Tag: Spender

  • Rumänien wird ein neues Transplantationsgesetz haben

    Rumänien wird ein neues Transplantationsgesetz haben

    Tausende schwerkranke Rumänen warten auf eine zweite Lebenschance durch eine Transplantation. Die Listen mit Patienten sind lang, aber die Zahl der Organspender wird mit jedem Jahr kleiner. Laut Angaben der Nationalen Agentur für Transplantation gab es im Jahr 2018 nur 55 hirntote Organspender von einer Gesamtzahl von 160 potentiellen Spendern. Leider waren viele Familien der potentiellen Organspender mit der Organentnahme nicht einverstanden, und bei anderen Organspendern gab es Krankheiten, die die Organentnahme unmöglich machten.



    2018 wurden in Rumänien 102 Nieren-, 46 Leber-, 3 Lungen- und 5 Herztransplantationen durchgeführt. Die rumänischen Behörden versuchen, das Problem zu lösen: Sie haben ein neues Transplantationsgesetz erarbeitet, das ab nächsten Monat zur öffentlichen Debatte stehen sollte. Die Gesundheitsministerin, Sorina Pintea, erörterte die wichtigsten Koordinaten des Projekts:



    Das neue Transplantationsgesetz wird die Transparenz sichern, die in unserem Gesundheitssystem extrem wichtig ist. Ferner gibt es neue Bestimmungen in Bezug auf die Einverständniserklärung der Bürger, die sich als Organspender anmelden wollen. Das neue Gesetz sichert also mehr Transparenz und sorgt auch dafür, dass die Organspende und die Organentnahme, ohne die keine Transplantation möglich wäre, schneller durchgeführt werden.“



    Durch das Nationale Transplantationsprogramm wurden in Rumänien 41 Krankenhäuser für Organentnahme akkreditiert, aber nur 11 Krankenhäuser haben solche Operationen durchgeführt. Gesundheitsministerin Sorina Pintea ist der Meinung, dass das Transplantationsprogramm nicht effizient umgesetzt wird:



    Normalerweise müssen alle am Transplantationsverfahren Beteiligten wie ein Team arbeiten, und damit meine ich die Landkreiskoordinatoren, die Regionalkoordinatoren, und selbstverständlich die Nationale Agentur für Transplantation. Ohne Organe können keine Transplantationen gemacht werden, und wenn man mit internationalen Organisationen Kontakt aufnimmt, wird das als Erstes ins Gespräch kommen. In Rumänien haben wir das Nationale Transplantationsprogramm, das, meiner Ansicht nach, sehr gro‎ßzügig gestaltet ist, aber manchmal ineffizient umgesetzt wird. Ich kann mir zum Beispiel nicht erklären, wie es dazu kommt, dass binnen eines Monats in einem Landkreis 48 Patienten für hirntot erklärt wurden, aber keine Organentnahme stattgefunden hat. Das kann nur eins bedeuten: Mangel an Interesse.“



    Das neue Gesetz sieht auch vor, dass die rumänischen Bürger sich als Organspender anmelden können und in ein Organspender-Register eingetragen werden. Rumänien ist leider eines der Schlusslichter in Europa in puncto Organspende und auch eines der wenigen europäischen Länder, die noch kein Gesetz in diesem Bereich haben.


  • Suppenküchen in Rumänien: Spender und Freiwillige mittels App vernetzt

    Suppenküchen in Rumänien: Spender und Freiwillige mittels App vernetzt

    Für Menschen, die auf der Stra‎ße leben, für alleinstehende und kranke Menschen, für Kinder aus armen Familien kann eine tägliche oder zumindest wöchentliche warme Mahlzeit einfach einen Traum darstellen. Um sie diesem Traum, der für den Rest der Bevölkerung nichts Au‎ßergewöhnliches ist, näher zu bringen, hat ein Freiwilligenverband in Klausenburg im Jahr 2013 das Projekt Eine warme Mahlzeit“ ins Leben gerufen. Heute, fünf Jahre später, wurde diese Idee sozusagen in andere Städte importiert“. Die Zahl der Portionen, die den Hilfsbedürftigen gespendet werden, ist somit auf 900 in der Woche gestiegen. Raimonda Boian ist einer der Urhaberinnen dieses Projekts.



    Das Projekt ist sehr schön gewachsen. Die Zielgruppe oder die Nutznie‎ßer kommen aus allen Sozialschichten, die Mahlzeiten benötigen und sich diese nicht leisten können. In der Kantine, die ich koordiniere, wenden wir uns an jene, die auf den Klausenburger Museumsplatz kommen und nach einer Mahlzeit betteln. Es sind Stra‎ßenmenschen, aber auch Personen, die eine Wohnung haben, doch kein Essen. Wir sind aber keine Sozialarbeiter, wir führen keine Sozialermittlungen durch, wir überprüfen die Leute nicht, die hierher kommen, um Essen zu verlangen, denn es ist wichtig, dass sie dieses Essen bekommen.“




    Obwohl Eine warme Mahlzeit“ ein von den Verwaltungsbehörden unabhängiges Projekt ist, hätte dieses nicht ohne die Unterstützung der Lokalbürgermeisterämter oder der Sozialhilfeanstalten in Klausenburg, Constanţa, Adjud, Bistrita (Bistritz), Satu Mare (Sathmar) und Bukarest umgesetzt werden können. Die Lebensmittel kommen zu 100% aus Spenden. In Klausenburg gibt es weiterhin die meisten Orte, wo eine warme Mahlzeit serviert wird, ausschlie‎ßlich mithilfe der Freiwilligen. Überraschend oder nicht, gibt es sehr viele Bedürftige und diese kommen aus allen Sozialschichten und Alterskategorien. Raimonda Boian:



    In der Klausenburger Kantine, die ich koordiniere, habe ich Freiwilligenteams, die sich bis Januar 2019 eingeschrieben haben. Mit tut es bereits leid, dass ich womöglich Frustrationen unter hilfsbereiten Freiwilligen hervorrufen werde, da wir erst ab Januar nächsten Jahres weitere Bewerbungen entgegennehmen können. Sie sind auch von der Zubereitung des Essens angezogen. Auch wenn man sich nicht auskennt, möchte man dazugehören. Das ist auch eine Attraktion. Die Tätigkeit ist angenehm und die Freiwilligen sind nicht sehr beansprucht. Einige von ihnen haben maximal ein Sandwich zubereitet.“




    In Bukarest wurde das Projekt Eine warme Mahlzeit“ unlängst von einer der Freiwilligen, Monica Abagiu, umgesetzt.



    Ich habe dieses Projekt letztes Jahr im Oktober übernommen. Ich hatte mich als Freiwillige im Mai 2017 beworben und dann habe ich gemeinsam mit Raluca Apostol die Koordination in Bukarest übernommen. Wir wollten früher in ein solches Projekt einsteigen. Wir haben uns für »Eine warme Mahlzeit« entschieden, weil Kochen ein Hobby von uns ist, und wir wurden auch von dem Gedanken angezogen, jemandem zu helfen. Wir hatten sowieso gemeinsam auch an anderen Freiwilligenprojekten teilgenommen.“




    Das Volontariat ist eine Tätigkeit, die Monica Abagiu gleichzeitig mit ihren anderen Aktivitäten betreibt. Ihr fällt es nicht schwer, das Familienleben und die beiden Freiwilligentätigkeiten in Bukarest für das Projekt Eine warme Mahlzeit“ unter einen Hut zu bringen. Ein Ort, an dem sie tätig ist, ist die Kantine Ominis im 4. Bezirk, in einer benachteiligten Gegend der Hauptstadt. Der andere Ort befindet sich im Viertel Ferentari, einer weiteren Problemzone. Monica Abagiu:



    Dort haben wir eine mobile Kantine. Genauer gesagt einen Krankenwagen, der mit einer Küche ausgestattet ist und auf dem Hof einer Schule im Viertel Ferentari geparkt ist. Die Menschen, die in der Ominis-Kantine versorgt werden, sind überwiegend Erwachsene: zwischen 70 und 100 Menschen. Sie kommen auch unter der Woche in die Kantine, aber wir kochen nur am Wochenende. Was die Schule angeht, handelt es sich um die Kinder, die dort lernen. Dort bereiten wir das Essen auch samstags und sonntags zu.“




    Die warmen Mahlzeiten, die nur zweimal die Woche angeboten werden, sind bei den Hilfsbedürftigen sehr willkommen. Somit überlegt sich Monica Abagiu, das Projekt auch auf andere Orte in Bukarest zu erweitern. Dabei zählt man auch auf moderne Technologie. Zur Erweiterung des Projekts Eine warme Mahlzeit“ könnten die Freiwilligen von der App ShareFood Unterstützung bekommen. George Jiglău ist einer der Urheber in Klausenburg. Er hat die Entstehung der App unterstützt. Deren Ziel ist unter anderem auch die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung. George Jiglău:



    Es handelt sich um eine Anwendung, wodurch wir versuchen, die Kommunikation zwischen den Lebensmittelherstellern und -Verkäufern und den Gemeinden, die Lebensmittel benötigen, zu vermitteln. In den fünf Jahren, seitdem das Projekt »Eine warme Mahlzeit« in Klausenburg läuft, ist es uns gelungen, mit den Leuten in Verbindung zu treten, die Lebensmittel spenden. Sie haben viele Nahrungsmittel, die sie nicht mehr verkaufen können und sowieso wegschmei‎ßen würden. Obwohl sich keiner wünscht, Essen wegzuschmei‎ßen. Die Anwendung kommt beiden Seiten entgegen. Sie ist ein Mittel zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung, das die Zusammenarbeit zwischen Spendern und Spendenempfängern vermittelt.“




    Die App ShareFood ist nur juristischen Personen gewidmet: einerseits mögliche Spender — Firmen — andererseits Verbände, NGOs oder Pfarreien, die das Essen an die Hilfsbedürftigen übermitteln können. Die Anwendung wurde von zwei Informatikern geschaffen, die mehr tun wollten, nachdem sie in das Projekt Eine warme Mahlzeit“ eingestiegen waren. Zwei Monate nach der Lancierung ist die App in allen Städten des Landes funktionsfähig.

  • Brandkatastrophe im Bukarester Klub: Rumänien steht unter Schock

    Brandkatastrophe im Bukarester Klub: Rumänien steht unter Schock

    Rumänien ist im Schockzustand nach der Tragödie von Freitagnacht in Rockklub Colectiv, in Bukarest. Hunderte Jugendliche die an einem Konzert der Gruppe Goodbye to Gravity teilgenommen haben, sind Opfer eines Brandes geworden. Die Ursache waren Feuerwerke, die in der Show zu Einsatz gekommen sind. Jegliche Worte sind überflüssig, haben sich viele gestern gesagt und haben am Sonntag an einem Schweigemarsch teilgenommen. Ca 12.000 Menschen haben auf diese Weise der bis dahin 30 Toten und den zahlreichen Verletzten, viele davon schwer, gedacht. Der Aufruf zum Marsch ging über Facebook. Die ersten, ca. 1.000 Menschen, hatten sich auf dem symbolträchtigen Universitätsplatz in Bukarest versammelt, ihnen schlossen sich auf dem Weg zum Ort des tragischen Geschehens immer mehr an. Menschen aller Altersgruppen gingen schweigsam Schulter an Schulter. Es war vieldeutiger als Worte es hätten ausdrücken können. Eine Teilnehmerin erklärte:



    Es stimmt, dieses schlimme Ereignis hat alle beeindruckt. Das kann keiner kommentieren, oder besser gesagt ich kann es nicht. Ich komme gerade von der Kapelle, wo ein Bekannter hinterlegt wurde. Ich kann nichts mehr sagen. Es ist schockierend.“



    Eine andere sagte uns:



    Ich hätte auch dort sein können, jeder von uns hätte dort sein können. Ich hoffe die Behörden werden alles sorgfältig untersuchen und nichts verheimlichen. Die Schuldigen müssen dafür zahlen.“



    An der Stelle der Tragödie, nun ein riesiger Ort des Gedächtnisses, in einem Meer von Kerzen und Blumen, waren an die 2.000 Menschen. Der Opfer gedachten dort auch Landespräsident Klaus Iohannis, die Thronfolgerin des Rumänischen Köngishauses, Margareta, die Botschafter der Vereinigten Staaten und Frankreichs, Hans Klemm und François Saint-Paul, zahlreiche rumänische Kulturschaffende. Zum Gedenken der Toten sind auch in anderen rumänischen Ortschaften Blumen hinterlegt und Kerzen angezündet worden.



    Die Solidarität mit den Opfern ging aber noch viel weiter. Das medizinische Personal hat sich auf exemplarische Weise mobilisiert, freiwillig boten Medizinstudenten ihre Hilfe an. Die Zahl der Blutspender ist um das 3-fache gestiegen. Medizinische Hilfe kam auch aus dem Ausland: aus Frankreich und Israel. Unter anderen hat auch die Botschafterin Israels, Tamar Samash, Blut gespendet. Freiwillige verteilen Essenspakete und Getränke an Spender und Mediziner. Mehrere Nahrungsmittelketten haben verschiedene Produkte gespendet. Andere Gesellschaften übernahmen die Reisekosten für Angehörige oder Blutspender. Der Berufsverband der Psychologen bietet kostenlose Unterstützung für die Familien der Opfer und eine Anwaltskanzlei will die Angehörigen kostenlos vor Gericht vertreten.

  • Medizin: Organverpflanzungen in Rumänien nehmen zu

    Medizin: Organverpflanzungen in Rumänien nehmen zu

    In Rumänien wurde vor 10 Jahren die sogenannte Nationale Transplantations-Agentur gegründet. Seitdem ist die Anzahl der Organ- und Gewebetransplantationen um 25-30% jährlich gestiegen. Allein im vergangenen Jahr wurden über 400 Transplantationen durchgeführt (275 Nieren-, 122 Leber- und eine Herztransplantation).



    Von allen Arten von Transplantationen verläuft die Lebertransplantation am schwierigsten. Die meisten Spender sind bereits hirntot. In den restlichen Fällen handelt es sich in der Regel um einen einwilligungsfähigen Familienangehörigen. Über 400 Personen sind auf der Warteliste für eine Lebertransplantation. Die meisten Spenden fanden im vergangenen Jahr statt, dabei wurde der Rekord im Bereich der Lebertransplantationen eingestellt, erklärt Irinel Popescu, der Leiter der Abteilung für Leberchirurgie und -transplantationen der Bukarester Fundeni-Klinik. Er leitete die erste in Rumänien durchgeführte Lebertransplantation.



    2013 war ein au‎ßerordentliches Jahr. Das bedeutet, im vergangenen Jahr haben wir einen regelrechten Sprung in der Statistik gehabt, es war keine progressive Entwicklung. Bei den Lebertransplantationen sprang die Zahl von 75 im Jahr 2012 auf 122 im darauffolgenden Jahr. Es war also ein absolut bemerkenswerter Sprung. Verglichen mit 2013 ist 2014 vor allem die Anzahl der OPs konstant geblieben. In der Klinik Fundeni hatten wir bislang 41 Lebertransplantationen, also wird bis Ende des Jahres eine ähnliche Zahl wie im Vorjahr erreicht, oder etwas darüber. Ein weiterer Erfolg ist der Start des zweiten Transplantationsprogramms beim St. Marien-Krankenhaus. Dort wurden bereits drei Transplantationen durchgeführt. Au‎ßerdem hat es uns eine Freude bereitet, die Kollegen in Chişinău zu unterstützen, die die ersten Transplantationen in der Moldaurepublik durchgeführt haben, mit Leberspenden von lebenden und hirntoten Patienten. Ich würde mir wünschen, auch andere Arten von Transplantationen einführen zu können. Bislang wurden in Rumänien noch keine Lungen- oder Dünndarmtransplantationen durchgeführt. Ich hoffe, dass dies in Zukunft auch möglich sein wird.“




    Etwa 2 Millionen Rumänen leiden an Hepatitis. Wird die Krankheit nicht behandelt, kann sie zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Die ersten erfolgreichen Lebertransplantationen fanden bereits im April 2000 an der Fundeni-Klinik in Bukarest statt. Zwei Patienten berichten aus ihrer Erfahrung:



    Ich litt an einer Leberzirrhose und musste mich deshalb einer Transplantation unterziehen. Zu dem Zeitpunkt war in Rumänien kein derartiger Eingriff erfolgreich verlaufen. Dennoch hat mich Professor Irinel Popescu im März 2000 operiert und heute, nach 14 Jahren also, geht es mir sehr gut.“



    Ich bin 64 Jahre alt, bin aus Buzău und fühle mich sehr gut, ich habe keine gesundheitlichen Probleme mehr. Ich hatte dasselbe Problem, hatte eine Leberzirrhose in der Terminalphase. Ich habe mich mit der Transplant-Abteilung in Bukarest in Verbindung gesetzt, wusste aber damals nicht, dass die Transplantation auch in Rumänien möglich war. Ich wollte ins Ausland gehen, weil ich dachte, wir verfügen hier über die notwendigen Mittel nicht. Aber Herr Professor versicherte mir, hier würden alle Standards für eine Transplantation erfüllt, wie überall auf der Welt auch. Damals waren nicht sehr viele Personen auf der Warteliste, es gab jedoch wenig Spender. Als eine kompatible Leber verfügbar wurde, haben sich mich angerufen und ich wurde operiert.“




    Die Herztransplantationen sind in Rumänien nach zweijähriger Unterbrechung in Neumarkt/Târgu Mureş und im Bukarester Notkrankenhaus Floreasca wieder aufgenommen worden. Ab 1999, dem Jahr der ersten Herztransplantation, und bis vor zwei Jahren hatten die Ärzte in Neumarkt beachtliche Leistungen erzielt: im Schnitt 10 Transplantationen im Jahr.



    Insgesamt stehen über 3600 Menschen auf den Wartelisten, die meisten auf der Suche nach einer kompatiblen Niere, andere warten auf eine Leber, eine Bauchspeicheldrüse oder ein Herz. Die aus der Staatskasse für das Transplantationsprogramm freigegeben Summen decken ein Fünftel des Bedarfs, man erwartet eine Haushaltskorrektur in Sommer. Ärzte sagen, dass die Transplantationsaktivitäten an sich schlecht entlohnt würden, lassen die Patienten aber gleichzeitig hoffen, wie Professor Dr. Mihai Lucan von der Nierentransplantationsklinik in Cluj/Klausenburg berichtet.



    Rumänien hat sich in diesem Bereich hervorragend entwickelt. Das Schicksal hat uns in eine Region Europas projiziert, die uns andere Denkweisen im Gesundheitsbereich näherbringen sollte. Nichtsdestotrotz gibt es einige Sturköpfe, die nach wie vor die Transplantationsaktivitäten auf demselben Niveau der entwickelten Länder halten wollen, was sicherlich viel mehr Geld kostet, als Rumänien derzeit zur Verfügung hat. Im letzten Jahr hat man in der Tat einen Riesenfortschritt erreicht, als die Spendenrate nach Hirntod viel höher war als in vielen entwickelten Ländern. Wir können also mehr erreichen, es geht auch besser.“




    2006 wurden im Institut für Transplantationen und Urologie die ersten Bauchspeicheldrüsen verpflanzt. Bislang fanden 11 Transplantationen statt, sagt Mihai Lucan.



    Die Entwicklung war am Anfang nicht sehr gut. Das ist ein Bereich der Transplantationsmedizin, der von sehr vielen Entwicklungsfaktoren abhängt. Die Bauchspeicheldrüse ist extrem empfindlich gegenüber jeglichen Eingriffen und in der postoperativen Phase gab es sogar 11 Neueingriffe wegen der akuten Schübe von Pankreatitis, den Patienten ging es aber am Ende gut. Beginnend mit diesem Jahr sind wir ein wenig anders vorgegangen, gemeinsam mit einem Team aus Italien und Österreich. Die Ergebnisse lassen sich sehen, es finden doppelte Transplantationen statt. Man verpflanzt eine Niere und die Bauchspeicheldrüse gleichzeitig. Auf der Warteliste stehen derzeit die Namen von 30 Patienten.




    Zurzeit gibt es in Rumänien 40 Zentren für die Organ-Entnahme. Auf europäischer Ebene entfallen auf 1 Million Einwohner jährlich 20-25 Spender. Es gibt Länder wie Spanien, in denen man eine Zahl von 40 Organspendern erreicht hat. Rumänien ist am Ende der Tabelle zu finden — vier Spender entfallen auf 1 Million Einwohner. Um den europäischen Durchschnitt zu erreichen, müssten sich landesweit 300 Spender anmelden. Und das ist bei einem einzigen Leberzentrum in Fundeni, drei Nierenzentren in Bukarest, Cluj und Iaşi und zwei Herzzentren in Bukarest und Neumarkt nur schwer zu erreichen.



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  • Programme gegen Kinderarmut auf dem Land

    Programme gegen Kinderarmut auf dem Land

    In Rumänien leben 47,2% der Bevölkerung auf dem Lande. Auf den ersten Blick könnte man glauben, dass die Menschen hier sich selbst versorgen könnten. Man sollte hier folglich nicht auf extreme Armut sto‎ßen. Die Statistiken zeigen aber ein anderes Bild. Auf dem Lande Leben sechsmal so viele Menschen, die sich unter der Armutsgrenze befinden, als in der Stadt. Und, wie es auch zu erwarten war, sind die Kinder am meisten davon betroffen. Und das nicht nur auf dem Lande: Mehr als die Hälfte aller Kinder in Rumänien (52,2% in 2011) sind den Risiken der Armut und der sozialen Ausgrenzung ausgesetzt. Das ist die höchste Zahl der Kinderarmut in der EU. Sehr viele Kinder sind unterernährt und ihre Gesundheit hat darunter zu leiden. Weiter brechen sehr viele Kinder die Schule ab. Natürlich findet man solche Fälle öfter auf dem Lande vor. Daniela Buzducea von der rumänischen Filiale der Stiftung World Vision“ erklärt:



    Die Kinder in Rumänien leiden an Unterernährung. Viele Studien bestätigen, dass eines von zehn Kindern unter drei Jahre unterernährt ist. Die Mutter ernährt sich nicht gut und ernährt ihr Kind mangelhaft. Man verzeichnet ein niedriges Eisen-Niveau im Körper. Im Rahmen einer Studie, die wir vor zwei Jahren durchgeführt haben, wurden die Kinder gefragt, wie gut sie essen. Einer von 10 sagte, er würde hungrig zu Bett gehen. Die Folgen einer solchen Ernährung werden in einigen Jahren im Gesundheitswesen spürbar sein, nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Erwachsenen.“



    Der Schulabbruch senkt die Chancen, später einen anständigen Arbeitsplatz auf dem europäischen Gemeinschaftsmarkt zu finden. Daniela Buzducea:



    In den letzten Jahren ist die Zahl der Kinder, die keine Schule besuchen, gestiegen. Jährlich brechen in Rumänien etwa 40.000 Kinder die Schule trotz Schulpflicht ab. Die Lage ist insbesondere auf dem Lande gravierend. Infolge der Word-Vision-Studie konnten wir erkennen, dass die Entfernung zur nächtsgelegenen Schule einen Grund für den Schulabbruch darstellt. Die Kinder auf dem Lande bekommen erheblich kleinere Zensuren bei den nationalen Prüfungen. In 2011 haben etwa 30% der Kinder auf dem Lande eine Durchschnittsnote von unter 5 (in einem Benotungssystem von 1 bis 10) bei der nationalen Prüfung nach dem Abschluss der 8. Klasse bekommen. In der Stadt waren nur 13% der Kinder in dieser Lage. Folglich gibt es auch einen Qualitätsunterschied zwischen der Bildung auf dem Lande und in der Stadt.“



    Welche ist dann die Lösung? Nichtregierungsorganisationen wie die Stiftung World Vision“ wickeln Programme für arme Kinder ab. Die kleine Gemeinschaft, aus der sie stammen, aber auch die breitere Gesellschaft soll diesen Kindern dabei helfen. Ein solches Programm ist Zukunfts-Spender“. Oana Şerban, Presse-Sprecherin von World Vision, erläutert:



    Der Zukunfts-Spender ist ein Programm, mit Hilfe dessen wir den Bürgergeist in unser Leben zurückzuholen versuchen. Wir arbeiten mit den lokalen Behörden zusammen, mit anderen Nichtregierungsorganisationen, auch mit Unternehmen. Es ist sehr einfach, an diesem Programm teilzunehmen. Jeder Spender gibt 68 Lei (umgerechnet etwa 15 Euro) im Monat. Dieses Geld hilft den Kindern und der Gemeinschaft. Mit diesem gesammelten Geld wird ein Fonds gegründet und es werden dann unterschiedliche Projekte in der Gemeinschaft finanziert. Die Schulen müssen zum Beispiel ausgestattet werden, mit PCs, Schreibwaren, oder sie müssen ans Stromnetz oder an die Wasserleitung angeschlossen werden. Man kann vieles für diese Kinder machen. Im Programm sind 600.000 Kinder registriert und wir haben 160.000 Spender gefunden. Wir müssen also noch daran arbeiten.“



    Das Programm Zukunfts-Spender“ fördert die Beziehung zwischen dem Spender und dem Kind, das dieser unterstützt. Die beiden tauschen Briefe aus und viele Male besucht der Spender das Kind und die Gemeinschaft, in der dieses lebt. Der Spender kann dann auch selbst sehen, wofür das Geld ausgegeben wird. Der Pianist Nicolae Dumitru ist Spender und begründet sein Engagement:



    Das Programm »Zukunfts-Spender« hat als Ziel, die Gleichgültigkeit zu brechen, die Menschen zu erschüttern. Es ist eine Sache, Geld für Schulbücher oder Schuhe oder Pakete mit Kleidung zu schicken. Ich glaube, dass wir, die die Gemeinden besuchen, diejenigen, mit denen wir in Kontakt treten, viel mehr beeinflussen werden. Diese Kinder brauchen ab und zu mal einen Energie-Impuls, der ihnen helfen soll, ihr Schicksal zu ändern.“



    Zurzeit wird das Programm Zukunfts-Spender“ nur in einigen ländlichen Gemeinden im Landkreis Dolj abgewickelt. Dort gibt es die meisten extrem armen Kinder. Sollten mehrere Spender Interesse zeigen, könnte man das Programm auch in anderen Regionen des Landes implementieren.



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  • Organtransplantationen in Rumänien

    Organtransplantationen in Rumänien

    In Rumänien ist, wie überall auf der Welt, die Organtransplantation dank der Menschen möglich, die verstehen, dass eine Krankheit keine Wahl trifft und keinen schont. Die Organspende bleibt eine freiwillige und anonyme Tat, ohne weitere Vorteile, au‎ßer dem Gedanken, das irgendwo ein Mensch, den man nicht kennt, wieder zu Kräften kommt und lebt. Hören wir, was die Mutter eines Spenderkindes berichtet:



    Ich habe der Assistentin gesagt, um welche Organe es sich handelt: Hautgewebe, Nieren, Leber, Pankreas, Herz. Ich wollte aber die Augen nicht spenden. Das war das einzig übrig gebliebene. Ich hatte die Möglichkeit, zwei der Personen zu sehen, die Organe erhalten haben. Ein 21-jähriger Junge brauchte eine Leber und eine 35-jährige Frau die Nieren. Es handelte sich um junge Leute und ich wollte nicht, dass ihre Eltern dasselbe durchmachen, wie ich.“



    Raluca ist 27 Jahre alt. Mit 18 wurde sie mit Tyrosis diagnostiziert und benötigte eine Transplantation:



    Als die Krankheit im Alter von 18 eintrat, wurde ich stark anämisch. Dann fiel innerhalb von zwei Wochen die Leberfunktion auf die Hälfte ihrer Kapazität. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich einer Behandlung unterzogen, die 6 Jahre lang gedauert hat. Die Ärzte dachten, es sei die richtige. In der Zwischenzeit habe ich die Uni absolviert. Schlie‎ßlich sagten mir die Ärzte, dass die Krankheit nicht mehr reagiert und dass wir mehr brauchen… Ich wurde sofort auf die Transplantationsliste eingetragen und blieb nur 6 Monate darauf. Ich habe Glück gehabt, denn damals herrsche eine akute Organkrise. Der Genesungsprozess war noch schwieriger, aber es hat sich gelohnt. Es gab auch Komplikationen nach der Transplantation, aber die Ärzte haben sich um mich gesorgt und ich möchte Ihnen sagen, dass wir in Rumänien ein fantastisches Ärzteteam haben. Nun fühle ich mich gesund und denke nicht mehr, dass ich ein kranker Mensch bin.“



    In Rumänien stehen über 3600 Menschen auf den Wartelisten für eine Organtransplantation. Wenn in Europa im Schnitt 12 Personen im Jahr sterben, währedn sie auf eine Transplantation warten, stirbt in Rumänien rund ein Drittel derer, die sich auf der Transplantationsliste befinden und auf einen kompatiblen Spender warten. Z.B. gab es im letzten Jahr 65 Spender bei 400 Leberkranken. Seit 2006, als die Nationale Transplantationsanstalt gegründet wurde, und bis heute stieg die Zahl der Transplantationen um 30% jährlich, was zur Rettung von über 3000 Menschenleben geführt hat. Dieses Jahr wurde in Rumänien die grö‎ßte Zahl an Transplantationen von hirntoten Spendern verzeichnet, kündigte der Arzt Victor Zota, Koordinator des nationalen Transplantationsprogramms, an:



    Wir sind unter die Staaten gekommen, die eine dreistellige Spenderzahl haben. Diese 100 und noch mehr Spender, die wir gehabt haben und deren Zahl hoffentlich bis Jahresende auf mindestens 150 steigen wird, bedeuten über 200 Nierentransplantationen nur von der Leiche, rund 100 Lebertransplantationen, leider nur eine Herztransplantation, über 200 Knochenmarktransplantationen und noch einige hunderte Gewebetransplantationen. Wir haben es dieses Jahr geschafft, über 35 Krankenhauskoordinatoren und über 45 Anästhesisten zu haben, die auf den Intensivstationen arbeiten und den Auftrag haben, die möglichen hirntoten Spender zu erkennen und zu verfolgen.“



    Professor Dr. Irinel Popescu vom Bukarester Fundeni-Institut hat die entscheidende Rolle der Nationalen Transplantationsanstalt hervogehoben, die die Transplantationstätigkeit überwacht, aber auch des Gesundheitsministeriums, das die finanziellen Mitteln gewährt und die Kosten dieser Operationen trägt. Er sagte aber, dass der Transplantationsbedarf Rumäniens grö‎ßer sei:



    Was Leberoperationen anbelangt, wenn wir einen Vergleich zu den Zahlen im Ausland ziehen, der den Transplantationsbedarf und nicht den Spenderbedarf bewertet, habe ich dieses Jahr öfter gesagt, dass wir etwa 300-400 Lebertransplantationen benötigen, die in Rumänien durchgeführt werden müssen. Folglich erwarten wir weiterhin die Zunahme der Spenderzahl. Schlie‎ßlich bedeuten diese 100 Spender im Verhältnis zu 20 Millionen Einwohner 5 Spender zu einer Million, was eine unbefriedigende Zahl ist.“



    In Rumänien bleibt die Spenderate recht konstant und verzeichnet nur kleine Fluktuationen: Diese steigt, wenn es positive Nachrichten über Transplantationen gibt, und geht wieder nach unten, wenn es negative Nachrichten gibt und kehrt wied somiter auf 60-65% zurück, stellt Prof. Dr. Irinel Popescu fest. Z.B. hat die Episode mit der Nierentransplantation, der sich der Schauspieler Alexandru Arşinel erfreut hat, zu einem leichten Rückgang der Spenderate, von 7 auf 3 Spender wöchentlich geführt.



    In Rumänien gibt es ein einziges Lebertransplantationszentrum bei Fundeni, drei für Nierentransplantation in Bukarest, Klausenburg und Jassy, zwei für Herztransplantation in Bukarest und Neumarkt. Das Krankenhaus Sf. Maria“ in Bukarest soll die zweite Sanitäranstalt Rumäniens, nach dem Klinischen Institut Fundeni werden, wo Lebertransplantationen durchgeführt werden könnten. Dabei wurden bereits zwei Stockwerke nach internationalen Standards für derartige Eingriffe eingerichtet. Au‎ßerdem sollen auch weitere Aspekte für diejenigen geklärt werden, die nach ihrem Tod Organspender werden wollen. Diese werden sich während ihres Lebens anhand einer Erkärung vor dem Notar in das Nationalregister einschreiben können, das von dem Gesundheitsministerium erstellt wurde. Diese Erklärungen könnten laut einem Verordnungsentwurf des Justizministers ohne die Notarspesen zu bezahlen abgegeben werden.



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