Tag: Sehbehinderte

  • Straßenkunst einmal anders: ökologische Wandgemälde

    Straßenkunst einmal anders: ökologische Wandgemälde

    Das erste Wandgemälde in Rumänien, das die Luft reinigt, wurde letztes Jahr im September in der ostrumänischen Bacău eingeweiht. Es handelt sich um ein Gemälde, das mit einer speziellen Farbe gemalt wurde, die die Schadstoffe in der Luft wie Stickstoff- und Schwefeloxide in unschädliche Nitrate verwandelt. Diese lagern sich auf der gemalten Oberfläche ab, bis sie von Regen oder Feuchtigkeit abgewaschen werden. Die Farbe reduziert die Kosten und den Gebrauch von Klimaanlagen und verringert die Treibhausgase in der Atmosphäre. Au‎ßerdem kann die Farbe sehr effizient die Ansammlung von Schmutz an den Wänden verhindern. Sie bekämpft Schmutz auf zwei Arten. Die Luft zersetzt die öligen Substanzen auf diesen Oberflächen, wodurch verhindert wird, dass sich Staub an den Wänden festsetzt. In Verbindung mit der Farbe entsteht ein dünner Wasserfilm, der das Anhaften von Staub und Partikeln verhindert, so dass diese einfach abfallen. Lucian Popa, Projektleiter, erzählte uns, wie alles begann:



    Wir wollten dem öffentlichen Raum in Bacău eine neue Bedeutung geben. Die Liebe zur Stra‎ßenkunst hat auch mitgewirkt. Der ökologische Aspekt ergab sich aus einer Entdeckung in Rom, in Italien, wo ein Künstler eine Wand bemalte, die die Luft um sie herum reinigte. Und wir wollten dasselbe in Bacău tun. Das geschah zwei Jahre hintereinander, und jetzt sind wir die Stadt mit den am meisten luftreinigenden Gemälden.“




    Innerhalb von zwei Jahren wurde Bacău auch die Stadt mit den meisten derartigen Gemälden der Welt. Lucian Popa wei‎ß, wie es dazu kam:



    Im Moment haben wir über 20 Gemälde, die mit dieser luftreinigenden Farbe gemalt wurden. Laut den technischen Spezifikationen ist die Farbe wie ein Schwamm, der die Verschmutzung in dem Bereich aufsaugt. Wir haben Wandmalereien von 60–70 Quadratmetern, aber auch eine bis zu 330 Quadratmeter gro‎ße bemalte Wand. Insgesamt haben wir über 3.000 Quadratmeter bemalter Wände in der ganzen Stadt. Jedes Jahr legen wir ein Thema fest, und wir fordern die Künstler auf, Gemälde zu schaffen, die unserer Meinung nach eine Botschaft an die Gemeinschaft vermitteln sollen. Letztes Jahr war das Thema die soziale Integration, wobei sich die Künstler auf benachteiligte Gruppen, Hör- und Sehbehinderte, Kinder mit Autismus und die Inklusion der Roma bezogen. Letztes Jahr wollten wir die Herausforderungen, mit denen diese benachteiligten Gruppen konfrontiert sind, wirklich in den Vordergrund rücken.“




    Im Rahmen des ZidART-Projekts des rumänischen Künstlers Obie Platon entstand ein Debütgemälde mit dem Titel Intuition“. Es erstreckt sich über rund 250 Quadratmeter Wand und kann so viel Luft filtern wie ein Wald, der die gleiche Oberfläche bedeckt. Es ist auf einem Gebäude in der Nähe der Vergnügungsinsel in Bacău gemalt. Es gilt als erstes Gebäude weltweit, das Sehbehinderten gewidmet ist, denn das Gebäude ist in Brailleschrift beschriftet. Das Wandgemälde stellt das Porträt eines blinden Menschen dar, der sich trotz seiner Behinderung sein Universum vorstellt, und soll die Aufmerksamkeit auf die Frage der sozialen Eingliederung von Menschen mit Behinderungen lenken. Lucian Popa sprach auch über andere Gemälde, die Menschen gewidmet wurden, die einer benachteiligten Gruppe angehören:



    Zum Beispiel haben wir letztes Jahr mit einem Gemälde über Sehbehinderte begonnen, das zeigt, wie sehr sich diese Menschen auf ihre Intuition verlassen. Das Bild ist auch in Braille-Schrift beschrieben. Somit konnten die sehbehinderten Gäste, die zur Einweihung kamen, die Beschreibung des Bildes Element für Element, Farbe für Farbe, Form für Form lesen. Ein weiteres Mural Painting wurde zusammen mit dem Hörgeschädigtenverband in Bacău von dem Künstler Monk Ink angefertigt, und es stellte das Wort »Liebe« in Gebärdensprache dar. Dann gibt es noch ein Gemälde, das die Integration der Roma thematisiert. Es wurde an einer Wand der Nationalbank von Kaps Cre, einem Künstlerduo aus Iași, gemalt und stellt ein Roma-Mädchen, umgeben von der reichen Tradition ihrer Gemeinschaft, dar.“




    Für das Jahr 2020 erhielten die Künstler eine neue Herausforderung mit einem neuen Thema, erzählt Lucian Popa weiter:



    Das diesjährige Thema ist soziale Verantwortung und die Art und Weise, wie die Menschheit mit diesem Planeten umgeht, der es immer schwerer hat, uns zu unterstützen. Jedes Bild, das gemalt wurde, hatte eine sehr klare Botschaft, die der Gemeinschaft in Bacău und dem ganzen Land übermittelt werden sollte. Unser Projekt ist ziemlich viral geworden, so dass die Botschaft sicher viele Menschen erreichen wird.“




    Lucian Popa möchte, dass dieses Projekt auf nationaler Ebene ausgeweitet wird:



    Wir wollen dieses Projekt unbedingt fortsetzen. Jetzt suchen wir nach Partnern, nach Sponsoren, und wollen diese Erfahrung auf nationaler Ebene multiplizieren. Wir suchen Menschen, die wollen, dass wir auch in ihre Stadt kommen, aber dafür brauchen wir Ressourcen, die wir jetzt suchen, und im nächsten Jahr hoffen wir, so viele Städte wie möglich zu erreichen.“

  • Inklusives Projekt für Sehbehinderte: „Tritt in die Dunkelkammer ein!“

    Inklusives Projekt für Sehbehinderte: „Tritt in die Dunkelkammer ein!“

    Die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten — dazu lädt eine neue urbane Veranstaltung ihre Gäste ein. Tritt in die Camera obscura ein“ hei‎ßt die genannte Initiative. Sie zielt darauf ab, die Schwierigkeiten, auf die sehbehinderte Menschen sto‎ßen, hervorzuheben. Darüber hinaus sollen Mittel zur Verbesserung ihrer Lebensweise gesucht werden. Dan Patzelt ist der Vorsitzende des Vereins für Stadtentwicklung und Mitbegründer des Projekts Tehnologia Equal“ (dt. gleiche Technologie). Er erzählte uns mehr zu seinem Vorhaben:



    Die meisten Leute wissen nicht, dass blinde Menschen Bilder verstehen können. Blinde Menschen malen sich in ihren Köpfen die Form der Gegenstände aus, die sie nicht anfassen können. Au‎ßerdem wissen die meisten Menschen nicht, dass Blinde ein Smartphone verwenden können, dass sie sogar sehr davon abhängen. Ein Smartphone gewährt einem blinden Menschen mehr Selbständigkeit. Denn das Smartphone ist ein Gerät, das dem Text eine Stimme verleiht. Und umgekehrt.“




    97% der sehbehinderten Menschen in Rumänien leben von der Staatshilfe. Das bedeutet, sie können sich keine teuren Geräte leisten. Wenn die jungen sehbehinderten Menschen ein Smartphone hätten, könnten sie einfacher einen Arbeitsplatz finden und den Bedürfnissen der Gesellschaft entgegenkommen. Demnach verfasste der Verein für Stadtentwicklung eine Petition, durch die er die Krankenkasse ersuchte, die Kosten für die Anschaffung eines Smartphones für blinde Menschen teilweise oder vollständig abzudecken. Über die gesellschaftliche Dimension des Projekts hinaus lädt der Verein für Stadtentwicklung auch zu einer einmaligen visuellen Erfahrung in Bukarest, Klausenburg, Temeswar und Arad ein. Dafür arbeitete der Verein mit dem Maler Laurenţiu Dimişcă zusammen. Mehr Einzelheiten dazu lieferte Dan Patzelt:



    Wir versuchten, diese Veranstaltung sichtbar zu machen — im öffentlichen Raum, in Parks, an Hauptplätzen. Wir wollten damit den Menschen, die keine Behinderung haben, zeigen, wie es sich fühlt, sehbehindert zu sein. Demnach können die Menschen für eine kurze Weile erleben, wie es ist, über keine visuellen Informationen zu verfügen. Wie es sich anfühlt, wenn die anderen Sinne aktiviert werden müssen, um auf die gewünschten Informationen zu kommen. Die Menschen können somit verstehen, wie es ist, von einer anderen Person abzuhängen. Gleichzeitig begreifen sie aber, wie wichtig die neue Technologie für sehbehinderte Menschen ist. Im Inneren der Camera obscura werden die Besucher die Smartphones verwenden, sie werden mit einem Fu‎ßball für Blinde spielen. Sie werden au‎ßerdem verstehen, wie sich blinde Menschen mit Hilfe ihres Stocks orientieren. Unsere Veranstaltung findet nicht nur in der Camera obscura statt, also in der Dunkelheit, sondern nimmt zwei Räume in Anspruch. Au‎ßerhalb der Camera obscura werden wir unsere weiteren Projekte bekannt machen, wie z.B. unser Projekt über abtastbare Bilder (imaginitactile.ro). Im Rahmen des Projekts bauten wir eine Bibliothek für sehbehinderte Menschen auf. Dort finden sie mehr als 400 greifbare Bilder. Im Au‎ßenbereich wollen wir die Smartphone-Apps fördern, die das Leben von sehbehinderten Menschen erleichtern. Somit kann auch das breitere Publikum verstehen, wie diese Technologie funktioniert. Wir verfügen über einen sehr bunten Raum, den wir mit Hilfe des Malers Laurenţiu Dimişcă schafften. Es ist ein Au‎ßenbereich, in dem die Menschen sich frei versuchen und dankbar sein können für die Farben, die sie sehen. Wie gesagt, sie können auch drau‎ßen mit dem Fu‎ßballball spielen und versuchen, mit dem Blindenstock ihren Weg zu finden. Auch in der Camera obscura werden wir 6 Gemälde von Laurenţiu Dimişcă aufhängen. Der Hintergrund wurde von Menschen aus dem Park gemalt. Denn es handelt sich um ein Projekt, das gro‎ßen Wert auf Kooperation legt. Wir waren mit unserer Wanderausstellung in Bukarest, im Park Herăstrău. Wir wandern aber weiter nach Klausenburg, Temeswar und Arad.“




    Die Besucher der Ausstellung können auch an weiteren kostenlosen Workshops im Rahmen des Projekts mitmachen. Sie können zeichnen und malen, aber auch abtastbare Bilder berühren und Tasttechniken für blinde Menschen versuchen. Dan Patzelt, der Vorsitzende des Vereins für Stadtentwicklung erzählte uns, die Besucher werden vor dem Eintritt in die Dunkelkammer gebeten, die Augen zu schlie‎ßen. Sie seien sehr überrascht, wenn sie sie dann aufmachen und nichts sehen, so Dan Patzelt.



    Es ist ein starker Eindruck! Eine Reaktion war: »Wow, jetzt verstehe ich besser und habe viel mehr Respekt für sehbehinderte Menschen!« Die Menschen, die in den Raum hineingehen und eine Weile später herauskommen, verstehen den Unterschied zwischen den unmittelbaren Zugang zu Informationen, den wir in der Regel genie‎ßen, und den vermittelten Zugang, den Blinde in Anspruch nehmen müssen. Ihr Zugang zu Information wird über einen Stock, den Smartphone-Apps und über die Hände vermittelt.“




    In Rumänien leben etwa 100.000 sehbehinderte Menschen, davon 3000 Kinder. Um ihre Welt besser zu verstehen, werden wir aufgefordert in die Camera obscura einzutreten — und zwar an jedem Wochenende in einer anderen Stadt.

  • Rumänischer Senat billigt Bildungsgesetz

    Rumänischer Senat billigt Bildungsgesetz

    Das Gesetz für die Schulbücher in Rumänien ist vom Senat gebilligt worden. Das Dokument soll nun vom Staatschef promulgiert werden. Der Gesetzentwurf sieht unter anderem vor, dass drei Varianten von Lehrbüchern für ein Fach existieren dürfen. Das Bildungsministerium ist direkt verantwortlich für die Qualität der Schulbücher. Ab 2020 soll das Schulbuch in vier Formaten veröffentlicht werden: auf Papier, digital, interaktiv und ein Format für Sehbehinderte. Liviu Pop, PSD-Senator und Vorsitzender des Ausschusses für Bildung, erklärte:



    Das Gesetz bringt drei neue Sachen: Das Bildungsministerium übernimmt nun die Verantwortung der Pünktlichkeit, es ist nun dafür verantwortlich, ob die Schulbücher rechtzeitig auf die Schulbänke kommen, es sichert für jedes Fach drei Lehrbücher. Wenn niemand ein Projekt vorlegt, kann das Ministerium ein Schulbuch herausgeben. Eine Neuigkeit ist das Schulbuch für Sehbehinderte.



    Die Opposition kritisierte den Gesetzentwurf und behauptet, das Gesetz sichere überhaupt nicht die Qualität der Schulbücher und werde zu Missbrauch seitens des Bildungsministeriums führen. Der PNL-Senator Mario Oprea meint, das Gesetz schalte jede Konkurrenzform aus, während das Bildungsministerium das Monopol haben werde. Mario Oprea dazu:



    Diese Initiative missachtet jedes Prinzip, das in den europäischen Staaten gilt. Wir erwarteten von diesem Gesetz Prinzipien, auf denen ein modernes Bildungssystem fu‎ßt. Man wünscht eine zentralisierte Herausgabe der Lehrbücher, an der Grenze der Legalität. Das neue Gesetz ist gegen all das, was nach der Wende im Bildungssystem umgesetzt wurde. Die Nationalliberale Partei kann nicht mit dieser Art von Unterricht einverstanden sein.



    Die Lehrkräfte warnen, das Gesetz werde den rumänischen Unterricht 30 Jahre in die Vergangenheit zurückfallen lassen. Die Kinder seien verpflichtet, aus Büchern, die von einem einzigen Verlag, und zwar jenem des Bildungsminsiteriums herausgegeben werden, zu lernen. Einer der bekanntesten Schulbuchautoren, Professor Octavian Mândruţ, hat in diesem Jahr keinen Vorschlag geschickt. Die Generationen der letzten 20 Jahre haben aus seinen Geographielehrbüchern gelernt.



    Der Markt der Schulbücher bezifferte sich 2017 auf rund 60 Millionen Euro. Nur 6 Millionen davon werden vom Staat gesichert. Die Eltern bezahlen die Differenz. Die Fachleute behaupten, der Lehrplan und die Lehrbücher seien eine echte Last für die Schüler. Diese arbeiten an einem Tag mehr als die Erwachsenen und werden mit Informationen überfrachtet.



    Die Eltern hoffen am Ende jedes Schuljahres, dass das kommende Schuljahr besser sein werde und dass sie die Kosten der Lehrbücher nicht mehr bestreiten müssen.

  • 10.000 Schritte für die Stadt: Projekt für mobilitätsbeschränkte Fußgänger

    10.000 Schritte für die Stadt: Projekt für mobilitätsbeschränkte Fußgänger

    Die Organisation für die Förderung des Alternativen Transports in Rumänien (OPTAR) hat das Volontariatsprojekt Donează 10.000 de paşi pentru oraşul tău“ (dt. Spende 10.000 Schritte für deine Stadt“) gestartet. Es handelt sich um ein Projekt zur Identifizierung und Präsentierung der Bedingungen für Fu‎ßgänger in Bukarest, das allen Fu‎ßgängern, einschlie‎ßlich den Gehbehinderten und den Sehbehinderten zu Nutze kommen sollte. In einer Gro‎ßstadt fühlen sich die Fu‎ßgänger oft nicht sicher, sie können nicht in Sicherheit auf dem Gehsteig laufen, sie kommen mit Verspätung zur Schule, zur Arbeit, zum Arzt oder zum Markt. An dem Projekt können sich sowohl individuelle Volontäre als auch NGO und öffentliche Einrichtungen beteiligen. Jeder freiwillige Projektteilnehmer wird die Fu‎ßgängerrouten auf einer bestimmten Fläche untersuchen. Mit einer Handy-App werden die Hindernisse identifiziert, die den Zugang der Fu‎ßgänger zu den Gehsteigen oder zu den Fu‎ßgängeralleen erschweren oder blockieren. Mehr dazu von der Vertreterin der Organisation für die Förderung des Alternativen Transports in Rumänien, Irina Zamfirescu:



    In unserem Projekt »Spende 10.000 Schritte für deine Stadt« geht es ums Zufu‎ßgehen oder Rollstuhlfahren. Unser Plan ist, eine Landkarte mit den Routen der Fu‎ßgänger durch die Stadt zu erstellen. Wir wollen die Zonen identifizieren, die für die Gehbehinderten und Rollstuhlfahrer besonders unfreundlich sind, wir wollen sehen, wo diese Personen die meisten Probleme bekommen. Wir wollen eine detaillierte Landkarte erstellen, woraus zu erkennen sein wird, inwieweit die jetzige Infrastruktur der Stadt den Bedürfnissen der Fu‎ßgänger und der Gehbehinderten entspricht. Wir haben eine Handy-App entworfen, und mit dieser App können unsere freiwilligen Projektteilnehmer auf einer bestimmten Route die Orte fotografieren, die für Fu‎ßgänger, Rollstuhlfahrer, oder für Personen mit Kinderwagen nicht adäquat sind. Zum Schluss wollen wir die Landkarte mit den Problemen der Fu‎ßgänger in Bukarest den Behörden zu Verfügung stellen. Wir möchten auch erfahren, warum die Leute in Bukarest eher Auto fahren, anstatt zu laufen. Insgesamt werden wir drei Landkarten erstellen: eine für die Fu‎ßgänger ohne Mobilitätsprobleme, eine für Sehbehinderte und eine für Gehbehinderte und Rollstuhlfahrer.“




    Laut der Organisation für die Förderung des Alternativen Transports in Rumänien (OPTAR) sollte die Untersuchung der Zonen und die Erstellung der Landkarten mit Hindernissen auf den Bukarester Gehsteigen Ende Mai stattfinden. Mit den gesammelten Daten werden auch Statistiken über die Lage der Fu‎ßgänger-Infrastruktur erarbeitet, die zur Planung der urbanen Mobilität benutzt werden können.

  • Nachrichten 06.08.2016

    Nachrichten 06.08.2016

    Die Bukarester Regierung hat für den 13. August, den Tag der Beisetzung der am Montag im Alter von 92 Jahren verstorbenen Königin Anna von Rumänien, der Ehegattin von König Michael I., Staatstrauer angeordnet. Laut dem angekündigten Programm wird der Sarg nach der Ankunft in Rumänien am 9. August zum Schlo‎ß Pelesch in Sinaia und dann nach Bukarest, in den Thronsaal des königlichen Palastes, überstellt. Das rumänische Königshaus hat mitgeteilt, dass Königin Anna von Rumänien am Samstag, den 13. August im Kloster Curtea de Arges, wo die rumänischen Könige bestattet wurden, zur Ruhe gelegt wird. Drei Kondolenzbücher wurden für das Publikum bereitgestellt — eines im Schloss Pelesch und zwei in Bukarest. Am 13. August wird auch in der Republik Moldau Staatstrauer ausgerufen. Ein entsprechendes Dekret unterschrieb Präsident Nicolae Timofti am Freitag.



    Zwei Offiziere, einer aus Rumänien und einer aus Tschechien, werden zeitweilig im NATO-Verbindungsbüro in der Ukraine tätig sein. Die beiden Offiziere beteiligen sich an einem Programm zur Anpassung der ukrainischen Streitkräfte an die Standards der Nordatlantischen Allianz. Dies gab der Generalstabschef der ukrainischen Streitkräfte, Wiktor Muschenko, bekannt, meldet die Nachrichtenagentur Interfax. Die zwei Offiziere sind mit den postsowjetischen Verteidigungssystemen vertraut und haben Erfahrung mit den Ma‎ßnahmen zur Streitkräftereform in den eigenen Ländern, so Wiktor Muschenko. Die Ukraine beabsichtigt, bis 2020 ihre Streitkräfte an die NATO-Standards anzupassen.



    Ein Schülerteam aus Rumänien hat bei der 27. Auflage des Wettbewerbs Junior Achievement Europe Company of the Year in Luzern den IT-Exzellenz-Preis gewonnen. Das rumänische Schülerteam Oculus entwickelte eine intelligente Brille für Sehbehinderte. Die Brille ist mit Sensoren versehen, die Informationen über die umgebenden Gegenstände analysieren und dem Brillenträger in Form von akustischen Signalen unterschiedlicher Frequenz und Stärke übertragen. Der Company of the Year Competition von JUNIOR ACHIEVEMENT Europe (JA Europe) ist der Wettbewerb der besten Schülerfirmen aus allen Mitgliedsländern von JA Europe. Das Gewinner-Team SubReader aus Dänemark entwickelte eine App, mit der Untertitel im Fernsehen vorgelesen werden. Dadurch wird unter anderem Legasthenikern ermöglicht, die Untertitel des Fernsehprogramms zu verfolgen. In diesem Jahr traten 36 Teams gegeneinander an, um ihr Land beim Wettbewerb in Luzern (Schweiz) zu vertreten.



    In den rumänischen Schwarzmeerhäfen Constanta und Mangalia finden diese Woche Veranstaltungen und Events im Vorfeld des Tages der rumänischen Marine statt, der traditionsgemä‎ß am 15. August gefeiert wird. Das breite Publikum hat unter anderen die Gelegenheit, Militärschiffe zu besuchen und dabei die Technik, die Ausstattungen und die Ausrüstungen der rumänischen Seekräfte zu besichtigen. Ferner werden interaktive Workshops, Schauwettbewerbe mit Matrosenübungen und thematische Wettbewerbe mit Preisauszeichnungen veranstaltet. Das Musikkorps der rumänischen Marine wird mit ausgesuchten Musikprogrammen für gute Stimmung sorgen.



    Überschattet von Protesten und der politischen Krise in Brasilien sind die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro mit einer farbenfrohen Zeremonie eröffnet worden. Als der brasilianische Interimspräsident Michel Temer am Freitagabend zum Abschluss der Feier im berühmten Maracanã-Stadion die Spiele für eröffnet erklärte, wurde er von den Zuschauern ausgepfiffen. Über 11.000 Hochleistungssportler aus 207 Ländern nehemn an der Olympia 2016 teil. Mit mehr als 100 Sportlern ist Rumänien bei den Olympischen Spielen vertreten, die zwischen dem 5. und 21. August in Rio de Janeiro stattfinden. Die Rumänen kämpfen in 15 Disziplinen und hoffen auf mindestens sechs Medaillen. Die 31. Auflage der Spiele liefert mehrere Premieren: zum ersten Mal richtet eine südamerikanische Stadt die Spiele aus, zum ersten Mal nehmen Kosovo und der Südsudan teil, zum ersten Mal tritt ein Team von Flüchtlingen an. Der Dopingskandal um die russischen Sportler, die Bedrohung des Zika-Virus und die politisch-finanziellen Skandale im Gastgeberland überschatten allerdings die Olympia 2016.

  • Kinospaß für sehbehinderte Menschen

    Kinospaß für sehbehinderte Menschen

    Die Methode, Filme auch blinden Menschen zugänglich zu machen, hört sich einfach an, ist aber relativ aufwändig. Neben dem Filmdialog und der Musik wird per Kopfhörer wie beim Simultandolmetschen pausenlos ausführlich beschrieben, was auf der Leinwand gerade zu sehen ist. Zehn rumänische Filme aus der mehr oder weniger neuen Produktion sind in diesem System auf dem ersten Filmfest für sehbehinderte Menschen vorgeführt worden: Aferim!“ von Radu Jude, Am Dienstag nach Weihnachten“ von Radu Muntean, Poarta Albă“ von Nicolae Mărgineanu, Roxanne“ von Vali Hotea, Die Medaille“ sowie Mutter und Sohn“ von Călin Peter Netzer, Hinter den Hügeln“ von Cristian Mungiu, Von Schnecken und Menschen“ von Tudor Giurgiu, Love Building“ von Iulia Rugină und Amerika, wir kommen“ von Răzvan Săvescu. Das Festival wurde von der Stiftung Wanderndes Buch“ in Partnerschaft mit dem Rumänischen Filmförderverein ausgerichtet, die Filmvorführungen fanden im Elvira-Popescu-Kino des französischen Kulturinstituts und im Kino des Bauernmuseums statt. Die Projektleiterin des Festivals, Gabriela Dima, sagt, dass die Organisatoren von einer einfachen Überlegung ausgegangen sind:



    Filme mit Hörbeschreibung sind in Rumänien schon seit 2007 gemacht worden und sind bei ihrem Zielpublikum auch sehr gut angekommen. Jedes Jahr wird beim internationalen Filmfestival Transilvania ein solcher Hörfilm gezeigt. Aber ein Film pro Jahr reicht natürlich nicht aus — und deshalb haben wir gedrängt, mehr zu machen. Nicht nur für das Zielpublikum, sondern auch für das Publikum ganz allgemein, denn es ist wichtig, diese Art von Film zu fördern, damit die Menschen über dieses Angebot für sehbehinderte Bescheid wissen. Und es ist vielleicht noch wichtiger, dass die Filmindustrie aufmerksam wird. Produzenten, Regisseure, Vertriebsunternehmen und Kinos sollten schon von Anfang an daran denken, den Film auch für sehbehinderte Menschen anzubieten und nicht erst viel später, nach dem regulären Kinostart. Ein Festival für sehbehinderte Menschen, das in Bukarest organisiert wird, hätte mehr Chancen, im ganzen Land Profil zu zeigen.“




    Projektmanagerin Gabriela Dima sagt, dass die rumänischen Produktionsfirmen von Anfang an begeistert waren — ihnen gefiel das Projekt, auch deshalb, weil ja das Leben nicht endet, nur weil man blind ist. Man darf sich auch weiterhin an allen Formen der Kunst erfreuen:



    Diese Ausgabe haben wir aus zwei Gründen dem rumänischen Film gewidmet: Erstens ist Film jetzt sehr in, zweitens waren die Leute in der rumänischen Filmindustrie Feuer und Flamme. Wir haben nur kurz angerufen oder eine E-Mail geschickt und schon war das OK für die Verarbeitung als Hörfilm da. Es war nicht viel Vertragsarbeit zu erledigen. Als Festival in der Anfangsphase hätten wir für ausländische Filme mehr arbeiten müssen, um urheberrechtliche Vereinbarungen zu treffen. Aber auch sonst wollten wir in erster Linie mit der rumänischen Filmindustrie arbeiten.“




    Der Aufwand ist auch technisch nicht von der Hand zu weisen. Die sogenannte Audiodeskription oder akustische Bildbeschreibung macht es möglich, dass blinde und anderweitig sehbehinderte Menschen der Handlung folgen können. Parallel zur Tonspur läuft also immer auch ein Band mit Erklärungen mit, erläutert Gabriela Dima:



    In den Dialogpausen werden Mimik, Gestik, Bühnenbild, Kostüme, das Zusammenspiel zwischen den Hauptfiguren geschildert — dem Publikum wird jede Information gegeben, die zum besseren Verständnis beitragen kann. Der Regisseur will durch Bild, Licht, Schatten usw. Gefühle vermitteln — und das müssen wir in der Beschreibung berücksichtigen. Szenen ohne Dialog sind übrigens am schwersten zu beschreiben.“, meint Gabriela Dima — und gibt prompt ein Beispiel. Die letzte Minute im Film Poarta albă“ über ein rumänisches Straflager im kommunistischen Gulag mussten sich die Autoren der Hörfilmversion 45mal ansehen, um die Botschaft des Regisseurs zu vermitteln — es ging um einen Bogen, der zum Anfang des Films gespannt ist.




    Interessanterweise greifen nicht nur Sehbehinderte zu den Kopfhörern, es ist auch für die anderen Zuschauer eine neue Erfahrung, die Filme so zu erleben — manches kriegt man gar nicht von Anfang an mit und die Bildbeschreibung macht die Zuschauer darauf aufmerksam, wei‎ß Gabriela Dima aus eigener Erfahrung:



    Wir haben »Aferim« bearbeitet, weil wir diesen Film unbedingt im Festival haben wollten. Das ganze Team war dabei — es gibt dort eine Szene, in der die Hauptperson gefoltert wird. Man glaubt, dass wegen der Schreie die Menschen, die der Folter zuschauen, genauso betroffen sind wie wir als Zuschauer. Weil die Schreie uns störten, haben wir den Ton auf stumm gestellt und uns nur die Gesichter angesehen: Die Menschen sahen gefühllos zu, denn im Jahr 1835 war Folter ein alltägliches Spektakel. Das haben wir in die Beschreibung eingefügt und es war eine Bereicherung.




    Das Festival war ein Erfolg, auch wenn es in dieser Ausgabe noch keine Preise gab. Für nächstes Jahr planen die Veranstalter aber einen Wettbewerb zwischen den Produzenten von Spiel- und Kurzfilmen.



    Werbespot des Filmfestivals für Sehbehinderte: