Tag: Suczawa

  • Festung Suceava: mittelalterliches Flair durch multimediale Erlebnisse ergänzt

    Festung Suceava: mittelalterliches Flair durch multimediale Erlebnisse ergänzt

    Das heutige Reiseziel führt uns zur mittelalterlichen Festung Suceava (dt. Suczawa), ehemaliger Sitz der moldauischen Fürsten bis ins 16. Jahrhundert, die am Ostrand der gleichnamigen Stadt im Nordosten des Landes liegt. Die Festung, die einen herrlichen Blick auf das ganze Suceava-Tal bietet, war Teil des Verteidigungssystems, das Ende des 14. Jahrhunderts gegen die Angriffe der osmanischen Heere erbaut wurde. Das System bestand aus Fürstenhöfen, Klöstern mit hohen Mauern sowie Festungen von strategischer Bedeutung. Corina Rita Oarză ist Museumskuratorin bei der Festung Suceava. Sie ist unsere Reiseleiterin durch die Burg:



    Im Au‎ßenhof der mittelalterlichen Burg gibt es gleich am Eingang zwei Türme. Vor diesen Türmen steht eine Wache und dank eines Videoprojektionssystems kann man Dialoge zwischen Persönlichkeiten der damaligen Zeit hören. Stimmen begleiten die Videoprojektionen. In den Türmen waren die Festungswächter untergebracht, und dort gibt es jetzt Nachbildungen dieser Soldaten mit ihren Waffen und Ausrüstungsgegenständen aus der Zeit: Schwerter, Äxte, Armbrüste, Bogen und Pfeile sowie Morgensterne mit dem Wappen des Woiwoden. Zudem sind die mit Kanonenkugeln ausgestatteten Bombarden aus Stein und Metall zu sehen. Die Rüstung ist in einem anderen Raum vorhanden, es handelt sich um Helm und Rüstung, die den oberen Teil des Rumpfes, Hals und Schultern schützte. Die Soldaten trugen Lederstiefel. Im Winter hängten sie Krallen wilder Tiere an die Sohlen ihrer Stiefel, um auf Eis nicht auszurutschen.“




    Was können die Besucher unternehmen, wenn sie auf dem Gelände der ehemaligen Hauptstadt ankommen? Corina Rita Oarză:



    In den oberen Stockwerken gibt es die Räume, die einst von den Woiwoden und ihrem Gefolge bewohnt wurden. Die oberen Terrassen, die auf einer Höhe von 60 Metern liegen, bieten einen herrlichen Blick über die gesamte Region. Der Wind weht stark nach oben. Hier finden wir die mittelalterlichen Kanonen, die jeden Tag um die Mittagszeit, als Erinnerung an die gro‎ßen moldauischen Wojewoden, drei Schüsse abfeuern. Von diesen oberen Terrassen aus kann man das ganze Tal und die Stadt Suceava sehen.“




    Trotz des mittelalterlichen Flairs, das heute noch in der Festung zu spüren ist, hat auch die moderne Technik ihren Platz in dem ehemaligen Sitz der moldauischen Fürsten, und zwar zu einem guten Zweck. Corina Rita Oarză:



    Ein virtueller Umkleideraum steht den Besuchern zur Verfügung. Sie stehen vor einem Projektor und lassen sich abwechselnd mit drei Arten mittelalterlicher Kleidung bedecken. Mit einem Knopfdruck können Sie die Kleidung wechseln. Am Ausgang kriegen sie das Foto als Souvenir. Vor kurzem wurde die Festung mit einem Audioguide-System ausgestattet, das in vier Sprachen verfügbar ist: Rumänisch, Englisch, Deutsch und Ungarisch. Besucher kriegen am Eingang einen Gutschein, in dem sie die gewünschte Sprache angeben, dann können sie die Anwendung Discover Romania herunterladen.“




    Thematische Ausstellungen und Workshops über die Geschichte der Region ergänzen das Angebot des Museums, das in diesem Jahr auch zu einer graphischen Ausstellung des Künstlers Mihail Gavril mit dem Titel Prinzessinnen der mittelalterlichen Moldau“ einlädt.



    Die letzte Überraschung ist eine sü‎ße Überraschung: eine Jubiläums-Schokolade zum 120. Jahrestag des Museums. Aber: Bitte in Ma‎ßen genie‎ßen!

  • Suceava: Stadt der mittelalterlichen Moldaufürsten zu Fuß erkunden

    Suceava: Stadt der mittelalterlichen Moldaufürsten zu Fuß erkunden

    Die Touristeninformation Suceava veranstaltet ab dem 1. Mai dieses Jahres zwei kostenlose Stadtführungen zu Fu‎ß für die Touristen, die Suceava (dt. Suczawa) besuchen. Die Stadt liegt im Norden des Landes und ist ein wichtiger Haltepunkt entlang der Route, die zu den berühmten Klöstern in der Bukowina führt. Die Klöster sind Teil des UNESCO-Kulturerbes und beeindrucken insbesondere durch die Wandmalereien im Inneren sowie an den Au‎ßenwänden. Doch nicht nur die Klöster sind einen Besuch wert in der Region, sondern auch die Stadt Suceava. Die Stadt ziehe immer mehr Touristen an, so Claudiu Brădăţan, der Leiter der Touristeninformation in Suceava:



    Die Sanierungsarbeiten an der Burg Suceava sind letztes Jahr abgeschlossen worden. Die Festung sieht derzeit sehr gut aus. Zwar sticht die Bukowina mit den berühmten Klöstern in der Region heraus, doch bemühen wir uns, die Aufmerksamkeit auf unser Kulturerbe zu lenken. Daher bieten wir ab Mai zweimal die Woche freie Stadtführungen an. Unsere Mitarbeiter begleiten gerne die Touristen durch die Stadt und unterrichten sie zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten.“




    Bei der ersten Stadtführung, die angeboten wird, werden rund 2,5 Km zurückgelegt. Die Stadtführung findet statt, wenn sich mindestens 4 Personen dafür anmelden. Dazu Claudiu Brădăţan, der Leiter der Touristeninformation Suceava:



    Die Stadtführung geht an allen Sehenswürdigkeiten vorbei, die auf keinen Fall verpasst werden sollten — das Sankt-Johann-Kloster (rum. Mănăstirea Sf. Ioan), das Bukowiner Dorfmuseum (rum. Muzeul Satului Bucovinean), die Burg der Moldaufürsten (rum. Cetatea de Scaun) und das Geschichtsmuseum. Letzteres ist ein echtes architektonisches Juwel. Die Rehabilitierungsarbeiten am Geschichtsmuseum in Suceava wurden letztes Jahr abgeschlossen. Das Museum wurde umorganisiert. Es ist eines der modernsten Museen landesweit, meiner Meinung nach. Die »Must see«-Stadtführung dauert etwa 5 Stunden. Es ist eine etwas kürzere touristische Tour. Wir bieten die Stadtführung als alternative Freizeitgestaltungsmöglichkeit den Touristen, die einen freien Nachmittag haben, bis sie weiter in die Bukowina reisen.“




    Die zweite angebotene Stadtführung hat eine ausgeprägte kulturelle Dimension. Die Mitarbeiter der Touristeninformation erhoffen sich ein gro‎ßes Interesse für diese Stadtführung:



    Diese Stadtführung dauert 7-8 Stunden. Zu den vier Sehenswürdigkeiten, die wir bei der ersten Tour bieten, kommen noch ein paar hinzu — die Auferstehungskirche (rum. Biserica Sf. Înviere), eine der ältesten Kirchen in der Stadt, das Kloster Mănăstirea Sf. Ioan cel Nou, eine weitere Kirche, Biserica Sf. Dumitru, sowie eine katholische Kathedrale, St. Johann Nepomuk. Sie ist ein Begegnungsort für die polnische Gemeinschaft in Bukowina. In unserer Region haben schon seit eh und je viele ethnische Minderheiten friedlich zusammengelebt — das ist wohl bekannt. Wie gesagt, es ist eine kulturelle Stadtführung, die 7 bis 8 Stunden dauert.“




    Die Reisebüros ziehen es eher vor, einen Besuch der Klöster als einen Stadtaufenthalt anzubieten, so Claudiu Brădăţan, der Leiter der Touristeninformation. Das Auskunftsbüro möchte durch die zwei angebotenen freien Stadtführungen die Stadt Suceava viel mehr als Reiseziel und als City-Break-Destination fördern:



    Die Stadt hat einen Flughafen, der 2016 modernisiert wurde. Die Zahl der Fluggäste hat deutlich zugelegt. Bukowina ist viel mehr als nur die klassischen Klöster. Das versuchen wir zum Vorschein zu bringen. Unser Auskunftsbüro liegt in der Innenstadt, an der wichtigsten Kreuzung in Suceava. Die Touristen können uns leicht erreichen. Wir haben einen Abstellraum, wo die Touristen gegebenenfalls ihre Koffer ablegen können. Dazu bieten wir kostenlosen drahtlosen Internetzugang. Wir haben auch viele Broschüren und Werbematerialien, die wir den Touristen gerne zur Verfügung stellen.“

  • QSL 10 / 2014: Fürstenburg in Suceava

    QSL 10 / 2014: Fürstenburg in Suceava

    Mit der Expansion des Osmanischen Reiches Ende des 14. Jahrhunderts begann das Fürstentum Moldau ein System von Festungen zu errichten, das zunächst aus Erdwällen und Palisaden bestand. Damit sollten Siedlungen, Fürstensitze und Klöster gestärkt werden. Mehrere strategische Festungen dieser Art wurden entlang der östlichen Grenze (damals am Nistru/Dnjestr) oder im Landesinneren, vornehmlich in den östlichen Subkarpaten errichtet. Das wichtigste moldauische Bollwerk, die Fürstenburg in Suceava (Suczawa), spielte über drei Jahrhunderte die Hauptrolle im politischen und militärischen Leben des Fürstentums.



    Sie wurde auf einer Hochebene östlich der gleichnamigen Stadt in 70 Metern Höhe errichtet. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde die Festung in einem Dokument von 11. Februar 1388, in der Herrschaftszeit des Fürsten Petru I. (1375 – 1391). Alexander der Gute (1400 – 1432) lie‎ß eine Mauer an der Südseite der Festung errichten.



    Ihre Blütezeit erreichte die Burg in der Herrschaftszeit Stefan des Gro‎ßen (1457 – 1504), der Suceava zum wichtigsten Punkt seines Festungssystems machte. Durch Waffengewalt konnte die Burg nie eingenommen werden. Das Verteidigungssystem umfasste vier Elemente: den Graben samt Zugbrücke, die Umfriedungsmauer und die Fallgruben, die von Historikern mit dem Spitznamen Mausefallen umschrieben wurden. Die komplexe Wehranlage machte die Eroberung der Burg ohne Verrat von Innen praktisch unmöglich.



    Den Ruf einer fast uneinnehmbaren Trutzburg behielt Suceava auch in den folgenden Jahrhunderten, zu den Belagerern der Burg gehörten u.a. der polnische König Johann I. Albrecht und der osmanische Sultan Süleyman der Prächtige. Letzterer schaffte es schlie‎ßlich im Jahr 1538 (mit Hilfe eines moldauischen Verräters, der die Tore öffnete), die Burg ohne Kampf einzunehmen, und ersetzte den legitimen Fürsten durch einen den Osmanen ergebenen Woiwoden.



    Die letzten Instandsetzungen der Festung fanden gegen Ende des 16. Jh. statt. Im Jahr 1675 lie‎ß der moldauische Fürst Dumitraşcu Cantacuzino auf Befehl der Türken, unter deren Oberhoheit er stand, die Burg zerstören. Die Einwohner der Stadt nutzen die Ruine fortan als Steinbruch.



    Die Burg ist auch heute im Ruinenzustand, die innere Einrichtung wurde aber teilweise restauriert, um dem Besucher einen Eindruck vom mittelalterlichen Leben in einer Fürstenburg zu ermöglichen. Gleich nach dem Eingang über die Brücke sind die Kammern der Wachmannschaft zu sehen. Weitere Räumlichkeiten sind das Dampfbad, der Keller, die Kapelle und der Kerker. In der Festung lebten nebst den erwähnten Woiwoden der Moldau auch der Hochadel (Bojaren) und die höheren Würdenträger des moldauischen Fürstentums, vom Schatzmeister bis zum Heerführer (Hetman, rum. hatman).



    Die Ruinen der Burg gehören zu den staatlich geschützten Baudenkmälern. Laut der Webseite der Festung Suceava kann man den Museumskomplex von April bis Oktober täglich von 9 bis 20 Uhr besichtigen. Der Eintritt kostet umgerechnet 90 Eurocents, fürs Fotografieren wird eine zusätzliche Gebühr von ca. 1,15 Euro verlangt.