Tag: Sinfonie

  • Bukarester Tanzzentrum: Performance zu Ehren des Avantgardisten Isidore Isou

    Bukarester Tanzzentrum: Performance zu Ehren des Avantgardisten Isidore Isou

    Der 1925 im nordrumänischen Botoşani geborene Isidore Isou lie‎ß sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich nieder. In seinem Heimatland ist er nur den wenigsten bekannt — das war auch der Grund für die Veranstaltung des ihm gewidmeten Abends in Bukarest und die Fortsetzung der Reihe im Rahmen weiterer Projekte. Kurator des Events am Bukarester Landeszentrum des Tanzes (CNDB) war Igor Mocanu.



    Isidore Isou hatte selbstverständlich, wie jeder Vertreter der Avantgarde, und auch weil er ein Künstler mit vielfältigen Interessen war, ein Manifest des Tanzes und mehrere theoretische Texte über den Tanz. Als Gegengewicht zu den Sprüngen im deutschen Expressionismus der ersten Tanzavantgarde der 1920er-30er Jahre schlug er eine Choreographie des Falls, der stürzenden Körpers vor. Vielleicht wird es bei CNDB auch eine Vorstellung aufgrund dieser Ausprägung im Schaffen Isidore Isous geben. Für heute haben wir aber einen französischen Komponisten eingeladen, der in Berlin wohnt und der einen zeitgenössischen Kunst- und Soundraum leitet — La Plaque Tournante –, dabei hat er eine britische Mezzosopranistin als Partnerin. Sie hei‎ßen Frédéric Acquaviva und Loré Lixenberg. Neben ihrem Interesse für die zeitgenössische Kunst, mit Sound oder ohne Sound, sind sie auch sehr gute Deuter des Werks von Isidore Isou. Frédéric ist übrigens im Besitz einer beeindruckenden Sammlung von Büchern und anderen Werken von Isou.“




    Die Veranstaltung rund um Isidore Isou begann mit der Videoprojektion eines zweiminütigen Auszugs aus einem Dokumentarfilm von Orson Welles mit dem Titel Around the World in Saint-Germain des Prés“. Der Film wurde 1955 im Buchladen Fischbacher in Paris gedreht, und in dem am CNDB vorgeführten Auszug sind Isidore Isou, Maurice Lemaître, Jacques Spacagna und Orson Welles zu sehen. Der anschlie‎ßende Auftritt von Loré Lixenberg beinhaltete einige Stücke des Künstlers aus dem Zeitraum 1947-1984, wie die Mezzosopranistin selbst erklärt.



    Wir haben Stücke aus einer sehr langen Zeitspanne ausgewählt, die nach 1945 und bis 1984 entstanden sind. Wir haben eines seiner ersten Arbeiten ausgewählt, »Neige«/»Schnee«, die die geniale Arbeitsweise Isous widerspiegelt: Er nimmt ganz einfach eine Situation, in der er sich befindet, und verwandelt sie eher in etwas anderes, anstatt sie theatralisch zu verarbeiten. Dann führe ich einige Arbeiten aus seinem aphonen System vor, mit anderen Worten stille Gedichte, die Gesten und Bewegung voraussetzen. Aus Sicht eines Performers ist es faszinierend, weil es ein derartig reichhaltiges Material ist, es enthält eine Fülle an unterschiedlichen Lauten. Und au‎ßerdem liebe ich diese Trennung der Laute von ihrer Bedeutung. Es fühlt sich sehr gut in meinem Mund an. Das nennt sich auch »good mouth feel«.“




    Gegen sein Lebensende hat sich Isou der Musik stark genähert. Deshalb enthielt der zweite Teil der Veranstaltung in Bukarest eine Komposition aus dieser Periode. Es handelt sich um die Symphonie Nr. 4: Juvenal, die 2001 entstand und 2003 von Frédéric Acquaviva orchestriert wurde. Der französische Komponist lernte Isou in seinen letzten zehn Lebensjahren persönlich kennen und gemeinsam komponierten sie einige Symphonien, die Acquaviva dann orchestrierte. Am Tanzzentrum in Bukarest schilderte Acquaviva die Begegnung mit dem musikalischen Schaffen Isidore Isous.



    Er hat Rumänien nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen und ist 1945 in Paris angekommen. Seine Idee war es, lettristische Poesie zu schaffen, das war eigentlich ein Gemisch aus Gedicht und Musik. Deshalb hätte einer später den Begriff Poesie nutzen können, aber eigentlich ist die lettristische Poesie eine Art Dichtung, bei der nur die Stimme und alle Bewegungen und Laute zum Einsatz kommen, die mit Hilfe des Körpers erzeugt werden können. Also ist es eine Art »Lied des Körpers« /»body sound« und es ist eine sehr fortschrittliche Gattung, es ist eine völlig abstrakte Poesie. Seine Musik hört sich ein wenig primitiv an, weil sie in Schleifen aufgebaut ist. Sie mutet sehr bizarr an. »Juvenal« ist die vierte Symphonie von den fünf, die wir gemeinsam geschaffen haben. Diese habe ich über die Stimmlage des Chors hinweg orchestriert, also würde ich behaupten, dass man nicht genau wei‎ß, in welcher Zeit man sich befindet, in welchem Land, und das ist sehr interessant und etwas Besonderes.“




    Der Komponist Frédéric Acquaviva hat bereits mehrere Veranstaltungen europaweit organisiert, die Isidore Isou gewidmet sind. Er möchte seine Projekte fortsetzen, sagt er.



    Wir haben bereits einige Ausstellungen organisiert, einige Bücher über ihn geschrieben. Gemeinsam mit dem Rumänischen Institut in Stockholm haben wir einen Band über seine hypergraphischen Romane herausgebracht. Aber, weil wir hier am Landeszentrum für Tanz sind, muss gesagt werden, dass er einige phantastische Choreographien geschaffen hat, die seiner Zeit um mindestens 40 Jahre voraus waren. Denn das, was er in den 1950er Jahren schrieb, findet sich im zeitgenössischen Tanz der 1990er Jahre, etwa in Frankreich, wieder. Jetzt arbeite ich gerade an einigen Projekten über ihn, allen voran an einer Monographie seiner gemalten Bilder und Kunstwerke. Ich hoffe, dass sie noch in diesem Jahr von den Editions du Griffon veröffentlicht wird, die kurioserweise auch die erste Brâncuşi-Monographie in den 1950er Jahren herausbrachte.“

  • Nachrichten 23.09.2016

    Nachrichten 23.09.2016

    Rumänien befürwortet nach wie vor strenge Kontrollen an der EU-Außengrenze zur Bekämpfung der illegalen Migration. Das erklärte der rumänische Ministerpräsident Dacian Cioloş am Ende der UN-Generalversammlung in New York. In einem Interview für die rumänische Presseagentur AGERPRES sagte er, Bukarest habe sich bei der Versammlung keiner neuen Verpflichtungen angenommen außer des bereits auf europäischer Ebene beschlossenen Engagements. Allein durch ein Mitwirken an der Beseitigung der Konflikte im Mittleren Osten und Nordafrika könne Europa die Migrationswelle stoppen, sagte Cioloş weiter. Rumänien sei bereit, mit Hilfe der bestehenden Verbindungen zur Lösungsfindung in diesem Fall beizutragen, so Cioloş im Interview mit AGERPRES abschließend.





    Der umstrittene Senator Gabriel Oprea hat am Freitag seinen Rücktritt aus dem Parlament kommende Woche in Aussicht gestellt. Zuvor hatte Präsident Iohannis erklärt, dass Oprea für eine Entspannung der Lage zurücktreten könnte. Die Antikorruptionsbehörde DNA will gegen den ehemaligen Innenminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten wegen fahrlässiger Tötung ermitteln und hat dazu einen Antrag im Parlament gestellt. Die Senatoren hatten den Antrag am Montag mit 45 Stimmen dafür und 73 Stimmen dagegen abgelehnt. In den vergangenen Tagen hatten in Bukarest und weiteren Großstädten des Landes Protestaktionen gegen die Abstimmung im Senat stattgefunden.





    Im Skandal um die Masern-Epidemie in Rumänien hat sich der Ombudsmann am Freitag von amtswegen eingeschaltet. Das Gesundheitsministerium wird aufgerufen, die Gründe für die Nichteinhaltung der Rechtsakte über die Impfpflicht bei Kindern seit April zu nennen. Ebenfalls am Freitag verlautete es aus dem Gesundheitsministerium, dass die Stellungnahmen zum neuen Impfungsgesetz gerade eingeholt würden. In einer Mitteilung des Ministeriums werden die Kampagnen gegen Kinderimpfungen auf das Schärfste kritisiert. Drei Kinder waren infolge einer Masernerkrankung gestorben. Ärzte behaupten, dass die landesweite Immunisierung die Auslösung der Epidemie verhindert hätte können. Jetzt sei fast die Hälfte des Landes davon betroffen. Hausärzte verweisen auf die Schuld der Eltern, die sich zunehmend weigerten, ihre Kinder zu impfen.





    Sechs Sinfonie-Orchester aus Europa und Asien, zusammen mit erstklassigen Dirigenten und Solisten nehmen bis zum 1. Oktober in Bukarest an der 3. Auflage des Internationalen Radio-Orchester-Festivals RadiRo teil. Am Festival nehmen fünf Orchester aus Europa – das Sinfonie-Radio-Orchester NRK aus Norwegen, Sinfonie-Radio-Orchester MDR aus Leipzig, Sinfonie-Radio-Orchester ORF aus Wien, das BBC Concert Orchestra und das Nationale Radio-Orchester – sowie ein Orchester aus Asien – das Sinfonie-Orchester aus Shenzen, China teil. Das Orchester aus Shenzen eröffnet heute das Festival.

  • Das Musikfestival “George Enescu“ 2015 hat seine Tore geschlossen

    Das Musikfestival “George Enescu“ 2015 hat seine Tore geschlossen

    Das renommierte Königliche Concertgebouw-Orchester aus Amsterdam hat am Sonntag abend die 22. Auflage des internationalen Musikfestivals George Enescu“ mit einem besonderen Konzert abgeschlossen. Das Königliche Concertgebouw-Orchester, eines der besten Orchester der Welt, war dieses Jahr zum dritten mal Gast des Bukarester Musikfestivals. Maestro Andris Nelsons dirigierte am Sonntag die Sinfonie Nr. 2 in D-Dur von Johannes Brahms, die Rumänische Rhapsodie Nr. 2 von George Enescu und die Orchestersuite Daphnis und Chloe Nr. 2 von Maurice Ravel. Gro‎ße Namen der internationalen Musik waren drei Wochenlang Gäste des Musikfestivals in Bukarest. Sieben Orchester von den besten 20 Sinfonieorchester der Welt, etwa 2.500 ausländiche und 500 rumänische Musiker konzertierten dieses Jahr auf den Bühnen des Festivals, bei dem 22 Werke von George Enescu gespielt wurden. Zum Abschlu‎ß der Auflage 2015 sagte der rumänische Kulturminister Ionut Vulpescu :



    “Ich wäre glücklich zu wissen, dass wir alle unsere Schuldigkeit getan und George Enescu, sowie seine Bewunderer geehrt haben. Die Musik und die Kultur haben den Zweck, uns zu vereinen, weil sie uns an den Kern der Humanität führen, sie stellen uns alle ebenbürtig gegenüber dem Schönen, ohne uns einzuebnen. Sie erinnern uns daran, dass wir gemeinsame Werte teilen, und dass nur diese Werte uns helfen können, von einer Welt der Konfrontationen und Interessen zu einer Welt der Harmonie und der Solidarität überzugehen. Voller Emotion möchte ich dem Präsidenten und künstlerischen Leiter des Festivals, Ioan Holender, der heute abend hier mit uns ist, noch einmal öffentlich danken. Während der letzten 7. Auflagen des Musikfestivals unterstützte Ioan Holender mit seiner Erfahrung das Musikfestival “George Enescu”, das unter seiner Leitung an Qualität und Prestige gewonnen hat.”



    Die 2015-Auflage des internationalen Musikfestivals “George Enescu” war die letzte unter der Leitung von Maestro Ioan Holender. Zur Zeit wird noch darüber diskutiert, wer die Leitung des Festivals übernehmen sollte. Ehrenpräsident der 2017-Auflage wird der legendäre Dirigent Zubin Mehta. Das zukünftige Programm steht bereits zu 80% fest — September 2017 wird das Festival mit der Oper “Oedipe” von George Enescu unter der Leitung von Maestro Wladimir Jurowski eröffnet. Der russische Dirigent ist seit 2007 Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra und wurde neulich auch Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. Gäste der 23. Auflage des Musikfestivals “George Enescu” werden 2017 das Orchester der Mailänder Scala, der Pianist Lang Lang, der Dirigent Valeri Gergiev und Maestro Antonio Pappano, welcher die Sinfonie Nr. 3 C-Dur von George Enescu dirigieren wird. Und nach ihrer ersten Präsenz auf der Bühne des Festivals “George Enescu” 2015 haben die Berliner Philharmoniker auch beschlossen, bei der 2019 Auflage wieder in Bukarest zu konzertieren.

  • Rundfunkorchester und -chöre konzertieren beim Festival “George Enescu”

    Rundfunkorchester und -chöre konzertieren beim Festival “George Enescu”

    Am Mittwochabend wurden die Zuschauer im Bukarester Palastsaal mit einem großen musikalischen Ereignis verwöhnt: Das Nationale Rundfunkorchester und das Kammerorchester des Rumänischen Rundfunks, der Akademische Chor und der Kinderchor des Rumänischen Rundfunks, und mehrere Solisten von internationalem Format interpretierten unter der Leitung des deutschen Dirigenten Cornelius Meister die 8. Sinfonie in Es-Dur von Gustav Mahler, ein Werk das wegen seines enormen personellen Aufwands als Sinfonie der Tausend bezeichnet wird. Am 2. September 2015 wurde auf der Bühne des Musikfestivals George Enescu“ eine bemerkenswerte Interpretation der Sinfonie aufgeführt – Beweis dafür war der enthusiastische Beifall der Zuschauer im Bukarester Palastsaal. Nach der Aufführung erklärte der Festivaldirektor, Ioan Holender:



    Eine großartige Besetzung, ein wunderbarer Dirigent, und ich gratuliere ganz besonders den beiden Chören und den zwei vereinten Orchestern. Das ist kein alltägliches Werk – es war ein besonderer Abend für unsere Orchester und ich finde es sehr wichtig, dass der Festival so große Aufführungen bieten kann.“



    Die Solisten dieser monumentalen Interpretation der 8. Sinfonie von Gustav Mahler waren die Sopranistinnen Erika Sunnegardh, Cellia Costea und Aurelia Florian, die Altistinnen Michaela Selinger und Liliana Ciucă, der Tenor Stefan Vinke, der Bariton Şerban Vasile und der Bass Sorin Coliban. Nach dem Konzert sagte Stefan Vinke:



    “Ich bin nachhaltig begeistert von dem Orchester, von den Chören… Vor allem der Kinderchor war exzellent, er hatte Weltformat. Meine Hochachtung auch für die anderen Chöre. Ich habe oft dieses Werk gesungen, und es kommt nicht immer vor, dass man ein so homogenes, reines Ensemble hört. Ich bin wirklich glücklich und gratuliere vom ganzen Herzen dem Orchester und den Chören. Es war ein wunderbares Konzert.“



    Die 22. Auflage des Internationalen Musikfestivals George Enescu, das wichtigste Kulturereignis des Jahres 2015, findet zw. 30. August und 20. September in Bukarest und in anderen rumänischen Großstädten statt. Drei Wochen lang werden die Musikliebhaber von den besten Orchestern und Solisten der Welt verwöhnt. Etwa 2.500 ausländische und 500 rumänische Künstler, die zur Elite der klassichen Musik gehören, nehmen an der diesjährigen Festivalauflage teil. Dazu gehören San Francisco Symphony, Israel Philharmonic, die Wiener Philharmoniker, das Orchester der Münchner Oper, die Staatskapelle Dresden, London Symphony Orchestra, das Symphonieorchester aus Sankt Petersburg, das Philharmonie-Orchester aus Monte Carlo, das Concertgebouw-Orchester Amsterdam. Auf dem Programm stehen mehr als 70 Konzerte in mehreren Sälen und zahlreiche Freilichtveranstaltungen.