Tag: Siebenbürger Sachsen

  • Hörerpostsendung 4.4.2021

    Hörerpostsendung 4.4.2021

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI und frohe Ostern!



    Aus Studio Besenkammer begrü‎ßt Sie S.G.



    Ich hoffe, dass Sie trotz der derzeitigen Zustände und Einschränkungen gut drauf sind und Ostern zumindest im Kreise der Familie feiern können. Hierzulande hat man in der Nacht von Samstag auf den Ostersonntag die Einschränkungen gelockert, soll hei‎ßen, dass man, statt um 20 Uhr Ausgangssperre zu haben, den rund 5% Katholiken, Evangelischen und Angehörigen anderer Kirchen, die Ostern am 4. April feiern, erlaubt hat, bis 2 Uhr nachts auf der Stra‎ße zu sein, um am Gottesdienst unter strengen Auflagen teilnehmen zu können, wenn man so wollte. Im entsprechenden Erlass oder der abgeänderten Verordnung stand allerdings nicht ausdrücklich, ob man ab 20:01 Uhr beweisen müsse, dass man katholisch oder protestantisch sei und sich gerade auf dem Weg zur Kirche befände; allerdings haben es viele, vermutlich auch Nicht-Katholiken genutzt, um ein bisschen länger drau‎ßen zu sein. So auch ich, als eher Agnostiker, um beim abendlichen Spaziergang im naheliegenden Park nicht mehr gehetzt auf die Uhr schauen zu müssen. Und ich hätte bei Polizeikontrollen gerne das Paternoster auf lateinisch rezitiert, um zu beweisen, dass ich ein glühender Was-auch-immer sei. Ich hatte es nämlich vorher eingeübt, jetzt aber wieder vergessen. Zum Spa‎ß habe ich sogar einen gelangweilten Gemeinschaftspolizisten am Parkeingang gefragt, ob er denn von der Sonderregelung etwas wisse — der hatte keine Ahnung, meinte aber nur, solange man es nicht übertreibe, würde er beide Augen zudrücken, wenn man erst um viertel nach acht oder halb neun aus dem Park wieder austrete.



    Spa‎ß beiseite, liebe Freunde: Letzten Sonntag hatte ich unserem Hörer Ralf Ladusch aus Cottbus versprochen, etwas über Osterbräuche in Rumänien zu erzählen. Herr Ladusch war so nett und hatte uns einen Link zu einem Presseartikel über die Osterbräuche der slawischen Minderheit der Sorben geschickt, die in seiner Region beheimatet sind. Nun, da in Rumänien die orthodoxe Mehrheit dieses Jahr Ostern erst am 2. Mai feiert, habe ich mir auch eine Minderheit ausgesucht, die Ostern ebenfalls am heutigen 4. April feiert. Und ich habe mich für die Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen entschieden, die vermutlich die bekannteste im deutschsprachigen Ausland ist. Da ich weder Ethnologe bin, noch nahe Kontakte zu dieser Volksgruppe in Rumänien habe, musste ich auf eine Webseite zurückgreifen, die interessante Info dazu liefert. Der Webauftritt der Evangelisch-Lutherischen Kirche Rumäniens A.B. (das steht für Augsburger Bekenntnisses) hat nämlich eine verlinkte Zusatzwebseite, die Bräuche der Siebenbürger Sachsen zu unterschiedlichen Anlässen beschreibt und teilweise auch mit Fotos illustriert. Die Evangelisch-Lutherische Kirche Rumäniens ist nämlich fast deckungsgleich mit der Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen, auch wenn einige wenige Ungarn und Rumänen derselben Kirche angehören, meistens durch Einheiraten. Die Texte sind allerdings schon recht alt, mein Eindruck ist, dass bei allen Volksgruppen und auch bei der Mehrheitsbevölkerung in Rumänien die Traditionen und Bräuche langsam verschwinden. Im Folgenden also ein leicht abgeändertes und gekürztes Zitat von der Webseite traditionen.evang.ro (die übrigens sowohl auf deutsch als auch auf rumänisch abrufbar ist):




    Ostern war wie Pfingsten und Weihnachten ein dreitägiges Fest. In den Gemeinden gibt es heute nicht mehr an allen drei Tagen einen Gottesdienst, so wie es früher üblich war. Die Pfarrer haben heute meist mehrere Diaspora-Gemeinden zu betreuen und können dies zeitlich nicht bewältigen. Dafür gibt es aber zum Beispiel in der Gemeinde Bartholomae bei Kronstadt seit einigen Jahren wieder einen Oster-Mitternachtsgottesdienst, den Jugendliche gestalten.



    Am Karfreitag wird in Petersdorf bei Mühlbach seit zwei Jahren ein Kreuzgang“ mit Stationen, an denen der Leidensweg Jesu bedacht wird, abgegangen. Der Weg führt vom Pfarrhof zur Kirche, etwa 20 Jugendliche aus dem Ort nehmen daran teil.



    Im Hauptgottesdienst am Ostersonntag ist es in vielen Gemeinden üblich, dass der Pfarrer, gefolgt von der Gemeinde, im Uhrzeigersinn um den Altar schreitet, in Michelsberg gehen erst die Männer, dem Alter nach, dann die Frauen. Ebenso wird es an Pfingsten und Weihnachten gemacht.



    Obwohl das Osterfest der Kreuzigung und Wiederauferstehung Christi gedenkt, ranken sich um das Fest viele heidnische Brauchelemente, die an Fruchtbarkeits- und Frühlingsbegrü‎ßungsriten erinnern.



    In einigen Orten hat sich am Ostersonntag der Brauch des Osterbegleits“ erhalten: Wie früher in vielen Ortschaften üblich, wird heute der Pfarrer in mehreren Ortschaften noch von der Gemeinde nach dem Gottesdienst von der Kirche zum Pfarrhaus begleitet. Früher war der Zug geordnet nach Alter und Geschlecht, bei heute nur noch 15 bis 50 Menschen anstelle von früher 300 bis 600 damals wird das aber nicht mehr so strenggenommen. Im Pfarrhof halten der Pfarrer und Kurator eine Rede an die Gemeinde. Früher liefen die Kinder voraus und begrü‎ßten die ankommenden kirchlichen Vertreter auf dem Pfarrhof mit einem Vivat“.



    Am Ostermontag gab es früher mehrere Traditionen, das Bespritzen“, das Eier-Wettlaufen und das Hahnenschie‎ßen.



    Das Bespritzen“ ist das einzige, was sich davon heute noch in vielen Gemeinden erhalten hat. Es ist keine ausgemacht siebenbürgisch-sächsische Tradition, sondern auch in Ungarn, der Slowakei, Tschechien und Polen bekannt. In Siebenbürgen folgen auch Ungarn, Rumänen und Roma diesem Brauch, der hauptsächlich in ländlichen Gemeinden, aber auch in der Stadt noch ausgeübt wird. Traditionell gehen die Jungen und Männer die Mädchen/ Frauen bespritzen, (bei Kindern gehen auch Mädchen die Jungen oder Mädchen die Mädchen bespritzen). Man ging und geht auch heute noch in Altersgruppen. In einigen Orten gehen auch die älteren Sachsen dieser Tradition noch nach, auch in den Städten, aber hier geht man meist nur zu Freunden und Bekannten. Vielerorts wird, in allen Sprachen, vor dem Bespritzen“ noch in Abwandlung dieser Spruch gesagt: Ich habe gehört, in diesem Haus wohnt eine Rose, darf man sie bespritzen, damit sie nicht welke?“



    Gespritzt wurde früher mit Veilchen- oder Orangenwasser, heute geht man meist mit einem gekauften Duftwässerchen. Als Dank für das Spritzen verschenken die Frauen des Hauses Eier, die Männer werden mit Schnaps oder Wein und Striezel versorgt. Das Bespritzen“ endet bei den jüngeren Männern meist erst am Abend, und meist gut angeheitert. Das hat aber sicher schon eine längere Tradition…



    Das Wasser ist bei diesem Brauch als Symbol für Fruchtbarkeit zu sehen und hat seine Wurzeln in heidnischen Frühjahrsbräuchen. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts holten junge, unverheiratete Mädchen sich vor Sonnenaufgang Wasser aus dem Brunnen oder einem nahen Bach. Das sollte sie jung und frisch halten. Dem Wasser wurde heilende und gesundheitsbringende Wirkung zugeschrieben.



    In vielen sächsischen Orten gab es früher Eier-Wettspiele, am bekanntesten der Eier-Wettlauf. Hier hat diesen Brauch so, wie ihn die Sachsen und Landler hier früher hatten, heute die orthodoxe Gemeinde wieder aufgenommen, nachdem er dort nach 1989 verlorengegangen war. Üblich war, dass die jungen Männer, die vor der Aufnahme zum Militär standen, 100 auf einer langen Strecke ausgelegte Eier möglichst schnell einsammeln mussten. Aus den Eiern wurde am Abend eine gro‎ße Eierspeise für alle gekocht.



    Seit spätestens 1989 ist auch das Hahnenschlagen verloren, das einst in allen Regionen Siebenbürgens bekannt war. Die schon konfirmierten, noch unverheirateten Männer schossen oder schlugen in unterschiedlichen Varianten einen geschmückten Hahn tot, der anschlie‎ßend verspeist wurde.




    Soweit das Zitat. Julia Jürgens wird als Autorin des Artikels von 2010 auf der Webseite traditionen.evang.ro angegeben, einige der damals beschriebenen Bräuche dürften inzwischen auch ausgestorben sein.




    Und jetzt zu Hörerzuschriften. Von Carsten Fenske (aus Greifswald) erhielten wir ausführliches Feedback zu einer unserer Sendungen — hier ein paar Auszüge:



    In den Nachrichten mit Alex Grigorescu berichtete dieser wieder einmal über die Republik Moldau. Bei solchen Informationen höre ich genauestens hin, denn Sie sind der einzige Sender, der hin und wieder über dieses Land informiert. Ich hege ja immer noch den Gedanken, wenn ich es mit dem Motorrad bis zum Bukarester Funkhaus schaffe, auf der Rücktour auch diese Republik zu besuchen. Wenn es denn möglich ist.



    Ana Nedelea berichtete umfänglich über die Corona-Pandemie und darüber, dass etwa 2,4 Millionen Dosen Impfstoff verimpft wurden. Damit ist Rumänien, prozentual gesehen, deutlich mehr auf Zack“ als Deutschland. Eine gute Nachricht für Ihre Landsleute, wenn gleich natürlich Tempo, Tempo, Tempo das oberste Gebot ist. Und das weltweit. Ich denke, hierzulande kochen zu viele am Brei, was letztlich behindert.



    Den europäischen Gedanken an einen grünen Corona-Impfpass, über den Florin Lungu berichtete, kann ich allerdings überhaupt nicht nachvollziehen. Wozu soll der gut sein? Wenn ich meinen internationalen Impfausweis oder entsprechende negative Teste vorlege, sind diese genauso aussagekräftig, und vor allem: Sie funktionieren auch überall in der Welt. Ohne Strom, ohne Handy und Computer. Das wird wieder mal so eine gesamteuropäische Missgeburt, die Geld verbrennt, chic aussieht und letztlich keiner braucht. Mich erinnert das ein wenig an die viel gelobte deutsche Corona-Warn-App, die, wie nun selbst die Regierung zugab, ein völliger Rohrkrepierer war. Da ich früher von Berufs wegen mit solchen Dingen befasst war, sei mir dieses Urteil gestattet. Impfstoff ist das Zauberwort und darum sollte es gehen. Das ist zumindest meine Meinung. Und bis sich alle EU-Staaten diesbezüglich geeinigt haben, schreiben wir vermutlich das Jahr 2025. Ich erinnere hier mal an die Abschaffung der Zeitumstellung. Hört man davon noch etwas? Ich bin durchaus ein EU- Befürworter, aber immer öfter muss ich diesbezüglich auch die Stirn runzeln.



    Als Adina Olaru über die Aktivitäten des Bukarester Stadtmuseums und der aktuellen Fotoausstellung in einem Einkaufszentrum berichtete, konnte ich durchaus Parallelen zu meinem eigenen Konsumverhalten ziehen. Im Grunde decken sich ihre Schilderungen über Einkauf und Interaktion mit den Verkäufern. Gro‎ße Shopping-Malls sind mir hingegen ein Grauen. Ich meide sie und habe mich in vielen Dingen schon lange auf das Internet verlegt. Ich denke, der Internethandel wird wohl weiter wachsen und die klassischen Läden mehr und mehr verdrängen. In Gro‎ßstädten mag das vielleicht noch anders sein, aber in kleineren Kommunen wie Greifswald oder Stralsund ist das sicher unumkehrbar. Covid-19 verschärft das Aussterben allerdings extrem, so dass ein langsameres, harmonisches Hinüberwachsen“ in eine andere, moderne Verkaufswelt vielen Händlern schwer fallen oder finanziell nicht möglich sein wird. Das ist natürlich ein Ärgernis.



    Irina Adamescu berichtete über den Leserschwund in den Bibliotheken. Nun, da bin ich auch kein Fachmann, muss aber sagen, dass ich bibliothekarische Angebote letztmalig als Schuljunge genutzt habe. Danach zog ich es vor, mir einen eigenen Bücherbestand zuzulegen. Bis zum Ende der kommunistischen DDR las ich sehr viel. Vornehmlich utopische Romane, aber auch Storm, Dickens, Aitmatow und sehr viel Kriegsliteratur aus sowjetischer Feder. Danach kam es erst einmal zu einer literarischen Identitätskrise und es fiel mir schwer, mich neu zu orientieren. Viele der alten“ Schriftsteller waren auf einmal verschwunden.



    Trotzdem wuchs meine heimische Bibliothek weiter. Bis etwa 2013. In meinem Arbeitszimmer fand sich ein riesiges Bücherregal, bei welchem ich die oberen Fächer nur mit einer Leiter erreichen konnte. In dem Jahr möblierten wir uns komplett neu und alle Bücher wanderten als Geschenk in ein Antiquariat. Bis auf Bildbände und Atlanten wurde alles entsorgt. Wirklich alles. In unserem Haushalt finden sich im Grunde keine Bücher mehr. Alles wird in einem Kindle gelesen und gespeichert. Auch Zeitungen lesen wir nur noch online, über ein Tablett.



    Ich denke, in dieser Hinsicht geht es den Bibliotheken sicher ähnlich wie den Einkaufsläden. Ob und wie sie sich weiterentwickeln und wie die Zukunft für sie aussehen wird, vermag ich nicht einzuschätzen. Immerhin halte ich sie für wichtig und erhaltenswert. Sie haben nach wie vor sowohl einen sozialen als auch bildenden Charakter und Auftrag. Elektronik und Internet sind definitiv nicht alles und schon gar nicht der Heilsbringer. Das sehen bzw. hören wir ja auch bei der Kurzwelle.



    Ich danke Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen für Ihre Beiträge. Es wäre schön, wenn Sie meine Grü‎ße und das Dankeschön an Sie weiterleiten würden.



    Seien Sie alle wie immer herzlich von mir gegrü‎ßt und bleiben Sie gesund!



    Ihr Hörer Carsten Fenske aus Deutschland, Stadt Greifswald




    Lieber Herr Fenske, herzlichen Dank für das wirklich detailreiche Feedback, von dem ich heute ein paar Auszüge für die Sendung genommen habe. Über die Sinnhaftigkeit eines europäischen Impfpasses habe ich mir auch Gedanken gemacht. Die Pandemie ist nicht einmal vorüber, ganz im Gegenteil, die dritte Welle hält uns fest im Griff, und in Brüssel hegt man bürokratische und wieder einmal eurozentrische Überlegungen. Zum Internethandel muss ich sagen, dass er auch in Rumänien stark zugenommen hat. Seit einiger Zeit nerven mich in der hiesigen TV-Landschaft mehrere Werbespots eines bekannten rumänischen Gro‎ßlieferanten, der jetzt auch Kleider in sein Angebot genommen hat und gegen eine zusätzliche Jahresgebühr auch die Zustellungskosten entfallen lässt, ungeachtet des Gegenwertes der Bestellung. Ich bestelle mir auch so einiges im Internet, bei Kleidung und insbesondere für Schuhwerk gehe ich aber immer noch in Fachgeschäfte, um sicher zu gehen, dass alles wirklich sitzt und dass die Qualität in Ordnung ist. Diese ganze Retourgeschichte mit dem Versand, wenn einem etwas nicht passt, wäre mir zu umständlich. Beim Lesen bin ich auch etwas zwiespältig. Presse und Medienprodukte lese oder betrachte auch ich mittlerweile nur noch im Internet, Belletristik hingegen könnte ich nicht auf dem Kindle oder ähnlichen Geräten lesen, da brauche ich immer noch das gute alte Gefühl, ein Buch in der Hand zu haben und die Seiten umzuschlagen.



    Vielen Dank für die Grü‎ße an die Redaktionskollegen, sie haben sich gefreut, zu wissen, dass ihre Arbeit geschätzt wird. Herzliche Grü‎ße nach Greifswald, lieber Herr Fenske!



    Unweit von Greifswald, nämlich in Stralsund, ist unser Hörer Peter Vaegler zu Hause. Er nahm Bezug auf meine Ausführungen über die rumänische Hochseeflotte im Funkbriefkasten vom 21. März:



    Liebe Freunde in Bukarest,



    Heute habe ich wieder Ihre Sendung verfolgen können.



    Interessant war für mich die Frage nach der Fischfangflotte. Ähnlich wie in Rumänien wurde auch in der DDR verfahren, d.h., nach der Wende wurde die Flotte systematisch verkleinert und nun gibt es hier keine Hochseeflotte mehr. Einzelne Schiffe fahren noch zum Fang, aber meistens nur bis in die Nordsee. In Stralsund gab es eine Werft, die auf Fischereischiffe spezialisiert war. Diese hochseetauglichen Schiffe wurden fast am Flie‎ßband gebaut und wurden vor allem in die Sowjetunion, teilweise auch nach Rumänien exportiert. So verlie‎ßen fast 500 Schiffe Stralsund in Richtung Sowjetunion.




    Vielen Dank für das Feedback und herzliche Grü‎ße nach Stralsund, lieber Herr Vaegler!



    Weitere E-Mails erhielten wir von Martina Pohl, Simon Heinrich, Frank Helmbold, Andreas Fessler, Alexandru Bușneag, Reinhard Westphal, Hansjörg Biener, Thomas Völkner, Volker Willschrey und Helmut Matt (D) sowie von Hans Verner Lollike (DK). Im Internetformular erhielten wir Feedback von Simon Heinrich (D) und Paul Gager (A). Und auch ein paar Postbriefe habe ich mir aushändigen lassen — ich lese sie bis nächstes Mal.




    So, liebe Freunde, das war’s wieder mal für heute, ich danke fürs Zuhören und, so Covid-19 will, hören wir uns auch nächsten Sonntag. Das war natürlich nur ein Scherz — machen Sie’s gut und bleiben Sie gesund!



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  • Theaterstück von Elise Wilk thematisiert Auswanderung der Siebenbürger Sachsen

    Theaterstück von Elise Wilk thematisiert Auswanderung der Siebenbürger Sachsen

    Elise Wilk ist eine der bekanntesten zeitgenössischen rumänischen Dramatikerinnen. Sie studierte Journalistik (an der Babes Bolyai Universität Klausenburg) und Theaterwissenschaft (an der Universität Târgu Mureş / Neumarkt am Mieresch). Ihre in vielen europäischen Ländern präsentierten Stücke — insbesondere die Jugendtrilogie Papierflugzeuge / Krokodil / Grüne Katze“ — wurden mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Elise Wilk gilt als Teil der Gruppe junger rumänischer Kreativer, die Trends im rumänischen Theater setzen (Forbes Magazine Romania). Sie ist eine von vier europäischen Dramatikern, die für das Hot-Ink-Programm des renommierten Kreativlabors Lark Theatre (New York) ausgewählt wurden. Parallel dazu übersetzt sie Stücke aus dem Deutschen ins Rumänische und ist Chefredakteurin der deutschsprachigen Zeitung Karpatenrundschau“ in Kronstadt.



    Verschwinden“ erzählt die Geschichte einer siebenbürgischen Sachsenfamilie von 1945 bis heute. Ana Nedelea sprach mit der mehrfach preisgekrönten Dramatikerin über diese Themen, mit denen sie sich zum ersten Mal auseinandersetzte.



    Audiobeitrag hören:



  • Rumäniendeutsche nach 1945: Verschleppt, entwurzelt, verkauft

    Rumäniendeutsche nach 1945: Verschleppt, entwurzelt, verkauft

    Der Zweite Weltkrieg hinterlie‎ß eine neue ethnische Zusammensetzung, eine Folge des Völkermords, der Kriegsverbrechen und Vertreibungen, wie sie zuvor in der Weltgeschichte undenkbar gewesen waren. Alle Länder, Sieger und Besiegte, versuchten nach den sechs Jahren die Folgen des Krieges zu überwinden, vor allem im Hinblick auf die demographische und wirtschaftliche Katastrophe. Am schlimmsten litten zweifelsohne die Juden, von denen Millionen auf deutschen Befehl ermordet wurden.



    Das darf wiederum nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch Deutsche unter dem Krieg gelitten haben, den sie selbst entfesselt hatten. Wenn das Leid auch nicht aufgerechnet werden kann, so sollten sie doch haftbar gemacht werden für das verwüstete Europa, für die Millionen von Toten und den Holocaust.



    Die meisten Deutschen in Rumänien sind bereitwillig Hitlers Ruf nach Deutschland gefolgt und viele starben in dem Krieg, den Nazi-Deutschland über Europa gebracht hatte. Stalin lie‎ß diejenigen deportieren, die man als unzuverlässige Nationalitäten“ ausgemacht hatte, und auf dieser Liste standen die Deutschen ganz oben. Nach der Rückkehr aus der Deportation und aus den Kriegsgefangenenlagern wählten die meisten Westdeutschland als ihre neue Heimat und die Abwanderung aus Rumänien setzte sich fort: Bis 1989 führte der systematische Exodus der Deutschen fast zu ihrem Verschwinden aus Rumänien. Die beiden Gründe für diese massenhafte Abwanderung sind in der Politik der BRD gegenüber den Deutschen in Mittel- und Osteuropa zu sehen, aber auch in dem Wunsch des rumänischen Staates, aus dieser Politik Geld zu machen.



    Der Soziologe Remus Anghel untersucht das Phänomen der Migration am Institut für nationale Fragen in Cluj (Klausenburg) und ist Co-Autor eines Buchs über die Geschichte der Deutschen in Rumänien nach 1930:



    Die Verbände der Deutschen in Rumänien versuchten, die Bundesregierung zu überzeugen, den ethnischen Deutschen zu helfen, indem sie Hilfsprogramme auflegen und dem rumänische Staat Kompensationen zahlen sollte. In der Tat gab es auch eine Vorgeschichte in der jüdischen Migration, es hatten auch hier Gespräche zwischen der rumänischen und der israelischen Regierung stattgefunden, um die Auswanderung der rumänischen Juden zu erleichtern. In Rumänien neigt man dazu, die Dinge, die mit dem rumänischen Kontext zusammenhängen, auch aus der Perspektive des rumänischen Kontextes zu verstehen. Dies ist ein Fehler — die Geschichte der Deutschen in Rumänien im 20. Jahrhundert ist hauptsächlich mit den historischen Ereignissen und den beiden wesentlichen Machtpersonen verbunden: Hitler und Stalin. Wie alle Deutschen in Ost- und Mitteleuropa gerieten sie in die Expansion Nazi-Deutschlands, in den Krieg, und mussten dessen Folgen hinnehmen.“




    Nach dem Zweiten Krieg flohen etwa 12 Millionen Deutsche aus Mittel- und Osteuropa nach Deutschland, fast eine Million von ihnen überlebte nicht. Dies war ein kollektives Drama in Westdeutschland, das eine Politik der Verantwortung anstrebte. Remus Anghel sagt, dass die Umsiedlung der Deutschen in Rumänien nach dem Krieg vorhersehbar gewesen sei.



    Während des Krieges und danach gab es eine Bewegung zur Unterstützung der Ausreise der Rumäniendeutschen. Wir lebten im Kommunismus und waren uns dieser Absichten nicht bewusst — wir wussten nur, dass es deutsche Gemeinschaften gab. Aber fast 40% der Banater schwäbischen Bevölkerung sind im Krieg oder danach gestorben. Praktisch alle jungen Leute schlossen sich der deutschen Wehrmacht oder der SS an und starben oder gingen später nach Deutschland. Die deutsche Bevölkerung der Dobrudscha, der Bukowina, von Bessarabien und der Walachei wurde in den 1940er Jahren zunächst nach Polen und dann nach Deutschland umgesiedelt. Es gab vor dem Krieg eine Bevölkerung von 750.000 Deutschen in Rumänien — nach 1945 waren es nur noch 300.000–310.000.“




    Nach 1989 sprachen rumänische Historiker von der Auswanderung der Deutschen als von ihrem Verkauf“. Nach Angaben der Abreisenden betrug der deutsche Beitrag zu ihrer Ausreise zwischen 1.500 und 15.000 Mark. Dramatisch waren die versuche jener, die kein Geld hatten und die Grenze illegal überqueren wollten, viele von ihnen starben. Remus Anghel sprach über die Ausreise der Deutschen in Rumänien als Raub, dem die Menschen unterworfen waren.



    Das Verkaufsphänomen muss aus zwei Perspektiven gesehen werden. Erstens wurden die Deutschen in der Verantwortung gesehen. Es ging nicht darum, die Deutschen aus dem Osten als Arbeitskräfte zu bekommen, weil überall billige Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Deutsche in Rumänien litten mehr als Rumänen, Ungarn und andere Nationalitäten während des Kommunismus, denn in fast allen Familien war gleich nach dem Krieg mindestens ein Familienmitglied in die Sowjetunion verschleppt worden, vor allem Männer und Frauen im Alter von 18–45 Jahren. Dieses soziale Drama hat die gro‎ße Mehrheit nicht wahrgenommen. Das hat die Menschen getroffen und entwurzelt, und auch deswegen ging das Vertrauen und ihr Zugehörigkeitsgefühl zu diesem Land verloren. Für Deutschland war der Freikauf von Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben ein Reparationsprozess — für Rumänien gab es da ein falsches Verständnis. Nach 1977 gab es viele Ausreiseanträge, die Quote lag bei 10-15.000 und man hatte kaum Quoten festgelegt. Wenn sich jemand zur Ausreise entschied, begann der Weggang für einen mit einem schmerzhaften Verwaltungsprozess: Man verlor seine Arbeit und die Häuser mussten zu einem sehr niedrigen Preis verkauft werden. In der Tat war es eine Art Erpressung der Deutschen und des deutschen Staates für die Auswanderung. Aus meiner Sicht war nicht Geld das Problem, sondern die Art, wie die Menschen behandelt wurden.“




    Mit dem Abzug der Deutschen verlor Rumänien auch einen Teil seiner ethnischen Vielfalt. Aber diejenigen, die gingen, wohin sie wollten, waren besser dran und das war vielleicht auch das Beste für sie.

  • Kirchenburg in Klosdorf: Wie aus einer anderen Zeit

    Kirchenburg in Klosdorf: Wie aus einer anderen Zeit

    Unsere heutige Reise geht nach Siebenbürgen. Diesmal halten wir im Landkreis Mureş an, genauer in der Gemeinde Saschiz (dt.Keisd). Wir wollen nämlich die Kirchenburg im Dorf Cloaşterf (dt. Klosdorf) besichtigen. In Klosdorf wähnt man sich wie in einer anderen Zeit. Es ist der ideale Ort zum Entspannen. In Klosdorf gibt es die Möglichkeit, sowohl in modernen Gasthöfen zu übernachten, wie auch in alten Bauernhäusern, wo alles noch wie vor Zeiten aussieht. Alte Möbelstücke, von der Hand gemalte Wände begeistern hier die Gäste. Weder Fernseher noch weitere moderne Annehmlichkeiten gibt es in diesen Unterkünften. Die bedeutendste Attraktion im Dorf ist die alte Kirchenburg. Sie wurde nach dem Vorbild der Kirchenburg in der Gemeinde Keisd errichtet. Im Inneren der Kirche können noch alte Möbel in barocken Formen aus dem 17.–18. Jahrhundert bewundert werden.



    Aurel Cherecheş ist der Verwalter und Kurator der Kirchenburg. Er bot uns einige Informationen dazu:



    Die immer häufigeren Überfälle der Türken im Zeitraum 1462–1482 bewegten die Ortsansässigen dazu, ihre Dörfer und Kirchen immer stärker zu befestigen. Die meisten siebenbürgischen Siedlungen bauen Festungsanlagen zu der Zeit, um sich besser verteidigen zu können. Hierfür werden gro‎ße Bemühungen unternommen. Das Jahr 1493 ist bekannt für die massiven Einfälle der Türken. In diesem Jahr werden die meisten Kirchen befestigt, praktisch zu Kirchenburgen umgebaut. Es werden Verteidigungstürme und zusätzliche Schutzanlagen errichtet. Klosdorf liegt 2 Km von der Hauptstra‎ße entfernt, die Kronstadt mit Schä‎ßburg verbindet. Klosdorf hing im Mittelalter administrativ vom Kloster Kerz (rum. Cârța) ab. Es war Eigentum des Klosters.“




    Die Kirchenburg liegt direkt an der Hauptstra‎ße, so Aurel Cherecheș:



    Die evangelische Kirche und die Festungsanlage bilden ein homogenes Ganzes. Die vier Verteidigungstürme an den vier Ecken wurden im Zeitraum von 1521 bis 1524 errichtet. Die Kirche wurde befestigt, um Gewehrschüsse abwehren zu können. Die erste namentliche Erwähnung von Klosdorf stammt aus dem Jahr 1267 und nimmt Bezug auf den Schutzpatronen des Dorfs, St. Nikolaus. Die Urschrift beschreibt die Siedlung als sächsische Burg zur Verteidigung gegen die Einfälle der Tataren. Andere Dokumente wiederum meinen, das Dorf sei zum ersten Mal in einer Auflistung der Grundstücke der Abtei Kerz im Jahr 1322 erwähnt worden. Die alte Kirche, die noch vor der heutigen Konstruktion stand, wurde 1353 erbaut. Darüber wei‎ß man allerdings gar nichts. Um 1500 war Klosdorf als kokettes Dorf mit flei‎ßigen Menschen bekannt. Nach der Errichtung der Kirchenburg im Jahr 1521 wurde die Ausbildung aller Sachsen als Pflicht vorgesehen. Die Dorfbewohner begannen demnach zu lesen und zu schreiben, was zum Aufblühen des Dorfs beitrug.“




    Die Kirchenburg wurde von der Organisation Mihai Eminescu Trust restauriert. Neben dem im 19. Jahrhundert gebauten Glockenturm wurde ein Gästezimmer eingerichtet. Es wurde mit traditionellen siebenbürgisch-sächsischen Möbeln ausgestattet. Klosdorf ist ein Reiseziel, dass jederzeit relativ einfach erreichbar ist. Denn in nicht allzu gro‎ßer Entfernung vom Ort liegen zwei Flughäfen: Neumarkt (rum. Târgu Mureş) und Hermannstadt (rum. Sibiu).

  • Schäßburg – die Stadt mit dem mittelalterlichen Flair

    Schäßburg – die Stadt mit dem mittelalterlichen Flair

    Sighişoara (dt. Schä‎ßburg) liegt an der Gro‎ßen Kokel (rum. Târnava Mare). Ihr einzigartiges historisches Zentrum wurde 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Schä‎ßburg — die Perle Siebenbürgens“ — wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von deutschen Einwanderern, den Siebenbürger Sachsen, gegründet. Erstmals wurde die Stadt im Jahr 1280 urkundlich erwähnt, doch es gibt Beweise, die davon zeugen, dass das Gebiet auch vor 4.000 Jahren besiedelt war. Das historische Zentrum wurde glücklicherweise vor der industriellen Begeisterung für Plattenbauten während des Kommunismus geschont. Die meisten Wohnblöcke wurden demnach am Fu‎ße der Burg gebaut. Wie gesagt, die Altstadt von Schä‎ßburg wurde vor knapp 19 Jahren zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Seit 731 Jahren, also seit ihrer Gründung, ist die Burg bewohnt.



    Schä‎ßburg ist die einzige bewohnte mittelalterliche Burg in Südosteuropa, so Dorin Stanciu, der Trommler der Festung, der täglich die zahlreichen Besucher empfängt. Dorin erzählte uns hauptsächlich über die Veranstaltungen, die hier stattfinden:



    Schä‎ßburg wurde 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. In der Burg werden zahlreiche Veranstaltungen im Laufe des ganzen Jahres organisiert. Hier finden einige Festivals statt, die internationale Anerkennung genie‎ßen. Das alljährlich stattfindende Mittelalter-Musikfestival ist das allerwichtigste. Wir sind allerdings stolz, auch das interkulturelle Festival ProEtnica zu veranstalten, an dem alle ethnischen Gemeinschaften Rumäniens — also etwa 20 — teilnehmen. Sie führen ihre Volkstrachten vor und singen in den jeweiligen Sprachen. Kulturtourismus ist ebenfalls gut vertreten in Schä‎ßburg. Erwähnenswert ist auch der Weihnachtsmarkt oder die Festtage der Stadt Schä‎ßburg. Seit knapp einem Jahr fährt durch die Burg auch eine kleine mittelalterliche Eisenbahn, die die Stimmung stark animiert. Ab dieses Jahr werden wir den Touristen auch Hörgeräte mit Kopfhörer verteilen, damit sie mehr über die Geschichte des Ortes erfahren. Die Eisenbahnfahrt ermöglicht einen Blick auf die Stadt, auf die sächsischen Häuser. Mit Hilfe des Audioguide-Systems werden den Touristen Informationen über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen vermittelt.“




    Das Josef-Haltrich-Lyzeum, ein Gymnasium der deutschen Minderheit, liegt auf dem Schulberg unterhalb der Bergkirche. Ein hölzerner überdachter Treppenaufgang (die sogenannte Schülertreppe) mit über hundert Stufen führt von den Altstadtgassen hinauf. Als sie ursprünglich errichtet wurde, hatte die Treppe 300 Stufen. 1849 wurde sie allerdings renoviert, demnach blieben nur noch 175 übrig. Die Treppen sind ziemlich steil, weshalb der Aufstieg mit Mühe erfolgt. Doch die Aussicht von oben ist wunderschön und jede Anstrengung wert.



    Statistiken zufolge wird Schä‎ßburg mehrheitlich von ausländischen Touristen aus Westeuropa, Israel und Nordamerika besucht. Sie lieben die mittelalterliche Stimmung innerhalb der Burg und wissen den freundlichen Empfang zu schätzen, so Dorin Stanciu, der Trommler der mittelalterlichen Burg:



    Die Besucher werden in 60 verschiedenen Sprachen durch die Vertreter der Stadt Schä‎ßburg empfangen — das ist einmalig in Rumänien. Ich übe seit 15 Jahren diesen Beruf aus und habe dabei gelernt, dass die Touristen es besonders mögen, wenn man sich bei ihnen bedankt. Schä‎ßburg ist eine schöne Stadt, sie hat ihren mittelalterlichen Charakter bewahrt. Wir bemühen uns, die Infrastruktur zu verbessern. Au‎ßerdem haben wir einen Antrag an das Kulturministerium gestellt, um Mittel für die Renovierung eines Teils der Burg zu bekommen. Wir wollen nämlich die zwei Verteidigungstürme und die 160 Häuser, die nach dem gro‎ßen Brand im April 1676 wieder gebaut wurden, sanieren.“




    Eine aktualisierte Liste der Kulturveranstaltungen, die in Schä‎ßburg organisiert werden, ist auf der Webseite der Stadt zu finden. Allerdings muss gesagt werden, dass die Unterkunftsplätze in der Nähe wichtiger Veranstaltungen schnell ausgebucht sind. Es wäre also empfehlenswert, Ihren Aufenthalt frühzeitig zu planen.

  • Hörerpostsendung 11.2.2018

    Hörerpostsendung 11.2.2018

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI!



    In der vergangenen Woche haben wir zwar einige Empfangsberichte erhalten, aber nicht sonderlich viel Feedback zu unserem Programm. Daher werde ich heute ein paar Hörerfragen beantworten, die ich mir in den vergangenen Wochen aufgeschrieben habe. Und im Zusammenhang mit der Beantwortung der Fragen bringe ich zwei Aufzeichnungen aus unserem Audioarchiv.



    Christoph Paustian (aus Häusern, Baden-Württemberg) fragte uns in einem Brief, den er Ende 2017 verfasste:



    An welchem Tag war der Nationalfeiertag während der kommunistischen Herrschaftszeit?



    Danke für die Frage, lieber Herr Paustian. Nationalfeiertag in der Sozialistischen Republik Rumänien war der 23. August. Am 23. August 1944 wurde in Rumänien Marschall Ion Antonescu, ein Verbündeter Nazi-Deutschlands, entmachtet, und das Land wechselte die Fronten auf Seite der Alliierten. Historiker sind sich nicht einig über die Wertung der Ereignisse — manche bezeichnen die Geschehnisse als Staatsstreich, andere hingegen als legitime Entmachtung eines Diktators und Kriegsverbrechers, der das Land mit eiserner Faust geführt und militärisch ins Desaster geführt hatte und für die Deportation der Juden und Roma verantwortlich gewesen war.



    In der kommunistischen Deutung wurde der Tag offiziell als bewaffneter antifaschistischer und antiimperialistischer nationaler Aufstand“ oder — kürzer — Befreiung vom faschistischen Joch“ bezeichnet. In der Ceauşescu-Diktatur wurde die Rolle der Kommunistischen Partei während der Ereignisse von 1944 ma‎ßlos übertrieben, die Kommunisten wurden zu Helden hochstilisiert.



    Am Nationalfeiertag wurde in den staatlichen Medien Propaganda in diesem Sinne gesendet. Unser Sender, der sich damals Radio Bukarest nannte, machte keine Ausnahme: Auf einem Tonband aus unserem Archiv wurden in einer Literatursendung am 23. August 1975 Gedichte von rumänischen Dichtern in deutscher Übersetzung oder von rumäniendeutschen Lyrikern vorgetragen — allesamt dem Nationalfeiertag oder der Kommunistischen Partei gewidmet und mit pompöser Musik untermalt. Damit Sie sich eine Vorstellung machen können, wie das klang, hören wir nun ein etwa dreieinhalbminütiges Fragment.




    Eine weitere Frage erhielten wir von Herbert Jörger, der in Bühl, ebenfalls in Baden-Württemberg, zu Hause ist.



    Ihre Sendung hat mir sehr gut gefallen. Neben dem Funkbriefkasten ist Ihre Radiotour immer wieder ausgezeichnet, ohne Landkarte erfährt man immer wieder Neues über Rumänien. Eine Frage hätte ich noch. Wird in Ihrem Land auch Fasching gefeiert?




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Jörger. Diese Frage habe ich eigentlich schon in den vergangenen Jahren mehrmals beantwortet, aber gerne wiederhole ich die Antwort:



    Fasching, Karneval, Fastnacht, Saalfastnacht — wie man diese Bräuche in diverser regionaler Ausprägung auch immer nennt — gibt oder gab es es in Rumänien eher bei den Siebenbürger Sachsen und den Banater Schwaben. Darüber habe ich ausführlich im Funkbriefkasten am 8.3.2015 berichtet. Die Faschingstraditionen in Siebenbürgen hatten ihre lokalen Besonderheiten und zeigten viele Varianten auf. Es gab in dieser Periode verschiedene Arten von Feierlichkeiten:



    Die Faschingsbälle, die von der Jugend oder von den früher existierenden Vereinen organisiert wurden (Frauenverein, Freiwillige Feuerwehr etc.). Höhepunkt war der Marienball am 2. Februar. In Anlehnung an diese Tradition veranstaltet das Demokratische Forum der Deutschen in Hermannstadt heute noch jährlich den Marienball in Hermannstadt. Es ist ein Tanznachmittag mit Blasmusik vom Band, zu dem hauptsächlich Senioren kommen.



    Und in den deutschsprachigen Schulen, wo nicht selten auch Gastlehrer aus Deutschland unterrichten, feiert man Fasching meistens Mitte Februar, und Kindern und Eltern macht es einen Heidenspa‎ß. Meine Kollegin Adina Olaru hat im vergangenen Jahr darüber berichtet, denn ihre Kinder gehen auf die deutsche Schule in Bukarest. Hören wir ihre Eindrücke vom vergangenen Jahr:



    Februar. Freitagmorgen. Der längst ersehnte Tag ist endlich da. Heute dürfen wir uns verkleiden. Meine 8-jährigen Drillinge — zwei Buben und ein Mädel — sind in der zweiten Klasse. Im Goethe-Kolleg Bukarest. Deutsch wird im Goethe-Kolleg als Muttersprache unterrichtet. Da wurden auch alle Traditionen aus dem deutschsprachigen Raum übernommen, inklusive Fasching.



    Die Anweisungen der Lehrerin — Frau Ioana — waren klar. Dieses Jahr machen auch die Eltern beim Fasching mit. Wir haben uns thematisch zu verkleiden — jede Familie sucht sich aus, was es sein will. Wir sind die Piratenfamilie. Piratenkostüme fand ich einfacher zu zaubern. Ein paar alte Lumpen, ein Rock, gebrauchte Hosen, Augenschutz. Alles tipptopp. Klar gehört auch ein bisschen Schminke dazu, wie denn sonst!



    Nun ist es an die Zeit, aufzubrechen. Schön verkleidet schlendern wir zum Auto. Die paar Passanten, die an uns vorbeigehen, schauen uns komisch, jedoch amüsiert an. In Rumänien gibt es keine Fasching-Tradition. Lediglich in deutschen Schulen wird Karneval gefeiert. Im Auto werden zum aller letzten Mal die Gedichte wiederholt, die die Kinder beim Fasching vortragen werden.



    Im kleinen Turnsaal des Goethe-Kollegs herrscht gute Laune. Im gemeinsamen Umkleideraum geht es hektisch zu. Viele Kinder ziehen erst in der Schule ihre Kostüme an. Da passt nicht immer alles, wie es sich gehört. Und manches wurde aus Versehen zu Hause vergessen.






    Die Kinder laufen herum, lachen laut, schubsen sich gegenseitig. Sie spielen miteinander. Die bösen Piraten nehmen Rotkäppchen und Elsa, die Eiskönigin. gefangen. Die Mädels schreien. Darth Vader greift ein, er will die Prinzessinnen retten. Ja, diesmal hat seine gute Seite die Oberhand gehabt!



    Endlich ist es soweit. Eltern, Kinder und Frau Ioana, wir versammeln uns alle im Turnsaal. Jede Familie stellt seine Kostüme vor. Es wird laut geklatscht. Und viel gelacht. Meine kleinen Piraten duellieren sich kurz, um ihre Fähigkeiten zu beweisen. Die Demonstration kommt gut an! Dann tragen sie die Verse vor. Frau Ioana hat sie selbst geschrieben. Sie passen zu den Kostümen. Und in der Klasse sind 32 Kinder — da musste sie schön kreativ sein. Es folgen lustige Proben: Sackspringen und Eltern in Klopapier verhüllen — das macht riesig Spa‎ß. Dann sind die Eltern wieder dran — beim Orangentanz. Diesmal klatschen die Kinder Beifall. Zum Schluss wird getanzt. Und Karaoke gesungen.



    Drei Stunden sind vorbei. Wir schauen durchs Fenster. Im Schulhof laufen viele verkleidete Kinder herum. Alle Schulklassen feierten Fasching zugleich. Der Schulhof sieht besonders bunt aus. Und irgendwie feierlich. Da kann ich nicht anders, als mir noch einmal gedanklich zu bestätigen: Ja, es war eine gute Entscheidung, die deutsche Schule zu wählen. Ich schaue durchs Fenster und erblicke noch einmal eine lebenslustige Gemeinschaft, die zusammenhält.



    Adina Olaru mit Eindrücken vom Fasching des vergangenen Jahres im Goethe-Kolleg, der deutschsprachigen Schule in Bukarest, die auch ihre Kinder besuchen.




    Damit Zeit für die Postliste: Postbriefe erhielten wir von Ulrich Wicke und Erhard Lauber (beide aus Deutschland).



    E-Mails erhielten wir bis Freitagnachmittag von Sergej Isjumow (Russland), Reinhard Schumann (Schweden), Paul Gager, Andreas Drahanek und Georg Pleschberger (alle drei aus Österreich) sowie von Heinz-Günter Hessenbruch, Gerd Brüschke, Herbert Jörger und Bernd Seiser (alle aus Deutschland).




    Audiobeitrag hören:




  • Siebenbürgischer Karpatenverein setzt sich für Vernetzung europäischer Wanderwege ein

    Siebenbürgischer Karpatenverein setzt sich für Vernetzung europäischer Wanderwege ein

    Seit diesem Jahr ist Rumänien Mitglied im Netzwerk europäischer Wanderwege für Touristen. Die Wandervereinigung Siebenbürgischer Karpatenverein S.K.V., eine Traditionseinrichtung, die um 1880 von Siebenbürger Sachsen gegründet wurde, hat mit Hilfe von Freiwilligen 180 Km Wanderwege im Banater Gebirge erneuert. Der Siebenbürgische Verein und die Volontäre haben au‎ßerdem mehrere Zugangswege in die Fogarascher Berge instandgesetzt und mehr als 50 Km Wanderwege im Bergmassiv Postăvaru (dt. Schulerberg) erneuert. Und sie haben noch Vieles vor!



    Marcel Şofariu, der Vorsitzende des Siebenbürgischen Karpatenvereins SKV, erzählte uns über die weiteren Pläne der freiwilligen Organisation. Sie wollen das Wanderpotential des Landes soweit entwickeln, dass es den Zustand vor rund 100 Jahren wieder erreicht, als Rumänien mehr als 100 Partnerschaften mit ähnlichen europäischen Vereinigungen hatte. Wir fragten Marcel Şofariu, wie ein Wanderweg nach europäischen Standards auszusehen habe:



    Der Wanderweg müsste in erster Linie auf Landkarten aufgezeichnet sein. Ideal wäre, wenn der Pfad auch im GPS-Track vorkommen würde. Im Wald sollte er markiert sein. Der Wanderweg sollte Orte mit schönen Landschaften durchqueren und nicht entlang einer Stra‎ße verlaufen. Darüber hinaus sollte er Orte von gro‎ßem Interesse im betreffenden Land verbinden. Das waren die Kriterien, die wir bei der Wahl des Wanderwegs berücksichtigten. Um dieses Ziel zu erreichen, sind wir Tausende Kilometer zu Fu‎ß gewandert und haben die Wanderwege ausgesucht, die den vorhin genannten Kriterien entsprachen und vernetzt werden konnten. Denn in Rumänien hat sich der Tourismus inselartig entwickelt. Wir mussten Verbindungen zwischen den verschiedenen Inseln schaffen.“




    Rumänien erscheint nicht auf der europäischen Karte der Fernwanderwege — das stellte die siebenbürgische Wandervereinigung SKV fest. Infolge dieser Feststellung startete die freiwillige Organisation ihre Initiative zur Einrichtung europäischer Wanderwege. Marcel Şofariu erläuterte uns die Schritte, die Rumänien machen musste, um der internationalen Wanderweginfrastruktur beizutreten.



    Wir markierten oder reparierten die Markierungen von etwa 500 Km Wanderwegen. Die zwei Fernwanderwege E3 und E8 erstrecken sich auf rund 2000 Km auf rumänischem Gebiet. E3 beginnt an der Grenze von Spanien zu Portugal, in Santiago de Compostela, und geht durch mehrere europäische Staaten, darunter auch Rumänien. Der Fernwanderweg endet in Bulgarien, am Schwarzen Meer. E8 beginnt in Irland und geht ebenfalls durch mehrere Länder. Der Endpunkt ist ebenfalls das Meer in Bulgarien, an der Grenze zur Türkei. Der Wanderweg E3 beginnt in Rumänien in Oradea (Gro‎ßwardein). Er geht durch das Apuseni-Gebirge, führt weiter hinunter durch das Gebirge Poiana Ruscă bis in den Ferienort Semenic hin. Er geht weiter über die Donau nach Serbien, über den Übergangspunkt Porţile de Fier (Eisernes Tor). Dort überschneidet sich der Wanderweg E3 mit dem europäischen Fernwanderweg E8. Letzterer kommt aus der Ukraine nach Rumänien. Hierzulande geht er von Sighetul Marmaţiei aus, schneidet sich die Bahn weiter durch die Ost- und die Südkarpaten und erreicht letztendlich das Apuseni-Gebirge. Der E8 verlässt unser Land ebenfalls über den Grenzpunkt Porţile de Fier. Einen Teil des Fernwanderwegs E8, der durch Europa geht, haben wir abgesondert als Via Karpatica definiert. Diesbezüglich haben wir eine Partnerschaft mit Wandervereinigungen aus Österreich, Tschechien, der Slowakei, Polen, der Ukraine und Serbien abgeschlossen. Wir haben zusammen die Strecken, die durch die Karpaten gehen, in den jeweiligen Ländern identifiziert und als Teil der Via Karpatica definiert. Darüber hinaus wählten wir zwei Mitglieder unserer Wandervereinigung aus, die den gesamten Wanderweg zu Fu‎ß zurücklegten, von Serbien bis nach Österreich. Wir sind daran interessiert, die Standards in anderen Ländern kennenzulernen, um uns daran anzupassen. Die Via Karpatica kann zu Fu‎ß zurückgelegt werden. Zum Übernachten gibt es Almhütten entlang der Strecke. Oder die Wanderer können zelten.“




    Das Projekt wurde durch Mittel aus dem Schweizer Beitrag an die erweiterte EU kofinanziert, so Marcel Şofariu. Er lieferte uns einige Informationen auch zum aktuellen Zustand der Wanderwege in Rumänien:



    Sämtliche Wanderwege sind derzeit für Wanderer zugänglich. Dennoch werden die Wanderwege nicht so stark benutzt. Es gibt nämlich eine gewisse Zurückhaltung in Bezug auf die neu eingerichteten Wanderwege am Rande der EU. Die Wanderer, die sich dazu wagen, sind allerdings bekannte Blogger. Sie werden von zahlreichen Internetnutzern und Bergliebhabern verfolgt. Somit erfahren viele Leute, wie schön unser Land ist und wie gastfreundlich die Rumänen sind. Hoffentlich erfahren sie auch, wie gut unsere Weginfrastruktur ist. Diesbezüglich gibt es noch Mängel zu beheben, aber wir bemühen uns stark in dieser Hinsicht. Doch gut ausgestattete Wanderer dürften auf keine zu gro‎ßen Schwierigkeiten sto‎ßen.“




    Für eine Fernwanderung sollte man einen Monat, sogar anderthalb Monate einplanen. Dazu wagen sich Touristen aus verschiedenartigen Touristenkategorien, so unser Gesprächspartner:




    Manche nehmen sich vor, einmal im Leben so eine Fernwanderung zu unternehmen. Letztes Jahr ging zum Beispiel ein Amerikaner in der Türkei los und wanderte bis nach Portugal. Er ist auch durch Rumänien gewandert. Wir waren ständig in Verbindung mit ihm. Er wird auch ein Buch über seine Erfahrung schreiben. Heuer hat eine Deutsche etwa 45.000 Km zurückgelegt — alles nur Fernwanderwege. Sie wanderte über 4 Kontinente. Rumänien war auch für sie eine Neuigkeit. Und sie will ebenfalls einen Reiseführer darüber schreiben. Eigentlich lebt sie davon. Sie wandert durch weniger bekannte Orte und schreibt im Nachhinein Reiseführer, in denen sie ihre Erfahrungen mit einbringt. Derzeit wandert ein Belgier durch Rumänien. Er hat den Wanderweg E3 eingeschlagen und ist nun irgendwo bei Cheile Nerei (dt. Nera-Klamm). Mittlerweile hat es auch geschneit, doch er ist gut ausgestattet. Winterbedingungen sind allerdings eine zusätzliche Herausforderung. Wir befinden uns in ständigem Kontakt mit ihm, er ist in Sicherheit.“




    An der Grenze zu Rumänien gehen zwei weitere europäische Fernwanderwege vorbei — der E4 und der E7. Sobald die entsprechenden Wanderwege in Rumänien eingerichtet werden, könnten auch diese an das europäische Netzwerk der Fernwanderwege angeschlossen werden.

  • „Transilvania Train“ – Siebenbürgen per Touristenbahn erkunden

    „Transilvania Train“ – Siebenbürgen per Touristenbahn erkunden

    Traditionen und Erlebnisse nach siebenbürgischer Art, ein flexibles und kundenorientiertes Programm, einmalige Freizeit- und Bildungsaktivitäten, angefangen mit Weinverkostungen oder Mittagessen im Freien, auf dem Lande, bis hin zu vielfältigen Workshops und Live-Vorführungen — das alles steht den Touristen zur Verfügung, wenn sie das Programm Siebenbürgische Eisenbahn“ (engl. Transilvania Train“) buchen. Transilvania Train“ schickt eine Einladung zu einer Reise durch Siebenbürgen hinaus. Ab August dieses Jahres können jeweils 180 Fahrgäste eine Eisenbahn-Tour durch Siebenbürgen genie‎ßen. Cristian Pitulice ist der Impulsgeber des Projektes. Früher war er kein besonderer Fan der Bahnreisen, sagte er:



    Ob Brno-Express oder Transsibirische Eisenbahn, das Konzept faszinierte mich. Bislang gab es so etwas in Rumänien nicht. Es gab vermutlich einige Versuche, einen Touristen-Express einzuführen. Doch war die Bahninfrastruktur in schlechtem Zustand. Weder die Eisenbahnwagen noch die Schienen waren passend für so ein Projekt. Ich fand ein offenes Ohr bei CFR-Călători, die für den Personenverkehr zuständige Abteilung der Rumänischen Bahn. Wir brachten unser Projekt durch und, schau an, ab 2017 fährt die erste Touristen-Eisenbahn in Rumänien.“




    Doch wohin führt die Reise? Und wie ist sie gestaltet? Mehr Einzelheiten dazu erfahren wir vom Urheber des Projektes:



    Der Zug besteht aus fünf Wagen und einer Lokomotive. 200 Plätze stehen den Touristen zur Verfügung. Wir bieten eine 4-tägige Reise durch Siebenbürgen an. Die Reise beginnt in Braşov (dt. Kronstadt). Der Zug fährt durch mehrere repräsentative siebenbürgische Städte — Sighişoara (dt. Schä‎ßburg), Mediaş (dt. Mediasch), Alba Iulia (dt. Karlsburg), Sebeş (Mühlbach), Sibiu (Hermannstadt) und Făgăraş (Fogarasch). Und dann fahren wir wieder zurück nach Braşov (Kronstadt). Im Laufe von vier Tagen haben unsere Fahrgäste die Gelegenheit, transsilvanische Bräuche und Traditionen kennenzulernen und zu erforschen. Siebenbürgen genie‎ßt einen sehr guten Ruf derzeit in Europa. Davon müssen wir profitieren. Wir bieten 15 Workshops an, für die sich die Touristen anmelden können. Zwei davon sind gebührenfrei. Unser Parcours umfasst mehrere Besuche bei evangelischen Kirchen. Da können unsere Gäste auch Kirchenmusik hören. Am letzten Tag organisieren wir ein Mittagessen im Freien, im Schatten der Eisenbahn.“




    Siebenbürgen-sächsische Traditionen sollen dabei in den Vordergrund rücken. Wie auch die siebenbürgischen Kirchenburgen. Dafür planten die Veranstalter verschiedenartige Workshops. Sie legten hohen Wert auf viele Gebiete, angefangen mit Architektur bis hin zur Gastronomie. Sie wollen damit das Beste aus dieser siebenbürgischen Region herausholen:



    Wir haben ein komplexes Programm aufgebaut — gönnen den Touristen kaum Atempausen. Am ersten Tag besuchen wir das sogenannte Haferland — die Region, in der sich die Dörfer Cloaşterf (Klosdorf), Meşendorf (Meschendorf), Viscri (Deutsch-Wei‎ßkirch) und Criţ (Kreuzdorf) befinden. Am zweiten Tag fahren wir weiter nach Mediasch. Wir übernachten in einem Hotel in Sighişoara (dt. Schä‎ßburg). Nach Mediasch fahren wir ebenfalls mit der Bahn. In Mediasch teilen sich die 200 Touristen in 15 Gruppen auf, um an den hier veranstalteten Workshops teilzunehmen. Dann fahren wir weiter nach Alba Iulia (dt. Karlsburg), wo wir die Burg besichtigen. In Alba Iulia werden wir ebenfalls übernachten. Am dritten Tag findet ein gro‎ß angelegter Koch-Workshop statt. Wir werden zusammen herkömmliche sächsische Rezepte probieren, die zwar nicht in Vergessenheit geraten waren, jedoch für eine lange Weile vernachlässigt wurden. Die Teilnehmer werden zusammen verschiedene Speisen zubereiten und sie dann gemeinsam essen. Es bleiben ihnen nicht nur die angenehmen Erinnerungen, sondern auch die Rezepte dürfen sie behalten. Am letzten Tag sind wir dann in Sibiu (dt. Hermannstadt). Am Kleinen Ring (rum. Piaţa Mică) können unsere Fahrgäste einem Konzert beiwohnen. Zu Mittag essen wir in der Fogarascher Burg. Danach fahren wir zurück zum Startpunkt unserer Reise, nämlich nach Braşov (dt. Kronstadt).“




    In der Siebenbürgischen Eisenbahn“ gibt es die Möglichkeit, an Tischen zu sitzen und miteinander zu plaudern. Die Fahrgäste können sich ein Bierchen oder ein Glas Wein gönnen und die Landschaft durchs Fenster bewundern. Der Zug besteht aus fünf Speisewagen:



    Die Eisenbahn ist nicht allein ein Transportmittel. Wir erhoffen uns einen Sozialisierungsraum und würden gerne eine Gemeinschaft rund um unsere »Siebenbürgische Eisenbahn« bilden. Denn letztendlich ist das der Zweck der meisten Touristen-Eisenbahnen weltweit. Denken Sie mal an die Transsibirische Eisenbahn, ein Zug, in dem 150 Fahrgäste passen. Sie kommen aus allen Ecken der Welt. Und im Laufe von 3-4 Tagen entwickelt sich ihre Bekanntschaft zu einer engen Freundschaft. Eben das bezwecken wir auch mit der »Siebenbürgische Eisenbahn«. Wir hoffen, sie entwickelt sich zu einem Unterhaltungsraum, in dem sich verschiedene Leute untereinander kennenlernen und anfreunden. Wir werden uns selbstverständlich während der Fahrt aktiv einbringen. Wir erzählen ihnen über Land und Leute und bieten Kostproben von örtlichen Leckereien. Oder laden sie zu Wein- oder Schnapsverkostungen ein.“




    Das Projekt wurde erst vor kurzem öffentlich gestartet. In den ersten drei Tagen wurden bereits 18 Plätze gebucht. Das deute auf einen Erfolg hin, so die Veranstalter.

  • Siebenbürgisch-sächsische Tradition fortgesetzt: Pfannkuchen-Festival in Tartlau

    Siebenbürgisch-sächsische Tradition fortgesetzt: Pfannkuchen-Festival in Tartlau

    Unsere heutige Reise geht nach Prejmer (dt. Tartlau), einer Ortschaft im Zentrum des Landes, knapp 15 Km von Braşov (dt. Kronstadt) entfernt. Abgesehen vom ländlichen Zauber des siebenbürgischen Dorfes befindet sich hier eine Kirchenburg aus dem 13. Jahrhundert. In der Kirchenburg gibt es eine Orgel, die im 17. Jahrhundert in ganz Siebenbürgen berühmt war. Die meisten Veranstaltungen der Gemeinde finden rund um die Kirchenburg statt. Au‎ßerdem ist sie Teil des UNESCO-Kulturerbes. Im August finden jeden Sonntag Orgelkonzerte oder Klassik-Konzerte in der Kirchenburg statt.



    Allerdings ist in Prejmer nicht nur die alte Kirchenburg erhalten geblieben, sondern auch kulinarische Traditionen werden fortgesetzt. Die Pfannkuchen-Karawane in Tartlau ist in diesem Zusammenhang berühmt. Die Veranstalter des Events gehen davon aus, dass heuer 30.000-40.000 Pfannkuchen verkauft werden. Neben der klassischen Pfannkuchenfüllung — Marmelade oder Schokocreme — haben die Teilnehmer die Möglichkeit Crêpes mit Krautrouladen-Füllung (rum. sarmale) oder mit Gemüseaufstrich (rum. zacuscă) zu probieren. Der von den Siebenbürger Sachsen in Rumänien veranstaltete Fasching findet Ende Februar vor der Ostern-Fastenzeit statt. Er ist ein guter Anlass zum Feiern, Tanzen und Spa‎ß haben. Und vor allen Dingen, die sächsische Gemeinschaft zusammenzubringen. Mehr Einzelheiten über den Fasching oder das Pfannkuchen-Festival in Prejmer bringt der Vizebürgermeister der Gemeinde, Bogdan Loredan Marian:



    Das sogenannte Pfannkuchen-Festival oder der Fasching in Prejmer findet dieses Jahr zum 13. Mal statt. Die Organisierung wird wie immer tipptopp sein. Dieses Jahr bringen wir auch einige Neuheiten dazu. Die traditionellen, haus- und handgemachten Erzeugnisse werden selbstverständlich nicht fehlen. Wie üblich stehen auch heuer die Crêpes im Vordergrund — sie sind die Hauptattraktion des Events. Die jungen Leute in unserem Dorf organisieren auch dieses Jahr eine Karawane. Die Jugendlichen in unserer Gemeinde haben unsere alten sächsischen Bräuche übernommen und tragen sie weiter. Einige Hauptelemente sind der Bräutigam und die Braut sowie der Pfarrer und die alten Frauen. Sie werden eine traditionelle, herkömmliche Hochzeit aus zeitgenössischer Perspektive vorführen. Darüber hinaus finden auch Konzerte statt. Sie werden von örtlichen Künstlern gehalten und erstrecken sich auf zwei Tagen. Die Schulen und Gymnasien in unserer Umgebung werden ebenfalls miteinbezogen. Die sächsische Fanfare ergänzt das Unterhaltungsprogramm. Im Mittelpunkt stehen jedoch die köstlichen Crêpes, die unter vielfältigen Formen von den teilnehmenden Anbietern angeboten werden. Auch dieses Jahr organisieren wir eine au‎ßerordentliche Gastronomieausstellung. Sie wird in einem Zelt, in der Mitte des Festivalgeländes untergebracht. Parallel zur Ausstellung finden auch kulinarische Aufführungen statt. Manche beziehen sich unmittelbar auf die Zubereitung von Pfannkuchen.“




    Der Vizebürgermeister von Prejmer, Bogdan Loredan Marian, schickt eine Einladung hinaus an all diejenigen, die bisher nicht die Gelegenheit hatten, das Dorf zu besuchen:



    Unser Dorf hat eine sehr günstige Lage und ist sehr schön. Wir bieten gemütliche Unterkünfte für jeden Geschmack. Au‎ßerdem gibt es in der Umgebung viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung — wir verfügen über einen Reithof mit Reitschule sowie über eine Kartingpiste. Vor Ort gibt es auch mehrere Forellenfarmen. Die Kirchenburg darf nicht verpasst werden — sie ist nämlich Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.“




    Das Pfannkuchen-Festival kommt ab 2013 im Gastronomie-Kalender Rumäniens vor. Der von der Nationalen Tourismusbehörde veröffentlichte Kalender umfasst einige berühmte Festivals dieser Art in Rumänien.

  • Hörerpostsendung 23.10.2016

    Hörerpostsendung 23.10.2016

    Liebe Freunde, herzlich willkommen zur Hörerpostsendung von RRI.



    Sie wissen es bereits — nächsten Sonntag wird auf Winterzeit umgestellt und damit wechseln die meisten Kurzwellensender auch die Frequenzen ihrer Ausstrahlungen. Daher möchte ich an dieser Stelle erneut die Winterfrequenzen von RRI für die Hörer ohne Internetzugang verlesen — die Hörer, die sich der modernen Technologie erfreuen dürfen oder die Frequenzen von uns bereits über E-Mail bekommen haben, mögen Verständnis dafür haben.



    In der Zeit vom 30.10.2016 bis einschlie‎ßlich 25.03.2017 können Sie die deutschsprachigen Programme von RRI auf folgenden Wellenlängen über analoge Kurzwelle und via DRM empfangen:









    Uhrzeit (UTC)

    Frequenz (kHz)

    Meterband (m)

    Zielgebiet

    07.00 – 07.30

    9.770 DRM

    7.345

    31

    41

    Mittel- und Westeuropa

    15.00 – 16.00

    6.040

    7.330

    49

    41

    Mittel- und Westeuropa

    19.00 – 20.00

    5.910


    7.425 DRM

    49

    41

    Mittel- und Westeuropa





    Und jetzt zu Hörerzuschriften. Hin und wieder erreichen mich Postbriefe, die — aus welchen Gründen auch immer — monatelang nach dem Abschicken untertauchen. An der Post liegt es nicht, denn laut Poststempeln erreichen Briefe aus Mitteleuropa Bukarest in der Regel in 2-4 Tagen. Also müssen diese Umschläge entweder irgendwo in unserer Ablage stecken bleiben oder durch unser Haus umherirren. Wie auch immer — wir haben einen Brief aus Österreich bekommen, der bereits am 21. Juni angeschickt worden war und laut Poststempel schon am 24. Juni in Bukarest angekommen ist.



    Harald Nagy ist im steirischen Leoben zu Hause und scheint unseren Sender zum ersten Mal gehört zu haben, zumindest scheint es seine erste Zuschrift an uns zu sein. Folgende Zeilen schrieb er uns:



    Verehrte Deutsche Redaktion von Radio Rumänien International,



    ich habe neulich Ihre Sendung verfolgt und fand sie sehr interessant und informativ.



    In Zukunft möchte ich Sie öfter hören, um mehr über Rumänien zu erfahren. Insbesondere weil ich mehrere Rumänen kenne, die in Österreich leben und arbeiten. Ich habe einen Empfangsbericht beigelegt und würde mich freuen, wenn Sie diesen mit einer QSL bestätigen könnten. Vielleicht können Sie auch den aktuellen Sendeplan, einen Stationswimpel und/oder ein anderes Souvenir beilegen.



    Ich freue mich, Sie bald wieder zu hören.



    Mit besten Grü‎ßen aus Österreich


    Harald Nagy




    Sehr geehrter Herr Nagy, vielen Dank für Ihren Brief. Es freut uns natürlich, dass Sie unser Programm interessant fanden. QSL und Sendeplan erhalten Sie von uns, wenn auch mit Verspätung, aufgrund von Personalmangel, wie unsere Stammhörer bereits wissen. Wimpel und andere Souvenirs lassen wir wegen Finanzknappheit leider schon seit Jahren nicht mehr herstellen, bei den Preisausschreiben sind wir auf unsere Sponsoren angewiesen.



    Wir bleiben in Österreich. Unser Stammhörer Paul Gager, der oft zwischen Wien und dem Burgenland pendelt, hinterlie‎ß uns im Online-Formular einen interessanten Hinweis:



    Im Bayrischen Fernsehen war unlängst im Europamagazin ein interessanter Bericht aus Rumänien zu sehen mit dem vielsagenden Titel: “Bald nur noch Ruinen der Vergangenheit: Der Zerfall der Kirchenburgen der Siebenbürger Sachsen“. Vielleicht wissen Sie auch etwas darüber zu berichten?




    Vielen Dank für den Hinweis, lieber Herr Gager, ich habe den Bericht in der Mediathek des BR selbst gesehen. Es stimmt, dass für die Restaurierung der Kirchenburgen oft das Geld fehlt, zumal die Evangelisch-Lutherische Kirche Rumäniens heute nur noch wenige tausend Mitglieder zählt und der rumänische Staat auch nicht gerade gut betucht ist. Die einzige Hoffnung stellen momentan nur private Initiativen aus Deutschland oder Spendenaktionen dar, wie sie in der Reportage erwähnt wurden. Die meisten Siebenbürger Sachsen leben heute in Deutschland. Trotzdem gibt es auch hierzulande einige Initiativen, von denen wir seinerzeit auch berichtet haben. So etwa hat die Evangelisch-Lutherische Kirche vergangenes Jahr ein Projekt gestartet, womit die Kirchenburgen Teil einer Touristenroute wurden. Unter den Stichworten Entdecke die Seele Siebenbürgens“ finden jedes Jahr zahlreiche Kulturveranstaltungen statt, und die Touristen können Kirchenburgen und andere mittelalterliche Kirchen besuchen. Mit der Besucherkarte Transilvania Card kann man derzeit 50 dieser historischen Denkmäler besichtigen. Neben dem freien Eintritt bietet die Besucherkarte auch Preisermä‎ßigungen für touristische Dienstleistungen. Die Ferienkarte Transilvania Card kann man in 8 Ortschaften im Süden Siebenbürgens und auch in München für 50 Lei oder 11 Euro kaufen sowie per E-Mail bestellen. Das Geld wird ausschlie‎ßlich für die Pflege der historischen Denkmäler verwendet.




    Von Österreich geht es nach Mannheim in Deutschland, wo unser Hörer Andreas Pawelczyk zu Hause ist. Folgende Zeilen schickte er uns per E-Mail:



    Ich konnte Ihr Programm hören und bin auf das interessante Thema Müllentsorgung in Rumänien gesto‎ßen.



    Leider ist es in Rumänien noch so, dass 90% des Mülls nicht sachgerecht entsorgt werden. Nun wird es auch bald Zeit, dass Rumänien dies auch macht. In Deutschland wird schon seit längerer Zeit der Müll getrennt entsorgt. So kommt Papier der Haushalte in Papiercontainer und Glas sogar manchmal getrennt nach Farbe in Glascontainer. Der Rest kommt dann zu dem normalen Abfall. Man kann sich mittlerweile auch bei uns nicht mehr leisten, Papier nur zu verbrennen oder Glas nur wegzuschmei‎ßen. Es wird heute schlichtweg wiederverwendet. Au‎ßerdem ist Deutschland ein rohstoffarmes Land, das sich Nicht-Mülltrennung nicht leisten kann.



    Mal sehen, wann sich in Rumänien die Welt der Müllentsorgung verändert haben wird.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Pawelczyk. Die unzureichende Mülltrennung in Rumänien ist leider ein Infrastrukturproblem. In den Gro‎ßstädten haben die meisten Plattenbausiedlungen sogenannte Müllrutschen und Container für getrennte Müllentsorgung gibt es nicht viele. Auch wird im Handel oft kein Pfand für Plastikbehälter oder Flaschen erhoben, so dass die Menschen auch nicht motiviert sind, diese zurückzubringen oder getrennt zu entsorgen — es ist einfach leichter, sie wegzuschmei‎ßen, als ein paar Kilometer bis zum nächsten Container zu gehen. Erst seit wenigen Jahren sind auch die Plastiktüten in Supermärkten nicht mehr kostenlos, bis dahin war es gang und gäbe, beim Einkaufen die unterschiedlichen Produkte in beliebig viele Tüten einzupacken, denn an der Kasse erhielt man sie umsonst, und es galt als Kulanz, dass die Kassiererin oder der Kassierer einem beim Einpacken sogar half. Rumänien hat nach der Wende eben den Konsumrausch durchgemacht, auch wenn er durch die Wirtschaftskrise seit 2008 etwas eingedämmt wurde. Die Situation wird sich in den nächsten Jahren aber ändern müssen, denn Rumänien muss als EU-Staat auch in puncto Umweltschutz und Recycling europäische Auflagen erfüllen.




    Jörg-Clemens Hoffmann ist in Alsbach-Hähnlein in Hessen zu Hause. Folgende Zeilen schickte er uns Anfang des Monats per E-Mail:



    Liebe deutsche Redaktion von Radio Rumänien International!



    Nun wird es wieder Zeit, dass ich Ihnen meine aktuellen Empfangsberichte der vergangenen Wochen schicke. Im Sommer bin ich nicht so oft dazu gekommen, Ihre Sendungen einzuschalten. Das wird sich sicherlich mit der beginnenden Wintersendeperiode ändern. So freue ich mich, Ihnen mitzuteilen, dass der Empfang der Kurzwellensendungen weiterhin stabil und problemlos möglich ist.



    Für mich ist es immer interessant, die deutschen Sendungen einzuschalten. Die Programme sind stets abwechslungsreich und hörenswert gestaltet, so dass ich jedes Mal neue Aspekte aus Ihrem Land erfahre. Besonders interessant war für mich der Beitrag in Pro Memoria über das tragische Eintreten von Rumänien in den 1. Weltkrieg. Es ist wichtig, dass Sie an dieses historische Ereignis von vor 100 Jahren erinnert haben. Auch sehr gut hat mir der Bericht über die Bojaren-Häuser in Bukarest gefallen. Diese alten Häuser sind ein wichtiges Kulturgut, das es zu bewahren gilt. Diesbezüglich würde es mich interessieren, ob es in Rumänien Fördergelder oder staatliche Unterstützung gibt, wenn man alte Bausubstanz vor dem Verfall bewahrt.




    Vielen Dank für Ihre Zeilen, lieber Herr Hoffmann. Die historische Bausubstanz in Bukarest ist gefährdet, wir haben darüber im Sozialreport vor mehr als drei Jahren berichtet und daran hat sich leider nicht viel geändert. Fehlendes Interesse, Inkompetenz und Korruption in der Verwaltung und die Geldgier der Immobilien- und Grundstückhaie haben dazu geführt, dass auch nach 1989 sogar denkmalgeschützte Bauten — manchmal bewusst — dem Verfall preisgegeben oder abgerissen wurden, um fragwürdigen Hochhäusern aus Stahl und Glas oder hässlichen Betonklötzen Platz zu machen. Das Rezept ist meistens dasselbe: Die Eigentümer eines alten Hauses haben kein Geld, um es instand zu halten oder sind nicht daran interessiert. Der Staat kann oder will keine Auflagen für die Renovierung durchsetzen, und so übernimmt ein sogenannter Investor das Haus. Der ist aber nicht am Haus an sich interessiert, sondern am Grundstück in zentraler Lage, das einen schnellen Gewinn verspricht. So wird das alte Haus dann abgerissen, um dann meistens hässliche Bürogebäude zu errichten.




    Damit Zeit für die Posteingangsliste. Postbriefe erhielten wir von Sandro Blatter (Schweiz), Harald Nagy (Österreich) sowie von Reiner Peuthert, Hans Peter Themann, Christian Laubach und Heiner Finkhaus (alle aus Deutschland).



    E-Mails erhielten wir bis Samstagnachmittag von Bernd und Willi Seiser, Christian Laubach, Andreas Pawelczyk, Burkhard Müller, Dieter Feltes, Siegbert Gerhard Hansjörg Biener und Martina Pohl (alle aus Deutschland).



    Das Internetformular scheint letzte Woche funktioniert zu haben und so erhielten wir Empfangsberichte von Christian Laubach und Hans Gosdschan (beide aus Deutschland).




    Audiobeitrag hören:




  • Hörerpostsendung 8.3.2015

    Hörerpostsendung 8.3.2015

    Heute in drei Woche wird auf Sommerzeit umgestellt und das hei‎ßt, dass ab dem 29. März auch unsere Programme über neue Frequenzen gesendet werden. Die Sommerfrequenzen werden Sie rechtzeitig auf unserer Webseite finden und ich werde Sie in einer Massenmail auch an die Hörer schicken, die in unserem Verteiler stehen. Und die Hörer ohne Internetzugang werden nächsten und übernächsten Sonntag die Gelegenheit haben, die Frequenzen zu erfahren, denn ich werde sie im Funkbriefkasten durchgeben.



    Au‎ßerdem muss ich noch mitteilen, dass das Programmschema — also die Abläufe und der feste Platz der Sendungen — bis kommenden Herbst nicht mehr geändert werden kann. Das Programmschema gilt jeweils ein Jahr und daran darf nicht mehr gerüttelt werden. Somit können wir dem Wunsch einiger Hörer, dass der Funkbriefkasten am Montagmorgen statt des Mittwochnachmittags und –abends widerholt wird, leider nicht erfüllen. Aber ich werde diesen Wunsch vor der Umstellung auf die Winterzeit 2015/2016 erneut vortragen, vielleicht wird es dann möglich sein.



    Da wir schon beim Thema Frequenzen und Radio sind: Herr Wolfgang Waldl (aus Wien) schrieb uns unlängst einen Brief, in dem er u.a. seinem Ärger über das allmähliche Einstellen der analogen Sendungen in Europa Luft macht:



    1957 erschien das Buch von Nevile Shute: On the Beach“ — es wurde verfilmt und lief bei uns unter dem Titel Das letzte Ufer“. Es ist eine Vision vom Atomkrieg und dem Ende der Welt. Alles ist zerstört, nur in Australien läuft das Leben wie immer, allerdings bereiten sich die Menschen auf das Ende vor. Da empfangen die militärischen Horcher ein Signal, das sie nicht erklären können. Ein U-Boot wird nach Amerika (zur US-Westküste) geschickt, um das aufzuklären. Was man findet, ist eine verlassene, zerstörte Welt und eine Morse-Gerät, gegen das ein Jalousieteil im Winde schlägt.



    Das alles kam mir in den Sinn, als ich immer mehr merke, wieviele Radiostationen in den letzten Jahren aufgegeben haben (oder: mussten!!!). der Trend zum Digital-Radio, zum Internet, zu Facebook, Google usw. wird immer brutaler forciert. Zum Jahresende sollen nun auch die MW-Frequenzen des Deutschlandfunks eingestellt werden. Auf www.rettet-unsere-radios.de kann dagegen protestiert werden. Die Alternative zum analogen Empfang ist dürftig. Wer kein Internet hat, bleibt über (wie wir sagen). Interessant ist auch, dass die Weltbevölkerung in dieser Zeit (1958: 2,4 Milliarden Menschen — 2012: 7,2 Milliarden Menschen) enorm zugenommen hat und der Markt so ein unheimliches Käuferpotential hat.



    Was Ihr Programm betrifft, höre ich es nach wie vor mit Freuden. Der Bericht aus Hermannstadt (im Funkbriefkasten vom 18.1.2015) hat mir sehr gefallen. Vielleicht können Sie auch einmal etwas über Bukarest erzählen. Die Huldigungen an den Conducator [Ceausescu] — das Tondokument in der Hörerpostsendung am 25.1. waren mir bekannt (und typisch für Nordkorea und früher China). Auch die Sendung über den Brückenbauer Anghel Saligny hat mir gut gefallen.




    Lieber Herr Waldl, vielen Dank für Ihren Brief. Ob Proteste auf der erwähnten Webseite etwas bringen, ist schwer zu sagen. Die Digitalisierung ist eine beschlossene Sache und der Trend geht weiter. Meistens wird das mit den Kosten begründet, die die analogen Sender verursachen würden. Bedenklich ist allerdings die Tatsache, dass ab 2016 Millionen analoge Radioempfänger, die die Menschen noch haben, einfach nutzlos werden — man kann sie dann direkt in den Mülleimer (oder in den Mistkübel, wie es in Österreich hei‎ßt) schmei‎ßen. Dieser Trend zieht auch an Rumänien nicht vorbei. Auf der regionalen Konferenz für Medienübertragungen in Genf 2006 hat sich Rumänien verpflichtet, die analogen Fernsehsendungen bis 16. Juni 2015 einzustellen; ab besagtem Datum kann man in Rumänien heimische Fernsehsender nur noch in terrestrisch-digitaler Übertragung empfangen. Das Problem ist dabei, dass die digitale Versorgung nicht flächendeckend ist, vor allem im ländlichen Bereich gibt es noch Menschen, die bei keinem Kabelanbieter sind und TV-Sender mit der herkömmlichen Dachantenne empfangen. Das sind rund 7% aller Haushalte, in absoluten Zahlen sind es etwa 500.000 Haushalte, meldet das rumänische Nachrichtenportal Hotnews. Aus diesem Grund hat das Rumänische Fernsehen (TVR) zusammen mit dem staatlichen Unternehmen für Radiokommunikationen Radiocom eine gemeinsame Presseerklärung veröffentlicht, in der die rumänische Regierung aufgefordert wird, die analoge Übertragung der TV-Sender bis 31.12.2016 zu verlängern. Ferner hei‎ßt es, dass TVR und Radiocom der rumänischen Exekutive auch einen Gesetzesentwurf vorlegen werden, wonach den benachteiligten Menschen eine finanzielle Hilfe für die Beschaffung von digitaler Empfangsausrüstung gewährt werden soll.



    Das Buch von Nevile Shute habe ich nicht gelesen, den Filmklassiker On the Beach“ von 1959 mit Gregory Peck, Ava Gardner und weiteren Stars kenne ich aber und er gehört zu meinen Favoriten aus dem Genre der Endzeitfilme. Ich empfehle Science-Fiction-Fans, insbesondere jenen, die das Subgenre der postapokalyptischen Filme mögen, immer den russischen Streifen Briefe eines Toten“ (1986) des Regisseurs Konstantin Lopuschanski. Es geht dabei um Überlebende eines atomaren Kriegs, die in Bunkern leben. Mehr verrate ich von der Handlung nicht, um Ihnen den Spa‎ß am Film nicht zu verderben. Nur ein paar Zeilen eines Filmkritikers möchte ich noch zitieren. Stefan Höltgen beschrieb den Streifen im inzwischen eingestellten Online-Filmmagazin F.LM mit folgenden Worten: Briefe eines Toten ist ein eindringliches Mahnbild für die Vernunft, sowohl im Protest gegen den irrationalen Atomkrieg, als auch in der resoluten Betonung der Humanität des Menschen, die nicht zuletzt einen finalen Anker der Hoffnung darstellt.“



    Wir bleiben in Österreich. Von unserem Stammhörer Paul Gager (aus Deutschkreutz, Burgenland) erhielten wir erst jetzt eine im Februar abgeschickte Postkarte aus dem burgenländischen Kurort Sauerbrunn:



    Liebe Freunde im sonnigen Bukarest,



    bevor die österreichische Post wieder an der Portoschraube dreht, noch schnell ein Kuvert mit Informationen, die Sie vielleicht auch interessieren.



    Derzeit befinden wir uns in der Fünften Jahreszeit“, deshalb die Frage: Wird Fasching/Karneval auch in Rumänien gefeiert? Wenn ja, mit eigenen Liedern?




    Vielen Dank für die Post, lieber Herr Gager. Fasching ist in Rumänien nicht so verbreitet wie im deutschsprachigen Raum. In den letzten Jahren wurden zwar immer wieder Karnevals und Umzüge veranstaltet, die aber nicht unbedingt mit der fünften Jahreszeit zu tun haben. Insbesondere an der Schwarzmeerküste, z.B. im Badeort Mamaia bei Constanţa, werden öfters thematische Umzüge mit Masken und Kostümen veranstaltet, um die Touristen anzulocken. Der Geschmack solcher Veranstaltungen ist allerdings meistens fraglich. Fasching in ähnlicher Form wie in West-Mitteleuropa gab und gibt es aber bei den Siebenbürger Sachsen und bei den Banater Schwaben. Auf der Webseite traditionen.evang.ro, ein Projekt der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, die sich der Sammlung und dem Erhalt der Bräuche der Siebenbürger Sachsen verschrieben hat, wird Fasching mit folgenden Worten beschrieben:



    »Der Fasching war auch im sächsischen Jahreskalender eine wichtige Festzeit. Er dauerte vom Geschworenen Montag“, dem Montag nach dem Dreikönigstag, bis zum Aschermittwoch und wurde auch als Fastnacht“ (Foosnicht im Dialekt) bezeichnet. Die Faschingstraditionen in Siebenbürgen hatten ihre lokalen Besonderheiten und zeigten viele Varianten auf. Es gab in dieser Periode verschiedene Arten von Feierlichkeiten:


    Die Faschingsbälle, die von der Jugend oder von den früher existierenden Vereinen organisiert wurden (Frauenverein, Freiwillige Feuerwehr etc.). Höhepunkt war der Marienball am 2. Februar. In Anlehnung an diese Tradition veranstaltet das Demokratische Forum der Deutschen in Hermannstadt heute noch jährlich den Marienball in Hermannstadt. Es ist ein Tanznachmittag mit Blasmusik vom Band, zu dem hauptsächlich Senioren kommen.



    Einen eigenen Fastnachtsbrauch hatten in Siebenbürgen die Zünfte. Sie feierten vielerorts das Ladeforttragen“ (die Übergabe der Zunftladen der Gesellen an den neuen Zunftmeister). Dieser Brauch blieb auch nach dem Verbot der Zünfte im Jahr 1872 bestehen. Aus ihm entwickelte sich der bekannte Urzelnlauf, der in Agnetheln seit dem Jahr 2006 wieder gefeiert wird. Die Urzeln, zottelige Wesen mit Masken, spielten in früheren Jahrhunderten als Begleiter der Zunftlade nur eine marginale Rolle in dem Umzug der Zünfte. Nach deren Auflösung wurden sie allmählich zu Hauptfiguren.«



    Soviel zum Thema Fasching bei den Siebenbürger Sachsen, die gerade gehörten Beschreibungen sind von Julia Jürgens unterzeichnet — mehr können Sie auf der erwähnten Webseite traditionen.evang.ro nachlesen.



    Und wir wollen auch gleich erfahren, wie sich das anhört, doch zuvor die Posteingangsliste.



    Postbriefe erhielten wir von Wolfgang Waldl (Wien), Paul Gager (Deutschkreutz, Österreich), Harald Süss (Strasshof an der Nordbahn, Österreich), Jason Vollmering (Wanzleben-Börde, Sachsen-Anhalt), Reiner Peuthert (Stendal, Sachsen-Anhalt) und Eduard Alex (Isny im Allgäu).







    E-Mails erhielten wir bis Sonntagnachmittag von Hans-Joachim Pellin, Andreas Pawelczyk, Bernd Seiser, Lutz Winkler, Ralf Urbanczyk, Hans-Georg Hessenbruch und Peter Vaegler (alle aus Deutschland) sowie von Josef Robl (Österreich) und Arman Sabciyan (Türkei).



    Das Internetformular nutzte Paul Gager (Österreich).



    Vielen Dank an alle Hörer, die uns Grü‎ße zum Internationalen Frauentag geschickt haben.

    src=http://devrri.freshlemon.ro/wp-content/uploads/2023/10/foto.jpg
    Blumengru‎ß von Peter Vaegler




    Und jetzt zur angekündigten Audiodatei. Auf Youtube habe ich eine Archivaufnahme des rumänischen Staatsfernsehens gefunden. Aufgezeichnet wurden Bilder vom Blumenfest in der Ortschaft Frauendorf im Landkreis Hermannstadt, wie es früher von den Siebenbürger Sachsen in der Faschingszeit gefeiert wurde. Hier sende ich einen knapp dreiminütigen Zusammenschnitt als Audiodatei. In der Online-Fassung des Funkbriefkastens werden Sie die etwas längere Version samt Bildern sehen können, ich werde das Youtube-Video dort einbetten.



    Am Anfang hören Sie etwas Blasmusik, danach gibt es ein paar Ansprachen im siebenbürgisch-sächsischen Dialekt. Wenn Sie nur sehr wenig davon verstehen, kann ich Sie vertrösten: Mir geht’s genauso — die Mundarten der Siebenbürger Sachsen sind am nächsten mit den mosel-fränkischen und ripuarischen Dialekten und damit auch mit dem Luxemburgischen verwandt. Wer die nicht drauf hat, versteht folglich nicht sehr viel. Ich verstehe zumindest nur, dass die Mägde und Burschen (im Dialekt Mäd und Knjecht) sich durch jeweils einen Sprecher bzw. Sprecherin gegenseitig für die Anwesenheit und die gute Organisation beieinander bedanken. Zum Schluss wird die letzte Strophe des sogenannten Siebenbürgenlieds angestimmt. Diese Landeshymne der Siebenbürger Sachsen wird allerdings auf Hochdeutsch vorgetragen.







    Audiobeitrag hören: