Tag: Studentin

  • Alina Ionaşcu: „Ich wollte in Rumänien studieren, um unabhängig zu werden“

    Alina Ionaşcu: „Ich wollte in Rumänien studieren, um unabhängig zu werden“

    Alina Ionaşcu ist in der benachbarten Republik Moldau, im Dorf Donduşeni aufgewachsen. Sie studiert Wirtschaft im westrumänischen Timişoara (Temeswar). Die derzeitige Masterandin ist im Jahr 2017 nach Rumänien gekommen. Ihre Entscheidung erläutert Alina:



    Ich wollte in Rumänien mein Studium fortsetzen, weil ich von meinen Eltern unabhängig werden wollte. Meine Eltern wissen das schon, ich wollte mich einfach allein zurechtfinden, denn als ich ein Kind war, machten sie sich zu viele Sorgen für mich. Timişoara ist zudem eine sehr schöne Stadt, wo ich mich sehr wohl fühle.“



    Schon in ihrem ersten Jahr in Timişoara hat sich Alina aus dem Wunsch heraus, sich schnell einzuleben, zwei Verbänden angeschlossen. Sie ist Mitglied des Verbands Bessarabischer Studenten und der Studentenorganisation der Temeswarer Universität. Seit 2019 ist sie Vertreterin der Studenten im Rat der Wirtschaftsfakultät sowie Vertreterin ausländischer Studenten im Universitätsrat. In der ersten Jahreshälfte 2019 hat sie mit einem Erasmus-Stipendium an der Universität Lille im Norden Frankreichs studiert:



    Diese Chance hat mich und mein Leben verändert, zum einen weil ich meine Komfortzone verlassen musste, zum anderen weil die Änderung meine Neugier geweckt hat; und eine Erasmus-Erfahrung stand auf meiner Wunschliste.“



    Wie sie die Rumänien-Erfahrung verändert hat erfahren wir in den folgenden Minuten von unserer Gesprächspartnerin:



    Ich bin jetzt ein erwachsener Mensch, der sehr gut wei‎ß, was er möchte und die Verantwortung für seine Handlungen trägt. Hier stehen viele Türen offen. Meine Leidenschaft ist die Wirtschaft, und jetzt, im vierten Studienjahr an der Fakultät in Temeswar, kann ich sagen, dass ich hier alles liebe. Ich schätze meine Professoren sehr, ich habe so viel von ihnen gelernt. Wer informiert ist, gewinnt, hat einer meiner Professoren im ersten Studienjahr gesagt, ich habe mir das gemerkt und dann habe ich verstanden, dass ich mich am richtigen Ort zur richtigen Zeit befinde.“



    Wenn sie ein wenig Freizeit hat, was nicht oft vorkommt, mag Alina Ionaşcu Museen besichtigen und veröffentlichte Studien im Bereich Wirtschaft und Politik lesen. Auf der Liste ihrer beliebtesten Bücher stehen Das Ende der Geschichte“ und Der letzte Mensch“ von Francis Fukuyama. Wie sie sich die Zukunft vorstellt, erfahren wir in den folgenden Minuten von Alina:



    Ehrlich gesagt, es gibt momentan für mich keinen bestimmten Ort, wo ich mir mein Leben vorstelle. Auch wenn ich Gro‎ßmutter sein werde, werde ich bestimmt viel reisen und einen freien Geist haben. Ich bin jetzt 22 und ich will so viele Herausforderungen wie möglich akzeptieren. Dank der internationalen Freizügigkeit möchte ich ähnliche Erfahrungen wie die Erasmus-Erfahrung in Frankreich erleben. Als ich in Frankreich war, habe ich Paris bereist, und eines Tages, als ich das Louvre Museum besichtigte, habe ich einen unvergesslichen Moment erlebt: Vor dem Museum stand ein Cellist, der ein schönes Lied aus dem Film »Amélie« spielte. Ich war so begeistert, ich befand mich in einem der grö‎ßten Museen weltweit und in der schönsten Stadt der Welt. Ich habe mir dann gewünscht, in Paris zu studieren und ich hoffe, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht.“



    Zum Schluss des Gesprächs richtete Alina Ionaşcu eine Botschat an die Studenten, deren Leben von der Pandemie stark beeinflusst wird:



    Selbst wenn wir angesichts der Corona-Einschränkungen zu Hause bleiben müssen, möchte ich, dass die Jugendlichen, die dieses Gespräch hören, genauso dynamisch und neugierig bleiben wie vorher und jede Herausforderung annehmen. Ich bin mir sicher, dass wir alle aus unserer Komfortzone herauskommen können, selbst wenn wir zu Hause bleiben. Ich möchte viel lesen und entdecken, denn wer informiert ist, gewinnt.“

  • Architektur-Studentin aus Brasilien: „Rumänien ist ein sicheres Land“

    Architektur-Studentin aus Brasilien: „Rumänien ist ein sicheres Land“

    Hallo, ich hei‎ße Nayara Suila Santiago Sacramento, ich bin Brasilianerin und komme aus der Stadt Salvador da Bahia. Zurzeit lerne ich die rumänische Sprache an der Technischen Universität für Bauingenieurwesen in Bukarest. Ab nächsten Jahr werde ich an der Ion-Mincu-Universität für Architektur und Stadtplanung in Bukarest studieren. Nayara Suila ist ein alter brasilianischer Eingeborenen-Name, der ‚sensible Frau, gut für die Seele, wie man sie wünscht‘ bedeutet. Santiago, der Nachname meiner Mutter, ist spanischer Herkunft, und Sacramento ist der Familienname meines Vaters. Seine Familie stammt von den afrikanischen Sklaven, die von portugiesischen Kolonisten nach Brasilien gebracht wurden.“




    Bis 2018 studierte Nayara Suila Santiago Sacramento Architektur und Stadtplanung in Brasilien an der Universidade Federal da Bahia. Während einer postgradualen Spezialisierung erfuhr sie von einer Kollegin, wie es möglich sei, in Rumänien durch das Stipendiensystem zu studieren, das der rumänische Staat ausländischen Staatsbürgern zu Verfügung stellt.



    In meiner Kindheit, als ich spielte, stellte ich mir immer vor, ich wäre Architektin. Ich zeichnete sehr viel. Ich liebe es, den Raum zu strukturieren, zu organisieren. Durch eine optimale Raumverteilung kann man viele Probleme lösen, damit sich die Menschen wohl fühlen. Ich mag die Art, wie ein Architekt bei der Gestaltung eines Gebäudes das Licht und den Wind einbeziehen muss.“




    Rumänien ist das erste fremde Land, das Nayara kennengelernt hat. Wie findet sie Rumänien?



    Sicherheit ist das Erste, was mir hier aufgefallen ist, Rumänien ist ein sicheres Land. Für mich ist das besonders wichtig, denn in Brasilien, in fast jeder kleinen oder gro‎ßen Stadt, fühlt man sich wegen der Gewalt nicht sicher. Brasilien ist ein sehr schönes Land, aber dort gibt es viel Gewalt. In Rumänien ist das nicht der Fall. Au‎ßerdem sind die Leute hier sehr höflich zueinander, ich bemerke kleine Gesten, die den Unterschied ausmachen, zum Beispiel, wie jemand die Tür öffnet, um einen anderen hereinzulassen. Gleichzeitig gibt es Unterschiede zu Brasilien. Wir Brasilianer sind offener für alles Neue. Ein Beispiel: Wenn wir einfach Schlange stehen oder auf den Zug warten, kommen wir sofort ins Gespräch und aus dieser einfachen Unterhaltung kann sich eine langjährige Freundschaft entwickeln.“




    In ihrer Freizeit hört Nayara Suila Santiago Sacramento gerne Musik, geht mit Freunden in die Stadt oder liest Bücher:



    Ich liebe die Musik, für mich ist das eine Möglichkeit, meine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern. Die Musiktexte haben mir geholfen, Englisch zu lernen, und sie helfen mir auch, Rumänisch zu lernen. Ich höre rumänische Sänger und Musikgruppen wie Ioana Ignat, Andra, Carla‘s Dreams — ganz besonders mag ich ein Lied, »Forever«, es ist sehr romantisch. Ich lese gern brasilianische Schriftsteller, zum Beispiel Machado de Assis, einen romantischen Autor. Er hat »Senhora« geschrieben, ein Buch über eine Frau, die unabhängig wird. Ich habe immer die Unabhängigkeit bei einer Frau bewundert.“




    Im Sommer 2019 wird Nayara höchstwahrscheinlich nach Brasilien fliegen, um ihre Familie zu besuchen. Sie vermisst ihre Familie, aber gleichzeitig genie‎ßt sie jede neue Erfahrung in Rumänien:



    Ich möchte reisen und im Ausland arbeiten. Das habe ich mir schon immer gewünscht. Mit jedem Tag fühle ich mich immer stärker. Ich lebe sehr intensiv und fühle, wie ich mich von Tag zu Tag entwickle. Meine Familie vermisse ich sehr. Meine Mutter ist Psychologin und mein Vater arbeitet auf dem Gebiet der technischen Chemie. Ich habe zwei Schwestern, eine ist neun Jahre älter als ich, und die andere ist ein Jahr jünger. Meine ältere Schwester ist Geographielehrerin, und meine jüngere Schwester ist Chemieingenieurin. Und ich vermisse auch meinen Hund, einen Labrador namens Sol (»Sonne« auf Portugiesisch). Ich schaue mir immer wieder Fotos und Videos mit meinem Hund an. Ich vermisse sie alle.“




    Im Jahr 2022 sollte Nayara Suila Santiago Sacramento ihr Magisterstudium im Bereich Architektur an der Ion-Mincu-Universität für Architektur und Stadtplanung in Bukarest abschlie‎ßen. Wie sehen ihre Zukunftspläne aus?



    Ich möchte arbeiten, finanziell unabhängig sein, und dies kann entweder hier in Rumänien oder in Brasilien geschehen. Wir erleben ziemlich schwierige Zeiten, in Brasilien ist es nicht einfach, im Architekturbereich zu arbeiten, umso mehr, dass es in unserer Familie keine Architekten gibt. Ich würde sehr gern in dem Bereich arbeiten, wofür ich mich vorbereitet habe. In meiner Heimat Brasilien habe ich bereits ein wenig in diesem Bereich gearbeitet, ich habe Praktika absolviert, aber ich würde auch gerne hier in Rumänien als Architektin in einem Unternehmen arbeiten, es wäre schon interessant. Oder ich könnte auch Lehrerin werden, weil ich gerne unterrichte, ich mag alles, was mit Pädagogik und Unterricht zusammenhängt.“

  • Kunststudentin Fatma Engin: „Die Menschen hier sind warmherzig und freundlich wie in der Türkei“

    Kunststudentin Fatma Engin: „Die Menschen hier sind warmherzig und freundlich wie in der Türkei“

    Mein Name ist Fatma Engin, ich komme aus der Türkei und studiere an der Universität für Kunst und Design in Cluj (Klausenburg). Auch in der Türkei studierte ich Kunst, an der Universität Anadolu.“




    Doch bevor sie nach Rumänien kam, studierte Fatma Engin ein Jahr lang in Polen, an der Akademie für Kunst und Design Eugeniusz Geppert“ in Wrocław (Breslau):



    Durch das Erasmus-Programm ging ich 2013 nach Polen, um Graphikdesign zu studieren, und 2014 kam ich nach Rumänien für ein Praktikum bei einer Designfirma in Cluj.“




    Es war vor allem die Liebe, die Fatma Engin dazu bewegte, nach Rumänien zu kommen:



    In Polen lernte ich einen Rumänen kennen und ihm zuliebe kam ich hierher. Er hei‎ßt Narcis Doboş und ist Graphikdesigner. Wir lernten uns beim Erasmus-Stipendium in Polen kennen, und nach der Zeit in Polen entschied ich mich, nach Rumänien zu kommen und ein Praktikum in Cluj zu machen, in der Stadt, wo mein Freund auch studiert hat.“




    Von 2015 bis 2016 besuchte Fatma Engin einen Rumänisch-Kurs für Ausländer an der Universität Babeş-Bolyai in Cluj:



    Bevor ich anfing, Rumänisch zu lernen, dachte ich, dass es sehr leicht wird, da Rumänisch in etwa wie Italienisch oder Spanisch klingt. Es war aber schwieriger, als ich dachte. Mit dem Wortschatz hatte ich es etwas leichter, weil in der rumänischen Sprache es viele Lehnwörter aus dem Türkischen gibt. Die Grammatik war aber nicht so einfach.“




    Fatma Engin kommt aus der Stadt Akhisar in der Provinz Manisa, im Westen der Türkei, und seit drei Jahren lebt sie in Cluj. Von der Familie ihres Freundes wurde sie herzlich aufgenommen und sie fühlt sich sehr wohl, wenn sie seine Eltern in Bistriţa besucht:



    Wir verstehen uns sehr gut, Narcis’ Eltern sind sehr freundlich, ich mag sie sehr. Ich esse zum Beispiel kein Schweinefleisch, und wenn wir nach Bistriţa zu Besuch hinfahren, kocht Narcis’ Mutter immer extra für mich, ohne Schweinefleisch.“




    Was gefällt Fatma Engin in Rumänien am besten?



    Am besten mag ich die Menschen hier. Ich lebte eine Zeit lang in Polen, und von den Polen kann ich nicht dasselbe sagen. Die Rumänen sind den Türken sehr ähnlich, sie sind genauso warmherzig und freundlich. Das rumänische Essen schmeckt mir auch — ok, nicht alles, aber zum grö‎ßten Teil doch. Das Wetter mag ich nicht besonders, aber es geht schon.“




    Und welche rumänische Städte hat sie bereits besucht?



    Ich habe noch nicht sehr viele Städte besucht. Abgesehen von Cluj (Klausenburg) war ich bis jetzt in Bukarest, in Braşov (Kronstadt) und in Bistriţa (Bistritz). Bukarest fand ich nicht so schön, es war ein regelloses durcheinander. Braşov dagegen gefällt mir sehr gut. Die Stadtmitte von Braşov finde ich ganz fein, Braşov hat mir sogar besser als Cluj gefallen.“




    Im Herbst 2009 beteiligte sich Fatma Engin mit einigen Zeichnungen an einer Gruppenausstellung in ihrer Heimatstadt Akhisar. In Cluj, wo sie voraussichtlich bis 2018 studieren soll, zeichnet sie flei‎ßig weiter und kreiert auch Graphiken für Smartphone-Spiele. Nach ihrem Magisterabschluss an der Universität für Kunst und Design in Cluj möchte Fatma Engin sich in Rumänien niederlassen:



    Ich möchte in Rumänien bleiben. Mir gefällt es sehr gut hier, ich habe mich schon an Rumänien gewöhnt. Ich möchte Graphikdesigner werden, wie mein Freund.“