Tag: Staatsstreich

  • Mythen der Revolution von 1989: gestohlene Revolution, Staatsstreich oder Krieg gegen Terroristen?

    Mythen der Revolution von 1989: gestohlene Revolution, Staatsstreich oder Krieg gegen Terroristen?

    Am 22. Dezember 1989 um 12.08 Uhr flohen Nicolae Ceauşescu und seine Frau Elena mit dem Hubschrauber vom Dach des Gebäudes des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Rumäniens in Bukarest. Ihre Flucht ebnete den Weg für das Ende der kommunistischen Diktatur und die Wiederherstellung der Demokratie in Rumänien. Doch schon bald nach diesem glorreichen Moment begannen Zweifel zu entstehen. Alle möglichen Mythen und Gerüchte tauchten auf, die der durch vergossenes Blut erzielten Freiheit zusetzten und sie zu zersetzen drohten.



    Wie alle hartnäckigen Mythen halten sich diejenigen, die mit der rumänischen Revolution verbunden sind, besonders zäh, weil sie sich ständig aus den vielen bis heute nicht aufgeklärten Ereignissen und der nicht aufgearbeiteten Vergangenheit nähren. Einer der hartnäckigsten Mythen ist jener der Beschlagnahmung der Revolution durch Ion Iliescu und ihm Nahestehende. Als hochrangiger Aktivist in der Kommunistischen Partei war Iliescu auch der erste postkommunistische Präsident Rumäniens. Die politische Kraft, die ihn unterstützte, die Nationale Rettungsfront, bestand aus Leitungskadern aus der sogenannten zweiten Reihe in der Kommunistischen Partei, was die Leute dazu brachte, zu glauben, dass die Revolution vom Dezember 1989 eine Verschwörung gewesen sei, um Ion Iliescu an die Macht zu bringen. Dragoş Petrescu ist der Autor einer Reihe von umfassenden Studien über die Revolution von 1989. Wir baten ihn, den Mythos der beschlagnahmten Revolution“ zu kommentieren.



    Ich denke, die Idee, dass die Revolution beschlagnahmt wurde, bereits ab den ersten Momenten des Regimewechsels im Umlauf war, unmittelbar nach dem 22. Dezember 1989. Wir sahen plötzlich die zweite und dritte Ebene der ehemaligen Kommunistischen Partei an die Macht kommen, die Ceauşescus Vertrauten-Kreis, die bisherige Nomenklatura und die Leute an der Spitze der Kommunistischen Partei Rumäniens ersetzten, die für alle Probleme der 1980er Jahre verantwortlich gemacht wurden: die tiefgreifende Wirtschaftskrise, den extremen Nationalismus, die Assimilierung der ethnischen Minderheiten und das katastrophale Image Rumäniens im Ausland.“




    Der Mythos der beschlagnahmten Revolution“ ist in der öffentlichen Meinung immer noch weit verbreitet, und Dragoş Petrescu glaubt, dass er eine faire Bewertung der Veränderungen der letzten 30 Jahre verhindere:



    Wenn wir davon ausgehen, dass Iliescu und seine Gruppe die Revolution beschlagnahmt oder gestohlen haben könnten, dann käme das meines Erachtens der Zerstörung einer der Sternstunden der Geschichte Rumäniens im 20. Jh. gleich. Die Revolution war der interessanteste Moment und der Moment, der uns wirklich stolz darauf machen konnte, Rumänen zu sein, jenseits der leeren Parolen des Ausdrucks stolz, Rumänen zu sein“, den populistische Politiker gerne bemühen. Und warum? Weil wir damit die grundlegenden Momente der rumänischen Revolution verleugnen würden. Die gewaltsame Unterdrückung der Revolution in Timişoara, des Volksprotestes, der sich in eine Revolution verwandelte, und andere solcher Momente hätten von Iliescu nicht kontrolliert werden können. Auch das Überschwappen des Aufstandes in Timişoara auf Bukarest am 21. Dezember 1989, als Ceauşescu durch eine herbeigetrommelte Jubelpartie versuchte, an den erfolgreichen Moment des 21. August 1968 anzubinden, als er den Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei unter gro‎ßem Zuspruch der Bevölkerung verurteilt hatte, hätte nicht von Iliescu inszeniert werden können, denn es war nicht Iliescu, der Ceauşescu dazu überredet hatte, diese Kundgebung zu organisieren.“




    Der zweite Mythos, der sich im kollektiven Bewusstsein der Rumänen fest verankert hat, war, dass die Revolution von 1989 ein Staatsstreich war. Dragoş Petrescu meint, dass dieser Mythos durch den gleichen Verlauf der Ereignisse entstanden ist:



    Wir haben es in diesem Fall mit einer sehr interessanten historischen Denkübung zu tun. Häufig veranlasst uns das, was nach einem bestimmten Ereignis geschieht, unsere Meinung über das jeweilige Ereignis zu ändern. Mit anderen Worten hat die Frustration vieler rumänischer Bürger, besonders in Bezug auf das langsame Tempo der Reformen, und die Tatsache, dass Rumänien sich nur sehr mühsam europäische Demokratiestandards aneignete, viele Menschen dazu gebracht, den am 22. Dezember 1989 stattgefundenen Einschnitt zu leugnen. Der langsame Wandel, der äu‎ßerst mühselige demokratische Prozess, die Machtergreifung durch viele Kader aus der ehemaligen Nomenklatura des mittleren Ranges, der sogenannten Technokraten im Schlepptau der Kommunistischen Partei, all das hat viele Menschen dazu gebracht, ihre Anteilnahme an einem sehr wichtigen, ich würde sagen epochalen Ereignis für Rumänien zu leugnen. Der Wandel war real, Rumänien hat einen echten Regimewechsel erlebt, eine Revolution, und 1100 Tote und 3300 Verwundete machen Rumänien [unter den ehemaligen Ostblockstaaten] zum einzigen Beispiel einer echten Revolution.“




    Der Mythos der Terroristen, der drittstärkste Mythos, der mit der rumänischen Revolution verbunden ist, wurde von der neuen postkommunistischen Regierung, vertreten durch Ion Iliescu und die Nationale Rettungsfront, in die Welt gesetzt, ein Mythos, an den nur noch wenige Rumänen glauben. Dragoş Petrescu meint, dass dieser Mythos den neuen Machthabern perfekt diente, um Legitimation zu erlangen und ihre Ziele zu erreichen:



    Das Thema der Terroristen ist eng mit dem Thema der fast 900 tragischen und sinnlosen Todesfälle verbunden, die durch die Ablenkung und Verwirrung nach dem 22. Dezember verursacht wurden und die der neuen Regierung unmittelbar anzulasten sind. Meiner Meinung nach wurde die Verwirrung eindeutig und vorsätzlich durch regierungsnahe Kreise aufrechterhalten, um den neuen Machthabern zu helfen, ihre Position zu konsolidieren. Darüber hinaus diente sie dazu, dem revolutionären Tatendrang des Volkes ein Ende zu setzen, der zu Forderungen nach sofortiger Bestrafung derer hätte führen können, die sich des Missbrauchs während der kommunistischen Zeit schuldig gemacht hatten, insbesondere ehemalige Geheimpolizisten und ehemalige Mitglieder der kommunistischen Partei in Entscheidungspositionen. Der Mythos der Terroristen half, die Ablenkung und Verwirrung zu schüren, und Ion Iliescu setzte sich ständig dafür ein, ihn aufrecht zu erhalten.“


  • Rumänischer Rundfunk: Meilensteine der Geschichte

    Rumänischer Rundfunk: Meilensteine der Geschichte

    Seitdem hat Radio Rumänien alle Veränderungen mitgemacht, die die rumänische Gesellschaft infolge der gro‎ßen Ereignisse des 20. Jahrhunderts erlebt hat. Im Folgenden wollen wir heute einige historische Momente bei Radio Rumänien Revue passieren lassen.



    Am 23. August 1944 trat Rumänien dem Bündnis der Vereinten Nationen bei; es war ein Schritt, der den Zweiten Weltkrieg verkürzen und menschliche und materielle Verluste begrenzen sollte. Vasile Ionescu, der damalige Generalintendant von Radio Rumänien, war auch bei dem Treffen des Rates anwesend, den König Michael I. an jenem Abend einberufen hatte. Vasile Ionescu:



    Im Büro des Königs diskutierten die Ratsmitglieder am 23. August 1944 vier Stunden lang, von 18 Uhr bis 22 Uhr, über alle Vorbereitungen und Formalitäten für die Konsolidierung des Staatsstreichs, der bis zu jener Stunde nach der Verhaftung von Marschall Antonescu und seinen wichtigsten Mitarbeitern durchgeführt worden war. Die Mitarbeiter von Marschall Antonescu, die verhaftet wurden, waren der Vizepräsident des Ministerrates, Au‎ßenminister und Propagandaminister Mihai Antonescu, der Kriegsminister Constantin Pantazi, der Staatssekretär im Innenministerium und Generalinspekteur der Gendarmerie, General Piki Vasiliu, der Ex-Gouverneur von Transnistrien, Universitätsprofessor Gheorghe Alexianu und der ehemalige Regierungskommissar für jüdische Angelegenheiten I. Lecca.“




    1968 drangen Truppen aus den Ländern des Warschauer Pakts mit Ausnahme Rumäniens in die Tschechoslowakei ein, um die reformistische Politik von Alexander Dubček zu liquidieren. Ingenieur Ilie Drăgan gehörte zum technischen Team von Radio Rumänien, das die Rede von Nicolae Ceauşescu, in der er die bewaffnete Intervention verurteilte, live übertragen hat. Ilie Drăgan:



    1968 wurden wir dringend aufgefordert, zum Sitz der Rundfunkgesellschaft zu kommen. Wir kamen etwa eine Stunde früher an, und man sagte uns, dass wir sofort eine Live-Übertragung von einer Kundgebung auf dem Platz der Republik machen mussten. Ich fuhr schnellstens mit einem technischen Team dorthin. Ich erinnere mich, dass wir eine Übertragungsanlage in einem TV-Minibus hatten. Oben auf dem Wagen improvisierten wir einen Platz für den Reporter. Ich habe die ganze Übertragungsanlage unter sehr schwierigen Bedingungen aufgebaut, die Fahrt zum Platz der Republik war sehr schwierig, weil die Bevölkerung von Bukarest sich massiv auf diesem Platz versammelte. Ich erinnere mich, dass ich das Auto irgendwo um die Ecke zum Eingang C auf einer Grünfläche abgestellt hatte, direkt unter einem Fenster. Zusammen mit einigen Technikern von der Telefongesellschaft schafften wir es, schnell die Leitungen zu sichern, und eine Viertelstunde vor Beginn der Kundgebung standen wir in direkter Verbindung mit dem Sendestudio der Rundfunkgesellschaft.“




    Bei Radio Rumänien International wurden gro‎ße Momente der Weltgeschichte auf Tonband aufgenommen, Momente, die die politischen Barrieren überschritten haben. Die Mondlandung war einer dieser Momente. Sergiu Levescu, Rundfunkredakteur beim französischen Dienst von Radio Rumänien International, erinnerte sich deutlich an den 20. Juli 1969, den Tag, an dem die Besatzung von Apollo 11 auf den Mond landete. Sergiu Levescu:



    Ein gro‎ßartiger, nicht politischer Moment bei Radio Rumänien International war die Mondlandung am 20. Juli 1969, als Neil Armstrong als erster Mensch auf den Mond schritt. Wir hatten uns alle im Büro der Chefredakteurin Hortensia Roman versammelt, um die Liveübertragung im Radio zu hören. Armstrong war sehr aufgeregt: »Noch 100 Meter, noch 50 Meter… «, und als die Mondlandung gelang, haben wir alle vor Freude laut geschrien.“




    In einer Aufzeichnung von den Olympischen Spielen 1960 in Rom kommentierte der damalige Sportmoderator Ion Ghiţulescu den Moment, als die rumänische Hochspringerin Iolanda Balaş Olympiasiegerin wurde:



    Wieder einmal Ruhe auf dem Olympiastadion. Iolanda Balaş bereitet sich darauf vor, zum dritten Mal 1,85 Meter hoch zu springen. Sie nimmt ihren Anlauf, macht den Ansprung… und überquert die Latte! Wir werden an der Olympia-Preisverleihung im Hochsprung der Damen teilnehmen. An höchster Stelle auf dem Podest steht nun die rumänische Rekordträgerin, die emeritierte Meisterin des Sports, Iolanda Balaş. Für ihre Leistung, für ihre Bemühungen gratulieren wir Iolanda aus ganzem Herzen!“




    Die Dichterin Ana Blandiana war eine der ersten Intellektuellen, die in den turbulenten Tagen der rumänischen Revolution vom 22. Dezember 1989 im Rundfunk sprach:



    Freunde, ich bin gerade zum Radio gekommen. Ich kam direkt vom Palastplatz, wo ich mit Zehntausenden Menschen zusammen war, die nicht glauben konnten, dass sie den heutigen Tag erleben dürfen. Es ist sehr schwer zu glauben, dass wir nach so vielen Jahren der Unterdrückung durch unseren eigenen Willen und durch unsere eigenen Kräfte — nicht durch eine politische Vereinbarung, nicht mit Unterstützung anderer, die grö‎ßer und mächtiger sind als wir, sondern wir selbst, mit unserer Seelenkraft, an die wir nicht mehr glaubten, so etwas vollbringen konnten. Diejenige, die in Timişoara und in Bukarest dafür gestorben sind, haben uns auf einmal das Selbstvertrauen und die Macht wiedergegeben, unser Leben selbst zu bestimmen.“




    Am 1. Januar 2007 trat Rumänien der Europäischen Union bei, und wurde Mitglied im Club der entwickelten und zivilisierten Länder der Welt. Am 20. Dezember 2006 übertrug Radio Rumänien live die feierliche Sitzung des rumänischen Parlaments, die das Ereignis feierte. Dabei sprach der damalige Präsident Traian Băsescu:



    Einige kurze, prägnante Worte, die von au‎ßergewöhnlichem politischem Wert sind, werden von nun an in der Geschichte Rumäniens, aber auch in der Geschichte der Europäischen Union bleiben. Der Europäische Rat begrü‎ßt nachdrücklich den Beitritt Rumäniens und Bulgariens als Mitgliedstaaten der Europäischen Union mit vollen Rechten ab 1. Januar 2007.“

  • Rumänischer Rundfunk: 90 Jahre bewegter Geschichte

    Rumänischer Rundfunk: 90 Jahre bewegter Geschichte

    Ausgehend von der Initiative einiger leidenschaftlicher Radiofans und mit staatlicher Unterstützung war Radio Rumänien zeitgemä‎ß, mit den gro‎ßen Momenten der Zwischenkriegszeit verbunden und stets bemüht, den Anforderungen der Zuhörer gerecht zu werden.



    Vasile Ionescu war zwischen 1935 und 1944 der erste Intendant der rumänischen Rundfunkgesellschaft. Er war Zeuge eines der wichtigsten politischen Momente in der Geschichte Rumäniens, zu dem die rumänische Rundfunkanstalt direkt beigetragen hat, nämlich des Aktes vom 23. August 1944, der die Ausrichtung der Au‎ßenpolitik veränderte. Rumänien verlie‎ß die Allianz der Achsenmächte unter deutscher Führung und trat der Koalition der Vereinten Nationen bei. Das Interview mit Vasile Ionescu im Archiv des Zentrums für Mündliche Geschichte der rumänischen Rundfunkgesellschaft stammt aus dem Jahr 1974.



    Die rumänische Rundfunkgesellschaft, die seit ihrer Gründung stets im Dienste des Landes stand, sowohl in Zeiten politischer und sozialer Ruhe als auch in schwierigen Zeiten für die Nation, spielte eine entscheidende Rolle in Sachen Information in der rumänischen Öffentlichkeit sowie im Ausland. Das Radio stand an der Seite der Rumänen in dem Moment, als Seine Majestät König Michael zusammen mit den wahren Vertretern des nationalen Willens, den Befehlshabern der gro‎ßen Streitkräfte-Einheiten und den Patrioten, die sich im Palast an der Calea Victoriei (Siegesstra‎ße) um ihn herum versammelten, den Staatsstreich vom 23. August 1944 beschloss. Die Tätigkeit des Rundfunks bei der Vorbereitung und Durchführung des späteren historischen Aktes hatte lange zuvor begonnen.“




    Am 6. Juni 1944 wurde Rundfunkintendant Vasile Ionescu zu einer Audienz bei König Michael I. nach Sinaia ins Schloss Pelişor einbestellt. Er wurde dort nach der Reichweite des nationalen Radiosenders gefragt und aufgefordert, den Empfang der Sendung aus Bukarest auch in Kairo zu gewährleisten, wo Geheimverhandlungen über den Austritt Rumäniens aus dem Bündnis mit Deutschland geführt wurden. Die Antonescu-Regierung verhandelte mit den Sowjets, während die demokratische Opposition mit den Briten und den Amerikanern verhandelte und die Delegierten mussten Informationen aus Rumänien erhalten können. Mit der Installation von Sende-Empfänger-Anlagen sei die Verbindung hergestellt worden, erinnerte sich Vasile Ionescu.



    Es wurde festgelegt, dass eine Rundfunkstation in Bukarest unter dem Schutz des Königspalastes in der Calea Victoriei installiert werden sollte. Diese nannten wir »Karpaten«. Eine weitere in Sinaia in der Villa des Armee-Generals Gheorghe Racoviceanu, des Taufpaten des Königs. Diese Station wurde »Bucegi« genannt. Und die dritte mit dem Codenamen »Piatra« sollte in Predeal, hinter der Villa von Marschall Antonescu installiert werden. Dies alles mit der Begründung, dass die Deutschen nur an diesen Orten nicht gewagt hätten, eine Durchsuchung anzuordnen, obwohl die Kurzwellen aufgrund ihrer besonderen Ausbreitungseigenschaften vom Goniometer sowieso nicht entdeckt werden konnten. Innerhalb von 3 Tagen wurden diese Kurzwellensendestationen installiert und in Empfang genommen. Die Station »Karpaten« aus dem Königspalast in Bukarest wurde vom auszubildenden Ingenieur C. Bonifaciu installiert, die Station »Bucegi« in Sinaia vom Ingenieur Gheorghiu Vladimir und die Station »Piatra« in Predeal vom Techniker Niculae Davidescu.“




    Vasile Ionescu erlebte die Tage nach dem 23. August 1944 und dem Seitenwechsel Rumäniens im Krieg sehr intensiv.



    Am Mittwoch, dem 23. August 1944, um 17:00 Uhr, wurde ich per Telefon zum Militärkommando der Hauptstadt einberufen und mir wurde befohlen, die Militäruniform zu tragen. Gegen 17:30 Uhr war ich im Kabinett des Generalkommandanten der Hauptstadt, wo ich zu meiner Überraschung Armeegeneral Iosif Teodorescu und seinen Generalstabschef, den Oberstadjutanten Demeter Dămăceanu, in Zivilkleidung vorfand, obwohl sie Karrieremilitärs waren. Armeekorps-General Iosif Teodorescu sagte zu mir: ‚Herr Generalintendant, ab diesem Moment hören Sie nur noch auf die Befehle Seiner Majestät König Michael und des Generaladjutanten Constantin Sănătescu, des Premierministers. Und Sie werden auf dem kürzesten Weg zum Palast gehen.‘ Der Oberstadjutant Demeter Dămăceanu stellte sofort die Telefonverbindung zum Königspalast in der Calea Victoriei her und sprach mit Divisions-General Aurel Aldea, dem damaligen Innenminister der Regierung des Generaladjutanten Constantin Sănătescu, den er über meine Ankunft informierte.“




    Bei dem Rat, den der König am Abend des 23. August 1944 einberufen hatte, war auch der Rundfunkintendant Vasile Ionescu zugegen. Diese Einladung belegte die strategische Bedeutung des Radios in der Architektur des rumänischen Staates, sagt er.



    Im Kabinett des Königs nahm ich ab dem 23. August 1944 um 18 Uhr bis um 22.05 Uhr für 4 Stunden an allen Vorbereitungen und Formalitäten des Staatsstreichs teil. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Verhaftungen Marschall Antonescus und seiner wichtigsten Mitarbeiter stattgefunden, nämlich Professor Mihai Antonescu, Vizepräsident des Ministerrates, Au‎ßenminister und Propagandaminister; Armeekorps-General Piki Vasiliu, Staatssekretär im Innenministerium und Generalinspekteur der Gendarmerie; Professor George Leseanu, ehemaliger Gouverneur von Transnistrien. I. Lecca, ein ehemaliger Regierungskommissar im Jüdischen Gemeindehaus, war bereits zwischen 15:30 und 16 Uhr festgenommen worden, bis zur Unterzeichnung des Dekrets für die Amnestie, Begnadigung und Abschaffung der Konzentrationslager, Dokumente, die vom Kommunistenführer Lucreţiu Pătrăşcanu, vorgelegt wurden.“




    Radio Rumänien war stets dort, wo es gebraucht wurde, als es gebraucht wurde. Nach 90 Jahren hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine Geschichte, die immer noch ihren Lauf nimmt.

  • Nachrichten 22.07.2016

    Nachrichten 22.07.2016

    WASHINGTON: Verteidigungsminister Mihnea Motoc hat seine zweitägige USA-Reise beendet. In Washington nahm er an einem Treffen der Partnerstaaten der US-geführten Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat teil. Motoc bekräftigte dabei die Unterstützung Rumäniens für die Aktionen der internationalen Gemeinschaft im Irak. Diese sollen die territoriale Integrität und Souveränität des Landes innerhalb der international anerkannten Grenzen sichern. Rumänien wird sich in diesem Jahr an den Koalitionsmissionen mit einem Aufgebot von bis zu 50 Militärs beteiligen. Sie sollen die irakischen Sicherheitskräfte beraten und ausbilden.



    BUKAREST: Rumäniens parteiloser Ministerpräsident Dacian Cioloş hat sich am Freitag zu Gesprächen mit den Botschaftern der EU-Staaten getroffen. Dabei kamen unter anderem die Zukunft der Staatengemeinschaft, die Folgen des Austritts Großbritanniens und die Entwicklung in der Türkei zur Sprache. Erörtert wurden ferner die Lage in der Moldau, die Visabestimmungen Kanadas und der USA und die rumänische EU-Ratspräsidentschaft im Jahr 2019. Das Treffen hatte einen informellen Charakter und keine Entscheidungsfindungen zur Folge.



    BUKAREST: Der Vorsitzende des Obersten Richterrates, Mircea Aron, hat seiner Besorgnis zur Lage in der Türkei Ausdruck verliehen. Infolge des versuchten Staatsstreichs sei eine mögliche Verletzung der Rechtsstaatprinzipien zu befürchten, vor allem Richter und Staatsanwälte betreffend. Aron fordert Ankara in einer Mitteilung auf, die Einhaltung aller internationalen Menschenrechtsbestimmungen und Übereinkommen zu garantieren, die die Türkei unterzeichnet hat. Die Türkei hatte nach der Verhängung des Ausnahmezustands angekündigt, die Europäische Menschenrechtskonvention teilweise auszusetzen.



    BUKAREST: Die Türkei schenkt der Situation der ausländischen Touristen, die sich im Moment in der Türkei befinden, eine besondere Aufmerksamkeit. Das sagte der türkische Botschafter in Bukarest, Osman Koray Ertaş bei einem Treffen mit dem Staatssekretär für Europafragen, Cristian Bădescu. Rumänien sei an einer stabilen türkischen Republik als Mitglied der NATO und Schlüsselpartner der EU interessiert, hieß es von rumänischer Seite.



    BUKAREST: Die Turnerin Cătălina Ponor wird die Landesflagge Rumäniens bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele von Rio de Janeiro tragen dürfen. Am Freitag überreichte ihr Präsident Klaus Iohannis die Fahne im feierlichen Rahmen. Iohannis sagte dabei, dass Rumänien dringend Sportprogramme an Schulen fördern müsse, um als Nation sportlich konkurrenzfähig und gesund zu bleiben. Rumänien beteiligt sich in Rio an 16 Disziplinen.

  • Fünf Jahre seit antikommunistischen Protesten in Chişinău

    Fünf Jahre seit antikommunistischen Protesten in Chişinău

    Vor fünf Jahren sind in der benachbarten Republik Moldau Dutzende tausend Menschen auf die Stra‎ße gegangen. Dabei kam es zu schweren Ausschreitungen und zahlreiche Demonstranten wurden verletzt. Auslöser der Unruhen in der Hauptstadt Chişinău war die Fälschung der 2009 Parlamentswahlen von den Kommunisten an der Macht. Infolge der Protesten blockierten die Oppositionsparteien zweimal die Wahl im Parlament des kommunistischen Kandidaten zur Präsidentschaftswahlen. Dies führte zur Auflösung der Legislative und zur Organisierung von vorgezogenen Wahlen Juli 2009.





    Dabei gelang es den Kommunisten nicht mehr, die Mehrheit zu erreichen und sahen sich gezwungen, einem Bündnis der demokratischen Parteien die Chance zu geben, an die Macht zu kommen. Viele Aspekte in Bezug auf die am 7. April 2009 ausgelösten Unruhen seien immer noch ungewiss, sagt der Radio Rumänien Korrespondent in Chişinău. Die Kommunisten betrachten die 2009 Proteste als Staatsstreich“. Rumänien und die westlichen Mächte seien für den versuchten Staatsstreich verantwortlich, sagte damals der moldaische Präsident Vladimir Voronin.






    Rumänien wies die Anschuldigungen kategorisch zurück. Die Polizeibehörden setzen heute noch die Untersuchungen zum Tod drei moldauischer Bürger bei Krawallen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften fort. 300 Demonstranten wurden verletzt. Unter Protestlern waren überwiegend junge Leute. Leiter des Informations-und Sicherheitsdienstes Mihai Bălan dazu: ”Ein gesamtes Bild der Aktion und Interaktion aller Elemente dieses subversiven Szenarios, der Rolle und des Platzes des einen oder des anderen Akteurs, der Mechanismen und Taktiken ist sehr schwer zu schaffen.”





    Fünf Jahre nach den antikommunistischen Protesten in Chişinău, bestätigt das rumänischsprachige Land seinen europäischen Weg. Die ehemalige sowjetische Republik soll bis Juni 2014 das EU-Assoziierungs-und Freihandelsabkommen unterzeichnen. Rumänien befürwortet heute genau wie früher die Annäherung der Republik Moldau an die Europäischen Union. Rumäniens Ministerpräsident Victor Ponta dazu: “Ich wünsche mir sehr, dass es in der Republik Moldau Wohlstand, Ruhe und Sicherheit gibt und dass 2019, wenn Rumänien die EU-Ratspräsidentschaft innehaben wird am Tisch der EU-Staaten auch der moldauische Vertreter sitzt“.





    Vor dem Hintergrund der geopolitischen Risiken, die die Krise in der benachbarten Ukraine auslöst und des Konfliktherdes Transnistrien könnte die proeuropäische Option der Republik Moldau nicht nur bei den November Parlamentswahlen, sondern auch langfristig eine ausschlaggebende Rolle spielen.

















  • Rumänien gedenkt der Helden der Revolution von Dezember 1989

    Rumänien gedenkt der Helden der Revolution von Dezember 1989

    In Rumänien finden weiterhin Gedenkfeier anlässlich der 24 Jahre seit der antikommunistischen Revolution vom Dezember 1989 statt. Der Diktator Nicolae Ceauşescu und seine Ehefrau Elena wurden am 25. Dezember in Târgovişte hingerichtet, nachdem am 22. Dezember die Front zur Nationalen Rettung als Regierungsmacht gegründet worden war. Es folgten Stra‎ßenkämpfe zwischen den Demonstranten und den dem kommunistischen Regime loyalen Kräften, die damals als Terroristen bezeichnet wurden. Diese haben wesentliche Punkte des sozial-politischen Lebens angegriffen wie die Gebäude des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und Rundfunks, Ministerien, Flughäfen und Krankenhäuser. Man hat den Zivilisten Waffen verteilt, was zu Panik und Massenhysterie führte, von denen man später sagen sollte, sie seien gut durchdacht geplant und inszeniert worden. Die neue Führung unter der Leitung von Ion Iliescu richtete einen Appell an die Bevölkerung, auf die Stra‎ße zu gehen, um die revolutionären Eroberungen zu verteidigen.



    Es fanden auch bedauerliche Zwischenfälle statt, wie zum Beispiel der tragische Fall vom 23. Dezember beim Bukarester Flughafen Otopeni. Die Verteidiger schossen infolge eines Kommunikationsfehlers auf die zur Verstärkung heranrückenden Soldaten, die sie für Angreifer hielten. Dabei wurden rund 50 unschuldige Soldaten getötet. Während der rumänischen Revolution haben über 1100 Menschen ihr Leben verloren. In der Nacht vom 22. zum 23. Dezember 1989 kam in Bukarest auch der französiche Journalist Jean-Louis Calderon vom Sender Canal 5 ums Leben. Eine Bukarester Stra‎ße in unmittelbarer Nähe der Innenstadt trägt seitdem seinen Namen.



    Schüsse und Verletzte gab es auch beim Rumänischen Hörfunk, der aus einem Sender der kommunistischen Propaganda ein Kommunikationsmittel zwischen der Bevölkerung und den Revolutionären geworden war. Die internationale Presse hat über die Ereignisse in Bukarest rund um die Uhr berichtet. Die rumänische Revolution wurde live ausgestrahlt. Die politischen Änderungen wurden von Spitzenpolitikern aus der ganzen Welt wie Michail Gorbatschow, George Bush, Francois Mitterand und Margaret Thatcher begrü‎ßt.



    Heute, 24 Jahre nach der Wende, sind die Ereignisse vom Dezember 1989 umstritten. Manche glaubten an ein Ideal und bezeichnen die Begebenheiten als Revolution, andere betrachten die Vorgänge als einen Staatsstreich. Ein Zeitzeuge erinnert sich:



    Es war tragisch: viele Tote… Ich hoffte damals, dass der Lebensstandard in Rumänien steigen werde, dass wir nicht mehr wie vor 89 leben werden. Wir haben unsere Freiheit erobert. Unsere Würde haben wir aber später mit den Fü‎ßen getreten. Ich ging damals von mir selbst aus auf die Stra‎ße. Niemand hatte mich dazu aufgefordert. Bis 2. Januar (1990) stand ich dort und forderte Freiheit, Meinungsfreiheit und alles, was dazu gehört.“