Tag: Sterblichkeit

  • Rückblick auf die Ereignisse der Woche 22.11.–26.11.2021

    Rückblick auf die Ereignisse der Woche 22.11.–26.11.2021

    Neues Kabinett aufgestellt: Präsident Johannis ermahnt Koalition zu entschlossenem Krisenmanagement



    Das Bukarester Parlament hat am Donnerstag die neue Koalitionsregierung um den designierten liberalen Premierminister Nicolae Ciucă abgesegnet. Zwanzig Ressorts haben sich die Sozialdemokratische Partei (PSD), die Nationalliberale Partei (PNL) und der Ungarnverband (UDMR) nach langwierigen und teils hitzigen Verhandlungen untereinander aufgeteilt. Bei der feierlichen Vereidigung der Minister durch den Staatspräsidenten Klaus Johannis, teilte der Staatschef, der bis zu seiner politischen Karriere Lehrer war, ordentlich aus und ermahnte die Exekutive, an die Arbeit zu gehen. Die Menschen in diesem Land haben politische Krisen und leere Versprechungen satt. Es sei an der Zeit, die Probleme des Landes anzugehen, so der Staatspräsident:



    Die politische Krise ist beendet, doch die anderen Krisen und Probleme sind damit nicht aus der Welt geschafft. Die Pandemie ist nicht beendet, die Krise auf dem Energiemarkt ist nicht überwunden, sie nimmt nur neue Formen an; wir brauchen eine Haushaltskorrektur und eine gründliche Vorbereitung und Verabschiedung des Staatshaushaltes für kommendes Jahr. Die Menschen erwarten eine rechtzeitige Auszahlung ihrer Gehälter und Renten, und wir haben eine Fülle von anderen dringenden Problemen, die gelöst werden müssen. Für all dies brauchen wir eine solide Regierung mit einer konsistenten Mehrheit im Parlament — und diese Regierung gibt es nun.“



    Die vorausgegangenen Verhandlungen zwischen den Koalitionsparteien waren langwierig und von Geschacher um jeden Posten begleitet; insbesondere die PSD, die auch die stärkste Parlamentsfraktion aufstellt, und die PNL, die seit 2020 regiert hatte, lieferten sich verbale Schlagabtausche, die nicht selten unter die Gürtellinie gingen. Zu den Vereinbarungen des neuen Koalitionsvertrags gehört auch die Aufstellung des Ministerpräsidenten nach dem Rotationsprinzip. Die PSD erhielt neun Ministerien, die PNL musste sich mit acht Ressorts begnügen. Relativ leicht wurde der Juniorpartner UDMR beglückt — der Ungarnverband darf weiterhin seine drei bisherigen Ministerposten mit eigenem Personal besetzen. Es geht dabei um das Ministerium für Regionale Entwicklung, das Umweltministerium und das Sportministerium, hinzu kommt das Amt des Vizepremierministers.



    Alle Koalitionäre wollen selbstverständlich auch die jeweils eigene Wählerschaft bedienen, das Regierungsprogramm liest sich daher wie ein Katalog von hehren Prinzipien: 7% des BIP sollen für Investitionen herangezogen werden, der Nationale Wiederaufbau- und Resilienzplan müsse unverzüglich umgesetzt werden und mit dem nach dem Bauingenieur und Brückenbauer Anghel Saligny benannten Investitionsplan wolle man das Entwicklungsgefälle zwischen den Regionen des Landes verringern. Zu den offenbar sozialdemokratisch geprägten Versprechen gehören die Erhöhung der Sozialausgaben, des Mindestlohns, der Renten und des Kindergeldes. Im Verbraucherschutz will die Regierung kommendes Jahr den Schutzmechanismus unter die Lupe nehmen, mit dem Endverbrauchern und rumänischen Unternehmen das Leben nach den steigenden Energiepreisen erleichtert werden soll. Ein Ausschuss des Bildungsressorts soll ein neues Bildungsgesetz ausarbeiten und die Regierung verpflichtet sich, in den kommenden 10 Jahren zweistellige Milliardenbeträge in Euro in die Transportinfrastruktur zu investieren. Im Justizwesen sei man bemüht, die Verpflichtungen des Kooperations- und Kontrollverfahrens für Rumänien zu erfüllen. Und schlie‎ßlich in der Au‎ßenpolitik gibt es Einvernehmen: die Nato, die EU und die strategische Partnerschaft mit den USA sind nach wie vor die Eckpfeiler der Au‎ßen- und Sicherheitspolitik Rumäniens und Bukarest strebt eine Konsolidierung seiner Position an, ist noch im Regierungsprogramm der Koalitionäre zu lesen.



    Epidemiologische Lage in Rumänien: sinkende Infektionszahlen bei hoher Sterblichkeit



    Rumänien hat mit der neuen Regierung auch einen neuen Gesundheitsminister, auf dessen Fachwissen viele Hoffnungen für die Eindämmung der Pandemie setzen. Alexandru Rafila, 59 Jahre alt, Arzt mit Fachausbildung in Mikrobiologie und Infektiologie, Hochschulprofessor und und Vertreter Rumäniens bei der WHO, zeigt sich voller Tatendrang. Er will die Impfkampagne beschleunigen und 46 Krankenhäuser modernisieren lassen. Zugleich warnte er eindringlich gegen eine fünfte Welle der Pandemie und möchte entsprechende Ma‎ßnahmen dagegen treffen:



    Zum heutigen Zeitpunkt ist uns wichtig, die bestmögliche Partnerschaft mit den Fachkräften im Gesundheitswesen zu etablieren, so dass die zu treffenden Ma‎ßnahmen Zustimmung in der breiten Bevölkerung finden. Die täglich verzeichneten Hunderte von Toten bedrücken mich sehr. Es scheint fast unglaublich, dass ein EU-Staat so viele Todesfälle im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung hat. Wir müssen alles erdenklich Mögliche tun, damit sich diese Situation nicht wiederholt und damit die Menschen wieder Hoffnung hegen. Im Laufe des Jahres 2022 werden wir den Weg zurück zur Normalität finden.“



    Die Zahl der Neuerkrankungen an Covid-19 ist auch diese Woche zurückgegangen, nach langer Zeit werden wieder weniger als 2.000 Neuinfektionen in 24 Stunden verzeichnet, doch mit rund 200 Todesfällen täglich bleibt die Sterblichkeit recht hoch.



    Die Impfskepsis scheint indessen ungebrochen zu sein, nur etwa 40% der Bevölkerung haben mindestens eine Impfdosis verabreicht bekommen. Einige Landeskreise befinden sich noch im roten Szenario und das Bildungsministerium erlaubt Schulen in Ortschaften mit einer Inzidenz unter 3 Neuerkrankungen je 1.000 Einwohner, den Präsenzunterricht wiederaufzunehmen.



    Moldauische Präsidentin Maia Sandu zu Stippvisite in Bukarest



    30 Jahre ist es her, seit Rumänien und der damals junge unabhängige Nachbarstaat Moldaurepublik diplomatische Beziehungen aufgenommen haben. Zu diesem feierlichen Anlass stattete die moldauische Präsidentin Maia Sandu ihrem rumänischen Amtskollegen Klaus Johannis einen Besuch in Bukarest ab, bei dem die besonderen Beziehungen zwischen den beiden Staaten hervorgehoben wurden. Bukarest unterstütze die Moldaurepublik weiterhin uneingeschränkt und nachhaltig, sagte Präsident Johannis anlässlich der Gespräche. Dabei bleibe es nicht bei einem Lippenbekenntnis, sondern ginge es um mehrere gemeinsame Projekte wie die energetische Integration und Sicherheit beider Länder, die Entwicklung der gemeinsamen Verkehrsinfrastruktur und der Telekommunikation sowie die Kooperation im Bereich der Bildung. Für die Bemühungen der Moldaurepublik um europäische Integration sei die wirtschaftliche, diplomatische und bildungspolitische Unterstützung aus Bukarest wesentlich, sagte ihrerseits die moldauische Präsidentin Maia Sandu, die die historische, kulturelle und sprachliche Zusammengehörigkeit der beiden Staaten hervorhob.

  • Nachrichten 16.08.2020

    Nachrichten 16.08.2020

    Ab Sonntag gilt in Rumänien der vor drei Monaten eingerichteten Warnzustand 30 Tage weiter. Alle Beschränkungen werden beibehalten, Restaurantgärten dürfen jetzt allerdings bis Mitternacht geöffnet bleiben. Rumänien hat am Sonntag wieder etwas über 1000 Neuinfektionen gemeldet und die Schwelle von 70.000 Fällen von Coronavirus-Infektionen überschritten. Etwa 3000 Menschen sind hier bisher mit Covid-19 gestorben.

    Laut der jüngsten Studie des Europäischen Zentrums für Prävention und Kontrolle von Krankheiten liegt Rumänien in der EU auf dem ersten Platz in Bezug auf die COVID-19- Sterblichkeitsrate pro Million Einwohner. Die Sterblichkeit ist mit einem Verhältnis von über 19 Coronatoten pro Million Einwohner fast fünf Mal so hoch der EU-Durchschnitt mit mehr als 4 pro Million. Auch die Rate der Neuinfektionen je hunderttausend Einwohner ist fast viermal so hoch wie der europäische Durchschnitt.



    Zum ersten Mal wird in diesem Jahr in Rumänien der Nationale Tag zur Aufklärung über Gewalt gegen Christen veranstaltet. Der 16. August ist für die mehrheitlich orthodoxen rumänischen Christen auch der Tag der Heiligen Brâncoveanu-Märtyrer, die 1714 in Konstantinopel für ihren Glauben den Tod wählten. Die Gebäude des Parlaments, des Präsidialamts und der Regierung, weitere Baudenkmäler der Stadt und der Mogoşoaia-Palast des Herrschers Constantin Brâncoveanu erstrahlen am Abend in rotem Licht um an die Tatsache zu erinnern, dass vielerorts auf der Welt Christen verfolgt, Gewalt erfahren und ermordet werden. Laut Statistik werden jeden Tag weltweit acht Christen wegen ihres Glaubens ermordet.



    In der belarussischen Hauptstadt Minsk kommt es am Sontag zu neuen Protesten gegen die Wiederwahl von Präsident Alexander Lukaschenko vor einer Woche und die brutale Unterdrückung von Demonstrationen durch die Behörden. Am Samstag versammelten sich in Minsk riesige Menschenmengen. Trotz einer beispiellosen Herausforderung für seine Regierung seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist Präsident Lukaschenko nicht bereit, die Macht abzugeben, so die BBC. Er erhielt die Zusicherung, dass er von Moskau unterstützt werde, nachdem der Westen den Druck auf das Minsker Regime verstärkt habe. Die Europäische Union hat vor zwei Tagen angekündigt, neue Sanktionen gegen Beamte in Minsk zu verhängen, und immer mehr westliche Hauptstädte fordern die Wiederholung der Präsidentschaftswahlen.


  • Einwohnerzahl Rumäniens sinkt drastisch

    Einwohnerzahl Rumäniens sinkt drastisch

    Ersmals warnte das Nationale Statistikamt Dezember 2015 vor der langsamen Entvölkerung Rumäniens, als es seinen jährlichen Demografiebericht veröffentlichte. Der Bericht enthält statistische Angaben über die Zahl und die Struktur der Bevölkerung sowie die natürliche und von der Migration bedingten Bevölkerungsentwicklung und stellt heraus, dass die Einwohnerzahl Rumäniens jeden Monat um ein paar Tausend sinkt. Die Modernisierung bringe zudem eine negative demographische Entwicklung mit sich, mit der Westeuropa bereits in den letzten Jahrzehnten konfrontiert wurde. Die durchschnittliche Zahl der Kinder pro Familie sinkt, Frauen bekommen ihr erstes Kind immer später, ein eindeutig negativer Trend sei ebenfalls bei der Zahl der Eheschließungen festzustellen, während die Scheidungsrate deutlich wächst, stellt des Weiteren der Bericht des Nationales Statistikamtes fest.



    Am Dienstag teilte der Vorsitzende des Instituts für demographische Forschung Vasile Gheţău mit, dass 2015 die Geburtenrate in Rumänien einen negativen Rekordwert erreicht habe, der seit 50 Jahren nicht mehr vorgekommen sei. Seit Jahren sinke die Geburtenrate viel racher als die Sterberate, bekräftigte ferner Gheţău. Beschleunigt sei in den letzten 25 Jahren die langsame Entvölkerung Rumäniens von der Grenzöffnung, die nach der Wende erfolgte und dazu führte, dass derzeit Millionen Rumänen im Ausland leben. In letzter Zeit liege die Zahl derer, die das Land verlassen zum ersten Mal nicht mehr höher als derer, die zurückkehren. Damit sei jedoch die Senkung der Einwohnerzahl nicht zu verhindern, denn meistens ziehen Menschen zwischen 25 und 34 Jahren nach Ausland. Diese Lage lasse sich auch auf die Geburtenrate negativ auswirken.



    Nach der Wende ist die Zahl der Einwohner Rumäniens von 23,2 Millionen auf 19,8 Millionen gesunken. Eine entgegengesetzte Tendenz ließ sich 1966 auszeichnen, als das Verbot der Abtreibungen während des kommunistischen Regimes zu einer Steigerung um 26% der Einwohnerzahl führte. Die brutale Einmischung des Ceauşescu-Regimes ins Familienleben der Rumänen wird von Experten des Nationalen Instituts für demographische Forschung stark kritisiert. Solche Maßnahmen seien alleine in totalitären Systemen zu erkennen. Es gebe dennoch auch westeuropäische Länder wie Frankreich, die in den letzten 25 Jahren eine Steigerung der Geburtenrate um 13% verzeichneten.



    Ein Anstieg der Geburtenrate wäre nun in Rumänien möglich, nur wenn jede Frau mehr als 2 Kinder bekommen würde. Diese Tendenz müsste mindestend 50 Jahre andauern, fügt Vasile Gheţău hinzu. Eine positive Entwicklung der Geburtenrate sei aber von Maßnahmen bedingt, wie die finanzielle Unterstützung der Familien, die mehr als 2 Kinder bekommen sowie die Reduzierung der Kindersterblichkeit und die Steigerung der Lebenserwartung. Die Bukarester Regierung müsse um 10% mehr Finanzmittel von Jahr zu Jahr freigeben, damit diese Maßnahme umgesezt wird. Ein neues Gesetz sieht vor, dass ab 1. Juli der Höchstbetrag des Elterngeldes, der bislang auf 760 Euro begrenzt war, abgeschafft werden soll. Demnächst soll das maximale Elterngeld 85% der Einkommen der Mutter darstellen. Experten des Nationalen Instituts für demographische Forschungen sind jedoch der Ansicht, dass neben der Wiederankurbelung der Geburtenrate auch ein Programm des Gesundheitsministeriums vonnöten sei, das zu einer signifikanten Reduzierung der Sterblichkeit führen soll.