Produkte werden wie auch in nächster Zeit einiges machen.“




    Die Wurzeln des deutschen Verlags, für welchen die Bildung nicht nur ein Geschäft, sondern auch einen Auftrag darstellt, liegen in Stuttgart. Aus dem 1897 von Ernst Klett und seinem Schwager Julius Hartmann gegründeten Unternehmen entstand nach dem Krieg ein renommierter Schulbuchverlag. 1977 wurde der Verlag Klett-Cotta gegründet, der die Werke wichtiger literarischer Autoren sowie Meilensteine des historischen und psychologischen Sach- und Fachbuchs verlegt. Durch weitere Neugründungen sowie den Aufbau des Geschäftsbereichs Erwachsenen- und Weiterbildung entwickelte sich Klett zu einer dezentral organisierten Unternehmensgruppe mit vielfältigen Geschäftsbereichen. Heute ist die Klett Gruppe europaweit als Bildungsunternehmen tätig, mit Niederlassungen in Städten wie Barcelona, Warschau oder Paris. Dort werden, wie in den deutschsprachigen Ländern, Lehr- und Lernmittel für den nationalen Bedarf entwickelt.



    Mit europaweit rund 58 Verlagen und Unternehmen ist die Klett Gruppe heute ein wichtiger Anbieter von Bildungsprodukten aller Art. In Stuttgart engagiert sich die Gruppe auch in verschiedenen Initiativen, um Kultur zu fördern und Bildungschancen für Kinder und Jugendliche zu eröffnen.

  • Wahlfach „Geschichte des Kommunismus“ in rumänischen Schulen

    Wahlfach „Geschichte des Kommunismus“ in rumänischen Schulen

    Seit 2008 wurde in den Gymnasien ein Wahlfach für Geschichte des Kommunismus eingeführt. Der Endbericht des Präsidialausschusses für die Analyse der Kommunistischen Diktatur in Rumänien umfasste eine solche Empfehlung. Kurz nachdem der Lehrplan erarbeitet wurde, hat man auch die Schulbücher für die 11. und 12. Klasse veröffentlicht. Die Schulbücher kamen unter der Federführung des Instituts für die Erforschung der Verbrechen des kommunistischen Regimes (IICCMER) heraus. Was die Schulbücher behandeln, erfahren wir vom ehemaligen Vorsitzenden des Instituts, Andrei Muraru:



    Wir versuchen für die Periode 1947-1989 die Innereien dieses Regimes zu erforschen: das Alltagsleben, die Wirtschaft, das Kulturleben, die Minderheiten, das politische Regime, die Unterdrückung. Natürlich waren die Bemühungen, alle diese Themen zusammen zu bringen, nicht einfach. Aber wir haben auf kurze Autorentexte und viele historische Quellen fokussiert: Archiv-Dokumente und Materialien mündlich überlieferter Geschichte. Das Schulbuch kommt zusammen mit einer DVD mit Videoaufnahmen aus dem Archiv des nationalen Fernsehsenders TVR aus dem Jahr 1988. Aus unserer Sicht ist es ein sehr gut erstelltes Instrument, das dem Schüler die Möglichkeit gibt, selbst zu forschen. Wir wollten kein Propaganda machen, keine Vision betreffend die Geschichte des Kommunismus in Rumänien aufzwingen. Deshalb lautet der Titel des Schulbuchs »Eine Geschichte des Kommunismus«, weil je nachdem, wer erforscht, kann es mehrere Geschichten des Kommunismus geben.“



    Zurzeit ist dieses Wahlfach in 146 Schulen belegbar. Seit seiner Einführung wählen es etwa 3000 Schüler jährlich. Zudem organisiert IICCMER Seminare mit den Geschichte-Lehrern, weil das Unterrichten dieses Faches spezifische Kenntnisse und Methoden voraussetzt.



    Der Informationsbedarf ist gro‎ß. Das beweisen auch die Umfragen betreffend die kommunistische Periode. Einer Umfrage von 2010 zufolge, die vom IICCMER in Auftrag gegeben wurde, hätten die Rumänen eine zwiespältige Einstellung gegenüber der kommunistischen Epoche in Rumänien. 47% der Befragten erklärten, der Kommunismus sei eine gute Idee, wäre jedoch falsch umgesetzt worden. Knapp 30% waren der Meinung, die Idee des Kommunismus sei falsch. Im Dezember 2013 zeigte eine weitere Umfrage, dass 47,5% der Rumänen den kommunistischen Anführer Nicolae Ceauşescu als einen Politiker mit einer positiven Rolle in der Geschichte Rumäniens empfinden. 46,9% empfanden ihn als eine negative Persönlichkeit.



    Auch der Vorgänger Ceauşescus, Gheorghe Gheorghiu-Dej, wird von 42,3% der Rumänen als positiv empfunden. 39,1% der Befragten erklärten, er habe eine negative Rolle gespielt. Unter diesen Voraussetzungen sind die Meinungen der Schüler vor Beginn dieses Kurses nicht überraschend. Mihai Stamatescu, Geschichte-Lehrer in Orşova und einer der Autoren des Schulbuchs dazu:



    Im Allgemeinen haben die Kinder die Informationen von der Familie, von den Nachbarn und der breiteren Gemeinde bekommen. Aus den Medien bekommen sie weniger Informationen. Die angeeigneten Informationen entsprechen meistens denen aus der Öffentlichkeit, beispielsweise: ‚Ja, früher war es besser, weil wir Arbeitsplätze hatten‘, ‚Ja, es war gut, weil wir Wohnungen erhielten‘, ‚Ja, es war gut, weil wir Gasflaschen [fürs Herd] bekamen‘. Die Kinder kommen mit diesen Informationen und auch mit anderen in die Schule und erfahren plötzlich, dass sie irgendetwas nicht zusammenpasst. Die Erklärungen, die der Kurs anbietet, und die Zeitgeschichte, die in der Schule unterrichtet wird, zeigen eine andere Realität. Die Schüler erkennen, dass die Nostalgien der Eltern sich nicht unbedingt auf das kommunistische Regime beziehen, sondern auf ihre Jugend. Wenn du Argumente hast, wenn du Beweise zeigst, wenn du sie aufforderst, historische Quellen nachzuschlagen, wenn du ihnen erklärst, was Manipulation, Propaganda bedeutet, werden sie mit Sicherheit verstehen, was ihren Eltern widerfahren ist. Sie sind bereit, logisch und kritisch zu urteilen über alles, was geschehen ist.“




    Nach dem Besuch dieses Kurses beginnen die Schüler einen Teil der alltäglichen Realitäten besser zu verstehen. Sie zeigen immer mehr Interesse für dieses Fach. Durch eine Annäherung an aktuelle Themen versucht man die Geschichte des Kommunismus auch in jüngere Klassen zu unterrichten. Mihai Stamatescu:



    Wir haben ein Dokument mit dem Titel »Menschenrechte in der neuesten Geschichte Rumäniens« erstellt. Wir haben festgestellt, dass wir in Kontakt mit dem kommunistischen Regime vor dem Erreichen der Volljährigkeit treten können. Wir haben ein Dokument erstellt, dass auch von Gymnasiums-Schüler und Grundschulkinder benutzt werden kann. Solange die Kinder das Fach »Gesellschaftliches Engagement« studieren, haben wir uns gedacht, dass die beste Perspektive, Informationen über das kommunistische Regime zu bringen, die der Menschenrechte ist. Es gibt genügend Gymnasial-Lehrer, die dieses Dokument benutzen.“




    Natürlich kann ein einziger Kurs die Wahrnehmung einer ganzen Gesellschaft nicht radikal ändern. Au‎ßer Schulunterricht müsste es auch andere unterschiedliche Initiativen geben, um das breite Publikum über den Kommunismus zu informieren. Andrei Muraru, ehemaliger Vorsitzender des Instituts für die Erforschung der Verbrechen des Kommunistischen Regimes (IICCMER) über die Auswirkungen dieses Kurses:



    Es hängt auch von dem ab, was wir als Gesellschaft dafür tun. Das polnische Pendant unserer Institution, das Institut für Nationales Gedenken (Instytut Pamięci Narodowej, IPN), hat über 2000 Angestellte, wir haben nur 36. Sie haben ein Budget von 60 Millionen Euro, wir haben ein Budget von 1 Million Euro. Sie fingen 1999 an, als sie gegründet wurden, und die Ergebnisse beginnen jetzt, nachdem 10-15 Jahre lang massiv in die Bildung investiert wurde, sichtbar zu werden. Die Investitionen beschränkten sich nicht auf Kurse, sondern umfassten auch Spiele für Kinder, Jugendliche, Schulprogramme, Filme, Konferenzen und Bücher. Je weniger wir investieren, desto mehr werden die Umfragen nostalgische Botschaften über die kommunistische Periode vermitteln. Diese Nostalgie vermischt sich mit der Empörung gegenüber der aktuellen Regierung. Alles hängt von den Ressourcen ab, die die Gesellschaft in diesen Bereich investiert.“




    Das Wahlfach Geschichte des Kommunismus“ wird nur in Gymnasien mit geisteswissenschaftlichem Schwerpunkt im Unterricht angeboten, nicht aber in Berufsschulen oder Schulen mit künstlerischem Profil. Es ist nur eines der Wahlfächer, die rumänische Schüler belegen dürfen.



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