Tag: Stadtmuseum

  • Digitale Archäologie im Stadtmuseum Bukarest

    Digitale Archäologie im Stadtmuseum Bukarest

    Die Ausstellung nimmt Besucher mit auf eine faszinierende virtuelle Reise in die Vergangenheit der Hauptstadt – von der Stadt Bukarest im 15. bis zum 19. Jahrhundert. Sie bietet neue Einblicke in das tägliche Leben und die Entwicklung Bukarests.

    Kuratorin Alina Streinu sprach mit uns über die Ausstellung und das dahinterstehende Projekt.

    Die Ausstellung wurde im Rahmen eines von der Verwaltung des Nationalen Kulturfonds kofinanzierten Projekts organisiert, das die mittelalterliche Geschichte Bukarests aus keramischer Perspektive beleuchtet. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit Kollegen des Nationalen Instituts für Kulturerbe und hatte das Ziel, Keramikfunde aus archäologischen Kontexten symbolträchtiger Gebiete Bukarests sichtbar zu machen. Dafür wählten wir aus dem Erbe des Stadtmuseums jene Gefäße aus, die wir als besonders repräsentativ erachten – sie stammen aus diesen historischen Stadtgebieten und erzählen noch heute vom häuslichen Leben der Bukarester im 17., 18. und 19. Jahrhundert.

    Welche Gefäßarten wurden bei den archäologischen Ausgrabungen entdeckt, die die Grundlage der Ausstellung bilden? Woher stammen sie, und welche Erkenntnisse liefern sie?

    Im Laufe des Projekts stellten wir fest, dass die meisten gefundenen Keramikobjekte vor allem Küchen-, Koch- und Serviergefäße sind. Während die Küchenkeramik eine bemerkenswerte Einheitlichkeit aufweist und sich in vielerlei Hinsicht ähnelt, zeigen sich bei der Servierkeramik einige interessante Unterschiede. So fanden wir beispielsweise Krüge, die jenen aus dem Osmanischen Reich stark ähneln, sowie Bierkrüge mit deutlichen Parallelen zu germanischen Vorbildern. Zudem entdeckten wir Mineralwasserkrüge und andere kleine Artefakte, die als Importgüter nach Bukarest gelangten – ein Zeugnis der Handelsbeziehungen zwischen der Walachei und den großen Handelsmächten jener Zeit.

    Alina Streinu berichtet uns auch über die digitale Komponente der Ausstellung im Suțu-Palast – die Website mmb.cimec.ro. Sie dient als digitaler Katalog der archäologischen Forschungen zu den in der Hauptstadt entdeckten Keramiken.

    Die archäologischen Untersuchungen des Stadtmuseums Bukarest begannen in den 1950er Jahren und werden bis heute fortgesetzt, um Funde ans Licht zu bringen, die das schriftliche Geschichtsbild Bukarests ergänzen, erklärt Streinu.

     Das Projekt und die Ausstellung gehen auch mit dem Start der Website mmb.cimec.ro einher, auf der die Ergebnisse dieser Forschungen präsentiert werden. Dort sind Bilder von 300 Keramikobjekten aus dem Bestand des Bukarester Stadtmuseums zu sehen, von denen 150 von Kollegen des Nationalen Instituts für Kulturerbe in 3D gescannt wurden. Zudem wurden auf der Website Archivaufnahmen des Stadtmuseums aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren veröffentlicht, die archäologische Forschungen an historischen Stätten in Bukarest dokumentieren.

    Kuratorin Alina Streinu erläutert weiter die Intention hinter der Ausstellung „Digitale Archäologie“ im Stadtmuseum.

    Eine der treibenden Ideen hinter diesem Projekt und der Ausstellung war es, ein neues Publikum anzusprechen. Deshalb haben wir auch neue Techniken wie die 3D-Technologie eingesetzt, um das kulturelle Erbe aufzuwerten und zu fördern. Durch den Einsatz dieser innovativen Methoden, die wir für die präzise und kohärente Dokumentation von Kulturgütern für absolut relevant halten, konnten wir auch ein jüngeres Publikum erreichen. Am Ende des Projekts organisierten wir sogar einen Workshop an der Fakultät für Geschichte, bei dem wir alle Materialien des Projekts vorstellten. Besonders die Studenten, die jüngeren Kollegen, zeigten großes Interesse an der 3D-Technologie – insbesondere daran, wie die 3D-Modelle erstellt wurden und der gesamte Bearbeitungsprozess dahinter aussieht. Es besteht also echtes Interesse von jungen Fachleuten, mit denen wir hoffen, in Zukunft zusammenzuarbeiten, um diese neuen Techniken weiterzuentwickeln und das kulturelle Erbe noch wirkungsvoller zu dokumentieren und zu fördern.

    Zum Abschluss unserer Diskussion gab Alina Streinu einen Überblick über die archäologischen Stätten in der Hauptstadt, aus denen die Ausstellungsstücke im Bukarester Stadtmuseum stammen.

    Die meisten der digitalisierten Gefäße, die sowohl online als auch in der Ausstellung im Suțu-Palast zu sehen sind, stammen aus Forschungen, die im Umkreis der Straßen der heutigen Altstadt von Bukarest durchgeführt wurden. Diese Forschungen wurden hauptsächlich von Archäologen des Bukarester Museums koordiniert, aber es gab auch Ausgrabungen in anderen Bereichen, wie dem Cotroceni-Palast, dem Radu-Vodă-Hügel und der St.-Nikolaus-Udricani-Kirche. Die jüngsten Ausgrabungen gehören zu den neuesten Entdeckungen.

  • Bukarest: Die Sehenswürdigkeiten im Überblick

    Bukarest: Die Sehenswürdigkeiten im Überblick

    Viele Besucher zieht es in die Altstadt von Bukarest – fasziniert von ihrer Geschichte, aber auch von den zahlreichen Terrassen und Restaurants. Dan Anghelescu, ein erfahrener Gastronom, kennt die Gäste der Stadt bestens. Wir haben ihn gefragt, was das alte Zentrum Bukarests so besonders macht.

    Erstens bietet die Altstadt von Bukarest Unterhaltung, Geschichte und erstklassige Unterkünfte – von Boutique- bis Fünf-Sterne-Hotels. Dazu kommen ausgezeichnete Restaurants mit köstlichem Essen und deutlich niedrigeren Preisen als in vielen anderen Ländern. Zweitens: das Nachtleben – die Stadt pulsiert! Zudem begeistern historische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert mit ihrer außergewöhnlichen Schönheit. Wer einen Blick auf die Balkone in der Altstadt wirft, wird von der kunstvollen Schmiedearbeit dieser Epoche fasziniert sein.

    Die Altstadt, begrenzt von der Calea Victoriei, dem Universitätsplatz und dem Unirii-Platz, beherbergt zahlreiche historische Gebäude und Plätze. Unweit des Nationalmuseums für rumänische Geschichte steht die Stavropoleos-Kirche – das letzte erhaltene Bauwerk des gleichnamigen Klosters aus dem Jahr 1724. In der Nähe des Unirii-Platzes finden sich zudem die Ruinen des Fürstlichen Hofes aus dem 16. Jahrhundert.

    Hier steht auch die älteste Kirche Bukarests, die 1558 von Mircea Ciobanul, dem Herrscher der Walachei, erbaut wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Fürstenhof-Kirche durch Brände und Kriege beschädigt, doch stets wiederaufgebaut. Heute ist sie ein wertvolles Beispiel feudaler religiöser Architektur, das in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. Auf dem Gelände des Fürstenhofs befindet sich zudem das Gasthaus Manuc, das Anfang des 19. Jahrhunderts errichtet wurde und noch heute Reisende beherbergt. Abschließend fragten wir Dan Anghelescu welche die meistbesuchten Sehenswürdigkeiten der rumänischen Hauptstadt sind.

    An erster Stelle steht der Parlamentspalast. In letzter Zeit verzeichnen wir auch ein steigendes Interesse am Frühlingspalast, der ehemaligen Residenz von Nicolae Ceaușescu. Zudem werden Museen wie das Bukarester Stadtmuseum häufig besucht. Auffällig ist, dass ausländische Touristen nicht nur zu Konzerten und Fußballspielen kommen, sondern auch – wenn sie Rumänisch sprechen – Theateraufführungen in Bukarest besuchen. Und natürlich zieht das George-Enescu-Festival für klassische Musik, das dieses Jahr am 24. August beginnt, ebenfalls viele internationale Gäste an.

    Wer die Geschichte der rumänischen Hauptstadt entdecken möchte, sollte das Bukarester Stadtmuseum besuchen. Es liegt in der Altstadt, nahe dem Universitätsplatz, wo sich die Universität Bukarest und das Nationaltheater befinden, sowie ein ikonisches Hotel, das in vielen Reiseführern abgebildet ist. Das Museum ist im Șuțu-Palast untergebracht – einem vergleichsweise kleinen Gebäude, das von den umliegenden Hochhäusern überragt wird. Errichtet wurde der Palast 1833 von der Familie Șuțu und erlangte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Berühmtheit durch die hier veranstalteten Bälle und Karnevals. 1932 ging das Gebäude in den Besitz einer Bank über, bevor es an die Stadt Bukarest übergeben wurde. Seit Januar 1959 dient es als Museum.

  • Vorkriegszeit und Zwischenkriegszeit: Ausstellung im Stadtmuseum Bukarest

    Vorkriegszeit und Zwischenkriegszeit: Ausstellung im Stadtmuseum Bukarest

    Die Ausstellung im Filipescu-Cesianu-Haus zeigt zum Einen unterschiedliche Fragmente des Alltags. Da wäre zum Beispiel das Essensritual der Bukarester Elite, das im Kontext tiefgreifender kultureller Veränderungen zu sehen ist. Die Ausstellung beleuchtet andererseits den Übergang von der strengen Etikette der Vorkriegszeit zu der entspannteren gesellschaftlichen Haltung in der Zwischenkriegszeit. Andreea Mâniceanu, eine der Kuratorinnen, sprach mit uns über die Etikette der Bukarester Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

    In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Etikette und der Lebensstil der Bukarester Elite von mehreren charakteristischen Elementen geprägt, wie zum Beispiel dem westlichen Einfluss, da die meisten Vertreter der Elite im Ausland, insbesondere in Frankreich, studiert hatten. Das führte zu einer Anpassung an die westlichen Sitten und den Lebensstil. Mode, Architektur und gesellschaftliche Bräuche spiegelten diese Einflüsse wider.

    In dieser Zeit begannen die Leute aus den höheren sozialen Schichten sich auch anders zu kleiden, erklärt die Kuratorin Andreea Mâniceanu.

     „Die Bukarester Elite legte auch besonderen Wert auf die Kleidung. Die Herren trugen elegante, modische Anzüge, die von westeuropäischen Trends inspiriert waren, während die Damen hochelegante Kleider trugen, die oft von Modehäusern entworfen wurden. Darüber hinaus waren Bälle und Empfänge wichtige Anlässe, um diese Eleganz zu zeigen.

    Die Ausstellung gewährt dem Publikum auch einen Einblick in das Leben der Bukarester Elite in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mit einem besonderen Fokus auf Wohnkultur und gesellschaftliches Leben. Die Kuratorin Mâniceanu geht unter anderem auf die Baustile in den verschiedenen Stadtgebieten und Epochen ein.

    In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte die Bukarester Elite oft in zentralen Stadtteilen wie der Calea Victoriei oder Cotroceni. Ihre Residenzen weisen einen besonderen Baustil auf, der neoklassizistische Elemente aus verschiedenen Epochen vereinte, wie der Jugendstil oder der neorumänische Stil. Die Elite traf sich regelmäßig bei Bällen, Empfängen und Festessen im Königspalast oder anderen prächtigen Häusern. Beliebte Orte wie das Capșa-Café waren Treffpunkte für Politiker, Künstler und Aristokraten.

    Die Austellung erforscht den Übergang aus der Vorkriegszeit zur Zwischenkriegszeit, sowie die Einflüsse auf die letztere. Der Fokus liegt dabei auf der Dynamik zwischen der Außen- und der Innendekoration.  Vor dem Krieg war der Lebensstil der Aristokraten von Luxus geprägt. Die Häuser waren opulent und raffiniert, sowohl außen als auch innen. Die Gestaltung der Räume orientierte sich an westlichen Trends und dem Barockstil. Außen waren die Häuser auf Prunk und sozialen Status ausgerichtet. Die Innenräume sollten die Gäste beeindrucken. Möbel, Dekorationen und Materialien waren der Ausdruck von Kontinuität zwischen äußerer und innerer Pracht.

    Die Ausstellung zeigt, wie sich Veränderungen in der Gesellschaft und Wirtschaft auf das Wohnen in der Vorkriegszeit auswirkten. Der Innenraum spiegelte die Außenwelt, die soziale Struktur und Etikette wider. In der Zwischenkriegszeit begannen Veränderungen im Alltag und in den ästhetischen Vorlieben die Wahrnehmung und Gestaltung der Außendekoration zu beeinflussen. Die Dynamik zwischen Innen- und Außengestaltung verdeutlicht, wie sich der Wohnraum im Laufe der Zeit veränderte.

    Die Bukarester Elite widmete sich in dieser Zeit auch kulturellen Phänomenen, weiß die Kuratorin Andreea Mâniceanu.

    Die Elite in Bukarest war auch eng mit der Kulturszene verbunden. Oper, Theater und Kunstausstellungen kamen in den höheren Schichten der Gesellschaft gut an. Darüber hinaus sahen die Vertreter der Elite in der Kunst und Literatur die Möglichkeit, als Mäzen, als Gönner, ihr Prestige zu zeigen.

    Die Ausstellung des Museums der Stadt Bukarest präsentiert also die Dynamik des Wandels in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Kuratorin Mâniceanu erklärt zusammenfassend, was genau sich am Lebensstil nach dem Krieg veränderte.

     Die Ausstellung <Geschmack, Raffinesse und Geselligkeit> zeigt, wie sich die Gesellschaft im Laufe der Zeit veränderte. Vom Fokus auf Status und Spektakel hin zu einer Gesellschaft, in der persönliche Intimität und Komfort wichtiger wurden als Prunk und gesellschaftliche Pracht. Es wird deutlich, wie sich der Lebensstil wandelte, die Zwischenkriegszeit war funktional und auf die private Sphäre ausgerichtet.