Tag: Staatstheater

  • Hermannstädter Theater „Radu Stanca“ für mehrere Preise des Theaterverbandes nominiert

    Hermannstädter Theater „Radu Stanca“ für mehrere Preise des Theaterverbandes nominiert

    Jenseits der Preise ist das, was zählt, die Emotion, die jeder Zuschauer bei einer Theateraufführung erlebt“ — sagt der Intendant des Internationalen Theaterfestivals im südsiebenbürgischen Sibiu (Hermannstadt) und Intendant des Nationaltheaters Radu Stanca“, Constantin Chiriac. Unlängst hat der Nationale Theaterverband die Nominierungen für die diesjährige Gala bekanntgemacht. Das Event, das renommierte Gäste der rumänischen und internationalen Theaterszene nach Cluj (Klausenburg) bringt, findet dieses Jahr im Monat Mai statt. Das Nationaltheater Radu Stanca“ aus Sibiu tritt 2019 mit vier Nominierungen auf: die Bühnenbilderinnen Andreea Tecla und Mădălina Niculae wurden für die Aufführung R.U.R. (Rossum’s Universal Robots)“ der deutschen Abteilung des Staatstheaters in Hermannstadt in der Kategorie Bestes Debüt“ nominiert.



    Silviu Purcăretes neueste und dem japanischen Kabuki nachgebildete Inszenierung Die Geschichte der unanständigen Prinzessin“ (rum. Povestea prințesei deocheate“), die im Juni 2018 in Hermannstadt uraufgeführt wurde, steht auf der Liste der besten Aufführungen. Dragoș Buhagiar, Bühnenbildner der besagten Inszenierung, wurde als Kandidat der Preiskategorie Bestes Bühnenbild“ aufgestellt. Ofelia Popii als Doppelinterpretin der Figuren Seigen“ und Shinnobu Sota“ im selben Theaterstück wird von der Jury des Verbands der Rumänischen Theatermacher als Preiskandidatin für die beste Schauspielerin in einer Hauptrolle berücksichtigt. Constantin Chiriac, Intendant des Theaters Radu Stanca“, kommt zu Wort mit Einzelheiten:



    Alle Preise und Auszeichnungen sind natürlich ein guter Grund, stolz zu sein. Für gro‎ße Künstler, die nicht nur an das Heute denken, stellen sie aber keinen Grund zum Dasein dar. Das wichtigste ist, dass sie unsterblich sind, sie sind die Ewigkeit. Ich glaube, dass die Ewigkeit in jedem von uns zu finden ist. Genauso wichtig finde ich, dass das Nationaltheater Sibiu die rumänisch-französische Kultursaison am »Théâtre de la Ville« eröffnet und dort sieben Aufführungen mit drei verschiedenen Inszenierungen auf die Bühne gebracht hat. Wir planen auch andere Aufführungen in Frankreich. Wir brauchen mehrere Künstler, die einen Dialog zwischen der rumänischen und den ausländischen Kulturen schaffen.“




    Die Arbeit des Teams des Internationalen Theaterfestivals in Sibiu läuft auf Hochtouren. Derzeit werden die Verträge für die Auflagen 2020 und 2021 unterzeichnet. Die renommierten Gäste aus der internationalen Theaterszene müssen rechtzeitig eingeladen werden. Bis zur Pressekonferenz am 4. April in Bukarest soll feststehen, welche Aufführungen auf dem Programm des diesjährigen Festivals in Sibiu stehen. Wenn man Constantin Chriac über den Schlüssel zum Erfolg fragt, spricht er über sein Team, über Freiwillige und Gemeinschaft:



    Sehr wichtig finde ich, jedes Jahr ein neues Publikum anzuziehen. In Sibiu stehen 121 Aufführungen auf dem Repertoire und genauso viele Preise. Wichtig ist auch, dass es eine Gemeinschaft gibt, die 14% des Haushalts in Kultur investiert. Das finde ich ausgezeichnet.“




    Radio Rumänien ist seit der ersten Auflage vor 26 Jahren Koproduzent der Internationalen Theaterfestspiele in Sibiu.

  • Oradea – die multikulturelle Stadt in Nordwestrumänien

    Oradea – die multikulturelle Stadt in Nordwestrumänien

    Unsere heutige Reise geht in den Nordwesten Rumäniens, nämlich nach Oradea (dt. Gro‎ßwardein, ung. Nagyvarad). Oradea liegt am östlichen Rand der Gro‎ßen Ungarischen Tiefebene am Fluss Crişul Repede (dt. Schneller Kreisch). Das Stadtzentrum ist 13 km von der ungarischen Grenze entfernt. Am Nordostrand der Stadt enden die Ausläufer des Apuseni-Gebirges. Das Gebiet ist damit eine Übergangszone zwischen hügeligem Relief und Ebene. Die Innenstadt zeichnet sich durch schmale, mittelalterliche Gassen aus, die Oradea zum romantischen Reiseziel machen. Die Gebäudearchitektur beeindruckt durch die raffinierte Eleganz. Zahlreiche Hotels, Restaurants und Cafés warten darauf, ihre Gäste willkommen zu hei‎ßen.



    Die Stadt Oradea war auch in der Vergangenheit ein bedeutender Bezugspunkt in der Region. Sie war schon immer ein wichtiges Kultur- und Handelszentrum. Im Mittelalter gab es in der Burg eine Sternwarte. Die dort arbeitenden Astronomen verwendeten den Meridian der Stadt Oradea als Nullmeridian. Die Stadt wurde erstmals urkundlich im Jahr 1113 erwähnt. Die ersten Vermerke über die Burg sind dagegen auf das Jahr 1241 zurückzuführen. Im Mittelalter lebten mehrere Volksgruppen in der Burg zusammen. Dadurch lässt sich die ethnische Vielfalt der Bevölkerung von heute erklären — Rumänen, Ungarn, Alt-Österreicher, Slowaken, Juden, Russinen und Türken leben hier friedlich zusammen.



    Bei einem Stadtrundgang können die Besucher viele bedeutende Denkmäler entdecken. In der Innenstadt gibt es zahlreiche alte, schöne Gebäude. Manche wurden sogar im 16. Jahrhundert errichtet. Der Wiener Architekt Franz Anton Hillebrandt entwarf die bedeutendsten Gebäude im Barockstil. In diesem Zusammenhang ist das Barockschloss repräsentativ. Die historische Altstadt zeichnet sich durch die im Jugendstil erbauten Gebäude aus, wie z.B. das Staatstheater, das Rathaus, das Apollo-Palais, die Sternfestung, das Haus Poynár oder das Palais Moskovitz. Sehenswert sind auch einige orthodoxe sowie römisch-katholische Kirchen in der Stadt. Manche von ihnen beherbergen auch ein hausinternes Museum.



    Die orthodoxe Mondkirche“ (rum. Biserica cu Lună), offiziell Kirche zur Entschlafenen Muttergottes“ (rum. Biserica Adormirea Maicii Domnului), erbaut im barocken bis klassizistischen Baustil, fertiggestellt 1790, sollte auf jeden Fall nicht verpasst werden. Wahrzeichen ist ein Mechanismus im Turm, der anhand einer Kugel die aktuelle Mondphase anzeigt. Der Turm ist 55 m hoch, wobei die Kugel einen 3 m gro‎ßen Durchmesser hat.



    Ebenfalls in der Innenstadt befinden sich das Staatstheater und die Philharmonie. Interessierte Besucher, Kultur- und Musikliebhaber können sich abends im Konzertsaal entspannen oder einer Aufführung beiwohnen. Theateraufführungen gibt es sowohl in rumänischer wie auch in ungarischer Sprache. Die meisten Aufführungen beginnen um 19 Uhr.

  • Premieren des Temeswarer Nationaltheaters

    Premieren des Temeswarer Nationaltheaters

    Das erste Musical der Regisseurin Ada Lupu, Maria de Buenos Aires“ feierte neulich seine Erstaufführung im westrumänischen Timişoara (Temeswar). Die Regisseurin baut zusammen mit den Schauspielern des Theaters und mit der Band Nuevo Tango Quintet eine Welt voller Energie und Sinnlichkeit auf. Die Musik des Komponisten Astor Piazzolla, die Verse des uruaguayischen Dichters Horacio Ferrer stellen einen perfekten Milonga-Abend in Temeswar wieder her. Die Gäste sitzen am Tisch, auf dem Tisch gibt es Wasser, Wein und Tischlampen, die ein diskretes Licht werfen. Die Gäste werden ab und zu von den Schauspielern, die jetzt die Rolle der Tänzer spielen, zum Tanz eingeladen.



    Die Idee, das berühmte Musical in Temeswar zu inszenieren, kam vom Akkordeonspieler Alin Stoianovici, einem der Gründer der Band Nuevo Tango Quintet. Regisseurin Ada Lupu erklärte nach der Premiere:



    Vor einem Jahr kam die Aufführung » Maria de Buenos Aires « ins Leben des Temeswarer Nationaltheaters zusammen mit Alin Stoianovici, der mich fragte, wie es wäre, wenn wir das Musical inszenieren würden, und wie ich mir diese Inszenierung überhaupt vorstellen würde. Damals hatte ich eine Entwicklung des Theaters in die Richtung Performance in Aussicht. Es handelt sich um ein sogenanntes in der Theateraufführung integriertes Konzert — das Orchester spielt nicht in dem Theatergraben, es kann im Publikum sitzen, das Orchester kann zudem seinen Rhythmus ändern und somit wird die Aufführung viel lebendiger.“




    Maria de Buenos Aires“ erzählt eine Liebesgeschichte, die Geschichte einer Frau sowohl aus der Perspektive der Religion als auch aus der Perspektive der Gegenwart. Ada Lupu mit weiteren Einzelheiten:



    Wir diskutieren darüber, was eine Frau heutzutage darstellt, was es in ihrer Seele gibt, was sie in dieser Welt, die sie mehr oder weniger liebt, schätzt und ihr das Recht gewährt, eine Stellungnahme zu haben. Dazu spielt sich alles auf einer herrlichen Musik ab. Die Musik von Piazzolla ist eigentlich mehr als Musik. Es ist nicht nur Tango, sondern experimentelle Musik, Liebesmusik, intellektuelle Musik, eine Musik die über alle Schranken der Gefühle hinausgeht und mehr als eine Emotion wird. Wir haben die Aufführungen in fast zwei Monaten vorbereitet. Wir haben den Text erneut übersetzt und adaptiert. Wichtig für uns war es, eine offene Aufführung zu inszenieren, eine Aufführung in der wir mit dem Publikum arbeiten, eine Aufführung die uns den Anlass gibt, Gefühlen und tiefen Emotionen Ausdruck zu verleihen. Die Menschen sollen den Mut haben, ‚Ich liebe dich‘ zu sagen, wir sollen unser Leben für das Leben wagen, wir sollen es wagen, alles zum Audruck zu bringen, was uns gefällt und was nicht, keine Vorurteile haben, denn diese setzen grausame Schranken und führen zu einem furchtbaren Frust in unserer Gesellschaft. Um das zu vermeiden, sollen wir unseren Gefühlen Ausruck verleihen, denn nur so können wir uns viel schöner und tiefer als alle Vorurteile entwickeln.“




    Das Musical Maria de Buenos Aires“ war die dritte Premiere der Spielzeit 2014-2015 beim Temeswarer Theater. Theaterintendantin Ada Lupu dazu:



    Die erste Aufführung, die die Spielzeit eröffnete, ist »Pe ceas. Cu 60 de minute mai bătrân«, zu deutsch »Nach der Uhr. 60 Minuten älter«, nach dem Text von Peca Ştefan. Es handelt sich um eine Koproduktion mit dem Staatstheater aus Karlsruhe und am 3. Oktober soll die Aufführung auch auf die Bühne des Karlsruher Theaters gebracht werden. Es handelt sich um ein europäisches Projekt, das unter der Schirmherrschaft der Europäischen Theaterkonvention angesto‎ßen wurde und zu deren Mitgliedern wir ebenfalls zählen. Im April werden wir dieses Stück beim Rumänischen Dramaturgiefestival inszenieren. Dabei sollen weitere vier Produktionen der anderen Mitglieder-Theater der Konvention auf die Bühne gebracht werden. Die Aufführungen werden um das Thema »Art of Ageing« kreisen, oder was es im heutigen Europa bedeutet, alt zu werden und in die Rente gehen. Unsere Aufführungen basieren auf einer Reihe von Interviews die Ştefan in Temeswar und in Karlsruhe zu verschiedenen Themen machte. Jeder Moment des Lebens, den man an der Arbeit, zu Hause oder anderswo verbringt, ist eine Wahl, weil solche Momente für immer vorbei sind. Die Idee finde ich sehr tief und wichtig.“




    Nach der Aufführung Nach der Uhr. 60 Minuten älter“ von Peca Ştefan, kam Nopţi albe“, zu deutsch “Wei‎ße Nächte“, eine Inszenierung nach Dostojewski des italienischen Regisseurs Stefano de Luca. In den folgenden Minuten spricht Theaterintendantin Ada Lupu über die kommenden Aufführungen des Temeswarer Theaters:



    Wir bereiten ein anderes Musical vor: »Die schöne und das Biest«. Die Inszenierung des Regisseurs Kero (Miklós-Gábor Kerényi) soll im gro‎ßen Saal unseres Theaters aufgeführt werden. Hauptdarsteller sind Matei Chioariu in der Rolle des Biestes und die Opersolistin Cristina Vlaicu in der Rolle Belle. Es handelt sich um keine Performance, in der auch das Publikum eine gewisse Rolle spielt, sondern um eine klassische Aufführung mit Darstellern auf der Bühne und Zuschauern im Saal. Ich glaube, sie wird einen hervorragenden Erfolg erzielen. »Maria de Buenos Aires« richtet sich an ein gewisses Publikum, während »Die Schöne und das Biest« eine andere Zielgruppe hat. Ich sagte früher, ich möchte, dass sich unser Theater in die Richtung Performance entwickelt, damit habe ich die Zusammenarbeit zwischen Schauspielern und Musikern gemeint. Ich möchte den gemeinsamen Faktor Performing finden, der das Theater, die Musik und den Tanz zusammenbringt. Das ist für mich als Forschungsbereich von gro‎ßem Interesse. Wir haben ebenfalls eine Zusammenarbeit mit Pal Frenak in Aussicht. Pal Frenak ist ein ungarischer Choreograph, der in Frankreich lebt und eine Koproduktion mit dem Theaterensemble von Gigi Căciuleanu vorbereitet. Wir setzen also unsere Projekte im Bereich Performing fort. Mal sehen, wo der Treffpunkt dieser unterschiedlichen Kunstgattungen ist. Ich möchte, dass das Temeswarer Theater neue Wege öffnet.“