Tag: Şerban Foarţă

  • „Phoenix: Har/Jar“ – fesselnde Doku über legendäre rumänische Rockband

    „Phoenix: Har/Jar“ – fesselnde Doku über legendäre rumänische Rockband





    Der Film Phoenix: Har/Jar“ (zu deutsch in etwa: Phoenix: Gabe und Glut“) kam am 20. Januar in die Kinos. Die Doku von Cornel Mihalache, ein Projekt, das 2022 vom rumänischen Fernsehen TVR über den hauseigenen Verlag produziert wurde, bringt bewegende Bekenntnisse von Zeitzeugen über die Mitglieder der 1962 in der westrumänischen multiethnischen und kosmopolitischen Stadt Timișoara (Temeswar) gegründeten Band zusammen. Die erfolgreichsten Alben von Phoenix wurden in den Jahren 1971 bis 1977 von Nicu Covaci, Mircea Baniciu, Josef (alias Ioji/Józsi) Kappl, Costin Petrescu und Valeriu Sepi komponiert: Cei ce ne ne-au dat nume“ (Die uns den Namen gaben) (1972), Meșterul Manole“ (Meister Manole“) (1973), Mugur de fluier“ (Flötenknospe“) (1974) und Cantafabule“ (Singfabeln“) (1975).



    Viele der auf diesen Alben enthaltenen Songs basieren auf Texten, die von zwei begnadeten Künstlern, dem Dichter Șerban Foarță und dem späteren Filmregisseur Andrei Ujică, geschrieben wurden. Die Doku Phoenix. Har/Jar“ bringt Mitglieder der Band aus der Zeit vor ihrer Ausreise aus dem kommunistischen Rumänien im Jahr 1977 zusammen und beleuchtet wichtige Momente in der turbulenten Chronologie der Band, von ihren ersten Auftritten 1962 unter dem Namen Sfinții“ (Die Heiligen“) bis zum heutigen Tag in einer veränderten Besetzung. Der Dokumentarfilm rekonstruiert Ereignisse, die sich während der Erfolgsgeschichte der Band zugetragen haben, erzählt, wie die Musiker ins Visier der Geheimpolizei Securitate gerieten, beleuchtet die Momente ihrer Abreise aus Rumänien und berichtet über die Aktivitäten der Band vor und nach der Revolution von 1989. Claudia Nedelcu Duca, Produzentin und Co-Autorin des Drehbuchs zum Dokumentarfilm Phoenix. Har/Jar“, gibt einige Details zur Entstehung des Films preis:



    Es ist eine Geschichte, die all die Legenden durchleuchtet, die die Band seit 60 Jahren begleiten, ein Film, in dem alle Bandmitglieder anwesend sind. Cornel Mihalache und ich haben uns mit Hilfe des TVR-Verlagshauses daran gemacht, diese sehr spannende Geschichte zu erzählen. Der Klatsch und die Missverständnisse, die die Seiten der Boulevardpresse füllten, sind zweitrangig und schmälern nicht im Geringsten den enormen Beitrag, den diese Menschen zur Entwicklung der Rockmusik in Rumänien geleistet haben. Wir haben im Film sowohl die Zeit vor 1977 eingefangen, als die Bandmitglieder beschlossen, Rumänien zu verlassen, als auch alle nachfolgenden Versuche, sich wieder zusammenzufinden, Versuche, die immer noch ein interessiertes Publikum zu den Konzerten locken, ein treues Publikum, das die Phoenix-Songs in- und auswendig kennt und immer mitsingt. Der Film zielt lediglich darauf ab, Menschen hervorzuheben, die sowohl Opfer als auch Helden dieser Zeit gewesen sind. Wir hatten uns vorgenommen, eine Geschichte zusammenzutragen, die von allen Bandmitgliedern erzählt wird, und wir haben es geschafft, jedem eine Stimme zu geben, der noch unter uns weilt und in der einen oder der anderen Weise in Phoenix mitgewirkt hat. Wie ich schon sagte, haben wir versucht, nichts auszulassen, um einzufangen, was mit der Band auch nach den 1990ern passiert ist. Für mich ist der Film sehr emotional, er ist wie ein Puzzle, das wir zusammen mit Roxana Elekes, die für den Schnitt zeichnet, aus den Perspektiven der Künstler erstellt haben, die man in der Dokumentation sieht. Im Grunde haben wir eine Geschichte, die die Mitglieder von Phoenix selbst erschaffen, eine emotionale Geschichte, die dramaturgisch sehr gut artikuliert ist. Meiner Meinung nach ist das ein Film, den man nicht verpassen sollte.“




    Mircea Baniciu, ehemaliger Leadsänger von Phoenix und Gründungsmitglied der späteren Folk-Band Pasărea Colibri“, wurde 1971 in Phoenix aufgenommen, als er noch Erstsemester an der Fakultät für Architektur war. Das war der Moment, in dem sich sein Leben dramatisch veränderte. Wir sprachen mit Mircea Baniciu über die Blütezeit der Band, 1971–1977.



    Ich möchte erwähnen, dass wir die guten Momente, die besten Momente in unserer Karriere auch anderen Künstlern und Freunden verdanken, mit denen wir zusammengearbeitet haben. Ich möchte nicht, dass es so aussieht, als ginge es bei Phoenix nur um uns, die Bandmitglieder, wir hatten ja ein ganzes Team hinter uns. Ich möchte vor allem diese gro‎ßen Lyriker erwähnen: Șerban Foarță, Andrei Ujică, Victor Cârcu, Victor Șuvăgău. Wir hatten auch andere Künstler um uns herum und wir haben immer mit all diesen Freunden zusammengearbeitet, sie haben uns sehr geholfen, sie standen uns sehr nahe. Phoenix war eine Art eingeschworene Gemeinschaft, wir sahen uns sehr oft und verbrachten viel Zeit miteinander, das waren Dinge, die uns einst verbanden. Ich spreche nicht nur von unseren wichtigen Auftritten, sondern auch von unseren Urlauben, die wir gemeinsam verbrachten, und ich denke, sehr wichtig war, dass wir in Timișoara lebten, einer kosmopolitischen Stadt sogar während des Kommunismus. Und die Atmosphäre dort hat uns einander näher gebracht. Au‎ßerdem ist bekannt, dass es in der kommunistischen Zeit nicht viele Freiheiten gab. Schon bei unseren ersten Auftritten verspürten wir eine gro‎ße Freude. Es gab Momente der Ekstase auf der Bühne, und diese Energie erreichte das Publikum, das uns dafür liebte und schätzte.“



    Zeitgleich mit der Premiere des Films Phoenix. Har/Jar“ wurde ein gleichnamiges Buch herausgebracht. Es enthält Interviews aus den Jahren 1962–1989 und grafische Einlagen aus den Akten der Securitate über die Band, die aus dem Bestand der Behörde für die Aufarbeitung des Securitate-Archivs stammen. Die im Buch zusammengetragenen Texte enthalten vollständige Transkripte von Interviews, die in den TVR-Studios und an anderen Orten im In- und Ausland geführt wurden.

  • Buchmesse Gaudeamus 2017: Rundfunkverlag stellt Hörbücher aus Archiv zusamm

    Buchmesse Gaudeamus 2017: Rundfunkverlag stellt Hörbücher aus Archiv zusamm

    Für die 24. Auflage der Internationalen Buchmesse Gaudeamus — Bücher zum Lernen“ hat der Verlag des rumänischen Rundfunks Casa Radio“ für Hörer und Leserschaft neue Titel in der Reihe Goldenes Radioarchiv“ vorbereitet. Darunter die Serien Schauspiel der Gedichte“, Lektüre im Dunkeln“, Bibliothek der rumänischen Dichtung“ und die Radio-Bibliothek. Anders gesagt, Gedichte aus fünf Jahrzehnten von Ana Blandiana, Gedichte von Nina Cassian, Poesie von Şerban Foarţă, der die Werke von I.L. Caragiale in Gedichte umschreibt, und zwei Dichter, die in der Schule unterrichtet werden, George Coşbuc und George Topârceanu, deren Gedichte von zwei gro‎ßen zeitgenössischen Dichtern, Ioana Nicolaie und Florin Iaru, vorgelesen werden. Ist die Blume frei? Im Rundfunk vorgetragene Gedichte (1965-2017)“, ein Buch und eine Doppel-CD, vorbereitet von Ana Blandiana, ist eine Sammlung von 115 Gedichten. Es sind Aufnahmen aus dem Goldenen Radioarchiv, die in den letzten fünfzig Jahren ausgestrahlt wurden. Die letzte Aufnahme stammt vom 24. März 2017, einen Tag bevor die Schriftstellerin 75 Jahre alt wurde. Ana Blandiana bei der Präsentation der CD:



    Ich möchte Ihnen in erster Reihe etwas über das Goldene Radioarchiv sagen, über den Ort, wovon diese Gedichte stammen und wie sie dorthin gelangt sind. Bevor ich den Traum träumte, Teil des Goldenen Radioarchivs zu werden, als ich jung war und in Oradea lebte, hörte ich Radio. Ich hörte viel Radio, viel mehr als jetzt, und immer, wenn ich die Aufnahmen aus dem Goldenen Radioarchiv hörte, schienen sie mir das Höchstwertigste im Radio zu sein. Später, als mich Herr Emil Buruiană vom Kultursender des Rumänischen Rundfunks Radio România Cultural mich zu Aufnahmen bat, war ich sehr aufgeregt, weil ich mich an das Gefühl, das ich beim Hören dieser Sendungen hatte, erinnerte. Ich freute mich sehr, dass es diese Momente gab, in denen wir für das Goldene Radioarchiv aufnahmen. Ich würde sie mit einem Vakuum der Geschichte vergleichen. Ich habe die Gedichte ausgewählt, die ich mir wünschte, in eine Art Arche Noah übernommen zu werden.“




    Der Ehrenvorsitzende der Buchmesse Gaudeamus 2017, der Dramatiker und Journalist Matei Vişniec, erklärte bei der Eröffnung, dass Rumänien auf kultureller Ebene sehr wettbewerbsfähig ist. Zudem begrü‎ßte er die Wahl der Europäischen Union als Ehrengast der Messe. Rumänien hat eine Chance und das ist die Kultur“, erklärte Matei Vişniec im Rahmen der Debatte Das Europa des Theaters und der Schriftsteller — die Bewegung der künstlerischen Werte als Fundament Europas“. Beim Stand des Verlags Polirom diskutierte der Schriftsteller auch mit den Lesern. Matei Vişniec:



    Einer der Gründe, warum ich Romane schreibe, ist, dass die Gattungen für mich wie Kinder sind, ich liebe sie alle — Dichtung, Essay, Roman, Theater. Mit der Dichtung wuchs ich auf, das Theater formte mich, der Roman diversifizierte mich. Es gab aber eine Zeit, in der ich Romane schrieb, aus Frust, dass meine Stücke Vermittler brauchen, um ans Publikum zu kommen. Sie brauchen einen Intendanten, einen Regisseur, Schauspieler, Bühnenbildner. Und diese Vermittler begannen mich zu beunruhigen, mir gefiel die Idee nicht, immer von ihnen abhängig zu sein. Deswegen schrieb ich Romane, um eine direkte Verbindung zwischen mir und den Lesern zu schaffen.“




    Einer der jüngsten Bände in der Reihe Rumänische zeitgenössische Schriftsteller“ des Humanitas-Verlags ist der Roman von Augustin Cupşa Aşa să crească iarba pe noi“/ So soll das Gras auf uns wachsen“. Dieser wurde auch auf der Gaudeamus-Messe präsentiert. Die Roman-Figuren von Augustin Cupşa, die Herwanwachsenden Edi, Pisică, Tobă, die Gebrüder Mânzu und Tomi leben am Rande der südwestrumänischen Stadt Craiova und beschäftigen sich mit der Wilderei von Vögeln, die sie dann illegal nach Italien verkaufen. Die Geschehnisse werden von Pisică, dem empfindlichsten unter den Kindern, erzählt und zeigen eine dramatische Dimension, die auch die tiefen Themen des Buches offenbaren: das Schuldgefühl, die Obsession, in ein idealisiertes Italien zu flüchten, der Glaube, die Einsamkeit, die Entdeckung der Erotik. Der Essayist Doru Căstăian über den Roman So soll das Gras auf uns wachsen“:



    Augustin Cupşa ist einer der besten Schriftsteller heutzutage, zumindest einer der besten, die ich gelesen habe. Ich habe gehört, er habe sich zwei Jahre lang für dieses Buch dokumentiert. In diesem Buch gibt es Zerbrechlichkeit, Herzlichkeit und zugleich eine Grausamkeit, die alles verhüllt. Ich würde aber nicht sagen, dass diese Grausamkeit immer irgendwo hinter der Hauptbühne wacht und darauf wartet, ans Licht zu kommen. Es ist eine in der Welt sehr natürlich gelebte Gewalt, es ist eine der Haupt-Zutaten und -Würze der Welt, die Augustin beschreibt. Es gibt ganze Leser-Kategorien, die die im Buch beschriebene Welt perfekt verstehen werden. Ich hatte ein ähnliches Leben wie das Leben der Figuren von Augustin Cupşa. Ich gehöre vom Alter her dieser Leser-Kategorie an. Zudem habe ich in Galaţi gelebt und hatte ein Leben, das mit dem Leben der Figuren von Augustin Cupşa vergleichbar ist. Unsere Generation, die zwischen Wohnblöcken aufgewachsen ist, da wo wir anders als aus Büchern die wichtigen Dinge im Leben gelernt haben, kennt die Welt in diesem Buch sehr gut. Ich wei‎ß nicht, ob diese Welt auch den Kindern von heute zugänglich ist. Daran dachte ich, als ich die Kirschpflaumen im Baum faulen sah. Bei uns war es unmöglich, dass sie im Baum blieben, es gab einen regelrechten Kirchpflaumen-Handel. Für eine Handvoll roter Kirschpflaumen bekamst du drei Handvoll grüner.“

  • Internationale Buchmesse „Gaudeamus“: Schwerpunkt Kinderliteratur und Poesie

    Internationale Buchmesse „Gaudeamus“: Schwerpunkt Kinderliteratur und Poesie

    Die 22. Buchmesse Gaudeamus stand dieses Jahr unter dem Motto Die Buchmesse, wo man am meisten liest, gebracht vom meistgehörtesten Radiosender“. Gaudeamus gilt als die einzige Buchmesse weltweit, die von einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt, Radio Rumänien, organisiert wird.



    Die diesjährige Internationale Buchmesse Gaudeamus lockte über 125.000 Besucher an, um 8.000 mehr als im Vorjahr. Rund 3,2 Millionen Euro haben die Verlage auf der diesjährigen Buchmesse mit Buchverkäufen erwirtschaftet. Mit zahlreichen neuen Titeln und 700 Events lockte auch dieses Jahr die Buchmesse die rumänischen Literaturliebhaber an. Ehrengast war dieses Jahr die Gruppe der französischsprachigen Botschaften, Delegationen und Anstalten. Ehrenpräsident der diesjährigen Buchmesse war Victor Ieronim Stoichiţă, Forscher und Professor für Kunstgeschichte. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist der einzige Medienanbieter weltweit, der eine Kulturveranstaltung dieses Ausma‎ßes finanziert und organisiert und dadurch die geschriebene Kultur unterstützt.



    Unter dem Motto Ich suche das Beständige“ schlug der Verlag Casa Radio drei fundamentale Themenbereiche vor: Kinderliteratur, bedeutende Autoren der Zwischenkriegszeit und zeitgenössische Literatur. Daria Ghiu, Vertreterin des Verlags Casa Radio, dazu:



    Was die Kinderliteratur anbelangt, möchte ich die Sammlung »Radio Princhindel« (zu deutsch in etwa: Radio Knirps od. Dreikäsehoch — Anm. d. Red.) erwähnen. In diesem Jahr haben wir für unsere Gäste »Alice im Wunderland« von Lewis Carroll vorbereitet. Es geht um ein Audiobook, Buch plus CD mit illustriertem Text. Es muss gesagt werden, dass in diesem Jahr 150 Jahre seit der ersten Ausgabe der berühmten Geschichte gefeiert werden. Es gibt auch eine Internetseite, die dieser Veranstaltung gewidmet ist. Es wurden zahlreiche Ausstellungen organisiert, zum Beispiel die in London, zum Thema der diversen Ausgaben und der Illustrierungen dieses wunderbaren Textes entlang der Zeit. Auch Salvador Dalí hat die Geschichte seinerzeit illustriert. Es ist schwer, mit diesem komplizierten, verspielten und spektakulären Text zu arbeiten. Es ist schwer, etwas Neues zu erfinden. Wir schlagen eine Ausgabe vor, die auf dem klassischen Radiohörspiel von 1968 fu‎ßt. Dieses Hörspiel ist bei allen Generationen bekannt, es hat einen hohen Wiedererkennungsgrad. Unsere Hörer kennen die betreffenden Lieder. Wenn man ihnen über Alice erzählt, beginnen sie unwillkürlich beispielsweise ‚Ich bin ein Mädchen, ich hei‎ße Alice‘ zu singen. Wir hatten wie gesagt schon die CD mit den Musikeinagen, wir hatten den Text und wir haben dann die junge Künstlerin Ana Botezatu gebeten, die Illustrationen zu zeichnen. Das Ergebnis war überraschend: eine Illustration mit viel Collage, die mich an die Avantgarde, an den Dadaismus erinnert. Ich habe Ana Botezatu mit der deutschen Künstlerin Hannah Hoch verglichen. Kurz gesagt: Es entstand etwas Neues.“




    Der Humanitas-Verlag hat auf der 22. Internationalen Buchmesse Gaudeamus das Buch Prietenii noştri imaginari“ (Unsere imaginären Freunde“) vorgestellt. Das Buch bringt mehrere bekannte Namen der rumänischen Literatur zusammen: Şerban Foarţă, Elena Vlădăreanu, Emil Brumaru, Marin Mălaicu-Hondrari, Antoaneta Ralian. Was kann der Leser aus einem Buch erfahren, das von mehreren Schriftstellern geschrieben wurde? Zum Beispiel, dass ein Kind ein paar Tage in seiner eigenen Welt leben kann und dass es für immer dort bleiben kann. Einige Eltern sehen sogar die imaginären Freunde ihres Kindes. Was kann man noch erfahren? Zum Beispiel, dass man vom imaginären Doppelgänger die Leviten verlesen bekommen kann oder dass man sich auch mit 91 noch fragen kann, ob man bei seinem imaginären Gegenpart nicht besser aufgehoben sei. Nadine Vlădescu dazu:



    Ich habe mich sehr gefreut, dass Antoaneta Ralian meine Einladung akzeptiert hat. Die Schriftstellerin ist 91 Jahre alt und macht keinen Hehl daraus. Sie spricht sogar darüber im Buch. Für sie war es ebenfalls eine Freude, über den imaginären Freund, einen jungen Mann namens Marcel zu schreiben. Wohl von Marcel Proust inspiriert hat sie hat ihn als eine Art männliches Alter Ego erfunden. Ralian spricht über ihn in einer sehr persönlichen, psychoanalytischen Weise. Im Buch kommen weitere interessante imaginäre Freunde vor. Die Literaturkritikerin Tania Radu schreibt auf dem vierten Umschlag, der Zufall habe eine fantastische Rolle gespielt, weil der Inhalt sehr natürlich sei. Es sind 13 Erzählungen, 13 unterschiedliche imaginäre Freunde darunter ein Ballon, ein Schneckenprinz, eine Göttin, ein Fagott spielendes Schweinchen, ein Geist, der jede Form einnehmen kann, eine verspielte Puppe und sogar Gott. Ich werde nicht verraten, wessen Freund er ist, ich werde die Leser lassen, das zu entdecken.“




    Die Verlagsgruppe frACTalia wurde in diesem Jahr auf Initiative einer Gruppe von rumänischen Schriftstellern und Graphikern gegründet und war bei der Internationalen Buchmesse Gaudeamus anwesend. Iulia Militaru, eine der Gründerinnen der Verlagsgruppe frACTalia, dazu:



    Einerseits gibt es Verlage, die sich dicht machen müssen, andererseits Verlage, die riesige Umsätze hatten. Es hängt davon ab, wie man das Geschäft angeht. Ich hoffe, wir werden es schaffen, ein Gleichgewicht zwischen der Qualität der herausgegebenen Bücher und dem Gewinn beizubehalten. Dieses Spannungsverhältnis wird immer da sein. Wir waren nicht auf Profit um jeden Preis aus, was wir tun, tun wir aus Leidenschaft. Wir haben unseren Verlag auf der 22. Internationalen Buchmesse Gaudeamus erstmals vorgestellt und drei Poesiebände lanciert, zwei Debüts und eine Neuausgabe.“




    Es geht um die Gedichtbände retrovizor“ (Rückspiegel“) von Răzvan Pricop und Cu dricul pe contrasens“ (Mit dem Leichenwagen auf verkehrter Fahrbahn“) von Octavian Perpelea sowie um die Neuausgabe des Debütbandes von Andra Rotaru, Într-un pat, sub cearşaful alb“ (In einem Bett, unterm wei‎ßen Laken“).

  • Neuerscheinungen im Rundfunkverlag „Casa Radio“

    Neuerscheinungen im Rundfunkverlag „Casa Radio“

    Der Verlag Casa Radio“ hat auf der 21. Buchmesse Gaudeamus eine absolute Neuheit in der rumänischen Literatur präsentiert: das Buch Tandem“, in dem die Zeichnungen poetisch illustriert werden. Der Verlag veranstaltete zudem eine Vielzahl von Buchvorstellungen, über einige davon berichten wir in der Kulturchronik.



    Neben den Neu-Erscheinungen, die der Verlag Casa Radio seinen bereits bekannten Hörbuch-Serien widmet, waren wir auf der 21. Buchmesse Gaudeamus Zeugen einer einzigartigen Buchvorstellung in der rumänischen Literatur: Es handelt sich um das Buch Tandem“ von Tudor Banuş und Şerban Foarţă, das eine Gewohnheit der Geschichte der Weltliteratur auf den Kopf stellt. Die absolute Neuheit besteht darin, dass das Werk eines bildenden Künstlers poetisch illustriert wird. Das Tandem“ wurde in den Seiten der wöchentlichen Kulturzeitschrift Observator cultural“ unter den Augen ihrer Leser zustande gebracht. Unter dem Titel Tandem. 50 Gedichte von Şerban Foarţă nach Zeichnungen von Tudor Banuş. Vom Autor aufgenommene Gedichtinterpretationen & auf Doppel-CD graviert“ bietet das Buch nicht nur eine einzigartige visuelle Präsentation der Gedichte, die die Zeichnungen beleben, sondern auch eine Audio-Aufführung. Der Schriftsteller Mircea Cărtărescu nahm an der Buchvorstellung teil und erklärte über den Band Tandem. 50 Gedichte von Şerban Foarţă nach Zeichnungen von Tudor Banuş“:



    Ich glaube, dass Tudor Banuş mit seinem Gesamtwerk weit über die Grenzen Rumäniens hinausgeht. Er ist ein europäischer Künstler, ein Künstler, dessen Illustrationen in berühmten Zeitschriften in Europa und den USA veröffentlicht wurden. Im europäischen Kulturleben wird er besonders geschätzt. Er beweist tiefgründige Kenntnisse der Malerei- Gravur- und Zeichnungstechniken, verbunden mit einem deutlichen Zeichen der Modernität, die aus Surrealismus, den künstlerischen Erfahrungen eines Giorgio de Chirico sowie aus avantgardistischen Strömungen schöpft. Im Grunde genommen bleibt er dennoch, trotz seiner Vorahnungen über die Kunst der Zukunft, genauso wie Chirico, ein Klassiker. Es freut mich besonders, dass Tudor Banuş noch die Zeit finden kann, rumänische Bücher zu bebildern und meiner Ansicht nach passt diese Zusammenarbeit mit Şerban Foarţă sehr gut zu ihm, weil die beiden sich sehr ähnlich sind, sie gehören derselben Künstlerfamilie an, der höchstwahrscheinlich interessantesten Strömung der Kunstgeschichte Europas, dem Manierismus. Ich beziehe mich auf Manierismus in seiner besten Form, also auf die Glanzzeit der europäischen Kultur, den europäischen Manierismus zwischen 1520 und 1640, dem auch Namen wie Shakespeare und Gongora angehören.“




    Der Verlag Casa Radio hat die Serie Biblioteca de poezie românească“ (Bibliothek rumänischer Gedichte“) fortgesetzt und bei der Buchmesse Gaudeamus 2014 das Hörbuch Mariana Marin. Scrisoare deschisă sau Nu mă mai aşteptaţi la ore mici. Poeme rostite la Radio“ (Mariana Marin, offener Brief oder Wartet nicht mehr auf mich in den frühen Morgenstunden — Gedichte im Radio“), illustriert vom berühmten Graphiker Tudor Jebeleanu, aufgelegt. Mariana Marin, eine repräsentative Dichterin der achtziger Jahre, hat viel zu früh die Szene der Lyrik verlassen, sie bleibt dennoch auch heute eine markante Figur der rumänischen Literatur. Der Band umfasst neben ihren Gedichten auch Erinnerungen der Schriftsteller Romulus Bucur, Mircea Cărtărescu, Bogdan Ghiu, Florin Iaru und Ion Bogdan Lefter. Das Vorwort zum Buch verfasste der Literaturkritiker Nicolae Manolescu. Daria Ghiu vom Verlag Casa Radio mit Einzelheiten zum Projekt:



    Es handelt sich um ein Buch mit einem beigelegten Hörbuch, das Aufnahmen enthält, die die Dichterin Mariana Marin von 1991 bis 2002 machte. 27 Gedichte, die im Radio vorgetragen wurden. Das Hörbuch enthält auch ein Interview mit Mariana Marin und ein Gedicht von Virgil Mazilescu, vorgetragen von Mariana Marin. Der Gedichtband ist kein übliches Buch, es handelt sich um ein regelrechtes Kunstalbum, weil es die Bebilderungen des Graphikers Tudor Jebeleanu enthält. Während Marian Marin die repräsentative Dichterin der achtziger Jahre bleibt, kann Tudor Jebeleanu als der bildende Künstler der Generation der 80er Jahre bezeichnet werden. Zahlreiche Texte stammen von anderen Künstlern der Achtziger, es handelt sich um wahre Geständnisse der Freunde von Mariana Marin.“




    Der Schriftsteller Florin Iaru erinnerte sich an die Dichterin Mariana Marin und an die Träume der jungen Schriftsteller in den 1980er Jahren:



    Mariana Marin — oder Madi wie sie ihre Freunde nannten — war ein fröhlicher Mensch, der das Leben liebte. Sie liebte, hasste, sie war leidenschaftlich, sie hatte Humor, oftmals einen grausamen Humor. Ich werde Ihnen einiges über Madi, über den Menschen, und nicht die Dichterin Mariana Marin erzählen. Wir alle haben gewiss einmal davon geträumt, Dichter zu werden oder es ist uns einmal durch den Kopf geschossen, Dichter zu werden. Ich erinnere mich, wie wir in ihrer Studiowohnung im siebten Stock eines Wohnblocks den von ihren Eltern gemachten Rotwein tranken und über Poesie diskutierten. Wie können wir die Seele unserer Leser erreichen? Das war die Frage, die uns damals beschäftigte. Madi war eine äu‎ßerst radikale und politische Dichterin unserer Generation, ich kenne keinen anderen Dichter, der sich mehr als sie politisch engagierte.“




    Der Verlag Casa Radio hat auf der Buchmesse Gaudeamus 2014 das 120. Jubiläum der Geburt des Schriftstellers Camil Petrescu gefeiert. Der Verlag legte zu diesem Anlass die CD-Box Theater“ auf. Es handelt sich um 6 CDs, die 3 Hörspiele aus dem Goldenen Archiv des Rundfunks enthalten: Mitică Popescu“, Jocul ielelor“ (Erlenreigen) Suflete tari“ (Starke Seelen), dargestellt von den renommierten rumänischen Schauspielern Radu Beligan, Clody Berthola, Ştefan Ciubotăraşu, Octavian Cotescu, Ion Manolescu und vorgetragen von der Theaterkünstlerin Florica Ichim. In den Reihen Radio-Prichindel“ (Winzling-Radio) Noapte bună, copii!“ (Gute Nacht, Kinder) erschienen neue illustrierte Kindergeschichten der Schriftsteller Barbu Ştefănescu Delavrancea, Ion Creangă und Nina Cassian mit einer beigelegten Hörbuch-Version. Die Darstellerin Alexandrina Halic belebt dank ihrer eindrucksvollen Stimme die Gestalten von Gellu Naum: den Pinguin Apolodor, den Löwen Amedeu und das Känguruh Ilie im Zweiten Buch mit Apolodor“, einem Hörbuch illustriert von Alexandru Ciubotariu.