Tag: Sozialarbeit

  • Xabier Huarte Ruiz – der Spanier mit der sozialen Ader

    Xabier Huarte Ruiz – der Spanier mit der sozialen Ader

    Ich hei‎ße Xabier Huarte Ruiz und komme aus Spanien. 2015 machte ich meinen Studienabschluss im Bereich Sozialarbeit an der Universität Navarra und seitdem arbeitete ich mit Obdachlosen und sogar in einer Strafanstalt für Jugendliche. Nun bin ich hier, in Rumänien.“




    Was wusste Xabier über Rumänien, bevor er im Sommer 2016 hierher kam?



    In Spanien lebt eine gro‎ße rumänische Gemeinde, und ich habe mehrere Freunde aus Rumänien, die sehr schön über ihre Heimat sprechen. Ich kenne auch viele Leute, die Ferien in Rumänien verbrachten oder hier arbeiteten. Bei ihrer Rückkehr nach Spanien erzählten sie mir viel über dieses Land, und ich wurde einfach neugierig, Rumänien zu entdecken. 2013 bekam ich ein Erasmus+ – Stipendium, ein Jahr lang war ich in Porto, in Portugal, und dann wollte ich auch nach Osteuropa. Ich erkundigte mich darüber an der Universität und erhielt Informationen über den Europäischen Freiwilligendienst (EFD), der zu den Erasmus+ Mobilitätsprojekten gehört. Als Freiwilliger im Europäischen Freiwilligendienst verpflichtet man sich, für eine Organisation im Ausland zu arbeiten. Die Projekte können vielfältige Aktivitäten zum Beispiel in den Bereichen Jugendarbeit, Kultur, Sozialarbeit oder Umweltschutz umfassen. Ale wichtigen Ausgaben im Zusammenhang mit dem Freiwilligenprojekt sind gedeckt. Dazu gehören Unterkunft, Verpflegung und gegebenenfalls Beförderung vor Ort. Das klang sehr gut, und ich entschloss mich, als Freiwilliger nach Rumänien zu kommen.“




    In Rumänien ist Xabier Huarte Ruiz zurzeit freiwilliger Mitarbeiter bei der Bukarester Organisation DGT (Do Great Things), wo er im Bereich des nichtformellen Lernens tätig ist. Wir fragten nach seinen Rumänieneindrücken:



    Rumänien ist ein hochinteressantes Land, es unterscheidet sich sehr viel von Spanien. Schon vom ersten Tag bemerkte ich die besondere Architektur. Die Rumänen sind äu‎ßerst freundlich und gastfreundlich im Vergleich zu Leuten in anderen Ländern, die ich besuchte. Und hier kann man mit wenig Geld durch das ganze Land reisen, an die Schwarzmeerküste, nach Siebenbürgen, in die Moldauregion. In Bukarest gibt es eine ganze Menge Kulturveranstaltungen, man kann viel unternehmen. Es ist eine exzellente Idee, als Student oder junger Hochschulabsolvent nach Rumänien zu kommen.“




    Welche rumänischen Städte hat der Spanier Xabier Huarte Ruiz bis November 2016 besucht?



    Ich habe schon mehrere rumänische Städte besucht: Ich war in Târgovişte, Braşov, Iaşi, an der Schwarzmeerküste, und ich habe vor, auch die Region Siebenbürgen zu besuchen. Die Stadt Braşov ist sehr schön, aber Iaşi ist unglaublich interessant — dort gibt es viele Theater, die Stra‎ßen sind sehr sauber, alles scheint sehr gut organisiert zu sein. Die Stadt Iaşi hat mir am besten gefallen.“




    Xabier Huarte Ruiz liebt die Musik. Sein Gro‎ßvater ist Saxophonist, aber Xavier zieht ein anderes Instrument vor:



    Mit 8 Jahren begann ich, Trompete zu spielen. Jetzt spiele ich in einer Gruppe — wir spielen traditionelle spanische Musik, Latino-Musik, sogar ein bisschen klassische Musik. Unsere Band hei‎ßt Txaranga Ezk — wir spielen bei Stra‎ßenfesten, Hochzeiten, bei Stadtfesten, meistens bei Freilichtveranstaltungen, Tag und Nacht.“




    In der ersten Novemberwoche 2016 spielte Xabier Huarte Ruiz bei einem Wohltätigkeitskonzert auf einer Bühne in der Bukarester Altstadt zusammen mit der Band Bazzar“. Das gesammelte Geld wurde den 40 Kindern vom Sozialzentrum Mia’s Children“ geschenkt. Xabier Huarte Ruiz:



    Bereits als Kind fragte ich mich, warum so viele Menschen auf der Stra‎ße leben müssen, während meine Eltern und ich ein eigenes Haus und ein normales Familienleben hatten. Schon damals wusste ich, dass ich im Bereich Sozialdienst arbeiten wollte, um den Menschen am Rande der Gesellschaft zu helfen.“




    Und so sieht die Band Txaranga Ezk aus und hört sich ihre Musik an:




  • Laurent Jouault – ein Franzose im Land der Kontraste

    Laurent Jouault – ein Franzose im Land der Kontraste

    Er tauschte eine Traumlandschaft in Frankreich gegen eine ebenso schöne Gegend in Rumänien. Früher wohnte er am Mont Saint Michel (in der Normandie), jetzt lebt er in Moeciu de Sus in den Südkarpaten, zwischen dem Königsstein und dem Bucegi-Gebirge. Laurent Jouault zog vor acht Jahren zu seiner heutigen Frau, einer gebürtigen Rumänin.



    So führt dich das Leben… das Schicksal. Es wollte, dass ich eines Tages meinen Arbeitsplatz in Frankreich aufgab und nach Rumänien zog. Ich war zum ersten Mal 1997 hier. Ich bin anschlie‎ßend regelmä‎ßig hin und her gependelt, um mich schlie‎ßlich endgültig hier nieder zu lassen. In meiner Heimat leitete ich ein Jugendheim. Ich war als Sozial- und Kulturarbeiter mit Kindern und Jugendlichen beschäftigt. Ich plante diverse Tätigkeiten, Ausflüge, kurzum: auf sie zugeschnittene Projekte. So kam es auch zu meiner ersten Rumänien-Reise: Es war ein Erfahrungsaustausch zwischen französischen und rumänischen Jugendlichen. Nachdem ich nach Moeciu übergesiedelt war, übte ich dieselbe Tätigkeit wie in Frankreich aus. Dort leitete ich unter anderem einschlie‎ßlich eine Fotowerkstatt, also habe ich genau das weitergemacht, was ich am besten konnte: Ich bin Fotograf.“




    Der Franzose aus Moeciu de Sus hat inmitten der Karpaten-Idylle die ehemalige Schreinerwerkstatt des Gro‎ßvaters seiner Ehefrau umgewandelt. Hier lie‎ß er eine Art Museum oder Galerie einrichten, in der die Geschichte der Fotografie und insbesondere der Filmfotografie entdeckt werden kann. Das Ganze nannte Jouault Die Bilderhütte“. Dafür gibt es einen besonderen Eintrag auf seinem Blog, am 16. Juli 2011: An diesem Tag kamen Freunde und Nachbarn aus Moeciu, der Nachbarstadt Râşnov, aber auch aus der Normandie, um der offiziellen Einweihung der Hütte beizuwohnen. Einen Ausstellungsraum in einem abgelegenen Dorf am Fu‎ße der Karpaten zu eröffnen, mag sich als verrücktes Unterfangen angehört haben, erzählt der Franzose. Und dennoch:



    Es ist ein Raum für das Publikum, es ist eine Ausstellung und ein Museum der alten Fototechnik zugleich. Da ich mit dieser Technik noch arbeite, stelle ich hier meine Arbeiten aus. Zum Glück wohne ich in einem durchaus touristischen Dorf, das hei‎ßt, es kommen regelmä‎ßig Leute an den Wochenenden hierher. Dank der Bilderhütte lerne ich also viele Menschen kennen. Im Dorf selbst ist mein Museum zu einer Art Sehenswürdigkeit geworden, sowohl für Einheimische als auch für Touristen. Und das war auch meine ursprüngliche Absicht: Ich wollte eine Begegnungsstätte schaffen, ein Ort der Entdeckungen, der Offenheit gegenüber der Au‎ßenwelt, an dem ich hin und wieder Arbeiten anderer Künstler ausstellen oder mich mit ihnen über die alte Fototechnik austauschen kann.“




    Wenn man im Ausland lebt, fühlt man sich irgendwie doch fremd im Adoptionsland, egal wie gut die Integration geklappt hat. Laurent Jouault hat allerdings eine in Moeciu geborene Ehefrau, die ihm die Anpassung leicht gemacht hat.



    Die Einweihung der Bilderhütte hat mir ermöglicht, viele der Dorfbewohner kennenzulernen, so konnte ich viele Freundschaften schlie‎ßen. Au‎ßerdem bin ich nicht der einzige Ausländer in Moeciu, hier leben noch ein Spanier und eine Deutsche, also gibt es schon einige Zugezogene hier. Sicher, es ist schwer, weit weg von der Heimat zu leben. Es gibt Momente, in denen man weg möchte, auch wenn es nur für einen Abend, ein Wochenende oder eine ganze Woche sein sollte. Sonst komme ich sehr gut mit der rumänischen Sprache aus, auch wenn ich Fehler mache, bekomme ich Komplimente von den Besuchern, die so tun, als ob sie überrascht wären, dass ich kein Rumäne bin.“




    Moeciu ist für viele Rumänen der klassische Urlaubsort, in dem man Spa‎ß haben und sich erholen kann. Die Umgebung, die frische, ozonreiche Luft, die spannenden Wanderwege in den umliegenden Bergen, die Reiseziele, aber auch die kleinen Siedlungen an den steilen Hängen machen die Gegend zu einem Stückchen rumänischen Paradies. Hier zu wohnen, ist eine Gelegenheit an sich. Jouault hat sich allerdings nicht auf die Region beschränkt, in der er seit acht Jahren wohnt. Er hat auch andere Regionen in Rumänien besucht — die Maramuresch im Norden, die Bukowina im Nordosten oder das Donaudelta im Südosten. Für ihn sei es eine gute Möglichkeit gewesen, sein Fotomaterial aufzustocken und sich auch ein gedankliches Rumänien-Bild zu schaffen.



    Es ist eines voller Kontraste, das zeichnet Rumänien in meinen Augen am besten aus. Es ist der Kontrast zwischen den Verkehrsteilnehmern in Geländewagen mit Allrandantrieb und denen auf den Pferdewagen… Der Kontrast zwischen den Menschen, die Handys der neuesten Generation haben, und denjenigen, denen es ziemlich schlecht geht… Es herrscht eine Art Dynamik, aber auch eine Ungewissheit über den morgigen Tag.“




    Für Laurent Jouault ist die Fotografie ein Synonym für Begegnung. Ergänzend könnte man sagen, dass es die Begegnung zwischen einem Franzosen und seinem Adoptionsland Rumänien ist. Ein Land, das er nicht mittels der von Medien verbreiteten Klischees, sondern durch die Linse seines Fotoapparates stets neu entdeckt.