Tag: Stadtbibliothek

  • Parol, mon cher: Literaturwettbewerb für Gymnasiasten

    Parol, mon cher: Literaturwettbewerb für Gymnasiasten

    Der Wettbewerb legt den Akzent auf die Werke des Dramatikers I. L. Caragiale legt. Kurzprosa, Lyrik und Drama sind die drei Kategorien, in die die an die Bibliothek gesendeten künstlerischen Werke fallen müssen. “Parol, Mon Cher” ist ein Wettbewerb, der sich an literarisch interessierte Schülerinnen und Schüler der Klassen IX-XII richtet, die ihre Arbeiten in einem Schulwettbewerb präsentieren möchten.



    Die besten Arbeiten werden in einer Anthologie mit Texten veröffentlicht, die vom Verlag der Bukarester Stadtbibliothek in der Reihe Literatur ohne Alter gedruckt wird. Die Stadtbibliothek Bukarest ist ein Netz öffentlicher Bibliotheken unter der Schirmherrschaft des Bukarester Rathauses. Ramona Mezei, Direktorin der Stadtbibliothek Bukarest. “Alle eingegangenen Beiträge werden von einer Fachjury bewertet, die die Gewinner des Wettbewerbs für jede Kategorie auswählt. In jeder Kategorie werden drei Preise und einen Sonderpreis vergeben. Ich möchte erwähnen, dass die erste Ausgabe dieses Literaturwettbewerbs für Gymnasiasten die Stadt Bukarest zum Thema hatte und die zweite Ausgabe die Welt von morgen, in der sich die Gymnasiasten mit einem Genre auseinandersetzten, das ihnen sehr am Herzen liegt, nämlich Fantasy. Ziel dieses Projekts ist es, das literarische Schaffen von Gymnasiasten in Bukarest zu fördern. Wir glauben, dass es unsere Aufgabe als öffentliche Bibliotheken ist, intellektuelle Bestrebungen zu unterstützen, lebenslanges Lernen zu fördern und den Lesern sowohl die Ressourcen als auch das Umfeld zur Verfügung zu stellen, um ihre Bedürfnisse zu erfüllen.



    Seitdem wir diesen Wettbewerb gestartet haben, konnten wir erfreulicherweise feststellen, dass junge Menschen über eine au‎ßergewöhnliche Kreativität verfügen, und unsere Aufgabe besteht einfach darin, diese Kreativität zu fordern und zu fördern. Ein weiteres Projekt der Stadtbibliothek ist das kreative Schreibprojekt für Grund- und Sekundarschüler, das in diesem Jahr unter dem Motto FRIEDEN steht. Ausgehend von den Buchstaben des Wortes ermutigen wir die Kinder, in unseren Zweigstellen an kreativen Schreibworkshops teilzunehmen und Geschichten über Frieden, Erinnerungen, Reisen und Gefühle zu schreiben. Auch dieses Projekt ist Teil der Reihe Literatur ohne Alter und soll die Schreibfähigkeiten der Kinder fördern und ihre Fantasie anregen.”



    Kreative Schreib- und Illustrationsworkshops für Kinder werden bis Ende August in allen Zweigstellen der Stadtbibliothek Bukarest und in Schulbibliotheken organisiert. Die am besten bewerteten Texte werden in einer Anthologie des Bibliothekverlags veröffentlicht.

  • Leseförderung: Bukarester Stadtbibliothek wirbt um Leser im öffentlichen Verkehr

    Leseförderung: Bukarester Stadtbibliothek wirbt um Leser im öffentlichen Verkehr

    Laut einer Umfrage von 2015 hätten 25% der in der Provinz lebenden Rumänen in den letzten 12 Monaten kein Buch gekauft. In Bukarest lag dieser Prozentsatz bei 6%. Zudem erklärten 62% der Bukarester, sie hätten in derselben Zeitspanne ein bis fünf Bücher gekauft. 48% der Bewohner anderer rumänischer Regionen gaben dieselbe Antwort. Diese Daten wurden vom Kultur-Konsum-Barometer vor zwei Jahren erfasst. Jetzt hat der Verein Curtea Veche“ eine neue Studie durchgeführt. Curtea Veche“ fördert das Lesen in den Reihen der Kinder. Valentina Roman, Leiterin des Vereins erklärt:



    Nur 8% der Kinder in Bukarest lesen aus Vergnügen in ihrer Freizeit. Ein Teil derer, die nicht lesen, sagen, sie hätten keine Zeit dazu, weil sie Schule und zusätzliche Kurse besuchen, oder sie würden keine Bücher finden, die ihnen gefallen. Die Eltern würden sie zwingen, Bücher zu lesen, die sie nicht interessant finden.“




    Im Rahmen der Studie wurden 1082 Schüler zwischen 11 und 14 Jahren befragt. Dabei stellte sich auch die Frage der Bibliothek-Besuche. Ob die Schüler in die Bibliothek gehen oder nicht, erfahren wir von Valentina Roman:



    Knapp zwei Drittel sagten uns, sie würden die Schulbibliothek nicht besuchen, weil es da keinen Leseraum gibt. Ein anderer Grund ist, dass sie keine für ihr Alter passenden Bücher finden. Ein kleiner Anteil besucht auch die öffentlichen Bibliotheken. Sie tauschen eher Bücher unter sich. Die meisten Lese-Empfehlungen kommen ja von den Freunden. Die Kinder bevorzugen diese den Empfehlungen der Schule oder der Eltern.“




    Auch wenn sie wenig bekannt und besucht werden, bieten die Bibliotheken in den unterschiedlichen Stadtteilen passende Leseräume und Bücher zum Ausleihen. Zugleich sind sie Orte, wo die Menschen in Kontakt miteinander kommen und wo gemeinschaftliche Projekte abgewickelt werden. Das wollten die Bibliothekare der Bukarester Stadtbibliothek Mihail Sadoveanu“ zeigen. Die Bibliothek hat Filialen in allen Bezirken der Stadt und in fast allen Stadtteilen. Die jüngste Kampagne der Bibliothek war Reise mit einem Buch“ und wurde in Partnerschaft mit dem Bukarester Verkehrsbund RATB abgewickelt. Anfang März haben die Bibliothekare in den öffentlichen Verkehrsmitteln Lächeln und Leseaufforderungen verteilt, wie uns Anca Râpeanu, Geschäftsführerin der Stadtbibliothek, erzählte:



    Ein Gro‎ßteil der Bukarester verbringt täglich, wegen des Verkehrs, viel Zeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Was wäre, wenn sie diese Zeit fürs Lesen ausnutzen würden? Was haben wir dann gemacht? Am 1. März, ein besonderer Tag für die Damen, haben wir ihnen Glückwunschkarten geschenkt. Diese wurden von den Kindern, die an den Kunst-Workshops unserer Bibliothek teilnehmen, gebastelt. So teilen wir den Bukarestern mit, dass wir viele gute Bücher haben und ihnen auch andere kostenlose Programme anbieten.“




    In den sechs Tagen haben 50 Bibliothekare, 7 Volontäre und 10 Praktikanten in den öffentlichen Verkehrsmitteln in Bukarest mit etwa 11 Tausend Bukarestern diskutiert und au‎ßer Glückwunschkarten auch Visitenkarten verteilt. Worum es sich handelt, sagt uns Marilena Chiriţă, Leiterin der Marketing- und PR-Abteilung der Bukarester Stadtbibliothek:



    Was für eine bessere Visitenkarte als die Broschüre mit unseren 34 Filialen könnte die Bibliothek haben? In den Verkehrsmitteln zeigten sich die Menschen interessiert, wo es uns gibt und was wir anbieten. Wir haben auch Menschen getroffen, die unsere Angebote in Anspruch genommen haben.“




    Das Motto der Kampagne lautete: Ein gutes Buch kann in jedem öffentlichen Verkehrsmittel gelesen werden“. Noch ist es zu früh, um zu sagen, ob es ein Erfolg war. Eine andere Kampagne war aber ein Erfolg und findet jetzt wöchentlich statt, weil das Interesse gro‎ß ist. Anca Râpeanu, Geschäftsführerin der Stadtbibliothek, berichtet über Die Märchen-Stunde“:



    Wir haben mit 16 Filialen angefangen. Ein Volontär erzählt den Kindern zwischen 3 und 6 Jahren, die von Eltern begleitet werden, ein Märchen. Die Idee war folgende: Ein Dreijähriger ist kein Leser, das kann er aber werden, wenn man ihm vorliest und er Bücher sieht. Wir hoffen, dass dann auch die Eltern ihren Kindern vor dem Schlaf mindestens 10-15 Minuten vorlesen werden.“




    Und vielleicht wird auch diese in der Bibliothek verbrachte Märchenstunde die Eltern dazu bringen, ein Buch auszuleihen, um es im Bus zu lesen.

  • Kulturprojekte zur Förderung des gemeinschaftlichen Zusammenhalts

    Kulturprojekte zur Förderung des gemeinschaftlichen Zusammenhalts

    Einige Initiativen zur Annäherung der Menschen an die Kultur und an die anderen wurden z.B. von der NGO Home Made Culture“ ins Leben gerufen. Diese fokussierte in den letzten Jahren auf Theaterschauspielen an unkonventionellen Orten wie z.B. in einer Hochhauswohnung. In diesem Herbst wurde die Wohnung durch ein Treppenhaus ersetzt, wo an sieben Abenden sieben Schauspiele inszeniert wurden. Diese wurden gemeinsam mit dem Publikum, den Hochhausbewohnern, ausgewählt. Die Veranstaltung Wir spielen mit offenem Treppenhaus“ war ihrerseits ein Teil eines umfangreicheren Projekts. Dieses trug den Namen Generator“ und nahm sich vor, die Bürger zu fördern, Aktivitäten vorzuschlagen, die ihren alltäglichen Sozialisierungsbedürfnissen entgegen kommen. Nach etlichen Versuchen sto‎ßen die Initiatoren des Vorhabens Wir spielen mit offenem Treppenhaus“ schlie‎ßlich auf Bereitschaft in einem Hochhaus des Bukarester Stadtviertels Crângaşi. Cristina Epure, Mitglied des Verbandes Home Made Culture“, erzählt uns, wie die Menschen ihre Initiative entgegen genommen haben.



    Sie waren von Anfang an sehr offen, was eher selten zu finden ist. Bevor wir dieses Wohnhaus gewählt haben, haben wir einen Aufruf gemacht, wir sind von Tür zu Tür gegangen, zu allen Wohnungen, aber die Menschen zeigten Zurückhaltung. Es handelte sich um etwas Neues. Darüber hinaus hat sich mit der Zeit eine Art Furcht oder Distanz unter den Nachbarn entwickelt. Deshalb wird etwas Neues zuerst als mögliche Gefahr betrachtet. Au‎ßerdem ist das Treppenhaus ein Niemandsland. Keiner beansprucht es, aber wenn jemand dort etwas unternehmen möchte, dann nehmen einige Bewohner das Treppenhaus plötzlich wieder in Anspruch als ihren Raum.“




    Langsam wandelte sich das Treppenhaus in einen Ort um, an dem man für jeden etwas fand. Man hat Schauspiele inszeniert, Opern aufgeführt, Origami-, Mal- und Collage-Werkstätten veranstaltet hat. Es hat alles Mögliche gegeben, alles kostenlos, oder jeder Nachbar hat als Entgelt ein kleines Häppchen mitgebracht. Somit hat man den Gemeinschaftsgeist zusammengeknüpft, und die Menschen haben erfahren, dass sie mit wenig Ressourcen gemeinsam eine schöne Zeit verbringen können. Cristina Epure.



    Jean-Lorin Sterian, der Mensch, der unseren Verband ins Leben gerufen hat, hat eine breite Vision und kennt die rumänische Künstlerszene sehr gut. Er hat Leute vorgeschlagen, die Projekte mit sozialem und erzieherischem Effekt vorlegen. Wir betrachten nicht nur die künstlerische Seite. So war zum Beispiel das erste Stück »Böse Kinder« mit Katia Pascariu. Das ist Bildungs-Theater. Wir wollten eine sowohl für Kinder als auch für Erwachsene zugängliche Thematik haben. Auch wenn die Zeitspanne kurz war, haben wir gefühlt, dass es eine Wirkung hatte. Ich hoffe, die Menschen werden sich an diese Events erinnern, wenn sie durchs Treppenhaus gehen, und an eine Alternative zum Fernsehen oder zum Computer denken.“




    Nicht nur durch Bildungstheater kann man den Gemeinschaftsgeist stimulieren, sondern auch durch Architektur-Projekte. Genau das tun zwei junge Architekten von StudioBasar“. 2016 haben sie die 2014 angefangene Zusammenarbeit mit der Städtischen Bibliothek Bukarest fortgesetzt. Ihrer Meinung nach stellen die öffentlichen Bibliotheken eine der wenigen Ressourcen dar, die den Gemeinschaftsgeist wieder erwecken können. Der Architekt Alex Axinte von StudioBasar“ dazu:



    Ich glaube, das ist eine Folge der Nachwendezeit, es ist ein Element, das wir verloren haben, und jetzt fragen wir uns, warum das Essen keinen Geschmack mehr hat. Wir wissen nicht, dass dem Essen das Salz fehlt. Wir Architekten von StudioBasar haben uns gedacht, dass das ein Notfall ist. Architekten müssen auch handeln und mit ihren eigenen Mitteln die Überreste des Gemeinschaftsgeistes, da wo es diese noch gibt, identifizieren.“




    In diesem Sommer haben die Architekten von StudioBasar zusammen mit Architektur- und Soziologie-Studenten die Filiale der Städtischen Bibliothek auf einem viel befahrenen Boulevard in Bukarest umgestaltet, um diese sichtbarer zu machen. Sie haben auch dazu beigetragen, eine andere Filiale im Militari-Viertel, einem gro‎ßen Plattenbau-Viertel aus der kommunistischen Zeit, wieder zu eröffnen. Die Bewohner zeigten sich froh darüber, dass die Bibliothek wieder eröffnet wird, auch wenn sie vergessen hatten, dass es sie gegeben hat. Alex Axinte dazu:



    Wir haben mit den Besuchern der Kinder-Bibliothek von nebenan diskutiert und auch mit Bibliothekaren und Bibliothekarinnen. Wir alle waren uns einig, dass die Bibliothek mehr Platz für andere Tätigkeiten braucht, ohne aber die Zahl der Bücher zu reduzieren. Die Geselligkeit im kulturellen Kontext stellt eine riesige Notwendigkeit in einem Viertel mit 300 Tausend Einwohnern dar. Vor dem Projekt haben die Studenten eine Befragung gemacht. Auf die Frage ‚Wo treffen sie Ihre Bekannten?‘ lautete meistens die Antwort ‚im Supermarkt, im Treppenhaus‘. Es gibt ein Problem, wenn die Supermärkte zu sozialen Treffpunkten geworden sind. Die Leute freuen sich, dass eine Bibliothek von 40 Quadratmetern wieder eröffnet wird.“




    Die öffentlichen Bibliotheken können Treibstoff für den Gemeinschaftsgeist sein, wenn sie nicht nur mit Büchern assoziiert werden, meint auch Anca Râpeanu, die Leiterin der Städtischen Bibliothek. In den 33 Filialen in Bukarest werden auch Strickerei-Workshops, IT-Kurse und Fremdsprachen-Kurse kostenlos organisiert. Zudem wurde im letzten Sommer die Initiative Märchen-Karawane“ ins Leben gerufen. Auch an diesem Projekt nahm Alex Axinte teil. Er stellte einen passenden Anhänger zur Verfügung. Wie ein Tag im Leben dieses Projekts ausschaut, sagt uns jetzt Anca Râpeanu:



    Es ist 5.30 — 6 Uhr in der Früh. Aus dem Lagerbereich werden alle Schachteln mit Spielzeug, Stiften, Bällen, Theater-Puppen, Brettspielen geholt. Sie werden dann der Reihe nach in den Anhänger gepackt, um sie dann in den Park zu bringen. Die Karawane setzt sich in Bewegung. Im Park werden alle Schachteln ausgepackt, alles wird in Ordnung gebracht und um 10 Uhr fangen die Workshops an: Basteln, Zeichnen, Spielen im Freien. Um 11 Uhr beginnt das Hüpfen und Spielen. In der Zwischenzeit diskutieren meine Kollegen mit den Eltern und erklären ihnen, was wir mit der Bibliothek und der Karawane vorhaben. Um 7 Uhr abends gibt es Puppen-Theater und dann eine Zumba-Werkstatt. Am Abend müssen meine Kollegen von den kurzen Pausen profitieren, um alles wieder einzupacken, denn ansonsten kann die Karawane nicht mehr nach Hause fahren.“




    Das alles, um zu beweisen, dass die Bibliothek in erster Reihe ein öffentlicher Platz ist und erst nachher ein kultureller Platz. Und die freiwilligen Helfer hoffen, dass dieser in 2017 sichtbarer wird.