Tag: Seeleute

  • Hörerpostsendung 20.6.2021

    Hörerpostsendung 20.6.2021

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Vor einigen Wochen hatte ich hier über den rumänischen Seemannsfunk berichtet und auch die jüngsten Empfangsbeobachtungen unseres Hörers Michael Lindner (aus Gera, Thüringen) dazu zitiert. Nun meldete sich zum selben Thema unser Hörer Carsten Fenske aus Greifswald, der uns eine spannende Geschichte über den Seemann-Rundfunk in der DDR samt einer historischen Aufzeichnung schickte, auf der sein Vater zu hören ist:



    Liebes Team von Radio Rumänien INTERNATIONAL, Deutsche Redaktion, lieber Sorin,



    nach längerer Pause heute nun wieder mal ein Lebenszeichen von mir.




    Ich nehme Bezug auf den Funkbriefkasten vom 25.04.2021 und die Fragen von Paul Gager aus Wien bzw. Ihre Informationen zum rumänischen und internationalen Seemannsfunk über die Kurzwelle.



    Auch in der kommunistischen DDR gab es eine Betreuung der in See gehenden Schiffseinheiten, und zwar über Rügen-Radio. Einmal im Monat grü‎ßten Angehörige ihre Seeleute auf gro‎ßer Fahrt aus dem Funkhaus Rostock über die Antennen von Rügen-Radio. Bis in die 1980er Jahre hinein wurde Rügen-Radio zu einem leistungsfähigen Funkamt des Küstenfunkdienstes in allen Dienstzweigen des terrestrischen Küstenfunks ausgebaut. Die Spitzenwerte lagen bei 280 000 Funk-Telegrammen im Jahr, mit über 200 Mitarbeitern und 700 Verbindungen zu den auf allen Meeren fahrenden DDR-Schiffen. Rügen-Radio konnte zu dieser Zeit mit allen anderen Küstenfunkstellen in Europa konkurrieren.



    Mit dem Ende der DDR, aber auch durch neue Nachrichten-Technologien und immer kleiner werdende Schiffsbesatzungen sank jedoch das Sende-Aufkommen rasant, so dass Rügen-Radio am 31. Dezember 1992 den Kurzwellenfunk einstellte.



    Wie der Zufall es will, bin ich im Besitz eines originalen Funk-Mitschnitts von 1971. Mein Vater war seinerzeit Politoffizier auf der ROS 318 Breitling, einem damals sehr, sehr modernen Schiff. Was ein Politoffizier dort so den lieben, langen Tag für Aufgaben hatte, erschlie‎ßt sich mir zwar nicht, und da mein Vater schon seit drei‎ßig Jahren tot ist, kann ich ihn auch nicht mehr fragen.



    Das sollte aber die technische Seite des Kurzwellenfunks über Rügen-Radio nicht tangieren. Sein Schiff war also bereits auf Ausreise und der Mitschnitt erfolgte vom Schiffsfunker. Als Empfänger diente vermutlich der Allwellen Dabendorf, der üblicherweise auf den Schiffen genutzt wurde. Die Aufnahme erfolgte mit einem Spulen-Tonbandgerät des Typs Smaragd in Zweispurtechnik.



    Und weil wir nun schon bei der technischen Seite sind, erzähle ich Ihnen die Geschichte bis zum Schluss. So lag dann seit 1971 diese Magnetbandspule im elterlichen Haus herum. 1979 legte ich besagte Spule in ein sowjetisches HI-FI-Spulen-Tonbandgerät vom Typ Jupiter, welches unglaubliche 1700 Mark der DDR kostete ,und überspielte die Aufnahme auf eine ORWO Tonbandkassette K60. Als Kassettenrecorder kam ein ebenfalls sowjetisches Gerät vom Typ Elektronika 302 zum Einsatz.



    Irgendwann hat meine Mutter diese Aufnahme dann in den Computer eingespielt. Wenn Sie nun also glauben, das wäre es mit der Kurzwellen-Geschichte gewesen: Irrtum. Ich lege noch eine Schippe drauf.



    Vor zehn Jahren, zu meinem 50. Geburtstag, schickte mit meine Mutter eine Video-DVD die sie selber gebrannt hatte. Dort fand sich dann die Aufnahme. Am besagten 24. April erinnerte ich mich nach Ihrem Beitrag im Funkbriefkasten an jenen Mitschnitt. Die DVD hatte ich nicht mehr im Kopf. Also fragte ich per WhatsApp bei meiner mittlerweile 81-jährigen Mutter nach dem Verbleib der Audiodatei. Sie bestand darauf, dass ich eine DVD hätte und somit auch die Datei. Und tatsächlich. Es ist die einzige DVD, die ich überhaupt noch besitze. Alle anderen sind lange im PC. Und so habe ich sie sofort in meinem Schrank auffinden können.



    Was lehrt uns das nun? Höre Radio Rumänien, über Kurzwelle, dann sagte dir deine Mutter was du in deinen Schränken hast. So einfach kann das alles sein.



    Wenn der Audiomitschnitt in Ihr Sendekonzept passt, können Sie ihn gerne abspielen. Wenn Sie etwas genauer lauschen, hören Sie im Hintergrund Pfeif- und Morsetöne.



    Damit möchte ich schlie‎ßen und verbleibe wie immer mit freundlichen Grü‎ßen aus Deutschland, Campingplatz WALDCAMP Freest,



    Ihr Hörer Carsten Fenske




    Lieber Herr Fenske, vielen Dank für die spannende Story — sie ist Radiogeschichte pur und selbstverständlich möchte ich unseren Hörern den historischen Mitschnitt vom DDR-Rundfunk für Seeleute nicht vorenthalten. Hier kommt er, die Aufzeichnung dauert 2 Minuten und 50 Sekunden:



    Audio DDR-Seemannsfunk




    Und auch im nächsten Beitrag geht es um Erinnerungen aus vergangenen Zeiten. Ernst Meinhardt ist in Berlin zu Hause, ein regelmä‎ßiger Hörer und auch ein Kollege von uns, denn bis zu seinem Ruhestand hat er bei der Deutschen Welle gearbeitet und jahrelang sogar eine DX-Sendung betreut. Und das ist noch nicht alles — er stammt auch aus Rumänien, und zwar aus Temeswar im Banat, von wo er im Alter von 16 Jahren mit der Familie in die Bundesrepublik übersiedelte. Eine Sendung der Kollegen vom englischen Dienst brachte bei Herrn Meinhardt einige Erinnerungen aus der Kindheit in Rumänien hoch:



    Oft höre ich morgens au‎ßer Ihrer deutschen auch Ihre englische Sendung. Da lief vor Kurzem ein Bericht über den Kurort Tușnad. Obwohl bereits 55 Jahre seit unserem ersten und einzigen Urlaub in Tușnad vergangen sind, sind durch diesen Bericht alte Erinnerungen wach geworden.



    Erste Erinnerung: Fu‎ßball. Als wir in Tușnad waren — ich war damals zwölf Jahre alt –, fand gerade die Fu‎ßball-Weltmeisterschaft 1966 in England statt. Ein Höhepunkt war das Viertelfinalspiel Nordkorea — Portugal. Nach nicht einmal einer halben Stunde führten die krassen Au‎ßenseiter aus Nordkorea gegen die hoch favorisierten Portugiesen mit 3:0. Das Spiel wurde im rumänischen Radio direkt übertragen. Nach jedem nordkoreanischen Tor wurde die Stimmung im Speisesaal besser und der Torjubel lauter. Doch dann kam der Auftritt des portugiesischen Superstars Eusebio. Bis zur Halbzeitpause verkürzte er auf 2:3. In der zweiten Halbzeit schoss er noch zwei weitere Tore zum 4:3 und bereitete das Tor zum 5:3-Endstand für Portugal vor. Nordkorea war damit ausgeschieden. Aber der beherzte Auftritt verschaffte der Mannschaft sehr viele Sympathien. Wohlgemerkt, der Mannschaft, nicht dem nordkoreanischen kommunistischen System.



    Schon in der Gruppenphase hatte Nordkorea Italien sensationell 1:0 geschlagen. Italien und Chile blieben auf der Strecke, fürs Viertelfinale qualifiziert haben sich die Sowjetunion und Nordkorea. Vor der WM ging es eigentlich nur um die Fragen: Wie hoch werden die Nordkoreaner ihre drei Gruppenspiele verlieren? Sie verloren gegen die Sowjetunion, spielten gegen Chile unentschieden und gewannen — wie gesagt — gegen Italien.




    Die zweite Erinnerung an Tușnad 1966 ist lustig. Wir haben zwar im Speisesaal eines Erholungsheims gegessen, aber privat gewohnt. In der Ferienwohnung“ gab es nur eine Au‎ßentoilette, also auf gut deutsch: ein Plumpsklo im Hof. Als meine Mutter mal auf diesem Klo war, legte sich das Hausschwein unserer Gastgeber vor die Klotür und ging nicht mehr weg, so dass meine Mutter die Tür nicht aufbekam. Unsere Gastgeber waren Szekler.



    Zusammen mit dem Sohn unserer Gastgeber, der ein oder zwei Jahre älter als ich war und Tamás hie‎ß, machten wir einen Ausflug zu dem berühmten Sankt-Anna-See, den Ihre englischen Kollegen auch erwähnten. Obwohl es doch Mitte Juli war, war es ein trüber, kühler Tag. Jacke war durchaus angebracht.




    Das Endspiel um die Fu‎ßball-WM1966 England — Deutschland sahen wir zu Hause in Temeswar. Wir hatten damals noch kein Fernsehgerät, gingen deswegen zu unseren Nachbarn. An einen Satz unserer Gastgeberin erinnere ich mich heute noch: Wer nicht für Deutschland ist, kommt hier nicht herein.“ Selbstverständlich waren wir für Deutschland. Ich denke, dass alle Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen damals für Deutschland waren. Es war das Spiel mit dem berühmten, umstrittenen Wembley-Tor“ in der Verlängerung, das die Entscheidung zugunsten Englands brachte.




    Herzliche Grü‎ße nach Bukarest


    Ernst Meinhardt




    Vielen Dank für die tollen Erinnerungen, lieber Herr Meinhardt! Bei der Geschichte vom Plumpsklo musste ich laut lachen, als ich sie las. Ich war übrigens auch — vielleicht zweimal — in Tușnad. Das letzte Mal muss es vor 10 oder 15 Jahren gewesen sein, der Kurort war ziemlich heruntergekommen, nur einige apathische Rentner sa‎ßen im Restaurant des grö‎ßten Hotels und wurden von lustlosen Kellnern bedient. Dabei war der Ort auch in meinen Teenie-Jahren in den 1980ern noch gut besucht, Ferienlager wurden dort organisiert und Schulklassen aus dem ganzen Land gaben sich den ganzen Sommer über die Klinke in die Hand in den Unterkünften von damals. Vielleicht geht’s den Leuten dort inzwischen wieder besser. Der überwiegend von ungarischsprachigen Szeklern bewohnte Landkreis Harghita ist übrigens einer der ärmsten in Rumänien; au‎ßer Waldwirtschaft, etwas Viehzucht und Milchwirtschaft gibt es dort keine anderen Einnahmequellen mehr. Da wäre es sicher nicht schlecht, wenn der Tourismus wieder angekurbelt werden könne. Herzliche Grü‎ße nach Berlin!



    Das war’s für heute, zum Schluss noch die Postliste. Postbriefe hole ich mir nächste Woche wieder vom Rundfunk, auf elektronischem Wege schrieben uns bis einschlie‎ßlich Freitag Josef Robl und Paul Gager (A) sowie Helmut Matt, Xaver Hellmeier, Ernst Meinhardt, Michael Willruth, Carsten Fenske und Jürgen Zenker (D).




    S.G. sagt Ihnen: Danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis demnächst!



    Audiobeitrag hören:



  • Hörerpostsendung 25.4.2021

    Hörerpostsendung 25.4.2021

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    Zunächst einmal möchte ich auf eine Neuerung auf unserer Webseite verweisen. Seit etwa zweieinhalb Wochen bieten wir auf unserer Webseite auch Podcasts zum Nachhören an. Wir laden jeden Abend die jeweilige Nachmittagssendung in einen bezahlten Soundcloud-Account hoch und betten sie dann auch auf unserer Homepage ein. Die jeweils letzte Sendung ist auf der Startseite oben rechts gut sichtbar, und in der oberen Leiste ganz rechts finden Sie unter dem Button PODCASTS“ alle bisherigen Sendungen. Wohlgemerkt kann man die Podcasts nur anhören, nicht auch herunterladen, und es funktioniert sowohl auf dem Rechner als auch auf mobilen Geräten wie Handy oder Tablet. Wer selber ein Souncloud-Benutzerprofil hat, kann sich die jeweils gewünschten Sendungen zu seiner eigenen Playliste hinzufügen und zu jedem beliebigen späteren Zeitpunkt anhören. Und natürlich kann man die Podcasts auch direkt im Browser auf unserer Webseite anhören.



    Und jetzt zu Hörerzuschriften. Von unserer Stammhörerin Beate Hansen (aus Wiesbaden) erhielten wir per E-Mail noch im März mehrere Beobachtungen und Fragen zu Rumänien, die aufgrund des Umfangs nicht alle in einer Sendung zu beantworten sind. Für heute habe ich mir ein paar Fragen ausgesucht, die alle mit Umwelt- und Klimaschutzschutz zu tun haben:



    Gelegentlich war zu hören, dass die Recyclingquote in Rumänien immer noch ziemlich niedrig sei. Ändert daran der European Green Deal etwas? À propos Autofahren: Ist der Grüne Freitag“ ein erster Ausdruck der USR-Regierungsbeteiligung? Welche konkreten Pläne gibt es, die miese Luftqualität in den Städten in den Griff zu bekommen? Wie soll es mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien weitergehen?




    Vielen Dank für Ihre Treue, liebe Frau Hansen. Ich bin immer beeindruckt, wie sehr sich unserer Hörerinnen und Hörer für Rumänien interessieren. Nun, der Grean Deal ändert vorerst nur wenig an der Recyclingquote, er hat ja auch nur indirekt etwas damit zu tun. Es geht zunächst darum, die schädlichen Ausstö‎ße der Industrie EU-weit zu begrenzen und schrittweise zu reduzieren, bis Europa im Idealfall zum klimaneutralen Kontinent wird — so das ehrgeizige Ziel, das sich Brüssel gesteckt hat. Für Rumänien bedeutet das zunächst, seine letzten Kohlegruben zu schlie‎ßen. Die Europäische Union forderte Rumänien durch den Vizepräsidenten Frans Timmermans höchstpersönlich unlängst auf, einen Plan für den Kohleausstieg vorzulegen. Doch das dürfte angesichts alter Mammut-Kraftwerke schwierig werden. Erste Ma‎ßnahmen dazu haben zu Protesten einiger tausend Bergarbeiter geführt, die um ihre Arbeitsplätze bangten. Sie legten die Arbeit nieder und schlossen sich sich mehrere Tage lang im Untertagebau ein, was einige populistische Politiker ausschlachteten, um Stimmung gegen die Regierung und die EU zu machen. Die Recyclingquote ist auch deshalb so niedrig, weil es an Infrastruktur fehlt und weil die getroffenen Ma‎ßnahmen auch nur halbherzig umgesetzt werden. Leergut wird nur an wenigen Stellen entgegengenommen, zumindest in der Hauptstadt stehen gro‎ße Container und Automaten eigentlich nur vor gro‎ßen Hypermärkten. Bei mir im Kiez standen ein paar gro‎ße Container für Glas, Plastik, Aludosen und Papierverpackung an der Hauptstra‎ße, die sind aber irgendwann verschwunden, vermutlich weil sich die Anwohner wegen des Lärms beschwert haben. So hat man in Plattenbauten wie meinem nur die Möglichkeit, Glas, Plastik und Aludosen in getrennten Müllsäcken auf der Plattform der Müllrutsche liegen zu lassen und darauf zu vertrauen, dass die Müllabfuhr in Zusammenarbeit mit der Putzfrau sie einsammelt und auch getrennt entsorgt. Weggeräumt werden sie auf jeden Fall — über Feiertage sammeln sich da jede Menge Flaschen und Dosen an –, ob sie dann aber umweltgerecht entsorgt werden, das wäre mal eine investigative Recherche wert, also zum Beispiel ins Auto steigen und den Müllwagen bis zur Deponie verfolgen, um zu sehen, was am Endlager passiert. Einige Supermärkte haben inzwischen Behälter für Altbatterien und verbrauchte Leuchtkörper aufgestellt, aber beim Hineinschmei‎ßen des recycelbaren Guts wird man oft vom Bodyguard des Supermarkts argwöhnisch beäugelt. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien muss es allerdings auch einen politischen Willen und entsprechende Incentives (also finanzielle Anreize) geben. Zwar gab es immer wieder entsprechende Programme vom Umweltministerium auch für Endverbraucher, wie beispielsweise grüne Zertifikate für Solaranlagen, für die Verschrottung alter Wagen oder für den Erwerb umweltfreundlicher Haushaltsgeräte, doch wird man erst in einige Jahren sehen, inwiefern sie wirklich greifen.



    Die schlechte Luftqualität in rumänischen Städten ist in erster Linie durch den übermä‎ßigen Autoverkehr verursacht. Die Kommunalpolitik hat sich einfach nicht ernsthaft darum gekümmert, mehr auf öffentlichen Nahverkehr oder Fahrradpisten zu setzen und die Blechlawine durch mutige, aber unter Autofahrern sicherlich unpopuläre Ma‎ßnahmen einzudämmen. Ganz im Gegenteil — Grünflächen verschwinden, um Parkanlagen Platz zu machen, Stra‎ßen werden verbreitert, Gehsteige verringert oder Bürotürme ohne ausreichend unterirdische Garagen werden errichtet, so dass letztendlich noch mehr Verkehr angezogen wird. Und ich kenne in Europa keine passantenfeindlichere Hauptstadt als Bukarest. Ich wohne z.B. nahe einer der meistbefahrenen Ost-West-Achsen mit drei bis vier Fahrspuren in jeder Richtung. Die Ampeln bei den Kreuzungen oder Stra‎ßenüberquerungen sind ganz auf die Autofahrer eingestellt, das Grün für Passanten ist schwuppdiwupp weg, die letzten paar Meter muss man fast rennend bei bereits blinkendem Licht zurücklegen. Weniger flinke oder alte und gebrechliche Menschen haben da kaum eine Chance, die Stra‎ße rechtzeitig zu überqueren, sie müssen dann meistens in der Mitte stehenbleiben, mit etwas Glück in einer Stra‎ßenbahnhaltestelle, und aufs nächste Grün warten.



    Au‎ßerdem ist immer wieder die Rede von illegalen Müllverbrennungen au‎ßerhalb der Städte, meistens bei Nacht. Im vergangenen Sommer sind die Bukarester mehrfach bei stinkender Luft aufgewacht. Zwar haben die Behörden immer wieder, in Begleitung von Kamera-Teams der Medien, irgendwelche Missetäter erwischt und vorgeführt, die ein paar Autoreifen verbrannten. Die Vermutung liegt aber nahe, dass da mehr am Laufen ist und es sich um Korruption bis an höchste Stellen handelt. Der ehemalige liberale Umweltminister, der sein Amt von November 2019 bis November 2020 inne hatte, hatte zwar ein gro‎ßes Mundwerk, doch sein lautstarkes Engagement für die Umwelt war nur ein Lippenbekenntnis. Denn letztendlich stürzte er über eine Korruptionsaffäre, die, wenn sie bewiesen wird, eine ganz andere Sprache spricht: Er wird nun beschuldigt, von einem Eisen- und Stahl-Kombinat 22 Tonnen Wellblech in Wert von rund 21.000 Euro als Bestechung angenommen zu haben. Als Gegenleistung soll das Umweltressort dem Kombinat ein grünes Treibhausgas-Zertifikat ausgestellt haben, und das Wellblech soll bei einer Handelsgesellschaft gelandet sein, die einem Verwandten des Ministers gehörte.



    Die USR (Union Rettet Rumänien) hat den Umweltschutz teilweise schon als Thema für sich beansprucht, so richtig auf die Fahnen geschrieben hat sie es sich aber nicht. Zwar gab es löbliche gesetzliche Initiativen ihrer Abgeordneten, z.B. gegen die Abholzung der Wälder oder im Fall der Goldförderung mit gefährlichen Chemikalien in Roșia Montană, aber gleichzeitig machten andere Initiativen die Runde in Satire-Publikationen. Beispielsweise wurde auf Initiative der USR 2018 ein Lärmschutzgesetz verabschiedet, das zwar gut gemeint ist, aber nicht in allen Fällen umsetzbar ist. Da hei‎ßt es, dass bei einer Lärmüberschreitung von über 35 dB — z.B. in Nachbarwohnungen, naheliegenden Bars, öffentlichen Institutionen oder durch den Verkehr — Geldstrafen verhängt werden können. Die Lärmüberschreitung müsse bei geschlossenen Fenstern und Türen festgestellt werden. Nun liegt es auf der Hand, dass nicht alle Streifenpolizisten Messgeräte zur Hand haben; der laute Nachbar kann andererseits bis zum Eintreffen der Polizei oder des Lärmexperten die Quelle des Getöses wieder einstellen; und au‎ßerdem ist in Gro‎ßstädten an vielen verkehrsstarken Stra‎ßen der Limit von 35 dB ohnehin überschritten.



    Und schlie‎ßlich ist der Grüne Freitag“, also der Tag, an dem möglichst viele Menschen ermuntert sind, aufs Autofahren zu verzichten, eher ein PR-Gag, den die Wählerschaft auch so verstanden hat. Das ist eine gute Gelegenheit für Politiker jeglicher Couleur, die normalerweise ihre Hintern kaum aus den Limousinen setzen, sich auf dem Fahrrad ablichten zu lassen, um ihrer Engherzigkeit den Hauch eines grünen Herzens anzuheften.



    Schlussfolgernd: Rumänien ist auf dem Gebiet Umweltschutz, Recycling, erneuerbare Energien usw. noch ziemlich am Anfang — es braucht Infrastruktur, es braucht Erziehung und es braucht auch einen politischen Willen — ob nun mit einer grünen Partei oder mit den bisherigen Parteien. Herzliche Grü‎ße nach Wiesbaden, liebe Frau Hansen!



    So, letzten Sonntag habe ich zeitlich sehr überzogen, was dazu geführt hat, dass die bereits produzierte Radiotour keinen Platz mehr in der Sendung hatte, worauf mich die Kollegen baten, mich künftig etwas kürzer zu fassen und mich idealerweise auf maximal 12 Minuten zu beschränken. Also Zeit noch für eine Botschaft. Paul Gager (aus Wien, Österreich) hinterlie‎ß uns eine Frage im Feedback-Formular:



    Werte Redaktion!



    Zum Thema Hochseeflotte“ in Rumänien im Funkbriefkasten vom 21. März hätte ich eine Frage. Hat zu früheren Zeiten der Rumänische Rundfunk eigene Kurzwellenprogramme/Sendungen für die rumänische Hochseeflotte-Besatzung ausgestrahlt? Vom Polnischen Rundfunk sind mir solche aus den 70erJahren des vorigen Jahrhunderts unter den Namen Polish for Seamen“ bekannt. Vom sowjetischen Rundfunk gab es mal eine Sendung: Fishermen-Service“ auf Kurzwelle sowie das Programm Radiostantsiya Atlantica for Mariners in the Atlantic“ — wie mir meine QSL-Karten-Sammlung zeigt.



    Und im Schweizer Kurzwellenrundfunk gab es jeden ersten Sonntag im Monat, wie mir meine Unterlagen zeigen, die Sendung Seemannsposcht“ (Program for the Swiss Sailors). Vom Rumänischen Rundfunk habe ich in dieser Richtung leider nichts gefunden.



    Mit grübelnden Grü‎ßen


    Paul Gager




    Vielen Dank für Ihre Frage, lieber Herr Gager. Die Sendungen für rumänische Seeleute gibt es heute noch, sowohl im Internet als auch über Kurzwelle, allerdings ist das Angebot heute eingeschränkt. Im welchen Umfang sie früher ausgestrahlt wurden, als Rumänien noch eine Hochseeflotte hatte, die sich zeigen lie‎ß, kann ich nicht sagen. Heute gibt es nur noch jeden Sonntag den Rumänischen Kurier für Seeleute“, der von 07.00 bis 10.00 Uhr UTC Sommerzeit bzw. 08.00 bis 11.00 Uhr UTC Winterzeit zu empfangen ist, und zwar auf den Frequenzen 15400 kHz und 17750 kHz mit dem Zielgebiet Ägypten sowie 11650 kHz mit dem Zielgebiet Westeuropa. Die Zielgebiete entsprechen wahrscheinlich den geografischen Regionen der Welthäfen, in denen rumänische Handelsschiffe heute noch anlegen. Ich glaube mich zu erinnern, dass uns ein Hörer aus dem norddeutschen Raum mal mitgeteilt hat, dass er die zuletzt genannte Frequenz mit seinem Weltempfänger sogar einfangen konnte. Ich kann mich aber partout nicht mehr erinnern, wer es war — vielleicht war es unser Hörerfreund Carsten Fenske (aus Greifswald) oder es war ein Gelegenheitshörer, ich wei‎ß es einfach nicht mehr.



    So, liebe Freunde, das war’s für heute, am Palmsonntag in der orthodoxen Kirche, zum Schluss noch die Postliste. Neue Postbriefe habe ich momentan keine, auf elektronischem Wege erreichten uns bis vergangenen Samstag Empfangsberichte und Botschaften von Anna und Bernd Seiser, Henning Deichsel, Michael Willruth, Lutz Winkler, Wolfgang Maschke, Dietmar Wolf, Jörg-Clemens Hoffmann und Helmut Matt (D) sowie von Albert Zrim und Paul Gager (A) und Siddhartha Bhattacharjee (IND).



    S.G. sagt an dieser Stelle: Danke fürs Zuhören, bleiben Sie gesund und bis demnächst!



    Audiobeitrag hören:




  • Nachrichten 15.08.2017

    Nachrichten 15.08.2017

    Am Dienstag, den 15. August, zu Mariä Himmelfahrt, hat die rumänische Marine ihren Tag gefeiert – die Jungfrau Maria ist nämlich die Schutzpatronin der Seeleute von überall. Bei den Zeremonien und demonstrativen Übungen vor dem Flottenkommando der Marine im rumänischen Schwarzmeerhafen Constanţa waren auch Präsident Klaus Iohannis und Verteidigungsminister Adrian Tutuianu zugegen. In seiner Ansprache sagte Präsident Iohannis, Rumänien übernehme aktiv seine Rolle als starker Staat und relevanter Akteur in der Region. Die Konsolidierung der Sicherheit und der Verteidigung im maritimen Bereich bleibe weiterhin eine Priorität Rumäniens, betonte Klaus Iohannis. Zu Ehren der rumänischen Marine wurden 21 Kanonenschüsse abgefeuert. Mehr als 3.000 Seeleute beteiligten sich an den Veranstaltungen; auf dem Programm standen unter anderen eine militärische Parade der Marineinfanterie, Schauübungen mit Schiffen, Flugzeugen, und Hubschraubern und ein Konzert mit der rumänischen Marinekapelle. In allen rumänischen Fluss- und Seehäfen, sowie in der Hauptstadt Bukarest fanden ähnliche Veranstaltungen zum Tag der rumänischen Marine statt.



    Im Ferienort Mamaia, an der rumänischen Schwarzmeerküste, findet bis zum 16. August die 100. Buchmesse Gaudeamus statt. Am Montag beteiligten sich Vertreter der Europäischen Kommission in Rumänien im Rahmen der Jubiläumsauflage der Buchmesse Gaudeamus an einer Debatte über die Zukunft der Europäischen Union. Gleichzeitig mit der 100. Auflage der Buchmesse Gaudeamus, die jedes Jahr von Radio Rumänien ausgerichtet wird, feierte auch der Ferienfunk Radio Vacanţa 50 Jahre Bestehen. Die mehrsprachigen Sendungen des Ferienfunks wurden am Anfang von Redakteuren des Auslandssenders Radio Rumänien International gestaltet; Sendesprachen waren außer Rumänisch auch Deutsch, Russisch, Englisch und Französisch. Das Rundfunkorchester veranstaltete zu diesem Anlass drei Freiluftkonzerte.



    In der Ortschaft Izvorul Muresului, im Landkreis Harghita (in der Mitte Rumäniens) findet bis Freitag die 15. Auflage der Sommeruniversität der Rumänen von überall statt. Thema der diesjährigen Auflage ist Von der Ersten Vereinigung zur Großen Vereinigung. Rumänien und die Rumänen von überall, wohin? Bei der Eröffung der Sommeruniversität apellierte der Abgeordnete der Partei Volksbewegung, Eugen Tomac, an alle politische Parteien und Gruppierungen, Lösungen für die Probleme der rumänischen Gemeinden in den Nachbarstaaten zu finden. Der rumänische Staat sollte sich mehr dafür einsezten und Aktionen zur Bewahrung der rumänischen Sprache und der rumänischen Traditionen bei den Gemeinden in den Nachbarstaaten organisieren, so Tomac. Ein wichtiger Punkt auf der Agenda der Sommeruniversität war die Vereinigung der Republik Moldau mit Rumänien im Jahr 2018, die von den Teilnehmern unterstützt wurde. Auf dem Programm stehen weiterhin Buchvorstellungen, Rundtischgespräche, Debatten, Volksmusik- und Volkstanzaufführungen. An der Sommeruniversität beteiligen sich Studenten und Hochschullehrer aus Rumänien, der Republik Moldau, aus der Ukraine, Serbien, Bulgarien, Albanien und Mazedonien.

  • Nachrichten 14.08.2015

    Nachrichten 14.08.2015

    BUKAREST : Rumänien hat laut Angaben aus dem Landesinstitut für Statistik im ersten Halbjahr ein Wirtschaftswachstum von 3,8% verzeichnet. In den ersten sechs Monaten 2015 sei das Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 3,8% gestiegen, verlautete es aus dem Statistikamt am Freitag. Zudem habe Rumänien im zweiten Jahresquartal ein Wachstum von 3,2% im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres erreicht. Anfang Mai hatte die Europäische Kommission die Wachstumsprognose für Rumänien um 0,1% für das laufende Jahr und um 0,4% für das nächste Jahr nach oben korrigiert. Aufgrund der soliden Nachfrage auf dem Binnenmarkt und der erneut steigenden Investitionen könnten die Wachstumsraten demnach sich bei 2,8% 2015 bzw. 3,3% 2016 einpendeln. Indes hat das Europäische Statistikamt Eurostat Rumänien das größte Wachstum im zweiten Quartal neben Tschechien und Polen bescheinigt. Im Zeitraum April-Juni 2015 sei das BIP in Tschechien um 4,4%, in Rumänien um 3,7% und in Polen um 3,6% angestiegen. Das allgemeine Wachstum in der EU habe sich auf 1,6% beziffert, in der Eurozone auf 1,2%. Einzelheiten nach den Nachrichten.



    BUKAREST: Vor dem 113. Jahrestag der Rumänischen Marine ist am Freitag im Schwarzmeerhafen Constanta der Tag der Danksagung begangen worden. Damit wird allen bei ihren Missionen ums Leben gekommenen Seeleuten Ehre erwiesen. In Constanta hatten bereits am Donnerstag die Vorbereitungen für die Veranstaltungen anläßlich des 113. Jahrestags der rumänischen Marine begonnen. Am Samstag, den 15. August, werden in Constanta Demonstrationsübungen der Seeleute und eine militärische Parade stattfinden. Daran beteiligen sich 2.000 Seeleute von der Militär- und Zivilmarine, mehr als 35 Schiffe verschiedener Kategorien und 9 Flugzeuge, die über den Hafen fliegen werden. Zu Ehren der rumänischen Marine werden 21 Kanonenschüsse abgefeuert. Dieses Jahr werden am Tag der rumänischen Marine auch 155 Jahre seit der Gründung der modernen Militärmarine in Rumänien im Jahr 1860 gefeiert.



    NEW YORK: Der neue rumänische Botschafter Rumäniens bei den Vereinten Nationen, Ion Jinga, ist am Donnerstag von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon empfangen worden. Am Hauptsitz der Organisation überreichte Jinga dem Generalsekretär Ki Moon sein Beglaubigungsschreiben, ist einer Mitteilung der Ständigen Vertretung Rumäniens bei den Vereinten Nationen zu entnehmen. Jinga sprach bei der Übergabe von der bemerkenswerten Tradition Rumäniens im Bereich der multilateralen Diplomatie, die während der 60-jährigen Präsenz bei den Vereinten Nationen bestätigt worden sei. Die Beziehung zu der Organisation habe stets zu den Prioritäten der rumänischen Außenpolitik gehört. Die Amtseinführung des neuen rumänischen Botschafters habe sich zum bestmöglichen Zeitpunkt“ ereignet, sagte Ban Ki Moon im Gegenzug. Er bezog sich dabei auf die Verabschiedung der Milleniumsentwicklungsziele für den Zeitraum 2015-2030 sowie auf das runde Jubiläum 70 Jahre nach der Gründung der UNO.