Tag: Sozialleistungen

  • Nachrichten 19.12.2018

    Nachrichten 19.12.2018

    Bukarest: Das Verfassungsgericht in Rumänien hat am Mittwoch bestimmt, dass es ein juristischer Konflikt zwischen der Regierung und dem Staatschef Klaus Iohannis gebe, nachdem er die Entscheidung über die Nominierung von zwei Ministern während der Umbildung des Kabinetts verschoben hatte. Die rumänische Premierministerin Viorica Dăncilă hatte am 7. Dezember bekanntgegeben, dass die Regierung dem Verfassungsgericht berichte, dass der rumänische Staatspräsident keine Entscheidung hinsichtlich des neuen Verkehrsministers Mircea Drăghici und der Ministerin für regionale Entwicklung Lia Olguţa Vasilescu getroffen habe. Laut der Premierministerin habe die Analyse der Nominierungen durch Klaus Iohannis keine Rechtsgrundlage. Der Staatschef erklärte, er werde auf die Antwort des Verfassungsgerichts warten, und erst nachher das Ergebnis seiner Analyse bekannt geben.



    Bukarest: Die Bukarester Börse ist am Mittwoch, nach den vom Finanzminister Teodorovici am Dienstag vorgestellten Haushaltsmaßnahmen für 2019, im freien Fall eröffnet worden. Die Ankündigung ließ den Markt auf minus 7% sinken. Teodorovici kündigte so genannte Steuern auf Gier an, die von Banken abhängig sind, sowie ein Maßnahmenpaket, das die Unternehmen im Energiebereich betrifft. Das jeweilige Paket sieht einen Beitrag von 3% des Umsatzes, die Einschränkung der Erdgaspreise und die Kontrolle der Strompreise vor.



    Bukarest: Beim Treffen des Obersten Verteidigungsrates wurde am Mittwoch den Plan für die Ausrüstung der Armee für den Zeitraum 2019-2028 gebilligt. Es handelt sich um die Ausrüstung der Streitkräfte mit performanter Militärtechnik, die den NATO-Standards entspricht. Zudem einigten sich die Mitglieder darauf, im kommenden Jahr 1902 Soldaten in internationale Missionen zu entsenden. Deren Zahl stieg somit um 127 gegenüber 2018. Auf der Tagesordnung standen außerdem wichtige Fragen im Zusammenhang mit der Verteidigung und der nationalen Sicherheit des Landes und dem Nationalplan für die Prioritäten des kommenden Jahres.



    Bukarest: Das Rentengesetz ist in der Abgeordnetenkammer verabschiedet worden, nachdem die Demokratische Union der Ungarn in Rumänien am Dienstag eine Änderung eingebracht hatte, laut der Schwerbehinderte früher in Rente gehen können, wenn sie ein Drittel der entsprechenden Beitragssätze bezahlt haben. Diese Änderung wurde ursprünglich vom Arbeitsausschuss abgelehnt. Für den Gesetzentwurf haben 193 Abgeordnete gestimmt, es gab eine Stimme dagegen und 14 Abgeordnete haben sich der Stimme enthalten. Die Gesetzesvorlage sieht zudem vor, dass man sich für Sozialleistungen qualifizieren kann, nur wenn man mindestens 15 Jahre lang seine Beitragssätze zum Rentensystem geleistet hat. Laut dem sozialdemokratischen Abgeordneten Olguta Vasilescu beseitigt das Gesetz die Ungleichheiten bei der Rente für Personen mit ähnlicher Berufserfahrung, indem es einem Ehepartner die vorteilhafteste Hinterbliebenenrente gewährt und Müttern von drei Kindern frühzeitig in den Ruhestand geht Mehr. Die ehemalige Arbeitsministerin Vasilescu sagte zudem, dass der Rentenpunkt bis 2020 auf 1.775 Lei (rund 400 Euro) steigen soll.



    Bukarest: Die Organisation Reporter ohne Grenzen wirft Rumänien eine übermäßige Politisierung der Presse und korrupte Finanzierungsmechanismen, die Einmischung der Arbeitgeberverbände in die Redaktionspolitik sowie das Eindringen von Geheimagenten in Zeitungsredaktionen vor. Der Jahresbericht 2018 der Organisation weist ferner darauf hin, dass die Verwendung der Presse als politisches Propagandainstrument in den letzten Jahren sichtbarer denn je gewesen sei. Im Fall Rumäniens sei die aktuelle Situation der Medien zum Teil auf die Aktivität kleiner rechtsextremer Gruppen in direkter Verbindung zur orthodoxen Kirche zurückzuführen – die selbst teilweise staatlich finanziert wird -, die sich offen gegen die Informationsfreiheit wenden. Die Organisation fügt hinzu, dass das vom PSD-Chef Liviu Dragnea vorgelegte Gesetzesentwurf, der Strafen für die Verunglimpfung Rumäniens im Ausland vorsieht, die Angst vor politischer Zensur in den Medien weckt. Im Index der Pressefreiheit steht Rumänien 2018 auf dem Platz 44. Die ersten Plätze werden von Norwegen, Schweden und den Niederlanden belegt, die letzten von Turkmenistan und Nordkorea.

  • Nach Brexit: Welche Rechte haben in Großbritannien lebende Rumänen?

    Nach Brexit: Welche Rechte haben in Großbritannien lebende Rumänen?

    Gut 250.000 Rumänen halten sich laut offiziellen Schätzungen im Vereinigten Königreich auf. Die meisten von ihnen studieren oder arbeiten dort. Was wird aber mit der rumänischen Gemeinschaft, die in allen Lebensbereichen in Gro‎ßbritannien präsent ist, nach dem Brexit passieren? Zurzeit gebe es keinen Grund zu Befürchtungen, sagte der ehemalige Leiter des rumänischen Dienstes der BBC, Cristian Mititelu, im Interview mit dem rumänischen Rundfunk:



    Gro‎ßbritannien ist noch Mitglied der EU, und das wird in den nächsten mindestens zwei Jahren auch so bleiben, wenn nicht länger. Man wird wahrscheinlich ein Übergangsabkommen bis zum effektiven Austritt aus der Europäischen Union aushandeln. Alles weist darauf hin, dass die Rechte der Rumänen auch nach diesem bedauernswerten Bruch weiter respektiert werden. Wahrscheinlich wird es Bereiche geben, in denen die Ansprüche höher sein und in denen mögliche Arbeitnehmer ohne Arbeitsvertrag anfälliger sein werden. Davon würde ich abraten, denn wenn sie kein ordnungsgemä‎ßes Arbeitsverhältnis eingehen und beim britischen Finanzamt nicht registriert sind, haben sie auch keinen Anspruch auf kostenlose medizinische Versorgung oder Sozialhilfeleistungen. Überhaupt hat selbst der britische Verhandlungsführer erklärt, dass er kurzfristig mit einer Zunahme der Einwanderungszahlen rechnet, erst langfristig werde man die Migration einigerma‎ßen unter Kontrolle haben.“




    Radu Cinpoeş ist Dozent an der Kingston-Universität in London, an der Fakultät für Kunst und Sozialwissenschaften, den Lehrstühlen für Politik, Menschenrechte und internationale Beziehungen. Dem Brexit sehe er aus der Perspektive der Rumänen in Gro‎ßbritannien eher mit Pessimismus entgegen. Zu den möglichen negativen Folgen könnten das eingeschränkte Arbeitsrecht oder der erschwerte Zugang zu Sozialleistungen zählen, sagt Professor Radu Cinpoeş:



    In irgendeiner Weise wird jeder betroffen sein, alle EU-Bürger werden betroffen sein. Es ist klar, dass bei den Verhandlungen der Status der EU-Bürger geregelt werden soll. Und trotz der Tatsache, dass die britische Regierung keine Garantien hinsichtlich der Bürgerrechte in Aussicht stellen wollte, wird man am Ende ein System aushandeln, das den bereits hier lebenden und arbeitenden Bürgern etwa ermöglichen wird, das auch weiterhin zu tun. Aber das wird einige Kosten verursachen. Materielle Kosten gibt es bereits, aber es werden auch andere Kosten entstehen. Wahrscheinlich werden die in Gro‎ßbritannien lebenden EU-Bürger im Zuge dieses Regulierungsprozesses irgendwann die britische Staatsbürgerschaft beantragen müssen. Derzeit kostet die Einbürgerung etwa 1200 Pfund und, um ehrlich zu sein, kann sich nicht jeder diese Summe leisten. Darüber hinaus werden bis zur Einbürgerung bestimmte Rechte entfallen, etwa Arbeitslosengeld und ähnliche Dinge. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass Gro‎ßbritannien es sich nicht leisten kann, auf einmal auf diese Menschen zu verzichten. Es gibt Sektoren der britischen Wirtschaft, die von Arbeitern aus dem EU-Raum getragen werden. Dar Bausektor ist zum Beispiel eine Branche, die sich auf die Arbeiter aus der Europäischen Union stützt, dann das Gesundheitswesen, die Arzthelfer und so weiter.“




    Derzeit leben und arbeiten in Gro‎ßbritannien etwa 3,3 Millionen europäische Bürger, ruft die Senatorin Gabriela Creţu in Erinnerung, die Vorsitzende des Ausschusses für europäische Angelegenheiten. Einige von ihnen hätten bereits eine doppelte Staatsbürgerschaft, sie wären davon nicht betroffen, im Gegensatz zu den anderen, betont Crețu.



    Das Arbeitsrecht sieht nicht dieselben Rechte für Ausländer wie für britische Staatsbürger vor. Weil ein britische Arbeitnehmer eine ganze Reihe von Ansprüchen hat, Rechte hinsichtlich der Erziehung der Kinder, der eigenen, lebenslangen Fortbildung, in Sachen Rente oder Arbeitslosengeld. Die ersten, die nach dem Austritt betroffen sein werden, sind diejenigen, die keine Arbeitsverträge haben. Also die, die dort selbstständig sind, denn auch sie verlieren das binnenmarkt-fundierte Recht auf Leistungserbringung in einem anderen Mitgliedsstaat. Es sind die Selbstständigen, die als erste ihre Rechte verlieren, sie werden nämlich keinen Anspruch mehr auf Arbeitslosengeld, Kindergeld, Sozialhilfe und Unterstützung vom Arbeitsamt mehr haben.“




    In der anfälligsten Kategorie befinden sich auch recht viele rumänische Staatsbürger. Insgesamt seien mehr Polen als Rumänen gefährdet, allerdings ist die offizielle Zahl anhand einer ausgehandelten Schätzung auf 237.000 Personen festgelegt worden. In Wirklichkeit seien es wahrscheinlich mehr Rumänen, sagt die Senatorin Gabriela Crețu.

  • Bukarest: EU-Ratspräsident Tusk warnt vor Auseinanderbrechen der EU

    Bukarest: EU-Ratspräsident Tusk warnt vor Auseinanderbrechen der EU

    Die Verhandlungen über den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union hätten einen kritischen Punkt erreicht, hat am Montag in Bukarest der EU-Ratspräsident Donald Tusk erklärt. Tusk warnte in Bukarest vor einem Auseinanderbrechen der Europäischen Union, das Risiko sei real, sagte Tusk, der derzeit eine europäische Reise unternimmt, um seinen Kompromißvorschlag für den EU-Austritt Großbritanniens vorzulegen, der als Grundlage für eine Einigung auf dem bevorstehenden Gipfel des Europäischen Rates am 18. und 19. Februar dienen soll. Bei Gesprächen mit dem rumänischen Staatschef Klaus Iohannis erläuterte Tusk seinen Vorschlag, London mit einer Schutzklausel im Bereich der Personenfreizügigkeit entgegenzukommen. Donald Tusk: In Rumänien, so wie in anderen EU-Staaten bilden die Sozialleistungen ein wichtiges Thema. Ich kann Ihnen versichern, dass mein Vorschlag gerecht und ausgewogen ist.



    Die Schutzklausel über den Zugang zu Sozialleistungen, die wir Großbritannien anbieten wollen, betrifft nicht die EU-Bürger, die derzeit in Großbritannien arbeiten. Für Rumänien sei der Verbleib Großbritanniens in der EU durchaus wichtig, bekräftigte der rumänische Präsident Iohannis, der anschließend dem EU-Reformpaket zustimmte, das Tusk nach Verhandlungen mit dem britischen Premier David Cameron vorlegte. Iohannis forderte jedoch, dass das Recht der europäischen Bürger auf Personenfreizügigkeit und Nichtdiskriminierung eingehalten wird. Klaus Iohannis: “Für Rumänien ist es äußerst wichtig, dass dieser Schutzmechanismus keine Diskriminierung erlaubt, dass er als Sondermaßnahme gilt und dass er zeitbegrenzt bleibt. Dessen Umsetzung soll auf einer vernünftigen Basis fußen.



    Dieselbe Meinung vertrat in Brüssel auch der rumänische Premier Dacian Cioloş. Bukarest möchte, dass die Europäische Union die besten Lösungen findet, um einen EU-Austritt Großbritanniens zu verhindern, möchte dennoch, dass auf dem bevorstehenden Gipfel des EU-Rates klare Aussagen in Bezug auf die Situation der rumänischen Arbeitnehmer in Großbritannien gemacht werden. Cioloş diskutierte mit dem EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker über den angestrebten Beitritt Rumäniens zum Schengen-Raum und den EU-Kooperations-uns Überprüfungsmechanismus. Aus Sicht Bukarests habe der besagte Mechanismus, wodurch Rumänien beim EU-Beitritt unter EU-Aufsicht blieb, sein Ziel erfüllt und könne von nun an in die Systemen integriert werden, die die Regierung, das Justizsystem und das Parlament überwachen können.



    Der rumänische Premier fügte hinzu, er möchte nicht, dass Bukarest auf das letzte Jahr des Mandats der aktuellen Europäischen Kommission warten müsse, um eine Lösung für den Schengen-Beitritt Rumäniens im Kontext der Monitorisierung seiner Justizreformen durch die Europäische Union zu finden. Jean-Claude Juncker sagte, er sei fest überzeugt, dass der Kooperations-und Überprüfungsmechanismus innerhalb seines Mandates aufgehoben wird, sollte Rumänien den Forderungen der Europäischen Union auch in der nächsten Zeit nachkommen.

  • Volle Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen und Bulgaren sorgt für Debatten in Großbritannien

    Volle Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen und Bulgaren sorgt für Debatten in Großbritannien

    Fast die Hälfte der Briten äu‎ßern sich gegen den freien Arbeitsmarktzugang, den Rumänen und Bulgaren ab 2014 in der Europäischen Union genie‎ßen werden, ergibt eine Umfrage des TV-Senders Channel 5, die ebenfalls in der Zeitung The Daily Telegraph” veröffentlicht wurde. Zum grö‎ßten Teil glauben die Befragten, die Einwanderung habe sich bislang negativ auf die britische Gesellschaft ausgewirkt. Nur ein Viertel der Befragten sind hingegen der Meinung, dass Rumänen und Bulgaren dieselben Rechte auf dem britischen Markt wie andere EU-Bürger genie‎ßen sollen.



    Mehr als 150.000 Unterzeichner einer Petition fordern darüber hinaus den britischen Ministerpräsidenten David Cameron auf, den Arbeitsmarktzugang für Rumänen und Bulgaren auch nach dem 1. Januar 2014 zu beschränken. Eine derartige Stellungnahme stellt dennoch keine Neuigkeit in Gro‎ßbritannien dar. Die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit sorgte bislang nicht nur für Einwanderungsdebatten, sondern auch für Medienkampagnen gegen Immigration. Abgeordnete der Konservativen Partei haben neulich einen neuen Gesetzentwurf eingebracht, laut dem der Wegfall letzter Schranken der Arbeitnehmerfreizügigkeit für Rumänen und Bulgaren auf dem britischen Arbeitsmarkt um weitere fünf Jahre verschoben werden soll.



    Der Sprecher des EU- Kommissars für Beschäftigung, Soziales und Integration, Jonathan Todd, betonte aber, das sei ausgeschlossen. Beide Länder genie‎ßen seit 2007 EU-Vollmitgliedschaft. Doch war der Arbeitsmarktzugang für Rumänen und Bulgaren laut EU-Beitrittsvertrag für 7 Jahre beschränkt. Der EU-Beitrittsvertrag beider Staaten war von den Parlamenten aller Mitgliedstaaten ratifiziert worden und kann nicht mehr geändert werden. Ab 1. Januar 2014 werden demnach Rumänen und Bulgaren vollen Zugang zu legaler Arbeit, genau wie alle Mitgliestaaten, auf dem EU-Markt genie‎ßen.



    Die Europäische Kommission stimmt angesichts der Arbeitnehmerfreizügigkeit keinem Kompromiss zu. Der Wegfall der restlichen Arbeitsmarktbeschränkungen für Rumänen und Bulgaren wird zudem weder die Lage der britischen Wirtschaft noch des britischen öffentlichen Haushalts wesentlich ändern. Es wird erwartet, dass ein Einwanderungszustrom aus Osteuropa in Gro‎ßbritannien keine negativen Folgen habe, die meisten europäischen Arbeitnehmer sind hingegen Steuerzahler, die zum Haushalt der Sozialversicherungen deutlich beitragen und dennoch keine wesentlichen Sozialleistungen genie‎ßen.



    Es gebe keine konkreten Anhaltspunkte, die die Befürchtungen der Briten um eine Massenwanderung aus Rumänien ab 2014 rechtfertigen könnten, sagt Rumäniens Au‎ßenminister Titus Corlăţean. Der britische Premierminister David Cameron müsse jede fremdenfeindliche, nationalistische und zuweilen sogar rassistische Haltung britischer Spitzenpolitiker missbilligen, fügte Corlăţean hinzu. Darüber hinaus berichtete neulich “The Economist” über einen Einwanderungszustrom aus Spanien und Italien, mit dem sich Gro‎ßbritannien im Kontext der internationalen Wirtschaftskrise konfrontiere. Die britischen Konservativen richten dennoch ihre Kritik gegen Rumänen und Bulgaren.

  • Der Schengen-Raum – ein ungewisses Ziel für Rumänien

    Der Schengen-Raum – ein ungewisses Ziel für Rumänien

    Nach dem EU-Beitritt 2007 bleibt die Aufnahme in den Schengener Raum das Hauptziel der rumänischen Au‎ßenpolitik. Der ursprünglich für 2011 vorgesehene Beitritt zum grenzkontrollfreien Raum scheint heute allerdings in weiter Ferne.



    Der Rat für Justiz und Inneres der Europäischen Union vertagte bereits mehrmals, unter verschiedenen Vorwänden, die Debatte über die Beitrittsperspektiven Rumäniens und Bulgariens. Unter diesen Voraussetzungen scheint die Aufnahme in den europäischen grenzkontrollfreien Raum ein schwer erreichbares Ziel. Wir fragten den Experten für Au‎ßenpolitik Bogdan Chirieac nach den Gründen



    Es gibt keine logische Erklärung. Irgendetwas ist passiert, aber nicht in Rumänien, sondern in Europa. Und zwar hat Europa, dieses gro‎ße, westliche, demokratische und reiche Europa, seine Verpflichtung gegenüber Rumänien nicht erfüllt. In dem Schengener Abkommen werden der Kooperations- und Überprüfungsmechanismus, die Justiz, die Roma-Minderheit oder andere solche Sachen überhaupt nicht erwähnt. Nein, alles drehte sich um eine technische Angelegenheit betreffend die Absicherung der Grenzen. Rumänien hat für die Absicherung ein bekanntes deutsch-französisches Unternehmen beauftragt, dafür wurde 1 Milliarde Euro ausgegeben.“



    Ironischerweise haben heute Deutschland und Frankreich neben den Niederlanden die grö‎ßten Vorbehalte gegenüber dem Schengen-Beitritt Rumäniens und Bulgariens. Deutschlands Innenminister Hans-Peter Friedrich kritisierte unlängst die unbefriedigende Integration der bulgarischen und rumänischen Roma. Seiner Ansicht nach würde dies einen gro‎ßen Migrationsdruck auf andere Länder ausüben, vor allem Deutschland. Vor Friedrichs Stellungnahme hatte ein deutsches Gericht entschieden, dass eine rumänische Einwandererfamilie in Deutschland Anspruch auf Sozialhilfe hat. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, wäre es ein Grund für die Zunahme der Einwanderung nach Deutschland, glaubt der Innenminister. Deshalb müssten sich die Behörden in Brüssel vergewissern, dass Rumänien und Bulgarien die ihnen für soziale Integrationsprojekte zugewiesenen Fördermittel auch verwenden.



    Das Innenministerium in Bukarest hat im Gegenzug zum wiederholten Male darauf hingewiesen, dass Rumänien alle technischen und rechtlichen Kriterien für den Schengen-Beitritt erfüllt. Eine Entscheidung der Mitgliedsstaaten in dieser Hinsicht dürfe nicht an das Roma-Problem gekoppelt werden.



    In der Tat beschäftigt die Situation der grö‎ßten Minderheit Rumäniens auch die Regierung in Paris. Frankreich bezog sich ebenfalls auf die vermeintlich unzureichenden Ma‎ßnahmen für die Integration der Roma. Davor hatte das Land die Fähigkeit Rumäniens und Bulgariens bemängelt, die EU-Au‎ßengrenze abzusichern. Für den Experten Bogdan Chrieac ist es unverständlich.



    Die in Frankreich lebende Roma-Minderheit hat überhaupt nichts mit Schengen zu tun. Die Roma reisen sowieso dorthin, sie sind EU-Bürger und können nicht an der Grenze aufgehalten werden, wenn sie Reisedokumente bei sich haben. Und da reicht der Personalausweis. Also ist es ein Schwachsinn. Die Krise hat Europa in eine Art politischen Wahns getrieben, ich wage zu behaupten, dass er vergleichbar mit der Situation nach der gro‎ßen Depression von 1929-1930 ist.“



    Man dürfe unterschiedliche Bereiche nicht miteinander verwechseln, glaubt auch der französische Botschafter in Bukarest, Philippe Gustin:



    Die Schengen-Akte ist eine technische Angelegenheit, die zu einer politischen geworden ist. Sie hängt mit der Innenpolitik Rumäniens und der Innenpolitik aller EU-Mitgliedsstaaten zusammen. Wir dürfen unterschiedliche Bereiche nicht miteinander verwechseln. Leider ist die Verwechslung im Laufe der letzten Jahre ständig gepflegt worden, einschlie‎ßlich von den Medien.“



    Auch wenn bereits alle Schengen-Staaten anerkannt haben, dass Bukarest und Sofia die technischen Kriterien erfüllen, müssen die beiden Regierungen auf den Fortschrittsbericht des Kooperations- und Überprüfungsmechanismus warten. Jene Länder, die noch Vorbehalte ausgedrückt hatten, forderten eine Kopplung der Beitrittsentscheidung an die Schlussfolgerungen des Berichts. Der Bericht enthält die Entwicklung im Justizbereich, allerdings soll er erst Anfang des kommenden Jahres vorgestellt werden, wie EU-Kommissionssprecher Mark Grey ankündigte. In der Zwischenzeit wollen Rumänien und Bulgarien weitere Schritte in Europa unternehmen, um sich einer günstigen Entscheidung in der Schengen-Frage zu vergewissern, im vollen Einklang mit den europäischen Grundsätzen und Reglements.



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