Tag: Seligsprechung

  • „Ich kam als Pilger und Bruder“: zur Bedeutung des Papstbesuchs in Rumänien

    „Ich kam als Pilger und Bruder“: zur Bedeutung des Papstbesuchs in Rumänien

    Die ersten Augenblicke des Besuchs hatten eine diplomatische Bedeutung, der Papst sprach über die Blutsbruderschaft, die gleicherma‎ßen vom Katholizismus und der Orthodoxie beansprucht wird:



    Die Glaubensverbindungen, die uns vereinen, gehen auf die Apostel zurück, Zeugen des auferstandenen Jesus, besonders auf die Verbindung, die Petrus und Andreas vereinte, die traditionell das Christentum in diese Länder brachten. Sie waren auch speziell Blutsbrüder, die ihr Blut für den Herrn vergossen haben. Sie erinnern uns daran, dass es eine Blutsbruderschaft gibt, die uns vorausgeht und die als stiller und lebensspendender Strom, der über die Jahrhunderte flie‎ßt, nie aufgehört hat, unseren Lebensweg zu benetzen und zu nähren.“




    Papst Franziskus verwies andererseits auf die Fortschritte, die Rumänien in den letzten 30 Jahren gemacht hat, als das Land sich trotz zahlreicher Schwierigkeiten und Mängel, mit denen es konfrontiert war, zu einem demokratischen Projekt verpflichtet hat. Die symbolische Bedeutung des Papstbesuchs in Rumänien besteht in dem, was er als den menschlichen Preis bezeichnete, den Rumänien für den Schritt ins 21. Jahrhundert bezahlt hat — die Diaspora und die Rolle der Kirche im Dienste der gesamten Gemeinschaft –, erläutert Theologe und Priester Radu Preda bei Radio Rumänien International:



    Es ist klar, dass es in Bezug auf die soziale und ethische Botschaft ein sehr breites Spektrum an Kontakten und sogar an Identifikation von Werten zwischen orthodoxen und katholischen Christen gibt. Der Papst ist nicht nur ein Bildvektor einer einzelnen Person, sondern auch die Synthese der Geschichte, wo es sicherlich auch weniger angenehme Momente gibt, zumindest was uns orthodoxe Gläubige angeht. Aber alles in allem ist unter den gegenwärtigen internationalen Umständen klar, dass wir eine grö‎ßere christliche Solidarität brauchen, als wir es bisher bewiesen haben. Der Papst betonte den menschlichen Preis, den wir dafür bezahlen, dass Rumänien das 21. Jahrhundert erreicht hat. Millionen von Mitbürgern, unsere Brüder und Schwestern, wie er es so treffend ausdrückte, verlie‎ßen ihr Land, wo sie ihren Traum leider nicht wahr werden sahen, und schufen Mehrwert in anderen Ländern, vor allem in Italien. Vergessen wir nicht, dass die rumänische Gemeinschaft in Italien, wenn ich mich nicht irre, die grö‎ßte ist, gefolgt von derjenigen in Spanien und, wenn ich mich nicht irre, von derjenigen in Deutschland. Also wird der Schwerpunkt auf die Diaspora gelegt.“




    Papst Franziskus würdigte das Opfer der Söhne und Töchter Rumäniens, die durch ihre Kultur, ihre Werte und ihre Arbeit die Länder bereichern, in die sie ausgewandert sind, und die durch die Früchte ihrer Arbeit ihren Familien zu Hause helfen. Im Unterschied zu dem pastoralen Besuch, den Papst Johannes Paul II. 1999 in Rumänien durchführte, der einen überwiegend ökumenischen Schwerpunkt hatte und der auf Einladung des Staates und der Rumänisch-Orthodoxen Kirche erfolgte, kam Papst Franziskus auf Einladung des rumänischen Präsidenten und der örtlichen Römisch-Katholischen Kirche nach Rumänien. Durch liturgische Zelebrierungen hatte sein Besuch einen pastoralen Charakter, der sich in erster Linie an die katholischen Gläubigen richtete. Es gab einige Neuheiten im apostolischen Besuch von Papst Franziskus in Rumänien: Er dauerte drei Tage, was in keinem anderen europäischen Land geschehen war. Der Papst besuchte in dieser Zeit ebenso katholische Christen, in ihrer sprachlichen und liturgischen Vielfalt, wie orthodoxe Christen. Der letzte Tag des Papstbesuchs, der sich auf die Griechisch-Katholische Kirche konzentrierte, hatte eine besondere symbolische Note. Auf dem Freiheitsfeld im Zentrum der Stadt Blaj (dt. Blasendorf) hat der Papst sieben griechisch-katholische Bischöfe seliggesprochen, die vom ehemaligen kommunistischen Regime gemartert, inhaftiert und gefoltert wurden und an Misshandlungen starben, weil sie sich gegen ein Regime auflehnten, das die grundlegenden Menschenrechte unterdrückte, wie der Papst erinnerte. Wilhelm Dancă, Dekan der Römisch-Katholischen Theologischen Fakultät in Bukarest, sprach über den Besuch des Papstes in Rumänien:



    Im Balkanraum finde ich dieses Treffen sehr wichtig. Nördlich von Rumänien, in der Ukraine, gibt es Frakturen, Spaltung und Trennung innerhalb der orthodoxen Kirche, Tendenzen zum Bruch und Fragmentierung der christlichen Einheit. Es gibt dort zwei oder sogar drei Kirchen: Eine ist mit Moskau verbunden, eine andere mit Konstantinopel und die letzte ist autonom. In der Republik Moldau gibt es zwei Gemeinschaften: ein metropolitanes Bistum, das mit Moskau verbunden ist, und eine weiteres, das Bukarest nahe steht. Südlich von Rumänien, in Bulgarien, ist die orthodoxe Kirche mit Moskau verbunden, nicht mit Konstantinopel. Die Kirche in der Republik Nordmazedonien hat sich von Serbien gelöst und will sich der orthodoxen Kirche in Bulgarien anschlie‎ßen. Sehen Sie, das sind alles Tendenzen der Verlagerung, der Trennung, der Vereinigung, und die einzige Kirche, die eine Botschaft der Einheit vermittelt, die mehr oder weniger als Einheitskirche auftritt, ist die rumänisch-orthodoxe Kirche.“




    Ich kam in dieses schöne und gastfreundliche Land als Pilger und Bruder, um verschiedene Menschen zu Treffen. Und jetzt gehe ich bereichert nach Hause und nehme Orte und Momente und vor allem Gesichter mit. Eure Gesichter werden meinen Erinnerungen Farbe verleihen und in meinem Gebet gegenwärtig sein. Danke, und ich nehme Euch mit. Und jetzt segne ich Euch, aber zuerst möchte ich Euch um einen gro‎ßen Gefallen bitten: Betet für mich!“ — sagte der Papst am Ende seines Besuchs in Rumänien.

  • Monsignore Wladimir Ghika wird seliggesprochen

    Monsignore Wladimir Ghika wird seliggesprochen

    Monsignore Wladimir Ghika, römisch-katholischer Priester aus Rumänien, soll im Rahmen einer festlichen Liturgie am 31. August in Bukarest seliggesprochen worden. Ende März hatte Papst Franziskus Ghikas Martyrium im Dienste des Glaubens anerkannt.



    Eine Seligsprechung oder Beatifikation ist in der römisch-katholischen Kirche ein kirchenrechtliches Verfahren, bei dessen Abschluss der Papst nach entsprechender Prüfung erklärt, dass ein Verstorbener als Seliger bezeichnet werden und als solcher öffentlich verehrt werden darf. Voraussetzung sind entweder das Martyrium oder ein heroischer Tugendgrad und, falls es sich nicht um einen Märtyrer handelt, der Nachweis eines Wunders, das auf die Anrufung des Seligen und dessen Fürsprache bei Gott bewirkt wurde. Im Unterschied zur Heiligsprechung wird durch die Seligsprechung jedoch nur eine lokale Verehrung gestattet.



    Die Seligsprechung Ghikas in Bukarest gilt als wichtigstes Ereignis für die Katholische Kirche Rumäniens nach dem Besuch von Papst Johannes Paul II. im Jahr 1999. Bei der Liturgie sind drei Kardinäle, über 200 Bischöfe und Priester, sowie Tausende Gläubige erwartet.



    Monsignore Wladimir Ghika kam 1873 auf die Welt, er war der Enkel des letzten Herrschers des Fürstentums Moldau. Er wurde zwar orthodox getauft, ging aber im Alter von 29 Jahren zur Westkirche über. Das, weil er laut eigenen Angaben ein besserer Gläubiger sein wollte. Hierauf studierte er in Frankreich und Italien Teologie. Einen Gro‎ßteil seines Lebens verbrachte er an der Seite der Hilfsbedürftigen, die ihn als Prinz der Armen“ bezeichneten. Ghika gründete in Rumänien das erste Krankenhaus, das kostenlose ärztliche Versorgung anbot, sowie den ersten Rettungsdienst. Als 1939 der zweite Weltkrieg beginnt, befindet sich Ghika in Rumänien. Er lehnt es ab, sein Land zu verlassen, um den Armen und Kranken zu helfen, einschlie‎ßlich während der Bombenangriffe der Alliierten auf Bukarest.



    Nach der Machtübernahme durch die Kommunisten, lehnt er es einmal mehr ab, aus Rumänien abzureisen, obwohl er mit dem königlichen Zug hätte flüchten können. Ghika wird im November 1952 verhaftet, die Anklage lautet Hoher Verrat“. In einer Haftanstalt bei Bukarest wird er eingesperrt, dort wird er bedroht, gefoltert, fast zu Tode geprügelt. Zwei Jahre später stirbt er an den Folgen der unmenschlichen Behandlung im Gefängnis.



    Interessanterweise durfte Wladimir Ghika als katholischer Priester sowohl nach den Riten der West- als auch nach denen der Ostkirche seine Gottesdienste feiern. Dafür hatte ihm Papst Pius XI. eine Sondergenehmigung erteilt.



    In vielen Bereichen galt Ghika als Initiator, seine Tätigkeit ging über die religiösen Grenzen und den Zeitgeist hinaus. Deshalb kann er als echter Vorreiter des Ökumenismus angesehen werden. Nach der Seligsprechung wird Monsignore Wladimir Ghika zu den Seligen und Heiligen der Katholischen Kirche gezählt werden. Er erhält im Kalender der regionalen Kirche auch einen eigenen Tag : den 16. Mai, den Tag seines Martyriums. Die Katholische Kirche hat bereits zwei weitere Märtyrer aus dem kommunistischen Rumänien seliggesprochen.