Tag: Sensibilisierung

  • Horror-Statistik: Der Drogenkonsum in Rumänien

    Horror-Statistik: Der Drogenkonsum in Rumänien

    Der 31. Mai ist zum Nationalen Tag zur Sensibilisierung für Drogenkonsum erklärt worden. Der entsprechende Gesetzentwurf wurde kürzlich von der Abgeordnetenkammer in Bukarest, dem legislativen Entscheidungsgremium des Landes, verabschiedet. Laut Brian Cristian, Abgeordneter der pro-europäischen Oppositionspartei Union Rettet Rumänien (USR), reicht ein symbolischer Aktionstag zur Aufklärung nicht aus, um das Drogenproblem der Gesellschaft zu lösen.

    Einer von zehn jungen Menschen in Rumänien und ein Viertel der Gymnasiasten aus der Oberstufe haben mindestens einmal Drogen konsumiert. Das seien die offiziellen Zahlen, die von Behörden und Medienvertretern öffentlich genannt werden, erklärt der Abgeordnete. Dies offenbare die jahrzehntelange verfehlte Drogenpolitik und die Unfähigkeit des rumänischen Staates im Kampf gegen die großen Drogenhändler, so Cristian. Seiner Ansicht nach würden „junge Menschen wie Kriminelle behandelt, während die großen Drogenhändler ungeschoren davonkommen“.

    „Ohne Prävention, ohne Beratungsprogramme und ohne ausreichende finanzielle Unterstützung für den Sport – der jungen Menschen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bietet – wird Rumänien den Kampf gegen Drogen weiterhin verlieren“, fügt der Abgeordnete hinzu.

    Die Realität vor Ort ist in der Tat erschreckend. Kinder im Alter von nur zwölf Jahren haben bereits Drogen konsumiert, die sie von vierzehnjährigen Dealern erhalten haben – oft ohne sich der verheerenden Folgen bewusst zu sein, die diese Substanzen in ihren Gehirnen hinterlassen. Der Arzt für Notfallmedizin und Toxikologie, Radu Țincu, erklärte auf einer Fachkonferenz, dass sich die meisten jungen Menschen der gravierenden Auswirkungen des Drogenkonsums nicht bewusst sind.

     „Der Konsum psychoaktiver Substanzen in einem so jungen Alter, in dem die Entwicklung des Zentralnervensystems noch nicht abgeschlossen ist, kann zu schwerwiegenden neurokognitiven Störungen führen. Dazu zählen Verhaltens-, Denk- und Aufmerksamkeitsstörungen, von denen einige möglicherweise irreparabel sind. Zudem erhöht Drogenkonsum in der Jugend das Risiko, im Erwachsenenalter psychische Erkrankungen zu entwickeln – ein Umstand, der aus sozialer Perspektive drängende Fragen aufwirft: Wie sieht eine Gesellschaft aus, in der viele junge Menschen mit psychischen Störungen oder Verhaltensauffälligkeiten leben?

    Im Falle von Überdosierungen und notwendiger intensiver Betreuung können die Kosten pro Patient bis zu 20.000 bis 30.000 Euro betragen. Während der anschließenden Entgiftungsphase in einem psychiatrischen Zentrum können zusätzlich bis zu 10.000 Euro anfallen.

    Eines der im Jahr 2024 in Rumänien durchgeführten Anti-Drogen-Programme war „Entscheide dich zu entscheiden – Eine Kunstkaravanne für die Prävention des Konsums“. Das Projekt wurde von der Nichtregierungsorganisation „E Ceva Bine“ umgesetzt und durch das Innenministerium über die Nationale Anti-Drogen-Agentur finanziert. In neun Städten im Nordosten Rumäniens, in den Landkreisen Botoșani, Neamț und Vaslui, zielte das Programm darauf ab, junge Menschen im Alter von 12 bis 25 Jahren sowie ihre Eltern für die Risiken des Drogenkonsums zu sensibilisieren und aufzuklären.

    Das Projekt soll das Selbstvertrauen und die Widerstandsfähigkeit drogengefährdeter Kinder, Jugendlicher und ihrer Eltern stärken. Freizeitaktivitäten dienten dabei als Alternative zum Drogenkonsum. Das Motto lautete: „Wahl und Ausdruck durch Kunst und weitere nichtformale Bildung“. Insgesamt profitierten 8.000 junge Menschen von diesem Programm.

    Wie sollte man vorgehen, wenn ein Jugendlicher oder ein Kind erste Anzeichen von Drogenproblemen zeigt? Iulian Văcărean, Präsident des Vereins „E Ceva Bine“, gibt eine Antwort.

    Ich glaube, das Wichtigste ist, mit den Menschen zu sprechen, die einem nahestehen. Eltern, Lehrer und diejenigen, für die du wirklich wichtig bist, werden dir immer helfen, den besten Weg für dich zu finden.

    Die Experten reisten auch in den Landkreis Suceava im Norden Rumäniens, wo sie mit Schülern, Eltern und Lehrern in der Gemeinde Fălticeni sprachen. Darüber berichtete der Anti-Drogen-Experte Cătălin Țone, ein ständiger Mitarbeiter des öffentlichen Rundfunks auf diesem Gebiet.

    Radio Romania Actualități setzt gemeinsam mit Partnern eine vor etwa zwei Jahren gestartete Antidrogenkampagne fort. Wir reisen durch das Land und organisieren präventive Aktivitäten für Schulkinder, Eltern und Lehrer. Diese Aktivitäten sind interaktiv, belohnen die Teilnehmer mit kleinen Preisen und fördern den offenen Dialog. Wir sind überzeugt, dass präventive Inhalte auf diese Weise besser vermittelt werden können. Unser Ziel ist es, Barrieren klassischer Präventionsmethoden abzubauen, die oft nicht den gewünschten Effekt erzielen. Wir beobachten bereits konzeptionelle Veränderungen: Die Verantwortlichen für Prävention, Kontrolle und Behandlung haben begonnen, miteinander zu kommunizieren und aktiv zu diskutieren.

    Wir bringen gute Nachrichten bezüglich des Gesetzespakets, insbesondere in den Bereichen Drogenbekämpfung, Erhöhung der Strafen, Registrierung von Drogenhändlern und Abschaffung von Bewährungsstrafen. Eine weitere positive Nachricht ist, dass vor vier Monaten ein Gesetz zur Einrichtung von acht Zentren für die Behandlung von Drogenabhängigkeit verabschiedet wurde. Zudem wird viel über die Reorganisation der Nationalen Drogenbekämpfungsbehörde diskutiert, was ich sehr begrüße, da sie die nationale Strategie in diesem Bereich verantwortet und sich den neuen Anforderungen anpassen muss.

  • Radfahrerinitiative in Temeswar: Grünes Licht für Radler

    Radfahrerinitiative in Temeswar: Grünes Licht für Radler

    Der Fahrradverkehr nimmt in Rumänien Jahr für Jahr zu. Demzufolge wurden in vielen rumänischen Städten Radwege gebaut. Doch über die Fahrradrouten in Rumänien sowie über die biker-freundlichen Lokale, die die Radfahrer zu ermä‎ßigten Preisen bedienen, haben wir Ihnen in unseren früheren Beiträgen erzählt. Heute wollen wir Ihnen eine Radelinitiative vorstellen, die einen suggestiven Namen trägt: Grünes Licht für Fahrräder“. Die Bewegung wird von der Stiftung Bega gefördert. Grün für Fahrräder“ ist die erste Initiative in der westrumänischen Stadt Temeswar, die das Radfahren als umweltfreundliche Transportalternative in der Stadt unterstützt. Das Vorhaben weist auf die Bedeutung und auf die Vorteile des Radelns hin. Ziel der Initiative ist, zu zeigen, dass auch Radfahrer auf den Stra‎ßen fahren. Die Befürworter des Vorhabens versuchen die zuständigen Behörden im Hinblick auf die Einrichtung zusätzlicher Radwege zu sensibilisieren. Romina Faur, die Leiterin der Stiftung Bega und Initiatorin der Aktion Grünes Licht für Fahrräder“, erzählte uns, wie die Bewegung auf die Beine kam:



    Das Projekt »Grünes Licht für Fahrräder« wurde 2008 gestartet. Es entstand aus reiner Leidenschaft fürs Radfahren. Es war nicht blo‎ß eine Laune, sondern eine Vision. Die Zahl der Radfahrer hat seit Beginn der Kampagne zugenommen. »Grünes Licht für Fahrräder« soll so lange fortbestehen, bis jeder Einwohner der Stadt Temeswar ein Fahrrad besitzt und es auch nutzt. Wir schauen gerne mal zu anderen Ländern hinüber, z.B. zu den nordischen Staaten hin. Sie haben eine grö‎ßere Erfahrung mit dem Fahrradverkehr. Fahrradfahren ist dort ein Lebensstil. In den dortigen Städten fahren mehr Fahrräder als Autos. Wir fördern die Zusammenarbeit zwischen Autofahrern, Radfahrern und Fu‎ßgängern sowie den gegenseitigen Respekt im Verkehr. Es passiert häufig, dass uns Autofahrer oder Fu‎ßgänger während unserer Radtouren zuwinken und zurufen, dass sie das nächste Mal mitmachen. Das freut uns. Wir versuchen eine verkrustete Mentalität zu ändern, ermutigen die Leute, sich mit dem Fahrrad durch die Stadt fortzubewegen. Wir zeigen ihnen, dass es geht. Schon von Anfang an wollten wir herausfinden, wie es sich anfühlt, durch Temeswar zu radeln. Wir wollten wissen, wie viele Radfahrer es in der Stadt gibt. So kamen wir auf den Gedanken, die Fahrradfahrer zu zählen. Demnach war die erste von uns veranstaltete Aktion »Die Fahrradzählung«. Die Zahl der Radfahrer hat mittlerweile zugenommen. Derzeit gibt es 16.700 Biker in der Stadt.“




    Die Mitarbeiter der Stiftung Bega fördern das Radfahren als Lebensstil. Deshalb veröffentlichten sie den Veranstaltungskalender für 2016. Mehr Einzelheiten dazu bringt Romina Faur:



    Wir organisieren jedes Jahr mehrere Events. Zwei davon sind bedeutender — die Radeltour im Frühjahr und die Herbstzählung. An der Radeltour im Frühjahr beteiligen sich gewöhnlich rund 4.000 Teilnehmer. Die Zahl ist beeindruckend für eine Stadt wie die unsere. An der Herbstzählung nehmen etwa ein- bis zweitausend Radfahrer teil. Im Frühjahr wünschen sich alle, so viel wie möglich radzufahren, sich zu bewegen. Sie empfangen den Saisonbeginn mit gro‎ßer Freude. Ich bin stolz darauf, dass an der Frühjahrsradeltour so viele Menschen teilnehmen. Im Laufe der Zeit ist es uns gelungen, die grö‎ßte Biker-Gemeinschaft im Land zusammenzubringen. Und die Radfahrer halten zusammen und haben immer mehr berechtigte Ansprüche. Die von uns organisierten Aktionen haben im Laufe der Zeit auch die örtlichen Behörden sensibilisiert. Sie haben in die Fahrrad-Infrastruktur investiert, allerdings nicht genug.“




    Die Aktion Grünes Licht für Fahrräder“ regt ab April bis Oktober zu mehr Bewegung an. Gleichzeitig fördert der Verein die Sicherheit im Fahrradverkehr. Er weist darauf hin, dass die Infrastruktur noch verbessert werden muss. Darüber hinaus veranstaltet die Stiftung Bega auch andere Events. Dazu unsere Gesprächspartnerin Romina Faur, die Leiterin der Stiftung:



    Wir organisieren auch andere Aktionen wie z.B. »Schick auf zwei Rädern«, die wir dieses Jahr schon zum fünften Mal veranstalteten. Es beteiligten sich viele schöne Frauen. Alle waren sehr schick und elegant. Wir hatten viele attraktive Preise für die Damen vorbereitet. Etwa 600 schicke Frauen nahmen dieses Jahr teil — eine Rekordzahl für uns. Eine weitere Veranstaltung, die uns am Herzen liegt, ist »Die rumänische Volksbluse radelt«. Die Veranstaltung markiert den Internationalen Tag der Volksbluse. Dann folgt »Der Leser auf dem Fahrrad«, eine Veranstaltung, die wir im September zum zweiten Mal organisieren. Unsere Aktionen schaffen einen gewissen Rahmen, sie sprechen eine bestimmte Menschengruppe an. Wir möchten den entsprechenden Rahmen schaffen, der es den Menschen ermöglichen soll, das Fahrradfahren als Lebensstil zu betrachten.“




    Grünes Licht für Fahrräder“ startete auch die Aktion Respekt für Radfahrer“. Damit sollen einige Schwierigkeiten für die Temeswarer Radfahrer beseitigt werden. So etwa sollen Radfahrer zu gewissen Uhrzeiten und zu bestimmten Jahreszeiten freien Zugang zur Innenstadt genie‎ßen. Weitere durch die Kampagne erkämpfte Vorteile seien: die Fahrerlaubnis für Radfahrer auf den Stra‎ßenbahntrassen, die Markierung der Radwege, die bei Feuchte glitschig werden, die Errichtung von Zugangsrampen für Radfahrer und behinderte Menschen, die Wartung vorhandener Radwege. Romina Faur ermuntert uns, auf das Fahrrad zu steigen:



    Radfahren ist gut für die Gesundheit. Ein Radfahrer lächelt mehr, er kann die Stadt, in der er lebt, näher beobachten. Ein Radfahrer fühlt den Puls der Stadt besser, ist freier und trägt zum Wohl seiner Mitmenschen und der Stadt bei.“




    Radfahren wird in Rumänien immer noch nicht genug gefördert. Dennoch muss auch unsere Gesprächspartnerin gestehen, dass sich in den letzten 10 Jahren einiges schon bewegt hat. 2009 gab es in Temeswar nur 4 Km Radwege. Derzeit sind es 60 Km. Die Strecke mit dem dichtesten Fahrradverkehr ist die Radroute, die Temeswar mit Serbien verbindet.



    Deutsch von Adina Olaru